Leseprobe
Zusammenfassung
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Methode
3 Demografischer Wandel und Versorgungslücke
4 Häusliche Altenpflege
4.1 Häusliche Altenpflege durch pflegende Angehörige
4.2 Altenpflege durch ambulante Pflegedienste
4.3 Häusliche Altenpflege mit Unterstützung durch Ostmigrant*innen
5 Diskussion
6 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Der demografische Wandel in Deutschland lässt deutlich höhere Zahlen älterer und besonders hochbetagter Menschen, die Zuhause gepflegt werden wollen, erwarten. Erfahrungsgemäß wird diese Gruppe immer mehr Unterstützung und Pflege benötigen. Gleichzeitig wird die Gesamtbevölkerung abnehmen, also auch die Zahl der Pflegekräfte. Die personelle Versorgungslücke zwischen der Verfügbarkeit von Pflegekräften und dem Bedarf stellt unser Gesundheitssystem schon jetzt vor sehr große Herausforderungen und diese Lücke wird dramatisch weiterwachsen. Für Deutschland ist dieses Thema daher von brisanter Wichtigkeit.
Seit der Erweiterung der Europäischen Union um die Länder Osteuropas und die sich daraus ergebende Arbeitnehmerfreizügigkeit finden immer mehr Care-Migrant*innen, die meisten kommen aus Polen, in deutschen Haushalten einen Arbeitsplatz. Hier unterstützen sie Angehörige und ambulante Pflegedienste bei häuslichen Tätigkeiten sowie bei der Betreuung und Pflege alter Menschen. Nach Schätzungen ist inzwischen die Anzahl von Care-Migrant*innen in deutschen Haushalten derart angewachsen, so dass man von einer dritten Säule in der häuslichen Altenpflege sprechen kann, ohne dass die Care-Migrant*innen adäquat öffentlich oder politisch wahrgenommen werden. Allerdings können sie für die erwartete personelle Versorgungslücke keine alleinige Lösung darstellen, sondern nur eine, wenn auch enorme, Entlastung bieten. Inwieweit diese Lücke überbrückt werden kann, ist nicht eindeutig zu beantworten, da es einerseits nur Schätzungen und keine quantitativen Erhebungen über die Anzahl der Care-Migrant*innen in Deutschland gibt und andererseits nicht alle deutschen Haushalte in der Lage sind, die privaten Kosten für eine Care-Migrant*in zu tragen.
In dieser Arbeit wird auf die häusliche Pflegesituation von pflegebedürftigen alten Menschen durch Angehörige, ambulante Pflegedienste und Care-Migranten*innen eingegangen. Außerdem wird die Lebenssituation der Care-Migrant*innen, die nicht immer einfach und fair ist, beschrieben.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Voraussage über die Anzahl Pflegebedürftiger in Deutschland. In Anlehnung an Bundesgesundheitsministerium auf Basis der Geschäftsstatistik der Pflegekassen 2018
Abb. 2: Die drei Säulen der häuslichen Pflege 2019. Eigene Darstellung
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Lebenssituation der Ostmigrant*innen. Eigene Darstellung in Anlehnung an Ignatzi 2014.9
1 Einleitung
Unser Pflegesystem befindet sich auf Grund der demografischen und sozialen Entwicklung vor großen Herausforderungen. Vorhersagen über den demografischen Wandel lassen ein immer höheres Lebensalter erwarten. Einerseits besteht daher die Chance auf ein langes Leben und andererseits ergibt sich dadurch ein erhöhtes Risiko pflegebedürftig zu werden. (vgl. Böning, Steffen 2014, S. 7). Daher wird die schon bestehende Versorgungslücke durch die Diskrepanz zwischen der Verfügbarkeit und dem Bedarf von Pflegekräften weiter erheblich wachsen. Zurzeit werden mehr als 3 Millionen Pflegebedürftige zu Hause durch Angehörige und auch durch ambulante Pflegedienste betreut (vgl. Bundesministerium für Gesundheit (BGM) 2019, S. 3) und/oder häufig von Arbeitsmigrant*innen aus Osteuropa mitversorgt.
