In dieser Arbeit werde ich 2 wichtige Forschungsansätze, nämlich den sozialökologischen und den medienökologischen Ansatz, anführen und diese erklären.
Anfangen möchte ich hierbei mit dem sozialökologischen Ansatz, da der medienökologische weitgehend auf diesem basiert und erst durch einige Erweiterungen, auf welche ich im Kapitel: „Der medienökologische Ansatz“ näher eingehen werde, zu einem selbstständigen Forschungsansatz wird. Widmen wir uns jedoch zuerst dem sozialökologischen Ansatz.
Der sozialökologische Ansatz
Jugendliche nehmen Medien im lebensweltlichen Zusammenhang wahr und dadurch wird ihr Aufenthalt in sogenannten „Medienumgebungen“ direkt beeinflusst. Dabei spielen die jeweils spezifische räumliche und soziale Umwelt, die verschiedenen „Peer Groups“ (darunter versteht man Gruppen gleichaltriger Jugendlicher, die als Orientierung für den Übergang von familienorientierter Kindheit zum Erwachsenendasein fungieren) und natürlich auch der Lebensstil innerhalb einer Familie eine entscheidende Rolle.
Wenn man sich nun die Wirkung der heutigen Massenmedien auf die Jugendlichen und deren Leben näher ansieht, so können Medienwelten nicht mehr nur noch auf die Funktion eines Mediums und dessen Inhalte reduziert werden. Hierbei muss man die Handlungs- und Erfahrungszusammenhänge der Rezipienten, also der Jugendlichen berücksichtigen, und lebensweltliche und soziale Aspekte in Fragen nach Medienwirkungen hinzuziehen um damit Medienumgebungen von Jugendlichen ganzheitlich erfassen zu können.
Also kann man sagen, dass das Hauptaugenmerk des sozialökologischen Ansatzes auf die räumliche und soziale Umwelt der Rezpienten gerichtet wird. Dabei konzentriert sich dieser Ansatz hauptsächlich auf die Spannung unterschiedlicher räumlicher Formen, also zum Beispiel: Großstadt vs Dorf. Zwar existiert der Gedanke, dass die neuen Medien räumliche Zugehörigkeiten und Herkünfte als immer mehr und mehr unbedeutsam erscheinen lassen, und in der Welt als „globales Dorf“, durch die neuen Massenmedien weltweit miteinander verknüpft, ohne Distanzen oder kulturellen Differenzen darzustellen, jedoch zeichnen sich gleichzeitig neue Formen von Peer- Gesellungen ab, welche nun aber keineswegs mehr unabhängig von der Umgebung, also dem sozialen Umfeld, ist.
An dieser Stelle möchte ich eine zentrale Fragestellung des sozialökologischen Ansatzes von Baacke zitieren: "Setzen sich differente sozialökologische Gegebenheiten (...) gegenüber den Massenmedien durch, oder ist es vielmehr so, daßdie Nutzung, vor allem nicht regional gebundener Medienprogramme, deren Vermehrung mit Hilfe neuer Informations- und Kommunikationstechniken längst in gang gesetzt ist, zu einer symbolgeleiteten, regionsunabhängigen Egalisierung von Nutzungs- und Erwartungspatterns führt, es infolgedessen gerade die Medien sind, die regionale und lokale Unterschiede einebnen und lebensweltliche Gebundenheiten auflösen?"
Aus diesen Überlegungen ergibt sich, dass der Raum und die soziale Umwelt in vier Zonen eingeteilt werden:
- ökologisches Zentrum
- ökologischer Nahraum
- ökologischer Ausschnitt
- ökologische Peripherie
Bronfenbrenner ordnet nun diese 4 Zonen folgendermaßen schematisch an:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aber was bedeuten nun diese 4 Zonen, wovon unterscheiden sie sich untereinander?
Ich will meine Erklärung von innen nach außen durchführen:
- Das ökologische Zentrum ist die kleinste Einheit in diesem System, es steht für die Familie, das Zuhause. Dieser Raum „beinhaltet“ für das Kind die unmittelbaren Bezugspersonen und den Raum, wo es sich vorwiegend aufhält.
