Konfliktmanagement und Mediation anhand der Weltliteratur "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller


Seminar Paper, 2021

23 Pages, Grade: 1,0

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung: Einführung in das Konfliktmanagement
1.1 Inhaltliche Ausgangslage und Konfliktumstände
1.2 Forschungsfragen

2 Theorie
2.1 Definition Konflikt und Konfliktmanagement
2.2 Konfliktdiagnose
2.2.1 Die Konflikt-Arena
2.2.2 Reichweite der Bemühungen
2.2.3DominanteÄußerungsform
2.3 Konfliktdiagnose: Inhaltliche Unterscheidung der Konflikte
2.3.1 Konflikt- Issues und ihre Auswirkung aufStreitfragen
2.3.2 Konfliktparteien, Beziehungen und Rollen
2.3.3 Konfliktverlauf
2.3.3.1 Eskalationsstufen
Grafik 1: Konfliktmanagement Phasentheorie nach Friedrich Glasl
2.3.4 Einstellungen zu Konflikten

3 Struktureller Aufbau - Forschungsdesign

4 Darstellung der Erkenntnisse
4.1 Rahmenbedingungen Konfliktdiagnose
4.1.1 Konflikt-Arena
4.1.2 Reichweite der Bemühungen
4.1.3 DominanteÄußerungsform
4.2 Konfliktdiagnose-Ausarbeitung im Kern
4.2.1 Konfliktparteien, Beziehungen und Rollen
4.2.2 Konfliktverlauf
Grafik 2: Konflikt- Partitur
4.2.3 Einstellungen zu Konflikten
4.3 Schlussfolgerungen der Abhandlung
4.3.1 Unvereinbarkeit im Wollen
4.3.2 Nutzen- Potenzial
4.3.3 Konfliktmanagement - Mediation
Grafik 3: Phasen der Konflikteskalation und Konfliktbearbeitungsmethoden nach Glasl

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung: Einführung in das Konfliktmanagement

Ein Konflikt ist schon immer ein fester Bestandteil der Gesellschaft. Doch was bedeutet eigentlich Konflikt? In der Wissenschaft gibt es keine einheitliche Darlegung. Eine förderliche Basis und eine weitgehend breite Definition bietet Ropers, der Konflikte definiert als einen: ,, [..] Ausdruck von Spannungen und Unvereinbarkeiten zwischen verschiedenen, voneinander abhängigen Parteien im Hinblick auf ihre jeweiligen Bedürfnisse, Interessen und Wertvorstellungen. Zu gesamtgesellschaftlichen Krisen und destruktiven Eskalationen führen solche Auseinandersetzungen vor allem in Phasen tiefgreifender sozioökonomischer Veränderungen und politischer Transformation. Also dann, wenn es um die Neuverteilung von Lebenschancen und Partizipationsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Gruppen geht.“ (Ropers 2002: 11). Aber laut Glasl (2002) müssen solche Widersprüche auch im Fühlen, im Wollen und Handeln, sowie im Wahrnehmen bestehen, um als Konflikt zu gelten. Ohne entsprechende Realisierung, beispielsweise verbale Kommunikation, kann nicht von einem Konflikt gesprochen werden. Glasl betont, dass Meinungsdifferenzen, logische Widersprüche, oder Gefühlsgegensätze keine Konflikte sind (vgl. Glasl 2002. S. 14ff).

Die daraus resultierende Thematik „Konfliktmanagement“ beinhaltet Maßnahmen zur Lösung politischer, wirtschaftlicher, oder zwischen Personen entstandene Konflikte. Das Ziel ist jegliche Konflikte zu analysieren, beurteilen und den bestehenden Konflikt zu lösen, ohne das aufkommende Problemfeld sich ausbreiten und im schlimmsten Fall eskalieren zu lassen. Des weiteren ist das Nutzungspotential eines Konflikts ebenfalls zu berücksichtigen. Konflikte können auch Treibstoff für Wachstum sein. Es lässt Menschen sich weiterentwickeln und neue Perspektiven berücksichtigen (vgl. Meifort, 2017, S.118ff).

Durch die Allgegenwärtigkeit ziehen sich Konflikte schon seit Anbeginn der Menschheit durch Bücher, Literaturen, Aufzeichnungen und Weitergabe als fester Bestandteil und prägen durch andere Synonyme wie: Streit, Krieg, Kampf und Auseinandersetzung. Auch in der Dramaturgie als Schauspielkunst wird häufig die Thematik in ein Kunstprojekt gewandelt, wie beispielsweise in dem nachfolgenden skizzierten Konfliktszenario aus der Weltliteratur „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller.

