Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Inhaltsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung Einführung in das Thema
2. Definition und Ziele der Wissenschaft
2.1. Was ist Wissen?
2.2. Wissenschaft als geregeltes Erkenntnissystem
2.3. Systematik der Wissenschaft
3. Verschiedene Denkschulen der Wissenschaft
3.1. Max Weber und der Werturteilsstreit
3.2. Karl Popper und der Falsifikationismus
3.3. Theodor W. Adorno und der Positivismusstreit
4. Fazit und Ausblick
III. Literaturverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung - Einführung in das Thema
Die Geschichte der Wissenschaft ist eine sehr interessante Reise durch die menschliche Historie und reicht tausende von Jahren zurück. Jedoch war die Wissenschaft von damals anders, als wir sie heute vielleicht kennen: So war die Wissenschaft damals im alten Mesopotamien sehr eng mit der Religion verbunden, Priester sind dort die Wissenschaftler gewesen.
In der griechischen Antike war die Wissenschaft jedoch sehr eng mit der Philosophie verknüpft. Aus dieser Epoche stammen viele Gelehrte (z.B. Archimedes und Pythagoras), die wir heute noch kennen und deren Theorien Basis für weiteres wissenschaftliches Arbeiten sind. Sie erforschten damals in Institutionen gemeinsam und gaben ihr Wissen weiter, indem sie es an diesen Institutionen lehrten.
Mit dem Zerfall des römischen Reiches ging viel bis dahin erarbeitetes Wissen verloren. Alles an Wissen wurde in handgeschriebenen Büchern in Klöstern aufbewahrt und diente später als Grundlage, als die ersten Universitäten im Mittelalter entstanden. Bis dato führten die Kirche und die Wissenschaft eine friedliche Koexistenz (dies jedoch nur solange die Wissenschaft das kirchliche Weltbild in Frieden ließ). Jedoch veränderten Forschungen und die daraus entstandenen Erkenntnisse von Wissenschaftlern wie Kopernikus und Galileo die Beziehung zur Kirche maßgeblich.
Mit dem Beginn der Renaissance setzte ein Wandel in der Gesellschaft ein. Man besann sich auf antikes Wissen zurück und ein Drang nach Allwissenheit entstand. Durch Forschungsreisen begann die Entdeckung einer neuen Welt und die Loslösung des alten kirchlichen Weltbildes. Mittlerweile ist jedoch klar, dass allumfassendes Wissen nicht zu erreichen und somit unmöglich ist.
Wenn man nun jedoch versucht Wissenschaft zu definieren, wird man feststellen, dass dies gar nicht so eindeutig ist. Ein Lexikon definiert Wissenschaft als „das Bemühen, die Begründungszusammenhänge eines Wirklichkeitsbereichs (Sachbereichs) mit adäquaten Methoden (z. B. Empirie, Experiment, Messung, Deutung) zu ergründen1 ". Bei meiner Recherche empfand ich dies als sehr passende Definition, was gar nicht so leicht zu entscheiden ist, da es eine große Variation an Definitionen gibt. Es herrscht ebenso eine Uneinigkeit unter den Wissenschaftstheoretikern wie man genau Wissenschaft definiert und was die besten Forschungsmethoden und Wissenschaftsansätze sind. Diese Uneinigkeiten ziehen sich durch die ganze Menschheitsgeschichte bis zur heutigen Zeit hin. Denn dadurch, dass es eine Vielzahl an verschiedenen Denkschulen gibt, kommt es auch zu Diskussionen unter den Wissenschaftlern.
Hinzu kommt, dass Wissenschaft aus unzähligen Teilbereichen (Naturwissenschaft, Kultur- bzw. Geisteswissenschaften, etc.) besteht und man kaum mehr sagen kann, was die Gemeinsamkeiten seien und was Wissenschaft überhaupt ausmache.
