Das Rind - BSE


Facharbeit (Schule), 2001

13 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Das Rind - Ursprung und Rassen
1.1 Rinderbestand weltweit

2. BSE
2.1 Auslöser der Krankheit
2.1.1 Einfluss von Tiermehl
2.1.2 Die Chronik der Krankheit
2.2 Das Krankheitsbild
2.2.1 Inkubationszeit
2.2.2 Übertragung
2.2.3 Impf- und Heilungsmöglichkeiten
2.2.4 Nachweismöglichkeiten
2.3 Ausbreitung der Krankheit in Großbritannien
2.3.1 Auf europäischer Ebene
2.3.2 Maßnahmen gegen die Krankheit
2.4 Der Erreger
2.4.1 Prionen
2.4.2 Theorien
2.4.2.1 Prionentheorie
2.4.2.2 Virentheorie

3. Quellen

1. Das Rind - Ursprung und Rassen

Das Rind (Bovinae) gehört zur Unterfamilie der Hornträger. Es hat einen plumpen Körperbau und an de Basis weit auseinanderstehenden Hörnern bei beiden Geschlechtern. Man unterscheidet vier Gattungen: Asiatische Büffel, Afrikanische Büffel bzw. Kaffernbüffel, Eigentliche Rinder und Bisons. Zu den Eigentlichen Rindern zählt unter anderem Das Hausrind (Bos taurus). Dieses Tier ist schon vorüber 7000Jahren an verschiedenen Orten des eurasiatischen Verbreitungsgebietes beheimatet. Das Rind ist eines der ältesten Haustiere der Menschen und ist wegen seiner vielen Leistungen (Milch, Butter, Käse, Kalb-, Färsen- und Ochsenfleisch; verschiedene Ledersorten; Hörner; Zugleistung) weit verbreitet. Heute liegt der betriebswirtschaftliche Wert in der Verfütterung des absoluten Futters (Grünfutter, Heu, Stroh, Spreu) und in der Erzeugung des für die Erhaltung der Humusbilanz im Boden notwendigen Stalldüngers.

Auch bei den Hausrindern gibt es verschiedene Rassen, diese Unterscheiden sich in Größe, Körperbau, Haarfarbe, in Ansprüchen und der Haltung. Die europäischen Rinder werden in zwei Gruppen geteilt: Niederungs- und Höhenvieh. Zum Niederungsvieh gehören die schwarzbunten Ostfriesen, Holländer, Oldenburger und Ostpreußen, sowie die rotbunten Niederrheiner, Holsteiner und Westfalen. Zum Höhenvieh zählen das deutsche und schweizerische Fleckvieh, das graubraune Allgäuer Rind, die einfarbig gelben Franken, die Glan-Donnersberger und das einfarbige Rotvieh (Harzer, Volgelberger, das westfälsichsauerländische, das schlesische und bayrische Rind).

1.1 Der Rinderbestand weltweit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Rinderbestand in 1000

* alte Bundesländer

** 1993

2.BSE

BSE ist die Abkürzung von Bovine Spongiforme Encephalopathie (= das Rind betreffende schwammartige Gehirnerkrankung). Diese Krankheit wird wahrscheinlich von Prionen ausgelöst, die genaue Ursache ist bis heute nicht geklärt. Zu dem gibt es weder Nachweismethoden am lebenden Tier, noch Behandlungsmöglichkeiten oder einen Impfschutz.

Bei fast jedem Tier bzw. Mensch ist eine Form von BSE bzw. eine TSE bekannt. So gibt es zum Beispiel beim Nerz TME, bei der Katze die feline SE oder FSE, beim Elch (CDW), beim Schaf, wie erwähnt, Scrapie und beim Menschen Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK).

2.1 Auslöser der Krankheit

BSE ist vermutlich eine abgewandelte Form der Scrapie Erkrankung beim Schaf. Auch dies ist eine Spongiforme Encephalopathie und hat einen ähnlichen Krankheitsverlauf wie BSE. Viele Jahre kam es zu keiner Übertragung von dem Schaf auf das Rind, auch nicht über Tiermehl. Schließlich liegen zwischen dem ersten erwähnten Scrapie-Fall und dem ersten BSE-Fall fast 250 Jahre (näheres siehe Chronik der Krankheit [2.1.2]). Zu einer Übertragung kam es erst Anfang der achtziger Jahre, als aus Kostengründen die Tiermehlproduktion verändert wurde.