1.1 Inhaltliche Ausgangslage und Konfliktumstände

„Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller hatte seine erste Uraufführung am 13. April 1784 als geschriebenes Theaterstück. Inspiriert von einigen Stücken William Shakespeare ist die Handlung ein bürgerliches Trauerspiel. Zu den Hauptfiguren gehören: Luise Miller die gefallene Tochter, Miller als biederer Hausvater, Ferdinand von Walter der adlige Liebhaber und der Präsident. Zu den Nebenfiguren zählen: Millerin die ehrgeizige Mutter, Wurm als skrupelloser Intrigant, Lady Millford die höfische Mätresse und der Hofmarschall von Kalb (Alt 1994, S. 270). Grob

zusammengefasst wird von einer Liebesgeschichte zwischen Luise Miller und Ferdinand von Walter erzählt, welches durch ein Intrigenspiel vom Präsidenten und seinem Sekretär Wurm nicht geduldet wird und schlussendlich in einer Katastrophe endet, den Tod beider Liebenden. Neben dies behandelt das Stück die Thematik am Hof, wie Soldatenhandel, höfische Intrigen, Mätressen und Verschwendungssucht (vgl. Wolfgang Pohl: „Kabale und Liebe Zusammenfassung/Inhaltsangabe- Friedrich Schiller“, letzter Zugriff: 19.01.2020).

Anhand Schillers Theaterstück lassen sich Konflikte hinsichtlich unterschiedlicher Einstellungen, Erwartungen, Werte und gesellschaftliche Normen aufzeigen. Der adlige Ferdinand und Luise die Tochter eines Stadtmusikanten, welche politisch unterschiedliche Ränge haben, aber sich dennoch lieben, werden durch Vorurteile, Intrigen und unaufgeklärte Missverständnisse ihrem Schicksal selbst überlassen und voneinander beraubt. Natürlich sind weitere Konfliktpotentiale im Roman „Kabale und Liebe“ zu finden, welche aber nachfolgend nicht vorgestellt werden. Der Fokus der zu untersuchenden Konflikte wird hauptsächlich auf Luise Miller und ihr Umfeld gerichtet. Bezüglich der Übersichtlichkeit wird es eine grobe Strukturierung geben, da einzelne Konflikte ineinander übergehen und eine deutliche Trennung schwierig zu gestalten ist. Personen die maßgeblich für das Aufkeimen der Spannung verantwortlich sind, werden mit einbezogen.

Vater- Tochter Konflikt: Luises innerer Kampf Der treusorgende Vater von Luise Miller ist mit einer der Schlüsselfiguren als Konfliktauslöser. Vater Miller entlarvt sich als korrumpierter Bürger, der nicht nur von allen guten Geistern, sondern vor allem von seiner eigenen Moral verlassen worden ist, als der unmoralisch gewordener Hausvater, der sein ökonomisches Vokabular schnell zur Hand hat, wenn es darum geht, seinen Besitz zu wahren“ (Koopmann 1986, S. 287). Zu wissen, dass Luise als Vermögen im buchstäblichen Sinn betrachtet wird „wirst du dich mit Hab und Gut deines Vaters auf und davon machen?“ (Schiller 1784, 73), ist durch den kirchlichen Grundsatz des Vaters für eine durch und durch religiöse Tochter zum scheitern verurteilt. Auch Selbstmorddrohungen werden durch biblische Zitate abgeschmettert und mit Worten der „inneren Bindung zum Vater“ beseitigt. Selbst die Liebesbeziehung „Wenn die Küsse deines Majors heißer brennen als die Tränen deines Vaters - stirb“ ( Schiller 1784, 74) ist dem Vater zu wider und mit ein Auslöser der Dramaturgie. Unfähig die familiären Schranken zu durchbrechen (vgl. Koopmann 1998, S. 368) kristallisiert sich die Vater- Tochter Beziehung als stärkste und vernichtendste Komponente in dem inneren Kampf Luise Miller.

