Auf der Liste der aktuellen gesundheitsbezogenen Herausforderungen der World Health Organization (WHO) wird neben Klimawandel, Ebola und HIV die Impfzögerlichkeit als eine der bedeutendsten Bedrohungen für die globale Gesundheit benannt. Besonders in Bezug auf Kinderimpfungen führen sinkende Immunisierungsraten zu vermehrten Neuinfektionen und verhindern damit die Ausrottung diesbezüglicher Krankheiten. Kinderimpfungen stellen sich im öffentlichen Diskurs, wie alle Themen der Sicherheit von Kindern, als ein emotional aufgeladenes Thema dar.
Die Analyse der Arzt-Eltern-Interaktionen, in der die Impfentscheidung ausgeführt wird, bzw. die Wechselwirkung der demografischen Merkmale der daran beteiligten Personen, bietet die Möglichkeit tieferer Einblicke in Impfentscheidungsprozesse zu erlangen. Daher setzt sich die Forschungsarbeit mit der Frage auseinander, wie Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Ärzten und Eltern einerseits die Impfentscheidung und andererseits das empfundene Sicherheitsgefühl mit der getroffenen Entscheidung beeinflussen. Die empfundene Sicherheit mit der getroffenen Entscheidung ist hierbei wichtig, um differenziertere Aussagen über die soziale Interaktion treffen zu können.
Die diskutierten Gründe für stagnierende oder rückläufige Impfquoten sind vielfältig. Bedeuten beispielsweise Kombinationsimpfstoffe höhere Effizienz für das Gesundheitssystem und die Familien deren Kinder geimpft werden, werden diese von Impfkritikern, aufgrund der höheren Wirkstoffmenge, als riskanter wahrgenommen. Neben der Meinungsbildung im Internet werden auch demografische und kulturelle Merkmale von Eltern sowie Eigenarten der Risikokommunikation im Rahmen medizinischer Forschung als Einflussfaktoren diskutiert. Impfungen werden in Deutschland alleinig von Ärzten durchgeführt, welche auch für die direkte Impfaufklärung im Patientengespräch verantwortlich sind. Dadurch spielen neben den Entscheidungsträgern selbst auch Spezifika des durchführenden medizinischen Personals und das Setting in dem die Impfaufklärung stattfindet von Fall zu Fall eine besondere Rolle bei der Impfentscheidung, was deren nähere Untersuchung, für den Blick auf Impfquoten, besonders lohnenswert macht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergrund
- Die Arzt-Eltern-Interaktion vor dem Hintergrund der Homophilie.
- Homophilie und soziale Distanz in Bezug auf Bildung, Alter und Geschlecht
- Methodik
- Das Studiendesign: Faktorieller Survey/Vignettenanalyse
- Fragebogenvorstellung und -konstruktion
- Die Vignettenebene.
- Die Personenebene.
- Datenerhebung
- Datenaufbereitung, Umkodierung und Deskription der Variablen
- Statistische Modellierung
- Das multinominale logistische Regressionsmodell für die AV: Impfentscheidung
- Das lineare Regressionsmodell für die AV: Impfsicherheit
- Das Studiendesign: Faktorieller Survey/Vignettenanalyse
- Ergebnisse
- Deskriptive Ergebnisse auf Personenebene
- Deskriptive Ergebnisse auf Vignettenebene
- Induktive Ergebnisdaten für die abhängige Variable Impfentscheidung
- Induktive Ergebnisdaten für die abhängige Variable Impfsicherheit
- Diskussion
- Interpretation der Ergebnisse
- Limitationen der Lehrforschungsarbeit und Fehlerreflexion
- Ausblick und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Lehrforschungsarbeit analysiert die Arzt-Eltern-Interaktion bei der Impfaufklärung im Kontext von sozialer Distanz und Homophilie. Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Ärzten und Eltern die Impfentscheidung und das Sicherheitsgefühl mit der getroffenen Entscheidung beeinflussen. Ziel ist es, tiefere Einblicke in Impfentscheidungsprozesse zu gewinnen und die Bedeutung des Arzt-Eltern-Dialogs in der Impfberatung zu beleuchten.
- Die Bedeutung des Arzt-Eltern-Dialogs bei der Impfentscheidung
- Der Einfluss von Homophilie und sozialer Distanz auf die Interaktion zwischen Arzt und Eltern
- Die Rolle von Merkmalsunterschieden und -gemeinsamkeiten von Ärzten und Eltern bei der Impfentscheidung
- Die Wahrnehmung der Impfsicherheit in Abhängigkeit von der Arzt-Eltern-Interaktion
- Die Nutzung eines faktoriellen Surveys und eines Vignettendesigns zur Untersuchung dieser Themen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die aktuelle Situation in Bezug auf Impfquoten und die Debatte um Impfpflicht in Deutschland dar. Es erläutert die Bedeutung von Impfungen für die öffentliche Gesundheit und die Herausforderungen, die durch Impfzurückhaltung entstehen. Im zweiten Kapitel werden die Konzepte von Homophilie und sozialer Distanz im Kontext der Arzt-Eltern-Interaktion beleuchtet. Es wird dargelegt, wie diese Faktoren die Kommunikation und das Vertrauen zwischen Arzt und Eltern beeinflussen können. Das dritte Kapitel beschreibt die Methodik der Studie, einschließlich des Studiendesigns, der Vignettenanalyse, der Datenaufbereitung und der statistischen Modellierung. Hier werden die verwendeten Methoden zur Erhebung und Analyse der Daten vorgestellt. Das vierte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie, sowohl deskriptive Ergebnisse auf Personen- und Vignettenebene als auch induktive Ergebnisse bezüglich der abhängigen Variablen Impfentscheidung und Impfsicherheit.
Schlüsselwörter
Die Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Themen Arzt-Eltern-Interaktion, Impfentscheidung, Homophilie, soziale Distanz, Impfsicherheit, faktorieller Survey, Vignettenanalyse, multinominale logistische Regression und lineare Regression.
- Quote paper
- M. Sc. David Reißig (Author), 2019, Arzt-Elterninteraktion bei der Impfaufklärung vor dem Hintergrund sozialer Distanz und Homophilie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1006618