Bioprodukte. Vom Nischenprodukt zum Kassenschlager

Eine Analyse des deutschen Marktes


Bachelorarbeit, 2019

39 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. ThemeneingrenzungundZielsetzung

2. Begriffsklärung „Bio“ und „Öko“

3. Der Bio-Lebensmittelmarkt
3.1 Erhebungsinstrumente für den Lebensmittelbereich und den Bio-Markt
3.2 Größe und Entwicklung der Umsatzzahlen im Bio-Lebensmittelmarkt
3.3 Vermarktungswege von Bio-Lebensmitteln
3.4 Warengruppenstruktur der Bio-Lebensmittel

4. Der Bio-Käufer
4.1 Motive für den Kauf von Bio-Lebensmitteln
4.2 Kaufbarrieren

5. Betrachtung des Bio-Marktes
5.1 Entwicklung des Marktes für Bio-Lebensmittel
5.2. Importvon Bio-Lebensmitteln

6. Diskussion und Schlussfolgerungen

7. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das EU-Bio-Logo (EU-Kommission, 2019)

Abbildung 2: Anteil von Bio-Lebensmitteln am Lebensmittelumsatz in Deutschland in den Jahren 2004 bis 2017 (GfK (a), 2018)

Abbildung 3: Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel (in Mrd. €), eigene Darstellung anhand folgender Quellen (GfK (b), 2019) (BÖLW (f),2019)

Abbildung 4: Jährliche Umsatzveränderung (in %) gegenüber Vorjahr für Lebensmittel insgesamt und Bio-Lebensmittel in Deutschland, eigene Darstellung nach Quellen (siehe Abbildung 2)

Abbildung 5: Umsatz von Bio-Lebensmitteln in Deutschland nach Vertriebsformen in den Jahren 2010 bis 2018 (in Mrd. €) (BÖLW (e), 2019)

Abbildung 6: Umsatzverteilung von Bio-Lebensmitteln in Deutschland nach Einkaufsstätten im Jahr 2018 (BÖLW (e), 2019)

Abbildung 7: Genutzte Orte zum Kauf von Bio-Lebensmitteln (BMEL (b), 2019, S. 8)

Abbildung 8: Marktanteil von Bio-Lebensmitteln in Deutschland nach Produktgruppen in den Jahren 2009 und 2013 (GfK (d), 2019)

Abbildung 9: Umsatz- und Absatzentwicklung verschiedener Bioprodukte 2018 (in %) (BÖLW (d), 2019, S. 17)

Abbildung 10: Neobehavioristisches SOR-Modell - Prinzipiendarstellung (Foscht, T; Swoboda, B; Schramm-Klein, H., 2017, S. 30)

Abbildung 11: Bevölkerung in Deutschland nach Umfang des Einkaufs von Bioprodukten bzw. Produkten aus kontrolliert ökologischem Anbau von 2015 bis 2018 (in Millionen) (VuMA, 2019)

Abbildung 12: Personen, die in Deutschland Bioprodukte kaufen (in Millionen und Prozentanteil), eigene Darstellung abgeleitet aus Quelle (siehe Abbildung 11)

Abbildung 13: Gründe für den Kauf von Bio-Lebensmitteln (BMEL (a), 2017, S. 11)

Abbildung 14: Umfrage "Ich kaufe gezieltNatur- und Bioprodukte" in Abhängigkeit vom Nettoeinkommen (YouGov, 2014)

Abbildung 15: Umfrage "Welchen Preisaufschlag würden Sie für Bioprodukte in den folgenden Kategorien akzeptieren?" (Statista, 2019)

Abbildung 16: Rentenbankbefragung "Ernährungstrends - Was denken Landwirte?" (Landwirtschaftliche Rentenbank, 2017, S. 20)

Abbildung 17: Importanteil bei ausgewählten Bioprodukten in Deutschland in den Wirtschaftsjahren 2015/16 und 2016/17 (AMI (a), 2018)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Themeneingrenzung und Zielsetzung

