Das Konzentrationslager Hessental und der Todesmarsch von Hessental nach Allach


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

10 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Das Konzentrationslager Hessental

Einrichtung

Das KZ Hessental wurde eigentlich deshalb

eingerichtet, weil Heinrich Himmler ( 1900-1945 Führer derß (Schutzstaffel), 1934 Führer der Gestapo, 1936 gesamten Polizei, 1943 Reichsinnenminister) 1942 seinen eigentlichen Befehl „ alle Juden ausnahmslos zu vernichten “ in „ Einsatz der KZ-HÄftlinge für Arbeit (hauptsÄchlich Rüstungsindustrie ) änderte. Arbeitsfähige Juden wurden also aus den Transporten und den bestehenden KZ´s (Vernichtungslagern) ausgesondert. Die Häftlinge „Arbeiter“ sollten entsprechend ihrer Berufe ausgewählt und eingesetzt werden.

Hessental wurde ein Außenlager des KZ Natzweiler (Elsass). Es entstand relativ spät, nachdem schon einige andere KZs aufgelöst bzw. befreit wurden. Unterscheide(KZ Konzentrationslager, Vernichtungslager, Arbeitslager)

Da es bei Altenhausen den Flidendmontiert wurde, bestand ein großer Bedarf an Arbeitskräften, hauptsächlich um die Hallen, Gebäude, Gelände und Rollbahn instand zu halten, die immer wieder durch Bombenabwürfe beschädigt wurden. Dies unterstand der „ Organisation Todt “, die auch für die Einrichtung des Lagers verantwortlich war.

Die Häftlinge wurden nicht kostenlos von derß gestellt. OT musste pro Häftling /Tag 4-6 RM je nach Qualifikation des Häftlings bezahlen.

Häftlinge

Die Auswahl der männlichen Häftlinge (Entscheidung über Tod oder Leben) (Rampenentscheidung) erfolgte im vorbei Gehen. Schwache und Kranke wurden erschossen oder kamen zur Vernichtung, Starke und Arbeitsfähige wurden in Waggons für die Arbeitslager verladen. Die Häftlinge für Hessental kamen z.gr.T. aus Polen (Arbeitslager Radom) das durch den Vormarsch der Russen 1944 evakuiert wurde.

Im August 1944 wurde ein Transport vom KL Radom nach Vaihingen vermerkt mit 2188 Menschen.

Die OT hatte das Lager beim Hessentaler Bahnhof vorbereitet und erwartete 600 Häftlinge, die am 14./15. Oktober 1944 aus Vaihingen eintrafen.

Lagerkommandant wurde August W.. Am 16.

November 1944 traf noch ein zweiter Transport mit 200 Häftlingen in Hessental ein. Somit wurde die Höchstbelegung erreicht.

Die Häftlinge wurden nicht namentlich geführt, sondern nach ihren Berufen. Nicht alle Häftlinge waren Polen. Auch das Alter der Häftlinge war nicht bekannt. Erst in Allach konnte man 266 Häftlinge mit Geburtsdatum und KZ Nummer identifizieren.

Das Lager beim Hessentaler Bahnhof (Folie 6+1)

Es lag am Ende einer Böschung auf einer dreieckigen Fläche, an zwei Seiten von Straßen und an der dritten von der Bahnlinie begrenzt (über der Gedenktafel, wo der Schrottplatz war). Durch den Gleisanschluss war es verkehrsmäßig gut erschlossen. Die Südseite konnte von vorbei fahrenden Fahrgästen eingesehen werden.

Bevor im Lager Häftlinge waren, beherbergte es Angehörige des Reichsarbeitsdienstes. Davor war es Ersatzteillager des Fliegerhorstes. Zum Lager gehörte auch ein kleiner Bunker, der durch den Reichsarbeitsdienst angelegt wurde (wurde bei Straßenarbeiten beim alten Hessentaler Kreisel entdeckt).

