Philipp Lahm. Eine ideal-typische Spielerentwicklung in Deutschland


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 2.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.0 Einleitung

2.0 Theorie
2.1 Talentförderung des DFB
2.1.1 NLZs
2.1.2 Die Local-Player-Regelung
2.2 Aufbau und Struktur der FIFA und seinen Verbänden
2.3 Transferrechtliche Grundlagen
2.3.1 Transferregeln der DFL
2.3.2 Erteilung der Spieler-Lizenz
2.3.3 Besonderheiten aus dem Reglement der FIFA

3.0 Die Karriere Philipp Lahm
3.1 Erfolge Lahms
3.2 Vom Jugendspieler zum Leihspieler
3.2.1 Vorgaben eines Fördervertrags
3.2.2 Vorgaben für einen Leihtransfer
3.3 Vom Leihspieler zum Stammspieler
3.4 NLZ FC Bayern München

4.0 Fazit

Literaturverzeichnis

1.0 Einleitung

Wie präsent der Fußball in Deutschland geworden ist, hat die Covid-19-Pandemie dieses Jahr gezeigt. Deutschlandweit waren noch alle Kitas, Schulen und sonstige öffentliche Einrichtungen bis auf weiteres geschlossen, da wurde bereits über die Wiedereröffnung der Bundesliga diskutiert und alles Nötige in Gang gesetzt, um so schnell wie möglich wieder Fußball in Deutschland sehen zu können. Es wurde noch nie so viel in die Nachwuchsarbeit investiert wie jetzt, der DFB entwickelt neue Strategien zur Talentförderung, der FC Bayern hat dieses Jahr realistische Chancen auf den Champions League Titel, was das Triple für den deutschen Rekordmeister bedeuten würde. Kurz, der Fußball besitzt einen sehr hohen Stellenwert in Deutschland.

Und trotzdem ist die Euphorie im nationalen Fußball etwas verloren gegangen, vor allem durch die wenig erfolgreiche Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Einer der Hauptkritikpunkte war dabei, dass in der Mannschaft wenig Zusammengehörigkeitsgefühl zu spüren war und dies vor allem auch an den Einzelspielern im Kader lag.

Im starken Kontrast dazu kann der Kader und die WM-Leistung im Jahr 2014 betrachtet werden, in der vor allem durch den guten Zusammenhalt und die richtigen Spielertypen ein Weltmeistertitel gefeiert werden konnte. In der 90-minütigen Dokumentation „Die Mannschaft“, die im Winter nach der WM in Brasilien veröffentlicht wurde, waren Spieler zu sehen, die in diesem Jahr auf dem Platz nicht die besten Leistungen abrufen konnten, dafür aber umso wichtiger für die Stimmung innerhalb der Mannschaft waren. Zusätzlich gab es aber noch Spieler, die beide Elemente miteinander verbunden haben. Die Rede ist von Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm. Beide waren 2014 bereits 10 Jahre als Spieler in der Nationalmannschaft, Philipp Lahm war bereits Kapitän der Mannschaft. Die Spieler vermittelten ihrer Mannschaft, einerseits durch ihre Persönlichkeit und andererseits durch ihre Erfahrung, eine solche Sicherheit, dass ihr fehlen 2018 deutlich spürbar war.

In dieser Arbeit wird der Autor den Kapitän der WM-Sieger-Mannschaft 2014, Philipp Lahm, in den theoretischen und praktischen Abschnitten der Arbeit miteinbeziehen. Am Ende soll der gesamte Entwicklungsweg des achtfachen Deutschen Meisters dargestellt werden. Vom Spieler eines kleinen Münchner Vereins zum mehrfachen Meister, Pokalsieger, Champions League Gewinner und Weltmeister.

Näher wird dabei auf die Philosophie des DFB eingegangen, die eine gesamtdeutsche Struktur über die Landesverbände verbreiten. Transferrechtliche Regularien, die bei Spielerwechseln in diesem Alter beachtet werden müssen, werden zusammen mit allen anderen einzuhaltenden Vorgaben der DFL, dem DFB und der FIFA vorgestellt. Genauer wird dabei auf die rechtlichen Vorgaben eines Leihtransfers geachtet, da dies Philipp Lahms einziger Transfer, zum VfB Stuttgart, neben seinem Wechsel vom Jugendverein zum FC Bayern war.