Der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel hat das Bio-Segment als Wachstumsbranche erkannt und weitet deshalb sein Angebot an ökologisch erzeugten Lebensmitteln ständig weiter aus. Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe der Literaturrecherche die Entwicklung des Bio-Lebensmittelmarktes zu betrachten und zu analysieren sowie deren zukünftigen Marktchancen anhand des Verbraucherverhalten abzuschätzen. Anders als bei den Lebensmitteln muss bei Kosmetik, Kleidung und den Putzmitteln Bio nicht wirklich Bio sein. Hier fehlt eine gesetzliche Rechtsvorschrift. Der Begriff Bio ist bei diesen Produkten nicht eindeutig definiert und es fehlen die entsprechenden Kontrollstellen zur Zertifizierung. (Ökolandbau.de, 2017). Diese Produkte sind daher nicht Gegenstand meiner Betrachtung.

Diese Arbeit teilt sich in mehrere Teile. Im einleitenden ersten Teil erfolgt die Klärung der Begriffe „Bio“ und „Öko“. Bei der darauffolgenden Betrachtung des BioLebensmittelmarktes geht es um die Größe und die Entwicklung des BioLebensmittelumsatzes. Die Daten basieren dabei größtenteils auf die in dieser Arbeit vorgestellten Marktforschungsinstitute. Es wird auf die Vermarktungswege und die Warengruppenstruktur der Bio-Lebensmittel eingegangen. Die Betrachtung des Bio-Käufers benennt Motive seines Kaufverhaltens und analysiert es. Es werden Gründe für mögliche Kaufbarrieren genannt. Abschließend wird ein Ausblick auf die mögliche Entwicklung des Bio-Marktes gegeben.

2. Begriffsklärung „Bio“ und „Öko“

Die Begriffe „Bio“ und „Öko“ sind gesetzlich nach EU-Verordnung 2018/848 vom 30. Mai 2018 geschützt. Diese Verordnung ersetzt die Ökoverordnung Nr. 834/2007 vom 28. Juni 2007. Die Verordnung definiert Bedingungen insbesondere in den Bereichen Sicherheit der Lebensmittelkette, Tiergesundheit und Tierschutz, Pflanzengesundheit, Pflanzenvermehrungsmaterial, Kennzeichnung und Umweltschutz, die erfüllt sein müssen, damit ein Produkt als „biologisch“ bzw. „ökologisch“ bezeichnet werden darf. Sie trägt der „Tatsache Rechnung, dass die Nachfrage der Verbraucher nach Erzeugnissen, die unter Verwendung natürlicher Stoffe und nach natürlichen Verfahren erzeugt worden sind, stetig steigt“ (Amtsblatt der Europäischen Union, 2019).

Geschützte Bezeichnungen für Bio-Lebensmittel sind demnach:

- biologisch oder ökologisch
- kontrolliert biologisch bzw. kontrolliert ökologisch
- biologischer bzw. ökologischer Landbau
- biologisch-dynamisch
- biologisch-organisch.

Begriffe, wie z.B. „integrierter Landbau“, „kontrolliert“ oder „organisch“ stehen dagegen nicht für Bioprodukte und sind nicht geschützt. Verbraucher erkennen Bioprodukte an dem EU-einheitlichen Bio-Logo.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungl:DasEU-Bio-Logo (EU-Kommission, 2019)

3. Der Bio-Lebensmittelmarkt

Biolebensmittel sind Erzeugnisse der biologischen Landwirtschaft, die auf den Einsatz von industriell erzeugten Mineraldüngern und chemischen Bioziden verzichtet. Durch das Wirtschaften in geschlossenen Nährstoffkreisläufen entsteht eine nachhaltige Nahrungserzeugung, die in die natürlichen Lebensräume von Pflanze und Tier möglichst wenig eingreift. Dem umweit- und gesundheitsbewussten Verbraucher bietet sie eine Alternative zu konventionell erzeugten Lebensmitteln. Die beiden Begriffe „biologisch“ und „ökologisch“ werden in der deutschsprachigen Literatur in der Regel synonym verwendet (Beiz, 2001, S. 140). In der Öffentlichkeit werden Bezeichnungen verwendet, die mit der Abkürzung Bio in Zusammenhang stehen. Begriffe wie „Bioprodukte“, „Bio-Läden“, „BioSiegel“ oder „Bio-Logo“ sind allgegenwärtig. Die Anbauverbände des ökologischen Landbaus, hier vor allem Bioland, fordern eindringlich, dass Bioenergie bzw. Biokraftstoffe (Biodiesel, Bioethanol etc.) in Zukunft ausschließlich die Vorsilbe „Agrar“ verwenden, da „Bio“ gesetzlich für Lebensmittel definiert und an strenge Produktionsauflagen gebunden sei (Balz, N., 2008).

