Welche Bedeutung hat der Begriff der Bewegung in der Naturphilosophie?

Ein Vergleich zwischen Aristoteles und Kant


Seminararbeit, 2019

16 Seiten, Note: 2,0

Ebru Özcan (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. ) Einleitung

2. ) Warum Naturphilosophie?
2.1) Der Raum
2.2) Vergleich des Raumbegriffs

3. ) Bewegung
3.1) Aristoteles und Bewegung
3.2) Kant und Bewegung

4. ) Fazit

5. ) Quellen- und Literaturverzeichnis

1.) Einleitung:

Die Folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung „ Welche Bedeutung hat der Begriff der Bewegung in der Naturphilosophie!. Ein Vergleich zwischen Aristoteles und Kant“.

Für den Vergleich habe ich die Werke Physik von Aristoteles und das Erste Hauptstück Phoronomie aus der Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft ausgewählt. Beide Werke beschäftigen sich mit der Bewegung von Gegenständen. Beide versuchen dieses Phänomen zu erklären und den Ursprung für die Bewegung darzulegen.

Ich habe mich für Aristoteles und Kant entschieden, weil beide wichtige Positionen in der Geschichte der Naturphilosophie einnehmen.

Zunächst werde ich einen kleinen Einblick in die Geschichte der Naturphilosophie geben. Wie ist die Naturphilosophie überhaupt entstanden?

Hiernach werde ich darlegen, was ein Raum überhaupt für Aristoteles und Kant ist. Der Raumbegriff ist für das Verständnis des Bewegungsbegriffs von großer Bedeutung. Im Hauptteil werde ich die Bedeutung der Bewegung bei Aristoteles und Kant vorzeigen. Abschließend folgt das Fazit.

2.) Warum Naturphilosophie ?:

,,Die Philosophie ist keine Naturwissenschaft“, sagte Wittgenstein.1 2 Fest steht aber, dass die ersten philosophischen Fragen naturphilosophischen Ursprungs waren, „Die ersten philosophischen Fragen waren naturphilosophischer Art“ 2 Demnach handelt es sich um zwei Bereiche die ein Abhängigkeitsverhältnis vorweisen. Es wird auch über ein konstruktives Verhältnis von der Philosophie zu der Naturwissenschaft gesprochen.3 4 Die Naturwissenschaften seien folglich aus der Philosophie entstanden, denn erst die Philosophen beschäftigten sich mit naturwissenschaftlichen Phänomenen, „Die Naturwissenschaften sind also aufgrund eines philosophischen Wandels entstanden; daher zählten sie zuerst zur Philosophie.“ 4 Erst in der Moderne wird die Natur durch mathematische Formeln und physikalischen Theorien erklärt, „Die Vorgänge der Natur werden mathematisch formuliert, und man stellt physikalische Grundbegriffe auf. “,5 Für die Trennung der Naturwissenschaften und der Philosophie gilt Kant als Wegweiser, „ErstKant bereitete die Trennung von Naturwissenschaften und Philosophie vor.“6 7 Daher ist es von großem Interesse, den Beginn der Naturphilosophie durch Aristoteles und das Ende der Naturphilosophie durch Kant miteinander zu vergleichen. Die Geschichte der Philosophie lässt sich in drei Perioden einteilen. Zum einen die Antike Naturphilosophie, die zum größten Teil von Aristoteles geprägt wurde, deren Einfluss bis in das Mittelalter reicht und die letzte Periode wird als Renaissance beziehungsweise als Moderne bezeichnet, „In der Geschichte der Naturwissenschaften lassen sich drei Perioden unterscheiden: die antike, die von den ionischen Naturphilosophen bis zum ausgehenden Mittelalter reicht und im wesentlichen von Aristoteles geprägt worden ist. Die beiden letzten Epochen gemeinsam bezeichnen wir als neuzeitliche Naturwissenschaft [...]“! In der Philosophie sind dennoch verschiedene Fachgebiete zur Naturwissenschaft geblieben. Eine komplette Trennung der Bereiche ist nicht möglich. Die Philosophie beschäftigt sich mit Naturphilosophie; es existieren Fachbereiche wie „Philosophie der Physik“ oder „Grundlagen der Biologie“.8 Beide Bereiche stehen sich Nahe und eine Trennung ist nicht möglich, denn die Entstehung haben beide Bereiche im selben Ursprung.

