Ziel dieser Hausarbeit ist es über den Begriff Inklusion und Inklusion am Beispiel von Schule und Sport aufzuklären und dem Leser so die großen Chancen aufzuzeigen und wo oft die Problematik bei der Umsetzung in der Praxis liegt. Der Hauptteil ist in drei Themenblöcke unterteilt. Der erste ist die Definition des Begriffs Inklusion, in dem z.B. der Wortursprung und die primären Ziele von Inklusion aufgezeigt werden. Dem Leser wird so das Grundwissen vermittelt um das Verständnis der folgenden Themen zu gewährleisten. Der zweite Themenblock behandelt die Inklusion in der Schule. Zuerst wird die idealtypische inklusive Schule vorgestellt und im Anschluss werden drei Erfahrungsberichte zur Inklusion an deutschen Schulen behandelt. Die Darstellung der idealtypischen Schule und darauf folgend die Erfahrungsberichte die den aktuellen Zustand an inklusiven Schulen zeigen, sollen vermitteln woran es mangelt um die gute Idee der Inklusion in der Bildung voranzutreiben. Der letzte Block des Hauptteils veranschaulicht die Möglichkeiten wie der Sport Inklusion weiter in der Mitte der Gesellschaft etablieren kann. Zutreffend dazu wird über die Vorraussetzungen von Inklusion im Sport, die erste inklusive Fußball-Liga in Hessen und das nachahmenswerte Vorbild des Fußballvereins SV Oppum 1910 e.V. berichtet. Abgerundet wird die Hausarbeit mit einem Fazit und einem Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition
3. Schule
3.1 Inklusion in der Schule
3.2 Drei Erfahrungsberichte zur Inklusion an deutschen Schulen
4. Sport
4.1 Inklusion im Sport
4.2 Inklusive Fußball-Liga in Hessen
4.3 SV Oppum 1910 e.V
5. Fazit
1. Einleitung
1 „Für Inklusion brauchen wir Visionen, Mut, Haltung und Ressourcen (und zwar nicht nur Förderlehrkräfte!). Natürlich macht Inklusion manchmal Mühe - aber das tut Schule immer. Aufgeben geht auf keinen Fall! Mir macht es Spaß, Schule neu zu denken, Konzepte zu erproben und die Kinder wachsen zu sehen. So versuche ich jeden Tag meinen Teil beizutragen, dass es irgendwann normal ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen. So normal, wie es heute ist, dass Mädchen und Jungen gemeinsam lernen.“ (Henningsen, www.aktion-mensch.de) das ist Silke Henningsens Meinung zum viel debattierten Thema Inklusion. Sie ist Lehrerin für Haupt- und Realschule und hat die Pädagogische Leitung an der Integrierten Gesamtschule Frankfurt/ Süd. Ziel dieser Hausarbeit ist es über den Begriff Inklusion und Inklusion am Beispiel von Schule und Sport aufzuklären und dem Leser so die großen Chancen aufzuzeigen und wo oft die Problematik bei der Umsetzung in der Praxis liegt. Der Hauptteil ist in drei Themenblöcke unterteilt. Der erste ist die Definition des Begriffs Inklusion, in dem z.B. der Wortursprung und die primären Ziele von Inklusion aufgezeigt werden. Dem Leser wird so das Grundwissen vermittelt um das Verständnis der folgenden Themen zu gewährleisten. Der zweite Themenblock behandelt die Inklusion in der Schule. Zuerst wird die idealtypische inklusive Schule vorgestellt und im Anschluss werden drei Erfahrungsberichte zur Inklusion an deutschen Schulen behandelt. Die Darstellung der idealtypischen Schule und darauf folgend die Erfahrungsberichte die den aktuellen Zustand an inklusiven Schulen zeigen, sollen vermitteln woran es mangelt um die gute Idee der Inklusion in der Bildung voranzutreiben. Der letzte Block des Hauptteils veranschaulicht die Möglichkeiten wie der Sport Inklusion weiter in der Mitte der Gesellschaft etablieren kann. Zutreffend dazu wird über die Vorraussetzungen von Inklusion im Sport, die erste inklusive Fußball-Liga in Hessen und das nachahmenswerte Vorbild des Fußballvereins SV Oppum 1910 e.V berichtet. Abgerundet wird die Hausarbeit mit einem Fazit und einem Ausblick.