Aussehen (Folie 2)

Das Lager bestand nach einer Skizze des Häftlingsarztes Fenigstein und Luftaufnahmen der US Airforce aus vier großen Baracken plus klineren Gebäuden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine Art Außenstelle war eine größere Baracke bei Weckrieden an der Straße nach Crailsheim.

Personal

Vom 17.10.44 bis zur Evakuierung am 5.4.45 (5 ½ Monate) warß Hauptscharführer August W. Lagerkommandant (10 Tage Weihnachtsurlaub). Außer dem Kommandanten gab es als Vorgesetzte sechs höhereß Angehörige und 70 Männer der Luftwaffe als Wachmannschaft (Völkergemisch).

Hierarchie der Gefangenen

Pro Block 1 Blockältester, 2 Stubenälteste, 1 Frisör waren verantwortlich für den Ablauf in den Blöcken, mussten Meldungen machen an ihre Vorgesetzten (Blockführer -SS Leute) über Vergehen, Vorkommnisse, Krankheit, Zahl des Antritts.

Außerdem gab es Lagerältester, Schreiber, Köche, Küchenhelfer, Ärzte, Pfleger, Handwerker, Capos, Leute für sonstige Arbeiten, die im Lager arbeiteten. Diese Leute durften 10% der Häftlinge nicht überschreiten.

Die arbeitsfähigen Häftlinge mussten jeden Tag gemeldet werden.

Arbeitseinsatz

Die zugewiesenen Aufgaben mussten sauber, schnell und ohne Widerrede ausgeführt werden. Bei nicht Zufriedenheit oder Fluchtversuchen wurde von einigen Aufsehern gefoltert oder von der Waffe Gebrauch gemacht.

Haupteinsatzgebiet war die Instandhaltung des Fliegerhorstes (anfangs 448-550 Häftlinge). Sie wurden von den 70 Luftwaffensoldaten bewacht. (Die waren anfangs teilweise etwas humaner. Als dann die OT die Bewachung teilweise mit übernahm war die Bewachung brutaler).

Arbeitszeit war 7-17 Uhr. Mittagspause 12-13 Uhr. Die Häftlinge mussten zum Fliegerhorst und wieder zurück marschieren.

Da die Häftlinge immer unter Hunger litten, wurden die Arbeitsfähigen rasch weniger und die Folterungen daher schlimmer.

Die Häftlinge wurden als ausgemergelte Gestalten beschrieben.

Über die Wachmannschaften wurden häufig Klagen geführt (Folter und Tötung der Häftlinge).

Es wurden auch andere Arbeitseinsätze durchgeführt z.B. nach dem Bombenangriff auf den Haller Bahnhof am 23.2.45 und nach dem 25.2.45 auf den Fliegerhorst, als er größtenteils zerstört wurde.

Des weiteren arbeitete ein Teil der Häftlinge in den Steinbrüchen Scheuermann und Hirsch - Richtung Steinbach, in der Schuhbesohlerei Strempfer, bei der Löwenbrauerei, im Wald des Hospitals z. Hl. Geist (Stadt) und bei diversen anderen Handwerksbetrieben.

Die Versorgung der Häftlinge

War völlig unzureichend 500-700 kcal pro Tag, daher wurden die Häftlinge rasch arbeitsunfähig. Es wird berichtet, dass Teile der Bevölkerung den Häftlingen halfen und sie mit Essen, z.T. auch Kleidung und Schuhen unterstützten oder weg sahen, wenn sich die Häftlinge auf Feldern, an Obstbäumen oder in Häusern „selbst bedienten“.

Der Herbst 1944 war glücklicherweise ein gutes

Erntejahr und so hatten sie manchmal Gelegenheit, sich etwas auf den Felder usw. zu holen. Sie durften dabei aber nicht erwischt werden (oft Bestrafung, Folter oder sogar Tötung).

Auch die Kleidung und das Schuhwerk der Häftlinge war überaus schlecht. Herbst-Winter im Lager brachten Krankheit und Erfrierungen.