2.1 Der Raum;

„Alle Objekte der Natur werden als räumlich erfahrenalles was der Mensch erkennen kann fände räumlich statt.9 Da wir uns mit dem Begriff der Bewegung beschäftigen, möchte ich zunächst klären, was die Philosophie und die Naturwissenschaft unter einem Raum verstehen. Da die Bewegung meist etwas sichtbares darstellt, benötigt die Bewegung einen Raum, um zu wirken, „Die physikalischen Theorien beschreiben ihre Objekte im Raum.“.10 11 Die Objekte die Bewegung darstellen, würden einen räumlichen Bereich benötigen, um Abstand, Nähe und verschiedene Bewegungskräfte aufzuzeigen, „In allen Theorien ergibt es sich, daß die Wechselwirkung zwischen Objekten gerade von ihren räumlichen Verhältnis zueinander abhängt: Vor allem vom Abstand, evtl, auch von der räumlichen Orientierung.“

Unter einem gewöhnlichen Raum verstehen wir einen Raum, in dem wir uns frei bewegen und handeln können. Es befinden sich ebenfalls andere Lebewesen und Objekte in diesem Raum die uns begegnen können, „Zunächst einmal meinen wir mit Raum den realen, 'wirklichen Raum, in dem wir uns als 'wahrnehmende und handelnde Menschen befinden und in dem uns andere Menschen und Dinge begegnen.“. Dieser „ursprüngliche Raum“ ist sinnlich wahrzunehmen und ein Bereich der für alle ersichtlich ist.12 13 Im Gegensatz dazu bildet der „physikalische Raum“ einen Bereich der nicht sinnlich Wahrzunehmen ist. Dieser Raum existiert nur in Abhängigkeit mit rationalen Experimenten und mathematischen Theorien. Der physikalische Raum stellt einen Bereich dar, der allein mental existiert. Dieser Bereich ist nicht für jeden zugänglich, „Dieser physikalischer Raum ist nicht der uns durch die Wahrnehmung gegebene phänomenale Raum, der in Abhängigkeit von Experimenten, Beobachtungen und mathematischer Theorie konstruiert wird.“}0 Deutlich wird, dass es zwei unterschiedliche Definitionsbereiche im Bezug auf den Begriff des Raumes gibt. Beide Definitionen scheinen sich erst mal gegenüberzustehen, „Die Betrachtung des Raumes unter diesen verschiedenen Hinsichten führt zu Raumbegriffen, die sich auf den ersten Blick gegenseitig ausschließen.“,14 Nun stellt sich die Frage, welche Auffassung Aristoteles und Kant zum Begriff des Raumes haben. Da Bewegung im Raum stattfindet, ist es wichtig die Form des Raumes in den Theorien zu verstehen.

2.2 Der Raumbegriff im Vergleich:

„Es hat 'viele Schwierigkeiten, zu sagen, was denn der Raum At.“,(Aristoteles, Physik 4,1, 74), Aristoteles stellt dar, dass es ihm zunächst schwer fällt, zu beschreiben was ein Raum sei. Im Buch 4 der Physik geht er genauer auf den Begriff des Raumes ein. Aristoteles ist sich sehr sicher, dass der Raum an sich existiert. Der Raum habe in sich verschiedene Bereiche, Aristoteles benennt diese als Hauptrichtungen, ,,Hauptrichtungen nun hat er drei: Länge, Breite und Tiefe [...]“ (Physik, 4,1,76). Außerdem habe der Raum ein Oben und ein Unten (Physik, 4,1,75). Dem Raum schreibt er Eigenschaften zu und ist in der Lage diese zu benennen. Er ist sich sicher, dass jeder sinnlich wahrzunehmende Körper an einem Ort sei, dieser Ort müsse der Raum sein, „Daß es nun also giebt einen Raum außer den Körpern, und daß jeder sinnlich wahrnehmende Körper an einem Orte ist, könnte man diesem zufolge annehmen(Physik, 4,1,75). Der Raum sei notwendig für die Existenz von jedem Körper, „Als müss zuerst 'vorhanden sein Raum, für das was sein soll [...] daß Alles sei irgendwo und an einem Orte.“ (Physik, 4,1,76).