2.1.1 Einfluss von Tiermehl

Anfang der achtziger Jahre sank man in Großbritannien die Temperatur bei der Verbrennung von belasteten Tierkörpern, dadurch wurde zum Beispiel der Scrapie-Erreger nicht mehr abgetötet. Dieses Tiermehl von Schafen wurde nun an Rinder verfüttert, um den Milch- und Fleischertrag zu steigern. Dies ist notwendig um den Wunsch des Kunden nach immer billigeren Produkten zu stillen. Aus diesem Grund werden bei Schlachttieren Manipulationen vorgenommen, zum Beispiel werden Kälbern Hormonpräparate gegeben oder, wie in dem BSE verursachenden Fall, wird dem Grünfutter proteinhaltige Beimengungen zugefügt. Dadurch kommt es sogar zu, sogenannten „vom Menschen verursachten Kannibalismus“, das heißt, das Tiere Überbleibsel toter Artgenossen fressen müssen, Jedoch muss man anerkennen, dass es sich beim Tiermehl um ein kostengünstiges und effektives Kraftfutter handelt, welches bei richtiger Behandlung fast ausschließlich aus Proteinen besteht. Bei der aufwendigen Herstellung wird versucht Infektionsquellen auszuschließen. In Großbritannien war nun davon ausgegangen, dass alle Infektionsquellen ausgeschlossen sind. Dies war jedoch nicht der Fall.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.2 Die Chronik

1732 Erster bekannter Fall von Scrapie

1883 Bericht eines französischen Tierarztes über den Fall eines taumelnden Rindes“

um 1900 Fleisch und Knochenmehl wird als Futter für Wiederkäuer eingeführt - so werden Vegetarier zu Kannibalen

1961 Scrapie lässt sich durch Futter auf Schafe und Ziegen übertragen

22.12.1984 „Kuh 133“ wird auf der Pitsham Farm von Midhurst im südenglischen Sussex wegen seltsamer Symptome untersucht

11.02.1985 „Kuh 133“ stirbt - gilt heute als erster BSE Fall

Dezember 1986 Britische Forscher vermuten erstmals eine neue spongiforme Encephalopathie

(SE) bei Rindern

Februar 1987 Hirnproben von kranken Rindern zeigen Ähnlichkeiten zu Scrapie

November 1987 Erste erfolgreiche Versuche BSE auf Mäuse zu übertragen. Wegen der

genetischen Ähnlichkeiten wächst die Sorge, dass auch Menschen betroffen sein können.

Dezember 1987 Erste Untersuchungen deuten auf einen Zusammenhang zwischen BSE und der Verfütterung von Fleisch- und Knochenmehl hin

18.7.1988 Großbritannien verbietet Verfütterung von Fleisch- und Knochenmehl aus Wiederkäuer-Kadaver an Wiederkäuer

25.1.1989 Erster BSE-Fall in Irland

28.7.1989 Die Europäische Union verbietet GB den Export von Rindern, die vor dem

18.7.1988 geboren wurden und von Kälbern, BSE verdächtiger Kühe

1990 US-Labors versuchen Scrapie durch Injektion auf Kühe zu übertragen um zu testen, ob die Ansteckung über die Artgrenze möglich ist. Erster BSE-Fall in der Schweiz

3.2.1990 Eine Studie zeigt, dass sich BSE durch Injektion von infizierten Hirngewebe auf andere Kühe übertragen lässt. Mäuse können durch Futter infiziert werden

1.4.1990 BSE wird gegenüber der Europäischen Kommission meldepflichtig

Mai 1990 bis Anfang 1991 Frankreich, Österreich, Deutschland und Italien verhängen ein Importverbot für britisches Rindfleisch

