Inhaltsverzeichnis
Dante - Referat
l Über den Autor
1.1 Sein Leben
1.2 Sein Werk
2 Über die ,,Divina Commedia"
2.1 Inhalt
2.2 Personenkonstellation
2.3 Formale, stilistische und gestalterische Aspekte
3 Nachwirkung
4 Anhang
4.1 Qualen der Hölle
l Über den Autor:
1.1 Sein Leben:
Dante wurde in Jahre 1265 als Sohn adliger Eltern, die in bescheidenen Verhältnissen lebten, in Florenz geboren. Seine Taufkirche San Giovanni, eine der schönsten Italiens, preist der Dichter gleich mehrmals, etwa im 25. Paradiesgesang. Was er sich jedoch sehnsüchtig wünschte und auch später niederschrieb, nämlich in dieser seiner Taufkirche den Dichterkranz zu empfangen, blieb ihm verwehrt.
Wo genau sein Geburtshaus in Florenz stand, vermutet man nur, denn es wurde 1302 zerstört; jedenfalls sicher im mittelalterlichen Stadtviertel San Martino (auch Danteviertel genannt), in dem heute die 1911 wiederaufgebaute Casa di Dante (Museum) steht. Hier soll der Dichter übrigens auch seiner Muse, der vielbesungenen Beatrice, begegnet sein.
Im Alter von zwölf Jahren wurde er, der Sitte der Zeit entsprechend, mit Gemma Donati, die er später heiratete, verlobt. Mit 24 Jahren nahm er als Berittener an Feldzügen gegen die Aretiner und Pisaner teil. Seiner Ehe entsprossen die Söhne Jacopo und Pietro und eine Tochter, Antonia, die später in ein Kloster in Ravenna als Schwester Beatrice eintrat.
Dante musste sich, nach dem Sieg des ,,Popolo", in Florenz, um sich politisch betätigen zu können, in eine der Zünfte einschreiben, und er wählte die Zunft der Ärzte und Apotheker, wozu ihn seine philosophische Vorbildung berechtigte; das schloss aber nicht die Berechtigung in sich, ohne Diplom den Beruf auszuüben. Dante gehörte verschiedenen städtischen Körperschaften an und wurde im Jahre 1300 für zwei Monate zum Prior berufen.
Im Laufe seiner politischen Tätigkeit wurde er auch mit diplomatischen Missionen betraut. Während er, im Jahre 1301, mit einer Gesandtschaft bei Papst Bonifaz VIII. in Rom weilte, wurde die Regierung der ,,Weißen", der Ghibellinen, der Dante angehörte, von ihren Gegnern, den Schwarzen, den Guelfen, gestürzt. Dante, der nicht mehr nach Florenz zurückkehrte, wurde mit verschiedenen seiner Genossen zuerst zu Geldstrafe und Verbannung, dann zum Tod durch Verbrennung bei lebendigem Leibe verurteilt; die Verbannung wurde dann auf seine Söhne ausgedehnt.
Eine Begnadigung, die ihm im Jahre 1315 unter entwürdigenden Bedingungen angeboten wurde, nahm Dante nicht an, worauf er erneut mit seinen Söhnen zum Tode verurteilt wurde. Während seines Exils hielt sich Dante in verschiedenen italienischen Städten auf, so in Verona bei der Familie der Scaliger und zuletzt in Ravenna, wo er, als er im Jahre 1321 starb, auch beigesetzt wurde; sein Grabmal in Santa Croce, das 1829 errichtet wurde, ist nur ein Scheingrab, ein Monument verspäteter Wiedergutmachung.
1.2 Sein Werk:
Die Hauptwerke Dantes sind
1) Sein ,,Neues Leben" (Vita Nuova); wahrscheinlich gegen Mitte der neunziger Jahre des 13. Jahrhunderts entstanden. Es ist zur Verherrlichung von Beatrice in Poesie und Prosa geschrieben. Ihr Urbild ist Beatrice Portinari, die 1288 Simone dei Bardi heiratete und 1290 im Alter von 24 Jahren starb. Man kann sie als die ,,Muse" Dantes bezeichnen, deren Anblick, wie er selbst sagt, seine schöpferischen Fähigkeiten weckte und ohne die er sein großes Werk wahrscheinlich nicht geschrieben hätte.