3.1 Erhebungsinstrumente für den Lebensmittelbereich und den Bio-Markt

Für den Bio-Lebensmittelmarkt existieren keine amtlichen Absatz- und Umsatzzahlen. Diese werden über Erhebungen einiger privater Marktforschungsinstitute und Forschungseinrichtungen ermittelt. Einige wichtige Datenlieferanten für die deutsche Lebensmittelbranche sind die folgenden Institutionen:

FiBL: Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau ist als gemeinnütziger Verein organisiert und bietet vom Standort Frankfurt wissenschaftliche Expertisen für aktuelle Fragen der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Es forscht interdisziplinär und praxisorientiert, gemeinsam mit Landwirten und Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL ist eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen zur Biolandwirtschaft (FiBL, 2019).

AMI: Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH stellt alle relevanten Fakten, Informationen und Nachrichten zum Agrarmarkt zusammen und analysiert diese. Dabei nutzt die AMI eigene Primär- und Sekundärdaten-Erhebungen zu den Kemmärkten Pflanzen- und Gartenbau, Milch- und Fleischwirtschaft sowie für die Spezialbereiche Geflügelwirtschaft, Ökolandbau, Düngemittel, Rohstoffe und internationale Märkte. Die tagesaktuellen AMI-Marktinformationen dienen insbesondere den Entscheidungsträgern als fundierte Grundlage für Ihr unternehmerisches Handeln (AMI (d), 2019).

GfK-Consumer Panel FMCG: FMCG ist das Akronym für „Fast Moving Consumer Goods“ und bezeichnen Konsumgüter des alltäglichen Bedarfs, die von einer schnellen Warenrotation gekennzeichnet sind, da sie oft nachgekauft werden. Systematisch differenzieren lassen sich FMCG in das Food- und Nearfoodsegment. Zum Foodsegment nach der Nielsen-Klassifikation gehören Nahrungsmittel, alkoholfreie und alkoholische Getränke sowie Tabakwaren, zum Nearfoodsegment zählen z.B. Körperpflegemittel und Kosmetik, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, Papierhygiene und Heimtierbedarf. Die wesentlichen Distributionsstrukturen für FMCG bilden der großformatige

Lebensmitteleinzelhandel und komplementär vor allem im Bereich des Nearfoods Drogeriemärkte. Die wichtigsten Einkaufsstätten für Konsumgüter des täglichen Bedarfs stellen in Deutschland Discounter und Verbrauchermärkte dar. Teilnehmer dieses Panels bekommen ein hochwertiges Datenerfassungsgerät (Handscanner), um damit die getätigten Einkäufe des täglichen Bedarfs anhand des Barcodes zu erfassen und diese Daten an die Gesellschaft für Konsumforschung zu übersenden (GfK (c), 2019).

IRI: Die Information Resources GmbH ist ein deutsches Unternehmen mit amerikanischen Wurzeln und liefert Händlern und Herstellern der Konsumgüterbranche mit einer der weltweit größten Datenbank aus Verbraucher- und Käuferdaten sowie Informationen über klassische, soziale und mobile Medien die Grundlage für ihre strategischen und operativen Entscheidungen. Einer der Datenquellen sind die Abverkaufszahlen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels, neben eigenen Strukturuntersuchungen, offiziellen Statistiken, Veröffentlichungen von Organisationen und Verbänden sowie Angaben aller bedeutenden Gruppierungen des Handels (IRI, 2019).