Luise und Lady Milford: Die Kontrahenten

Lady Milford, die Mätresse des Herzogs, ist keine typische Vertreterin des Adels. Neben ihrer Aussage „Es ist besser, falsche Juwelen im Haar und das Bewusstsein dieser Tat im Herzen zu haben“ und „Man soll es sogleich zu Geld machen, befehl' ich, und den Gewinst davon unter die Vierhundert verteilen [...]“ (Schiller 1784, 24) untermauert sie ihre freie Hilfsbereitschaft und Fürsorge durch ihr Tun In unheilbare Wunden hab' ich doch wenigstens stillenden Balsam gegossen - [...]“ ( Schiller 1784, 28f.). Ebenfalls wurde sie von Schiller mit Verhaltensweisen wie „mit höfischer Verstellungskunst“ und mit dem Repertoire „adliger Mätresse“ ausgestattet (vgl. Alt 1994, S. 284). Des weiteren ist sie ebenfalls, wie Luise Miller, Ferdinand von Walter verfallen. Während dem Fortlauf der Handlung kommt es, trotz ihrer doch positiven Grundhaltung, zu einer Auseinandersetzung mit Luise und versucht sie mit aristokratischer Überlegenheit auszuspielen. Schließlich muss jemand der bürgerliche Dame ihre Rechte aufzeigen. Denn Liebe kennt keine Grenzen. Ruhig und gelassen, mit scharfsinnigen Antworten reagiert Luise auf die Anschuldigungen und Drohungen und lässt ihre adlige Maske bröckeln. So entsinnt sich Lady Milford ihrer ehrbaren Herkunft und flieht. Was bleibt ist Luise Miller und ihr ungelöster innerer Konflikt.

Luise und Ferdinand: Liebe bis hin zum Tod

Ferdinand als der typische Held des Sturm und Drangs - zeitliche Einordnung von 1765 bis 1785 - mit seinem heldenhaften, kämpferischen und revolutionären Charakter, ist die zweite große Säule des Konflikts. Denn ohne Liebe zu ihm wäre ihre emotionale Enge nie entstanden. Ferdinand ist voller Tatendrang und opfert für die Liebe die Beziehung zu seinem Vater den Präsidenten und erwartet von Luise das gleiche. Durch seinen überspitzen Realitätsanspruch und die „Idolatrie“ (Janz 1976, S.216) verliert er völlig die Kontrolle der unvoreingenommenen Realität. Offensichtliche Bedürfnisse und die Person Luise Miller selbst, bleiben verschwommen hinter seinem eigen gemalten Weltbild. Selbst der Standpunkt und die bitte ihre Bedenken anzuhören „Ich habe einen Vater, der kein Vermögen hat als diese einzige Tochter - der morgen sechzig alt wird - der der Rache des Präsidenten gewiß ist.“ sowie „Laß mich die Heldin dieses Augenblicks sein - einem Vater den entflohenen Sohn wieder schenken - einem Bündnis entsagen, das die Fugen der Bürgerwelt auseinandertreiben und die allgemeine ewige Ordnung zugrund stürzen würde. [...] Mich sollst du nicht mehr sehn“ (Schiller 1784, 47f.), lässt durch Mangel an seelischer Tiefe kein Gehör schenken. Hinzu keimt Misstrauen und Ignoranz in Ferdinand auf, weil Luise sich nicht für die ewige Bindung entscheidet. Hat etwa Luise einen anderen Liebhaber? „Schlange du lügst. Dich fesselt was anders hier [...] Ein Liebhaber fesselt dich, und Weh über dich und ihn,wenn mein Verdacht sich bestätigt“ (Schiller 1784, 49). All die Einflüsse und weitere von außen einfließende Intrigen lassen schließlich Ferdinand den Richter über Tod und Leben werden. Die Tatsache das der Standeskonflikt - eine Bürgerin soll sich in den Adelstand heiraten - unberührt und unverändert im Sinne von „ewige Ordnung zugrund stürzen würde. [...] Mich sollst du nicht mehr sehen“ (ebd., 48) bleibt, istder Fokus aufden Konflikt Luise Miller gerichtet.

1.2 Forschungsfragen

Ziel der Seminararbeit ist es ein Konfliktmanagement- Konzept anhand „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller vorzustellen und einen Praxisbezug anhand eines Leitfadens zu konzipieren. Dabei sind folgende Forschungsfragen relevant:

1. Ist eine Unstimmigkeit im Wollen bereits ein Konflikt?
2. Welcher Nutzen kann aus Konflikten gezogen werden?
3. Wie sieht ein wissenschaftlich fundiertes Konfliktmanagement aus?