- Der ökologische Nahraum steht hier, übertragen auf das soziale Umfeld, für die Nachbarschaft, das Wohnviertel, beziehungsweise das Dorf. Dies ist der Raum, in dem das Kind erstmals Beziehungen zu anderen Personen herstellt und Kontakte zu bestimmten behavioral settings findet, wie etwa in die Kirche zum Gottesdienst gehen,...)
- Die ökologischen Ausschnitte bezeichnen jene Orte, in denen funktionsspezifische Aufgaben und Regeln vorherrschen. Dabei muß das Kind lernen, sich in bestimmte gesellschaftliche Rollen zu begeben (zum Beispiel in der Schule hat das Kind die Rolle des Schülers, und damit werden ihm auch bestimmte Aufgaben und Regeln mitbestimmt). Dieser Raum besitzt nicht mehr den Status „ganzheitlicher Erfahrungsraum“, sondern ist nun zweckbestimmt. Daher auch der sinnhafte Name: ökologischer Ausschnitt.
- Die letzte Zone, also die der ökologischen Peripherie, ist die offenste und weiteste Zone von allen. Sie stellt jenen Raum dar, in dem es zu gelegentlichen Kontakten und ungeplanten Begegnungen kommt. Dieser Raum beinhaltet sowohl einen plötzlichen Ortswechsel (zum Beispiel: Urlaub = unvertrautes Gebiet), als auch Freizeitangebote (zum Beispiel: Kino, Disco,...) oder einfach nur ein Gebäude, welches zu betreten verboten ist, und gerade deshalb von Kindern aufgesucht wird, da dies für sie ein Abenteuer darstellt. Man kann also sehen, dass in diese Kategorie alles Mögliche fällt, was sich vom Alltag oder von der gewohnten Umgebung eines Kindes abhebt.
Dieses Konzept geht dabei von 6 Annahmen aus, welche ich jetzt erläutern möchte:
Annahme 1: Während die ersten 3 Zonen in dauerhafter Verbindung zueinander stehen, ist die vierte nicht planbar. Dabei entspricht die Ordnung der 3 Zonen der Ordnung des räumlichen Großwerdens von Kindern. Zuerst werden sie zu Hause groß gezogen (häusliche Umgebung - Zone 1), danach treffen sie sich und spielen mit den Nachbarskindern (nahe Umgebung, Nachbarschaft - Zone 2), schließlich lernen sie sich in bestimmte Rollen zu fügen, und mit deren Pflichten und Aufgaben aufzuwachsen (Schule, Einkaufsläden,... - Zone 3).
Annahme 2: Mit diesem Aufwachsen wächst auch die ganze Welt für die Kinder. Anfangs halten sie sich hauptsächlich innerhalb der Familie auf, dann „finden“ sie den Spielplatz, die Straße, einfach die Räume rund um sie herum. Dabei ist die Möglichkeit des Rückzuges in das Zentrum jederzeit gewährleistet. Mit dem Besuch der Schule werden Kinder dann in ökologische Abschnitte eingeführt, sofern das nicht schon bis dahin geschehen ist. Dabei wird nun die Ganzheit der Welt, wie sie die Kinder bisher gesehen und gekannt haben, in jeweils funktionsspezifische Räume gegliedert, in welchen sie sich nun anpassen müssen, und Regeln haben.
Auch zu diesem Zeitpunkt können sie immer, wann sie wollen, in die Ganzheit zurückkehren, jedoch nicht mehr mit der Unschuld eines Kindes, sondern mit dem Wissen, das sie sich nun angeeignet haben durch ihre Erfahrungen.
Annahme 3: Es zählt nicht mehr: „Nur die Welt wächst.“ Sondern auch: Kinder wachsen in der Welt.
Für ein Kleinkind ist das ökologische Zentrum und die dort lebenden Personen einziger Bezugspunkt. Die ersten Schritte des Kindes und dessen Lernprozess haben hier ihre Wurzeln.
Doch durch den ökologischen Nahraum wird diese Welt bereits erweitert, öffnet sich, und bringt dadurch Kontakte zu neuen Personen. Ebenso werden neue Erfahrungen gesammelt.
Verstärkt wird dies alles dann im nächsten ökologischen Raum: In der Schule ergeben sich neue Standpunkte und Erfahrungswerte für die Kinder, die dann gegen die Meinungen der Eltern gehalten werden, bis zu dem Punkt hin, dass sich das Kind dann aus dem Zentrum löst und sich neue Nahräume bildet.
