"Civitas Solis" von Tommaso Campanella. Utopie des Sonnenstaats


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zum Begriff und Formen der Utopie

3. Tommaso Campanella

4. Civitas Solis
4.1 Aufbau und Lage der Stadt
4.2 Regi erungs wei se
4.3 Gesellschaftliche Ordnung
4.4 Erziehung, Bildung und Arbeit
4.5 Lebensunterhalt
4.6 Kriegswesen
4.7 Rechtsprechung
4.8 Glaube und Religion

5. Stellenwert der Astrologie

6. Utopien im Vergleich: Das Familienbild

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Portrait von Tommaso Campanella. Zugriff am 15.06.2018 unter: https://www.anderegg-web.ch/phil/campanella.htm

Abb. 2: Virtuelles Model des Aufbaus der Sonnenstadt. Zugriff am 15.06.2018 unter: http://www.gym- hartberg.ac.at/schule/images/stories/Religion/themen_matura/04_Utopien_Beispiele.p df

Abb.3: Regierungsweise im Sonnenstaat. (eigene Darstellung)

1. Einleitung

„Die Gemeinschaft dagegen mache alle gleichermaßen reich und arm: reich, weil sie alles haben und besitzen, arm, weil ihnen nicht daran gelegen ist, sich an diese Dinge zu hängen, sondern die Dinge sich vielmehr zu Diensten sein lassen1

Dieses Zitat des italienischen Philosophen Tommaso Campanella zeigt eindrucksvoll, wie unter seiner Vorstellung das perfekte Zusammenleben innerhalb einer Gemeinschaft stattfinden soll. Mit Sicherheit hat sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie der ideale gesellschaftliche Ist-Zustand aussehen sollte und wie man diesen erreichen kann. Doch gerade die Frage nach der Umsetzung des für jeden individuell perfekten Modells einer Gemeinschaft wirft viele Fragen auf und lässt diese Gedankengänge letztendlich utopisch wirken. Eine Utopie - gerade im heutigen Sprachgebrauch hat dieses Wort oftmals eine negative Bedeutung, wenn man der Auffassung ist, das etwas nicht verwirklicht werden kann2. Und trotzdem hat es schriftliche Utopien zu allen Zeiten gegeben, von Platon über das Mittelalter bis hin zur Neuzeit. Tommaso Campanellas 1602 vollendetes Werk Civitas Solis (Der Sonnenstaat) zählt dabei neben Thomas Morus‘ Utopia und Francis Bacons‘ Neu-Atlantis mit Sicherheit zu den bedeutsamsten klassischen Utopien der Renaissance. Allein der Status, den dieses Werk besitzt, begründet eine Auseinandersetzung in Form einer fachwissenschaftlichen Hausarbeit.

Die schriftliche Ausarbeitung beschäftigt sich zunächst mit dem Begriff der Utopie und deren verschiedenen Formen, ehe man das Leben des Tommaso Campanella näher beleuchtet. Im nächsten Kapitel untersucht man den geschichtlichen Hintergrund und die Ausgangslage, damit man nachvollziehen kann, auf welcher Basis Campanella dieses Werk verfasste und welche Beweggründe er dafür hatte. Im Anschluss wird näher auf das Werk Civitas Solis eingegangen, indem man den Aufbau der Stadt, die gesellschaftliche Ordnung, die Lebensweise der Bürger sowie deren gesetzliche Ausrichtung und Religion darstellt. Des Weiteren wird im Detail differenzierter auf das Bild der Familie eingegangen, indem man Campanellas Ansatz mit den familiären Ansätzen der Utopien von Thomas Morus und Francis Bacon vergleicht. Finalisiert wird die Hausarbeit mit einem abschließenden Fazit.

2. Zum Begriff und Formen der Utopie

Der Begriff Utopie ist ein Kunstwort, welches von Thomas Morus mit seinem im Jahre 1516 verfassten Staatsroman „De optimo statu reipublicae deque nova insula Utopia “ aus den beiden griechischen Worten ou = nicht und topas = Ort gebildet wurde.3 Infolgedessen kann man den Begriff Utopia mit den Worten „Nichtort“, „Nirgendwo“ oder „Nirgendland“ übersetzt werden. Im Gegensatz zum allgemeinen Sprachgebrauch, in dem das Adjektiv utopisch oft als Synonym für etwas Unmögliches oder Unglaubwürdiges verwendet wird, werden in philosophischen, politologischen oder literaturwissenschaftlichen Abhandlungen dem Begriff auch positive Bedeutungen zugschrieben.4 In solchen Texten bezeichnet eine Utopie ein ideales Staatsgebilde oder die bestmöglichste Form eines Gemeinwesens. In diesem Sinne wird Utopie meist als eine für das politische und soziale Handeln notwendige oder empfehlenswerte regulative Idee betrachtet, bei der ihre Verteidiger in vielen Fällen davon ausgehen, dass dieser erwünschte Zustand zwar nie erreicht werden kann, aber dennoch als Ziel ständig präsent sein müsse, da andernfalls das politische Leben an Dynamik einbüßt und einer restaurativen Stagnation ausgeliefert ist.5

