Kapitalismus bei Karl Marx und Max Weber. Vergleich der Entstehungsmodelle


Hausarbeit (Hauptseminar), 2020

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Max Webers Ansatz
2.1 Definition von älteren Kapitalismusformen
2.2 Der moderne Kapitalismus im Okzident
2.3 Entstehungsbedingungen des modernen Kapitalismus

3 Karl Marx Ansatz
3.1 Definition des Kapitalismusbegriffs
3.2 Entstehungsansatz des modernen Kapitalismus

4 Vergleich der beiden Entstehungsansätze

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Der Begriff des Kapitalismus wurde durch die Arbeits- und Produktionsbedingungen geprägt, welche Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts herrschten (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) o.A.: S.1). Allgemein bezeichnet Kapitalismus eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform, ,,in der das private Eigentum an den Produktionsmitteln (…), das Prinzip der Gewinnmaximierung und die Steuerung der Wirtschaft über den Markt typisch ist“ (bpb o.A.: S.1).

Auch in der Geschichte der Soziologie gibt es viele Analysen des Kapitalismus. Besonders die historisch ausgerichteten und theoretisch angeleiteten Ansätze von Karl Marx und Max Weber stechen dabei heraus. Dabei setzt sich Weber mit den Ansätzen von Marx auseinander und versucht diese mit seinen eigenen Ansätzen zu überbieten (vgl. Schluchter 2009: S.209). Dabei will Weber, Karl Marx nicht überwinden, sondern meint, dass eine rein ökonomisch-materialistische Analyse des Kapitalismus nicht ausreichend ist. Für Weber fehlt die ideelle Erklärung. Geistige und religiöse Verhaltensweisen, die in die kapitalistische Wirtschaftsform münden, sollen aufgedeckt werden. Deshalb fragt er nicht nur, wie die Ökonomie die Religion bedingt, sondern auch, inwiefern die Religion für die Ökonomie relevant wird (vgl. Englert 2019: S.1).

Welche weiteren Unterscheidungen oder Gemeinsamkeiten es bei den Entstehungsansätzen des Kapitalismus von Max Weber und Karl Marx gibt, soll in dieser Arbeit zusammengetragen werden. Dabei liegt der Fokus allein auf der Genese des Kapitalismus und nicht dessen Funktionsweise, da dies den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde.

Um einen Vergleich der beiden Ansätze zu ermöglichen, sollen zunächst die einzelnen Entstehungsansätze dargestellt werden. In Kapitel 2 wird sich nach der Definition des Kapitalismus nach Weber, seinem Modell zur Entstehung gewidmet. Im dritten Kapitel folgt dann der Entstehungsansatz von Karl Marx. Anschließend werden in Kapitel 4 die beiden Modelle gegenübergestellt. Dabei sollen eventuelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Im letzten Kapitel wird dann ein abschließendes Fazit der Arbeit gezogen.

2 Max Webers Ansatz

Max Weber (1864 – 1920) ist einer der bedeutendsten deutschen Sozialwissenschaftler und zählt zu den wirkungsvollsten Denkern unserer Zeit (vgl. Kaesler 2003: S.7). Seine Gedanken zur Entstehung des Kapitalismus finden sich am ausführlichsten in seiner berühmten Studie ,,Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ aus dem Jahr 1904 wieder. Darin nimmt Weber den Zusammenhang zwischen Religion und Wirtschaft, zwischen Kapitalismus und Protestantismus auf (vgl. Müller 2007: S.84).

,,Universalgeschichtliche Probleme wird der Sohn der modernen europäischen Kulturwelt unvermeidlicher- und berechtigterweise unter der Fragestellung behandeln: welche Verkettung von Umstanden hat dazu geführt, daß gerade auf dem Boden des Okzidents, und nur hier, Kulturerscheinungen auftraten, welche doch – wie wenigstens wir uns gern vorstellen – in einer Entwicklungsrichtung von universeller Bedeutung und Gültigkeit lagen?“ (Weber 1920: S.1).

