„(E)in europäischer Hugo Chávez“ – so beschrieb Daniel Cohn-Bendit 2011 Viktor Orbáns Werdegang und appellierte damit an die Gefahr Ungarns, in den Autoritarismus abzugleiten. So provokant es auch schien, war es letztendlich nur eine von vielen Bemerkungen, die sich Orbán in seiner bisherigen Laufbahn als Premierminister Ungarns anhören musste. Ob nun vom ehemaligen EU Kommissionschef Jean-Claude Juncker, der Orbán 2015 mit „Hallo, Diktator“ begrüßte, oder von den Medien, die Schlagzeilen wie „‘Puszta-Putin‘ für Europa“ schrieben; Orbán wird von allen Seiten für seinen autoritären Regierungsstil kritisiert.
Aber Orbán mit Chávez zu vergleichen, geht das nicht entschieden zu weit? Schließlich handelte es sich bei Chávez um den Sozialisten des 21. Jahrhunderts, einen der bekanntlich charismatischsten Führer Lateinamerikas, der für die Umverteilung des Reichtums zu Gunsten der Armen und deren Inklusion eintrat - so wird er zumindest von vielen in Erinnerung gehalten. Orbán hingegen ist hauptsächlich für seine rechtspopulistische Partei FIDESZ bekannt, die das Thema Migration in Dauerschleife spielt. Mit seiner anti-europäischen Haltung treibt er die Exklusion Ungarns sowohl nach innen als auch nach außen voran. Dennoch zog Daniel Cohn-Bendit diesen Vergleich, da schließlich beide unter die Kategorie Populist fallen und für ihre Gegner polemisierende Autokraten darstellen. Aus dieser Aussage ergibt sich die Frage der Relevanz der Ideologie im Populismus und somit auch die in dieser Arbeit leitende Forschungsfrage;
Inwiefern wirkt sich die ideologische Ausrichtung auf den Populismus von Orbán und Chávez aus? Ähnelt Orbáns Rechtspopulismus dem Linkspopulismus von Chávez, oder unterscheiden sich die beiden tatsächlich substanziell, da ihr Populismus von unterschiedlichen Ideologien beeinflusst wird?
Durch die zunehmende Präsenz des Populismus ist das Thema in den wissenschaftlichen Fokus gerückt und hat sich global als Evergreen in der Politik etabliert. Dennoch scheint eine Umgangsstrategie mit dem Phänomen des Populismus immer noch in weiter Ferne. Umso wichtiger ist es, den kritischen Diskurs einer Abgrenzung von Rechts- und Linkspopulismus weiterzuführen, um so adäquat auf die jeweilige Populismus Form reagieren zu können. In der vorliegenden Arbeit soll ein besonderer Fokus auf zwei Dimensionen der liberalen Demokratie gelegt werden:
Die Rechte von Minderheiten und die Pressefreiheit.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- METHODOLOGIE UND AUFBAU DER ARBEIT
- FORSCHUNGSSTAND
- POPULISMUS - DIE QUADRATUR EINES KREISES.
- DER IDEELLE ANSATZ
- DER POPULIST-MEHR ALS EIN CHARISMATISCHER FÜHRER?
- LINKS- VERSUS RECHTSPOPULISMUS
- HUGO CHÁVEZ UND VIKTOR ORBÁNS POPULISMUS IM VERGLEICH.
- EMPIRISCHE ANALYSE
- Forschungsdesign
- Fallauswahl
- Variablenauswahl und Datenerfassung
- RECHTE VON MINDERHEITEN
- Hugo Chávez - inklusiver Populismus?
- Viktor Orbán exklusiver Populismus?
- Rechte von Minderheiten unter Links- und Rechtspopulismus im Vergleich
- PRESSEFREIHEIT
- Pressefreiheit unter Hugo Chávez
- Pressefreiheit unter Viktor Orbán
- Pressefreiheit unter Links- und Rechtspopulismus im Vergleich
- RECHTE VON MINDERHEITEN UND PRESSEFREIHEIT IM VERGLEICH
- SCHLUSSBETRACHTUNG.
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Relevanz der Ideologie im Populismus und analysiert, wie sich die ideologische Ausrichtung auf den Populismus von Hugo Chávez und Viktor Orbán auswirkt. Die Arbeit möchte herausfinden, ob der Rechtspopulismus von Orbán dem Linkspopulismus von Chávez ähnelt oder ob sich die beiden aufgrund unterschiedlicher ideologischer Einflüsse substantiell unterscheiden.
- Die Bedeutung der Ideologie im Populismus und ihre Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Populismus und Demokratie.
- Vergleich des Linkspopulismus von Hugo Chávez und des Rechtspopulismus von Viktor Orbán anhand der Rechte von Minderheiten und der Pressefreiheit.
- Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Links- und Rechtspopulismus im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Rechte von Minderheiten und die Pressefreiheit.
- Die Rolle der ideologischen Ausrichtung im Kontext der minimalistischen Theorie des Populismus.
- Die Bedeutung des Populismus im aktuellen politischen Diskurs und seine Auswirkungen auf die liberale Demokratie.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor. Sie beleuchtet den aktuellen Diskurs um den Populismus und zeigt die Relevanz des Themas auf. Anschließend wird die Methodologie der Arbeit erläutert und der Aufbau der Arbeit vorgestellt.
Das Kapitel "Populismus - Die Quadratur eines Kreises" beschäftigt sich mit den verschiedenen Perspektiven auf den Populismus und analysiert die verschiedenen Definitionen und Theorien des Populismus. Es wird insbesondere auf den ideellen Ansatz und den Einfluss des charismatischen Führers eingegangen. Außerdem werden die Unterschiede zwischen Links- und Rechtspopulismus diskutiert.
Das Kapitel "Hugo Chávez und Viktor Orbán's Populismus im Vergleich" analysiert die beiden Fallbeispiele Chávez und Orbán anhand der Rechte von Minderheiten und der Pressefreiheit. Es werden die jeweiligen politischen Systeme und die Auswirkungen auf die Rechte von Minderheiten und die Pressefreiheit verglichen und diskutiert.
Schlüsselwörter
Populismus, Ideologie, Linkspopulismus, Rechtspopulismus, Hugo Chávez, Viktor Orbán, Minderheitenrechte, Pressefreiheit, liberale Demokratie, Minimalistische Theorie, ideational approach, Vergleich, empirische Analyse, Forschungsdesign, Fallauswahl, Variablenauswahl.
- Quote paper
- Alina Kiel (Author), 2020, Die Relevanz der Ideologie im Populismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1008166