Durch die hohe Zahl geschätzter 400.000 Ostmigrant*innen kann man davon ausgehen, dass bezahlte Care-Arbeit neben der Pflege durch Angehörige ur dritten Säule in der häuslichen Versorgung wird. (vgl. Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) 2018, S. 1)
In diesem Zusammenhang wird hier der Frage nachgegangen, inwiefern durch Care-Migrant*innen aus Osteuropa die personelle Versorgungslücke in der häuslichen Altenpflege geschlossen werden kann und wie sich die besondere Lebenssituation der Care Migrant*innen in den deutschen Haushalten und in ihren Heimatländern darstellt.
Aufgrund der vorgegebenen strukturellen Rahmenbedingungen dieser Arbeit wird auf die folgenden wichtigen Themen nicht eingegangen: Die Kosten durch die sogenannten 24-Stunden-Arbeitskräfte für die Pflegebedürftigen bzw. ihre Familien, die brisante Rolle der Vermittlungsagenturen, der Vergleich mit anderen westlichen Industrieländern, die Care-Migration aus Ländern außerhalb der EU, die drängenden sozialen und ökonomischen Folgen in den Entsendeländern sowie Globale Care Chains und Care Drain.
2 Methode
Für die Sammlung der für diese Hausarbeit wichtigsten Daten und Informationen wurde eine Literaturrecherche durchgeführt. Diese Methode ist sinnvoll und völlig ausreichend, weil es hier darum geht, einen Einblick in dieses Thema zu bieten. Um einen Überblick über das Thema Care-Migration in deutschen Haushalten zu erzielen, wurde als erstes in der Datenbank OPAC der Bibliothek der Alice Salomon Hochschule unter dem Schlagwort „Care Migration“ gesucht. 35 Treffer wurden erzielt, wobei davon zwei Bücher ausgewählt wurden. Des Weiteren wurde in den Internet-Suchmaschinen Google und Google Scholar nach aktuellen Zeitungsartikeln und Studien gesucht, Schlagwörter waren „Care Migration“, „Care Migration Poland“ und „Versorgungslücke im Gesundheitssystem“. Um genaue und wichtige Zahlen zu finden, wurde auch auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamts, des Bundesgesundheitsministeriums und -innenministeriums recherchiert. Reine englische Fachartikel wurden zu diesem Thema nicht gefunden.
3 Demografischer Wandel und Versorgungslücke
Was hat der demografische Wandel, also die Abnahme der Zahl der Jüngeren und die Zunahme bei den Älteren, mit der Versorgungslücke, also die Lücke zwischen dem vermutlichen Angebot und dem Bedarf an Pflegefachkräften (vgl. Bertelsmann Stiftung 2012), zu tun? Die Erwerbsbevölkerung wird voraussichtlich von aktuell 51,8 Millionen bis 2035 um 4 bis 6 Millionen schrumpfen und der weitere Alterungsprozess trotz Nettozuwanderung nach Deutschland und geringfügig gestiegener Geburtenrate sich nicht aufhalten lassen (vgl. Statistisches Bundesamt 2019 a). Die Bevölkerungsvorausberechnung zeigt eine deutliche Abnahme der Bevölkerung, besonders bei den Jüngeren, was auch eine Abnahme der Pflegekräfte impliziert. Bei den 20- bis 67-jährigen fällt die Zahl von 51,8 Millionen im Jahr 2020 auf 48,4 Millionen 2030 und dann auf 44,8 Millionen in 2040 (vgl. Statistisches Bundesamt 2019 b). Gleichzeitig steigt die Zahl der Hochbetagten ab 80 Jahre enorm, und zwar von 5,2 (2018) auf 6,2 Millionen (2022) (vgl. Statistisches Bundesamt 2019 a), deren Pflegebedürftigkeit mit 37,1% angegeben wird (vgl. (BGM) 2019, S. 15) und damit sicherlich auch die Zahl aller Pflegebedürftigen in Deutschland von zurzeit schon 3,89 Millionen (vgl. BGM 2019, S. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Voraussage über die Anzahl Pflegebedürftiger in Deutschland. In Anlehnung an Bundesgesundheitsministerium auf Basis der Geschäftsstatistik der Pflegekassen 2018, S. 15
