Heribert Bruchhagen, einstiger Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, äußerte sich in Hinblick auf seine Einschätzungen zur Ultrakultur wie folgt: "Die Ultrabewegung übt auf junge Menschen eine Faszination aus, die man nicht erklären kann". Anhand dieser Arbeit soll jedoch genau dieser Versuch gewagt werden. Ziel ist es, auf explorative Art und Weise die Lebens- und Verhaltensweisen, Handlungspraktiken, Weltanschauungen, Stile und andere identitätsstiftende Merkmale der Ultraszene kennenzulernen und möglichst differenziert zu betrachten. Es geht zunächst darum, das Konzept der Vergemeinschaftung theoretisch zu erarbeiten und zu systematisieren.
Darauf erfolgt eine Annäherung an das Themenfeld der Ultras und eine Bezugnahme zum Vergemeinschaftungsbegriff, um Erkenntnisse bezüglich der in der Kultur stattfindenden Vergemeinschaftungsprozesse zu erlangen und wie diese interpretiert, erfahren und mitgestaltet werden. Es wird ferner angestrebt, Ein- und Ausstiegsszenarien der Szene zu beleuchten und zu erklären, warum Ultras gesellschaftliche Grenzen wie im oben genannten Beispiel überschreiten oder sich trotz großer Rivalitäten miteinander solidarisieren. Es sollen Informationen über die Szene im Allgemeinen gesammelt und die maßgeblichen Werte und Normen der Ultras in Hinblick auf eine sich immer mehr individualisierende Gesellschaft erforscht werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vergemeinschaftung - Eine Begriffsbestimmung
- 2.1 Gemeinschaft und Gesellschaft
- 2.2 Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung
- 2.3 Subkulturen als Form von Gemeinschaft
- 2.4 Gemeinschaft und Jugend in der modernen Gegenwart
- 2.4.1 Posttraditionale Gemeinschaften
- 2.4.2 Vergemeinschaftung in Szenen
- 2.5 Kurzes Zwischenfazit
- 3. Ultras - Eine Annäherung
- 3.1 Vom Publikum zum Fan
- 3.2 Die Ursprünge von Ultras in Italien
- 3.3 Ultras in Deutschland - Damals und Heute
- 3.3.1 Die Konstitutionsphase
- 3.3.2 Die Etablierungsphase
- 3.3.3 Die Wandlungsphase
- 3.4 Ultras in Deutschland - Eine Bestandsaufnahme
- 3.4.1 Daten und Fakten
- 3.4.2 Werte, Normen und das Selbstverständnis
- 3.4.3 Geschlecht und Ultra
- 3.4.4 Politische Ausrichtung und Protest gegen den modernen Fußball
- 3.4.5 Gewalt und Pyrotechnik
- 3.5 Weitere Fangruppierungen im Stadion
- 3.5.1 Kuttenfans
- 3.5.2 Hooligans
- 4. Ultras - Eine Szene, Jugend- oder Subkultur?
- 5. Zusammenfassung und Fragestellung
- 6. Untersuchungskonzeption
- 6.1 Stichprobe
- 6.2 Untersuchungsmethode
- 6.3 Durchführung der Untersuchung
- 6.3.1 Leitfadenkonstruktion und Pilotphase
- 6.3.2 Interviewdurchführung
- 6.4 Auswertung
- 7. Untersuchungsergebnisse
- 7.1 Spielregeln der Lebenswelt von Ultras
- 7.1.1 Einstiegsszenarien
- 7.1.2 Hierarchisierung bei Ultras
- 7.1.3 Werte und Normen des Zusammenlebens
- 7.1.4 Solidaritätsgemeinschaft
- 7.1.5 Gesellschaftspolitischer Anspruch
- 7.1.6 Distinktions- und Autonomiebestrebungen
- 7.1.7 Mitgliederakquise
- 7.1.8 Ausstiegsszenarien
- 7.2 Regelverstöße in der Lebenswelt von Ultras
- 7.2.1 Konflikte mit der Polizei
- 7.2.2 Gewalt und Reviermarkierungsverhalten
- 7.2.3 Pyrotechnik
- 7.2.4 Stadionverbote
- 7.2.5 Sexismus und Männlichkeitskult
- 7.2.6 Konflikte außerhalb des Fußballs
- 8. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Vergemeinschaftung von Ultras im deutschen Fußball. Ziel ist es, die Lebenswelten, Verhaltensweisen und identitätsstiftenden Merkmale dieser Fankultur explorativ zu erforschen. Die Arbeit beleuchtet die Vergemeinschaftungsprozesse innerhalb der Ultraszene und analysiert Ein- und Ausstiegsszenarien. Sie untersucht, wie Ultras gesellschaftliche Grenzen überschreiten und trotz Rivalitäten Solidarität zeigen.