Annahme 4: Gewisse Aktivitäten von Kindern können in allen Zonen ausgeführt werden (zum Beispiel: spielen; sie können ihre Spiele sowohl in der Zone 1, also im Haus oder in ihrem Zimmer ausüben, aber genauso ist dies in Zone 4, zum Beispiel in einer für sie unbekannten Gegend, möglich), andere wiederum sind auf bestimmte Zonen beschränkt.
Annahme 5: Je mehr Chancen ein Raum einem Kind offenläßt, sich unbehindert darin zu bewegen oder zu kommunizieren, desto stärker wird seine Entwicklung in jederlei Hinsicht gefördert.
Annahme 6: Wie wir bereits gehört haben, kann ein Kind aus einem Weltausschnitt herauswachsen. Jedoch kann es ebenso passieren, dass die soziale Welt schneller wächst, als dass es für das Kind günstig ist. Ein ideales Verhältnis dazu wäre, wenn sich das Wachstum des Kindes und das der Erlebnis- und Handlungswelt die Waage halten würden.
Damit wäre zum größten Teil erklärt, was die Stärken und Eigenschaften der einzelnen Systeme sind, und wie sie untereinander kooperieren, sich aber gegenseitig teilweise auch negativ beeinflussen können.
Um nun langsam zum medienökologischen Ansatz hinzukommen, in dem diese Zonen ebenfalls eine große Rolle spielen, möchte ich zuerst den Begriff der Medienumgebung noch erklären. Denn der sozialökologische Ansatz hat ja noch nicht allzu viel mit Massenmedien und deren Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen zu tun. Vielmehr ging es bisher darum, das Zusammenwirken von Raum, Erfahrungen und Rolle der Kinder näher zu bringen und das Zusammenwirken dieser einzelnen Komponenten zu verdeutlichen. Und da in der heutigen Zeit die Medien immer mehr und mehr Einfluss auf die Kinder und deren Verhaltens- und Lebensweisen haben, kommt nun ein neuer Begriff mit ins Spiel, nämlich der der Medienumgebung.
Die Medienumgebung kann man grob definieren als „Raum, oder soziale Einrichtung, in dem sich das Medium befindet“.
Also sind Freizeiteinrichtungen wie etwa Kinos, Discotheken oder Spielhallen ebenso Medienumgebungen wie Kaufhäuser, in denen Hintergrundmusik gespielt wird. Sobald sich in einem Raum ein Fernseher, ein Radio oder sonst ein Medium befindet, ist dieser als Medienumgebung anzusehen. Die Frage, die sich nun stellt: Gibt es Unterschiede zwischen diesen doch sehr verschiedenen Medienumgebungen, oder haben diese vorher genannten Räumlichkeiten alle den selben Stellenwert?
Gemeinsam ist ihnen auf jeden Fall einmal, dass sie mit den verschiedensten Medien ausgestattet sind - was jedoch gleichzeitig schon den ersten Unterschied ausmacht, denn nicht in jeder Einrichtung sind die selben Medien vorhanden. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die Medien in ihrer Umgebung einen unterschiedlichen Stellenwert einnehmen.
Dabei spricht man von unzentrierten, beziehungsweise zentrierten Medien. Bei den zentrierten Medien steht das Medium und dessen Nutzung im Mittelpunkt (zum Beispiel im Kino oder in der Bibliothek), wobei bei den unzentrierten das Medium nur eine untergeordnete Rolle spielt und einfach für eine angenehmere Atmosphäre oder ein besseres Ambiente sorgen soll, wie etwa in Kaufhäusern.
Sieht man den Gebrauch von Medien in unterschiedlichen räumlichen Zusammenhängen, so kann man feststellen, dass Medien etliche weiter Aktivitäten zulassen, ja diese teilweise sogar fordern. Denn wohl kaum jemand wird ein Warenhaus betreten, nur um sich die schöne Hintergrundmusik anzuhören, sondern primär um dort einzukaufen. Dabei ist das Medium aber dennoch ein immer mehr oder weniger wichtiger Teil des gesamten Bildes. Ein anderes Beispiel hierfür ist, dass man oft neben seiner Arbeit ein Medium mitbenutzt. Sei es eine Talkshow, die man sich neben dem Bügeln anschaut oder sei es Musik, die man neben dem Lernen oder Nähen hört, es werden Medien neben anderen Tätigkeiten benutzt!