2. Definition
Die Mehrheit der Bevölkerung setzt oft in gesellschaftlichen Kontexten den Begriff „Inklusion“ mit „Integration“ gleich. Dass diese zwei Begriffe jedoch etwas sehr unterschiedliches bedeuten wissen jedoch die Wenigsten. Der Ausdruck Inklusion hat seinen Ursprung im lateinischen und bedeutet „Enthaltensein“. Inklusion hat das Ziel gemeinsam verschieden zu sein, wobei alle Menschen als gleichberechtigte Individuen angesehen werden und unabhängig von persönlichen Merkmalen Teil des Ganzen sind. Die Umwelt passt sich den Voraussetzungen der Menschen an. An dieser Stelle ist Inklusion von Integration zu differenzieren, da Integration das Ziel beinhaltet, eine Minderheit in ein bestehendes System zu integrieren. Somit muss sich die Minderheit an die Mehrheit anpassen, um Teil des Ganzen zu werden Die Unterscheidung wird folgend mithilfe einer Grafik verdeutlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Unterschied zwischen Exklusion, Integration und Inklusion
Seit 2008 ist das Recht auf Inklusion in der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen festgeschrieben und somit ein Menschenrecht. Erstmals war in den 1970er Jahren in den USA die Rede von Inklusion, als die Behindertenbewegung eine volle gesellschaftliche Teilhabe einforderte. Inklusion zielt darauf ab, dass alle Menschen unabhängig von Herkunft, Alter, Bildungsstand, Geschlecht und Religionszugehörigkeit in einer inklusiven Gesellschaft leben. In dieser Gesellschaft werden nicht nur Unterschiede als Bereicherung angesehen, vielmehr hat das Individuum die Möglichkeit, unabhängig vom Ort, sich mit seinen eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu entfalten. (vgl. Leidmedien 2017, www.leidmedien.de)
3. Schule
3.1 Inklusion in der Schule
Wie Inklusion in einer Schule idealtypisch erscheint und wie viele inklusive Klassen es letztlich gibt, wird im folgenden Abschnitt erläutert. In einer inklusiven Schule besuchen Kinder unabhängig von dem vorhandenen oder nicht notwendigen Förderbedarf die gleiche Klasse und lernen gemeinsam. Förderbedarfe können Seh- und Hörbeeinträchtigungen, Lernschwierigkeiten, Sprachprobleme, körperliche oder motorische Beeinträchtigungen, chronische Krankheiten, ein auffälliges Sozialverhalten, autistischstes Verhalten und viele mehr sein. Dieser Unterricht, in einer solchen heterogenen Klasse, soll nicht in Form von Frontalunterricht stattfinden, darüber hinaus soll sich die Lehrkraft in einem Raum bewegen, welcher eine bestimmte Raumakustik, die für Hörbeeinträchtigte angepasst ist und eine speziell konzipierte Tafel für Sehbeeinträchtigte beinhaltet. Zusätzlich sollte die Lehrkraft von einem Sonderpädagogen und bei Bedarf von weiteren Assistenten, die sich um einzelne Schüler kümmern können, unterstützt werden. Der Unterricht kann dann an die individuelle Lernkompetenz jedes Schülers angepasst werden, indem