1.Interpretation von Oskar und der Kunst
Obwohl am Anfang des Buches darauf hingewiesen wird, dass Ähnlichkeiten mit verstorbenen oder lebenden Personen nur zufällig seien, denke ich dennoch, dass Grass Oskar, wenn auch nicht äußerlich, dafür aber innerlich in dem Bereich Kunst ähnelt. Deshalb sehe ich „Die Blechtrommel“ als ein Art autobiographisches Werk Grass` an, also erscheint mir die einzig sinnvolle Methode der Interpretation, die Methode D „als Leser auf einen Text reagieren“.
Wie ich aus dem Internet entnommen habe, spielen die Künste in Grass` Leben eine sehr wichtige Rolle.
1.1 Die Steinmetzlehre
Es fängt damit an, dass Grass in den Jahren 1947/ 48 eine Lehre als Steinmetzlehre absolvierte.
Im genau dem selben Jahr nämlich 1947 beginnt Oskar seine Lehre als Steinmetz in der „Blechtrommel“. Oskar beginnt diese Lehre aus dem Wunsch heraus sesshaft zu werden. Er möchte in die Rolle des Geld verdienenden Familienvaters schlüpfen. Doch diese Rolle spielt er nicht zuende, da Maria seinen Heiratsantrag ablehnt.
Ich habe zwar nur einen Lebenslauf von Grass, in dem die offiziellen Sachen stehen (Werke, Ausbildung etc.) , weiß also nichts über abgelehnte Heiratsanträge oder sonst etwas. Trotzdem taucht dort nur die Steinmetzlehre auf, spätere Arbeiten als ein solcher werden nicht erwähnt. Egal was es also war, das Grass dazu bewegte einen anderen Weg einzuschlagen, er tat es genau wie Oskar.
1.2 Die bildenden Künste
Ähnlichkeiten sind auch zwischen dem Model - stehen Oskars und dem Studium Grass` der Graphik und Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie (1948- 1952) zu sehen. Hier besteht die einzige Parallele in der Liebe zur bildenden Kunst.
1.3 Die Trommel
Oskars Trommel ist weiß- rot lackiert, was auf die polnischen Nationalfarben und somit auf Oskars Herkunft anspielt. Doch seine genaue Herkunft ist unklar. Seine Mutter ist Kaschubin sein Vater, wenn es Jan Bronski ist, auch, wenn es Matzerath ist , Deutscher. Er steht mit seiner Herkunft also zwischen den Nationalitäten.
Grass ist selbst der Sohn einer Kaschubin und eines Polen und sagt von sich er sei hin und her gerissen zwischen den beiden Kulturen.(Die weitere Interpretation der Trommel ist in Sarahs Text zu finden)
1.4 Die darstellende Kunst
Auch in der Darstellenden Kunst gibt es Parallelen zwischen Grass und Oskar. Grass steht mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Autor des Theaterstücks „Die Plebejer proben den Aufstand“ (1966) in der umgekehrten Position Oskars, der sich in Bebras Fronttheater als Schauspieler darstellt.
Hiermit kann ich aber etwas über Grass selbst sagen, da ich die Darstellung Oskars in Bebras Fronttheater der Aussage nach direkt mit dem nächsten Teilaspekt von Oskar und der Kunst, nämlich Oskar und dem Schreien verbinden kann. Dazu muss ich allerdings zu der Interpretationsweise A „den Autor durch seinen Text verstehen“ wechseln.
Ich denke, dass Grass mit der Darstellung Oskars im Theater Sozialkritik üben will. Als unperfekter, buckliger Liliputaner macht Oskar auf sich und auf die soziale Rückständigkeit aufmerksam. Denn gesellschaftlich sind Menschen wie Oskar gehandikapt. Sie werden auf der Straße blöd angeguckt und als nicht richtige Menschen angesehen. Die meisten Leute stempeln Liliputaner ab ohne sich mit ihnen beschäftigt zu haben.
Mit Oskars Schauspiel macht er auf witzige Weise auf sich und seine Fähigkeiten aufmerksam.
1.5 Das Schreien
Grass, der sich 1997 bei den „Dresdner Gesprächen“ darüber beklagt, dass die Wiedervereinigung die alte Klassengesellschaft erneuere, zählt hierbei auf die Macht der Worte. Er macht es hierbei genau wie Oskar, der mit seiner Regression gegen den gesellschaftlichen Rollenzwang protestiert und mit seinem Schreien auf sich aufmerksam macht. Ganz deutlich macht Grass seine Einstellung gegenüber unterdrückten Minderheiten in der im gleichen Jahr gehaltenen Laudatio bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den Schriftsteller Yasar Kemal, in dem er die Regierung der Türkei wegen ihrer Kurdenpolitik heftig kritisiert.
