Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition des Begriffs „Intelligenz" nach John B Carroll
2.1 Der Intelligenzquotient
3 Intelligenzmessung - Intelligenztests
4 Äußere Einflüsse auf die Intelligenz
4.1 Einfluss der Familie auf die Intelligenz eines Kindes
4.2 Einfluss der Gesellschaft
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1 : Das drei Schichtenmodell von John B Carroll Quelle:https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-47028-2_8
Abbildung 2 Quelle: Robert Siegler ■ Nancy Eisenberg Judy DeLoache ■ Jenny Saff ran
Abbildung 3 Auswahl von Items und Unterskalen von HOME (Kleinkindversion). (Aus Bradley und Caldwell 1984 S7f.)
1 Einleitung
„Intelligenz ist angeboren und somit nicht beeinflussbar "
So oder so ähnlich denken viele Menschen heutzutage. Diese wissenschaftliche Arbeit soll klären, wie Intelligenz überhaupt definiert wird, ob IQ-Werte als Prädikatoren für Lebenserfolg gesehen werden können und welche äußeren Faktoren die Intelligenz nachhaltig beeinflussen können. Dazu werden im Folgenden erst einmal Begrifflichkeiten der Intelligenz definiert und genauer erläutert. Dann wird die Vorgehensweise bei einem Intelligenztest geklärt und abschließend wird noch einmal genauer auf die äußeren Einflüsse auf die Intelligenz eingegangen.1
2 Definition des Begriffs „Intelligenz" nach John B Carroll
Der Begriff Intelligenz ist schwierig zu definieren, da er sehr Facettenreich ist. John Carroll versucht Intelligenz mit den folgenden Worten zu definieren:
Intelligenz lässt sich als eine allgemeine Fähigkeit zu denken und zu lernen, als eine Kombination aus mehreren allgemeinen Fähigkeiten wie fluider und kristalliner Intelligenz oder auch als Zusammenspiel von zahlreichen spezifischen Fertigkeiten, Prozessen und Inhaltswissen verstehen. Alle drei Ebenen tragen zum Verständnis der Intelligenz bei."John Carroll 1993
Carroll beschreibt die Intelligenz also als eine Kombination von verschiedenen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Prozessen und Inhaltswissen. Um diese komplexe Definition genauer zu erfassen und zu verstehen entwickelte Carroll das „drei Schichtenmodell der Intelligenz", welches den Begriff Intelligenz in drei Ebenen unterteilt (siehe Abbildung 1)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : Das drei Schichtenmodell von John B Carroll (Eisenberg, R. S. 2014 S.292)
Die erste Ebene beschreibt Intelligenz als eine einheitliche Persönlichkeitseigenschaft, die als einzige Eigenschaft alle Aspekte von kognitiven Funktionen beeinflusst. Die Eigenschaft „Intelligenz" wird in der Psychologie als "g" (general) betitelt. Zahlreiche Studien Belegen, dass die Maße der allgemeinen Intelligenz "g", so wie sie die Gesamtwerte von Intelligenztests liefern (siehe Kapitel 3), positiv mit dem Schulabschluss, mit dem Abschneiden bei Leistungstests, sowie mit der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, mit der Übertragungsgeschwindigkeit von Nervenimpulsen und mit dem Gehirnvolumen korrelieren (vgl. Gottfredson 2011, Coyle et al. 2012; Deary 2000, Vernon et al. 2000 S. 33). Zudem korrelieren Maße von g sehr hoch mit dem Wissen von Menschen über Sachgebiete, die sie nicht in der Schule gelernt haben, beispielsweise Medizin, Recht, Kunstgeschichte, die Bibel und so weiter (vgl. Lubinski und Humphreys 1997 S. 144). Die zweite Ebene die Carroll beschreibt, beschreibt Intelligenz als eine aus mehreren Fähigkeiten zusammengesetzte Eigenschaft. Dazu gehören beispielsweise die Fähigkeiten der flüssigen Intelligenz als auch der kristallinen Intelligenz. Flüssige Intelligenz ist die Fähigkeit zu spontanen Denkleistungen, um neuartige Probleme zu lösen - beispielsweise das Lösen eines Labyrinths oder eines Zauberwürfels. Flüssige Intelligenz wird auch oft in Verbundenheit mit der Fähigkeit gebracht, sich auf