In dieser Arbeit wird versucht herauszufinden, was Wissenschaft überhaupt ist, mit Hinblick darauf, wie Wissen definiert wird. Im Anschluss wird die Wissenschaft als geregeltes Erkenntnissystem behandelt und die Systematik dargestellt. Ebenso werden exemplarisch die drei Wissenschaftler Weber, Popper und Adorno und deren Wissenschaftstheorien dargestellt, um die Wissenschaft besser zu verstehen und zu erörtern.
2. Definition und Ziele der Wissenschaft
2.1. Was ist Wissen?
Im Wort „Wissenschaft“ steckt das Wort „Wissen", doch was genau versteht man überhaupt darunter? Wissen geht mit Gewissheit einher, d.h. man ist sich einer Sache sicher und „glaubt“ nicht nur einfach daran. Wissen setzt also auf gesicherte Erkenntnisse und beansprucht eine Allgemeingültigkeit. Heutzutage ist diese Allgemeingültigkeit für gesicherte Erkenntnisse Standard, damals jedoch war dies keine Selbstverständlichkeit. Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hatte es die Wissenschaft bis ins 13. Jahrhundert sehr schwer. Sie musste sich dem religiösen Glauben unterstellen und wurde nur als eine Meinung angesehen. Als der radikale Wandel kam, wurde Wissenschaft sogar als „Wahrheit“ angesehen, heute jedoch ist man etwas vorsichtiger mit solch einer Aussage und schreibt der Wissenschaft einen Wahrheitscharakter zu, welcher jedoch gewisse Kriterien aufweist. Wissenschaftliche Aussagen müssen heutzutage eine gewisse Verifizierbarkeit und Beweisbarkeit aufweisen.
2.2. Wissenschaft als geregeltes Erkenntnissystem
Die Wissenschaft ist, wie die Überschrift bereits sagt, ein methodisch geregeltes Erkenntnissystem. Dies bedeutet, dass die Wissenschaft ein System ist und methodisch (also unter Anwendung von verschiedenen Verfahren) Erkenntnisse liefert. Forscher und Wissenschaftler werden immer nach weiterem Wissen streben und dabei verschiedene empirische Forschungsmethoden anwenden. Bei diesem methodischen Vorgehen gibt es jedoch sogenannte Gütekriterien, die die Qualität der Datenerhebung angeben. Diese drei Gütekriterien sind: Objektivität, Reliabilität und Validität. Eine Forschung muss immer objektiv sein, bedeutet dass die Forschungen bei selben Bedingungen immer unabhängig vom Forscher dieselben Ergebnisse bringen. Der Wissenschaftler muss somit werturteilsfrei forschen. (siehe Max Weber und der Werturteilsstreit)
Die Datenerhebung muss außerdem reliabel (zuverlässig) sein, d.h. bei erneuten Datenerhebungen mit den gleichen Kriterien genau dieselben Erkenntnisse zu bekommen wie bei der ersten Datenerhebung.
Validität meint, dass man mit einem Test genau das misst, was man damit beabsichtigt hatte zu messen. Ein Beispiel: Wenn man die Intelligenz von Probanden messen möchte, ist es genau richtig ihnen einen Intelligenztest vorzulegen. Falsch wäre es, sie einem Sporttest zu unterziehen, da dieser nichts über die Intelligenz besagter Probanden aussagt.
2.3. Systematik der Wissenschaft
Bereits in der Einleitung habe ich angeschnitten, dass die Wissenschaft aus mehreren Teilbereichen besteht. Es ist somit schwierig, gar unmöglich zu sagen, dass somit nur die eine Wissenschaft existiert. Denn Wissenschaften mögen sich zwar mit denselben Themen auseinandersetzen, haben jedoch grundverschiedene Forschungsgegenstände. Somit werden auch unterschiedliche Methoden zur Forschung eingesetzt, die auch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Eine Methode ist ein strukturiertes Vorgehen zur Lösung eines Problems, die Wissenschaftler zur Erkenntnisgewinnung einsetzen. Hierbei wird unterschieden in quantitative und qualitative Methoden.