Eine allgemein gültige Begriffsdefinition des Wortes Utopie ist nicht vorhanden. Von einem wissenschaftlich sinnvollen Begriff, der von den meisten alltagssprachlichen Bedeutungen abgeleitet wird, ist jedenfalls abzusehen, weil dabei nicht nur die zentralen Funktionen, sondern auch das essentiellste Element aller Utopien verloren geht: die Intention unmittelbarer Sozialkritik.6 Eine mögliche Eingrenzung liefert Freyer (1936) bei seiner Untersuchung zur Geschichte der Utopien von Platon bis zur Gegenwart, indem er anstatt einer schulgerechten Definition des Begriffs Utopie versuchte, Wesenszüge utopischen Denkens und formalen Eigenschaften, die allen Utopien gemein sind, zusammenzustellen.7 Dabei stellt sich die Frage, ob Utopien nur unverbindliche Phantasieprodukte darstellen oder ob man tatsächlich danach strebt, die Wirklichkeit nach dem Bild der Utopie zu gestalten. Dieser Wille ist nach Freyer (1936) nicht nur lebendig, sondern der Antrieb für das utopische Denken selbst.8 Dabei unterscheidet Freyer (1936) zwischen 4 verschiedenen Formen, die den Willen zur Verwirklichung einer Utopie näher beschreibt:9

1. Das eigene Vaterland durch eine große Revolution nach dem Bild der Utopie um- bzw. neu zu gestalten.
2. Gläubige und Überzeugte zu sammeln, um irgendwo in der Welt ein Gemeinwesen nach diesem Vorbild zu errichten.
3. Einen König durch die geistige Strahlungskraft der Utopie dazu zu bringen, das Gedankengut zu übernehmen und dies auf sein Volk zu projizieren.
4. Die Utopie ist als Idealbild zu verstehen, welches eine stille, aber nachdrückliche Forderung an die Menschheit stellt, im Laufe der Jahre sich diesem Zustand anzunähern.

Welche Form des Willens dabei Tommaso Campanella bei seinem Civitas Solis verfolgte, wird im Folgenden wissenschaftlich näher erläutert. Indem man sein Leben und die Zeit, in der er lebte, näher betrachtet, lassen sich Rückschlüsse auf die Intention seiner Utopie ziehen.

3. Tommaso Campanella

Giovanni Domenico Campanella wurde im September 1568 im kalabrischen Dorf Stignano, welches nahe der Stadt Stilo liegt, geboren.10 Er stammt aus einfachen Verhältnissen, da sein Vater als Schuster tätig war.11 Einen prägenden Einfluss übte die politische Situation in Campanellas Heimat aus, da zu dieser Zeit der äußerste Süden Italiens zum Königreich Neapel gehörte, welches seit 1504 einen Teil der spanischen Monarchie darstellte.12 Verwaltet wurde das Königreich durch einen Vizekönig und seinem spanischen Beamtenapparat. Politisch gesehen war Italien im gesamten 16. und 17. Jahrhundert ein Ort brodelnder Unruhen, nicht zuletzt weil der Adel und Geistliche von Steuern befreit waren, dafür aber die ärmsten Bevölkerungsschichten, denen Campanellas Familie angehörten, eine erdrückende Abgabelast erdulden mussten.13 Mit der politischen und sozialen Unterdrückung seiner Heimat wuchs Campanellas Hass auf den spanischen Usurpator, der als erster Grund dafür gelten kann, dass er später seine Utopie geschrieben hat.