neue Aufgaben einzustellen. Als kristalline Intelligenz wird im Gegensatz das Faktenwissen über die Welt bezeichnet, wie beispielsweise das nennen von verschiedenen Hauptstädten der Welt oder das Wissen von verschiedenen Wortbedeutungen. Die Unterscheidung zwischen flüssiger und kristalliner Intelligenz wird durch die Tatsache unterstützt, dass in der Regel Tests des einen Intelligenztyps untereinander höher korrelieren als mit Tests des jeweils anderen Intelligenztyps (vgl. Horn und McArdle 2007 S. 44). Testpersonen welche den Test der flüssigen Intelligenz gut abschneiden, werden dies bei anderen Tests der flüssigen Intelligenz wohl auch tun, sind aber nicht zwangsläufig auch bei Tests zur kristallinen Intelligenz genauso erfolgreich. Auch unterschiedlich verläuft die Entwicklung der beiden Intelligenztypen; während die kristalline Intelligenz von frühen Lebensphasen bis ins hohe Alter ständig wächst, findet die kristalline Intelligenz ihren Höhepunkt im frühen Erwachsenenalter von ungefähr 20 Jahren. Danach verringert sie sich langsam wieder (vgl Salthouse 2009 S. 88). Auch die Hirnregionen unterscheiden sich, welche bei den beiden Typen von Intelligenz jeweils erhöhte Aktivität zeigen: Ist ein hohes Maß an fluide Intelligenz gefordert, so ist der präfrontale Cortex besonders aktiv. Weniger Aktivität zeigt er im Gegenzug bei einem höheren Maß an kristalliner Intelligenz (vgl. Blair 2006; Jung und Haier 2007 S. 189). Die dritte Ebene im drei Schichtenmodell umfasst Intelligenz als Zusammenspiel vieler verschiedenen voneinander getrennten Prozesse. Dazu gehören Wahrnehmen, Aufmerksamkeit, Verstehen, Encodieren, Assoziieren, Generalisieren, Planen, schlussfolgerndes Denken, Konzeptbildung, Problemlösen, Entwickeln und das Anwenden von Strategien. Mit der Beschreibung von Intelligenz in Form von vielschichtigen Eigenschaften, lassen sich die Prozesse die an intelligentem Verhalten beteiligt sind, besser beschreiben als mit Ansätzen, die Intelligenz als eine einzige Eigenschaft oder als eine aus wenigen Teilkomponenten zusammengesetzte Eigenschaft betrachten (vgl Salthouse 2009 S. 312).
Auch wenn die drei unterschiedlichen Ebenen sich sehr unterschiedlich gestalten, lassen diese sich problemlos in Einklang bringen; Die erste Ebene, die der allgemeinen Intelligenz "g", beeinflusst alle darauffolgenden Ebenen. Somit wird auch die zweite Ebene beeinflusst, sodass die erste und zweite Ebene folglich die dritte Ebene der spezifischen Prozesse beeinflusst. Ist also die allgemeine Intelligenz einer Person bekannt, kann man Ihre allgemeine Gedächtnisfähigkeit recht zuverlässig Vorhersagen; kennt man sogar beide Ausprägungen ist eine recht zuverlässige Vorhersage der Gedächtnisspanne dieser Person möglich (vgl. John B. Carroll 2005 S. 233). Sind alle drei Ausprägungen bekannt, so ist es sogar möglich, die Gedächtnisspanne dieser Person für den Umgang mit bestimmten Inhaltstypen, wie beispielsweise Wörtern, Buchstaben oder zahlen sehr exakt vorherzusagen.
Um die Gesamtheit aller bekannten Fakten über Intelligenz zu erklären, so Carroll, sei es notwendig, dass alle drei Analyseebenen notwendig sind. Somit ist auch die Frage geklärt ob Intelligenz eine einheitliche oder eine aus wenigen beziehungsweise vielen Komponenten zusammengesetzte Eigenschaft ist - die Antwort wäre folglich sowohl als auch (vgl. John B. Carroll 2005 S. 234)
2.1 Der Intelligenzquotient
Intelligenztests wie beispielsweise der Wechsler-Test liefern ein quantitatives Gesamtmaß der Intelligenz einer Person relativ zu anderen Personen gleichen Alters. Der Wert des Intelligenzquotienten errechnet sich indem das Intelligenzalter durch das Lebensalter geteilt und folglich mit 100 multipliziert wird. Um genauer zu Verstehen wie und warum IQ-Werte so berechnet werden, bedarf es ein wenig an Hintergrundinformationen.