2) Die ,,Reime" (Rime): Einige davon sind ins ,,Neue Leben", andere ins ,,Gastmahl" hineingearbeitet worden; die Mehrzahl sind unabhängig entstanden. Sie mussten später zusammengesucht werden und bilden Canzoniere; es handelt sich um etwa 100 Gedichte, über alle möglichen Gegenstände, zu verschiedenen Zeiten seines Lebens geschrieben; neben Gedichten an Frauen, wie die Steincanzonen, und an Freunde enthält er allegorische Verse.
3) Das ,,Gastmahl" (Convivo): im Exil, /wischen 1304 und 1307 geschrieben; es enthält wissenschaftliche, philosophische und literarische Ansichten Dantes; so gibt es, wie später der Brief an den Can Grande, einen Schlüssel zum Verständnis der Danteschen Dichtungen in der Lehre von den ,,vier Bedeutungen" (die wörtliche, allegorische, moralische und anagogische), die darin zu finden sind. Außerdem enthält es Dantes politisches Bekenntnis zum Imperium Romanum, wie es später in der ,,Monarchie" seine Fortsetzung fand. Unvollendet.
4) ,,De vulgari eloquentia" (Über die Volkssprache), tu gleicher Zeit wie das ,,Gastmahl" entstanden, aber in Lateinisch geschrieben, da für Fachleute berechnet. Es ist eine sprachwissenschaftliche Abhandlung über einige Sprachen und die verschiedenen Dialekte Italiens. Aus diesen möchte Dante eine gemeinsame Volkssprache herausdestillieren, das ,,illustre vulgäre", aus der alle Provinzialismen auszuscheiden seien. Vorbild dazu sei die Sprache der Dichter, zu denen neben Guido Guinizelli und anderen auch Dante zu rechnen ist.
5) Die ,,Monarchie" (Monarchia), in Lateinisch geschrieben, da nicht nur für Italiener, sondern für die Welt bestimmt; sie besteht aus drei Büchern, die später in Kapitel eingeteilt wurden. Sie handelt von der Weltmonarchie, dem Imperium, das von den Römern geschaffen und eine notwendige Voraussetzung von Frieden und Freiheit sei. Die kaiserliche Autorität stamme von Gott direkt, sei also nicht durch das Sacerdotium, die geistliche Gewalt des Papstes, vermittelt. Dante setzte große Hoffnungen auf Kaiser Heinrich VIII., den Luxemburger, die aber durch dessen vorzeitigen Tod ein Ende fanden. Der Kern alles Übels der Zeit liege darin, dass die Kirche die weltliche Macht usurpiert habe, wodurch sie der Korruption ausgesetzt sei; Kaiser und Papst müssten gleichgeordnete Partner sein, zum zeitlichen und ewigen Heile der Menschheit.
6) Briefe und Sendschreiben (epistole): es handelt sich um Briefe an Fürsten und Völker Italiens, am Florentiner und Heinrich VIII., in denen die politischen Anschauungen des Dichters weiteren, zeitgemäßen Ausdruck finden.
2 Über die ,,Divina Commedia":
Die ,,Göttliche Komödie" (Divina Commedia) enthält über 14000 Verse, die aus Danteschen Terzinen bestehen. Der Vers ist der endecasillabo, der Elfsilbner, dessen Endsilben sich in bestimmter Weise reimen. In der Übersetzung ist die gereimte Terzine beibehalten worden, während neben Elfsilbnern auch Zehnsilbner, also neben weiblichen auch männliche Reime, aus ästhetischen, in der Natur der deutschen Sprache liegenden Gründen, verwandt wurden. Die Komödie besteht aus drei Teilen (Cantiche) von je 33 Gesängen (in Anlehnung an die traditionsgemäß angenommenen 33 Lebensjahre Jesu Christi), zu denen ein Einleitungsgesang hinzukommt, so dass also 100 Gesänge vorhanden sind. Die Dichtung ist wahrscheinlich um das Jahr 1307 herum, im Exil, begonnen worden, wobei natürlich Einzelheiten schon vorher entstanden sein können. Im Brief an Can Grande erklärt Dante, warum er seine Dichtung Komödie (Commedia), nicht Tragödie benannt habe: sie fängt ,,schrecklich" an und endet ,,glücklich", im Gegensatz zur Tragödie. So ist auch ihr Zweck: die Erhebung der Menschheit aus dem Elend zur Glückseligkeit. Nach ,,de vulgari eloquentia" handelt die Tragödie von erhabenem Stoff in erhabenem Stil, die Komödie von einfachem Stoff in einfachem Stil. Dante nennt sein Werk Komödie nur in der Hölle. Den Titel ,,Divina Commedia" verdanken wir Boccaccio.
