Die Fliegen: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist die Haupthandlung von Sartres "Die Fliegen"?
Die Handlung dreht sich um Orest, den Sohn des ermordeten Königs Agammenon, der nach Jahren der Verbannung nach Argos zurückkehrt. Argos ist von kollektiver Reue und Angst vor den Toten, die jährlich aus ihren Gräbern auferstehen, geprägt – eine Situation, die durch den Mörder Agammenons, Ägist, und dessen Manipulationen geschaffen wurde. Orest beschließt, Rache zu nehmen und tötet Ägist und seine Mutter, Klytämnestra. Er lehnt Reue ab und übernimmt die Schuld seines Volkes, um es von der Unterdrückung zu befreien. Die Fliegen symbolisieren die Reue und Unterdrückung der Bevölkerung.
Wer ist Jean-Paul Sartre und welche Rolle spielt er im Kontext des Stücks?
Jean-Paul Sartre war ein bedeutender französischer Existentialist, der "Die Fliegen" schrieb. Das Stück spiegelt seine philosophischen Überzeugungen wider, insbesondere die Betonung der individuellen Freiheit und Verantwortung. Sartre schrieb das Stück während der deutschen Besatzung Frankreichs, und es kann als ein Appell an den Widerstand gegen die Unterdrückung interpretiert werden.
Welche Beziehung besteht zwischen "Die Fliegen" und dem Existentialismus?
Sartres Existentialismus ist zentral für das Verständnis des Stücks. Orestes Handeln, seine Übernahme der Verantwortung und der Verzicht auf Reue, verkörpert die existenzialistische Idee der Freiheit und Selbstbestimmung. Die Figur steht für den Menschen, der sich selbst erschafft und seine Entscheidungen ohne vorgegebene moralische Richtlinien trifft.
Wie unterscheidet sich "Die Fliegen" von Goethes "Iphigenie auf Tauris"?
Der Vergleich mit Goethes "Iphigenie auf Tauris" hebt die Unterschiede zwischen klassischem Drama und dem existenzialistischen Theater Sartres hervor. "Iphigenie" folgt den drei Einheiten der klassischen Dramaturgie (Zeit, Ort, Handlung), während "Die Fliegen" diese Konventionen bricht. Die Sprache ist ebenfalls unterschiedlich: Goethe verwendet einen hoch stilisierten, poetischen Sprachstil, während Sartre eine modernere, weniger formale Sprache verwendet. Die Darstellung der Götterwelt unterscheidet sich ebenfalls deutlich: In "Iphigenie" sind die Götter allmächtig und verehrt, in "Die Fliegen" haben sie zwar Einfluss, werden aber auch kritisch dargestellt.
Welche zentralen Themen werden in "Die Fliegen" behandelt?
Das Stück behandelt zentrale Themen wie Freiheit, Verantwortung, Schuld, Reue, Unterdrückung und Widerstand. Die kollektive Reue der Bevölkerung von Argos wird als eine Form der Unterdrückung dargestellt, der Orest entgegentritt, indem er die Verantwortung für seine Handlungen übernimmt und somit die Freiheit seines Volkes wiederherstellt.
Welche Bedeutung haben die Fliegen im Stück?
Die Fliegen sind ein starkes Symbol für die allgegenwärtige Reue und Unterdrückung in Argos. Sie befallen Elektra, die Reue empfindet, während Orest, der seine Taten ohne Reue begeht, von ihnen unbehelligt bleibt. Sie repräsentieren die Last der Vergangenheit und die Folgen kollektiver Schuld.
Wie lässt sich die Vorgeschichte des Stücks zusammenfassen?
Die Vorgeschichte basiert auf der griechischen Mythologie und erzählt von Agammenons Opfer seiner Tochter Iphigenie und seiner anschließenden Ermordung durch seine Frau Klytämnestra und deren Geliebten Ägist. Orest, Agammenons Sohn, wird verbannt. Diese Ereignisse bilden den Hintergrund für Orests Rückkehr nach Argos und seinen Rachefeldzug.
Welche Bedeutung hat das Stück im Kontext der Zeit seiner Entstehung?