es spezielle Arbeitsblätter und persönliche Wochenpläne gibt und in Gruppen gearbeitet werden kann. Schüler im Rollstuhl können Klassenräume mit Rampen und Fahrstühlen erreichen und es gibt genügend Rückzugsräume für die Schüler. Im Schuljahr 2015/2016 besuchten 37% der Kinder mit Förderbedarf bundesweit eine Schule mit inklusivem Unterricht. Die Zahlen zwischen den Bundesländern schwanken zwischen 25% in Hessen und 65% in Schleswig-Holstein. Zu berücksichtigen ist, dass die Definitionen von förderbedürftigen Kindern je nach Bundesland variiert. (vgl. www.aktion-mensch.de)
3.2 Drei Erfahrungsberichte zur Inklusion an deutschen Schulen
Mit der Signatur der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen in 2009, haben Kinder mit Behinderung in Deutschland das Recht eine Regelschule zu besuchen. Hanna Schweizer ist Schülerin der 12. Klasse einer Hamburger Stadtteil Schule, sie engagiert sich in der Initiative Gute Inklusion für bessere Ausstattungen der Schulen und mehr Lehrkräfte für die Inklusion. Sie war selbst fünf Jahre Schülerin in einer Integrationsklasse, bevor es in Hamburg die flächendeckende Inklusion gab. In ihrer Klasse waren fünf Kindern mit Förderbedarf, wovon ein Kind Down-Syndrom hatte. Über die Zeit berichtet sie wie folgt: „Im Unterricht waren die Unterschiede kein großes Problem. Es gab nämlich nur wenig Frontalunterricht, stattdessen hatte jeder von uns einen eigenen Wochenplan mit Aufgaben. [...] Der Mitschüler mit Down-Syndrom übte immer wieder die Grundrechenarten, oder verschiedene Formen zu zeichnen, während wir anderen uns mit Gleichungssystemen oder Flächenberechnungen beschäftigten. Die Lehrer haben uns vor allem eine klare Struktur gegeben - zum Beispiel Zeiten für freies Arbeiten oder Gruppenaufgaben. Sie waren für alle inhaltlichen Fragen da. Außerdem kümmerte sich eine Sozialpädagogin in jeder Stunde um die Schüler mit Behinderung.“ (Schweizer 2017, www.zeit.de). Doch an vielen Schulen in Deutschland und auch mittlerweile an Hanna Schweizer’s Schule in Hamburg, fehlt es an Fahrstühlen, Rückzugsräumen, Lehrkräften die Erfahrung mit Inklusion haben, Sonderpädagogen und Zeit um das gelungene Fördern zu garantieren. Hinzu kommen immer mehr Schüler mit Förderbedarf in die Klassen. Auch an Hanna Schweizer’s Schule sei heute ein Sonderpädagoge für zwei Klassen zuständig, wodurch sich Lehrer oft mit starken Schülern und schwachen Schülern, die Probleme mit Grundrechenarten und dem Lesen haben, gleichzeitig beschäftigen müssen. Dabei bleiben laut Hanna Schweizer immer Kinder auf der Strecke. Für sie war die Zeit in der Integrationsklasse jedoch „eine große Bereicherung“ (Schweizer 2017, www.zeit.de), sie habe viel über Toleranz gelernt und dass Menschen sehr unterschiedlich sein können. Außerdem fühlte sie sich nie zu schlecht oder zu wenig unterrichtet (vgl. Schweizer 2017, www.zeit.de).