Hygieneeinrichtungen

Es gab zwei Toiletten, die von Latrinewächtern versorgt wurden. Entleert wurden sie von der Stadt. Im Lager wurde eine Entlausungsstation eingerichtet, die mit Schwefel und Papier betrieben wurde. Die Häftlinge waren aber trotzdem total verlaust. Obwohl das Lager auch ständig desinfiziert wurde, bekam man das Ungeziefer nicht in der Griff. Es wurden sogar die Matratzen und die Kleidung vernichtet. Über den Anschluss von Heiß- bzw. Kaltwasser und Duschmöglichkeiten gibt es unterschiedliche Aussagen.

Gesundheitsvorsorge

Häftlings- und Stabsarzt war Dr. Haller vom Fliegerhorst. Dr. Fenigstein und Dr. Feinstein (selbst Häftlinge) waren Häftlings- und Lagerarzt. Außerdem gab es Pfleger.

Das Krankenrevier musste erst eingerichtet werden (Heißwasser, medizinische Instrumente, Entlausung, usw.).

Unterstützung gab es durch das Flugplatzkrankenhaus unter der Leitung von Dr. Haller, z.T. auch durch das Diak und die Zahnstation der Luftwaffe in Steinbach.

Neben den „normalen“ Krankheiten, Unfälle, Verletzungen, Hunger und Witterungsbedingungen, brachen im Lager auch die Ruhr und im Februar 1945 eine Typhusepidemie aus.

Die Toten

150 Menschen starben an Hunger und Krankheiten 115 Menschen starben an Typhus 32 Menschen starben an Misshandlungen oder Mord Die Toten wurden auf dem jüd. Friedhof in Steinbach beerdigt. Stabsarzt Haller musste den Tod feststellen. Die Todesursache hatte natürlich zu klingen.

Verbrechen an den Häftlingen

Folter und Mord waren nicht ungewöhnlich und selten. Wächter und Vorgesetzte waren teilweise Sadisten, die sich nicht scheuten Menschen zu erschießen, zu schlagen, dazu brachten sich gegenseitig zu verraten oder sich umzubringen (Bsp Lagerkommandant). Die Höchstzahl der Krankschreibungen pro Tag wurden vom Kommandanten festgelegt, da die Zahl der arbeitsfähigen Häftlinge immer weiter sank.

Der Todesmarsch von Hessental nach Allach (Folie 4)

Die Evakuierung des Lagers war mehrfach vorgesehen. Am 2. April 1945 konnte man die Auflösung nicht mehr aufschieben. An diesem Tage kamen nochmals 200 Häftlinge in Hessental an. Sie kamen aus dem Lager Kochendorf und gehörten einem 1500 Mann umfassenden Häftlingstransport an, der nach Richtung Oberrot weiterzog. Diese 200 Menschen waren zu krank und zu schwach um weiter zu marschieren und wurden daher nach Hessental gebracht.

Es kamen auch Häftlinge aus dem Lager Neckarelz an. Unklar ist auch, woher jene Waggons kamen, die im April auf dem Bahnhof in Eckartshausen standen. (Film: Oliver Storz: 3 Tage im April).

Vielleicht kamen sie auch ins Hessentaler Lager??

Die Evakuierung musste nun erfolgen. Die OT hatte nach ihrem Abzug nur für vier Tage Verpflegung zurück gelassen. Viele Häftlinge würden sterben. August W. erwog die Häftlinge den Amerikanern zu übergeben.

Vom 4. auf 5. April 1945 wurden Zugwaggons mit Häftlingen beladen und morgens an einen Zug Richtung Crailsheim angehängt. Mit im Zug waren August W., dessen Freundin,ß Aufseher Wi. Und 20 Luftwaffenangehörige als Begleitung.

Nach 2 km Fahrt wurde der Zug von Amerikanern beschossen und konnte nicht mehr weiter fahren. 17 Häftlinge starben. Erschossen wurden auch die Häftlinge, die nicht mehr weiter marschieren konnten.