Im Praxisteil der Arbeit wird dann Philipp Lahms gesamter Werdegang vom Jugendspieler zum Champions-League-Sieger und Weltmeister beschrieben. Näher wird dabei seine Jugendzeit beim FC Bayern beleuchtet, da er im Alter von bereits 12 Jahren in die Strukturen des deutschen Rekordmeisters gekommen ist. Bis zum Übergang in den Seniorenbereich, im Alter von 18 Jahren, blieb er innerhalb des FC Bayern und überstand somit sechs intensive, von Konkurrenzkampf und Leistungsdruck bestimmte Jahre.

2.0 Theorie

Der Theorieteil wird sich im ersten Teil wie bereits erwähnt mit den Talentsystemen und Vorstellungen im Bereich der Talententwicklung des DFB beschäftigen, außerdem werden die Strukturen der NLZs in Deutschland mit seinen Abläufen vorgestellt. Im zweiten Teil werden die Transferrechte näher betrachtet, vor allem im nationalen Bereich, da Philipp Lahm nicht ins Ausland wechselte und er somit nur von nationalen Transfervorgaben betroffen war. Ein Unterpunkt dieses Themas werden die Besonderheiten bei Leihverträgen im Vergleich zu einem regulären Transfer sein.

2.1 Talentförderung des DFB

Die Talentförderung im deutschen Fußball ist eine Kooperation vieler Institutionen und Verbände und macht sie so „weltweit einzigartig“ (DFB, o. J.). Auf der Website des DFB wurden unter dem Punkt „Talentförderung“ die Intentionen und Vorstellungen für den Umgang mit Talenten formuliert. Demnach ist die Förderung der Fußball-Talente nur durch enges Zusammenarbeiten aller Beteiligten möglich. So beschreibt der DFB die Talentförderung als „Produkt der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Deutschem Fußball-Bund (DFB), Deutscher Fußball-Liga (DFL), den Landesverbänden, den Vereinen und der Basis“ (DFB, o. J.). Auf seiner Website hat der DFB seine Talentförderpyramide veröffentlicht. Dort ist zu sehen, wie sich die Struktur beginnend bei den Vereinen über die Talentförderprogramme der Landesverbände zusammensetzt. In den Schritten bis zur A-Nationalmannschaft oder den Lizenzclubs der Bundesliga folgen noch die Talentförderprogramme der 2. Stufe, die die Eliteschulen und Leistungszentren des DFB, der Landesverbände und den Lizenzvereinen beinhalten.

2.1.1 NLZs

Die Anstrengungen, die der DFB und die DFL in Form von NLZs, Talentförderprogrammen und Erhöhung der finanziellen Mittel betreibt, lassen sich auf die enttäuschenden internationalen Ergebnisse zurückführen, die die deutsche Nationalmannschaft beispielsweise mit dem Vorrundenaus in der Europameisterschaft 2000 erleben musste. Die Analyse ergab, dass „der Altersdurchschnitt der Mannschaft zu hoch lag, so war mit Sebastian Deisler nur ein Akteur unter 21 Jahren, weiter wurden Defizite in der Talentförderung der Vereine konstatiert“ (Herz, 2015, S. 42). Aufgrund dieser Problematik und der Tatsache, dass die WM 2006 im eigenen Land bevorstand, plante der DFB, „mithilfe einer Talentoffensive im Vorfeld den deutschen Fußball wieder zur Weltspitze zurückzuführen“ (Herz, 2015, S. 42). Wie sich später zeigte, gingen die Pläne des DFB auf. WM-Dritter 2010 in Südafrika und der Weltmeistertitel bei der darauffolgenden Meisterschaft vier Jahre später in Brasilien.

