Das Judentum
- Glaube
- Haltung und Gebete
- Die Synagoge
- Gegenstände und Kleidungsstücke
- Monate und Feste
- Die ersten Lebensjahre
Der Glaube
Jesus Christus wird von den Christen als Gottheit anerkannt, was von jüdischer Seite nicht der Fall ist. Darum wird im jüdischen Schrifttum nicht mit den Abkürzungen „v.Chr.“ oder „n.Chr.“ gearbeitet. Die Zeitrechnung der Juden beginnt mit der Schaffung der Welt durch Gott nach dem alten Testament. Nach dieser Rechnung habe wir heute das Jahr Der Glaube ist in etwa mit dem alten Testament der christlichen Bibel zu vergleichen. Ausserdem beruht er auf dem einen Gott, dem Allmächtigen. Die Bibel wird Thora, das bedeutet Gesetz, genannt.
Haltung und Gebete
Im Laufe der jüdischen Geschichte wurde das Hebräische als die heilige Sprache, die Sprache des Gebetes verstanden.
(Folie mit dem ABC von Hebräischen Buchstaben)
Das Beten ist sehr wichtig für Juden und das Judentum hat verschiedene Gebetbücher: „Sidur“, für den Alltag und den Sabbat; „Machsor“, für die Festtage. Sidur bedeute „Ordnung“ und dieses Gebetbuch wird so genannt, weil sich darin jedes Gebet an der Stelle befindet wo es gebraucht wird. „Machsor“ bedeutet „Zyklus“.
Früher gab es nur ein Gebetbuch, die „Seder Tefilla“, welche das ganze Tun der Kirche für ein Jahr enthielt. Übersetzt heisst das so viel wie „Gebetsordnung“. Jahrhundert für Jahrhundert wurden immer mehr Gebete und Gedichte für Festtage geschrieben und fanden allmählich Eingang in die Gebetbücher. Wegen dieser Entwicklung, wurde das Gebetbuch so umfangreich wurde, dass seit einem Jahrhundert sogar besondere Gebetbücher für jedes einzelne Fest gedruckt werden. Diese nennt man „Machsorim“, im Singular „Machsor“. Die Gebetbücher für die Wochentage und für den Sabbat heissen „Sidurim“, im Singular „Sidur“.
(Sidur herum geben)
Wenn man Juden zusieht, wie sie beten, erkennt man, dass sie sich vor und zurück wiegen. Auf jiddisch nennt man das „schukeln“. Dieser Brauch ist sehr alt.
Der Sohar, ein mystisches Werk von einem Geistlichen, der Rabbiner Josua, bietet eine Erklärung für diese Sitte:
Rabbi Abba: Warum schaukeln die Juden als einziges Volk der Erde, wenn sie das Gesetz studieren?
Rabbi Abba antwortet: Das ist ein Beweis für den hohen Stand ihrer
Seelen. Die Seele des Menschen ist ein göttliches Licht. Das Licht dieser Lampe flackert und schwingt in der Harmonie mit dem Licht der Thora!
Der spanische Dichter und Philosoph, Jehuda Halewi, bietet eine andere Erklärung für das schaukeln:
Es kam häufig vor, dass mehrere Menschen gleichzeitig aus einem Buch lasen; jeder musste sich vorbeugen um einen Absatz zu lesen und richtete sich nachher wieder auf. Das Ergebnis war die wiederholte Bewegung des Vorbeugens und Aufrichtens , die notwendig war, weil das Buch auf dem Boden lag. Das Schaukeln wurde in späteren Zeiten fortgesetzt, als es bereits genug Bücher gab.
Die einfachste Lösung ist, dass das Schaukeln nicht mehr als eine körperliche Begleitung des Gebetsrhythmus ist.