Nach der danteschen-ptolemäisehen Weltanschauung ist die Erde der Mittelpunkt der Welt, um den sich die neun Himmelssphären bewegen. Der neunte Himmel, der Kristallhimmel, erhält seine Bewegung infolge der Sehnsucht seiner Teile zum Empyreum, dem Lichthimmel, in dem die höchste Gottheit, der unbewegte Beweger, thront, und teilt sie den unteren Sphären mit, durch Vermittlung von Intelligenzen, die den Sphären vorstehen. Die Hölle dagegen liegt im Inneren der nördlichen Halbkugel der Erde und verengt sich trichterförmig bis zum Erdmittelpunkt, dem Sitz Luzifers. Der Trichter ist durch den Sturz Luzifers und seiner Engel gebildet worden, und die zurückgedrängte Erde bildet in der südlichen Hemisphäre den Läuterungsberg, auf dessen Höhe das Irdische Paradies gelegen ist, und der aus der von Weltmeer bedeckten Südhälfte als einzige Landmasse herausragt.
2.1 Inhalt:
Das Werk handelt von der Wanderung Dantes durch die drei Jenseitsbereiche des katholischen Glaubens - Hölle bzw. Inferno, Läuterungsberg bzw. Purgatorio und Himmel bzw. Paradiso - unter der Führung des antiken Dichters Virgil und Beatrices, einer Jugendliebe, über die er auch in seinen Jugendsonetten geschrieben hatte. Dante beginnt die Schilderung seiner Jenseitswanderung in einer Mischung aus müder Trauerstimmung und allegorischem Tiefsinn. Angstvoll hat er sich in einem dichten Wald verirrt, und als er dem in der Morgensonne des Karfreitags 1300 leuchtenden Berg der Tugend zustrebt, wird er von drei gefährlichen Tieren - dem Panther, Sinnbild der Fleischeslust, dem Löwen, Sinnbild des Hochmuts und der Wölfin, Sinnbild der Habgier - in ein finsteres Tal abgedrängt. Dort tritt ihm eine helfende Gestalt entgegen, die sich als Virgil zu erkennen gibt und sich ihm als Führer durch die Reiche des Jenseits anbietet, Hölle und Läuterungsberg, während er den Himmel nicht betreten darf und dafür Beatrices Geleit verspricht.
In den folgenden 33 Gesängen beschreibt Dante seinen Abstieg unter Führung Virgils in die Hölle, die in terrassenförmigen, sich nach unten verjüngenden konzentrischen Kreisen angelegt ist (siehe Abschn. 5.1). In jedem dieser Kreise werden Sünder entsprechend ihrer Vergehen auf grausamste Weise bestraft (siehe Abschn. 5.2). Auf jeder Ebene macht Dante halt, um dem Leser die Umgebung zu schildern und sich mit bekannteren Sündern zu unterhalten. Der Personenkreis, mit dem Dante das Jenseits bevölkert, umfasst nahezu 600 Namen. Viele dieser Gestalten, wie Francesca da Rimini, der Graf Ugolino, Pia die Tolomei, sind erst durch die ,,Göttliche Komödie" für die Nachwelt lebendig geworden.
Zum Großteil aber sind es berühmte mythologische oder historische Gestalten wie Odysseus, Barbarossa, die Päpste Hadrian V. und Nikolaus III., Dichter wie Bertran de Born, Guido de Cavalcanti, Guittone d' Arezzo, Maler wie Giotto und Cimabue. Die Platzierung de einzelnen ,,Sünder" und ihre damit verbundene moralische Qualifizierung erscheint aus heutiger Sicht oft überraschend, allzu persönlich, vor allem in politischer Hinsicht eindeutig ghibellinisch gefärbt, die deutschen Kaiser, selbst Barbarossa, werden entschieden milder behandelt als Päpste und kirchliche Würdenträger. Ein gutes Beispiel hierfür ist Papst Coelestin V., der nach fünfmonatigem Pontifikat 1294 freiwillig sein Amt niederlegte und den Dante dafür ins Höllentor verfrachtete, in dem Laue (im Glauben Unentschlossene) büßen müssen. Im Gegensatz dazu feierten die Meisten den Rücktritt als Akt der Demut; 1313 wurde der Papst sogar heiliggesprochen. In anderen Fällen bezeugt Dante gerade den Verdammten wie Francesca da Rimini oder den ungetauften Seelen in der Vorhölle ein oft ergreifend zum Ausdruck gebrachtes und von ihrer Strafwürdigkeit im theoretischen Sinne unabhängiges Mitgefühl.