Oskars Stimme ist die Sublimation seiner destruktiven Triebe in Kunst. Zuerst bedient er sich seiner glaszersingenden Stimme nur als Verteidigungsmittel (z.B. gegen die Lehrerin Spollenhauer (S101)). Später erkennt er das Druck- und Machtmittel und verschafft sich durch das Schaufenster zersingen Einblick in die beeinflussbare Psyche der Erwachsenen.
Ich denke , dass Grass genau diese Wirkung des Worts erkannt hat um mit der „Blechtrommel“ andere durch seine Denkweise zu beeinflussen. Zur Kunst wird Oskars Stimme als er während eines Stadtbesuchs auf den Stockturm steigt und sich sein Verteidigungsschrei zum ersten Mal in Kunst wandelt„(...) wurde ich, der bislang nur aus zwingenden Gründen geschrienhatte, zu einem Schreier ohne Grund und Zwang.“(S130, 2. Absatz). Bei Grass ist das Schreiben zwar keine Sublimation seiner destruktiven Triebe (denke ich jedenfalls nicht), aber eine Kunst.
2. Wie ich „Die Blechtrommel“ wahrgenommen habe
Obwohl ich solche Gedanken eigentlich nicht gerne zulasse, muß ich doch zugeben, dass mir das Buch ganz gut gefallen hat. Denn ich habe mich sehr darüber geärgert, einen so dicken Schinken über die Weihnachtsferien aufzubekommen. Also muss ich dieses Buch eigentlich blöd finden- finde ich aber nicht.
2.1 Der Perspektivenwechsel
Am besten an der „Blechtrommel“ ist der Wechsel der Perspektiven. Auf der einen Seite gibt es die Erwachsenenwelt, die in Oskar einen verkrüppelten und nicht zurechnungsfähigen Behinderten sieht. Auf der anderen Seite ist da Oskar, der sich selbst als vollkommen und ein Stück über den anderen stehend sieht. Hinter diesem Wechsel zwischen Wahrheit und Fiktion steht eine Sozialkritik, die mir sehr gefällt. Man kann zwar nicht wirklich sagen, was in Oskar vorgeht, doch auch wenn das im Buch geschilderte auch nur in Ansätzen stimmt, hieße das, dass sehr viele Leute, die Behinderte so behandeln, wie die im Buch dargestellte Erwachsenenwelt, einen sehr großen Fehler begehen. Das ist genau der Punkt, der mich an unserer Gesellschaft stört. “Minderbemittelte“ sei ihre Behinderung körperlicher , geistiger oder materieller Art, werden doch von dem nicht behinderten Teil der Gesellschaft gleich schräg angeguckt oder sogar ausgeschlossen. Ich finde, dass Günter Grass genau diese Problematik sehr gut beschreibt und durch dieses Buch auch Leute, die noch nicht soweit sind, andere Leute so zu akzeptieren, wie sie sind, auf ihren Fehler aufmerksam macht.
2.2 Die Welt der „Blechtrommel“
Vollkommen fremd war mir die Welt in der sich alles in der „Blechtrommel“ abspielt. Ich bin es gewohnt in der Welt des Westens, die für mich bunt, fröhlich und auch irgendwie sensibel und zart ist, zu leben. Die im Buch beschriebene Welt ist rauh, kalt und grau. Ich dachte, dass sich mit dem Polenaustausch etwas an meiner Vorstellung ändern würde, da mir gewisse Leute immer vorhielten ich sei voll von Vorurteilen. Doch das fremde Gefühl hat sich eher noch verstärkt. Es ist in Polen wirklich größtenteils grau und trostlos. Und die Mentalität der Menschen ist eine ganz andere. Eben diese rauhe, manchmal grobe Lebensweise. Am besten kann ich mir diese Welt vorstellen, in der Szene, in der die Großmutter alleine auf dem Kartoffelacker sitzt und ihre Kartoffeln aus der Asche pickt. Das wäre eine Situation, in die ich auf keinen Fall geraten möchte, weil sie mir so böse und fremd vorkommt.
2.3 Die Sprache
Ein bißchen langweilig und manchmal schwer verständlich war die Sprache des Buches, die blumig und verschachtelt in scheinbar endlosen Passagen die Geschichte Danzigs z.B. beschreibt. Aufgrund solcher Längen, die in jedem Buch vorkommen, in diesem aber noch durch die Sprache unterstützt fast zum Einschlafen geführt haben, war „Die Blechtrommel“ nicht einfach zu lesen und der Fluss war zäh und sirupartig.