Juni 1990 Erster BSE Fall in Portugal

24.9.1990 Wissenschaftler haben im Laborversuch BSE auf Schweine übertragen.

28.2.1991 Erster BSE-Fall in Frankreich

27.3.1991 Erster BSE-Fall bei einem Rind, das nach dem Verbot von Fleisch- und Knochenmehlverfütterung geboren war

1992 Erster BSE-Fall in Deutschland - ein aus GB importiertes Rind

1992-1993 Höchststand der BSE-Fälle in Großbritannien. 0,3Prozent des Gesamtbestandes an Rindern sind infiziert

14.7.1993 Der 100000 Fall von BSE wird in GB offiziell bestätigt

25. 6. 1994 Studien belegen: BSE kann über das Futter auf Rinder übertragen werden

27. 6. 1994 Die Europäische Kommission verbietet die Verfütterung von Eiweiß aus Säugetierkadavern an Wiederkäuer für die europäische Gemeinschaft außer Dänemark

27. 7. 1994 Die Europäische Kommission verbietet den Export von Rindfleisch mit Knochen aus Herden, die nicht mindestens sechs Jahre BSE-frei sind

M ÄRZ 1995 Versuche beweisen, dass die Verfütterung von nur einem Gramm BSE- verseuchtem Gewebe für eine Infektion ausreicht

1. 4. 1995 GB verordnet, dass nach der Schlachtung Wirbelsäulen sowie Nerven- und

Lymphgewebe von mehr als sechs Monate alten Rindern entfernt werden müssen

1. 4. 1995 Studien erregen den Verdacht, dass auch neugeborene Kälber BSE-infiziert sind

21. 5. 1995 Im Alter von 18 Jahren stirbt der Brite Stephen Churchill - später als erstes Opfer der neuen Variante der CJK (vCJK) bestätigt

25. 6. 1995 Amtlicher Bericht zeigt auf, dass Sicherheitsmaßnahmen bei der Verarbeitung von Fleisch in GB nicht eingehalten werden

18. 7. 1995 Die Europäische Kommission ändert das Exportverbot für britisches Rindfleisch. Gilt jetzt für Tiere, die bei der Schlachtung älter als zweieinhalb Jahre sind

15. 12. 1995 Von der Wirbelsäule von Rindern stammendes Fleisch (z. B. Rippchen) darf in GB nicht mehr für den menschlichen Verzehr freigegeben und auch nicht in andere EU-Länder exportiert werden

20. 3. 1996 Dem britischen Parlament wird berichtet, dass es zwar keinen Beweis für eine direkte Verbindung zwischen BSE und der neuen Form der CJK gibt, diese aber nahe liege

27. 3. 1996 Über zehn Jahre nach dem ersten BSE -Fall verhängt die Europäische Kommission für GB ein Exportverbot für lebende Rinder, deren Samen oder Embryos sowie Fleisch von in GB geschlachteten Rindern, Fleisch- und Knochenmehl aus Säugetierkadavern und allen Geweben für pharmazeutische oder kosmetische Produkte

29. 3. 1996 GB verbietet die Verwertung von ganzen Köpfen (außer der Zunge) von Rindern, die älter als sechs Monate sind. Außerdem wird die Verfütterung von Fleisch- und Knochenmehl aus Säugetierkadavern an alle Farmtiere, auch Pferde und Fische, verboten. Zudem wird Rindfleisch von Tieren mit mehr als zwei Zähnen für den menschlichen Verzehr verboten

3. 4. 1996 GB will alle Rinder schlachten, die älter als 30 Monate sind, und sie aus der Nahrungskette von Tieren und Menschen heraushalten

19. 4. 1996 Als Dünger darf Fleisch- und Knochenmehl in GB nur noch in privaten Gärten oder Treibhäusern verwendet werden

11. 6. 1996 Die Europäische Kommission hebt das Exportverbot für Gelatine, Samen und Talg auf, weil diese als unbedenklich gelten

1996 Im Verlauf des Jahres sterben in GB zehn Patienten an der neuen Variante der CJK. Drei waren es im Jahr davor

29. 8. 1996 Britische Wissenschaftler sagen eine Ausrottung von BSE um 2001 voraus. 1997 Erster BSE-Fall in Luxemburg