In der Guidecca, dem untersten Kreis, in dem Luzifer sitzt, klettern Dante und Virgil an dessen Fell in eine Höhle, die sie auf die südliche Erdoberfläche an den Strand des Läuterungsberges emporführt. Der Aufbau des Purgatorium ähnelt sehr dem der Hölle: Ein Berg, der in mehrere Terrassen unterteilt ist und auf jeder dieser Terrassen Sünder büßen müssen. Der Unterschied ist, dass die Sünder der Hölle ihre Strafen ewig erleiden müssen, die Sünder des Läuterungsberges nur auf Zeit und dann zum Himmel aufsteigen dürfen. Aufgrund dieses Hoffnungsschimmers kündigt Dante auch im ersten Gesang des Läuterungsberges einen höheren Ton an, indem er an den mythologischen Wettstreit der Muse Kalliope mit den Pieriden erinnert. Die Handlung der folgenden 33 Gesänge ist auch vergleichbar mit denen der Hölle: Dante beschreibt während seinem Aufstieg die verschiedenen Terrassen und unterhält sich mit den Sündern.
Erst mit dem 28. Gesang bricht Dante mit dem bisherigen Handlungsverlauf: Er betritt mit Virgil das irdische Paradies, in dem keine Sünder mehr büßen, da hier der Lebensbaum steht. In den restlichen Gesängen dieses Teils der ,,Divina Commedia" beschreibt Dante den allegorischen Triumphzug der Kirche in Gestalt einer farbenprächtigen Prozession, die aus Bildern Hesekiels und der Apokalypse geschöpft ist. Mit dem Zug tritt endlich Beatrice auf, die Dante von da an führen wird. Nachdem er in den Paradiesflüssen Lethe, der irdische Verirrungen vergessen lässt, und Eunoe, der das Gedächtnis aller guten Taten erneuert, gebadet wurde, endet der zweite Teil der ,,Commedia".
Im Paradies durchquert Dante zusammen mit Beatrice die verschiedenen Himmelssphären des mittelalterlichen Weltbilds (Mond-, Merkur-, Venus- bis Kristallhimmel), wobei er wiederum seine Umgebung betrachtet und mit den guten Seelen redet. Dies tritt aber hier etwas in den Hintergrund, wichtiger sind die philosophischen und religiösen Belehrungen Beatrices.
Zu Beginn des 30. Gesanges betritt Dante das Empyreum, in dem die Seligen ihren Sitz haben. Dort kehrt Beatrice auf ihren himmlischen Thron zurück und Dante wird vom hl. Bernhard weitergeführt. Dieser zeigt die Sitze der Seligen und schließlich Gott selbst. Dante sieht in Gott das Geheimnis der Dreieinigkeit und einen Widerschein des Menschenbildes, bis sein Geist vom Glanz Gottes geblendet wird, worauf er in den alten Kreislauf der menschlichen Sehnsucht zurückkehrt. Wie jeder der drei Teile endet auch dieser mit dem Wort ,,stelle" bzw. ,,Sterne".
2.2 Personenkonstellationen
Aus der Fülle menschlicher Gestalten und Schicksale, die das Gedicht mit dramatischem Leben erfüllen, ragen zwei Erscheinungen hervor: der römische Dichter Virgil und Beatrice, die Dante auf seiner Wanderung den Weg weisen. Dante, der, wie schon die ,,Eloquentia" und das ,,Convivo" beweisen, in den römischen Autoren sein höchstes Vorbild sah, dem er jedoch nicht mehr in lateinischer Sprache, sondern in seiner veredelten italienischen Volkssprache, dem volgare illustre, nachzueifern gedachte, spricht Virgil auf der gemeinsamen Wanderung immer wieder verehrend als ,,Maestro" (z.B. Inf, G. l, V. 85: ,,Du, den ich als den Herrn und Meister ehre") an; er stellt ihn noch über seine bevorzugten Autoren Horaz, Ovid, Lukan, die er zusammen mit Homer in der straflosen Vorhölle, dem Limbus (limbo), zur bella scuola, der schönen Schule der Dichter, vereinigt. Es ist deshalb wohl anzunehmen, dass er die ,,Commedia" nicht zuletzt in der Absicht plante, eine große erzählende Dichtung in italienischer Sprache als würdiges Gegenstück zu Virgils ,,Aeneis" zu schaffen. (Auch Virgil lässt in Buch 6 seines Epos Aeneas in die Unterwelt steigen und mit Verstorbenen sprechen.)
