Thomas Mann - Der Tod in Venedig
BIOGRAPHIE:
- wurde am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren
- Er hat 2 Schwestern und 2 Brüder, einer seiner Brüder war Heinrich Mann ebenfalls Schriftsteller
- 1896 - 1898 war er in Italien
- 1905: Heirat mit Katia Pringsheim
- Er hat insgesamt 3 Töchter und 3 Söhne
- 1919: Ehrendoktor der Universität Bonn
- 1929: Nobelpreis für Literatur (Buddenbrooks)
- 1930: Reise nach Ägypten
- 1933: Zieht zuerst nach Frankreich und dann in die Schweiz
- 1934: Erste Reise in die USA
- 1936: Aberkennung der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn
- 1938: Umzug in die USA
- 1944: Thomas Mann wird amerikanischer Staatsbürger
- 1949: erster Besuch Deutschlands nach dem Krieg
- 1952: Umzug von den USA in die Schweiz
- 1955: 12. August stirbt Thomas in Zürich
WERKE:
Thomas Mann schrieb sehr viele Bücher.
- Sein erstes schrieb er 1897: ,,Der kleine Herr Friedemann" ¬ 1899: Tonio Kröger - Novelle
- 1901: Buddenbrooks - Prosawerk
- 1912: Der Tod in Venedig - Novelle
- 1924: Der Zauberberg - Bildungsroman
- 1930: Mario und der Zauberer - Erzählung
- 1933: Leiden und Größe Richard Wagners - Roman
- 1938: Achtung Europa!
- 1939: Lotte in Weimar - Roman
- 1947: Doktor Faustus - Altersroman
- 1954: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull - Roman
- 1955: Versuch über Schiller
HAUPTFIGUREN: Gustav von Aschenbach Tadzio
INHALT:
Gustav von Aschenbach, wie er seit seinem 50. Geburtstag amtlich genannt wird, ist ein berühmter Schriftsteller. Bereits nach dem Gymnasium ist er sehr bekannt. Er wird als Sohn eines höheren Justizbeamten geboren. Seine Vorfahren sind Offiziere, Richter und Verwaltungsfunktionäre. Seine Mutter hat einen böhmischen Vater, von ihm stammen die Merkmale fremder Rasse in seinem Äußeren.
Nach einigen Jahre der Unruhe und vielen Versuchsaufenthalten da und dort wählt er frühzeitig München zum dauernden Wohnsitz. Aschenbach hat eine Frau, die jedoch bald nach der Heirat stirbt. Sie schenkt ihm eine Tochter.
In Aschenbach steckt eine große Reiselust und eines Tages, es ist Mitte Mai, reist er nach Italien, auf eine kleine Insel in der Adria. Er sucht das Fremdartige aber schnell bemerkt er, dass er hier nicht sein Ziel erreicht hat. Deshalb studiert er die Schiffsverbindungen und ihm wird schnell bewußt, wo er hin will - nach Venedig! Am Schiff nach Venedig erblickt er eine Schar junger Handelsgehilfen, unter ihnen ist einer, der sehr auffällig gekleidet ist. Er trägt einen hellgelben, übermodisch geschnittenen Sommeranzug mit roter Krawatte. Als Aschenbach ihn genauer betrachtet, stellt er fest, dass der Jüngling nicht wirklich jung ist. Er ist alt, er sieht nur wegen kosmetischen Korrekturen jünger aus. Dieser falsche Jüngling beschäftigte ihn sehr. Nach einigen Stunden trifft das Schiff in Venedig ein, Aschenbach quartiert sich in ein Hotel gleich neben dem Meer ein. Dort wohnen viele Menschen verschiedener Herkunft. Engländer, Franzosen, Amerikaner, Deutsche, Polen und viele mehr. Die polnische Gruppe besteht aus 3 jungen Damen und einem langhaariger 14-jähriger Knabe unter der Obhut einer Erzieherin. Der Junge heißt Tadzio und Aschenbach bewundert ihn. Der Knabe ist wunderschön und Gustav von Aschenbach kann seine Gedanken nicht mehr von ihm lösen. Er verfolgt den Jungen überall hin, er beobachtet ihn beim Spielen am Meer und beim Spazierengehen, unauffällig versteht sich, doch Tadzio bemerkt die Blicke des Alten. Tadzio sieht von Anfang an sehr kränklich aus, doch Aschenbach weißt nicht, was ihm fehlt. Der Schriftsteller ist so angetan von ihm, dass er ein Buch über ihn schreiben will. Einige Wochen vergehen, und jeden Tag blickt er sich suchend nach Tadzio um. Der Alte hat sich in den Jüngling verliebt. Eines Tages bemerkt Aschenbach in der Luft einen komischen Geruch, es riecht nach Desinfektionsmitteln. Er versucht herauszufinden, was los ist, aber niemand gab ihm Auskunft. Erst einige Zeit später erfährt