Zusammengefasst beschreibt Aristoteles den Raum als expliziten Platz eines Körpers. Ein leerer Raum könnte nicht existieren, da der Raum notwendig sei um Körper zu platzieren. Aristoteles beschreibt den Raum eher als etwas sinnliches. Der Mensch könne den Raum wahrnehmen, weil er die Körper wahmehme. Die Existenz von Körpern bedeute auch die Existenz des Raumes. Außerdem war Aristoteles in der Lage den Raum zu beschreiben. Er habe ein unten, ein oben und verschiedene Hauptrichtungen. Der Raum ist in der aristotelischen Definition greifbar und sinnlich wahrnehmbar. Er beschreibt den realen Raum den wir als ursprünglichen Raum kennen.15

Kant entwickelte laut Dück einen noch nicht bekannten Begriff des Raumes, in der Kritik der reinen Vernunft.16 Kant schreibt, dass der Raum nichts objektives sei, vielmehr sei der Raum etwas subjektives und nehme Gestalt durch unsere Erkenntniskräft an, „Kant sieht Raum und Zeit demgegenüber als etwas subjektives, alös Ordnungsschemata unserer Erkenntniskräfte, unserer allgemeinen Erkenntnisvermögen an.“.17 Kant schreibt, der Raum sei nicht objektiv und auch sei er nicht real. Der Raum sei etwas subjektives dass durch die Erkenntniskraft des Verstandes entstehe, ,,Der Raum ist nicht etwas Objektives und Reales, weder eine Substanz, noch ein Akzidens, noch ein Verhältnis, sondern ein Subjektives ideales, aus der Natur der Erkenntniskraft, nach einem festen Gesetz hervorgehendes Schema gleichsam, schlechthin aller äußerlichen Empfundenen einander beizuordnen. “ (Kant, KrV, 3, 61). Demnach sei der Raum nicht wirklich existent, er sei nichts wirkliches und auch kein Ding,,,Der Raum ist nichts Wirkliches, weder ein handfestes Ding, noch eine Dingeigenschaft noch eine Relation zwischen wirklichen Gegebenheiten.“.1* Die Erklärung Kants lässt Fragen offen. Wie kann es sein, dass der Raum subjektiv ist? Bedeutet dies das jeder Mensch ein eigenes Bild vom Raume hat und das der Raum demnach nicht einheitlich sein kann? Wenn dies so wäre, warum sei der Raum dann nichts Wirkliches? Möglicherweise ist der Raum in meiner subjektiven Auffassung etwas Wirkliches. Problematisch ist es auch, dass der Raum subjektiv sein soll, obwohl er nicht sinnlich wahrgenommen werden könne. An anderer Stelle schreibt Kant dem Raumbegriff Beweglichkeit, Materialität und Relativität zu. Wird dem Raum Beweglichkeit zugesprochen, so wird dies doch mit den Sinnen wahrgenommen. Dies wäre dann wiederum eine reale Anschauung, „Drei Attribute schreibt Kant an dieser Stelle dem Raumbegriff zu: Beweglichkeit, Materialität und Relativität. Beweglichkeit aber affiziert die Sinne, wird also empfunden und ist somit das Reale der sinnlichen Anschauung.“,17 18 19 20 Kant aber schließt das Reale und das Wirkliche im Bezug auf den Raum aus.

Unserer Ansicht nach wäre der Raum etwas Wirkliches, das keiner bestreiten würde, „Der Raum sei etwas draußen, etwas Tatsächliches und Wirkliches, in das man eindringen kann.“ 20 Der Raumbegriff von Kant stellt eine ganz neue Idee dar. Weder der ursprüngliche Raum noch der physikalische Raum können seine Ansicht vertreten.

3. Bewegung:

Das Wort der Bewegung kennen wir aus vielen verschiedenen Bereichen des Lebens und der Wissenschaft. Zunächst denken wir an unsere eigenen Aktivitäten, die wir durch Bewegung ausführen können. Die Bewegung ist aber auch ein großer Hauptbestandteil aus der Physik, Chemie und der Biologie. Da diese Hausarbeit aber die Naturphilosophie als Schwerpunkt hat, stellt sich die Frage: In welchem Zusammenhang steht die Naturphilosophie zur Bewegung.

Diese Frage lässt sich mithilfe der Definition von Natur erklären. Das Wort Natur stammt ursprünglich vom lateinischen natura ab. Natura ist allerdings die Übersetzung des griechischen Wortes physis. Das Wort physis bezeichnet das Wesen und seine körperlichen Beschaffenheiten, in der Bewegungs- und Entwicklungsprinzipien eingeschlossen sind.21 Deutlich wird, dass bereits in der Definition des Wortes Natur , Bewegung mit einbezogen ist. Es macht den Anschein, als wäre die Natur ohne Bewegung undenkbar. Bereits der antike Philosoph Epikur war der Meinung, dass Bewegung ständig stattfinde und dass es keinen Anfang für die Bewegung gäbe, denn Atome seien ständig in Bewegung. Da Atome bereits ewig existieren, sei auch die Bewegung schon immer da gewesen, „Die Atome bewegen sich unablässig. Einen Anfang dafür gibt es nicht, da die Atome und das Leere von Ewigkeit her sind“22 Unklar ist aber noch was Aristoteles und Kant unter Bewegung verstehen.