Mit 14 Jahren trat Campanella dem Dominikanerorden bei.14 Ein Jahr später trat er gegen den Willen seines Vaters, der für ihn ein Studium der Rechtswissenschaften in Neapel vorgesehen hatte, in den Konvent der Dominikaner von Placanica (in der Nähe von Nicastro) ein und führte fortan den Namen Tommaso (Thomas).15 Im berühmten Dominikanerkloster San Domenico Maggiore in Neapel widmete er sich dem Studium der Philosophie und Theologie, indem er von Thomas von Aquin gelehrt wurde und unter Giordano Bruno verweilte.16 Zur Vervollständigung seiner Bildung wurde Campanella nach Giorgio geschickt, wo sich jene Ereignisse abspielten, die seinem Leben einen bedeutsamen Wendepunkt gaben: Da die Franziskanermönche zu Cosenza einen Disput aufgerufen hatten, wollte der Dominikanerorden einen Ordensbruder zur Schlichtung entsenden. Da dieser aber erkrankte, schickte man stellvertretend den jungen Campanella, der in diesem Gelehrtenstreit durch Geschick glänzte und letztendlich als Sieger hervorging. Dieser Erfolg übertrug auf Campanella eine starke Wirkung, die als Initialzündung für seine darauffolgende Arbeitswut gilt.17

Während diesem Gelehrtenstreit lernte er den Ruhm des ihm bis dato unbekannten Bernardino Telesio (1509-1588) kennen. Aufgrund der Anziehungskraft Telesios studierte Campanella seine Werke, in denen sich Telesio als Vertreter der Naturphilosophie der Renaissance gegen den Aristotelismus wendete. Die Entwicklung seiner spekulativen physikalischen Theorie übte neben Campanella auch einen bedeutsamen Einfluss auf Thomas Hobbes und Francis Bacon aus. Den Übertritt zu dieser neuen Philosophie und zur freien Wissenschaft musste Campanella lange verschweigen, da sonst die Gefahr bestehen würde, verfolgt zu werden.

Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen durch das Lektorat entfernt.

Abbildung 1: Portrait von Tommaso Campanella.

Kennenlernen konnte Campanella Telesio erst 1588 in dessen Bahre, als er ihm seine Begeisterung zum Ausdruck bringen konnte.18 Dabei bejahte Campanella den Ansatz Telesios, bei dem die sinnliche Erfahrung als Quelle für die Erkenntnis der objektiven Außenwelt als Grundlage für sein Lehrsystem gilt, welches durch zwei Gedanken gekennzeichnet ist:19

1. Er ist überzeugt von der Einheit und Harmonie und der damit verbundenen vernunftgemäßen Gesetzlichkeit der Welt. Diesen Zustand führt er auf ein höchstes Wesen zurück, welches er als Gott (= Vernunft) oder als Sol (= Sonne) bezeichnet. Dieses Wesen wirke durch die Attribute Macht, Weisheit und Liebe. Ausgehend von dieser Konstruktion begründet Campanella seinen politischen Kampf für eine weltumspannende Friedensgemeinschaft der Völker, die im Geist von diesen 3 göttlichen Prinzipien geleitet werden sollen. Dieser Gedankengang ist in seiner Utopie Civitas Solis stark verankert. Aufgrund diesen Ansatzes lässt sich auch erklären, weshalb Campanella in seiner Utopie der Astrologie eine übergeordnete Rolle zukommen lässt: Campanella als Pantheist ist von der Vorstellung von Harmonie in der Welt begeistert; d.h. himmlische Vorgänge müssen mit den irdischen und moralischen Angelegenheiten übereinstimmen.
2. Der zweite Gedanke liegt bei Campanella in der Bestimmung des Menschen, die besagt, dass ihre Persönlichkeit in einer Vervollkommung liege. Damit meinte er, dass der Mensch durch die Kraft der göttlichen inspirierten Vernunft „mens“ die Fähigkeit besitzt, sein Handeln aus freiem Willen an die Prinzipien der Macht, Weisheit und Liebe zu orientieren. Nur so könne jedes Individuum seinen rechtmäßigen Platz in der Ordnung der Welt finden. Auch hier ist, wie man später bei der Analyse seiner Utopie sehen wird, eine starke Prägung dieses Gedankens zu erkennen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass für Campanella die Welt ein Vernunftstaat Gottes ist und die Menschen das Werkzeug für dessen Verwirklichung zu sehen sind. Aufgrund dieser Auffassung war es nur eine Frage der Zeit, bis Campanella Probleme mit den etablierten Mächten geistlicher und weltlicher Art bekommen würde. In den Augen der Kirche machte ihn seine pantheistische Grundkonzeption zu einem Ketzer. So wird er zwischen seinem 20. und 30. Lebensjahr zweimal vor das Inquisitionsgericht in Rom zitiert, bei denen er mit milden Strafen davonkam.20