er, dass in Venedig eine Seuche ausgebrochen ist. Viele reisen ab doch die polnische Familie bleibt und somit auch Aschenbach. Seine einzige Sorge ist, dass Tadzio abreisen könnte. So vergeht die Zeit, und eines Tages verlässt Gustav, da er sich kränklich fühlt, sein Hotelzimmer später als sonst. Er hat Schwindelanfälle, die von einer heftig aufsteigenden Angst begleitet wird, einem Gefühl der Ausweg- und Aussichtslosigkeit. In diesem Moment erfährt er, dass die polnische Familie Venedig verlassen wird. Aschenbach will die letzten Stunden noch nutzen und Tadzio beim Spielen zusehen. Er vergnügt sich am Strand, der Alte setzt sich bequem in einen Sessel, und erfreut sich an Tadzios Anblick, doch plötzlich sinkt Aschenbach immer weiter in den Sessel. Tadzio steht im Meer und blickt zum Ufer, Aschenbach ist es so, als ob der bleiche, hübsche Jüngling ihn anlächle, ihm winke und als ob er mit seiner Hand aufs Meer hinausdeute, voranschwebe und der Alte, wie so oft, macht sich auf, um ihm zu folgen. Minuten vergehen, als man Aschenbach zu Hilfe eilt. Er wird auf sein Zimmer gebracht doch er stirbt noch am selben Tag und die erschütterte Welt empfängt die Nachricht von seinem Tod.
Der Tod in Venedig spielt Anfangs in Deutschland und endet in Italien, Venedig und die Handlung spielt um 1900.
PROBLEMSTELLUNG:
In dieser Novelle geht es, wie könnte es anders sein, um Tod, Vergänglichkeit, die Existenz des Künstlers Aschenbach, die Einsamkeit von Aschenbach aber auch um die gleichgeschlechtliche Liebe Aschenbachs zu Tadzio.
Die Existenz des Künstlers ist nicht nur ein Thema in dieser Novelle von Thomas Mann sondern auch in ,,Tonio Kröger". Auch Goethe verarbeitete dieses Thema zum Beispiel in ,,Wilhelm Meisters Lehrjahre" und ,,Torquato Tasso" aber auch Grillparzer schreibt über dieses Thema in ,,Sappleo".
Tadzio ist eine Überraschung für Aschenbach, da Aschenbach immer geglaubt hat, die vollkommene Schönheit in der Kunst zu finden, entdeckte sie jedoch in der Realität, in Tadzio. Aschenbachs Liebe zu Tadzio entspricht der Liebe zu Narziß, so nennt er Tadzio auch einmal, einer Liebe, die zur Niederlage führen muss, da Narziß nur sich selbst liebt.,, ... S 96 - 97 ... "Narziß ist ein junger Mann, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt und in eine Narzisse verwandelt wird. Narziß ist ein Begriff aus der griechischen Mythologie. Die Liebe war eine hoffnungslose Liebe und Aschenbach stirbt zum Schluss an einem Liebestod in Venedig.
Aschenbach wollte zwischendurch einmal Venedig verlassen aber die Abreise mißlang und je länger er blieb, desto weniger wollte er nach Hause. Er hoffte auf eine von Tod und Panik verwüstete Stadt, eine von zwei Überlebenden geteilte Einsamkeit, einen Schrecken von ungeheurer Süßigkeit. Dies ist typisch für den Impressionismus und Symbolismus, die Menschen fühlten sich zur Vergänglichkeit hingezogen, Lust und Tod sind eng nebeneinander, aber die Menschen haben auch Angst vor dem Tod und der Vergänglichkeit, so wie Aschenbach. Er lässt sich selbst in Venedig kosmetisch verjüngen, lässt sich die Haare färben und schminken, so wie der ,,falsche Jüngling" am Schiff. Aschenbach versucht somit sein Alter zu verdrängen und somit auch den Tod. Seine Liebe zu Tadzio lässt ihn erst so richtig begreifen, was es bedeutet alt zu sein. Tadzio war krank und Aschenbach sagte immer wieder, dass der Junge sicherlich nicht alt werden wird. Hier wird wieder die Vergänglichkeit deutlich. Auch alles Schöne ist vergänglich - nichts ist beständig. Der Tod ist stets anwesend, als Richter und schließlicher Sieger. In dieser Novelle ist die Dekadenz, die Verfallsstimmung, die pessimistische Einstellung zum Leben und wie schon gesagt die Vergänglichkeit sehr stark zu spüren. Ein Beispiel wäre, wie Aschenbach die Gondeln in Venedig beschreibt:,, ... S 41 ... "
3. Leseprobe:
Thomas Mann wähle Venedig, da es eine Künstlerstadt ist und eine Stadt des Untergangs und der Melancholie.