21. 3. 1997 Erster bestätigter BSE-Fall in den Niederlanden

18. 4. 1997 Die britische Regierung bestätigt den Verdacht einer BSE-Übertragung von Kuh zu Kalb. Zudem sei die Vererbung einer besonderen Anfälligkeit für BSE möglich. Für eine Ansteckungsgefahr durch Milch gebe es keinen Beweis

16. 9. 1997 Experimente an Mäusen beweisen den Zusammenhang von BSE und vCJK

31. 10. 1997 Erster BSE-Fall in Belgien bestätigt

22. 12. 1997 Die neue britische Regierung ordnet die grundsätzliche Untersuchung von BSE an. Verdacht einer Vertuschungskampagne durch die Behörden erhärtet sich 1998 Erster BSE-Fall in Liechtenstein

JUNI 1998 Forscher halten nach Mäuseversuchen eine Infektion mit BSE über weiße Blutkörperchen für möglich

JULI 1998 Aus allen Blutspenden in Großbritannien müssen künftig die weißen Blutkörperchen entfernt werden

1999 Im Auftrag der EU werden vier BSE-Tests für lebende Tiere erprobt. Drei erweisen sich als verlässlich

1. AUGUST 1999 Die EU hebt das Exportverbot für britisches Rindfleisch unter der Auflage strikter Kontrollen auf

25. 2. 2000 Erster BSE-Fall in Dänemark. Ein importiertes Rind war bereits 1992 erkrankt

5. Mai 2000 Mit Beginn des nächsten Jahres werden EU-weit verstärkt BSE-Schnelltests vorgeschrieben. Das betrifft Stichproben bei Tieren, die verendet sind, verhaltensauffällig waren oder notgeschlachtet wurden.

AUGUST 2000 Wissenschaftler schließen die Übertragung von BSE auf den Menschen durch Schweine, Hühner und Schafe nicht aus

SEPTEMBER 2000 Forschungen ergeben: Schafe lassen sich durch Blutübertragung mit BSE anstecken. Britische Ärzte halten die Infektion eines Kindes mit vCJK im Mutterleib für wahrscheinlich

26. 10. 2000 GB legt den offiziellen BSE-Bericht vor. Er beweist die systematische Verschleierung durch die britischen Behörden in den 80er und 90er Jahren

4. 11. 2000 Britische Wissenschaftler finden keinen eindeutigen Beweis für einen ausschließlichen Zusammenhang zwischen vCJK und dem Verzehr von Rindfleisch. Andere Übertragungswege scheinen damit möglich

22. 11. 2000 Die Verpflichtung zum Schnelltest ab 1. Januar 2001 wird auf alle Risikotiere im Alter von mehr als 30 Monaten ausgedehnt.

24. 11. 2000 Erstmals wird bei einer in Deutschland geborenen Kuh BSE festgestellt. Das mit einem Schnelltest untersuchte Tier stammt aus Schleswig-Holstein. Später wird BSE auch bei einer Kuh in Portugal diagnostiziert, die vermutlich aus Sachsen- Anhalt stammt.

26. 11. 2000 Deutschland verbietet generell die Verfütterung von Tiermehl. Das Verbot wird als reguläres Gesetz, und nicht wie zunächst geplant als Eilverordnung durchgesetzt

01.12.2000 Nach dem Bundestag stimmt auch der Bundesrat dem Eilgesetz für ein generelles Tiermehlverbot zu. Die Länderkammer fordert eine maßgebliche Beteiligung von Bund und EU an den Folgekosten. Gesundheitsministerin Fischer schreibt Pflichttests an allen geschlachteten Rindern über 30 Monaten vor.

02. 12. 2000 Das deutsche Tiermehlverbot tritt in Kraft.

04. 12. 2000 Deutschem und französischem Vorbild folgend beschließt der Rat der EU- Agrarminister ein auf ein halbes Jahr befristetes EU-weites Tiermehl-Verbot ab

1. Januar 2001.

06.12.2000 Die verbindlichen BSE-Tests in Deutschland laufen an.

14.12.2000 Bund und Länder setzen Arbeitsgruppe ein, die bis Ende Januar Lösungen für die umstrittene Kostenaufteilung zur Bewältigung der BSE-Krise vorlegen soll.