Im Jahre 1598 kehrte Campanella schließlich zurück nach Kalabrien, wo er sich mit seinen aufsehenerregenden Schriften De investigatione rerum (1586), Philosophia sensibus demonstrata (1589), De monarchia Christianorum und De regimine eccelesiae (beide 1594), derentwegen er bereits mehrfach angeklagt worden war, in Verbund mit seiner prophetisch- chiliastischen Reformsucht bald zum Hauptverantwortlichen der Auflehnung gegen die spanische Herrschaft machte.21 Mit dem Tod Philipps II. im Jahre 1598 kam die spanische Herrschaft ins Wanken und Campanella schloss sich als junger politischer Rebell einer Verschwörungsgruppe an, die gegen die spanische Besetzung aufbegehrte.22 Bereits im August 1599 wurde die Gesellschaft der Verschwörer durch einen Verrat aus den eigenen Reihen gesprengt. Der damalige Beauftragte des Vizekönigs, Carlo Spinelli, griff energisch durch und überführte Campanella, dem auch landesverräterische Verbindungen mit den Türken und ihrem Admiral Sinan Bassa Cicala nachgesagt worden sind.23 Die Verschwörer wurden teils hingerichtet und teils in Gefängnissen untergebracht. Campanella selbst wurde dabei nicht zum Tode verurteilt, da er nicht wegen eines politischen Verbrechens, sondern erneut der Ketzerei beschuldigt worden war. Hierüber durften nicht die spanischen Machthaber entscheiden, sondern nur der Papst.24 Umstände wie die Zugehörigkeit zum Mönchsstand und vorgespielte Anfälle von Wahnsinn und Protektion gelten dabei als Gründe einer Nicht-Liquidierung Campanellas.25 26

Infolgedessen begann für Campanella das Martyrium einer 25-jährigen Gefängnishaft. In den grauenhaften Kerkerhöhlen des Castel dell’Ovo und in der milderen Haft von St. Elmo entstand, in gewisser Weise als Widerruf und doch auch wieder als Gegenstück zu den vorausgegangenen Werken Discorsipolitici aiprincipi d’Italia (1595) und der berühmten Schrift DellaMonarchia di Spagna (1598-1600), die aus politischer Berechnung und innerer Überzeugung zugleich die Vereinigung Europas unter spanischer Herrschaft und der geistlichen Führung des Papstes befürwortete, 1602 die zunächst italienische Fassung La Cittâ del Sole26 Während seiner langjährigen Gefangenschaft, in der er auch mehrfach fürchterlicher Folterungen ausgesetzt war, musste er dennoch froh darüber sein, aufgrund seiner politischen Betätigung überhaupt wieder die Gelegenheit bekommen zu haben, die Überfülle seiner Gedanken niederschreiben zu dürfen. Die Haftbedingungen wurden im Laufe der Jahre verbessert, sodass er in dieser Zeit auch Bekanntschaft mit dem Lutheraner Tobias Adami machen konnte. Dieser verbreitete Campanellas Werke trotz dessen vorgeworfener Häresie in Deutschland und stieß dabei auf großes Interesse. Während Ausgaben in Originalfassungen existierten wurden auch einige Werke ins Deutsche übersetzt. Im Jahre 1623 erschien der Sonnenstaat in lateinischer Sprache in Frankfurt am Main.27

Campanella blieb ununterbrochen bis 1626 in den neapolitanischen Kerkern gefangen, ehe man ihn kurz nach seiner Entlassung auf den Hof des Papstes Urban VIII. brachte.28 Obwohl er weiterhin misstrauisch bewacht wurde, wurde er der astrologische Berater des Papstes, bis er 1635 mit dem französischen Gesandten Francois De Noailles nach Frankreich flüchten konnte. Dort im Exil lebend erstellte er kurz vor seinem Tod im Jahre 1639 für den späteren Sonnenkönig Ludwig XIV. das Geburtshoroskop.29

4. Civitas Solis

Innerhalb der deutschsprachigen Literatur wird Tommaso Campanellas Cittâ del Sole in den meisten Fällen mit der Bezeichnung „Sonnenstaat“ übersetzt. Den Titel nicht mit „Sonnenstadt“ zu übersetzen hat mit der konkret philologischen Tatsache zu tun, dass Rezeptions- und Übersetzungsgeschichte dieses Textes hauptsächlich von seiner lateinischen Fassung in der Ausgabe Philosophia Realis (Frankfurt a.M. 1623, Paris 1637) bestimmt wurde.30 In dieser Ausgabe heißt es genau: Civitas Solis vel De Republicae idea. Dialogus poeticus. In Nachbarschaft zu „republicae idea“ und unter der Berücksichtigung der langen Tradition dichterisch-utopischer Staatsentwürfe ist nicht zuletzt der semantische Spielraum des Wortes „civitas“ selbst dafür verantwortlich, dass eine Assoziation zu einem großen staatlichen Gemeinwesen hervorgerufen wird.31