Das oben aufgeführte Zitat leitet das Werk zur Religionssoziologie ein. In diesem Zitat findet sich das zentrale wissenschaftliche Interesse von Weber wieder. Im Zentrum steht die Frage, weshalb der moderne Kapitalismus in Europa entstanden ist (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.60). So schreibt Weber, ,,diese Entstehung ist also das eigentlich zu Erklärende“ (Weber 1963: S.37). Um der Entstehung des okzidentalen Kapitalismus nachzugehen, soll sich zunächst der Definition des Kapitalismus gewidmet werden. Dabei handelt es sich bei dem von Weber verwendeten Begriff des Okzidents, um eine veraltete Form. Er bedeutet Westen bzw. Europa (vgl. Bibliographisches Institut GmbH 2020: S.1).

2.1 Definition von älteren Kapitalismusformen

Nach Weber hat der Kapitalismus mit dem Gewinnstreben, Streben nach Geldgewinn oder dem Erwerbstrieb nichts zu tun. Diese Eigenschaften sind nach Weber in jeder Person zu jeder Zeit auf der gesamten Welt zu finden, wenn die objektiven Möglichkeiten dafür gegeben sind. Der Kapitalismus und dessen Geist ist nicht mit der Erwerbsgier gleichzusetzen. Im Gegenteil, Weber meint, dass der Kapitalismus identisch mit der Bändigung oder rationaler Temperierung dieses irrationalen Erwerbtriebes sein kann (vgl. Weber 1963: S.4).

Doch der Kapitalismus hat keine andere Wahl als nach immer neuem Gewinn zu streben, weshalb er mit Rentabilität übereinstimmt. Ein Betrieb, der sich in diesem kapitalistischen System nicht nach Rentabilität orientiert, würde untergehen. Weber ist der Meinung, dass ein kapitalistischer Wirtschaftsakt auf Erwartung von Gewinn durch Ausnutzung von Tauschchancen hin zu friedlichen Erwerbschancen beruht. Der gewaltsame Erwerb kann nicht mit der Kategorie des Handelns, welche sich an Tauschgewinn-Chancen orientiert, gleichgesetzt werden. Dieser folgt anderen besonderen Gesetzen. Gilt das rationale Streben nach Rentabilität als Merkmal des kapitalistischen Erwerbes, so orientiert sich das Handeln an Kapitalrechnung (vgl. Weber 1963: S.4-5).

Kapitalismus bedeutet für Weber also, ,,daß die tatsächliche Orientierung an einer Vergleichung des Geldschätzungserfolges mit dem Geldschätzungseinsatz, in wie primitiver Form auch immer, das wirtschaftliche Handeln entscheidend bestimmt“ (Weber 1963: S.6).

Das oben beschriebene kapitalistische Wirtschaftshandeln ist nach Weber eine uralte Form. Sie ist auf der ganzen Welt und allen Epochen vertreten (vgl. Weber 1963: S.6). ,,In China, Indien, Babylon, Aegypten, der mittelländischen Antike, dem Mittelalter so gut wie in der Neuzeit“ (Weber 1963: S.6). ). Weber stellt sich die Frage wie der moderne Kapitalismus entstehen konnte. Dabei sieht er die Begründung nicht nur in der quantitativen Zunahme der kapitalistischen Wirtschaftsfähigkeit, sondern er stellt fest, dass die Entstehung dieses neuen Kapitalismustypen in Verbindung mit dem Okzident steht (vgl. Guttandin 1998: S.20). Deshalb befasst Weber sich mit der Bedeutung des Okzidents, denn dieser habe Formen und Arten des Kapitalismus hervorgebracht, welche so woanders nicht bestehen konnten (vgl. Weber 1963: S.6). Webers Ausgangsfrage lautet, weshalb der Kapitalismus nur in Europa und nicht in den anderen Hochkulturen entstanden ist (vgl. Guttandin 1998: S.20).

2.2 Der moderne Kapitalismus im Okzident

Da für Weber nicht die Funktion, sondern die Entstehung des modernen Kapitalismus im Fokus steht, soll nun zusammengetragen werden, inwiefern der okzidentale Kapitalismus sich von den anderen Formen abhebt (vgl. Guttandin 1998: S.19). Dazu nennt Weber drei wichtige Charakteristika, aufgrund dessen sich diese ganz neue und nie dagewesene Art des modernen Kapitalismus herausgebildet hat (vgl. Weber 1963: S.7).