Wie Aschenbach Venedig beschreibt, möchte ich euch vorlesen: ,, S 103 ... ,,
4. Leseprobe:
Es geht darum, wie Aschenbach seine Reise nach Venedig erlebte und über die
Erscheinungen, die er gesehen hat und die ihm beunruhigten. Nach dem er in sein Hotelzimmer in Venedig eintraf, machte er sich darüber Gedanken: ,, ... S 48 ... "
Der alten Mann den Aschenbach meint, ist der falsche Jüngling und der Gondolier fährt weg ohne sein Geld zu verlangen, da er keine Konzession hat und die Polizei unterwegs war.
1. Leseprobe - Narziß (S. 96)
Freude, Überraschung, Bewunderung mochten sich offen darin malen, als sein Blick dem des Vermißten begegnete, - und in dieser Sekunde geschah es, dass Tadzio lächelte: ihn anlächelte, sprechend, vertraut, liebreizend und unverhohlen, mit Lippen, die sich im Lächeln des Narziß, der sich über das spiegelnde Wasser neigt, jenes tiefe, bezauberte, hingezogene Lächeln, mit dem er nach dem Widerscheine der eigenen Schönheit die Arme streckt, - ein ganz wenig verzerrtes Lächeln, verzerrt von der Aussichtslosigkeit seines Trachtens, die holden Lippen seines Schattens zu küssen, kokett, neugierig und leise gequält, betört und betörend." - - ,,Du darfst so nicht lächeln! Höre, man darf so niemandem lächeln!" Er warf sich auf eine Bank, er atmete außer sich den nächtlichen Duft der Pflanzen. Und zurückgelehnt, mit hängenden Armen, überwältigt und mehrfach von Schauern überlaufen, flüsterte er die stehende Formel der Sehnsucht, - unmöglich hier, absurd, verworfen, lächerlich und heilig doch, ehrwürdig auch hier noch: ,,Ich liebe dich"
2. Leseprobe - Gondeln (S. 41)
... eigentümlich schwarz, wie sonst unter allen Dingen nur Särge es sind, - es erinnert an lautlose und verbrecherische Abenteuer in plätschernder Nacht, es erinnert noch mehr an den Tod selbst, an Bahre und düsterer Begängnis und letzte, schweigsame Fahrt. Und hat man bemerkt, dass der Sitz einer solchen Barke, dieser sargschwarz lackierte, mattschwarz gepolsterte Armstuhl, der weichste, üppigste, der erschlaffendste Sitz von der Welt ist?
3. Leseprobe - Venedig (S. 103)
Aus kleinen, hochliegenden Gärten hingen Blütendolden, weiß und purpurn, nach Mandeln durftend, über morsches Gemäuer. Arabische Fensterumrahmungen bildeten sich im Trüben ab. Die Marmorstufen einer Kirche stiegen in der Flut; ein Bettler, darauf kauernd, sein Elend beteuernd, hielt seinen Hut hin und zeigte das Weiße der Augen, als sei er blind; ein Altertumshändler, vor seiner Spelunke, lud den Vorüberziehenden mit kriecherischen Gebärden zum Aufenthalt ein, in der Hoffnung, ihn zu betrügen. Das war Venedig, die schmeichlerische und verdächtige Schöne, - diese Stadt, halb Märchen, halb Fremdenfalle, in deren fauliger Luft die Kunst einst schwelgerisch aufwucherte und welche den Musikern Klänge gab.
4. Leseprobe - Reise (S. 48)
Bilder und Wahrnehmungen, die mit einem Blick, einem Lachen, einem Urteilsaustausch leichthin abzutun wären, beschäftigen ihn über Gebühr, vertiefen sich im Schweigen, werden bedeutsam, Erlebnis, Abenteuer, Gefühl. Einsamkeit zeitigt das Originale, das gewagt und befremdend Schöne, das Gedicht. Einsamkeit zeitigt aber auch das Verkehrte, das Unverhältnismäßige, das Absurde und Unerlaubte. - So beunruhigten die Erscheinungen der Herreise, der gräßliche alte Sturzer mit seinem Gefasel vom Liebchen, der verpönte, um seinen Lohn geprellte Gondolier, noch jetzt das Gemüt des Reisenden. Ohne der Vernunft Schwierigkeiten zu bieten, ohne eigentlich Stoff zum Nachdenken zu geben, waren sie dennoch grundsonderbar von Natur, wie es ihm schien, und beunruhigend wohl eben durch diesen Widerspruch. Dazwischen grüßte er das Meer mit den Augen und empfang Freude, Venedig in so leicht erreichbarer Nähe zu wissen.
- Arbeit zitieren
- Novacek, Bettina (Autor:in), 2001, Mann, Thomas - Der Tod in Venedig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100119