Diese Arbeit möchte mit Hilfe verschiedener soziologischer und kultur- und medienwissenschaftlicher Überlegungen nachvollziehen, wie tradierte und vorgelebte Konzepte von Männlichkeit durch Konstruktion und Dekonstruktion, dem Spiel mit Stereotypen und der Gegenüberstellung verschiedener Männlichkeitskonzepte hinterfragt werden. Außerdem soll dabei klar werden, wie die Abweichung von der Norm dargestellt wird, um letztendlich eindimensionale Vorstellungen Schwarzer männlicher Identität zu dekonstruieren und Vielfalt zu repräsentieren.
Wann ist ein Mann ein Mann? Im Kino gehen heutzutage immer mehr Filme dieser Frage nach und das Thema „Männlichkeit“ wird in den Medien und der öffentlichen Debatte immer präsenter. Die feministische Filmwissenschaft hatte lange Zeit aus historisch und politisch nachvollziehbaren Gründen die Analyse von Weiblichkeitsrepräsentationen in den Fokus gestellt und Männlichkeit bei diesen Untersuchungen weniger Bedeutung zugeschrieben. Doch die Erkenntnis der Genderstudien, dass Geschlecht eine kulturelle Handlung ist und demzufolge weder Männlichkeit noch Weiblichkeit feste Kategorien sind, sondern immer wieder vielfaltig konstruiert und geformt werden, führte zu einer zunehmenden Auseinandersetzung mit männlichen Identitäten und Entwürfen von Männlichkeit auf der Leinwand. Der auf dem Theaterstück In the Moonlight Black Boys Look Blue von Tarell Alvin McCraney basierende Spielfilm Moonlight (USA, 2016) vom Regisseur Barry Jenkins versucht, ein komplexeres Bild afroamerikanischer Männlichkeit zu vermitteln und Raum für alternative Männlichkeiten zu ermöglichen. Der Film problematisiert Männlichkeit sowie gesellschaftliche Traditionen und Erwartungen, die auf junge Männer übertragen werden und hebt sich durch seine progressive Verarbeitung dieser Thematik von tradierten Filmkonventionen ab. Anders als in Moonlight sind queere Charaktere immer noch sexuelle Minderheiten in Filmen und erfahren besonders in Werken mit afroamerikanischem Kontext häufig Stereotypisierung und/oder Marginalisierung (A. Harris 2012, 217). Diese Stereotypisierung nutzt Moonlight, um Konventionen und Normvorstellungen zu inszenieren, Erwartungen zu destruieren und alternative Männlichkeitskonzepte zu zeigen. Eine Besonderheit des Films Moonlight ist es, dass er verschiedene Arten von Männlichkeit aufeinandertreffen lässt, um normative Männlichkeit zu dekonstruieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Männlichkeit(en)
- 2.1 Männlichkeit als Konstrukt in Forschung und Medien
- 2.2 Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit
- 2.3 Normative afroamerikanische Männlichkeit in Forschung und Medien
- 2.3.1 Gesellschaftliche Erwartungen an afroamerikanische Männlichkeit
- 2.3.2 Repräsentationen afroamerikanischer Männlichkeit in der Populärkultur
- 3. Dekonstruktionen normativer Männlichkeit in Moonlight
- 3.1 Inhalt
- 3.2 Chiron
- 3.3 Verhandlungen von Männlichkeiten
- 3.3.1 Juan
- 3.3.2 Die Beziehung von Chiron und Kevin
- 3.4 Eine finale Dekonstruktion normativer Männlichkeit?
- 3.4.1 Die Konstruktion normativer männlicher Identität durch „Black“
- 3.4.2 Die Auflösung normativer Männlichkeit durch Kevin und Chiron?
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
- 6. Medienverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Dekonstruktion normativer Männlichkeit im Film Moonlight (USA, 2016). Der Film erzählt die Geschichte eines jungen homosexuellen Afroamerikaners und stellt die Frage des Mannseins in den Mittelpunkt. Durch die Analyse von Inszenierungsstrategien und die Untersuchung verschiedener Männlichkeitskonzepte im Film sollen tradierte Vorstellungen von Männlichkeit in Frage gestellt und alternative Formen von Männlichkeit aufgezeigt werden.
- Die Konstruiertheit und Performativität von Männlichkeit
- Das Konzept der hegemonialen Männlichkeit
- Normative afroamerikanische Männlichkeit und ihre Repräsentation in der Populärkultur
- Die Dekonstruktion von normativer Männlichkeit in Moonlight durch die Auflösung performativer Männlichkeit
- Die Darstellung von Vielfalt und die Dekonstruktion eindimensionaler Vorstellungen Schwarzer männlicher Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die Thematik der Männlichkeit in Moonlight eingeleitet und der Untersuchungsgegenstand vorgestellt. Der Film Moonlight wird als Beispiel für eine progressive Verarbeitung des Themas Männlichkeit in der filmischen Darstellung afroamerikanischer Identität vorgestellt. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Konstruiertheit und Performativität von Männlichkeit und führt das Konzept der hegemonialen Männlichkeit ein, welches die Verhältnisse von dominanten und marginalisierten Männlichkeiten erfasst. Anschließend wird afroamerikanische männliche Identität in ihrer individuellen, kulturellen und sozialen Dimension erläutert, wobei insbesondere auf normative Vorstellungen und Stereotype eingegangen wird. Das dritte Kapitel analysiert die Dekonstruktion normativer Männlichkeit in Moonlight. Hierbei werden die verschiedenen Arten von Männlichkeit im Film untersucht und die Strategien der Inszenierung und Dekonstruktion von Stereotypen analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Hauptfiguren des Films, Chiron, Juan und Kevin, und untersucht ihre Beziehungen zueinander sowie die Interaktion mit dem Umfeld.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Konzepte von Männlichkeit, Geschlecht, Performativität, Hegemoniale Männlichkeit, Afroamerikanische Männlichkeit, Dekonstruktion, Stereotype und alternative Männlichkeiten im Kontext des Films Moonlight.
- Arbeit zitieren
- Celine Keuer (Autor:in), 2019, Eine Untersuchung von Dekonstruktionen normativer Männlichkeit in "Moonlight" (USA, 2016, Barry Jenkins), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1004613