Heike Müller (Name geändert) ist Lehrerin an einer Hamburger Stadtteilschule und hat selbst eine Tochter mit Behinderung. Sie unterrichtet 25 Kinder in ihrer Klasse wovon vier besonders gefördert werden müssen. Ein Kind hat eine körperliche Behinderung Während die anderen drei Lernschwierigkeiten besitzen und Unterstützung im Sozial verhalten benötigen. Heike Müller hat selbst keine sonderpädagogische Ausbildung. Je nach Behinderung der Kinder stehen ihr jedoch Zusatzstunden einer Sonderpädagogin zu, die sie unterstützen soll. Obwohl die Sonderpädagogin Heike Müller in keiner ihrer 16 Klassenlehrerstunden unterstützen kann, da es nicht in ihren Stundenplan passt, ist der Austausch mit der Fachfrau, die die vier Schüler mit Förderbedarf vier Stunden in der Woche betreut, ein großer Gewinn. So erfahre sie viel über ihre Schüler und ihre Bedürfnisse. „Zum Beispiel habe ich einen Schüler mit Wahrnehmungsschwierigkeiten. Für ihn ist ein “normales“ Arbeitsblatt eine Seite mit vielen unzusammenhängenden Buchstaben. Er weiß oft nicht wo er anfangen soll zu lesen. Deshalb muss ich seine Arbeitsblätter sehr übersichtlich gestalten und eine große Schrift wählen. Ich markiere außerdem Satzanfänge besonders. Mit dieser Hilfe kommt er wunderbar mit. Ohne meine Kollegin hätte ich diese Entdeckung wahrscheinlich nie gemacht und womöglich geglaubt, dass er einfach nicht mitmachen will.“ (Müller 2017, www.zeit.de). Die Sonderpädagogin schafft es den Schülern mit Förderbedarf Aufgaben zu geben, die sie erfüllen können. Diese Erfahrung ist für Kinder, die im Schulalltag oft ihre Grenzen zu spüren bekommen, wertvoll. Die Möglichkeit jede Stunde zu zweit führen zu können und mehr Zeit zum Austausch zwischen Klassenlehrerin und Sonderpädagogin wären wichtig. Gerade die sehr leistungsstarken und die eher schwachen Schüler haben unter der fehlenden Zeit ihrer Klassenlehrerin zu leiden, da sie sich zuerst um Schüler kümmert, die Fragen zu ihren Aufgaben haben, die ohne Aufgabe schnell unruhig werden. Währenddessen entstehen natürlich auch Fragen bei anderen Schülern. Mit einer Sonderpädagogin zur Hilfe könnte die Klassenlehrerin den leistungsstärkeren Kindern mehr Aufmerksamkeit schenken. Auch an der Schule, an der Heike Müller unterrichtet, mangelt es an Rückzugsräumen für Schüler in denen sie sich konzentrieren können. Durch den individuellen Lernplan der Schüler kann es dazu kommen, dass eine Gruppe von Schülern eine CD im EnglischUnterricht hört, während andere Schüler einen Test schreiben oder an einer schwierigen Mathe Aufgabe rechnen. Wären ausreichend Ausweichmöglichkeiten für die Schüler und stände das nötige Personal an Sonderpädagogen zur Verfügung, könnten alle Schüler konzentriert lernen. Frontalunterricht mache wenig Sinn, da es nicht reiche Aufgaben zu stellen, die das Mittelmaß befriedigen. „Viele Experten sind sich einig, dass dem individuellen Lernen die Zukunft gehört und es eine Grundlage für gute Inklusion ist.“ (Müller 2017, www.zeit.de) so Müller, (vgl. Müller 2017, www.zeit.de)
Mike Finke ist Vorsitzender des Landeselternrates Niedersachsen, Vater eines Sohnes mit Behinderung und kennt schulische Inklusion aus eigener Erfahrung. Sein Sohn Christoph, der durch eine seltene neurologische Erkrankung kognitiv und motorisch eingeschränkt ist, war 2006, noch vor den Inklusionsdebatten, das einzige Kind mit Behinderung an seiner Grundschule. Christophs Lehrer benötigten keinen Sonderpädagogen und haben sich nicht über die zusätzliche Arbeit beschwert. Alle Lehrer handelten immer sehr kooperativ, so konnte Christoph beispielsweise trotz seiner Epilepsie am Schwimmunterricht teilnehmen, da sein Vater ihn häufig begleitete und den Lehrer so entlastete. Heute sei so ein entspannter und konstruktiver Umgang seltener geworden. Das merkte Mike Finke als sein Sohn nach der zehnten Klasse und einer Wiederholung noch ein Jahr schulpflichtig war. Seine alte Schule erklärte sich bereit ihn aufzunehmen, sodass er noch mal die Prozentrechnung wiederholen könne oder in Hauswirtschaft das Kochen üben könnte. Jedoch scheiterte der Einstieg im Sommer, aufgrund des Antrags für die Schulbegleitung und Christoph konnte erst im Herbst wieder die Schule besuchen. So etwas habe Mike Finke früher nie erlebt. Familie Finke und vor allem Christoph haben immer wieder von engagierten Pädagogen profitiert. Als Beispiel wurde es Christoph ein Mal ermöglicht ein Referat über Rot-Grün Schwäche zu halten, anstatt die normale Klassenarbeit zu schreiben. Bei längeren Klausuren bekam er die Möglichkeiten Pausen zu machen. „Diese Ideen kamen von den Pädagogen selbst. Man hat einfach gespürt, dass sie Christoph unbedingt unterstützen wollten, damit er den Abschluss schafft. Genau von dieser Empathie lebt gute Inklusion, genau wie von Eltern und Mitschülern, die offen mit den Kindern und ihrer Besonderheit umgehen.“ (Finke 2017, www.zeit.de).