Die Abbildung zeigt die Modellannahmen bei der Steigerung für Pflegebedürftige in Deutschland. Bis 2040 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen auf ca. 5,2 Millionen Pflegebedürftige, bis 2050 sogar auf 5,9 Millionen. Wenn die Voraussagen über die Abnahme der jungen Bevölkerung eintreffen, wird es immer weniger Pflegekräfte aus der eigenen Bevölkerung geben. (vgl. BGM 2019, S. 15)
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Altenpflegefachkräfte sieht jetzt schon dramatisch aus: Auf 100 bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldete Altenpflegestellen kommen nur 19 arbeitslose Fachkräfte (vgl. BA 2019, S. 13). Der Bedarf liegt – regional sehr unterschiedlich – bei rund einer halben MillionPflegekräfte bis 2030 (vgl. Bertelmann Stiftung 2012, S. 1). Hinzu kommt möglicherweise ein verändertes Fürsorge- und Pflegeverhalten in den Familien; einerseits leben durch die höhere Mobilität Kinder häufig nicht mehr an dem Ort der Eltern und andererseits sind die Anforderungen der Erwerbstätigkeit häufig nicht in Einklang zu bringen mit den Aufgaben der Pflege, beides verhindert häusliche Pflege. Auch wird die Zahl älterer Menschen ohne Familie, weil ohne Kinder, zunehmen. In der häuslichen Pflege werden daher mehr bezahlte Kräfte gebraucht oder die älteren Menschen drängen vermehrt „ins Heim“, so dass auch dort eine größere Nachfrage nach Pflegekräften entsteht. (vgl. Bertelmann Stiftung 2012, S. 3 f.)
4 Häusliche Altenpflege
Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse haben 83% der Menschen in Deutschland den Wunsch, so lange wie möglich im eigenen Haushalt zu bleiben (vgl. Techniker Krankenkasse 2018). Laut Statistischem Bundesamt gab es Ende 2017 17,7 Mill. Menschen ab 65 Jahre (vgl. Statistisches Bundesamt 2018 a). Der Bedarf an Hilfsleistungen durch Betreuungsdienstleister steigt durch die immer größere Zahl alter Menschen in Deutschland. Hauptsächlich werden die Leistungen nach Sozialgesetzbuch (SGB) XI von ambulanten Diensten erbracht. Die Situation älterer Menschen in Privathaushalten ist aber nicht allein durch die Pflegebedürftigkeit geprägt, sondern wesentlich durch den Unterstützungsbedarf im Haushalt. (vgl. Böning, Steffen 2014, S. 7)
Beim täglichen Bedarf wird zwischen haushalts- und personenbezogenen Dienstleistungen unterschieden. Für die Identifizierung des Hilfebedarfs wird nach vier Dienstleistungsmerkmalen gesichtet:
- Teilhabe: Die Verfügung von sozialen Kontakten ist wichtig, damit Alter kein Ausgrenzungskriterium ist. Besonders die Zunahme von Einpersonenhaushalten bedeutet einen immer höheren Bedarf an Angeboten älterer Menschen zur Kommunikation. Hierzu gehört auch die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen (Theater- und Kinobesuche, Spaziergänge, Besuch von Freunden und Angehörigen), um eine Isolation entgegen zu wirken. Viele alte Menschen sind allein zuhause und aufgrund von Krankheit und/oder fehlenden finanziellen Ressourcen nicht selbst in der Lage, für eigene soziale Kontakte zu sorgen.
