In der Arbeit werden die drei in der Literatur und in der Praxis gängigen Varianten der Darstellung aufgegebener Geschäftsbereiche "Stand alone", "Konsolidiert" und "Incremental" mithilfe eines Beispiels erläutert. Das IFRS IC hat in seiner Agenda-Entscheidung im Januar 2016 festgestellt, dass das Konsolidierungsgebot des IFRS 10 unbedingten Vorrang vor der Zielsetzung des IFRS 5 hat, das heißt, dass nur eine konsolidierte Darstellung zuzulassen ist. Im April 2017 wurde diese internationale Entscheidung vom Institut der Wirtschaftsprüfer auch auf nationaler Ebene in der neuen IDW Stellungnahme zur Rechnungslegung: "Einzelfragen zur Anwendung von IFRS" (IDW RS HFA 2) verankert. Die neue IDW RS HFA 2 beschreibt zwei Möglichkeiten der Darstellung innerkonzernlicher Transaktionen mit aufgegebenen Geschäftsbereichen, welche in dieser Arbeit diskutiert und einer kritischen Würdigung unterzogen werden.
Ein aufgegebener Geschäftsbereich (discontinued operation) ist ein Unternehmensbestandteil, der entweder bereits veräußert, getauscht bzw. stillgelegt wurde oder als "zur Veräußerung gehalten" eingestuft ist. Der Grundsatz der Konsolidierung des IFRS 10 besagt, dass sämtliche konzerninterne Transaktionen zu eliminieren sind. Dadurch kann die Einheitsfiktion, den Konzern so darzustellen, als sei er ein einziges Unternehmen, gewährleistet werden. Dies steht jedoch im Widerspruch zu den besonderen Ausweis- und Bewertungsvorschriften des IFRS 5. Ziel von IFRS 5 ist es, dass Bilanzadressaten zw. künftig zu erwartenden und künftig auslaufenden unternehmerischen Aktivitäten und deren Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage unterscheiden können, um Effekte von Restrukturierungsplänen auf das betrachtete Unternehmen zu prognostizieren. Werden allerdings alle Liefer- und Leistungsbeziehungen analog der Regelungen des IFRS 10 nach Einstufung einer discontinued operation eliminiert, unabhängig ob weiterhin Transaktionen zw. dem aufgegebenen und dem fortgeführten Geschäftsbereich anfallen, kann es zu Verzerrungen in Bilanz und GuV kommen. Die wirtschaftlichen Folgen einer discontinued operation können nicht richtig dargestellt werden.
Nachdem das IFRS Interpretations Committee zahlreiche Anfragen zum Problem der Darstellung innerkonzernlicher Transaktionen mit aufgegebenen Geschäftsbereichen erhalten hat, beschäftigte es sich in einem Meeting im Mai 2015 mit einer ausführlichen Darstellung und Beurteilung der unterschiedlichen Vorgehensweisen.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einführung und Aufbau der Arbeit
- B. Theoretische Grundlagen der Standards IFRS 10 und IFRS 5
- I. Grundlagen zu IFRS 10
- II. Grundlagen zu IFRS 5
- 1. Grundgedanke und Anwendungsbereich
- 2. Abgrenzungskriterien für Veräußerungswerte
- 3. Abgrenzung zwischen Veräußerungsgruppe und aufgegebenem Geschäftsbereich
- 4. Bewertung der „zur Veräußerung gehaltenen“ Vermögenswerte
- 5. Ausweis der „zur Veräußerung gehaltenen“ Vermögenswerte
- 6. Konflikt zu IFRS 10
- III. Ausgangsbeispiel
- C. Varianten der Darstellung aufgegebener Geschäftsbereiche
- I. „Stand alone“ – Ausweis in Gesamtergebnisrechnung/Anhang als nicht-konsolidiert
- II. „Konsolidiert“ - Ausweis in Gesamtergebnisrechnung/Anhang als konsolidiert
- III. „Incremental“ - Ausweis in Gesamtergebnisrechnung/Anhang als konsolidiert mit Anpassungen
- D. Prozess bis zur Veröffentlichung des neuen IDW RS HFA 2
- I. Entscheidung des IFRS IC
- II. Kritik an der IFRS IC-Entscheidung aus der Praxis
- III. Entscheidung des IDW
- E. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Darstellung von innerkonzernlichen Transaktionen mit aufgegebenen Geschäftsbereichen im IFRS-Konzernabschluss. Die Arbeit analysiert die relevanten IFRS-Standards und deren Anwendung in der Praxis. Sie untersucht die verschiedenen Möglichkeiten der Darstellung aufgegebener Geschäftsbereiche im Konzernabschluss und beleuchtet den Prozess der Entwicklung von neuen Rechnungslegungsstandards.
- Anwendungsbereich und Grundgedanke von IFRS 10 und IFRS 5
- Abgrenzungskriterien für Veräußerungswerte und die Unterscheidung zwischen Veräußerungsgruppe und aufgegebenem Geschäftsbereich
- Bewertung und Ausweis der „zur Veräußerung gehaltenen“ Vermögenswerte
- Varianten der Darstellung aufgegebener Geschäftsbereiche im Konzernabschluss
- Entwicklung neuer Rechnungslegungsstandards im Zusammenhang mit der Darstellung von innerkonzernlichen Transaktionen mit aufgegebenen Geschäftsbereichen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel A stellt die Einführung und den Aufbau der Arbeit dar. Kapitel B analysiert die theoretischen Grundlagen der Standards IFRS 10 und IFRS 5. Hierbei werden die Grundgedanken und Anwendungsbereiche, die Abgrenzungskriterien für Veräußerungswerte und die Unterscheidung zwischen Veräußerungsgruppe und aufgegebenem Geschäftsbereich beleuchtet. Weiterhin werden die Bewertung und der Ausweis der „zur Veräußerung gehaltenen“ Vermögenswerte sowie der Konflikt zwischen IFRS 10 und IFRS 5 analysiert. Im Kapitel C werden verschiedene Varianten der Darstellung aufgegebener Geschäftsbereiche im Konzernabschluss vorgestellt. Dabei werden die Methoden „Stand alone“, „konsolidiert“ und „incremental“ verglichen. Kapitel D beleuchtet den Prozess der Entwicklung neuer Rechnungslegungsstandards im Zusammenhang mit der Darstellung von innerkonzernlichen Transaktionen mit aufgegebenen Geschäftsbereichen, insbesondere die Entscheidung des IFRS IC und die anschließende Kritik aus der Praxis. Das Kapitel endet mit der Entscheidung des IDW.
Schlüsselwörter
IFRS 10, IFRS 5, aufgegebener Geschäftsbereich, Veräußerungswerte, Konzernabschluss, Darstellung, Rechnungslegung, IDW RS HFA 2, IFRS IC, Stand alone, konsolidiert, incremental.
- Arbeit zitieren
- Carolin Paukstadt (Autor:in), 2017, Die Darstellung von innerkonzernlichen Transaktionen mit aufgegebenen Geschäftsbereichen im IFRS-Konzernabschluss, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1008641