4. Sport
4.1 Inklusion im Sport
Inklusion im Sport scheitert oft an mangelndem Geld, fehlendem Personal oder nichtausreichend geschultem Personal. Fast jeder hat bei der Arbeit oder in der Schule schon einmal etwas über Inklusion gehört. Oft klingt es so, als ob Inklusion ein unlösbares Problem darstellen würde, doch die Gründe dafür sind meist schlechte Rahmenbedingungen. Inklusion und die Ziele von Inklusion sind jedoch recht simpel. Es zielt darauf ab, alle Menschen, unabhängig von Behinderung, Herkunft und anderen persönlichen Merkmalen, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben, wie z.B. sportlichen Aktivitäten teilhaben zu lassen. Wenn also genug von den richtigen Ressourcen, wie Geld und erfahrenes/geschultes Personal, zur Verfügung steht, geschieht Inklusion im Sport wie von selbst. Vereinssport bietet ein großes Potenzial, Inklusion in der Gesellschaft voranzutreiben, da durch das gemeinsame Training und Ziel ganz spielerisch ein Wir-Gefühl entsteht. In einer Mannschaft entstehen gewisse Rituale und jeder Einzelne ist Teil der Mannschaft. Die Vielfalt einer inklusiven Mannschaft bietet verschiedene Vorteile. So ergänzen sich einzelne Stärken im Team untereinander, während Schwächen durch die gegenseitige Unterstützung ausgeglichen werden. (vgl. Schneeloch/ Schneider 2017, www.lsb.nrw).
Die in den vorherigen Kapiteln mehrmals erwähnte Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, geht in Artikel 30, Absatz 5 explizit auf Sport durch Inklusion ein. Um das Ziel, Menschen mit Behinderung die gleichberechtigte Teilnahme an Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten zu ermöglichen, müssen geeignete Maßnahmen getroffen werden. Diese Maßnahmen müssen Menschen ermutigen an breitensportlichen Aktivitäten teilzunehmen. Es muss sichergestellt werden, dass Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben, behinderungsspezifische Sport- und Erholungsaktivitäten zu organisieren, zu entwickeln und an solchen teilzunehmen. Dafür muss gewährleistet werden, dass alle Menschen Zugang zu Sport-, Erholungs- und Tourismusstätten haben, sodass alle Menschen, egal ob mit Behinderung oder ohne, gleichberechtigt an allen Spiel-, Erholungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten teilnehmen können (vgl. UNBehindertenrechtskonvention, Artikel 30 (5), www.behindertenrechtskonvention.info).