Dieses Gesamtmaß wird in der Wissenschaft als "Intelligenzquotient" bezeichnet. Häufig ist der Intelligenzquotient in der Vergangenheit auf Kritik gestoßen, da ein ganzer Mensch nicht nur auf eine Zahl reduziert werden dürfe. Die ersten Entwickler von Intelligenztests beobachteten, dass viele der leicht zu messenden Eigenschaften des Menschen, beispielsweise das Gewicht und die Körpergröße von Männern beziehungsweise von Frauen, eine Normalverteilung aufweisen. Je weiter also ein Messwert vom Mittelwert entfernt liegt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch diesen Messwert aufweist. So ist zum Beispiel die durchschnittliche Körpergröße von Männern etwas 1.78 meter. Viele Männer sind 1.80 meter oder 1.75 meter groß, aber der kleinere Anteil 1.60 meter oder 1.98 meter - je weiter also eine Körpergröße vom Mittelwert abweicht, desto weniger Männer mit dieser Körpergröße gibt es. Übertragen auf den Intelligenzquotienten bedeutet das also, dass der Großteil der IQ-Werte recht nah am Mittelwert liegt und folglich wenige Personen sehr hohe oder sehr niedrige Messwerte erzielen (vgl. Robert Siegler ■ Nancy Eisenberg Judy De Loache ■ Jenny Saff ran 2014 S. 234)
3 Intelligenzmessung - Intelligenztests
Um den in Kapitel 2.1 erläuterten Intelligenzquotienten zu bestimmen, ist ein so genannter Intelligenztest notwendig. Der einzige Weg Intelligenz zu messen, besteht darin, das Verhalten von Menschen bei Aufgaben zu beobachten, die viele unterschiedliche Typen von Intelligenz erfordern. Typische Inhalte für Intelligenztests sind beispielsweise Problemlösen, Gedächtnisleistung, Sprachverstehen und räumliches Denken. Der am häufigsten eingesetzte Intelligenztest für Kinder ist der "Hamburg-WechslerIntelligenztest". Dieses Messinstrument basiert auf dem Drei-Schichten-Modell von Carroll ( siehe Kapitel 2) und geht davon aus, dass Intelligenz einen allgemeinen Faktor g enthält, mehrere Fähigkeiten auf einer mittleren Ebene und zahlreiche spezifische Fertigkeiten auf der dritten Ebene. Der Hamburg-Wechsler-Test ist in vier Hauptschnitte untergliedert: Sprachverständnis, Wahrnehmungsbasiertes Denken, Arbeitsgedächtnis und Wahrnehmungsgeschwindigkeit. Durch die verschiedenen Aufgaben im Test, ist es möglich mehrere Intelligenzprofile mit stärken und schwächen der Person zu erstellen.
Typische Testfragen zum Sprachverständnis im Wechsler-Test sind beispielsweise „Was ist ein Helikopter?" oder „Was haben ein Berg und ein Fluss gemeinsam?". Mit der ersten Frage wird der Wortschatz der Person geprüft, während bei der zweiten Frage viel mehr der Fokus auf das Gemeinsamkeiten finden liegt. Eine typische Testaufgabe zum wahrnehmungsbasierten logischen Denken ist beispielsweise ein Mosaiktest, wobei die Probanden Klötzchen genauso anordnen müssen wie es in einer Vorgabe gezeigt wird. Um das Arbeitsgedächtnis zu testen, werden meist Aufgaben wie Zahlennachsprechen gestellt, wobei die unterschiedlichen Zahlen dann unterschiedlich im Kopf geordnet und umgestellt werden müssen. Auch die Wahrnehmungsgeschwindigkeit wird geprüft; hierbei müssen Probanden unter Zeitdruck beispielsweise codieren oder verschiedene Symbole suchen.
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1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung personenspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für jedes Geschlecht.