- Theoretische Erarbeitung des Begriffs der Vergemeinschaftung
- Analyse der Vergemeinschaftungsprozesse innerhalb der Ultraszene
- Untersuchung von Ein- und Ausstiegsszenarien in die Ultraszene
- Analyse der Werte und Normen der Ultras im Kontext der Individualisierung
- Beobachtung von Grenzüberschreitungen und Solidaritätsverhalten von Ultras
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Ausgangspunkt der Arbeit anhand eines konkreten Beispiels: Dem Protest von Ultras gegen Dietmar Hopp. Sie verdeutlicht den Widerspruch im Verhalten von Ultras – bedingungslose Vereinstreue einerseits und spielunterbrechendes Verhalten andererseits. Die Einleitung definiert den Forschungsgegenstand und formuliert das Ziel der Arbeit: die explorative Untersuchung der Lebenswelten von Ultras und die Analyse der Vergemeinschaftungsprozesse innerhalb der Szene.
2. Vergemeinschaftung - Eine Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es definiert die Begriffe Gemeinschaft und Gesellschaft und erörtert die Konzepte von Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung. Ein Fokus liegt auf Subkulturen als Formen von Gemeinschaft und insbesondere auf der Vergemeinschaftung in Jugend- und Szenekulturen im Kontext der modernen Gesellschaft. Es bereitet den theoretischen Rahmen für die Analyse der Ultraszene vor.
3. Ultras - Eine Annäherung: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Einführung in die Ultrakultur. Es zeichnet die Entwicklung von Ultras von ihren italienischen Ursprüngen bis hin zu ihrer heutigen Präsenz im deutschen Fußball nach. Die Kapitel analysieren verschiedene Phasen der Ultraszene und dokumentieren deren Werte, Normen, politische Ausrichtung, sowie Gewalttätigkeiten und Konflikte mit anderen Fangruppierungen, beleuchtet die Geschlechterverhältnisse innerhalb der Szene und behandelt auch das Phänomen der Pyrotechnik. Das Kapitel dient als umfassende Grundlage für die nachfolgende empirische Analyse.
4. Ultras - Eine Szene, Jugend- oder Subkultur?: Dieses Kapitel diskutiert die Einordnung der Ultraszene in den soziologischen Kontext Jugend- und Subkulturen. Es analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ultras und anderen Jugendkulturen, um deren soziologischen Platz zu definieren und zu verstehen. Die Einordnung der Ultraszene in den gesellschaftlichen Kontext bildet die Basis für die anschließende Untersuchung.
6. Untersuchungskonzeption: Das Kapitel beschreibt die Methodik der Studie. Es erläutert die Auswahl der Stichprobe, die Methode der leitfadenorientierten Interviews und den Ablauf der Datenerhebung und -auswertung. Es beschreibt das gewählte Forschungsdesign und rechtfertigt die Wahl der qualitativen Methode für die Untersuchung der komplexen sozialen Dynamiken innerhalb der Ultraszene. Es dient dazu, die Validität und Zuverlässigkeit der Studie zu gewährleisten.
7. Untersuchungsergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Es analysiert die „Spielregeln“ der Lebenswelt von Ultras, die sozialen Normen, Werte und Beziehungen innerhalb der Szene. Es beleuchtet insbesondere das Thema Regelverstöße, einschließlich Konflikte mit der Polizei, Gewalt, Pyrotechnik und die sozialen Konflikte und vermittelt Einblicke in die verschiedenen Aspekte des Zusammenlebens innerhalb der Ultra-Community.