Die Synagoge
Oft werden Synagogen mit Darstellungen der zehn Gebote geschmückt. Nach der Bibel brachte Moses die zehn Gebote- in Form von zwei Gesetzestafeln- vom Berg Sinai mit. Die Tafeln wurden in der Bundeslade aufbewahrt, die das jüdische Volk während der ganzen Epoche begleitete. Aus diesem Grund sind sie ein bevorzugtes Schmuckstück geworden. Manchmal bestehen sie aus Holz oder Stein oberhalb des Thoraschreins oder an der Aussenwand des Synagogengebäudes angebracht. Oft sind sie auch auf den Vorhang des Schreins gestickt. Dieser Vorhang, genannt parochet, ist dazu da, das Allerheiligste von dem übrigen Teil der Synagoge zu trennen. Es ist Brauch, an den strengen Festen ausschliesslich einen weissen parochet aufzuhängen, während im Jahresverlauf alle Farben verwendet werden.
Die Thora selber wird zudem noch mit einem Mantel überdeckt. Dieser hat zwei Aufgaben: Er soll sie schützen und verschönern. Üblich ist, die Thora während den strengen Festen mit einem weissen Mantel zu bedecken, im Jahresverlauf werden alle Farben benutzt. Ausserdem trägt sie noch ein Schild und eine Krone wird auf die Thorarolle gesetzt.
Über diesem Schrein brennt ein ewiges Licht, genannt ner tamid. Dieses stellt in der Synagoge den schamasch, das Symbol des unsterblichen Glaubens Israels, dar.
In jeder Synagoge steht ein erhöhter Platz, auch „bima“ genannt. Dieses Podium, von dem der Gottesdienst geleitet wird, steht mitten in der Synagoge, genau wie einst der Altar in einem Tempel, auf dem Opfer dargebracht wurden.
In einer Synagoge sind Fenster immer über Augenhöhe, damit Nichtjuden nicht hinein blicken und sie nicht verspotten können.
Gemeindemitglieder werden in der Synagoge nach Geschlechtern abgetrennt und zwar in der Form, dass Frauen und Männer sich beim Beten nicht sehen können. Der Frauenbereich wird „esrat naschim“ genannt.
Gegenstände und Kleidungsstücke
Männer tragen einen „tallit“ wird getragen, damit sie daran denken, die Gesetzte Gottes einzuhalten und auf diesem Weg Heiligung anzustreben. Man spricht vom „tallit“ als von einem besonderen Gewand, das während des Gebetes Furcht und Ehrerbietung einflösst. Ursprünglich bedeutet das Wort „Mantel. Früher trugen die Männer einen solchen Mantel, der wie eine Decke aussah.
Der „tallit“ trägt man nur tagsüber, solange es hell genug ist, um die Fransen leicht zu erkennen, das fordert das biblische Gebot. Frauen dürfen keinen „tallit“ tragen, da er eine Männerkleidung ist. Die Bibel verbietet den Frauen solche Kleider zu tragen.
Die jüdischen Männer tragen auf dem Kopf ein Käppchen, hebräisch „kipa“. Manche tragen es ständig, andere nur währen des Gebets und bei der Mahlzeit. Auf jiddisch heisst das Käppchen „Jarmulke“.
In biblischer Zeit bedeckten die Frauen ihr Haupt mit Schleiern. Es wurde als Erniedrigung betrachtet, wenn eine Frau ihre Haare zeigte. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde der „Scheitl“ als Kopfbedeckung eingeführt. Ein „Scheitl“ ist eine Perücke. Heute tragen nur noch verheiratete Frauen aus streng gläubigen Gemeinden ständig eine
Kopfbedeckung. Als Grund hierfür wird im allgemeinen angegeben, dass sie damit nicht attraktiv auf Männer wirken.
Die „mesusa“, übersetzt „Pfosten“, ist ein Stück Pergament, auf dem Bibelverse geschrieben stehen. Das Pergament wird eingerollt, in eine Hülse gesteckt und im oberen Drittel des Türposten schräg befestigt. In der Bibel steht ein Gebot, dass in jedem jüdischen Haushalt eine „mesusa“ am Türposten angebracht werden muss.
In jüdischer Tradition wird die „mesusa“ mit den Fingern berührt und geküsst. Dabei sagen sie die Worte: <Gott schütze mich bei meinem Fortgehen und bei meinem Ankommen, jetzt und in alle Ewigkeit.>
Monate und Feste
( Folie mit Übersicht der M. und F.)