Obwohl Campanella weder Utopia von Thomas Morus noch Politeia von Platon in seinem Werk Sonnenstaat erwähnte, waren ihm beide Schriften bestens bekannt. Ein Vorbildcharakter lässt sich an zahlreichen Stellen nachweisen. So handelt es sich auch bei Campanellas Entwurf um einen fiktiven Reisebericht, der jedoch vordergründig in eine Dialogsituation gedrängt scheint.32 Die literarische Formgebung hinsichtlich eines Dialoges übernahm Campanella von den Schriftstellern der Antike und der Renaissance. Jedoch gelang es ihm nicht, diese Form sinnvoll anzuwenden, da der Gesprächspartner - ein Großmeister oder Hausvater (Hospitaliter) - mehr oder weniger nichtssagende Bemerkungen macht und es sich letztlich nur um eine zusammenfassende Erzählung des genuesischen Seemanns handelt.33 In den folgenden Unterkapiteln werden die charakterlichen Merkmale des Sonnenstaates herausgearbeitet und dargestellt.

4.1 Aufbau und Lage der Stadt

Der Hospitaliter fordert den genuesischen Seemann auf zu erzählen, was ihm auf seiner Seefahrt begegnet sei. Darauf antwortet der Genuese, dass er „die gesamte Erde umkreiste und dann in Taprobana ankam und dort gezwungen war, an Land zu gehen.“34 Mit Taprobana ist die Insel Ceylon (heutiges Sri Lanka) gemeint; der Seemann ist dort in einen Haufen Bewaffneter geraten, die ihn anschließend in ihre Sonnenstadt geführt haben und ihn über ihre Einrichtung aufgeklärt hätten.35 Folgende modellhafte Abbildung gewährt einen Einblick in den Aufbau der Sonnenstadt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Virtuelles Modell des Aufbaus der Sonnenstadt.

Der Aufbau ist hierbei nach oberster Ordnung angelegt. Die Stadt besitzt einen Umfang von 7 Meilen und ist aufgeteilt in 7 Kreise, welche nach den 7 Planeten benannt sind. Sie teilen die Meilen innerhalb der Stadt ein.36 Wie am Modell in Abbildung 2 nicht ganz klar zu erkennen ist, „besitzt sie [aufgrund der Hügellage] mehr Wohnstätten, als wenn sie in der Ebene läge.“37

[...]


1 Tommaso Campanella, 1602, S. 29.

2 vgl. Erzgräber, 1985, S. 13.

3 vgl. Jenkis, 1992, S. 1.

4 vgl. Erzgräber, 1985, S. 13.

5 ebd.

6 vgl. Schölderle, 2012, S. 12.

7 vgl. Jenkis, 1992, S. 8.

8 ebd.

9 ebd.

10 vgl. Schölderle, 2012, S. 68.

11 vgl. Jenkis, 1992, S. 124.

12 vgl. Schöderle, 2012, S. 68.

13 ebd.

14 vgl. Hagengruber, 1994, S. 1.

15 vgl. Jenkis, 1992, S. 124.

16 vgl. Hagengruber, 1994, S. 1.

17 vgl. Jenkis, 1992, S. 124.

18 vgl. Jenkis, 1992, S. 125.

19 ebd.

20 vgl. Jenkis, 1992, S. 125.

21 vgl. Grassi, 2017, S. 224.

22 vgl. Schölderle, 2012, S. 68.

23 vgl. Grassi, 2017, S. 225.

24 vgl. Jenkis, 1992, S. 126.

25 vgl. Hagengruber, 1994, S. 1.

26 vgl. Grassi, 2017, S. 225.

27 vgl. Jenkis, 1992, S. 127.

28 vgl. Hagengruber, 1994, S. 1.

29 ebd.

30 vgl. Ferner, 2008, S. 119.

31 ebd.

32 vgl. Schölderle, 2012, S. 69.

33 vgl. Jenkis, 1992, S. 128.

34 Ferner, 2008, S. 5.

35 vgl. Bloch, 1959, S. 608

36 vgl. Hiebel, 1980, S. 176.

37 Ferner, 2008, S. 5.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
"Civitas Solis" von Tommaso Campanella. Utopie des Sonnenstaats
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
26
Katalognummer
V1008381
ISBN (eBook)
9783346397294
ISBN (Buch)
9783346397300
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Utopie, Sonnenstaat, Tommaso Campanella
Arbeit zitieren
Yannic Tominac (Autor:in), 2018, "Civitas Solis" von Tommaso Campanella. Utopie des Sonnenstaats, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1008381

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