- Haushaltsnahe Dienstleistungen: Zur Haushaltsführung gehört z.B. Wäschewaschen, Bügeln, Putzen, Zubereitung der Mahlzeiten und Einkäufe. Diese Dienstleistungstätigkeiten dienen dazu, die Aufrechterhaltung der eigenen Wohnung zu gewährleisten.
- Sicherheit und Hilfen: Beaufsichtigung, Betreuung und Tagesstrukturierung gehören hierzu. Besonders bei Menschen mit Demenz ist in diesem Bereich der Bedarf immens; viele Erkrankte benötigen rund um die Uhr Betreuung. Die Unterstützung bei der Körperpflege und Kleiderwechsel ist auch wesentlicher Teil dieses Bereiches.
- Behandlungspflege: Tätigkeiten, die eine ärztliche Verordnung benötigen bzw. Fachwissen erfordern, wie beispielsweise Medikamentengabe, Versorgung von Wunden, Injektionen und Infusionen, werden durch Pflegefachkräfte (Altenpfleger und/oder Gesundheits- und Krankenpfleger) durchgeführt.
(vgl. Isfort, 2012, S. 22 zit. in Böning, Steffen 2014, S. 7 f.)
Die Unterscheidung der verschiedenen Dienstleistungen macht deutlich, dass in der Pflege ausgebildetes Personal nicht immer zwingend erforderlich ist. Ist die Grund- und Fachpflege auf der Grundlage des SGB XI das Gebiet ambulanter Dienste, so werden gerade Teilhabe, unterstützende Hilfen und Haushalt bisher von Angehörigen oder anderen bezahlten Dienstleistern übernommen.
4.1 Häusliche Altenpflege durch pflegende Angehörige
In Deutschland waren im Dezember 2018 ca. 3,896 Millionen Menschen pflegebedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuchs (SGB) XI. Gut drei Viertel aller Pflegebedürftigen (= 3,063 Millionen) wurde zu Hause versorgt. (vgl. BMG 2019, S. 1 ff.) Ca. 2/3 davon werden allein durch ihre Angehörigen versorgt. Rund 24 % wurden zusammen mit oder durch ambulante Pflegedienste gepflegt. (vgl. Statisches Bundesamt 2018 b)
Private Pflegearbeit wird überwiegend von Frauen geleistet (Partnerin, Tochter, Schwiegertochter). Ihre familiäre Verpflichtung ist weitaus stärker als bei Männern. Männer pflegen vor allem als Partner. Die Übernahme der privaten Pflege durch Frauen wird als selbstverständlich angesehen und gesellschaftlich vorausgesetzt und es fehlt an sozialer Anerkennung. Das Durchschnittsalter pflegender Frauen liegt zwischen 50 und 60 Jahren; sie sind also im erwerbsfähigen Alter. Die hohe Belastung der Erwerbsarbeit und die gleichzeitige Pflege eines Angehörigen lässt viele Frauen ihre Erwerbstätigkeit aufgeben oder reduzieren. Dadurch entsteht oft eine finanzielle Abhängigkeit vom Partner oder Staat. Die finanzielle Situation wird für viele Pflegende auf längere Zeit immer prekärer. Das eigene Einkommen ist reduziert und die Kosten für die Pflege steigen. Das Ergebnis ist: Arm durch Pflege. Zudem fühlen sich Pflegende häufig hoch oder sehr hoch belastet. (vgl. Böning, Steffen 2014, S. 11)
Gerade die Pflege von Menschen mit Demenz stellt eine große Herausforderung dar. Angehörige erleben die Pflege und Betreuung als besonders belastend. Die Beziehung zu den kranken Angehörigen wird aufgrund der Persönlichkeitsveränderung der Menschen als ein schmerzhaftes Erlebnis empfunden. Auch persönliche Beschränkungen, wie die Aufgabe von Freizeit und beruflicher Entfaltung, werden hingenommen. Bei pflegenden Angehörigen, die in dem gleichen Haushalt mit der pflegebedürftige Person leben, ist eine höhere Belastung gegeben (es entwickelt sich häufig ein immer stärkeres aggressives Verhalten der pflegenden gegenüber der kranken Person) als bei denen, die in getrennten Haushalten leben. (vgl. Zank, Schacke 2007, S. 142 ff. zit. in Ignatzi 2014, S. 41)