Nielsen: Nielsen Holdings ist ein globales Mess- und Datenanalyse-Unternehmen, das umfassende Daten über Verbraucher und Märkte weltweit liefert. Käuferdaten werden über Handscanner bzw. Handy-App erhoben, die die Daten direkt an Nielsen senden. Diese Daten können dazu eingesetzt werden, Schlüsselverhaltensweisen von Käufern in wichtigen Lebensmittelmärkten zu ermitteln. Teilnehmer scannen ihre täglichen Einkäufe und ermöglichen somit die Kaufgewohnheiten deutscher Verbraucher genau wiederzugeben. Daraus gewonnene Analysen und Erkenntnisse unterstützen Entscheidungsfindungen von Unternehmen sowie Forschungsaktivitäten an Universitäten und in Industrieverbänden (Nielsen, 2019).

bioVista: Das Unternehmen bioVista GmbH ist unabhängiger Dienstleister für Marktforschung der Bio- und Reformwarenbranche. Die Erhebungen der Daten bauen auf die Scannerkassen von Bioläden, Bio-Supermärkten und Reformhäusern aus ganz Deutschland auf. bioVista unterstützt rund 460 Einzelhändler des Bio-Fachhandels und der Reformwarenbranche im Controlling, bei der Sortimentsoptimierung, der Strategieplanung und zahlreichen weiteren Fragestellungen (bioVista, 2019).

3.2 Größe und Entwicklung der Umsatzzahlen im Bio-Lebensmittelmarkt

Betrachtet man die Entwicklung des Bio-Marktes, so wird der Bioanteil als Bewertungskriterium herangezogen, womit die Umsätze im Bio-Segment im Verhältnis zu den Umsätzen des Gesamtlebensmittelmarktes gemeint sind.

Es gibt aber zwei Möglichkeiten, den Bioanteil auszuweisen:

- Eine Möglichkeit ist, den mengenbezogenen Bioanteil zu betrachten. Hier wird die biologisch produzierte oder abgesetzte Menge eines Produktes ins Verhältnis zur insgesamt produzierten oder abgesetzten Menge dieses Produktes gestellt.
- Die andere Möglichkeit ist, den umsatzbezogenen Bioanteil auszuweisen. Dieser stellt den Umsatz eines biologischen Produktes auf einem Markt ins Verhältnis zum gesamten Umsatz (biologisch und nicht-biologisch) dieses Produktes.

Diese zwei Kenngrößen können stark voneinander abweichen. Bioprodukte sind in der Regel teurer als konventionell erzeugte Produkte. Dadurch ist der umsatzbezogene Bioanteil immer höher als der mengenbezogene Bioanteil. Je grösser die Preisdifferenz zwischen dem biologischen und dem Nicht-Bioprodukt, desto grösser ist der Unterschied zwischen den beiden Kenngrößen. Vorliegende Arbeit bezieht sich vorwiegend auf den umsatzbezogenen Bioanteil.

Von 2014 bis 2017 hat sich der Umsatz von Bio-Lebensmitteln im Lebensmitteleinzelhandel mehr als verdreifacht. 2018 setzte der Lebensmitteleinzelhandel 10,91 Milliarden Euro mit Bio-Lebensmitteln um (BÖLW (d), 2019, S. 17). Das waren 5,6% des Gesamtumsatzes. Jeder Bundesbürger gab damit 2017 statistisch im Schnitt 122€ für Bioprodukte aus. Der europäischen Durchschnittsbürger lediglich 67 €. Dänen kamen im Schnitt auf 278 €/Kopf und Jahr und die Schweizer sogar auf 289 €/Kopf und Jahr (BÖLW (d), 2019, S. 21).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Anteil von Bio-Lebensmitteln am Lebensmittelumsatz in Deutschland in den .Jahren 2004 bis 2017 (GJK (a), 2018)

Der deutsche Bio-Lebensmittelumsatz ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, nimmt aber gemessen am gesamten Lebensmittelumsatz nur ein Nischendasein ein. Die folgende Statistik bildet die Umsatzentwicklung im deutschen Lebensmitteleinzelhandel in den Jahren 1998 bis einschließlich 2018 über alle Vertriebsformate wie Discounter und SB- Warenhäuser ab. Die Berechnungen basieren ab dem Jahr 2016 auf Daten des GfK- Consumer Panel FMCG. Vorher wurden die Umsätze auf Basis von IRI Grundgesamtheit ermittelt. Die veränderte Datengrundlage ergab dadurch ab 2016 niedrigere Gesamtumsatzzahlen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel (in Mrd. €), eigene Darstellung anhand folgender Quellen (GfK (b), 2019) (BÖLWf), 2019)