17. 12.2000 Der erste BSE-Fall in Bayern wird bestätigt. Die 1995 geborene Kuh aus Sulzberg im Oberallgäu stammte aus einem Familienbetrieb.

20.12.2000 Der erste Fall, bei dem BSE möglicherweise bei einem lebenden Rind offen zum Ausbruch kam, wird bekannt. Die Kuh wurde vor sechseinhalb Jahren in Rottenbuch in Oberbayern geboren.

21.12.2000 Die Zahl der bestätigten BSE-Fälle aus deutschen Betrieben steigt auf fünf.

28.12.2000 Der erster BSE-Fall in Niedersachsen wird bekannt. Die vier Jahre alte Kuh aus einem Betrieb in Nortrup bei Bersenbrück im Landkreis Osnabrück war am 20. Dezember notgeschlachtet worden.

29.12.2000 Sachsen-Anhalt führt als erstes Bundesland eine Gen-Datenbank für Rinder ein. Bundeskanzler Schröder beauftragt die Präsidentin des Bundesrechnungshofs, Hedda von Wedel, mit einer Schwachstellenanalyse zur BSE-Krise.

02.01.2001 Lebensmittelkontrolleure fahnden in Supermärkten nach falsch deklarierter Wurst, die entgegen den Angaben auf dem Etikett doch Rindfleisch enthält.

03.01.2001 Kanzler Schröder lehnt personelle Konsequenzen aus der BSE-Krise ab.

04.01.2001 Gesundheitsministerin Fischer will BSE-Schnelltests auf jüngere Schlachtrinder ausweiten und die Altersgrenze auf 24 Monate senken. Ein Konzeptpapier der Staatssekretäre des Landwirtschafts- und des Umweltministeriums wird bekannt, das eine radikale Hinwendung zum ökologischen Landbau fordert.

05. 01.2001 In Berlin findet eine Sondersitzung der Bundestagsausschüsse für Landwirtschaft und Gesundheit statt. Landwirtschaftsminister Funke legt ein Acht-Punkte- Programm zum Umbau der Landwirtschaft vor.

08.01.2001 Bayern will bei einem BSE-Fall nicht mehr automatisch alle Tiere der Herde töten.

09.01.2001 Gesundheitsministerin Andrea Fischer und Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke treten wegen der BSE-Krise zurück. Insgesamt zehn BSE-Fälle in Deutschland sind amtlich bestätigt: sechs in Bayern, zwei in Niedersachsen und zwei in Schleswig-Holstein.

2.2 Das Krankheitsbild

Ist ein Rind an BSE erkrankt so erkennt man es sowohl an körperlichen Symptomen als auch an Wesensveränderungen. So werden die Tiere auffallend aggressiv und reizbar. Zu dem beginnen sie unbeholfen zu torkeln, bekommen einen gekrümmten Rücken und verlieren stark an Gewicht. Dann bekommen sie starke Koordinationsstörungen und beginnen mit dem Kopf zu zucken. Schließlich sterben sie nach spätestens sechs Monaten. Verursacht werden diese Symptome von schwammartigen Gehirnveränderungen, die durch das Absterben einzelner Nervenzellen entstehen. Dabei entstehen großvolumige Löcher.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungen des Rückenmarks eines kranken (links) und eines gesunden Tieres (rechts)

[Aufnahmen: G.A.H. Wells, Central Veterinary Laboraty, GB]

2.2.1 Inkubationszeit

Die Inkubationszeit bei BSE beträgt durchschnittlich zwei bis fünf Jahre. Das ist auch der Grund warum bei Milchkühen BSE häufiger festgestellt wird, als bei Mastrindern, sie leben einfach länger.

2.2.2 Übertragung

Der Übertragungsweg von Rind zu Rind ist bis heute nicht genau geklärt. Eine Übertragung von Mutter auf Kalb kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Auch ob BSE über die Schleimhäute übertragen werden kann ist bis heute nicht genau geklärt, sicher ist nur, dass BSE nicht wie Tröpfcheninfektion übertragen wird, da der einfache Kontakt zwischen den Tieren nicht zur Ansteckung reichen scheint. Anscheinend ist jedoch das Blut verseucht, dies bewiesen Tests. Hierbei wurde auch festgestellt, dass bereits kleinste Mengen des verseuchten Gewebes eine Infektion auslösen. Verfüttert man das Gewebe reicht sogar ein Gramm.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine Grafik über die Übertragbarkeit von BSE von einer Spezies zur andere.

