Die Deutsche Hochklassik (1786-1805)


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

9 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Erklärung der Epochenbezeichnung

2 Historisch, Zeitgeschichtlicher Zusammenhang

3 Darstellung der typischen Merkmale der deutschen (Hoch)klassik
3.1 Maß und Form
3.2 Literarische Gattungen

4 Wichtige Autoren und ihre Werke
4.1 Johann Wolfgang von Goethe
4.2 Friedrich Schiller

5 Johann Wolfgang von Goethe - „Das Göttliche“ (1783)
5.1 Interpretation des Gedichts „Das Göttliche“

6 Quellenangabe

Erklärung der Epochenbezeichnung

Allgemein ist Klassik eine Bezeichnung für kulturelle Höhepunkte. Abgeleitet wurde der Begriff „classicus“ aus dem Lateinischen. Als „classicus“ bezeichnete man einen römischen Bürger aus der höchsten Steuerklasse, später nannte man einen Schriftsteller ersten Ranges „scriptor classicus“.

Als deutsche Hochklassik bezeichnet man den literaturgeschichtlichen Zeitraum zwischen 1786 – dem Beginn von Johann Wolfgang von Goethes erster Italienreise – und 1805, dem Todesjahr Friedrich Schillers. Die zeitliche Eingrenzung ist auch heute noch umstritten, denn oft wird der Tod Goethes im Jahr 1832 als Ende der deutschen Hochklassik bezeichnet.

Diese Zeit wird oft auch als Weimarer Klassik bezeichnet, weil die Hauptprägungen der deutschen Hochklassik von Weimar ausgehen und weil sich dort der von Herzogin Anna gegründete Musenhof befindet, dessen Vorstand Goethe als berühmtester Vertreter der Epoche inne hatte.

Durch die Begriffdefinition von Klassik als kulturellen Höhepunkt gibt es neben der deutschen Hochklassik noch folgende andere Epochen mit der Bezeichnung

„Klassik“:

1. Griechische Klassik – Zeitalter des Perikles (4./5. Jahrhundert v. Chr.) (Aischylos, Eutipides, Sophokles)
2. Römische Klassik – Zeitalter des Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) (Vergil, Ovid, Horaz, Catull)
3. Stauffische Klassik (um 1200) (Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide)
4. Französische Klassik – Zeitalter Ludwig XIV (1638 – 1715) (Molière, Racine, Corneille)
5. Weimarer Klassik (1786 – 1805) (Goethe, Schiller)

Historisch, zeitgeschichtlicher Zusammenhang

Frankreich besaß unter Ludwig XIV. eine Vormachtstellung in Europa. Die zahlreichen Kriege, die der „Sonnengott“ führte, und seine verschwenderische Hofhaltung schwächten jedoch die Wirtschaftskraft des Landes. Adel und Geistlichkeit hatten große Vorrechte, die Bauern wurden ausgebeutet. Zur Lösung der Finanzkrise des Staates berief Ludwig XVI. die Generalstände ein. Der dritte Stand erklärte sich zur Nationalversammlung. Da die Gefahr bestand, dass der König mit seinen Truppen die Nationalversammlung auflösen konnte, bewaffneten sich zahlreiche Pariser und stürmten am 14. Juli 1789 die Bastille, das verhasste Staatsgefängnis. Sie forderten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Daraufhin überflutete eine Welle von Gewalt das ganze Land. Im September 1791 erhielt Frankreich eine Verfassung, die auf dem Grundsatz der Gewaltenteilung beruhte. 1792 wurde Frankreich eine Republik. Ludwig XVI. wurde im Januar 1793 wegen Hochverrates angeklagt und zum Tode verurteilt.

Die Franzosen sehnten sich nach Ruhe, Ordnung und Sicherheit. Der Mann, der dafür sorgen sollte, stand schon bereit. Er hieß Napoleon Bonaparte. Napoleon ging nun daran, den Staat neu zu ordnen. Seine Krönung zum Kaiser nahm Napoleon im Beisein des Papstes selbst vor (1804). Napoleon wollte ganz Europa seiner Herrschaft unterwerfen. Seine ehrgeizigen Pläne scheiterten am Widerstandswillen der Völker und der gegen ihn verbündeten Mächte. 1813 besiegten die Verbündeten (Russen, Preußen, Österreicher) die französische Armee. Daraufhin dankte Napoleon ab. Die Sieger verbannten ihm auf die Insel Elba. Ludwig XVII., der Bruder des in der Revolution hingerichteten Königs, bestieg nun den Königsthron.