Vergleicht man die jährlichen Umsatzzuwächse des Lebensmitteleinzelhandels mit denen der Biobranche, so zeigen sich deutliche Unterschiede.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Jährliche Umsatzveränderung (in %) gegenüber Vorjahr für Lebensmittel insgesamt und Bio-Lebensmittel in Deutschland, eigene Darstellung nach Quellen (siehe Abbildung 2)

Die Kurvenverläufe des Gesamtlebensmittelmarktes und des Bio-Lebensmittelmarktes haben sich nicht gleichgerichtet entwickelt. Während sich die Zuwachsraten im Lebensmittelmarkt im Schnitt der letzten Jahre zwischen 0-5 % bewegten, zeigte der BioLebensmittelmarkt eine weitaus größere Dynamik. Der Bio-Markt reagiert scheinbar empfindlicher auf Marktereignisse. Die BSE-Krise im Jahr 2001 führte zu einer starken Umsatzsteigerung, konsolidierte sich aber bis 2003 wieder (Bruhn, 2001, S. 1). Nach überstandener Krise reagieren nicht überzeugte Biokäufer mit zurückhaltender Nachfrage. Das äußert sich dann in rückläufigen Absatzzahlen für diese Produkte (Spiller, A.; Lüth, M., 2004).

Die zweistelligen Nachfragezuwächse nach Bioprodukten in den Jahren 2003 bis 2008 werden auf die mengenmäßigen Angebotsausweitungen bei den Discountern zurückgeführt (Buder, F.; Hamm, U.; Bickel, M.; Bien, B.; Michels, 2010, S. 15). Die Discounter senkten insbesondere im Jahr 2009 ihre Bioproduktpreise (BÖLW (a), 2010, S. 20). Dadurch kam es zu einer preisbedingten, nicht aber zu einer nachfragebedingten Umsatzveränderung. Das verhaltene Umsatzwachstum 2010 ist ebenfalls durch Preissenkungen, aber auch durch Sortimentsbereinigungen bei den Discountern zurückzuführen (BÖLW (b), 2011, S. 17).

2016 stiegen zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe auf den Ökolandbau um, weil viele Bundesländer die Umstellung über verbesserte Programme finanziell förderten. Die damalige „Milchkrise“ trug ihr Übriges dazu bei. Der Milchpreis für konventionell erzeugte Milch fiel ständig. Im Mai 2016 lag der Preisunterschied zwischen Biomilch und konventioneller Milch auf Erzeugerebene bei 24,2 Cent. Gleichzeitig fiel die BioGetreideernte 2016 qualitativ gut, aber mengenmäßig geringer als 2015 aus. Die starke Nachfrage nach heimischen Bioprodukten sorgte in diesem Jahr für große Wachstumsraten im Biobereich (BÖLW (c), 2017,S. 5ff., 20). Die positive Entwicklung für Bioprodukte in den Folgejahren 2017 und 2018 fußte auch auf den starken politischen Rückhalt für den Ökolandbau in vielen Bundesländern. Die steigende Nachfrage zeigte, dass es weiterhin BioPotential für deutsche Bauern und den Lebensmittelhandel gab (BÖLW (d), 2019, S. 6).

3.3 Vermarktungswege von Bio-Lebensmitteln

Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel ist 2018 durch eine preisbedingte Umsatzsteigerung von 1,2 %, einer hohen Konzentration, gesättigten Märkten und einem damit verbundenen Verdrängungswettbewerb sowie einem starken Preisdruck gekennzeichnet (BVE, 2019, S. 36). Die Lebensmitteleinzelhandelskonzeme der Edeka-Gruppe, der Rewe-Gruppe, der Schwarz-Gruppe, der Aldi-Gruppe und der Metro-Gruppe erwirtschafteten 75 % des Branchenumsatzes.

Der Absatz von Bioprodukten erfolgt außer über den konventionellen Lebensmitteleinzelhandel auch weiterhin über den Naturkost-Fachhandel und über die Direktvermarktung. Das Segment Bio-Lebensmittel konnte dabei ein überaus dynamisches Wachstum verzeichnen. Durch den Einstieg des Lebensmitteleinzelhandels wurden neue Vertriebskanäle geschaffen und neue Abnehmergruppen erschlossen (Spiller, A. (a), 2006, S. 1). Dies führte zu einer Erhöhung der Wettbewerbsintensität. Die Verfügbarkeit und Anzahl der Bio-Lebensmittel sind gestiegen und die Verbraucher können zwischen verschiedenen Produkten auswählen (Berlichingen, 2006, S. 13).