3.1 Aristoteles und Bewegung;

Die Natur stellt für Aristoteles ein Phänomen dar das Veränderung und Wachstum beinhaltet.23 24 Die Welt beziehungsweise die Natur stellt für sich selbst ein Prinzip der dauerhaften Bewegung dar. Die Welt sei ein Ort für Bewegung und für Dinge die sich in Bewegung halten, „Die Welt der Natur ist für Aristoteles folglich eine Welt sich selbst bewegender Dinge, wie sie es für die Ionier und Platon ist.“ 24 Die Bewegungen in der Natur würden für eine lebende Welt stehen.25

[...]


1 Bemulf, Kanitscheider: Im inneren der Natur. Philosophie und moderne Physik, Darmstadt 1996, S. 1. (Im Folgenden zitiert als: Kanitschneider, Physik.)

2 Rainer Koltermann: Grundzüge der modernen Naturphilosophie. Ein kritischer Gesamtentwurf, Frankfurt am Main 1994. S. 22 (Im Folgenden zitiert als: Koltermann, Naturphilosophie.)

3 Christian Westphal: Von der Philosophie zur Physik der Raumzeit (Philosophie und Geschichte der Wissensschaft) FrankfurtamMain2002, S. 13. (Im Folgenden zitiert als: Westphal, Raumzeit.)

4 Koltermann, Naturphilosophie, S. 23.

5 Koltermann, Naturphilosophie, S. 22.

6 Koltermann, Naturphilosophie, S. 23.

7 Hans Sachsse: Naturerkenntnis und Wirklichkeit, Braunschweig 1967, S. 90. (Im Folgenden zitiert als: Sachsse, Naturerkenntnis.)

8 Michael Drieschner: Einführung in die Naturphilosophie, Darmstadt 1981, S. 1. (Im Folgenden zitiert als: Drieschner, Naturphilosophie.)

9 Kanitschneider, Physik, S.34.

10 Drieschner, Naturphilosophie, S. 93.

11 Drieschner, Naturphilosophie, S. 94.

12 Michael Dück: Der Raum und seine Wahrnehmung (Epistema. Würzburger wissenschaftliche Schriften), Würzburg 2001, S. 38. (Im Folgenden zitiert als: Dück, Raum.)

13 Dück, Raum, S.42.

14 Dück, Raum, S. 43.

15 Vgl: Dück, Raum, S. 38.

16 Dück, Raum, S. 48.

17 Claus Daniel: Kant verstehen. Einführung in seine theoretische Philosophie, Frankfurt am Main 1984, S. 69. (Im Folgenden zitiert als: Daniel, Philosophie.)

18 Daniel, Philosophie, S. 69.

19 Dück, Raum, S. 100.

20 Daniel, Philosophie, S. 69.

21 Peter Heuer: Naturverständnis und die Suche nach dem Absoluten. Eine Einleitung: Peter Heuer/ Wolfgang Neuser/ Pirmin Stekeler- Weithofer (Hrsgg.): Der Naturbegriff in der klassischen deutschen Philosophie, Würzburg 2013, S. 9-16.

22 Kanitschneider, Natur, S.34.

23 Robin G. Collingwood: Die Idee der Natur, aus dem englischen übersetzt von Martin Suhr, Nachwort von Axel Honneth, Frankfurt am Main 2005, S. 100. (Im Folgenden zitiert als: Collingwood, Natur.)

24 Collingwood, Natur, S. 100.

25 Collingwood, Natur S. 100.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Welche Bedeutung hat der Begriff der Bewegung in der Naturphilosophie?
Untertitel
Ein Vergleich zwischen Aristoteles und Kant
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
2,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V1005101
ISBN (eBook)
9783346378262
ISBN (Buch)
9783346378279
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bedeutung, begriff, bewegung, naturphilosophie, vergleich, aristoteles, kant
Arbeit zitieren
Ebru Özcan (Autor:in), 2019, Welche Bedeutung hat der Begriff der Bewegung in der Naturphilosophie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1005101

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