Quantitative Methoden erheben systematisch Daten und werten sie anschließend aus. Dabei werden mathematisch-statistische Verfahren genutzt, um ein objektives Ergebnis zu erlangen, z.B. standardisierte Befragungen und Beobachtungen sowie Experimente.
Qualitative Forschung hingegen wird mit nicht-standardisierten Verfahren (z.B. Interviews und Einzelfallanalysen) durchgeführt, um komplexe Themen und Zusammenhänge zu erforschen und neue Theorien zu erarbeiten.
3. Verschiedene Denkschulen der Wissenschaft
3.1. Max Weber und der Werturteilsstreit
Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Denkschulen zum Thema der Wissenschaft. Eine Denkschule stellt die wissenschaftliche Denkrichtung eines Wissenschaftlers dar. Die erste Theorie, mit der ich mich befasst habe und die ich vorstellen werde, ist die Wertfreiheit der Wissenschaft von Max Weber und der daraus entstandene Werturteilsstreit. 1909 brach auf der Wiener Tagung des „Vereins für Sozialpolitik“ - zwischen Max Weber und Werner Sombart auf der einen Seite und den Kathedersozialisten2 auf der anderen Seite - eine Diskussion über werturteilsfreie Forschung aus. Auslöser des Streits war der Vortrag „Das Wesen der volkswirtschaftlichen Produktivität“ von Eugen von Philippovich, der den Volkswohlstand als obersten Wert definierte und Produktivität und Rentabilität öffentlicher Einrichtungen forderte. Weber und Sombart kritisierten Philippovich, da in seinem Vortrag keine Trennung mehr zwischen T atsachenfeststellung und Werturteilen vorgenommen werden könne (Allein das Wort „Produktivität“ stecke voller Wertungen). Während Weber die Wertfreiheit der Wissenschaft forderte, betonte der „rechte Flügel“ des Vereins für Sozialpolitik hingegen, dass der Verein auch Aussagen zu sozialpolitischen Themen abgeben müsse. (Kaesler, 2003, S.240 - 241)
Max Weber verfasste nach dieser Tagung sein Werturteilsfreiheitspostulat, welches Teil des Werturteilsstreit ist. Es besteht aus zwei großen Problemkomplexen: Einerseits die Frage, ob Dozenten (auch getrennt von wissenschaftlichen Behauptungen) überhaupt Werturteile abgeben sollten und andererseits die Frage, ob Werturteile zum Bestand der Sozialwissenschaften gehören sollten. (Moebius, 2018, S.92) Weber könne jedoch auch zur Wertung eines Dozenten kein Urteil abgeben, da er damit selbst ein Werturteil fällen würde.
Auch nach Webers Tod folgte auf sein Werturteilsfreiheitspostulat Kritik von verschiedenen Wissenschaftlern: Nach Leo Strauss (einer der schärfsten Kritiker Webers) würde man sich als nicht wertender Wissenschaftler unaufrichtig verhalten, Werturteile seien in manchen Fällen sogar notwendig. So folgendes Beispiel: Wenn über die Arbeit in den damaligen Konzentrationslagern geschrieben wird, dann sollte in einer wissenschaftlichen und nicht wertenden Arbeit laut Strauss nicht das Wort „Grausamkeit“ verwendet werden, obwohl jeder Leser bei den beschriebenen Handlungen merken würde, dass diese Handlungen grausam sind. Strauss deutet hiermit an, dass man somit absichtlich besseres Wissen verbergen würde. (Keuth, 1989, S. 62)
Ebenso ist Strauss der Meinung, dass sich gewisse Phänomene, wie etwa soziale Sachverhalte, erst durch Werturteile konstituieren. Generell ließe es sich laut Strauss nicht vermeiden von Geiz, Eitelkeit und Skrupellosigkeit zu sprechen, wenn man soziale Angelegenheiten angemessen erörtern möchte. Als Beispiel hierfür gibt er die Definition der Prostitution an. Die Definition des Wortes „Prostitution“ kann laut Strauss nicht ohne das Wort „erniedrigend“ konstituiert werden. (Keuth, 1989, S. 63)
Ein weiterer Kritiker Webers ist Karl Popper. Für Popper gibt es ebenso keine Wertfreiheit in der Wissenschaft, denn er hält die Werturteilsfreiheitsthese für „grundfalsch und auf ein Missverständnis der naturwissenschaftlichen Methode begründet“. Jedoch geht er nicht direkt auf diese These ein, sondern „verschiebt“ das Problem. Popper glaubt, dass es überhaupt keine „Objektivität in der Wissenschaft“ gäbe. (Godbersen, 2003) Für Popper ist somit die Wertfreiheit der reinen Wissenschaft ein unerreichbares Ziel.