Und da ja eben, wie gerade gelesen, die Medien heutzutage in fast jeder Lebenslage irgendwie vorhanden sind, und irgendwie genutzt werden, sowohl aktiv, als auch passiv, will ich nun vom sozialökologischen Ansatz auf den medienökologischen Ansatz überleiten.
Der medienökologische Ansatz
Mit dem medienökologischen Ansatz sollen sowohl die räumlichen, als auch die zeitlichen Zusammenhänge von Kommunikationsprozessen, die durch Medien geführt oder zumindest beeinträchtigt werden, erfasst werden. Und da die Medienforschung versucht, den sozialen Kontext dabei zu reduzieren, fordert der sozialökologische Ansatz gerade eben Handlungs- und Erfahrungszusammenhänge nicht voneinander getrennt zu betrachten. Die Sozialökologen sehen diese als integriertes Wirkfeld. Deshalb wird nicht nur die Funktion eines Mediums und dessen Wirkung untersucht, sondern auch die Umgebung miteinbezogen. Dabei wird die räumliche und soziale Umgebung in Bezug auf ein bestimmtes Medium analysiert. So ist es nicht gerechtfertigt, bestimmten Faktoren wie etwa dem Fernsehen oder Comicheften einen schlechten Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen nachzusagen, sondern es soll festgestellt werden, in welchen unterschiedlichen Räumen mit unterschiedlicher Medienausstattung Jungendliche auf welche Art beeinflusst werden.
Baacke unterscheidet dabei 3 wichtige Strukturen, die ich in Folge näher erklären möchte:
- Tektonische Struktur
- Interaktive Stuktur
- Strukturen der Steuerung
Die tektonische Struktur
Durch das tägliche Leben der Menschen, durch ihre Bewegungen, wo sie hingehen und was sie machen, entwickeln Menschen ihre eigenen Lebensräume, welche man nach verschiedenen Gesichtspunkten klassifizieren kann (natürlichkünstlich, öffentlich-privat, offen-geschlossen,...)
Weiterhin unterscheidet Baacke zwischen
Mikroraum: Dieser stellt die kleinste Raumeinheit dar
Mesoraum: Ein größerer Raum für Gruppennutzung, wie etwa ein Wohnraum
Makroraum: Eine große Raumeinheit, wie zum Beispiel ein öffentlicher Raum
Diese Räume sind vergleichbar mit der Überlegung von Bronfenbrenner, wobei man assoziieren kann:
Mikroraum entspricht dem ökologischen Zentrum
Mesoraum entspricht dem ökologischen Nahraum
Makroraum entspricht dem ökologischen Ausschnitt
So lässt sich nun ein Stadtteil in Hinblick auf seine räumliche und soziale Infrastruktur hin untersuchen, wo dabei dann spezifische Eigenschaften herausgearbeitet werden können. Man kann die Gleichung anbringen: Soziotope + „behavioral settings“ = Verbundssystem mit wechselseitiger Beeinflussung.
Um kurz noch den Begriff „behavioral settings“ zu erklären: Er bedeutet das, was ich schon vorher bei der sozialökologischen Sozialforschung angesprochen habe, nämlich dass in bestimmten Lebenslagen oder Situationen angemessene, beziehungsweise standardisierte Verhaltensmuster erwartet werden.
Die interaktive Struktur
Durch das soziale Feld kann man Ansätze zur Erklärung von sozialem Handeln unter strukturellen Gesichtspunkten systematisch erfassen. Dabei entsteht ein solches soziales Feld durch die gegenseitige Abhängigkeit der drei folgenden Faktoren:
→ Individuelle Faktoren
→ Faktoren der informellen Gruppe
→ Faktoren der formalen Organisation
Dabei hat der Faktor der informellen Gruppe eine Mittelpunktstellung inne, und die beiden anderen werden auf diesen hin beobachtet.