2 Theorie

2.1 Definition Konflikt und Konfliktmanagement

Konflikte gibt es schon seit Menschen miteinander zu tun haben. Dennoch ist die Wissenschaft Konfliktforschung eine recht junge Lehre. Friedrich Glasl erkennt, dass vor allem der Forschungsbereich in den späten Sechzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts für soziale Konflikte stark zugenommen hat (vgl. Glasl, 7 Auflage, S. 13).

Wie schon in der Einleitung erwähnt gibt es keine genaue wissenschaftliche Definition für den Begriff Konflikt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus der lateinischen Übersetzung „confligere“ „Zusammentreffen respektive kämpfen“ eine idealtypische Darlegung. Friedrich Glasl konzipierte über Jahre hinweg, die weitestgehend tiefgreifendste Definition. Er bezeichnet einen sozialen Konflikt als eine Interaktion zwischen Aktoren: Gruppen, Individuen, Organisationen usw. Dabei muss mindestens ein Aktor eine Differenz respektive Unvereinbarkeit im Wahrnehmen, im Denken, im Fühlen und im Wollen spüren, während der Handlung mit seinem Gegenüber. Gleichzeitig soll eine Beeinträchtigung durch die gegebenen Komponenten entstehen, welche eine Hinderung durch einen anderen Aktor hervorruft (vgl. Glasl (2020) S. 17f.).

Um den Nährboden für Zwist, Auseinandersetzung und Krieg einzudämmen und gar das Potential der offensichtlich ausgeschütteten Energie für etwas konstruktives zu nutzen, entstand die Konfliktbehandlung als Überbegriff. Abgeleitet und in verschiedenen Kategorien unterteilt sind Konfliktprozesse, Konfliktfolgen, Konfliktpotentiale und Maßnahmen Hauptattribute respektive der Kern der Behandlung. Um die Aufgabenstellung gerecht zu werden, wird gezielt auf die Maßnahmen eingegangen. Maßnahmen sind unter anderem Konfliktlösungen, Konfliktkontrolle, Konfliktregelungen sowie Vermeidung und das Konfliktmanagement. Dieses steuert die Prozesse des Geschehens zu einer konstruktiven Lösung (vgl. Glasl (1997), S. 19f.). Warum ist es wichtig ein Konfliktmanagement auszuführen? Eskalierende Prozesse lassen durch Aktionen und Gegenaktionen verschiedener Parteien immer mehr die Kontrolle der Beteiligten über das Denken, Fühlen und Wahrnehmen verlieren. Hier ist es wichtig auf die Potentiale hinzuweisen, nachdem die Spannung abgeklungen ist. Der Lern- und Veränderungsprozess tritt ein. Lösungen können generiert werden und gegebenenfalls neues Wachstum. Denn auch ein Aufrechterhalten eines Konflikts, dessen Nutzen größer ist als der Schaden, ist eine Alternative.

2.2 Konfliktdiagnose

Was bedeutet das Wort Diagnose. Eine Diagnose entsteht durch den Betracht zusammengefasster Beurteilungen. Um Konflikte erfolgreich zu managen werden allerlei Informationen gebraucht, die buchstäblich für das Ausmaß verantwortlich sind. Wer ist involviert, welche Informationen verfügen die jeweiligen Parteien, was sind die größten Reibungspunkte, wer profitiert von anderen, welche Eskalationsstufe ist erreicht usw. Zu verstehen weshalb jegliche Aspekte von Nöten sind, liegt in der Findungsphase und ob es Sinn macht den Konflikt anzunehmen. Und wenn ja, welches Ziel hat das Konfliktmanagement, welche Personen sind mit einzubeziehen, welche Gefahren gilt es zu beseitigen usw.

Wichtig zu verstehen ist, auch wenn der Konflikt den Aktoren aufgezeigt wird, dass den jeweiligen gegnerischen Gruppierungen das Wissen des Gegenüber fehlt. Durch diese Gegebenheit bleibt der Konflikt mit einer Diagnose meistens bestehen. Die Lösung steckt hinter der Wahrnehmung. Die Sicht aus einem Involvierenden bleibt eingeschränkt, weil selbst durch einen längeren Prozess die Reaktionen eines Kontrahenten durch gedankliche Wiederholungsprozesse verzerrt bleiben.

