Ist Sterbehilfe vertretbar? Gründe und Arten von Sterbehilfe


Hausarbeit, 2019

12 Seiten, Note: 2.0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Arten der Sterbehilfe
Sterbebegleitung
Aktive Sterbehilfe
Passive Sterbehilfe
Indirekte Sterbehilfe
Suizidbeihilfe

Unterschiede beim Suizid
Unterschiedliche Gründe für den Suizidwillen
Bedeutung der Unterschiede auf die Ethik der Sterbehilfe

Vorstellung der Meinungen zur Sterbehilfe
Contra-Meinung
Pro-Meinung
„Wenn Ersticken droht“ - Beispiel

Fazit/Eigene Meinung

Anhang

Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Sonstige Quellen

Einleitung

In dieser Hausarbeit werde ich mich mit der Frage beschäftigen ob, und wenn ja, ab wann Sterbehilfe vertretbar ist bzw. ab wann man diese Hilfe leisten darf.

Das Problem bei dieser Frage ist, dass es zu diesem Thema ein breites Meinungsspektrum gibt und um dieses möglichst breit abdecken zu können werde ich positive und negative Meinungen zu diesem Thema gegenüberstellen. Aus dieser Meinungsgegenüberstellung werde ich im Anschluss ein Fazit ziehen, wo meine eigene Meinung mit einfließen wird. Jedoch muss vor dieser Meinungsgegenüberstellung geklärt werden, welche Arten von Sterbehilfe es gibt, da es dort große Unterschiede gibt von aktiver Hilfe bis hin zur einfachen Begleitung des Sterbenden. Diese Unterschiede der Sterbehilfe werde ich in dieser Hausarbeit auch erklären, da es nicht zu allen Arten der Sterbehilfe eine so große Meinungsverschiedenheit gibt, werde ich manche nicht groß erwähnen, andere wiederum sind sogar gesetzlich geregelt oder unter Strafe gestellt. Diese Arten der Sterbehilfe werde ich in der Meinungsgegenüberstellung näher beschreiben und teils auch in meine eigene Meinung mit einbringen. Nicht nur bei den Arten der Sterbehilfe muss unterschieden werden, sondern auch bei den Gründen, die es gibt für die Entscheidung Suizid zu begehen. Dadurch, dass es verschiede Gründe mit unterschiedlicher Wertigkeit gibt, muss unterschieden werden, zwischen kurzzeitigen Suizidgedanken und welchen die endgültig sind, sowie unter weiteren Faktoren, die nachher noch erläutert werden. Ohne diese Unterscheidungen wäre es nicht möglich zu unterscheiden ob und falls ja, ab wann die verschiedenen Arten der Sterbehilfe gerechtfertigt wären. In meiner eigenen Meinung am Ende dieser Hausarbeit werde ich auch auf eigene Lebenserfahrungen mit dem Tod, bzw. dem Sterbenlassen von Angehörigen eingehen, da die Erfahrungen meine eigene Meinung gebildet haben.

Arten der Sterbehilfe

Sterbehilfe ist ein breiter Begriff und umfasst die Hilfe und/oder Unterstützung beim Sterben oder bis hin zur aktiven Tötung (einer sterbenden oder schwerkranken) Person.1

Sterbebegleitung

Sterbebegleitung bedeutet, die Begleitung einer Person in seiner letzten Lebenszeit durch palliative ärztliche wie pflegerische Versorgung (also Palliativmedizin) und mitmenschlicher Betreuung2

Aktive Sterbehilfe

Unter aktiver Sterbehilfe versteht man, dass eine aktive Handlung vorliegt, womit man das Leben eines anderen Menschen beendet. (Bsp. in dem man dieser Person eine Überdosis an Medikamente gibt.)

Das Abschalten von lebenswichtigen Maschinen, die jemanden am Leben erhalten gehört jedoch nicht dazu, auch nicht, wenn diese aktiv abgeschaltet wurden. Dies gehört nicht zur aktiven Sterbehilfe, da hier lediglich Versorgungsmaßnahmen unterlassen werden.3

Diese Art der Sterbehilfe ist in Deutschland verboten und mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bedroht.4

Passive Sterbehilfe

Bei der passiven Sterbehilfe werde lebenserhaltende Maßnahmen, wie z.B. Therapien oder andere medizinische Maßnahmen, nicht mehr fortgesetzt oder von vorne rein nicht durchgeführt. Dies kann bedeuten, dass Medikamente nicht mehr verabreicht werden oder auch das Beatmungsgeräte abgeschaltet werden. Beide Maßnahmen haben zur Folge, dass die Person an seiner Erkrankung oder an seinen Verletzungen eher sterben wird.5

Indirekte Sterbehilfe

Indirekte Sterbehilfe heißt die Gabe von schmerzlindernden Mitteln, welche die Lebenszeit der Person verkürzen können.