Wichtiger noch als Virgil erscheint im Plan des Werkes die Gestalt der Beatrice; ihr fällt die Aufgabe zu, Dante aus den Irrungen zu befreien, in die er nach den ersten Worten der Dichtung in der Mitte seines Lebensweges (Inf, G. l, V.l) geraten war. Sie ist es auch, die Virgil als Retter ausgesandt hat, und sie ist es, die an der Schwelle des Paradieses Dante erwartet, um ihn durch die Himmelskreise bis vor Gottes Thron zu führen. Er, dessen Liebe zu Beatrice sich von irdischem Begehren zu idealer Verehrung (vita nuova) gewandelt hatte und dem sich dadurch das Reich der Tugend, der Wissenschaften und der philosophischen Erkenntnis erschloss, feiert sie in der ,,Commedia" als Inbegriff aller Tugend, Schönheit und Weisheit, und lässt sie zum Symbol der Philosophie selbst werden. In diesem Sinne ist es auch zu verstehen, dass er die Liebe im Gedicht selbst immer wieder die Triebfeder seines Schaffens nennt: ,,Ich bin einer, der ich, wann / Die Liebe weht, es merke, und ich singe, / Wie sie mir innen vorspricht, alles dann." (Purg., G.24, V.52 - 55).
Zu den restlichen Personen, die Dante antrifft, hat er (wie oben schon erwähnt) sehr unterschiedliche Beziehungen, ganz dementsprechend, wie sein Verhältnis zu ihnen im wirklichen Leben war oder was er von ihnen dachte. So gibt es einige, meist Mächtige, die er beschimpft, oder andere, auch Sünder in der Hölle, die er für ihr hartes Schicksal bemitleidet. Alten Freunden gegenüber (die meist wirklich gestorben waren) verhält er sich sehr offen, plaudert über ,,alte Zeiten" und erzählt, was seit ihrem Tod passierte. Vor allem den Seligen in den Himmelskreisen begegnet er mit größter Achtung und Verehrung.
2.3 Gehalt:
Dante selbst legte die Deutung nahe, dass in seiner Dichtung der lange und mühevolle Weg einer verirrten Seele zum himmlischen Heil dargestellt werde; in seinem Brief an Can Grande schrieb er, dass das Werk über die wörtliche Bedeutung hinaus auch im moralischen, allegorischen und ,,anagogischen", d. h. hinaufführenden, erhebenden Sinn verstanden werden müsse.
,, ,,Von einer Unterweisung über das moralisch richtige Verhalten des Einzelnen ausgehend, ruft die Commedia zu einer Wiederherstellung der gottgewollten weltlichen und geistlichen Ordnung der Gesellschaft auf. Der Glaube an die göttliche Gerechtigkeit ist das Fundament der Commedia. Sie lehrt dem Leser das Wirken Gottes als des höchsten Richters zu erkennen. Denn im Jenseits bestraft oder belohnt Gott die Seelen nach Maßgabe ihres Verhaltens im Diesseits, das er allein in seinen den irdischen Richtern oft verborgenen Beweggründen zu beurteilen mag" (Bück).
Die Kernidee der ,,Commedia" ist der ebenso christliche wie antike Gedanke, ,,dass dem Menschen ein geistiger Aufstieg bestimmt ist, ein Heil, dem er entgegengehen kann in tätiger Selbstverwandlung, erfüllt von der Überzeugung, dass die Vernunft mehr ist als die Sinne, die Seele mehr als der Leib, der Glaube mehr als das Wissen ... das Göttliche mehr als das Irdische" (Friedrich)." (Kindler).