So ist der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln zwischen 2010 und 2018 um gut 81 % von 6,02Milliarden Euro auf 10,91Milliarden Euro angestiegen. Rund. 58% des BioLebensmittel-Umsatzes wurden 2018 im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel getätigt. Die spezialisierten Naturkostfachgeschäfte konnten ihre Umsätze zwar ebenfalls ausbauen, jedoch nicht in dem Umfang wie der Lebensmitteleinzelhandel. Sie hatten mit rund 2,93 Milliarden Euro einen Marktanteil von etwa 27 % (siehe Abbildung 5).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Umsatz von Bio-Lebensmitteln in Deutschland nach Vertriebsformen in den .Jahren 2010 bis 2018 (inMrd. €) (BÖLW (e), 2019)

Die Ausweitung der Bioprodukte im Sortiment des Lebensmitteleinzelhandels hat mehrere

Gründe.

- Bioprodukte garantieren höhere Gewinnmargen (Spiller, A. (b), 2004, S. 245). Erhebungen aus dem Jahr 2017 belegen, dass Bio-Eier mit Preisaufschlägen von 146 %, Kartoffeln mit 93 % und Frischmilch mit 51% gegenüber konventionellen Vergleichsprodukten verkauft wurden (AMI (f), 2018). Die höheren Margen sind zum einen auf höhere Einstandspreise gegenüber Erzeugern zurückzuführen, zum anderen auf die im Lebensmitteleinzelhandel übliche Aufschlagskalkulation mit konstanten prozentualen Werten (Gerlach, S.; Kennerknecht, R.; Spiller, A., 2005, S. 20).
- Des Weiteren bietet die Aufnahme des Bio-Segmentes in das Warensortiment die Möglichkeit der Profilierung und damit der Abhebung von Konkurrenten (Lehnert, 2009).
- Ein weiterer Grund ist der dynamisch wachsende Bio-Markt mit hohen Zuwachsraten, an denen derHandel partizipieren möchte (Niggli, 2005, S. 14).

Der Lebensmitteleinzelhandel gliedert sich in die folgenden Betriebsformen (Schwarz, C., 2006, S. 5 ff.):

- Verbrauchermärkte/SB Warenhäuser (ab 1000 m2 Verkaufsfläche mit Artikeln des täglichen Bedarfs und Non-Food, wie Bekleidung und Elektronik, z.B. Karstadt Galeria Kaufhof),
- Discounter (schmales Warensortiment, aggressive Niedrigpreispolitik, z.B. Aldi, Lidl, Netto),
- Supermärkte (Verkaufsfläche von 400-1500 m2, vorwiegend Artikel des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, z.B. Edeka, Rewe),
- Naturkostfachgeschäfte haben sich als Vollsortimenter auf den Verkauf von „Bioprodukten“ spezialisiert. Darunter fallen ökologisch erzeugte Bio-Lebensmittel mit höherem Standard, wie Bioland, Demeter, Naturland und Bedarfsgüter, z.B. denn's, Alnatura
- sowie Drogerien, wie Rossmann, dm.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Umsatzverteilung von Bio-Lebensmitteln in Deutschland nach Einkaufsstätten im Jahr 2018 (BOLW (e), 2019)

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Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Bioprodukte. Vom Nischenprodukt zum Kassenschlager
Untertitel
Eine Analyse des deutschen Marktes
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
39
Katalognummer
V1010297
ISBN (eBook)
9783346401137
ISBN (Buch)
9783346401144
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bioprodukte, Biolebensmittel, Entwicklung deutscher Markt, Bio, Kassenschlager, Nischenprodukt, Analyse des deutschen Marktes, Bioeinzelhandel, Einzelhandel
Arbeit zitieren
Sofie Stuck (Autor:in), 2019, Bioprodukte. Vom Nischenprodukt zum Kassenschlager, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1010297

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