Sartre schrieb "Die Fliegen" während der deutschen Besatzung Frankreichs. Das Stück kann als eine Metapher für den Widerstand gegen die Naziherrschaft interpretiert werden, wobei die kollektive Reue Argos die Unterwerfung des französischen Volkes unter die Besatzer symbolisiert und Orest den Widerstand gegen diese Unterdrückung verkörpert. Sartres Botschaft war ein Aufruf zur Freiheit und zur Übernahme von Verantwortung, auch unter den schwierigsten Bedingungen.
Die Fliegen
Biographie: Jean-Paul Sartre
Jean-Paul Sartre wurde am 25. Juni. 1905 in Paris, als Sohn eines Marineoffiziers geboren. Sein Vater starb bald nach seiner Geburt, und so wurde er von seiner Mutter und seinen Großeltern in einem bürgerlichem Milieu aufgezogen.
1924 begann er sein Studium an der „École Normale Supérieure“, neun Jahre Später bekam er seine erste Stelle als Philosophielehrer.
Im Jahr 1943 entsteht in Paris eines seiner Hauptwerke „Das Sein und das Nichts“.
Im selben Jahr führt er sein erstes Theaterstück, „Die Fliegen“, unter Genehmigung der deutschen Truppen, in Paris auf.
1945 quittiert Sartre den Schuldienst und gründet seine eigen Zeitung „Les Temps Modernes“. Ein Jahr später entsteht sein Werk „Die ehrbare Dirn“. Zu der Zeit des Algerienkrieges, gegen den sich Sartre immer wieder ausgesprochen hatte, schreibt er „Die Eingeschlossenen“, das eine aktuellen Bezug zu dem Krieg aufweist. 1964 erhält Sartre den Nobelpreis für Literatur, den er jedoch zurück weist. 1972 gründet Sartre eine neue Zeitung, die den Namen „Libération“ trägt. Am 15.April.1980 stirbt Jean-Paul Sartre letztlich in Paris.
Existentialismus:
Sartre war einer der Hauptvertreter des französischen Existentialismus, der seine Philosophie in seinen vielen Romanen und Bühnenstücken verarbeitete. Im Mittelpunkt steht der freie Mensch, der zuerst ein nichts ist, und sich erst zu dem machen muss, was er ist. Der Mensch muss sich selber finden, es kann ihn nichts vor sich selbst retten und es muss sich selber finden. In Sartres Hauptwerk „Das Sein und das Nichts“ schildert er, dass die Existenz nur ein einfaches Dasein ist und Sein an sich, etwas „das nicht einmal ist, was es ist, sondern einfach ist“.
Vorgeschichte:
Der König von Argos, Agammenon, opferte seine Tochter Iphigenie für die Göttin Diana, um Wind für seine Fahrt nach Troja zu bekommen. Seine Frau Klytämnestra verzeiht ihrem Mann diese Tat nie und lässt ihn daher von ihrem Geliebten, bei seiner Rückkehr aus Troja ermorden. Auch Orest, der Sohn des Königs, wird fortgeschickt. Ein Soldat bekommt den Auftrag den Jungen im Wald auszusetzen, als gerade erst vier Jahre alt war.