2.4 Formale, stilistische und gestalterische Aspekte:
Den Charakter eines heiligen Gedichts (poema sacro) unterstreicht auch der äußere Aufbau der Dichtung, dem die nach mittelalterlicher Auffassung heiligen und vollkommenen Zahlen drei und zehn sowie deren Potenzen neun und hundert zugrunde liegen. Nach diesem Grundschema einer symbolischen Arithmetik ist das ganze, 14233 Verse umfassende Gedicht komponiert. Es besteht aus drei Hauptteilen, die sich in je 33 Gesänge gliedern; das ergibt mit einem einleitenden Gesang des Inferno die volle Zahl Hundert. Auch im Stufenbau der Jenseitsreiche ist jeweils die Zahl Neun gewahrt, und schließlich liegt die Drei als Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit auch der Strophenform der Terzine aus Elfsilbnern (endecasillabi) mit fortlaufender Reimverkettung und Schlussvers am Ende jeden Gesanges zugrunde, der Versform, die Dante selbst für sein Werk geschaffen hat. Das Reimschema dieser Terzinen ist: aba beb dcd ... ; diese Verkettung der Strophen macht eine Übersetzung sehr schwierig, weshalb es zwei Arten von Übersetzungen der ,,Commedia" gibt: Zum Einen die, bei denen der Übersetzer auf Kosten der Verständlichkeit versuchte, den Reim zu erhalten, zum Anderen die , die zur Hervorhebung Dantes Gedanken und zum besseren Verständnis vollkommen auf den Reim verzichteten.
Bsp.:
,,Die Glorie dessen, der mit seinem Finger
Bewegung schafft, durchdringt das All und gleißt An einer Stelle mehr und sonst geringer.
Im Himmel, der ihr Licht am klarsten weist, Hab ich geweilt; und Dinge sah ich viele, Die wiedersagt kein heimgekehrter Geist.
Denn unser Intellekt, wenn seinem Ziele Er näher kommt, dringt dann in Tiefen ein,
Wohin Erinnerung folgt nicht seinem Kiele."
,,Die Glorie des Bewegers aller Dinge
Dringt durch das Weltall, und von ihr erstrahlen Mehr oder minder die verschiednen Sphären. Im Himmel, der das meiste Licht empfangen, War ich, und ich sah Dinge, die kann keiner Verkünden, der von dort herniedersteiget;
Denn unser Geist, der dem ersehnten Ziele Sich naht, muss sich darein so tief versenken, Dass das Gedächtnis ihm nicht Folge leistet." (jeweils: Par., G.1, V.1 ff.)
Das Stilmittel, das Dante hauptsächlich in seinem Epos einsetzte, ist die Allegorie, eine ,,konkrete Darstellung von Abstraktem (Gedanke, Begriff), oft durch Personifikation. Gedachtes wird in ein Bild übertragen, das durch Reflexion wieder erschlossen werden muss" (Texte, Themen und Strukturen; Grundband Deutsch für die Oberstufe, Cornelsen). Bestes Beispiel hierfür ist der Triumphzug der Kirche in den letzten Gesängen des Läuterungsberges:
Er beginnt in einer starken Leuchterscheinung und mit Gesang. Sieben Leuchter werden als Sinnbild der sieben Gaben des Hl. Geistes der Prozession vorangetragen. Darauf folgen die 24 Greise der Apokalypse, die die Bücher des Alten Testaments darstellen. Über ihnen wehen wie Fahnen die sieben Farbstreifen, die von den Leuchtern ausgestrahlt werden. Dann folgen vier Tiere, die Evangelien bezeichnend, und der Siegeswagen der Kirche, von einem Greifen (Christus) gezogen, dessen Farben seine göttliche und menschliche Natur bedeuten. Um den Wagen tanzen die drei geistlichen und vier weltlichen Tugenden (Liebe, Hoffnung, Glaube; Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Tapferkeit, Klugheit)als Frauen in symbolträchtigen Farben. Hinter ihm folgen sieben Apostel, als letzter Johannes. (Purg., G.29)