2.2.3 Heilungsmöglichkeiten und Impfschutz

Bis heute ist keine Behandlungsmöglichkeit für BSE bekannt, dies liegt unter anderem daran, dass der Erreger bis jetzt noch nicht genau bestimmt wurde. Aus diesem Grund gibt es auch keine Möglichkeit einer Impfung gegen BSE.

2.2.4 Der Test

Zur Zeit gibt es nur die Möglichkeit einen BSE Test an einem toten Tier durchzuführen. Derzeit gibt es in Europa drei anerkannte Tests, von denen zwei in Deutschland verwendet werden. Diese Tests können BSE jedoch nur nachweisen, wenn die Infektion so weit fortgeschritten ist, dass genügend Erreger vorhanden sind, um erkannt zu werden. Dies ist allerdings nur bei Tieren, die älter als 30 Monate sind der Fall. Folgernd kann man sagen, dass jüngere Tiere, die negativ getestet wurden nicht unbedingt BSE-frei sein müssen. Ist dieser sogenannte Schnelltest nun positiv oder hat ein zweifelhaftes Ergebnis gebracht, so wird eine genauere Untersuchung in der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen durchgeführt.

In Deutschland werden diese Schnelltests nach einer Verordnung von 6. Dezember 2000 bei allen Rindern über 30 Monaten geschlachtet wurden. Auf EU-Ebene ist es seit dem 1.Januar 2001 Vorschrift, dass alle Rinder, die über 30 Monate alt sind und für die menschliche Ernährung in der EU oder zum Export in Drittländer bestimmt sind getestet werden müssen. Zu dem wird bei allen not- oder krankengeschlachteten Tieren, die älter als 30 Monate sind ein Test durchgeführt. Bei verendeten oder getöteten Rindern geschieht dies nur Stichprobenartig, nach einem gewissen Plan. Ab dem 1. Juli 2001 sollen dann alle geschlachteten Rinder, die über 30Monate alt sind, ein Test durchgeführt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Immunoblo-Nachweis des pathologischen Prion-Proteins ims Gehirn verendeten Rindes.

2.3 Ausbreitung der Krankheit in Großbritannien

Zum ersten Mal trat die Krankheit 1986 in der britischen Lordschaft Kent auf. Bis Ende waren es bereits 442 Fälle, diese Zahl steigerte sich bis zu über 37000 Fällen 1992. Hier war der Höhepunkt erreicht und die Anzahl der Erkrankungen sank wieder auf ca. 1500 Fälle im ersten Halbjahr 1999. Betrachtet man jedoch die Verteilung der 134936 BSE Fälle bis zum November 1994, so stellt man fest, dass 40857 landwirtschaftliche Betriebe von diesen Fällen betroffen waren. In Prozentzahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass in etwa ein Prozent des gesamten Rinderbstandes Großbritanniens erkrankt war, wobei 23 % aller Rinderherden betroffen waren. Es traten jedoch in 70% dieser Herden vier oder weniger BSE Erkrankungen auf, durchschnittlich erkrankten 2,6 % des Bestandes an BSE und in 41 % der Betriebe trat nur ein Fall auf. Wobei 82% der erkrankten Tiere aus Milchrinderbeständen kamen, da diese Tiere besonders häufig mit Fleisch- und Knochenmehl gefüttert wurden. Erst zu beginn der neunziger Jahre sank die Zahl der BSE-Fälle. Erst dann griffen die Veränderungen, die 1988 durchgeführt worden waren (näheres siehe 2.3.2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.3.1 Entwicklung der Krankheitsfälle auf europäischer Ebene

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Erst ab 1990 kam es auch zu einem Auftreten von BSE-Fällen außerhalb Großbritanniens. Ein positives Zeichen ist das Sinken der Krankheitsfälle seit 1992, jedoch zeigen die Zahlen der ersten fünf Monate von 1999 und die 29 BSE-Fälle seit November 2000 in Deutschland, dass das Problem nicht entgültig gelöst ist.