4.2 Altenpflege durch ambulante Pflegedienste
Laut Statistischem Bundesamt gab es Ende des Jahres 2017 in Deutschland 14.050 ambulante Pflegedienste (vgl. BGM 2019, S. 11) mit 390.000 Erwerbstätigen (vgl. BGM 2019, S. 12). Die meisten werden privat; ca. 40 % werden in freier gemeinnütziger Trägerschaft (Diakonie, Caritas, etc.) geführt und nur ganz wenige von öffentlichen Trägern. Die Mehrzahl sind Klein- und Kleinstbetriebe. (vgl. Böning, Steffen 2014, S. 9)
Die Berechnung der Kosten für die Pflege durch einen ambulanten PflegedienstPflegekasse. Die Kosten der Pflege für die Pflegedienste werden über die Qualifikation der Beschäftigten gesteuert. (vgl. Böning, Steffen 2014, S. 9 f.)
Es gibt aber auch eine Vielzahl an Qualifikationen, die unterhalb der landesrechtlichen Regelung liegen. Es gibt hierfür keinen formell anerkannten Abschluss. Diese Qualifikationen werden z.T. Arbeitssuchenden als Integrationsmaßnahme für den Arbeitsmarkt angeboten und über Arbeitsagenturen finanziert. Zum Beispiel Pflegeassistenz, Behindertenassistenz, Pflegehelfer oder Alltagsbegleiter. Es gibt vertragliche Regelungen zwischen ambulanten Pflegediensten und Pflegekassen, die solche Qualifikationen ohne formelle Abschlüsse fördern. Folge ist, dass Beschäftigte mit geringeren Fachqualifikationen zwar die Bedürfnisse Pflegebedürftiger erfüllen, aber zu geringeren Lohnkosten als Beschäftigte mit qualifizierter Berufsausbildung. Der Kostendruck führt damit zu schlechteren Arbeitsbedingungen, zu einer wachsenden Schwierigkeit, Mitarbeiter zu binden und neue Beschäftigte zu gewinnen. (vgl. Böning, Steffen 2014, S. 9)
4.3 Häusliche Altenpflege mit Unterstützung durch Ostmigrant*innen
Durch den steigenden Dienstleistungsbedarf älterer Menschen und fehlende Pflegefachkräfte in Deutschland kommen immer mehr osteuropäische Care-Migrant*innen in private Haushalte, die dadurch zu Arbeitsplätzen werden. Seit der EU-Osterweiterung und der Arbeitnehmerfreizügigkeit ist für alle Europäer das legale Arbeiten in ganz Europa möglich (vgl. Bundesinnenministerium 2019). Für das deutsche Pflegesystem bringen Care-Migrant*innen eine strukturelle Entlastung in der häuslichen Versorgung! Sie sichern in Familien, die es sich leisten können, als Ersatzperson den Hilfebedarf während der Abwesenheit eines Familienmitglieds. (vgl. Böning, Steffen 2014, S. 8) Eine Expertenschätzung für Care-Migrant*innen in Deutschland liegt bei 100.000 bis 200.000 beschäftigter Osteuropäer*innen (vgl. Emonds 2016, S. 201). Es gibt neuere Schätzungen von sogar 300.000 bis zu 500.000 Care-Migrant*innen (vgl. Jensen 2018). So wird in der Versorgung alter Menschen im Haushalt von drei Säulen gesprochen, die die Struktur der Versorgung darstellen.
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