Um eben aus anfänglicher Fehlinterpretation eine vorschnelle Typologie zu vermeiden, empfiehlt Glasl (1997) eine handlungsorientierte Typologie (vgl. ebd., S. 59ff.). Vorgänge können für alle Beteiligten transparenter gestaltet werden und bieten weniger Spielraum. Glasl unterteilt es in folgende Merkmale: Die Konflikt- Arena, die Reichweite der Bemühungen und die dominante Äußerungsform des Konflikts.

2.2.1 Die Konflikt-Arena

Hier wird das Einzugsgebiet respektive der Rahmen des Konflikts dargestellt. Konfliktbereiche lassen sich in mikro-, meso-, und oder makrosozial unterteilen. Der mikro- soziale Bereich deckt Konflikte zwischen zwei oder mehreren Einzelpersonen, oder kleinere Gruppen ab. Die mesosoziale Ebene bezieht sich auf mittelgroße soziale Gebilde. Hier erfolgt die Kommunikation über Mittelpersonen. Während der makro- soziale Bereich äußer-persönliche Parteien trägt, welches wesentlich komplexer ist. Als Beispiel umspannt es Bund und Länder, Städte und oder Interessengruppen. Spannungsfelder aus mehreren Richtungen sind garantiert (vgl. Glasl (1997), S. 61ff.).

2.2.2 Reichweite der Bemühungen

Um zu verstehen welche Absichten Aktoren hinter dem Konflikt haben, wird die Reichweite der Bemühung gemessen. Geht es nur um das Streitthema, oder steckt mehr hinter dem Streit. Der Reibungskonflikt respektive Issue- Konflikt konzentriert sich, egal in welcher Größenordnung auf die Widrigkeit an sich. Beim Positionskampf lehnt mindestens ein Aktor seine werdende / tatsächliche Rolle, oder die seines Kontrahenten ab. Er strebt ein Wechsel an, was eine Veränderung mit sich bringt. Ein Beispiel hierzu wäre, der Kampf um eine Führungsposition. Des weiteren ist im Systemveränderungskonflikt die Rede vom Gesamtrahmen. Entweder man sträubt sich gegen diese Veränderung, oder ist der Initiator seiner gewollten Veränderung.

2.2.3 Dominante Äußerungsform

Die Äußerungsform bezieht sich nicht auf das Verhalten der Kontrahenten, sondern auf die dominierende Richtlinie des ausgetragenen Konflikts. Anhand eines von den Aktoren anerkannten Regelwerks kann der Konflikt- Manager auf die formgebundene Variante zurückgreifen. Netzwerke, Regeln oder Verbindungen sind Beispiele. Ob diese als einzige Werkzeuge tauglich sind, kommt auf den Inhalt an. Sobald keines solcher Regelwerke vorhanden ist, spricht man von formlosen Konflikten. Außerdem kann der dominierende Verhaltensstil als „heiß“ oder „kalt“ betitelt werden. Bei „heißen“ Konflikten ist die Devise Angriff und Verteidigung. Man spürt förmlich die Spannung in der Luft. Explosive Mittel, um Taktiken zu fördern, sind für alle wahrnehmbar. Dahingehend ist die „kalte“ Äußerung das lähmende Beispiel. Frustration und andere zerstörende Gefühle, wie Hass, werden in sich aufgenommen und destruktiv weiter verarbeitet, bis hin zu selbstzerstörerischen Ausführungen. Das Resultat ist eine fortdauernde Prozedur des Ausweichens. Die Auseinandersetzung findet indirekt statt (vgl. Glasl (2020), S.76).

2.3 Konfliktdiagnose: Inhaltliche Unterscheidung der Konflikte

Der inhaltliche Umfang der Diagnose ist wie folgt: Einbezogene Streitpunkte oder auch Konflikt- Issues, die dazugehörigen Parteien in ihren vertretenen Positionen, der Verlauf des Konflikts als Entstehung und Entwicklung der Spannung, die Grundeinstellung sowie die Rollen (formell/ informell) und Beziehungen einzelner (Rollenkonstellationen) (vgl. Glasl (2020), S.105).