Inhalt:
Orest, der Sohn des Agammenon, kehrt nach fünfzehn Jahren in seine Heimatstadt Argos, mit seinem Freund und philosophischen Lehrer, zurück. Obwohl er hier geboren ist, muss er wie ein Fremder nach dem Weg fragen, aber die Menschen von Argos flüchten vor den beiden. Erst als sie einen weiteren Fremden, den Gott Jupiter treffen, klärt dieser sie über die Stadt auf. Ägist, der Mörder des Agammenon und jetzige König von Argos, hatte nach dem Mord sein Volk aufgerufen gemeinsam in Reue zu versänken. Seitdem wird jedes Jahr am Todestag Agammenons der Stein zum Eingang der Höhle der Toten weggeräumt. Die Toten kommen dann aus der Höhle empor und man stellt ihnen Gedecke auf den Tisch, man bietet ihnen Stühle und Betten an, alles dreht sich nur noch um die Toten an diesem Tag. Das Volk hat große Angst vor diesem Tag und verneigt sich deswegen auch vor Ägist, der ihresgleichen ist, da er der Mörder von Agammenon ist. Obwohl diese kollektive Reue nur eine Erfindung von Jupiter und zum Teil auch von Ägist war, bekommt auch der jetzige König eine Gänsehaut wenn er an diesen schrecklichen Tag denkt. TEXTSTELLE S 160-161 Orest, der sein Volk aus seiner ewigen Reue befreien will, muss erst ihr Verbrechen, nichts gegen den Tod ihres früheren Königs zu unternehmen, teilen bevor er sie aus ihrem tiefen Loch herausholen kann. Er beschliesst Rache an dem Mord seines Vaters zu nehmen. Orest ermordet Ägist und seine Mutter (weil sie Komplizin des ursprünglichen Verbrechens war) ohne Reue zu empfinden, oder Gewissensbisse nach sich zu ziehen, denn dies würde auch seinen Tod bedeuten, weil er dann nichts an der Vergangenheit geändert hätte. TEXTSTELLE S167 Die riesigen Fliegen, die die Stadt überschwemmen, sind ein Zeichen der Reue und Unterdrückung. Sie befallen Elektra, Orests zweite Schwester, da sie Reue an den beiden Morden empfindet. Jupiter bittet ihr Schutz vor den Fliegen an, indem sie Sühne gelobt, nur Orest gibt dem Gott nicht nach. Im Bewusstsein der Freiheit steht der Junge zu seiner grausigen Tat. Nach einer Rede an sein Volk, nimmt er dessen Schuld auf sich und geht fort von Argos, begleitet von den Fliegen. TEXTSTELLES.188
Sinngehalt - Problematik:
Das Stück ist eine Tragödie der Freiheit.
Dem Helden (Orest) graut vor unrechten Taten, wie dem Töten, aber für ihn gibt es noch ein höheres Gut, das Gut der Freiheit, für dass er die grauenvolle Tat begeht. Er begeht den Mord mit reinem Gewissen und verleugnet seine Tat nicht. Im Gegenteil dazu steht Ägist, der seine Tat nicht erkennen wollte, Reue empfand, und daher das Volk von Argos mit blutigen Händen regierte. Orest erkennt, dass er den Zustand dessen, was sein sollte, nur dann herstellen kann, wenn er die Freiheit für sein Volk wiederherstellt, und das bedeutet den Tod der Herrscher. Sartre veröffentlichte sein Stück zu der Zeit, als die Nazis versuchten auch Frankreich unter ihre Herrschaft zu bekommen. Diese hatten den Wunsch, dass die Franzosen in Reue versänken. Sartre wollte durch sein Stück, das französische Volk aufrichten und ihm wieder Mut machen und besonders die Attentäter gegen die Nazis stärken. Sie sollten keine Reue empfinden, auch auf die Gefahr hin, dass, wenn er sich nicht stellte, beliebig Unschuldige für seine Tat hingerichtet wurden.
Iphigenie auf Tauris :: Die Fliegen
Klassik gegen 20 Jahrhundert :
3 Einheiten: Goethe schrieb sein Drama streng nach den drei Einheiten, wie es in der Antike üblich war. Sein Drama besteht aus 5 Akten, während Sartres Drama nur aus drei Akten besteht. Er hat also sein Stück nicht nach den drei Einheiten geschrieben.
Sprache: Goethe 5 teiliger Jambus, dichterische Sprache ; Stil und Sprache des 20 Jahrhunderts.
Götterwelt: Iphigenie: Götter verehrt, allmächtig
Die Fliegen: Die Götter haben zwar großen Macht und großen Einfluss auf die Menschen, aber sie werden nicht nur verherrlicht. Beispiel: Jupiter: Gib sofort den Befehl! Worauf wartest du? Ruf die Wachen! Ägist: Nein. Ich habe es satt. Jupiter: Geh schon, du wirst gehorchen. Meinst du, dass ich den Olymp ohne Grund verlasse?
- Arbeit zitieren
- Teresa König (Autor:in), 2001, Sartre, Jean-Paul - Die Fliegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100640