Darstellung der typischen Merkmale der deutschen Hochklassik

Entsprechend der Bedeutung des lateinischen Adjektivs wurden Kunstwerke und Dichtungen als „klassisch“ bezeichnet, die man für erstklassig und vorbildlich hielt. Das traf besonders auf die antiken Werke zu, die Goethe auf seiner ersten Italienreise studierte, und nach deren Vorbild er seine eigenen Werke überarbeitete, die er auf die Reise mitgenommen hatte (z.B. „Iphigenie“). Im Gegensatz zu Schiller, der im antiken Griechentum ein Beispiel für die Harmonie zwischen Ideal und Leben, Freiheit und Natur sah, bedeuteten für Goethe die antiken Kunstdenkmäler lebendige Zeugnisse einer Kultur, die durch eine ungezwungene, der Natur entsprechenden Schönheit ausgezeichnet war. Goethe erlebte die Antike als Künstler, Schiller als Denker.

Der Zeitraum der klassischen Epoche ist gleichbedeutend mit der Zeit, in der Goethe und Schiller ständig in Verbindung standen und ihre Werke durch Anregung und Kritik des jeweils anderen in ihre endgültige Form brachten. So zum Beispiel wäre die Faust-Dichtung ohne Schillers wiederholtes Drängen und seine Kritik nie zum Abschluss gekommen.

Die Idealvorstellungen der Klassik waren die Bildung des Menschen zur Humanität durch Kunst und Dichtung um dadurch reifer zu werden. Angestrebt wurde ein Mensch, der sich mit seinem Geist und der Natur in Harmonie befand, um sich somit in den geordneten Organismus von Natur und Welt einzufügen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Klassik als eine Erscheinungsform des antiken Idealismus die harmonische Einheit, den Einklang von Wissenschaft und Ethik mit der Kunst, die Harmonie des Geistes mit der menschlichen Natur sucht.

Maß und Form

Das klassische Formideal enthielt die Forderung die Ausdruckselemente des Verstands (Aufklärung) und des Gefühls (Sturm und Drang) harmonisch zusammenwirken zu lassen. Die künstlerische Herausforderung bestand darin, dass Maß Ordnung und eine Symmetrie zwischen den einzelnen Teilen herrschen sollte. Dabei durfte der Autor jedoch nicht den Überblick verlieren und musste deswegen eine gewisse Distanz zu seinem Werk bewahren.

Die zwei Grundgedanken des klassischen Formideals gehen auf Karl Philipp Moritz zurück und lauten:

1. „Das Kunstwerk ruht in sich selbst, gehorcht allein seinen eigenen Gesetzen, erklärt sich deshalb selbst und existiert aus sich selbst, das heißt unabhängig vom Leser oder Betrachter.“
2. „Die äußere Form ist der Zugang zum inneren Wesen. Entscheidend ist daher die organische Ganzheit des Kunstwerks, in der die einzelnen Teile ihren Sinn in ihrer Bedeutung für das Ganze haben. Die Wirkung geht immer nur vom Ganzen aus. Eine zergliedernde Betrachtung des Kunstwerks würde deshalb das Wesen des Schönen verfehlen.“

Literarische Gattungen

Als Hauptgattung der Klassik wird das Drama mit seinem Fünf-Akt-Schema bezeichnete („Iphigenie“ (1787), „Wallenstein“ (1798 / 1799). Das Drama sollte in einem lockerem Vers geschrieben werden ohne dass dabei die äußere Form verloren ging. Außerdem war es in seinem Aufbau sehr beschränkt, so waren in den Dramen oft nur wenige Schauplatzwechsel zu verzeichnen und die Zahl der Personen war häufig auf wenige begrenzt.

Als weitere Gattung ist die Lyrik mit den Balladen und Ideengedichten zu nennen. Die Lyrik sollte in der Klassik wieder eine feste Form annehmen, nachdem sie in der Sturm und Drang - Periode Formfreiheit besaß. Anstelle von Reimstrophen eines Liedes wurde nun wieder nach dem Vorbild der Antike im Versmaß geschrieben. Lyrik befasste sich mit Themen wie „Die Ordnung der menschlichen Gesellschaft“ oder der „Gesetzlichkeit des Lebens“.