Das erste Merkmal ist die rational-kapitalistische Organisation von (formell) freier Arbeit. Laut Weber gab es anderswo lediglich Vorstufen davon. Als Beispiele nennt er die amerikanischen Plantagen, die Gutsfabriken und Fronhöfe des Feudalismus und die römischen Latifundien. Zwar wurden sie alle mit einer gewissen Rationalität geführt, jedoch waren dort auch Leibeigene, Sklaven und Unfreie tätig. Deshalb ist die rationale Betriebsführung, welche sich an keine gewaltpolitischen oder irrationalen Spekulationschancen orientiert, eine besondere Erscheinung des okzidentalen Kapitalismus (vgl. Weber 1963: S.7-8).

Das zweite Charakteristika ist die Trennung von Haushalt und Betrieb. Damit ist nicht nur die örtliche Trennung gemeint, sondern Weber legt auch den Fokus auf die Trennung von Betriebs- und Privatvermögen (vgl. Weber 1963: S.8). Durch diese Trennung gründen sich die Kapitalgesellschaften und es ist für mehrere Teilhaber möglich, daran mitzuwirken. Zwar gibt es dies auch schon in anderen Kulturen, allerdings kann es sich dort nicht vollständig entwickeln, da die rationale Buchführung fehlt (vgl. Guttandin 1998: S.22).

Bei der rationalen Buchführung handelt es sich um das dritte Merkmal des okzidentalen Kapitalismus. Ihr ist es zu verdanken, dass der zu zahlende Gewinn der jeweiligen Teilhaber anhand ihrer Kapitaleinsätze errechnet werden konnte (vgl. Guttandin 1998: S.22).

Weber sieht den modernen Kapitalismus als Wirtschaftsordnung, welche durch unbegrenztes Streben nach Gewinn und den ökonomischen Rationalismus gekennzeichnet ist (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.19).

2.3 Entstehungsbedingungen des modernen Kapitalismus

Weber begreift die Entstehung des Kapitalismus als etwas Zufälliges und Unwahrscheinliches. Er ist der Meinung, dass eine solche Wirtschaftsordnung sich nur aufgrund von komplexen und höchst zufälligen Verflechtungen herausbilden kann. Als einen wichtigen Faktor bei dieser Entstehung nennt Weber die Religion bzw. die Reformation. Die These wird in seinem Werk ,,Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ verdeutlicht (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.57).

Weber formuliert in seiner berühmten Protestantismusthese, dass ein historischer Zusammenhang zwischen dem modernen Kapitalismus und der Reformation besteht. Dabei ist nicht zu verstehen, dass die Reformation den modernen Kapitalismus hervorgebracht hat oder dass die Wirtschaft durch die Religion bestimmt wäre. Komplexe historische Konstellationen machen die Entstehung des modernen Kapitalismus möglich, wobei die Reformation neben Weiteren, ein wichtiger Faktor ist (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.60).

Im Unterschied zu den vorherigen Kapitalismusformen beruht der moderne Kapitalismus ,,auf der Rationalität des in ihm realisierten Erwerbshandelns“ (Guttandin 1998: S.23). Aufgrund dessen kann er sich mit den anderen rationalen Bereichen von Wissenschaft, Recht, Technik und Verwaltung verflechten. Er kann jeden anderen rationalen Prozess sich zum Eigennutz machen und nach eigenem Bedarf weiterentwickeln. Somit gibt er den Weg der okzidentalen Rationalisierung an. Doch der ökonomische Rationalismus ist, wie die rationale Technik und das rationale Recht, bei der Entstehung und Entfaltung abhängig von der rationalen Lebensführung der Menschen. Diese wiederum muss stark genug sein und erhält ihre volle Kraft erst, wenn sie von Menschengruppen getragen wird (vgl. Guttandin 1998: S.25-27).

Dabei reicht es nicht aus, wenn sie nur von einzelnen und isolierten Personen übernommen wird. Die Anschauungsweise muss von der Gesellschaft getragen werden, damit es sich etablieren kann. Denn dies ist wichtig bei der Entstehung eines Systems. Damit eine Art des Kapitalismus sich etablieren kann, muss er zunächst eine andere bezwingen. Voraussetzung für das erfolgreiche Verdrängen ist zunächst die Entstehung eines Systems. So ist für Weber das eigentlich zu Erklärende, die Entstehung von Anschauungsweisen innerhalb von Gruppen (vgl. Weber 1963: S.37).