Spieler der Weltmeister-Mannschaft von 2014 wie beispielsweise Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger oder Mario Götze konnten alle von der damaligen Talentoffensive um den Jahrtausendwechsel profitieren. „In der Saison 2001/02 verpflichtete die DFL alle Proficlubs der ersten und zweiten Bundesliga zur verbindlichen Einführung von NLZ und knüpfte diese Umsetzung als Voraussetzung für die Lizenzvergabe“ (Herz, 2015, S. 44), damit wurden die NLZs Teil der zu erfüllenden Voraussetzungen für die Vereine, ohne die sie keine Spielberechtigung für die Saison bekamen. In der Saison 2019/20 wurde beim DFB zusätzlich im Bereich der Leistungszentren ein Qualitätsmanagement implementiert, in der die Lizenzierung einer von acht Punkten darstellt.

Ziele und Daten der Nachwuchsleistungszentren

Oberstes Ziel der NLZs ist es professionelle Sportler auszubilden, die später vor allem in der Nationalmannschaft eingesetzt werden dürfen. Auch bilden die Leistungszentren durch ihr dichtes Netz in ganz Deutschland eine „Anlaufstelle für die regionalen Talente […] mit dem Ziel, diesen Spielern in den Lizenzbereich zu verhelfen“ (vgl. Greif, 2013, S.48; zit. nach Herz, 2015, S. 44).

Die NLZs leisten den Beitrag der Deutschen Fußball Liga, kurz DFL, zum Talentförderprogramm, das in Zusammenarbeit mit dem DFB ungefähr im Jahr 2000 entstand. So berichtet die DFL selbst, dass „in der Saison 2012/13 nahezu 80 Millionen Euro in die Nachwuchszentren der Bundesligaclubs flossen“, sodass „seit dem Jahr 2001 bis zum Jahr 2013 circa 820 Millionen Euro in diese Einrichtungen investiert [wurden] (vgl. DFL, 2014, S. 10; zit. nach Herz, 2015, S. 44).

Hohe Ausgaben generieren aber nicht direkt den gewünschten sportlichen Erfolg durch sehr gut ausgebildete Sportler, deshalb sind die Zentren eng an Qualitätsvorgaben gebunden. Diese werden durch die DFL und den DFB ständig überarbeitet und aktualisiert und dann an die Vereine weitergegeben.

2.1.2 Die Local-Player-Regelung

Bevor auf die transferrechtlichen Grundlagen eingegangen wird, wird kurz die Local-Player-Regelung vorgestellt. Eine Regelung, die den Inhalten des Bosman-Urteils von 1995 gleicht, da in dieser Regelung festgehalten wird, welche Mindestanzahl an „hauseigenen“ Spielern im Kader verpflichtet sein muss. Wie der Name impliziert, soll mit der Local-Player-Regelung dem verstärkten Transferfluss aus dem Ausland entgegengewirkt werden.

Zusammenhang mit der Bosman-Entscheidung

Die Folge, dass mehr ausländische Spieler in deutschen Ligen zu finden waren, liegt in dem Urteil der Bosman-Entscheidung. Diese besagt, dass Spieler nach Vertragsende innerhalb der EU ablösefrei wechseln dürfen, wenn ihr Vertrag dies erlaubt. Mit dieser Entscheidung wollte man zwar den Vereinen Regeln vorschreiben, indem sie keine willkürlichen und zu hohen Ablösesummen festlegen können, hat aber gleichzeitig eine Transferpolitik geschaffen, die es inländischen Talenten schwerer macht, im Profifußball Halt zu finden.

Die ursprünglich von der UEFA eingeführte Regel der lokalen Spieler wurde vom DFB umgewandelt und teilweise übernommen. Im Genauen besagt sie, „dass jeder Verein geringstenfalls acht lokal, davon wenigstens vier vom Verein ausgebildete Spieler unter Vertrag haben muss“ (Herz, 2015, S. 49). Herz schreibt dazu in seinem Buch, dass für finanzstarke Vereine dadurch erstmal keine Veränderungen spürbar waren, da sie die geforderten Spieler zusätzlich in den Kader aufnahmen, den vorhandenen Grundkader dadurch aber nicht beeinflussen konnten. Diese Spieler hatten keine generelle Chance auf Spielzeit. Durch die folgende Regelung der UEFA für die Wettbewerbe Champions League und Euro-League, die Kadergröße auf 25 zu begrenzen, änderte sich das Vorgehen der großen Clubs, da jetzt talentierte Eigengewächse gefragt waren, die unter Umständen auch zum Einsatz kommen sollten.