4.2 Inklusive Fußball-Liga in Hessen
Im September 2017 startete die erste inklusive Fußball-Liga in Hessen. In den acht Mannschaften aus Hessen und Aschaffenburg spielten Fußballer mit und ohne Handicap in einem Team. Die Regeln sind leicht vereinfacht, es wird sechs gegen sechs auf einem Kleinfeld gespielt. Maximal dürfen zwei Spieler ohne Handicap auf dem Spielfeld sein und die Rückpass- und die Abseitsregel gibt es nicht. In der ersten Saison wurden zwei Spieltage terminiert. Der erste Spieltag wurde am 16. September auf dem Rasenplatz des SV Vatanspor Aschaffenburg ausgetragen, der zweite am 2. Dezember in der Halle des Sporthotels in Grüneberg. Zum Ligastart fand eine angepasste Trainerausbildung durch den Hessischen Behinderten- und Rehabilitations Sportverband e.V (HBRS) statt. Die DOSB- Übungsleiterlizenz (Trainer C-Leistungssport von Menschen mit Behinderung im Bereich Fußball) absolvierten 16 Trainer und Betreuer der Vereine. Die Teilnahme war kostenlos und wurde vom Ministerium des Innern und für Sport finanziert. Peter Beuth, Innenminister des Ministeriums des Innern und für Sport in Hessen, sagte in Bezug auf die erste inklusive Fußball-Liga: „Inklusion im und durch den Sport genießt in Hessen einen hohen Stellenwert. Jedem soll eine selbstbestimmte, gleichberechtigte Teilhabe am Sport offenstehen. Es ist das Ziel der Hessischen Landesregierung, die Inklusion im Sport in das Bewusstsein der Menschen zu bringen und die Gesellschaft für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Die erste inklusive Fußball-Liga ermöglicht Menschen mit und ohne Behinderung auf Wettkampfebene gemeinsam Sport zu treiben. Das Projekt besitzt Vorbildcharakter für ganz Deutschland.“ (Beuth 2018, www.hbrs.de). Die durch die HBRS geleitete Liga wurde fachlich und wissenschaftlich begleitet von der Sportentwicklung des Landessportbundes Hessen (LSB H), dem Hessischen Fußballverband sowie der Goethe Universität Frankfurt. William Sonnenberg, Referent für Sport und Inklusion des Landessportbundes zieht nach der ersten Spielzeit ein positives Fazit: „Die erste Saison haben wir erfolgreich gemeistert und alle Erwartungen an den neuen Ligabetrieb wurden nicht nur erfüllt sondern haben unsere Vorstellung übertroffen. Ein besonderes Lob gilt den Spielern, Trainern und Vereinen, die sich mit soviel Eifer der Sache gewidmet haben! Die Unterstützung durch das Hessische Ministerium des Inneren und für Sport sowie die Kooperationen zwischen HBRS, LSB H, Hessischem Fußballverband und der Goethe Universität Frankfurt zeigen sehr eindrucksvoll wie gut Inklusion im Sport gelingt, wenn alle an einem Strang ziehen. Ich freue mich auf die nächste Saison 2018!“ (Sonneberg 2018, www.hbrs.de). Nach der sehr positiv absolvierten Test-Saison, soll die erste Inklusive Fußball-Liga Hessens in den nächsten Jahren fortgeführt werden. Der Sportkoordinator und Abteilungsleiter Fußball des HBRS, Michael Trippel kündigt diesbezüglich an: „Ich freue mich auf die zweite Saison der 1. Inklusiven Fußball-Liga des HBRS. Wir konnten erfreulicherweise die Spieltage um 100% steigern. Somit stehen jetzt aktuell insgesamt vier Spieltage auf dem Programm für 2018. Sollten sich aber noch weitere Mannschaften anmelden, hätten wir für diesen Fall bereits einen Zusatzspieltag reserviert. [...]“ (Trippel 2018, www.hbrs.de). (vgl. Schiller 2018, www.hbrs.de)