Für Weber stehen die handelnden Menschen im Mittelpunkt seiner Analyse und nicht die ökonomischen Strukturen. Diese sind das Ergebnis von menschlichem Handeln, welches wiederum von Weber als sinnhaft bezeichnet wird und somit durch das Bewusstsein geleitet wird. Der Begriff des kapitalistischen Geists charakterisiert dieses Bewusstsein. Er ist durch zwei Merkmale gekennzeichnet. Zum einen der ökonomische Rationalismus und zum anderen das unbegrenzte, stetige Streben nach Gewinn. Dabei ist mit ökonomischem Rationalismus zweckrationales Handeln gemeint. Diesem liegt ein stetiges Kosten-Nutzen abwägen zugrunde (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.61).

Der kapitalistische Geist ist nichts Natürliches, sondern ein Einzelfall des Okzidents. Weber führt den Begriff des Traditionalismus ein, um das Spezifische am kapitalistischen Geist besser aufzeigen zu können. Nach dem Traditionalismus ist der Mensch keineswegs von Natur aus an Profit interessiert (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.63). ,,Der Mensch will >>von Natur<< nicht Geld und mehr Geld verdienen, sondern einfach leben, so leben wie er zu leben gewohnt ist und so viel erwerben, wie dazu erforderlich ist“ (Weber 1963: S.44).

Weiterhin bezeichnet der Traditionalismus eine Einstellung der Wirtschaft, welche auf eine standesgemäße Lebensführung ausgelegt ist. Für sie ist ein unbegrenztes Streben nach Gewinn unbekannt, weshalb die Orientierung auch nicht auf die Erzeugung von maximalem Gewinn gerichtet ist. Folgendermaßen ist ein typisches Merkmal des Traditionalismus, dass ein Akkordlohn kein Anreiz für die Menschen ist ihre Arbeit zu verdoppeln. Im Gegenteil, es animiert sie eher dazu die Arbeit zu beenden. Denn bei dieser wirtschaftlichen Gesinnungsart steht die Minderarbeit über dem Mehrwert. Nicht der Verdienst, sondern die Arbeitszeit steht im Mittelpunkt (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.64).

Da der Traditionalismus der Gegensatz des kapitalistischen Geistes ist, ergibt sich daraus folgende Definition für den kapitalistischen Geist. Entscheidend hierbei ist, dass die Arbeit eben nicht mehr Mittel zum Zweck ist, sondern dass diese sich selbst zum Zweck entwickelt. Das bedeutet, dass die Arbeit für den Arbeitenden einen eigenen Wert bekommt und somit zur Berufung wird (vgl. Guttandin 1998: S.31).

Zugleich bedarf es der Expansion eines Wirtschaftshandelns, um den modernen Kapitalismus zu errichten. Durch die Ausbreitung muss ein Netz von Verkauf, Kauf und Produktion entstehen, indem die Akteure auf lange Zeit stabil wirtschaften und kalkulieren können. Damit das Netz bestehen bleibt, benötigt es einen fähigen Geschäftsmann. Dieser darf seine Gewinne nicht bloß aufbrauchen, sondern muss das Netz durch Investitionen weiterverknüpfen. Und genau diese Hingabe für das Geldverdienen ist für die kapitalistische Wirtschaftsordnung notwendig. Deshalb muss der Fokus vor allem auf die Entwicklung dieser Hingabe gelegt werden (vgl. Guttandin 1998: S.32).

Weber meint, dass diese kapitalistische Geisteshaltung etwas ist, ,,was dem präkapitalistischen Menschen so unfaßlich und rätselhaft, so schmutzig und verächtlich erscheint. Daß jemand zum Zweck seiner Lebensarbeit ausschließlich den Gedanken machen könne, dereinst mit hohem materiellen Gewicht an Geld und Gut belastet ins Grab zu sinken, scheint ihm nur als Produkt perverser Triebe (…) erklärlich“ (Weber 1963: S.55).