Schlüsselwörter
Ultras, Vergemeinschaftung, Subkultur, Fußballkultur, Jugendkultur, Fanprotest, Gewalt, Pyrotechnik, Solidarität, Identität, Individualisierung, qualitative Forschung, leitfadenorientierte Interviews.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Vergemeinschaftung von Ultras im deutschen Fußball
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Vergemeinschaftung von Ultras im deutschen Fußball. Sie erforscht explorativ die Lebenswelten, Verhaltensweisen und identitätsstiftenden Merkmale dieser Fankultur. Ein Schwerpunkt liegt auf den Vergemeinschaftungsprozessen innerhalb der Ultraszene und der Analyse von Ein- und Ausstiegsszenarien.
Welche Forschungsfragen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet, wie Ultras gesellschaftliche Grenzen überschreiten und trotz Rivalitäten Solidarität zeigen. Sie analysiert die Werte und Normen der Ultras im Kontext der Individualisierung und untersucht die Einordnung der Ultraszene in den soziologischen Kontext von Jugend- und Subkulturen.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf einer theoretischen Erarbeitung des Begriffs der Vergemeinschaftung, unterscheidet zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft und erörtert die Konzepte von Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung. Subkulturen als Formen von Gemeinschaft und die Vergemeinschaftung in Jugend- und Szenekulturen im Kontext der modernen Gesellschaft bilden einen weiteren Fokus.
Wie wird die Ultraszene in der Arbeit dargestellt?
Die Arbeit bietet eine umfassende Einführung in die Ultrakultur, zeichnet deren Entwicklung von den italienischen Ursprüngen bis zur heutigen Präsenz im deutschen Fußball nach und analysiert verschiedene Phasen der Ultraszene. Werte, Normen, politische Ausrichtung, Gewalttätigkeiten, Konflikte mit anderen Fangruppierungen, Geschlechterverhältnisse und Pyrotechnik werden beleuchtet.
Welche Methoden wurden für die Untersuchung verwendet?
Die Studie verwendet eine qualitative Forschungsmethode, konkret leitfadenorientierte Interviews. Das Kapitel „Untersuchungskonzeption“ beschreibt detailliert die Auswahl der Stichprobe, die Methode der Datenerhebung und -auswertung sowie das gewählte Forschungsdesign.
Welche Ergebnisse liefert die empirische Untersuchung?
Die Untersuchungsergebnisse analysieren die „Spielregeln“ der Lebenswelt von Ultras, soziale Normen, Werte und Beziehungen innerhalb der Szene. Regelverstöße wie Konflikte mit der Polizei, Gewalt, Pyrotechnik und soziale Konflikte werden ebenso beleuchtet wie Einblicke in das Zusammenleben innerhalb der Ultra-Community.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Ultras, Vergemeinschaftung, Subkultur, Fußballkultur, Jugendkultur, Fanprotest, Gewalt, Pyrotechnik, Solidarität, Identität, Individualisierung, qualitative Forschung, leitfadenorientierte Interviews.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, beginnend mit einer Einleitung und einer Begriffsbestimmung von Vergemeinschaftung. Es folgt eine Annäherung an die Ultraszene, ihre Einordnung als Szene, Jugend- oder Subkultur, die Untersuchungskonzeption und die Präsentation der Untersuchungsergebnisse. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick.
Wo finde ich den detaillierten Inhaltsverzeichnis?
Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit allen Unterkapiteln ist im HTML-Dokument enthalten.
Wie wird der Begriff "Vergemeinschaftung" in der Arbeit definiert?
Die Arbeit bietet eine detaillierte theoretische Erarbeitung des Begriffs "Vergemeinschaftung", indem sie ihn im Kontext von Gemeinschaft und Gesellschaft sowie Vergesellschaftung einordnet und seine Relevanz für die Analyse von Subkulturen und insbesondere der Ultraszene herausarbeitet.
- Arbeit zitieren
- Andreas Lampen (Autor:in), 2020, Zur Vergemeinschaftung von Ultras. Eine empirische Interviewstudie der Subkultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1003417