Nachdem Beatrice mit einer Schar Seligen dem Wagen entstiegen ist, schwenkt dieser in eine andere Richtung ein. Dante folgt ihm zu dem entblätterten Baum der Erkenntnis, an den der Greif die Deichsel des Wagens (=Päpste) anbindet. Der Baum blüht wunderbar auf, und Dante versinkt in Schlaf. Erwachend sieht er, wie einst die Apostel, die Verklärung Christi, ein Verwandlungswunder. Beatrice hat sich auf der Wurzel des Baumes niedergelassen im Kreis der Tugenden, der Triumphzug mit dem Greifen erhebt sich zum Himmel. Dann folgt eine grausige Allegorie der verweltlichten Kirche: Der Kaiseradler stürzt sich aus den Wolken hernieder und lässt seine Federn an dem Wagen, die Ketzerei in Gestalt eines Fuchses schleicht sich heran und wird von Beatrice verscheucht. Ein Drache (=Satan) kommt aus der Erde und beschädigt den Wagen. Dann wird der Wagen zu einem Ungeheuer mit sieben Köpfen (=7 Hauptlaster: Hochmut, Zorn, Geiz, Neid, Wollust, Trägheit, Gaumenlust), auf ihm sitzt eine Dirne (=römische Kurie zur Zeit Dantes), die mit einem Riesen (=Könige Frankreichs) buhlt, bis dieser sie in den Wald entfuhrt, eine Allegorie des Papsttums, das Philipp der Schöne nach Avignon entführt hatte. (Purg., G.32)
3 Nachwirkung:
Der Ruhm des Gedichts hat sich trotz der vielfach zeitgebundenen Thematik und Problemstellung, die schon für das zeitgenössische Publikum Kommentierungen erforderlich machte, bis in die Gegenwart vor allem in Italien, wo Dante als Nationaldichter verehrt wird, unvermindert erhalten. Das Werk, das am Beginn der italienischen Literatur steht, ist - ein seltener Fall - bis heute auch ihr Hauptwerk geblieben. Die Harmonie und Geschlossenheit des Aufbaus, die dramatische Vielfalt der beschriebenen Schicksale, die Kraft und Schönheit des dichterischen Ausdrucks und Gefühls, Adel und Tiefe der Gedanken machen es über die Grenzen Italiens hinaus zu einem zeitlosen Beispiel abendländischer Dichtkunst. In Deutschland wurde es allerdings erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jhd.s langsam zur Kenntnis genommen; noch Lessing oder Goethe (,,...Moderduft aus Dantes Hölle...") äußerten sich kühl, wenn nicht ablehnend; in Italien - nicht zuletzt in Dantes Heimatstadt Florenz -hatte man sich in der Zwischenzeit ausgiebig mit dem großen Dichter und seinem Werk beschäftigt. Botticelli etwa verewigte sich und Dante u.a. in seinen zauberhaften zarten Zeichnungen, auch Raffael tat dies in seinen Bildern. Und natürlich Giotto, der Dante in seinen Fresken von San Francesco in Assisi festhielt. Michelangelo hat über Dante sogar ein Gedicht verfasst: ,,...Von Dante red ich, dessen Sang, den echten, / hat jenes undankbare Volk verkannt, / das nimmer läßt gedeihen den Gerechten. /O war ich er: zu solchem Los erwählt, / mit seinem edlen Sinn elend verbannt! / Ich gäbe drum das höchste Glück der Welt." Außer der Literatur und der bildenden
Wohin Erinnerung folgt nicht seinem Kiele."
,,Die Glorie des Bewegers aller Dinge
Dringt durch das Weltall, und von ihr erstrahlen Mehr oder minder die verschiednen Sphären. Im Himmel, der das meiste Licht empfangen, War ich, und ich sah Dinge, die kann keiner Verkünden, der von dort herniedersteiget;
Denn unser Geist, der dem ersehnten Ziele Sich naht, muss sich darein so tief versenken, Dass das Gedächtnis ihm nicht Folge leistet." (jeweils: Par., G.1, V.1 ff.)