Als dritte Gattung kann erzählende Prosa genannt werden. Diese wird als Erzählform definiert, die sich nicht an Formen wie z.B. Metrik und Vers halten muss.

Wichtige Autoren und ihre Werke

Johann Wolfgang (von) Goethe (1749-1832)

Geboren wurde er am 28.08.1749 im Frankfurt am Main als Sohn eines wohlhabenden Patriziers. Nach seinem Jura-Studium 1765/1766 widmete er sich dem Sturm-und-Drang und wurde 1775 zum Regierungsmitglied in Weimar, ab 1779 als Minister. 1786-1788 reiste er nach Italien wo sich sein Literaturverständnis änderte und er „Iphigenie“ ins klassische Versmaß setzte. Ab 1794 arbeitete er mit Schiller zusammen, bis er kurz nach seinem Werk „Faust II“ 1832 starb.

Dramen:

„Iphigenie“ (1787), „Egmont“ (1788), „Torquato Tasso“ (1790), „Faust I“ (1808), „Faust II“ (1831/32). „Balladen“ (1798), „West-östlicher Divan“ (1819). Das Göttliche und die Bestimmung des Menschen sind Goethes Gedankenlyrik. Romane: „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96), „Die Wahlverwandtschaften“ (1809).

In Form und Inhalt am Übergang zur Romantik:

„Wilhelm Meisters Wanderjahre“ (1821). „Dichtung und Wahrheit“ (ab 1811)

Friedrich Schiller (1759-1805)

Geboren am 10.11.1759 wuchs er in armen Verhältnissen auf. 1773 begann er ein Jurastudium, das er jedoch nicht beendete. Im Jahr 1788 bekam er eine Professur für Geschichte in Jena. Drei Jahre später kam es bei ihm zum Ausbruch einer Lungenkrankheit, an der er nach seiner Übersiedlung nach Weimar 1799 am 09.05.1805 starb.

Dramen:

„Don Carlos“ (1787), „Wallenstein-Trilogie“ (1798/99), „Maria Stuart“ (1800), „Die Jungfrau von Orleans“ (1801), „Die Braut von Messina“ (1803; Versmaß, Chor und analytische Methode erinnern an die griechische Tragödie), „Wilhelm Tell“ (1804). Gedankenlyrik (1795/96; die Lehrgedichte entwickeln moralisch-ethische Gedanken), Balladen (1797/98). Ästhetische Schriften: „Über Anmut und Würde“ (1793), „Vom Erhabenen“ (1793), „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ (1795), „Über naive und sentimentalische Dichtung“ (1795/96). Historische Schriften: „Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande (1788), „Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs“ (1791/92).

Johann Wolfgang von Goethe - „Das Göttliche“ (1783)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Interpretation des Gedichts „Das Göttliche“

Der Grundgedanke dieses klassischen Gedichts von J. W. Goethe ist, dass sich der Mensch einem bestimmten Ideal nähern, oder die Annäherung an diesen Idealzustand anstreben soll. Seine These, der Mensch solle "Edel ... /hilfreich und gut ..." sein, da es das einzige sei, wodurch er sich von „... /allen Wesen, /die wir kennen ..." unterscheidet, formuliert Goethe grob in der ersten Strophe, und baut sie in den folgenden neun weiter aus. Er belegt sie mit Beispielen und versucht sie seinem Leser begreifbar zu beweisen. Dabei konzentriert er sich mehr auf die Inhalte, die er vermitteln will, als dass er Wert auf einen formellen Aufbau mit strengem Reim und Rhythmus legt. Die verwendete freie Reimform bewirkt zudem einen fließenden Wohlklang der Verse und Strophen.