Die Strukturen der Steuerung
Diese Struktur bezieht sich auf das System der Gesamtgesellschaft, wobei 4 Strukturebenen unterschieden werden:
Mikro-System: Hier geht es um unmittelbar erlebte Umwelten mit direkten zwischenmenschlichen Aktionen.
Meso-System: Dieses stellt das Feld der Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Umwelten, zu denen die Subjekte Zugang haben, dar. Exo-System: In diesem System stehen gesellschaftliche Institutionen im Blickpunkt
Mikro-System: Dies ist nicht das gleiche System wie bei Punkt 1, sondern ein Erweitertes, in welchem kulturelle Normen und Weltanschauungen berücksichtigt werden
Diese 4 Ebenen müssen nun in Beziehung gestellt werden, um raum-zeitliche, soziale und psychische Größen bestimmen zu können und mit den Ergebnissen dann den Einfluss eben dieser für den subjektiven Alltag erklären zu können.
An einem Anwendungsbeispiel möchte ich nun zeigen, wie nun der medienökologische Ansatz in die Realität umgesetzt wird:
Baacke verwendet dafür einen Mehr-Methoden Ansatz.
Die erste Aufgabe besteht darin, eine überblickshafte Beschreibung und Aufnahme der Medienausstattung und Mediennutzung der Jugendlichen sowohl in privaten Haushalten, als auch in öffentlichen Räumen, vorzunehmen. Im zweiten Teil erfolgt dann eine Intensivbefragung der Jugendlichen. Dabei wird nach dem Verwendungszweck, und warum sie dieses Medium verwenden, gefragt.
In weiterer Folge erfolgt eine „Vermessung der Landschaft“, welche zeigen soll, in welchem mit Medien mehr oder weniger ausgestatteten Lebensräumen sich Jugendliche bewegen.
In Folge wird noch nach Überschneidungen von sozialen Räumen und
Mediennutzung gesucht. Dabei stellt sicher heraus, dass Jugendliche die Medien vor allem im Ensemble nutzen, was heißt: Sie benutzen nicht nur 1 Medium, sondern viele; nicht nur zu einer Zeit, sondern nebeneinander; und auch meistens nicht allein, sondern mit anderen (zum Beispiel: Discothek, Kino, ).
Die Grafik mit den Ergebnissen will ich dabei nicht vorenthalten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Zahlen sind alle in % angegeben. Um ein wenig Überblick zu schaffen habe ich alle Zahlen über 50 % dick gekennzeichnet, und alle unter 25% kleiner und in einer anderen Schriftart geschrieben.
Bewertung
Mit Hilfe dieser Forschungsansätze kann man die Folgen der Auseinandersetzung von Kindern und Jugendlichen mit den heutigen Massenmedien beschreiben und teilweise auch erklären. Da dieses Forschungsfeld noch jung ist, weil sich diese rasante Entwicklung erst in den letzten Jahren oder wenigen Jahrzehnten so richtig durchgesetzt hat, ist natürlich auc die Forschung in diesem Bereich noch nicht allzu weit fortgeschritten. Dennoch kann man aufgrund der oben beschriebenen Ansätze ein sehr detailliertes und farbiges Bild eines Jugendlichen, der im heutigen Medienzeitalter heranwächst, zeichnen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der sozialökologische Ansatz?
Der sozialökologische Ansatz betrachtet Medien im lebensweltlichen Kontext von Jugendlichen. Er betont die Bedeutung der räumlichen und sozialen Umwelt, Peer Groups und des familiären Lebensstils bei der Wahrnehmung und Wirkung von Medien.
Worauf konzentriert sich der sozialökologische Ansatz hauptsächlich?
Der Fokus liegt auf der räumlichen und sozialen Umwelt der Rezipienten, insbesondere auf der Spannung zwischen unterschiedlichen räumlichen Formen, wie z.B. Großstadt vs. Dorf. Der Ansatz untersucht, ob Massenmedien regionale Unterschiede einebnen oder ob differente sozialökologische Gegebenheiten sich gegenüber den Massenmedien durchsetzen.
Wie teilt der sozialökologische Ansatz Raum und soziale Umwelt ein?
Raum und soziale Umwelt werden in vier Zonen eingeteilt: ökologisches Zentrum (Familie), ökologischer Nahraum (Nachbarschaft), ökologischer Ausschnitt (Schule) und ökologische Peripherie (Freizeitangebote, unvertraute Gebiete).
