Dieses Essay befasst sich aus philosophischer und historischer Sicht mit der sogenannten Biopolitik, dem Umgang des Staates mit Krankheiten.
Bevor der Begriff der Biopolitik aber auch der Biomacht näher thematisiert wird, sollte zunächst auf das Staatsbild, wie es bis zum Ende des Mittelalters vorherrschte, eingegangen werden. Foucault nennt diese Epoche die klassische Theorie der Souveränität. Eines der charakteristischsten Merkmale der alten Form von Staatsmacht ist das Recht über Leben und Tod. Das bedeutet, dass ein Staat seiner Macht nur dadurch Ausdruck verleiht, indem er über Leben oder Tod entscheidet. Natürlich kann ein Souverän keine Macht, wie Foucault es nannte, durch "Leben machen“"erzeugen. Das Recht auf Leben und Tod bezieht sich also auf "Leben lassen beziehungsweise Sterben lassen". Damit eine Gesellschaft überleben konnte, wurde aus ihr ein absoluter Souverän gewählt, welcher imstande war, um das Fortleben zu sichern, eine Vielzahl seiner Untertanen in den Tod zu schicken. Dies ist also eine recht einseitige Form von Macht.
In der Epoche des Spätmittelalters, die auf jeden Fall von der klassischen Theorie der Souveränität geprägt ist, führt Foucault das Beispiel der Leprakranken ein. Der Staat konnte zu der Zeit das Problem nur durch den systematischen Ausschluss eben jener Kranken lösen. Eine zielgerichtete Exklusion aller Betroffenen sollte das Überleben und Fortbestehen der restlichen Gesellschaft sichern. Der Staat konnte mit dem Recht auf Leben oder Tod nur entscheiden, ob eine Person augenscheinlich gesund war und damit Leben durfte oder zusammen mit den anderen Kranken ihrem Schicksal überlassen werden musste.
Inhaltsverzeichnis
- Biopolitik - Die Veränderung des Staates im Umgang mit Krankheiten
- Das Staatsbild der klassischen Theorie der Souveränität
- Das Recht über Leben und Tod
- Die Leprakrankheit
- Die Pest und die Entwicklung der Disziplinartechnik
- Die Pocken und die Biomacht
- Die Macht zum Leben
- Die politische Anatomie des Körpers
- Die Bio-Macht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Entwicklung des Staatsbildes im Umgang mit Krankheiten und analysiert den Wandel von der klassischen Theorie der Souveränität hin zur Biopolitik. Der Fokus liegt dabei auf der Veränderung der Machtverhältnisse und den neuen Formen der Kontrolle, die der Staat über den Menschen im Rahmen der Biopolitik erlangt.
- Die klassische Theorie der Souveränität und das Recht über Leben und Tod
- Die Entwicklung der Disziplinartechnik im Umgang mit der Pest
- Die Entstehung der Biopolitik im Kontext der Pockenimpfung
- Die Macht zum Leben und ihre zwei Pole: Die politische Anatomie des Körpers und die Bio-Macht
- Die Bedeutung der statistischen Analyse und der Normalisierung von Verhalten in der Biopolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Essay beginnt mit einer Einleitung, die den Begriff der Biopolitik und der Biomacht einführt. Foucault's Theorie der klassischen Souveränität wird vorgestellt, die sich durch das Recht über Leben und Tod auszeichnet.
- Im zweiten Abschnitt werden die Beispiele der Leprakrankheit und der Pest untersucht. Die Leprakrankheit wird durch die Exklusion der Kranken gelöst, während die Pest eine systematische Kontrolle und Disziplinierung erfordert.
- Der dritte Teil befasst sich mit dem Aufkommen der Biopolitik im Kontext der Pockenimpfung. Die Impfung führt zu einer neuen Form der Macht, die den Menschen als Individuum und als Teil der Bevölkerung betrachtet.
- Es werden zwei Pole der Macht zum Leben unterschieden: Die politische Anatomie des Körpers und die Bio-Macht. Die politische Anatomie des Körpers konzentriert sich auf die Disziplinierung des individuellen Körpers als Maschine, während die Bio-Macht die Bevölkerung als Gesamtheit im Fokus hat.
Schlüsselwörter
Biopolitik, Biomacht, klassische Theorie der Souveränität, Disziplinartechnik, Normalisierung, Bevölkerung, Statistik, Macht zum Leben, politische Anatomie des Körpers, Foucault.
- Arbeit zitieren
- Max Feltin (Autor:in), 2016, Biopolitik. Die Veränderung des Staates im Umgang mit Krankheiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012440