Hier sieht man ein Überblick über die Jüdischen Monate und die Feste, welche in dieser Zeit stattfinden: Genauer werde ich auf „Chanukka“, „Purim“, „Pessach“ und „Schawuot“ eingehen.
Chanukka
Das Fest „Chanukka“ kennzeichnet die Befreiung der Juden Palästinas von der Unterdrückung durch die Syrer im zweiten Jahrhundert vor dem Beginn der jüdischen Zeitrechnung. Die Griechen versuchten, der jüdischen Bevölkerung ihren Glauben aufzuzwingen; Judas und seine Brüder führten einen Aufstand gegen sie an. Dieser erreichte seinen Höhepunkt, als der König Antiochus, der Vierte, die Ausübung der heiligen jüdischen Riten verbot. Das schlimmste aber war, dass der jüdische Tempel in ein heidnisches Heiligtum umgewandelt wurde.
Fünfundzwanzig Jahre später gelang es den Juden schliesslich, die syrische Armee zu besiegen; danach wurde der Tempel von unten bis oben gesäubert, gereinigt und neu geweiht. „Chanukka“ bedeutet „Neueinweihung“.
Diese Säuberung dauerte acht Tage und das ist auch der Grund warum das Fest diese Länge hat. Ursprünglich gehörte das Austauschen von Geschenken zur Tradition von „Purim“ nicht aber zu Chanukka. In Osteuropa versammelten sich die Familien zu einer besonderen Verwandennacht, in der die Kinder das Chanukka- Geld erhielten.
Später, als Christen und Juden sich freier begegneten, wurden die Juden von dem christlichen Brauch beeinflusst, die Kinder zu Weihnachten zu beschenken. Rasch verbreitete sich auch bei jüdischen Eltern die Sitte, ihren Kindern ausser dem Chanukka- Geld auch Geschenke zu geben.
Chanukka ist ein nachbiblisches Fest. Mit Ausnahme von „Purim“ wurden nur die ausdrücklich in der Bibel aufgeführten Feste volle Feiertage mit den entsprechenden Einschränkungen im alltäglichen Leben. In der Synagoge werden keine besonderen Andachten abgehalten wie zum Beispiel zu “Pessach“ oder „Schawuot“.
In der ersten Chanukka- Nacht wird eine Kerze angezündet, in der zweiten zwei usw., bis in der letzten Festnacht acht Kerzen brennen. Die Kerzen werden von links nach rechts entflammt und von rechts nach links auf die „menora“ aufgesteckt. Zum Anzünden der „menora“ wird eine neunte Kerze, „schamasch“ genannt, verwendet. „Schamasch“ heisst „Diener“.
Am ersten Abend werden drei Segenssprüche über die Chanukka- Lichter gesagt. Die beiden ersten Segenssprüche über die Kerzen beziehen sich ausdrücklich auf den Vorgang des Anzündens und auf das Wunder von Chanukka.Der dritte Segensspruch, genannt „Schehechejanu“, wird am ersten Abend aller Feste gesagt. Er drückt die persönliche Dankbarkeit dafür aus, dass man- lebend und gesund- imstande ist, das Fest zu feiern.
Purim
Zu Purim, dem fest der Lose, gedenkt man der Befreiung der persischen Juden im fünften Jahrhundert vor dem Beginn der jüdischen Zeitrechnung durch Esther und ihrem Vetter Mordechai. Haman, der
Oberkommandierende des Königs Achaschwerosch, plante, die persischen Juden auszurotten. Er befahl, Lose zu ziehen, um den Tag zu bestimmen, an dem das Massaker stattfinden sollte, und das Los viel auf den dreizehnten Tag des hebräischen Monats „Adar“.
Das Vorhaben wurde verhindert, als es der Königin Esther gelang, den König zur Aufhebung des Befehls zu bewegen. Daraufhin griffen die im Land wohnenden Juden ihre Feinde an und rächten sich am vierzehnten des Monats; in „Susa“, der Hauptstadt, dauerten die Kämpfe einen Tag länger. Zum Andenken an den Sieg wird das Buch Esther jedes Jahr am vierzehnten „Adar“ vorgelesen.