Popper, als Vertreter des kritischen Rationalismus, war auch Vertreter des zweiten Werturteilsstreits, welcher in den 1960er und 1970er Jahren stattfand. Dieser Werturteilsstreit, auch Positivismusstreit genannt, wurde ebenso von dem Konsens ausgelöst, ob Werturteile Bestandteil wissenschaftlicher Theorienbildung sein sollten. Jedoch werde ich später noch auf den Positivismusstreit und Theodor Adorno, ein weiterer Akteur dieses Streits, eingehen.
3.2. Karl Popper und der Falsifikationismus
Anders als Max Weber, der sein Werturteilsfreiheitspostulat als Grundlage der Wissenschaftlichkeit sah, stelle ich als zweite Denkschule den Kritischen Rationalismus (auch Falsifikationismus genannt) vor - eine von Karl Popper entwickelte Wissenschaftstheorie. Im kritischen Rationalismus vereint Popper das kritische Denken (Rationalismus) und Beobachtung und Experiment (Empirismus) in einer Denkschule, wobei er die klassischen Varianten dieser Wissenschaftstheorien ablehnt. Popper geht in seiner Theorie nicht davon aus, dass eine wissenschaftlich belegte These als allgemein gültiges Gesetz gilt und ist damit ein klarer Gegner des Induktivismus. (Thaler, 2017, S.30)
Seiner Ansicht nach haben wissenschaftliche Theorien so lange Bestand, bis das Gegenteil bewiesen wurde. So müssen wissenschaftliche Aussagen laut Popper so lange geprüft werden, bis sie widerlegbar - also falsifiziert sind. Schon im Vorwort seines Buches „Logik der Forschung" sagt Popper: „Wann immer wir nämlich glauben, die Lösung eines Problems gefunden zu haben, sollten wir unsere Lösung nicht verteidigen, sondern mit allen Mitteln versuchen, sie selbst umzustoßen." (Logik der Forschung, 11. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, Seite XX) Popper ist so der Ansicht, dass die Induktion nicht logisch schlüssig ist, der Falsifikationismus hingegen schon. So könne man nicht von mehreren einzelnen Beobachtungen auf eine Gesetzmäßigkeit oder eine Deduktion schließen, denn allein ein einziges Gegenbeispiel widerlegt die ganze These. Wie das Beispiel von den Schwänen: Man kann aus mehreren einzelnen Beobachtungen von weißen Schwänen und der Schlussfolgerung „Alle Schwäne sind weiß" auch falsch liegen, wenn es einen schwarzen Schwan gibt. Dieses Beispiel macht deutlich, dass man Deduktionen aufgrund von einzelnen Beobachtungsaussagen durchführen kann, um zu beweisen, dass universelle Theorien falsch sind. Im angeführten Beispiel mit den Schwänen wäre die Deduktion, dass nicht alle Schwäne weiß sind.
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1 Spektrum akademischer Verlag, Heidelberg, https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/wissenschaft/70907 (aufgerufen am 22.05.2019).
2 Definition für eine Reihe deutscher Nationalökonomen