Das Stilmittel, das Dante hauptsächlich in seinem Epos einsetzte, ist die Allegorie, eine ,,konkrete Darstellung von Abstraktem (Gedanke, Begriff), oft durch Personifikation. Gedachtes wird in ein Bild übertragen, das durch Reflexion wieder erschlossen werden muss" (Texte, Themen und Strukturen; Grundband Deutsch für die Oberstufe, Cornelsen). Bestes Beispiel hierfür ist der Triumphzug der Kirche in den letzten Gesängen des Läuterungsberges:
Er beginnt in einer starken Leuchterscheinung und mit Gesang. Sieben Leuchter werden als Sinnbild der sieben Gaben des Hl. Geistes der Prozession vorangetragen. Darauf folgen die 24 Greise der Apokalypse, die die Bücher des Alten Testaments darstellen. Über ihnen wehen wie Fahnen die sieben Farbstreifen, die von den Leuchtern ausgestrahlt werden. Dann folgen vier Tiere, die Evangelien bezeichnend, und der Siegeswagen der Kirche, von einem Greifen (Christus) gezogen, dessen Farben seine göttliche und menschliche Natur bedeuten. Um den Wagen tanzen die drei geistlichen und vier weltlichen Tugenden (Liebe, Hoffnung, Glaube; Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Tapferkeit, Klugheit)als Frauen in symbolträchtigen Farben. Hinter ihm folgen sieben Apostel, als letzter Johannes. (Purg., G.29)
Nachdem Beatrice mit einer Schar Seligen dem Wagen entstiegen ist, schwenkt dieser in eine andere Richtung ein. Dante folgt ihm zu dem entblätterten Baum der Erkenntnis, an den der Greif die Deichsel des Wagens (=Päpste) anbindet. Der Baum blüht wunderbar auf, und Dante versinkt in Schlaf. Erwachend sieht er, wie einst die Apostel, die Verklärung Christi, ein Verwandlungswunder. Beatrice hat sich auf der Wurzel des Baumes niedergelassen im Kreis der Tugenden, der Triumphzug mit dem Greifen erhebt sich zum Himmel. Dann folgt eine grausige Allegorie der verweltlichten Kirche: Der Kaiseradler stürzt sich aus den Wolken hernieder und lässt seine Federn an dem Wagen, die Ketzerei in Gestalt eines Fuchses schleicht sich heran und wird von Beatrice verscheucht. Ein Drache (=Satan) kommt aus der Erde und beschädigt den Wagen. Dann wird der Wagen zu einem Ungeheuer mit sieben Köpfen (=7 Hauptlaster: Hochmut, Zorn, Geiz, Neid, Wollust, Trägheit, Gaumenlust), auf ihm sitzt eine Dirne
(=römische Kurie zur Zeit Dantes), die mit einem Riesen (=Könige Frankreichs) buhlt, bis dieser sie in den Wald entfuhrt, eine Allegorie des Papsttums, das Philipp der Schöne nach Avignon entführt hatte. (Purg., G.32)
4 Anhang
4.1 Qualen der Hölle:
I. Höllenkreis, "Limbus"
Tugendhafte Ungetaufte, die nicht verdammt sind, aber auch nicht erlöst werden können.
II. Höllenkreis
Sünder der Fleischlust werden von einem Wirbelwind rasend durch die Lüfte getrieben.
III. Höllenkreis
Schlemmer liegen unter ewigem eisigen Regen.
IV. Höllenkreis
Geizige und Verschwender wälzen gegeneinander schwere Lasten.
V. Höllenkreis
Zornige und Verdrossene bekämpfen sich im Sumpf Styx.
VI. Höllenkreis
Ketzer büßen in flammenden Särgen.
VII. Höllenkreis
I. Ring
Gewalttäter gegen den Nächsten kochen in einem Blutstrom.
II. Ring (Wald der Selbstmörder)
Selbstmörder trauern bewegungslos als dornige Bäume.
III. Ring
Gewalttäter gegen Gott und die Natur büßen unter ewigem Feuerregen
VIII. Höllenkreis, "Malebolge"
I. Graben kA.
II. Graben kA.
m. Graben
Simonisten stecken mit dem Kopf nach unten in Felslöchern, aus denen ihre brennenden Fußsohlen herausragen IV. Graben
Wahrsager und Zauberer schauen unter Verrenkungen des Leibes ewig rückwärts.
V. Graben
Betrüger in öffentlichen Ämtern sind in kochendes Pech getaucht. VI. Graben
Heuchler schreiten, mit vergoldeten Bleimänteln bekleidet, mühsam einher.
VII. Graben
Diebe werden unablässig, von Schlangen gebissen, zu Asche, und entstehen dann wieder neu.
VHI. Graben
Falsche Ratgeber schweben von Flammen umschlossen. IX. Graben
Zwietrachtstifter und Glaubensspalter werden unablässig von einem Teufel zerhauen.
X. Graben
Fälscher büßen mit ekelhaften Krankheiten behaftet.
I.. Höllenkreis
I. Caina
Verräter an Verwandten büßen mit gesenktem Kopf.
II. Antenora
politische Verräter büßen mit erhobenem Kopf.
III. Ptolomäa
Verräter an Gastfreunden liegen rücklings mit vereisten Augen.
IV. Guidecca
Lucifer zermalmt in seinen Mäulern die drei Erzverräter (Judas, Brutus und Cassius)
- Arbeit zitieren
- Alexander Knoll (Autor:in), 2001, Dante - Divina Commedia (Die göttliche Komödie), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100659