Der Tag vor Purim, der dreizehnte „Adar“, heisst „Taanit Ester“, also Esthers Fasten. An diesem Tag fasteten die persischen Juden, um die Königin zu unterstützen, die sich bereit erklärt hatte, ohne vorherige Genehmigung vor den König Achaschwerosch zu treten, was mit dem Tode
bestraft werden konnte. Sie wagte diesen Schritt nur, weil das Schicksal ihres Volkes auf dem Spiel stand.
Haman war der grösste Feind der Juden in Persien; aus diesem Grunde werden jedesmal, wenn bei der Lesung sein Name erwähnt wird, Lärminstrumente aller Art eingesetzt, mit deren Hilfe sein Name symbolisch ausgelöscht werden soll.
Purim wird bei den Juden in Jerusalem an einem anderen Tag gefeiert als bei Juden ausserhalb Israels. Im Buch Esther wird zwischen den Juden, die in einer befestigten, und denen, die in einer unbefestigten Stadt wohnen, unterschieden. Da „Susa“, eine der persischen Hauptstädte, eine befestigte Stadt war, sollten alle Städte, die seit der Zeit des Nachfolgers von Moses befestigt wurden, Purim am fünfzehnten „Adar“ feiern. Alle anderen Städte sollten am vierzehnten „Adar“ feiern. Jerusalem ist von Mauern umschlossen, und darum feiert man Purim dort am fünfzehnten.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Dokuments "Das Judentum"?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über das Judentum, einschließlich Glauben, Haltung und Gebete, die Synagoge, Gegenstände und Kleidungsstücke, Monate und Feste sowie die ersten Lebensjahre.
Was sind die Hauptthemen, die im Abschnitt "Der Glaube" behandelt werden?
Im Abschnitt "Der Glaube" wird der Unterschied in der Anerkennung von Jesus Christus zwischen Christen und Juden erläutert, die jüdische Zeitrechnung ab der Schöpfung der Welt und die Bedeutung der Thora als Gesetz.
Was wird im Abschnitt "Haltung und Gebete" besprochen?
Dieser Abschnitt behandelt die Bedeutung des Hebräischen als heilige Sprache, die verschiedenen Gebetbücher wie "Sidur" und "Machsor" und den Brauch des "schukeln" (Vor- und Zurückwiegen) während des Gebets.
Was sind die wesentlichen Merkmale einer Synagoge laut dem Dokument?
Das Dokument beschreibt die Schmückung der Synagogen mit Darstellungen der zehn Gebote, die Bedeutung des Thoraschreins mit dem "parochet" (Vorhang), den Thora-Mantel, das ewige Licht ("ner tamid"), die "bima" (erhöhter Platz), die Fensterhöhe und die Trennung der Geschlechter im Gebetsraum ("esrat naschim").
Welche Gegenstände und Kleidungsstücke werden im Dokument erwähnt?
Das Dokument erwähnt den "tallit" (Gebetsmantel), die "kipa" (Käppchen), den "Scheitl" (Perücke) und die "mesusa" (Schriftkapsel am Türpfosten).
Welche Feste werden im Dokument detailliert beschrieben?
Das Dokument geht näher auf die Feste Chanukka, Purim, Pessach und Schawuot ein.
Was wird im Dokument über Chanukka ausgesagt?
Chanukka gedenkt der Befreiung der Juden von der Unterdrückung durch die Syrer und der Wiedereinweihung des Tempels. Das Anzünden der Chanukka-Kerzen und die Entwicklung der Chanukka-Geld-Tradition werden ebenfalls erläutert.
Was ist Purim, und wie wird es gefeiert?
Purim gedenkt der Rettung der persischen Juden durch Esther und Mordechai. Das Dokument beschreibt die Tradition des Vorlesens des Buches Esther, das Fasten am Tag vor Purim ("Taanit Ester") und den Gebrauch von Lärminstrumenten, um den Namen Haman auszulöschen.
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- Esther Tewlin (Autor:in), 2000, Überblick über das Judentum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101241