In der zweiten Strophe preist er die „... unbekannten /höhern Wesen“. Mit den ersten beiden Versen („Denn unfühlend /ist die Natur ...") erweitert er in der dritten Strophe seine These. Dabei steht „unfühlend" eher für unparteiisch, wie sich aus den folgenden Versen der dritten und vierten Strophe erkennen lässt: „... Es leuchtet die Sonne /über Bös und Gute, /und dem Verbrecher /glänzen wie dem Besten /der Mond und die Sterne /Wind und Ströme /Donner und Hagel /rauschen ihren Weg /und ergreifen vorübereilend /einen um den andern ...“. Er beschreibt, hier in Beispielen, die Neutralität der Naturgewalten und wie sich keiner aufgrund guter oder schlechter Charaktereigenschaften ihren positiven oder negativen Auswirkungen entziehen kann. Hierbei werden „Wind und Ströme /Donner und Wasser" im Oberbegriff Natur akkumuliert, um eine stärkere Bildhaftigkeit zu erreichen. Die folgende, fünfte Strophe ist in ihrem Inhalt den vorhergehenden ähnlich, nur dass sich Goethe nun nach der naturellen, materiellen Ebene einer höheren, gedanklichen zuwendet. Er verwendet den abstrakten Begriff "Glück" und personifiziert ihn indem er ihn aktiv handeln lässt ("... /tappt unter die Menge /..."). Er schildert, wie sich auch das Glück nicht von menschlichen Werten wie Schuld und Unschuld leiten lässt, sondern zufällig auftritt, ähnlich den Naturgewalten. Die Verbindung des Jugendlichen mit dem Unschuldigen ("... des Knaben /lockige Unschuld ..") und der Schuld mit dem Alter ("... den kahlen /schuldigen Scheitel.") zeigt Goethes Sympathie für das humanistische Gedankengut. Die sechste, siebente und achte Strophe ist den Errungenschaften, Fähigkeiten und Rechten des Menschen gewidmet, der jedoch trotz all seiner errungenen Erkenntnisse irgendwann stirbt (Metapher: "... /müssen wir alle /unseres Daseins /Kreise vollenden“. In der achten Strophe gibt er dann allein dem Menschen das Recht zu richten („Er allein darf /den Guten lohnen, /den Bösen strafen, /heilen und Retten, ..."), und die Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und diese für sich auszunutzen zugesteht („... /Alles Irrende, Schweifende /nützlich verbinden ...").Die Klimax „... unterscheidet, /wählet und richtet ..." beschreibt die Fähigkeiten der einzelnen Entwicklungsstadien des Menschen, der erst unterscheiden lernt und später, in der weiteren Entwicklung seiner Persönlichkeit nicht nur aus dem Unterschiedenen wählt, sondern es auch wertet. Bei voller Entfaltung kommt eine weitere Fähigkeit hinzu: „... /er kann dem Augenblick /Dauer verleihen". Was Goethe meint, ist die Fähigkeit einen Augenblick durch Personen und deren Taten unsterblich in den Gedanken aller festzuhalten. Dies wäre durch für alle Menschen wichtige und wertvolle, aber auch durch negativ in Erinnerung bleibende Taten möglich. In der neunten Strophe greift Goethe das Thema der Unsterblichkeit wieder auf: „... Und wir verehren /die Unsterblichen, /als wären sie Menschen, /täten im Großen, /was der Beste im Kleinen /tut oder möchte ...“.Er realisiert, dass „Die Unsterblichen" (Menschen, die durch ihre Taten in den Gedanken anderer unvergessen - also unsterblich - sind) so behandelt werden, als wären sie lebende Menschen. Des weiteren erkennt er, dass es nicht jeder schaffen kann, „unsterblich'“ zu werden, auch wenn er dasselbe „... /tut oder möchte". Die letzte Strophe ist der ersten ähnlich, doch folgt der Forderung nach Güte und Hilfsbereitschaft des edlen Menschen eine weitere nach Fleiß („... /Unermüdet schaff’ er ...") und beharrlichem Einsatz für „... das Nützliche, Rechte ,...". Hier schließt sich der Kreis, mit der invertierten Forderung der zweiten Strophe („... /Höhern Wesen, /die wir ahnen! /... gleiche der Mensch; ..." - letzte Strophe: "Der edle Mensch .../Sei uns ein Vorbild /Jener geahnten Wesen!"), und festigt sich das Deutungsbild des edlen, hilfreichen, guten, humanistisch denkenden Menschen, als Vorbild seiner selbst.

Quellenangabe:

1. Microsoft Encarta 99

2. Bertelmann Universallexikon

3. Abiturwissen Deutsch – Deutsche Literatur

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Die Deutsche Hochklassik (1786-1805)
Autor
Jahr
1999
Seiten
9
Katalognummer
V100702
ISBN (eBook)
9783638991261
Dateigröße
607 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsche, Hochklassik
Arbeit zitieren
Hermann Schiller (Autor:in), 1999, Die Deutsche Hochklassik (1786-1805), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/100702

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