Eine Negativseite dieser Regelung ist, dass die großen Lizenzvereine begannen, Kinder aus dem finanzschwächeren Ausland anzuwerben, um mit der Local-Player- Regelung vorzeitig besser zurecht zu kommen (vgl. Herz, 2015, S. 49). Die lokalen Vereine aus den jeweiligen Ländern haben dafür nicht die nötigen Mittel, ihre talentierten Sportler zu halten und diese selbst auszubilden, was letztendlich nicht im Sinne der Regelung war.

2.2 Aufbau und Struktur der FIFA und seinen Verbänden

Die DFL, die für die Verteilung der Spielerberechtigungen in Deutschland spielender Fußballer zuständig ist, befindet sich am unteren Ende einer Kette von Verantwortlichkeiten, an deren Spitze die FIFA, der Weltfußballverband steht. Unter der FIFA gibt es sechs Kontinentalverbände, die meist für einen Kontinent verantwortlich sind. Der Europäische Verband ist die UEFA. Dieser ist es auch, der die Transferrichtlinien für Transfers in Europa vorgibt, nicht die einzelnen Liga- und Landesverbände, in denen die Transfers stattfinden. Somit ergibt sich ein struktureller Aufbau im Weltfußball, der von der FIFA angeführt wird und weiter über die Kontinentalverbände bis in die einzelnen Landes- und Ligaverbände geht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Fifa und seine Kontinentalverbände (Quelle: vgl. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FIFA_Kontinentalverb%C3%A4nde.PNG)

2.3 Transferrechtliche Grundlagen

Mit dem Transferrecht ist grundsätzlich das „Recht auf Transferentschädigung“ gemeint, also das „geldwerte Recht am Spieler […], das bei dem Fußballunternehmen liegt, bei dem der Spieler unter Vertrag steht.“ (Galli et al., 2013, S. 694). Es ist außerdem möglich, dieses Recht an andere Organisationen, Firmen oder Institutionen abzugeben, beispielsweise durch einen finanziellen Gegenwert. Das Transferrecht beinhaltet an erster Stelle die Möglichkeit für den Verein, bei dem der Spieler derzeit unter Vertrag steht, eine Ablösesumme vom interessierten Verein zu verlangen. Diese Summe ist es auch, die letztendlich an die Öffentlichkeit gelangt, wenn ein neuer Transfer bekannt gegeben wird. Diese Summe kann verlangt werden, da sich der Spieler noch in einem Vertragsverhältnis befindet und aus diesem sozusagen „rausgekauft“ werden muss, da der Verein bis zum Vertragsende noch Recht am Spieler besäße. Durch das bereits erwähnte Bosman-Urteil wurde aber verhindert, dass auch nach Vertragsende Summen vom besitzenden Verein verlangt werden konnten. Als Folge entstanden dadurch sehr lange Verträge seitens der Vereine, um dauerhaft vom Transferrecht zu profitieren, da das Bosman-Urteil nur ab Vertragsende greift. In diesem Fall haben sich die FIFA, deren ganzer Name „Fédération Internationale de Football Association“ ist mit der „Union des Associations Européennes de Football“, kurz UEFA, zusammengeschlossen und die „Prinzipien eines internationalen Transfersystems“ (Galli et al., 2013, S. 495) festgelegt. Diese beinhalten unter anderem Regelungen zu den Vertragslaufzeiten zwischen Spieler und Verein. Diese darf nach den neuen Gesetzen nicht länger als fünf Jahre dauern. Danach müssen neue Verhandlungen getroffen werden und der Spieler hat selbst die Chance, einen Wechsel zu tätigen, ohne das Einverständnis des Vereins.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Philipp Lahm. Eine ideal-typische Spielerentwicklung in Deutschland
Hochschule
Hochschule für angewandtes Management GmbH
Note
2.3
Autor
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V1003723
ISBN (eBook)
9783346382603
ISBN (Buch)
9783346382610
Sprache
Deutsch
Schlagworte
philipp, lahm, eine, spielerentwicklung, deutschland
Arbeit zitieren
Bastian Walter (Autor:in), 2020, Philipp Lahm. Eine ideal-typische Spielerentwicklung in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1003723

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