4.3 SV Oppum 1910 e.V.
Der Krefelder Traditionsverein SV Oppum 1910 e.V. ist der Fußballverein im Modellprojekt „Sport und Inklusion im Verein“, das der Landessportbund NordrheinWestfalen (NRW) und der Behinderten- und Rehabilitationsverband NRW mit Unterstützung des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend und Sport NRW seit 2013 durchführen. Seit 2008 beschäftigt es die Oppumer um Axel Müller, den Vorsitzenden des SV Oppum, wie behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche zusammen Fußball spielen können. 2008 wendete sich die Mutter eines behinderten Kindes an den Verein um sich zu erkundigen, ob ihr Sohn beim SV Oppum Fußball spielen dürfe. Zuvor hatten sie bei anderen Krefelder Fußballvereinen nur Absagen bekommen. Für den SV Oppum war das Thema neu, jedoch nahm man die Herausforderung gerne an. Axel Müller, der seit einigen Jahren auch als Inklusionsbeauftragter des Fußballverbands Niederrhein (FVN) fungiert, war sich schon zu Beginn des Projekts bewusst „dass behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche über das sportliche Miteinander zu einer Gemeinschaft finden. Das war und ist kein Selbstläufer, aber die Erfahrungen zeigen, dass unser Weg richtig ist“ (Müller 2015, www.brsnw.de). Mit 50 aktiven Vereinsmitgliedern, die in drei verschiedenen Inklusionsmannschaften spielen, unterteilt in eine Junioren- und zwei Seniorenmannschaften, gibt der Erfolg den Oppumern Recht. Die inklusive Juniorenmannschaft des SV Oppum ist Teil der seit 2014 bestehenden Inklusionsliga, die vom FVN unterstützt wird. Der Ligabetrieb ist vergleichbar mit dem im Kapitel zuvor erwähnten der hessischen Inklusions Fußball-Liga. Unterstützt wird der SV Oppum von der Sparkassenstiftung SPORT & UMWELT Krefeld, die € 3.500,-für die Anschaffung von Sportgeräten und zur Finanzierung spezieller Lehrgänge zur Verfügung stellen. Zusätzlich erhält der Verein Mittel über das Modellprojekt, dessen Förderungen durch die Unterstützung der Sparkassen in NRW ermöglicht werden. Markus Kirschbaum, Vorstand der Sparkasse Krefeld, verdeutlicht nochmals: „Inklusion kann nur gelingen, wenn alle Ebenen unserer Gesellschaft zusammenwirken. Ich bin sehr froh darüber, dass wir hier auch zeigen können, wie die Sparkassenorganisation bei dieser großen Aufgabe Hand in Hand arbeitet“ (Kirschbaum 2015, www.brsnw.de). (vgl. Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen e.V 2015, www.brsnw.de)
5. Fazit
Inklusion bedeutet im Wortursprung „Enthaltensein“ und das soll für jeden Menschen gelten, denn darauf zielt Inklusion ab. Menschen mit und ohne Behinderung sollen von kleinauf gemeinsan in die Schule gehen, Sport treiben und in einer inklusiven Gesellschaft leben in der Unterschiede als Bereicherung angesehen werden. Hervorzuheben ist das Beispiel von Hanna Schweizer, die aktuell an ihrer Schule sieht wie Inklusion nicht ablaufen sollte. Eine Sonderpädagogin ist für zwei Schulklassen zuständig und hat viel zu wenig Zeit um die Klassenlehrer zu unterstützen und zu beraten. Trotz dessen lässt sie sich nicht beirren und setzt sich aktiv für Inklusion ein, da sie selbst fünf Jahre Teil einer wunderbar funktionierenden Klasse mit Kindern mit und ohne Förderbedarf war. Zu Beginn des Inklusionsprojekts an ihrer Schule funktionierte alles super. Es waren genügend Sonderpädagogen für die Schüler mit Förderbedarf vor Ort und das erfolgreiche Lernen der Kinder funktionierte einwandfrei. Daraufhin stieg das Interesse an inklusivem Unterricht und die Klassen füllten sich. Die Auswirkungen des Fachkräftemangels verdeutlichen sich im Fallbeispiel von Heike Müller. Die Lehrerin von 25 Schülern, vier davon benötigen besonderen Förderbedarf, hat selbst keine sonderpädagogische Ausbildung und wird in keiner ihrer 16 Stunden von einem