2.4Grundgedanken der „Blechtrommel“
Was mich wirklich sehr gewundert hat an der „Blechtrommel“, ist ihre Interpretation. Je tiefer man in die Materie eintaucht, desto mehr kristallisieren sich die Grundgedanken heraus. Nahezu alle Themen, die in der Klasse verteilt wurden, liefen in der Interpretation auf Tod, Schuld/Unschuld und Sexualität heraus. Rein Äußerlich ist das Buch die Lebensgeschichte eines kleinen Jungen. Je mehr ich mich mit dem Buch beschäftige, wird es zu einem Erotikthriller. Während ich das hier schreibe fällt mir allerdings auf, dass Grass an dieser Stelle eigentlich sehr gut das Leben beschreibt, das im Wesentlichen aus diesen Sachen besteht. Vielleicht ist mir das ganze Buch auch nur so fremd, weil es eigentlich das Leben, und nicht wie in anderen Romanen illusorische Welten, beschreibt.
Quellen:
Internet-> Biographie: Günter Grass
Häufig gestellte Fragen zu "Die Blechtrommel"
Was ist das Hauptthema der Interpretation von Oskar und der Kunst in Bezug auf Günter Grass?
Die Interpretation untersucht, inwieweit Oskar Parallelen zu Günter Grass aufweist, insbesondere im Bereich der Kunst. Es wird argumentiert, dass "Die Blechtrommel" als eine Art autobiografisches Werk von Grass betrachtet werden kann, wobei die Analyse sich auf die Reaktionen des Lesers auf den Text konzentriert.
Welche künstlerischen Bereiche werden bei der Analyse der Ähnlichkeiten zwischen Oskar und Grass berücksichtigt?
Die Analyse umfasst mehrere Bereiche: die Steinmetzlehre, die bildenden Künste (insbesondere Oskars Model-Stehen und Grass' Studium der Grafik und Bildhauerei), die symbolische Bedeutung von Oskars Trommel und die darstellende Kunst, wobei Grass' Rolle als Autor und Oskars Auftritt im Theater verglichen werden.
Welche Bedeutung hat Oskars Schreien im Kontext der Interpretation?
Oskars Schreien wird als eine Form des Protests gegen gesellschaftliche Zwänge und als Mittel zur Aufmerksamkeitserregung interpretiert. Es wird auch mit Grass' Sozialkritik in Verbindung gebracht, insbesondere in Bezug auf die Behandlung von Minderheiten. Oskars Stimme wird zu einer Kunst, die die beeinflussbare Psyche der Erwachsenen reflektiert.
Wie hat der Autor den Roman "Die Blechtrommel" persönlich wahrgenommen?
Obwohl zunächst widerwillig, fand der Autor Gefallen an dem Buch, insbesondere am Wechsel der Perspektiven, der Sozialkritik und der Darstellung der Welt. Die Sprache wurde jedoch als manchmal langweilig und schwer verständlich empfunden.
Welche grundlegenden Themen kristallisieren sich bei einer tieferen Analyse von "Die Blechtrommel" heraus?
Bei einer detaillierteren Analyse kristallisieren sich die Themen Tod, Schuld/Unschuld und Sexualität heraus. Das Buch wird als eine Darstellung des Lebens in seinen wesentlichen Bestandteilen interpretiert.
Welche Rolle spielt die Steinmetzlehre im Zusammenhang von Oskar und der Kunst?
Sowohl Grass als auch Oskar absolvieren eine Steinmetzlehre. Bei Oskar dient diese dazu sesshaft zu werden, aber die Lehre wird durch abgelehnte Heiratsanträge unterbrochen. Auch Grass schlägt später einen anderen Weg ein.
Welche Bedeutung hat die rot-weiß lackierte Trommel?
Die rot-weiß lackierte Trommel spielt auf die polnischen Nationalfarben an und somit auf Oskars Herkunft. Jedoch ist seine Herkunft unklar, da seine Mutter Kaschubin ist und sein Vater entweder Deutscher (Matzerath) oder auch Kaschubin (Jan Bronski) ist.
Welche Sozialkritik wird durch Oskars Darstellung im Theater geübt?
Grass übt Sozialkritik, indem er Oskar, einen unperfekten Liliputaner, im Theater darstellt. Dies lenkt die Aufmerksamkeit auf soziale Rückständigkeit und die Art und Weise, wie Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft behandelt werden.
Wie wird Oskars Stimme zur Kunst?
Oskars Stimme wird zur Kunst, als er auf den Stockturm steigt und sein Verteidigungsschrei sich in etwas verwandelt, das er ohne Grund und Zwang ausführt.
Wie wurde die Welt, in der "Die Blechtrommel" spielt, vom Autor wahrgenommen?
Die Welt, in der "Die Blechtrommel" spielt, wurde als rau, kalt und grau empfunden. Die Mentalität der Menschen wurde als grob und die Lebensweise als hart beschrieben.
- Quote paper
- Julia Drebes (Author), 2000, Grass, Günther - Die Blechtrommel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101075