Eine Änderung dieser Haltung kann nur durch eine tiefere Begründung stattfinden. Allein eine ethische Überzeugung kann dafür sorgen, dass eine Person sich den Umständen ihrer Umwelt anpasst. Aufgrund dessen ist Weber der Überzeugung, dass eine neue Ethik die traditionelle Ethik ersetzt. Dieser neuen Ethik ist es möglich, größere Menschengruppen zu prägen und wird von Weber als protestantische Ethik bezeichnet. In ihr treffen der kapitalistische Geschäftssinn und die intensivsten Arten der Frömmigkeit aufeinander (vgl. Guttandin 1993: S.33-35). Dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle, ,,sondern sie sind geradezu bezeichnendes Merkmal für ganze Gruppen der historisch wichtigsten protestantischen Kirchen und Sekten. Speziell der Calvinismus zeigt, wo immer er aufgetreten ist, diese Kombination“ (Weber 1963: S.26).

Weber ist der Meinung, dass die Prädestinationslehre bedeutend für die religiöse Motivation ist (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.66). Nach der Prädestinationslehre von Calvin sollen die Menschen schon zu Lebzeiten so leben, als wären sie von Gott persönlich ausgewählt. Dies impliziert, dass die Menschen einer tugendhaften Lebensführung nachgehen und jeglichem Prunk sowie Genuss und Vergnügen abschwören (vgl. Guttandin 199(: S:35). Ein Auserwählter Gottes ist allein durch den wirtschaftlichen Erfolg erkennbar. Dieser Glaube motiviert die Menschen zu arbeiten und Kapital zu schaffen. Nicht etwa, weil sie Gnade erhoffen, sondern allein, weil es als Zeichen von göttlichem Auserwähltsein gilt (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.67). Der spezifischen calvinistischen Askese ist es somit zu verdanken, dass der Geist des Kapitalismus größer und damit der Boden, der seelischen Verfasstheit geschaffen wird. Erst aufgrund dessen kann der Kapitalismus sich entfalten. Als dieser anschließend eine gewisse Größe erreicht hat, ist er nicht mehr aufzuhalten und kann die Welt, unabhängig vom Calvinismus, erobern (vgl. Kruse/ Barrelmeyer 2012: S.68 zit. nach Troeltsch 1906: S.43f.).

Abschließend lässt sich also zusammenfassen, ,,was letzten Endes den Kapitalismus geschaffen hat, ist die rationale Dauerunternehmung, rationale Buchführung, rationale Technik, das rationale Recht, aber auch nicht sie allein; es muß ergänzend hinzutreten: die rationale Gesinnung, die Rationalisierung der Lebensführung, das rationale Wirtschaftsethos “ (Weber 1984: S.360). Diese protestantische Ethik verhilft dem Kapitalismus zum Durchbruch unter der Vorlage der anderen Faktoren (vgl. Guttandin 1998: S.38).

3 Karl Marx Ansatz

Nachdem der Ansatz von Max Weber dargestellt wurde, soll nun das Erklärungsmodell von Karl Marx näher betrachtet werden. Karl Marx (1818-1883) zählt zu den meist umstritten diskutierten Gesellschaftstheoretikern. Er lebte in einer Epoche des radikalen sozialen Wandels. Diese Zeit kennzeichnet sich durch die Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise und der damit verbundenen neuen Gesellschaftsordnung aus. So ist die analytische Durchdringung und die empirische Erfassung des aufkommenden kapitalistischen Systems Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit (vgl. Niedenzu 2007: S.90-91). Am ausführlichsten sind seine Gedanken zur Kapitalismusentstehung im 24. Kapitel des ersten Bandes seines Werks ,,Das Kapital“, welches 1867 veröffentlicht wurde, zu finden (vgl. Birnbaum 1973: S.38).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kapitalismus bei Karl Marx und Max Weber. Vergleich der Entstehungsmodelle
Hochschule
Technische Universität Darmstadt
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
20
Katalognummer
V1006263
ISBN (eBook)
9783346388506
ISBN (Buch)
9783346388513
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kapitalismus, karl, marx, weber, vergleich, entstehungsmodelle
Arbeit zitieren
Jamie Daus (Autor:in), 2020, Kapitalismus bei Karl Marx und Max Weber. Vergleich der Entstehungsmodelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1006263

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