Sonderpädagogen unterstützt. Dieser kann sich nur vier Stunden in der Woche um Heike Müllers Schüler kümmern. Jedoch konnte dieser für einem Jungen mit Wahrnehmungsstörung in Kooperation mit der Klassenlehrerin eine Möglichkeit finden besser am Unterricht teilzunehmen. Hätten Lehrer an deutschen Schulen mehr Unterstützung durch Sonderpädagogen und zusätzlich genügend Zeit für den Austausch über Schüler, könnte viel mehr Kindern ähnlich wie in dem zuvor genannten Beispiel geholfen werden. Der Fall von Mike und Christoph Finke beweist was Mut und Engagement für gelungene Inklusion bewirken können. Durch die Eigeninitiative und den Mut den behinderten Sohn an einer Regelgrundschule anzumelden, obwohl dies noch lange nicht die Regel war konnte Christoph ein normaler Schulabschluss gelingen. Christoph hat von der Offenheit und dem Engagement seiner Lehrer und seiner Eltern profitiert. Denn Mut, Offenheit und klare Kommunikation sind genauso wichtig für gelungene Inklusion wie die nötige finanzielle Unterstützung. Für gelungene Inklusion in der Gesellschaft muss die Teilnahme von allen Menschen an Sportveranstaltungen und am Vereinssport gewährleistet werden. Dafür müssen laut der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen geeignete Maßnahmen getroffen werden. Wie diese aussehen können lässt sich am Beispiel der hessischen Inklusions Fußball-Liga erkennen. Menschen mit und ohne Behinderung wurde es ermöglicht in vereinfachter Form an einem Spielbetrieb teilzunehmen. Das Beispiel des SV Oppum 1910 e.V unterstreicht die Wichtigkeit von Inklusion im Sport nochmals. Der Sportverein beschäftigt sich seit 2008 mit der Frage wie behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche zusammen Fußball spielen können. Mittlerweile sind es 50 behinderte Mitglieder denen die Teilnahme an breitensportlichen Aktivitäten ermöglicht wurde. Unterstützt wird der SV Oppum von der Sparkasse Krefeld und den Sparkassen des Landes NRW. Schaut man sich rückblickend die Fallbeispiele der Hausarbeit an ist zu erkennen, dass alle Leute die Inklusion hautnah erlebt haben überzeugt davon sind. Bei den negativen Beispielen oder denen in den Inklusion nicht optimal funktionierte, war meist mangelndes geschultes Personal und fehlende finanzielle Unterstützung der Grund.
Quellenverzeichnis
www.aktion-mensch.de - https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/was-ist- inklusion/inklusion-schule.html Abruf 30.01.2018
www.zeit.de - http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2017-07/inklusion-schule-lehrer- schueler-eltern/komplettansicht Abruf 30.01.2018
www.lsb.nrw-https://www.lsb.nrw/fileadmin/global/media/Downloadcenter/ Integration Inklusion/Inklusion im Sportverein Strategien fuer die Praxis.pdf Abruf 30.01.2018
www.behindertenrechtskonvention.info - https://www.behindertenrechtskonvention.info/ teilnahme-am-kulturellen-leben-3939/ Abruf 30.01.2018
Sebastian Schiller - http://www.hbrs.de/index.php? id=18&tx ttnews%5Btt news%5D=753&cHash=b68c5ff87ff7fd04907a974b7b07d1cf Abruf 30.01.2018
Silke Henningsen - https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/was-ist-inklusion/ inklusion-schule.html Abruf 30.01.2018
Leidmedien - http://leidmedien.de/geschichte/inklusion/ Abruf: 30.01.2018
Abbildungen
Abbildung 1: Unterschied zwischen Exklusion, Integration und Inklusion - https:// www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/foerderprojekte-aktionen/kampagnen/service/ downloads.html abruf: 30.01.2018
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1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht
- Arbeit zitieren
- Oskar Stranzenbach (Autor:in), 2018, Vorstellung des Begriffs der Inklusion am Beispiel von Schule und Sport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1004711