Suizidbeihilfe

Als Suizidbeihilfe wird die Mitwirkung an der Selbsttötung bezeichnet, um ein Leid zu beenden, welches als unerträglich empfunden wird.6 Die geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung wird in Deutschland mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft.7

Unterschiede beim Suizid

Unterschiedliche Gründe für den Suizidwillen

Um die moralisch-ethische Zwickmühle, ob Sterbehilfe (egal ob passive oder aktive Sterbehilfe) ethisch und moralisch Vertretbar ist beantworten zu können, muss man erst unterscheiden, um welche Art von Grund es sich beim Suizidwillen bei den Personen handelt, die um diese Hilfe beim Sterben bitten.

Platon unterscheidet hierbei in seinem Alterswerk „Nomoi“ zwei Arten des Suizidwillens bzw. der Suizidhandlung:

Die erste Art des Suizids, ist der Suizid bei unheilbarer, das Leben unerträglich machender Schmach. Die andere ist der Suizid aus Schlaffheit und feiger Verzagtheit.

Aristotelis hat ein ähnliches Urteil zu diesem Thema, er ist der Meinung, dass „zu sterben, um Armut, Liebeskummer oder sonst etwas Unangenehmen zu entgehen, nicht Kennzeichen des Tapferen, sondern vielmehr des Feigen“ (Nikomachische Ethik III 11) ist.8

Bedeutung der Unterschiede auf die Ethik der Sterbehilfe

Sowohl Platon, als auch Aristotelis gehen nicht direkt auf die Sterbehilfe bei beiden Arten des Suizidwillens ein, jedoch kann man aus deren Meinung zum Vorsatz der beiden Arten des Suizidwillens schließen, welche Meinung diese haben zur Sterbehilfe beim jeweiligen Suizidwillen.

Platon verlangt für jemanden, der aus Schlaffheit und feiger Verzagtheit Suizid begeht ein ruhmloses Begräbnis, welches an einer unbedeutenden Stelle liegen soll.9

Aus dieser Folge die er verlangt für die Personen die den Suizid aus diesen Gründen begehen, kann man schließen, dass er allein schon diese Art des Suizidwillens nicht unterstützt, somit wird er wahrscheinlich auch jede Art der Unterstützung dieses Willens als Ruhmlos bezeichnen.

Wie bereits oben Zitiert hat Aristoteles eine ähnliche Meinung zu der zweiten Art des Suizidwillens, weswegen man auch hier eine ähnliche Meinung zur Sterbehilfe vermuten kann, jedoch wird auch von ihm gesagt „oder sonst etwas Unangenehmen zu entgehen“10. Hier wirft sich mir jedoch nun die Frage auf, was er mit dem „Unangenehmen“ meint und wie weit er diesen Begriff fast. Meint er mit allem Unangenehmen alles was einem Unangenehmen ist bis hin zu schweren Krankheiten oder meint er damit kleinere Übel, die einem Unangenehm sind, wie Liebeskummer oder Stress.

Hier kann man aber mit Sicherheit sagen, dass er auch jegliche kleinen Unannehmlichkeiten ausschließt.

Aufgrund dieser Meinungen zum zweiten Suizidwillen wird sich alles im Weiteren auf die Sterbehilfe bei Schwerkranken, sterbenden Personen, o.ä. beziehen.

Vorstellung der Meinungen zur Sterbehilfe

Contra-Meinung

Unter der Annahme, dass beim Entschluss zum Suizid psychische Kräfte und mit ihnen die Handlungsfreiheit eingeschränkt waren, versucht man bei bzw. nach einer Suizidhandlung dem Betroffenen die bestmögliche Hilfe zukommen zu lassen. Das man hier sehr erfolgreich ist zeigt, dass die meisten geretteten Suizidwilligen im Nachhinein die Rettung als gut empfinden und diese sind auch noch 10 Jahre nach dem Suizidversuch durch therapeutische Hilfe am Leben.11 Hätte man hier den Suizid bzw. den Todeswunsch durch jegliche Sterbehilfe unterstützt, wäre eine Rettung in weniger Fällen möglich gewesen und diese Menschen wäre jetzt nicht glücklich über das „geschenkte“ leben welches sie nur noch haben, indem man sie gerettet und sich um sie bestmöglich gekümmert hat.

Nach Thomas Aquin sprechen gegen die Selbsttötung (und somit logischerweise auch ebenso gegen die Unterstützung) drei Argumente:

- Als erstes Argument führt er das naturrechtliche Prinzip der Selbsterhaltung an, welches besagt „das es Lebewesen durch angeborener Verhaltensweisen, erlernter Reaktionsmechanismen und bewusster Entscheidungen ermöglicht, sich als Einzelwesen, Gruppe und Art am Leben zu erhalten“12 und ergänzt dieses mit der Liebe, mit welcher sich jeder selbst zu begegnen hat. Dieses Selbsterhaltungsprinzip ist ebenso auf die Sterbehilfe anwendbar, da es sich nicht nur auf die Einzelwesen, sondern auch auf die Gruppe bzw. Art bezieht. Egal wie man uns während der Ausführung der Sterbehilfe nun sieht, ob als eine Gruppe von Lebewesen oder als Lebewesen derselben Art, wir fallen auch unter dieses Prinzip der Selbsterhaltung.
- Das zweite Argument, welches er vorbringt, ist das Unrecht an die Gemeinschaft, der der Mensch angehört. Durch einen Suizid würde jede Person die diesem Menschen nahe stand getroffen sein, die Familie wäre sogar betroffen durch den Suizid einer Person bzw. eines Familienangehörigen.13 Dies kann man nicht auf die Sterbehilfe von Familienmitgliedern beziehen, jedoch auf die von dritten bzw. von Unternehmen (Bsp. EXIT14 aus der Schweiz), wodurch die Familie nichts mitbekommen würde vom Suizid bzw. von der Sterbehilfe die geleistet wurde, bis es zu spät wäre.
- Als drittes führt er ein theologisches Argument an, indem er den christlichen Glauben mit einbezieht. Hier wird von ihm gesagt, dass sich der Suizid gegen die göttliche Entscheidung von Leben und Tod richtet. Wenn sich der göttliche Wille bereits gegen den Suizid richtet wird er sich logischerweise auch gegen die Sterbehilfe richten, somit muss die Sterbehilfe auch gegen den göttlichen Willen sein und dürfte nicht durchgeführt bzw. ausgeübt werden.15

Während manche Arten der Sterbehilfe in Deutschland erlaubt sind (Bsp. passive Sterbehilfe), sind andere unter Strafe gestellt, wie die Tötung auf Verlangen (aktive Sterbehilfe). Wörtlich heißt es im Gesetz „Ist jemand durch das ausdrückliche und ernstliche Verlangen des Getöteten zur Tötung bestimmt worden, so ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu erkennen“ (§ 216 I StGB), des Weiteren ist der Versuch bereits strafbar (vgl. § 216 II StGB).

Pro-Meinung

Ein moralisches Prinzip, dass der Selbstbestimmung, sagt aus, dass eine urteilsfähige Person selber entscheiden darf, ob sie in schwierigen Situationen ihr Leben weiterführen will oder eben nicht.16 Hier muss natürlich beachtet werden, dass diese Person noch urteilsfähig ist.

David Hume hat gegen die Argumente von Thomas Aquin zwei eigene gestellt, womit er versucht die Argumente von Aquin zu widerlegen.

- Der Aussage von Aquin, dass es gegen den göttlichen Willen ist Suizid zu begehen entgegnet er, dass die Selbstvernichtung sich genauso wenig gegen den göttlichen Willen stellt wie die Selbsterhaltung, da man in beiden Fällen mit der von Gott verliehen Kraft handelt.17 Ebenso handelt man bei der Sterbehilfe mit der von Gott verliehenen Kraft.
- Auch ist David der Meinung, dass die soziale Verpflichtung spätestens dann erlischt, wenn das eigene Leben unerträglich wird, denn wenn das eigene Leben zur Last wird, liegt die Selbstvernichtung im legitimen Selbstinteresse.18 Da die Sterbehilfe nur dieses legitime Eigeninteresse unterstützt und nicht hervorruft, wird diese wahrscheinlich auch in den Augen von David Hume legitim sein, schließlich wird hier nur versucht dem Leidenden zu helfen und seinem Leid ein Ende zu bereiten.

[...]


1 https://www.bestattungen.de/ratgeber/vorsorge/sterbehilfe.html

2 Albin Eser, Hans-Georg Koch: Materialien zur Sterbehilfe Eine Internationale Dokumentation Band S 25, 1991, S. 34

3 https://www.bestattungen.de/ratgeber/vorsorge/sterbehilfe.html

4 § 216 StGB

5 https://www.bestattungen.de/ratgeber/vorsorge/sterbehilfe.html

6 Albin Eser, Hans-Georg Koch: Materialien zur Sterbehilfe Band S 25, 1991, S. 35

7 § 217 StGB

8 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung, in: Hans Wehrli, Bernhard Sutter, Peter Kaufmann Der organisierte Tod – Sterbehilfe und Selbstbestimmung am Lebensende Pro und Contra Zürich 2012 Orell Füssil Verlag AG. S.22

9 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.22

10 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.22

11 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.21

12 https://www.biologie-seite.de/Biologie/Selbsterhaltung

13 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.22

14 https://exit.ch/startseite/

15 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.22

16 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.20/21

17 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.23

18 Otfired Höffe Ist Suizidhilfe moralisch vertretbar? Eine schwierige Güterabwägung S.23

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Ist Sterbehilfe vertretbar? Gründe und Arten von Sterbehilfe
Hochschule
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen; Bielefeld
Note
2.0
Jahr
2019
Seiten
12
Katalognummer
V1000517
ISBN (eBook)
9783346391551
ISBN (Buch)
9783346391568
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sterbehilfe, gründe, arten
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Ist Sterbehilfe vertretbar? Gründe und Arten von Sterbehilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1000517

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