2.2.3 Maßnahmen gegen die Krankheit

Nach dem die Krankheit in Großbritannien ausgebrochen war, begann man im Juli erste Maßnahmen gegen BSE in Großbritannien zu treffen. So wurde im Juli 1988 die Verfütterung von aus Wiederkäuern gewonnenem Eiweiß an Wiederkäuer verboten. Bereits im Juni des selben Jahres war BSE bereits zur meldepflichtigen Krankheit erklärt worden. Im August wurden alle kranken und verdächtigen Tiere geschlachtet und verbrannt. Im Dezember wurde beschlossen, dass die Milch eines infizierten Rindes nur noch zur Fütterung des eigenen Kalbes verwendet werden darf und ansonsten vernichtet werden muss. Ab November 1989 wurde die Verwendung von Innereien wie Hirn, Rückenmark, Thymus, Mandeln, Milz und Darm für die menschliche Ernährung verboten.

2.4 Der Erreger

Bis heute ist nicht definitiv geklärt, was BSE genau auslöst. Es gibt zwar verschiedene Theorien (siehe 2.4.2), jedoch konnte keine der Theorien bis jetzt bewiesen werden. Nachgewiesen ist nur, dass der Erreger im Körper des Rindes in verschiedenen Konzentrationen auftritt. Man kann die Konzentrationen in drei verschiedene Kategorien einteilen: hoch, mittel und wenig infektiöses Material. Zum hoch infektiösen Innereien gehören Gehirn, Wirbelsäure und die Netzhaut des Auges. Nerven, Gedärme, Milz und Lymphknoten gehören in die Gruppe der mittel infektiösen Innereien. Leber, Lunge, Knochenmark oder periphere Nerven sind nur wenig infektiös.

Weiterhin wurde festgestellt, dass der Erreger sehr resistent ist. Er nämlich erst ab einer Temperatur von 133° über 20 Minuten oder nach einer Behandlung mit konzentrierten Säuren oder Laugen oder chlorhaltigen Lösungen nicht mehr gefährlich, sogar Druck von drei Bar, formaldehyd- oder alkoholhaltige Desinfektionsmittel oder ultraviolette bzw. ionisierende Strahlung machen den Erreger nicht unschädlich.

Die Unterschiede zwischen der normalen PrP und der BSE-PrP Struktur

2.4.1 Prionen

Es wird vermutet, dass Prionen der Auslöser für BSE sind, auf jeden Fall spielen sie eine wichtige Rolle. Prionen sind Proteine (Prion-Protein PrP) im Gehirn, die durch eine Sequenz im Genom codiert werden. Das Gen für das Prion-Protein liegt nur einmal je Chromosomensatz vor. Das Protein besteht je nach Spezies aus 254 bis 273 Aminosäuren. Ein reifes Prion-Protein weißt drei verschiedene Molekularmassen auf, da es bei seiner Bildung mit unterschiedliche Mengen von Zuckerresten verknüpft wird.

Prionen kommen auch im gesunden Organismus in Nervenzelle auf. Die eigentliche physiologische Funktionen von Prionen ist noch völlig ungeklärt, es wird jedoch eine Verbindung zur inneren Uhr oder zur Nervenreizleitung in Synapsen vermutet. Zwar hat das PrP je nach Organismus eine eigene Aminosäuresequenz, jedoch gibt es nur eine einheitlich Form, die sogenannte Scrapie-Form. Diese ist im gesunden Organismus durch abwechselnde Strukturen von untergeordneten Ketten und -helicalen Strukturen geprägt. Bei erkrankten Organismen verändert sich diese Struktur. In dieser Konstellation sind zwei der Helics aufgebrochen und formen ein Faltblatt. In dieser Form ist das PrP vom Stoffwechsel getrennt. Es kann nicht mehr durch zelluläre Proteasen abgebaut werden und häuft sich in der Zelle an (PrP-Plaques), hierdurch wird diese geschädigt und stirbt schließlich ab. Man weiß jedoch nicht, warum sich die Form des PrP von einer physiologischen in eine pathologische Form (PrSc) verändert weiß man bisher nicht. Man weiß nur, dass sich durch eine Veränderung in der Aminosäuresequenz ein „Umklappen“ erfolgen kann. Unter Umständen ist diese Mutation sogar vererblich. Man stellte das die pathologischen Prione wie ein Enzym wirken.