Was ist das ökologische Zentrum?
Das ökologische Zentrum ist die kleinste Einheit, die Familie oder das Zuhause. Es beinhaltet die unmittelbaren Bezugspersonen und den Raum, in dem sich das Kind vorwiegend aufhält.
Was ist der ökologische Nahraum?
Der ökologische Nahraum steht für die Nachbarschaft, das Wohnviertel oder das Dorf. Hier knüpft das Kind erste Beziehungen zu anderen Personen.
Was sind ökologische Ausschnitte?
Ökologische Ausschnitte bezeichnen Orte, an denen funktionsspezifische Aufgaben und Regeln vorherrschen, wie z.B. die Schule, wo das Kind die Rolle des Schülers einnimmt.
Was ist die ökologische Peripherie?
Die ökologische Peripherie ist die offenste Zone, die gelegentliche Kontakte und ungeplante Begegnungen beinhaltet, wie z.B. Urlaub oder Freizeitangebote.
Welche Annahmen liegen dem Konzept der vier Zonen zugrunde?
Das Konzept basiert auf sechs Annahmen, darunter die dauerhafte Verbindung der ersten drei Zonen, das räumliche Großwerden von Kindern, das Wachsen von Kindern in der Welt, die Möglichkeit von Aktivitäten in allen Zonen, die Förderung der Entwicklung durch unbehinderte Bewegung und Kommunikation, und das ideale Gleichgewicht zwischen dem Wachstum des Kindes und seiner Erlebnis- und Handlungswelt.
Was ist eine Medienumgebung?
Eine Medienumgebung ist ein Raum oder eine soziale Einrichtung, in der sich ein Medium befindet, z.B. Kinos, Discotheken, Spielhallen oder Kaufhäuser mit Hintergrundmusik.
Was sind zentrierte und unzentrierte Medien?
Zentrierte Medien stehen im Mittelpunkt der Nutzung (z.B. Kino), während unzentrierte Medien nur eine untergeordnete Rolle spielen (z.B. Hintergrundmusik im Kaufhaus).
Was ist der medienökologische Ansatz?
Der medienökologische Ansatz erfasst räumliche und zeitliche Zusammenhänge von Kommunikationsprozessen, die durch Medien geführt oder beeinträchtigt werden. Er betrachtet Handlungs- und Erfahrungszusammenhänge integriert und analysiert die räumliche und soziale Umgebung in Bezug auf ein bestimmtes Medium.
Welche drei wichtigen Strukturen unterscheidet Baacke im medienökologischen Ansatz?
Baacke unterscheidet die tektonische Struktur (Lebensräume), die interaktive Struktur (soziales Handeln) und die Strukturen der Steuerung (System der Gesamtgesellschaft).
Was beinhaltet die tektonische Struktur?
Die tektonische Struktur beschreibt die Lebensräume von Menschen, klassifiziert nach verschiedenen Gesichtspunkten (natürlich-künstlich, öffentlich-privat, offen-geschlossen) und unterteilt in Mikroraum, Mesoraum und Makroraum.
Was umfasst die interaktive Struktur?
Die interaktive Struktur erfasst Ansätze zur Erklärung von sozialem Handeln durch die gegenseitige Abhängigkeit individueller Faktoren, Faktoren der informellen Gruppe und Faktoren der formalen Organisation.
Welche Strukturebenen gibt es bei den Strukturen der Steuerung?
Die Strukturen der Steuerung umfassen vier Strukturebenen: Mikro-System (unmittelbar erlebte Umwelten), Meso-System (Wechselbeziehungen zwischen Umwelten), Exo-System (gesellschaftliche Institutionen) und Makro-System (kulturelle Normen und Weltanschauungen).
Wie wird der medienökologische Ansatz in der Realität umgesetzt?
Der medienökologische Ansatz wird durch einen Mehr-Methoden-Ansatz umgesetzt, der eine Beschreibung der Medienausstattung und -nutzung, Intensivbefragungen der Jugendlichen und eine "Vermessung der Landschaft" (Lebensräume) umfasst.
- Arbeit zitieren
- Tobias Burtscher (Autor:in), 2001, Medien- und sozialökologischer Ansatz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101118