2.3.1 Konflikt- Issues und ihre Auswirkung aufStreitfragen

Der wesentliche Grund einer genaueren Betrachtung der Konflikt- Issues ist die subjektive Wirkung auf Themen. Ebenfalls nimmt die Anhäufung solcher einen großen Part in der Diagnose ein. Konflikt- Issues können sich durch verzerrte Wahrnehmungen im Laufe einer Eskalation ändern, oder als neue Konfliktpunkte entstehen. Die Verzerrungen bewirken, dass die Wahrnehmungen im weiteren Verlauf auseinanderdriften und es sich als schier unmöglich gestaltet, sich über den ursprünglichen Konflikt auszutauschen. Für die folgende Abhandlung bedeutet es, dass die Streitpunkte ausgewertet werden, um den tatsächlichen Bestand zu erörtern. Sind parallelen im Tun zu finden? Decken sich Strukturen ab? Wie weit kennen die Parteien die Issues der Gegenseite? Wie sind die Konfliktpunkte miteinander verknüpft? Gibt es emotionale Bindungen und beziehen sich die Konflikte auf die Objektsphäre oder auf die Subjektsphäre?

2.3.2 Konfliktparteien, Beziehungen und Rollen

Um ein Konfliktmanagement durchzuführen ist die Beschaffenheit der Konfliktparteien zu bestimmen. Es ermöglicht das Definieren der Parteistrukturen. Sind es Einzelpersonen oder Gruppen, oder fungiert die Einzelperson sogar als Sprecher einer Gruppe? In diesem Fall kann es sogar zu einer Überlagerung mindestens zweier Konflikte kommen: Der Vertreter des Konflikts und möglicherweise sein eigener innerer Konflikt. Festzuhalten ist, jede Partei hat ihre eigenen Interessen, Ziele und Werte. Auch spielt die Beziehung zu der Thematik und den einzelnen Akteuren eine Rolle. Eine scharfe Abgrenzung der Konfliktparteien ist nicht immer gegeben, da auch Parteien zu der jeweiligen anderen Partei tendieren können. Aber nicht immer sind die Kernpersonen die Drahtzieher des Konflikts. Deswegen gilt besonders die Schlüsselfigur zu identifizieren. Sie gilt als „Know- how Träger“ und sollte als Fundament der Bearbeitung dienen. Denn diese Personen kennen sich mit der aktuellen Lage am besten aus. Welche Rollenstrukturen sind gegeben, ist eine innerer Zerfall der Parteien zu spüren, oder wie ist die Tendenz einzelner Personen.

Nach der Festlegung der Parteienzugehörigkeit sind die Beziehungen untereinander zu betrachten. Diese können entweder formell ( z.B. Normen und Regeln) oder informell sein. Informelle Beziehungen sind einigen Streit- Parteien nicht vollständig bewusst, da sie weder niedergeschrieben, noch anderweitig durch geplantes Handeln entstanden sind. Um informelle Beziehungen ausfindig zu machen, ist eine spezifisch genaue Betrachtung von Nöten. Fakt ist, formelle und informelle Beziehungen beinhalten Konfliktpotential, welche provozieren, aufrechterhalten und verstärken können.

Betrachtet man das Verhalten beider Parteien, sobald sie miteinander agieren, lassen sich die Rollenverträge (Verhaltensmuster) herausfinden. Auch kristallisiert sich aus der Beobachtung die Sanktion: „mit weichem Verhalten erwirke ich meine Erwartung“, heraus.

2.3.3 Konfliktverlauf

Der Konfliktverlauf zeigt die Abfolge eines Konflikts und wie es sich entwickelt. Es zeigt den Startpunkt respektive die Auslösung, kritische Wendepunkte eines Verlaufes und die dazugehörige Eskalationsstufe. Wendepunkte sind in den meisten Fällen Sprünge in die nächste Eskalationsstufe. Das Beschreiben der Konflikte, welche sich kommunikativ oder interaktiv während eines Wendepunkts verändert haben, lassen eine Bestimmung der neu erreichten Eskalationsstufe zu. Jeder Wendepunkt verändert die Norm und verhindert gleichzeitig die Interaktionen vorheriger Einschnitte. Neue destruktive Konfliktformen treten auf. Alles in allem werden Kritikpunkte komplexer, die Interaktion stabiler. Die Frage nach dieser Ausdehnung und der Stabilität des Konflikts ermöglicht auch nach dem Ursprung zu suchen.

[...]

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Details

Title
Konfliktmanagement und Mediation anhand der Weltliteratur "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller
College
University of Applied Sciences Burgenland
Course
Konfliktmanagement
Grade
1,0
Year
2021
Pages
23
Catalog Number
V1004526
ISBN (eBook)
9783346387004
Language
German
Keywords
konfliktmanagement, mediation, weltliteratur, kabale, liebe, friedrich, schiller
Quote paper
Anonymous, 2021, Konfliktmanagement und Mediation anhand der Weltliteratur "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1004526

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