Umformung des zellulären Prion-Proteins (grün) in seine pathologische Form (rot)

2.4.2 Theorien

In wissenschaftlichen Kreisen gibt es zwei Theorien, die je eigene Vernutungen über den Erreger haben. Das eine ist die Prionentheorie, das andere ist die Virustheorie. Beide Theorien haben mit Stanley Prusiner (1997 Nobelpreis für seine Forschungen im Bereich von BSE) und Professor Detlev Riesner (Universität Düsseldorf) bzw. Professor Heino Diringer (Robert Koch Institut Berlin) populäre Vertreter.

2.4.2.1 Prionentheorie

Die Prionentheorie ist in der Öffentlichkeit die bekannteste Theorie und wurde 1967 von einem Amerikaner namens Griffith auf Scrapie bezogen aufgestellt. Die Theorie besagt, dass ein krankhaftes Eiweiß, das Prionen Protein der alleinige Auslöser für BSE bzw. alle TSE ist. Womit eine völlig neue Klasse von Infektionserregern geschaffen wäre, da Prionen-Proteine keine DNA oder RNA besitzen. Es ist jedoch noch nicht klar, welches Schlüsselereignis die Umwandlung eines „guten“ (zellulären) in ein „böses“ (pathologisches) Prion Protein in Gang setzt. Jedoch wurde nachgewiesen, dass die Prionen-Proteine auch für die Vermehrung des Erregers zuständig sind.

2.4.2.2 Virustheorie

Diese Theorie besagt, dass der Erreger von BSE ein Virus ist, der bisher nicht identifiziert werden konnte. Jedoch spielt auch in dieser Theorie das Prionen-Protein eine wichtige Rolle, da vermutet wird, dass es als Rezeptor zum eindringen in die Zelle verwendet wird. Gegen diese Theorie spricht jedoch, dass bisher keine Nukleinsäure gefunden werden konnte. Dies ist entscheidend, da jeder Virus Nukleinsäure (RNA/DNA) besitzt. Es gibt aber auch Stimmen, die meinen, dass die Virologe Nukleinsäure bisher nicht gefunden werden konnte, weil eine große Menge an Proteinen vorhanden ist.

3. Quellen

Das Rind - Ursprung und Bestand: Bertelsmann Lexikon auf CD-ROM Tabelle (1.1.) : Bertelsmann Lexikon auf CD-ROM

Chronik der Krankheit: Stern Ausgabe 47/2000

Entwicklung der Krankheit auf europäischer Ebene: Internet

Die Theorien: Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere in Tübingen

Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere auf Insel Riems Allgemein: - Internet der WDR-Sendung Quarks

- Arbeit aus dem Internet mit den Quellen

- Dr. Norbert Nowotny

- Stanley Prusiner: Prionenerkrankungen; Spektrum der Wissenschaft, 1995

- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch; 257. Auflage; Walter de Gruyter

- Peter Karlson: Kurzes Lehrbuch der Biochemie; 13.Auflage; Thieme 1988

- Thews, Mutschler, Vaupel: Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie des Menschen; 4. Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 1991

- BSE: Informationen und Argumente; Hrsg. Deutscher Fleischerverband Mai 1995

- Ernährungsumschau, 9, 41. Jahrgang, September 1994, Frankfurt am Main

- DGE-Info, März 1994, Frankfurt am Main

- Belitz-Grosch, Lehrbuch der Lebensmittelchemie, 4.Auflage, Springer Lehrbuch Berlin

- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
- GSF- Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Information Umwelt Verfasser: Dr. Roland H. Knaur

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Details

Titel
Das Rind - BSE
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
13
Katalognummer
V100581
ISBN (eBook)
9783638990066
Dateigröße
2821 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rind
Arbeit zitieren
Karina Mustermann (Autor:in), 2001, Das Rind - BSE, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100581

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