Die Gefangenen wurden in zwei Gruppen weiter geführt. Am Abend des 5. April 500 Personen, am folgenden Tag 200 Personen, über Sulzdorf nach Bühlertann. Immer wieder starben Menschen, weil sie zu schwach oder krank waren, wurden geschlagen oder erschossen und links und rechts des Weges verscharrt. Verschiedene Dorfchroniken berichten dies. Bauern, Bürgermeister, Pfarrer und die Bevölkerung halfen immer wieder mit Nahrungsmitteln oder Fuhrwerken um die Not etwas zu lindern. Ab und zu wurde nachts in einer leeren Scheune gerastet. Die Gefangenen sahen aus wie „wandelnde Leichen“.

Der Marsch ging im Schneckentempo weiter über Schrezheim, Ellwangen, Wasseralfingen, Dalkingen, Neunheim, Rohlingen, Zöbingen, Kerkingen, Wallerstein nach Nördlingen. Auf dem gesamten Weg gab es Elend und Tod und es wurde immer wie oben beschrieben vorgegangen.

In Nördlingen wurde die Zahl der Häftlinge noch mit 200-300 angegeben. Hier endet die Teilroute des einen Teil des Todesmarsches, die sich nachweisen lässt. Es müssen evtl. noch andere Routen genommen worden sein. Vermutlich wurden diese HÄftlinge weiter mit dem Zug nach Karlsfeld gebracht. Nördlingen wurde danach angegriffen und brannte teilweise ab.

Zwischen dem 11. - 15.April kamen die HÄftlinge in Karlsfeld in mehreren Gruppen an. Anschließend mussten sie in das Dachauer Auß enlager Allach marschieren. (Folie 5)

Die Wege der Gefangenengruppen waren verschieden. Sicher ist, dass sich 560 Hessentaler Häftlinge an diesem Todesmarsch beteiligten. Die Zahl der tatsächlichen Toten kann nicht festgestellt werden (70 - 300), da die Häftlinge letztendlich aus verschiedenen Lagern kamen.

Das Ende des Terrors war am 29.-30. April 1945 als die Amerikaner die Gefangenen befreite.

Nachgeschichte

Heinrich Wi. Hauptverantwortlicher für den Todesmarsch, gilt als verschollen.

August W. Kommandant erhielt eine 20 jähr. Haftstrafe, die er nicht ganz verbüßen musste.

Wilhelm H.H., KZ Wachmann erhielt eine Gefängnisstrafe.

Im Juni 1945 wurden die Opfer des Todesmarsches, die entlang des Weges verscharrt waren, exhumiert und würdig auf örtlichen Friedhöfen bestattet.

Einige wenige Überlebende kamen wieder nach SHA zurück.

Die Verdrängung setzte auch in Hessental rasch ein. 28 Tage nach der Evakuierung hing ein „Beschlagnahmezettel“ an den Gebäuden des ehemaligen Lagers. Von einem KZ-Außenlager war keine Rede mehr.

Auch die Bevölkerung verdrängte es oder wusste nichts davon. Erst als der alte Hessentaler Kreisel gebaut wurde und man den Bunker entdeckte, begann die Aufarbeitung (nochmals Folie 6).

Literatur:

- M.S. Koziol: Rüstung, Krieg und Sklaverei; S. 92-128; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen; 1986

- Gedenkstätte Konzentrationslager Hessental: Eine Zusammenfassung der „Initiative-KZ-Gedenkstätte Hessental“

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Das Konzentrationslager Hessental und der Todesmarsch von Hessental nach Allach
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
10
Katalognummer
V101033
ISBN (eBook)
9783638994552
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konzentrationslager, Arbeitslager
Arbeit zitieren
Sarah Stortz (Autor:in), 2001, Das Konzentrationslager Hessental und der Todesmarsch von Hessental nach Allach, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101033

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Konzentrationslager Hessental und der Todesmarsch von Hessental nach Allach



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden