Dostoevskij Rezeption bei Friedrich Nietzsche. Wird Dostoevskijs Einfluss überbewertet?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2021

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Mensch mit Ressentiment bei Nietzsche
2.1. Записки из подполья [Aufzeichnungen aus dem Kellerloch]
2.2. Hintertüren

3. Der Übermensch bei Nietzsche
3.1. Легенда о Великом Инквизиторе [Die Legende vom Großinquisitor]
3.2. Haltung zum Christentum
3.3. Раскольников [Raskol’nikov]

4. Nietzsche versus Dostoevskij?
4.1. Wer beeinflusste Dostoevskij?

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Man lernt die Russen durch ihn lieben, - man lernt sie auch fürchten. Das ist ein Volk, das seine Kräfte noch nicht verbraucht hat, wie die meisten europäischen Völker, weder die Kräfte seines Willens noch die seines Herzens. (Nietzsche kG BVN-1887, 812)

Diesen Wortlaut schrieb Nietzsche im Jahre 1887 in einem Brief an Emily Fynn und bat um Weitergabe dieser Worte an Fürstin Zina von Mansuroff1 (Vgl. Ebd.) Zu dieser Zeit schwärmt Nietzsche regelrecht von Dostoevskij2 und suchte den Kontakt mit Menschen, die ihm persönlich begegneten (Vgl. Schirnhofer 1968: 250-260).

Die Dostoevskij Rezeption bei Friedrich Nietzsche füllt bekanntlich ganze Bibliotheken, weshalb ich mich hier auf zwei Aspekte der Philosophie Nietzsches konzentrieren werde:

den „Mensch mit Ressentiment“, zusammengefasst hauptsächlich in Zur Genealogie der Moral und den „Übermenschen“ beschrieben hauptsächlich in Also sprach Zarathustra. Parallel zu den Erläuterungen von Nietzsches Gedanken ziehe ich dann Werke von Fjodor Dostoevskij heran, die eben diese Gedanken und Konzepte Nietzsches widerspiegeln. Dabei werde ich die Werke Записки из подполья [ Aufzeichnungen aus dem Kellerloch ] und Легенда о Великом Инквизиторе [ Die Legende vom Großinquisitor ] aus dem Roman Братья Карамазовы [ Die Brüder Karamasow ], sowie die Figur des раскольников [Raskol’nikov] in Преступление и наказание [ Verbrechen und Strafe ] heranziehen, da sich an ihnen die Parallelen im Schaffen der beiden Autoren am besten nachweisen lassen, und diese in der Fachliteratur am meisten behandelt wurden.

Es soll die Verbindung der beiden Autoren beleuchtet werden, sowie die Frage geklärt werden, welche Texte Nietzsche von Dostoevskij las. Herausgearbeitet werden soll, was Nietzsche an Dostoevskij so sehr faszinierte, und wie seine Werke ihn und sein Wirken beeinflusst haben könnten.

Abschließend werde ich darauf eingehen, welche Gemeinsamkeiten die beiden Autoren in ihren Werken verbindet, aber auch was sie unterscheidet, um abschließend die Frage zu stellen, ob nicht die Verbindung zwischen den beiden in der literaturwissenschaftlichen Forschung überbewertet ist. Ob nicht weniger eine „geistige Verbindung“ eine Rolle spielt, als mehr der vorherrschende Zeitgeist, oder etwa der Einfluss eines „geistigen Urvaters“ auf die beiden Autoren.

2. Der Mensch mit Ressentiment bei Nietzsche

Nietzsche greift den Begriff des Ressentiments bei Eugen Dühring auf. Der Begriff stammt also von dem Philosophen, den Nietzsche in seiner „Genealogie der Moral“ am stärksten bekämpft (Vgl. Stegmaier 1994:118). Zum Begriff schreibt Nietzsche:

Während der vornehme Mensch vor sich selbst mit Vertrauen und Offenheit lebt […], so ist der Mensch des Ressentiment weder aufrichtig, noch naiv, noch mit sich selber ehrlich und geradezu. Seine Seele schielt; sein Geist liebt Schlupfwinkel, Schleichwege und Hintertüren, alles Versteckte mutet ihn an als seine Welt, seine Sicherheit, sein Labsal3 ; er versteht sich auf das Schweigen, das Nicht-Vergessen, das Warten, das vorläufige Sich-verkleinern, Sich-demüthigen. (Nietzsche GdM:28)

Im Kontext der Herausbildung der christlichen Moralvorstellungen beobachtet Nietzsche also dieses „Verhalten des retroaktiven Umdeutens und Umwertens“ (Sasse 2009: 215).

Das reaktive Verhalten, das „Hintertürverhalten“ ist Kennzeichen des Menschen mit Ressentiment. Dieser Prototyp des reaktiven Charakters bastelt sich eine rückwirkend stattfindende Konstruktion von Vergangenheit für ein Ereignis in der Gegenwart. Wie bei der rhetorischen Figur der Metalepse wird eine Umbewertung des Gesagten erzeugt, ein Durchmischen von Vorgehend und Nachgehend. Für Nietzsche ist diese Reaktivität eine logische Folge, resultierend aus der christlichen Moral, insbesondere aus dem Konzept der Schuld (Vgl. Nietzsche GdM: 82).

2.1. Записки из подполья [Aufzeichnungen aus dem Kellerloch]

Der Roman gilt als einer der bekanntesten Dostoevskijs und wurde 1864 in der Эпоха [Epocha] erstveröffentlicht. Offizieller Herausgeber war sein Bruder Michail Dostoevskij (Михаи́л Михайлович Достоевский), da Fjodor Dostoevskij aufgrund seiner Vorstrafe nicht herausgeberisch tätig sein durfte.

Die Hauptfigur und Ich-Erzähler des Romans ist ein ehemaliger, namenloser Beamter, der allein in einer Kellerwohnung in Sankt Petersburg lebt. Im ersten Teil des Romans, dem essayistischen, finden wir eine Niederschrift seiner Gedanken zur Gesellschaft und zu sich selbst. Er bezeichnet sich dabei als bösartig und hässlich, aber hochgebildet. Gesellschaftskritisch analysiert er seine Umgebung.

Im zweiten Teil, dem erzählerischen, erzählt der Protagonist verschiedene Episoden aus seiner eigenen Vergangenheit, die sein Scheitern auf beruflicher und zwischenmenschlicher Ebene erklären sollen.

Ein besonderes Merkmal im Verhalten des Protagonisten ist seine Freude daran, sich rhetorische Schlupflöcher, bzw. Hintertüren (im Original лазейка) zu gestalten: „…der Genuß liegt also gerade in dem allzu grellen Bewußtsein der eigenen Erniedrigung; in dem Bewußtsein, daß man an der letzten Mauer angelangt ist; […] daß man keinen Ausweg hat […].“ (Dostojewskij AK:12) Er besitzt also eine gewisse Scharfsinnigkeit, die „geistige Wendigkeit, Finten, Findigkeit in Situationen, in denen es noch keine festgelegten Regeln oder Methoden gibt zu finden“ (Sasse 2013: 209).

2.2. Hintertüren

Die Übersetzung von лазейка mit dem deutschen Wort Hintertür (oder auch Schlupfloch) macht einen Zusammenhang mit Nietzsches Definition des Menschen mit Ressentiment offensichtlich. Nietzsche liest eine abgewandelte Form des Textes auf Französisch (l`esprit souterrain 4 ) und bezeichnet ihn als „ Geniestreich der Psychologie “ (Nietzsche kG. BVN-1887, 804) in einem Brief an Franz Overbeck vom 23. Februar 1887.

Das Wort „Ressentiment“ stammt vermutlich aus der übersetzten Version, die Nietzsche las. Er baute es in der Folge zu dem philosophischen Konzept aus (Vgl. Nietzsche kG, BVN-1887, 804).

Die Forschung geht heute davon aus, dass „Nietzsches Beschreibung des Ressentimens im Wesentlichen auf Dostoevskij zurückgeht“ (Pfeuffer 2016: 326). Anders, als bei vielen weiteren vermuteten Einflüssen von Dostoevskij, ist dieser durch Nietzsches Briefe eindeutig dokumentiert.

Dostoevskijs Protagonist wendet auf rhetorisch geschickte Weise das reaktive Verhalten an. Die Unzufriedenheit im Beruf und seine gescheiterten zwischenmenschlichen Beziehungen führen zu „lebens- und menschenfeindlichen Reaktionen“ (Frenzel 1999: 531) und zum Verlust jeder menschlichen Bindung (Vgl. Ebd.). Er inkarniert den Existenzialismus5, konträr und fast hämisch gegenüber dem Determinismus (vgl. Sasse 2013: 211), womit Dostoevskij den herrschenden Zeitgeist aufgreift. Als das Werk 1864 erscheint, ist in Mitteleuropa die industrielle Revolution in vollem Gange. Dostoevskij versucht in dem Roman, die sich vergrößernde Spannung zwischen wachsendem Kapitalismus und einhergehendem Materialismus und dem Pauperismus, der Armut und den Abgründen der menschlichen Seele, darzustellen.

3. Der Übermensch bei Nietzsche

Nietzsche greift die Idee des homme supérieur bei Helvétius auf. In diversen Schriften verwendet er den Begriff des Übermenschen, konkretisiert ihn aber erstmals in seinem Werk Also sprach Zarathustra (1883-85):

Ich lehre euch den Übermenschen. [...] Was ist der Affe für den Menschen? Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham. Und ebendas soll der Mensch für den Übermenschen sein: ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham. Ihr habt den Weg vom Wurme zum Menschen gemacht, und Vieles ist in euch noch Wurm. Einst wart ihr Affen, und auch jetzt noch ist der Mensch mehr Affe, als irgend ein Affe. ( Nietzsche AsZ: 9.)

Nietzsche versteht in dem Begriff aber keine Entwicklung der gesamten Menschheit zum Übermenschen, etwa im darwinistischen Sinne, sondern einzelne „Emporkömmlinge“. So schreibt er in Ecce Homo:

Das Wort "Übermensch" zur Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgeratenheit, ein Gegensatz zu "modernen" Menschen, zu "guten" Menschen, zu Christen und andren […] als "idealistischer" Typus einer höheren Art Mensch, halb "Heiliger", halb "Genie" […]. (Nietzsche kG, Ecce Homo. Warum ich so gute Bücher schreibe. §1.)

Nietzsches Vorstellung vom Übermenschen steht im Kontrast zum „gewöhnlichen Menschen“. Einzelne stechen aus der Masse hervor und wirken durch ihr Schaffen nachhaltig auf die Gesellschaft ein. Die Grundlage dafür bietet der Atheismus. Der Tod Gottes bietet eine Chance für den Übermensch: „Gott starb: nun wollen wir, daß der Übermensch lebe.“ (Nietzsche AsZ: 283)

Nietzsche nennt dabei einen Namen bereits besonders früh (1887): „Napoleon, diese Synthesis von Unmensch und Übermensch…“ Weitere Beispiele seien Julius Cäsar und Cesare Borgia (Nietzsche GdM: 43).

3.1. Легенда о Великом Инквизиторе [Die Legende vom Großinquisitor]

Die Legende vom Großinquisitor bildet das fünfte Kapitel in Братья Карамазовы [ Die Brüder Karamasow ], dem letzten Roman Dostoevskijs. Er entstand in den Jahren 1878-1880. Den Inhalt bildet eine Parabel, die Iwan Karamasow seinem jüngeren Bruder Aljoscha erzählt. Aufgrund des enormen Einflusses auf zahlreiche Denker6 des 19. und 20. Jahrhunderts wird die Parabel auch unabhängig vom Gesamtwerk rezipiert.

Die Parabel spielt im Sevilla des 16. Jahrhunderts. Zur Hochzeit der Inquisition erscheint Jesus in der Stadt und vollbringt Wunder7. Der greise Großinquisitor lässt Jesus verhaften und konfrontiert ihn im Verließ mit den Worten: „Warum bist du gekommen, uns zu stören?“ (Dostojewski LvG: 15). Darauf folgt ein Monolog des Inquisitors, indem er seinem Gefangenen vorwirft, er habe kein Recht die bestehende Ordnung zu stören. Jesus habe den Menschen eine Freiheit gegeben, mit der sie nicht umgehen könnten:

Sie werden schließlich selbst begreifen, dass Freiheit und reichlich Brot für alle zusammen nicht denkbar ist, denn niemals, niemals werden sie imstande sein, untereinander zu teilen! Sie werden auch zu der Überzeugung gelangen, dass sie niemals frei sein können, weil sie schwach, lasterhaft, bedeutungslos und rebellisch sind. (Dostojewski LvG: 29)

Insbesondere Reden des Großinquisitors8 und Iwan Karamasows weisen auf die Idee des Übermenschen hin, mit deutlichen Parallelen zu Schriften Nietzsches.

„Als Zarathustra den Übermenschen zu verkünden begann, beschwor er die Menschen:

‚[…] bleibt der Erde treu und glaubt denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden! Giftmischer sind es, ob sie es wissen oder nicht.‘ […] ( Nietzsche AsZ: 9) ‚Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben.‘ (Ebd.: 14)

Ganz im gleichen Sinne ist auch dem Großinquisitor die Verheißung himmlischen Lebens eine pia fraus9, um den erbämlichen Massenmenschen das Sterben zu erleichtern (Wissemann 1962: 65):

Still werden sie sterben, still in deinem Namen erlöschen und jenseits des Grabes nur den Tod finden. Das jedoch werden wir geheimhalten und die Menschen durch die Verheißung einer ewigen, himmlischen Belohnung zu ihrem eigenen Glück locken. (Dostojewski LvG: 57)

Auffällig ist aber auch, was dem Übermenschen gegenübergestellt wird. Nietzsche schildert dies an dem „letzten Menschen“, als Gegenentwurf zum Übermenschen. Zarathustra umschreibt ihn als dekadent und faul (Vgl. Nietzsche AsZ: 14). Dem gegenüber steht das Bild des Großinquisitors, er ist der Überzeugung, dass die gewöhnlichen Menschen ihre Freiheit freiwillig seiner Kirche vor die Füße gelegt haben. (Dostojewski LvG: 21). Jedoch ist Nietzsches Bild vom „letzten Menschen“ das negative Gegenbild vom positiven Übermenschen (Wissemann 1962: 66).

Thomas Mann nennt die Übereinstimmung der Übermenschen-Idee eine „geistliche Koinzidenz“, (Mann 1947: 522) es gibt keinen Hinweis darauf, dass Nietzsche das gesamte Werk Die Brüder Karamasow gelesen hat. Heinz Wissemann erwiedert zur „geistlichen Koinzidenz“: „[…] hat […] ihre Grenzen. Nietzsche erliegt der Faszination seiner Idee des Übermenschen, Dostoevskij nicht. Nietzsche verkündet den Übermenschen, Dostoevskij entlarvt ihn.“ (Wissemann 1962: 68 )

3.2. Haltung zum Christentum

Die antichristliche Haltung ist sowohl in Nietzsches „Zarathustra“ als auch in Dostoevskij „Iwan Karamasow“ deutlich zu erkennen. Der Großinquisitor setzt seine eigene Person konträr zu den „normalen“ Menschen. Sein Verständnis vom Verhältnis zwischen Kirche und Mensch dient als Rechtfertigung, warum er Macht innehat. Er sieht sich als gesellschaftlich höher stehend, die Tücken der christlichen Lehre durchschauend. Sein Verständnis vom Übermenschen geht aus dem Christentum hervor. Sein ursprünglich christliches Übermenschentum (verkörpert durch Jesus Christus) wird zu einem „antichristlichen Übermenschentum“ (Wissemann 1962: 75). Für Nietzsche jedoch ist die Abkehr vom Christentum („Gott ist tot“) die Grundlage für die Existenz des Übermenschen.

Die Haltung zum Christentum ist nicht nur ein großer Unterschied im Wesen von Nietzsche und Dostoevskij, sondern auch Untersuchungsgegenstand von Nietzsche. Dostoevskij verarbeitet das ihm bekannte „urchristliche Milieu“ (Cinkl 2012: 74.), er selbst ist bekennender orthodoxer Christ. Nietzsches Schaffen hingegen besteht zu einem Großteil darin, die Lehren und Psychologie der Kirche zu analysieren, und zu hinterfragen. Nietzsche war mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit kein Atheist (Vgl. Schütte 1965: 76), im Vergleich zu Dostoevskij aber mindestens bekennender Kritiker. Das macht die beiden aber weniger zu literarischen Weggefährten, sondern eher zu Gegenspielern, es offenbart sich eine „eigenartige Struktur einer Hass-Liebe“ (Cinkl 2012: 74) oder wie Ernst Benz es beschreibt: „Nietzsche liebt und hasst Dostoevskij als seinen Antitypus, als Enthüller des Gegentypus seines eigenen Menschenbildes.“ (Benz 1956: 96)

3.3. Раскольников [Raskol’nikov]

Raskol’nikov ist der Protagonist in Dostoevskijs Преступление и наказание [Verbrechen und Strafe]10. Der Roman erschien 1866 und gehört zu seinen bekanntesten Werken. Protagonist ist der verarmte Jurastudent Rodion Raskol’nikov. Er lebt in Sankt Petersburg und entwickelt eine Philosophie von „gewöhnlichen“ und „außergewöhnlichen“ Menschen, in der die außergewöhnlichen eine herrschende Rolle spielen, befreit von den Regeln und Gesetzen der gewöhnlichen Menschen. Raskol’nikov plant den Mord an einer Pfandleiherin, erschlägt sie mit einem Beil und wird bei der Suche nach Wertgegenständen von der Stiefschwester der Ermordeten überrascht. Er erschlägt sie ebenfalls und rechtfertig seine Tat vor dem Hintergrund seiner Ideen gegenüber sich selbst (Vgl. Dostojewskij VuS: 106-110).

In einer abgewandelten Form lässt sich die Idee des Übermenschen auch in der Philosophie der Figur des Raskol’nikov erkennen. In einem Verhör nach seinen Morden gibt er den Inhalt eines von ihm verfassten Zeitungsartikels wieder:

[dass] alle Menschen eingeteilt werden in „gewöhnliche“ und außergewöhnliche“. Die „Gewöhnlichen“ haben zu gehorchen und keinerlei Recht, das Gesetz zu übertreten, denn sie sind, wie gesagt, „gewöhnlich“. Und die „Außergewöhnlichen“ haben das Recht, jedes Verbrechen zu begehen und das Gesetz auf jede Weise zu übertreten, eben deshalb, weil sie „außergewöhnlich“ sind. (Dostojewskij VuS: 349)

Raskol’nikov erklärt seine Philosophie, nach der es einer bestimmten Gruppe von Menschen erlaubt ist, das Gesetz ohne Konsequenzen zu brechen. Er vertieft zum Verbrechen:

[…]Gesetzgeber und Menschheitsführer, angefangen von den ältesten, und später die Lykurge, Solone, Mohammeds, Napoleons und wie sie alle heißen, daß alle ausnahmslos Verbrecher waren, schon dadurch, daß sie ein neues Gesetz stifteten, schon durch diese Tat sich über Althergebrachtes, als heilig Verehrtes und von den Vätern Überkommenes hinwegsetzten und selbstverständlich auch vor Blutvergießen nicht zurückschreckten, wenn nur dieses Blut (manchmal völlig unschuldiges oder ruhmvoll für das alte Gesetz vergossene) ihnen zustatten kam. […] ich folgere daraus, daß alle, nicht nur die großen sondern auch die einigermaßen überdurchschnittlichen Menschen, […] in ihrer Natur nach unbedingt Verbrecher sein müssen […]. (Dostojewskij VuS: 350-351)

Um neues zu erschaffen, ist das Verbrechen also notwendig. Für Dostoevskijs Protagonist ist das Verbrechen unvermeidbar. Als Vorbild dient ihm der Mythos und die Legende um Napoleon Bonaparte (Vgl. Rosenshield 2020: 80). Seinen „Hauptgedanken“ (Dostojewskij VuS: 351) zur Einteilung der Menschen formuliert Raskol’nikov wie folgt:

[…] daß die Menschen einem Naturgesetz zufolge im großen und ganzen in zwei Kategorien einzuteilen sind: In eine niedere (die gewöhnlichen), das Material sozusagen, das einzig und allein der Erhaltung der Art zu dienen hat, und in die eigentlichen Menschen, das heißt, jene, die die Gabe oder das Talent haben, ihrer Mitwelt ein neues Wort zu sagen. […] Zur ersten Kategorie, das heißt zum Material, gehören im allgemeinen Menschen, die ihrer Natur nach konservativ sind, gesittet, die im Gehorchen leben und gern gehorchen. […] Die zweite Kategorie, alle und jeder, übertritt das Gesetz, sie sind Zerstörer, […]. Die Verbrechen dieser Menschen sind selbstverständlich relativ und verschiedenartig; meistenteils fordern sie in den unterschiedlichsten Äußerungen die Zerstörung des Bestehenden im Namen eines Besseren. Wenn jemand um seiner Idee willen sogar eine Leiche in Kauf, sogar Blutvergießen auf sich nehmen muß, so sollte er. Meiner Meinung nach, in seinem Herzen, im Einklang mit seinem Gewissen, sich erlauben dürfen, Blut zu vergießen […]. (Ebd.: 351-352)

Raskol’nikovs Philosophie enthält wesentliche Elemente von einer Vorstellung der Existenz vom Übermenschen. Seine zusammengebastelte Philosophie wird ihm jedoch zum Verhängnis. Raskol’nikov plagen Gewissensbisse, er stellt sich und wird bestraft. Somit besteht der einzige Fehler in seiner Philosophie (aus seiner Sicht) darin, zu glauben er gehöre zu den „außergewöhnlichen“ Menschen. Er selbst wird schließlich für sein Verbrechen bestraft, genauso wie in seiner Philosophie alle „gewöhnlichen“ Menschen.

Die Figur der Sonja legt die Schwächen seiner Philosophie offen (Vgl. Frenzel 1999: 448):

„Ich habe doch nur eine Laus umgebracht, Sonja, eine unnütze, widerwärtige, bösartige Laus.“

„Ein Mensch soll eine Laus sein!?“ (Dostojewski VuS: 563)

Die Prostituierte Sonja verkörpert die selbstlose Kurtisane, ihre Figur steht stellvertretend für eine Aufwertung der Unterprivilegierten und der Rückführung ihres Schicksals auf gesellschaftliche Gegebenheiten (Vgl. Frenzel 1999: 448). Sie begleitet Raskol’nikov ins Straflager.

4. Nietzsche versus Dostoevskij?

An der Figur des Raskol’nikov lassen sich neben Nietzsche Ideen des „Übermenschen“ auch seine Konzepte zum „Verbrechertypus“ und zum „Willen zur Macht“ verorten. Nietzsche schafft es jedoch nichtmehr die beiden letzteren in klarer Definition zu Papier zu bringen.

Vermutlich hat Nietzsche Verbrechen und Strafe nie gelesen, oder kannte lediglich Passagen daraus. Seine Analyse des Verbrechertypus bezieht sich hauptsächlich auf Dostoevskijs Aufzeichnungen aus einem Totenhaus [Записки из Мёртвого дома]. An der Figur des Raskol’nikov offenbart sich Dostoevskijs Umgang mit dem homme supérieur. In der Legende vom Großinquisitor wird er entlarvt, in Verbrechen und Strafe scheitert er. Für Nietzsche existiert der Übermensch, für Dostoevskij ist er eine Farce. „Mit Raskol’nikov stirbt der Übermensch, der aus theologischer Perspektive verstandene moderne Sündenfall der Selbstüberhebung des Menschen, bereits im Kindesalter.“ (Cinkl 2012: 76)

Offensichtlich entfernt sich Nietzsche von Dostoevskij nicht nur in der Haltung zum Christentum, sondern auch zum Übermenschen. Die bereits erwähnte Hass-Liebe ist selbstredend einseitig. Dostoevskij ist zu Beginn einer Rezeption der Werke Nietzsches in Russland bereits verstorben, als Nietzsche in seinen Briefen Dostoevskij das erste Mal erwähnt11, ist dieser bereits seit über sechs Jahren tot.

Wie bereits in Kapitel 2.2 erwähnt war l´esprit souterrain das erste Werk, das Nietzsche von Dostoevskij las. Neben Записки из подполья [ Aufzeichnungen aus dem Kellerloch ] las er auch Записки из Мёртвого дома [Aufzeichnungen aus einem Totenhaus] von 1861/62, Униженные и оскорблённые [Erniedrigte und Beleidigte] von 1861, diverse Erzählungen und vermutlich auch Бесы [Die Dämonen] von 1873. Er las alle diese Ausgaben auf Französisch und auf Deutsch lediglich die Erzählungen Хозяйка [Die Wirtin], Мальчик у Христа на ёлке [ Christbaum und Hochzeit], Белые ночи [Helle Nächte] und Честный вор [Der ehrliche Dieb].12

Als Nietzsche Dostoevskij 1887 entdeckt ist seine Philosophie im Wesentlichen bereits reif und abgeschlossen. Von einem entscheidenden Einfluss auf seine Weltanschauung und seine Werke kann also keine Rede sein. (Vgl. Morillas 2016: 293) Viel näher liegt dagegen, dass Nitzsche bei der Entdeckung Dostoevskijs eine Art geistigen Verbündeten erkannte. Daniel Cinkl stellte Frage der „geistige[n] Brüderschaft“. (Cinkl 2012: 68)

In einem Brief an Franz Overbeck im Februar 1887 schreibt Nietzsche zur Entdeckung von l`esprit souterrain: „ […] ganz so zufällig ist es mir im 21ten Lebensjahre mit Schopenhauer und im 35ten mit Stendhal13 gegangen!) Der Instinkt der Verwandtschaft (oder wie soll ich’s nennen?) sprach sofort […]“ (Nietzsche kG BVN-1887,804). Dieser „ Instinkt der Verwandtschaft “ wie Nietzsche es selbst nennt, lässt sich auf verschiedenen Ebenen feststellen. Nietzsche findet in Dostoevskij eine Art Verbündeten, zunächst in „seinem Bemühen um die Aufarbeitung der antiken Psychologen und ihrer Epigonen (Vgl. Cinkl, 2012:75), weiterhin in der „Darstellung des Bösen, des Verbrechers bei Dostoevskij, in denen Nietzsche Prototypen seiner Konzepte des Willens zur Macht und des Übermenschen erkennt“ (Ebd.). Diese Form der Wahlverwandtschaft seitens Nietzsche erhält jedoch eine enge Bindung an seine Analyse des Christentums, Dostoevskijs „Nachbildungen des christlichen Typus“ (Ebd.) ermöglichen es, das Christentum als „psychologisches Problem aufzufassen und in seiner Geschichte zu begreifen.“ (Ebd.)

Diese enge Bindung erklärt auch, weshalb die Faszination für Dostoevskij und seine Werke nachlässt. Nietzsche widmet sich in seinen Spätwerken dem europäischen Nihilismus, Dostoevskij war hierfür für ihn nicht mehr relevant, obwohl sich bei Dostoevskij dazu einiges rezipieren lässt. In seinem kontroversen Werk Ecce Homo wird Dostoevsij von Nietzsche selbst nicht als Einfluss aufgeführt. Ebenso findet sich in seiner privaten Bibliothek in Weimar kein einziges Werk Dostoevskijs. (Vgl. Gesemann 1961: 155)

Naheliegend wäre also eine gewisse Distanz, wenn man das Verhältnis der beiden beschreiben möge. Daniel Cinkl rückt von der „geistige[n] Brüderschaft“ ab zu einer „geistigen Nachbarschaft“. (Cinkl 2012: 76)

Schwierig gestaltet sich aber die Deutung der Dostevskij Rezeption bei Nietzsche insbesondere vor dem Hintergrund seiner Geisteskrankheit in seinen Spätwerken (Vgl. Mann 1948: Kapitel Genealisierung durch Krankheit). Auf jeden Fall teilen Nietzsche und Dostoevskij somit auch eine Form der geistigen Umnachtung mit fortschreitendem Alter.

4.1. Wer beeinflusste Dostoevskij?

Nahm Dostoevskij also Nietzsches Philosophie vorweg? Keineswegs, betrachten wir die Gemeinsamkeiten der beiden, also Konzepte wie die Verarbeitung des urchristlichen Milieus, den Übermenschen oder auch den Verbrechertypus fällt auf, das sie alle auf einem gemeinsamen Grundbaustein fußen: der Kritik an der Aufklärung. Hier sind insbesondere zwei Strömungen zu beachten: der Materialismus und der Idealismus. Während der Materialismus die Materie gegenüber dem Geist bzw. der Idee als das Primäre und Bestimmende behauptet (Vgl. Rüddenklau 2008: 1) also die Vorstellung vertritt, dass Gedanken und Gefühle auf Materie zurückgeführt werden, räumt der Idealismus der geistigen Seinsart, dem Denken oder der Idee den Vorrang ein (Vgl. Grün 2008: 1).

Alle diese Ideen, Strömungen und Konzepte waren in intellektuellen Kreisen viel diskutiert, (Vgl. Grün 2008: 1) eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen entsprach dem Zeitgeist. In der Ausführung ihrer Gedanken nahmen beide Autoren somit unweigerlich gesellschaftliche und literarische Strömungen auf. So schrieb zum Beispiel Thomas Mann über Nietzsche: „Als sensibelstes Ausdrucks- und Registrierinstrument hat er mit seinem Macht-Philosophem den heraufsteigenden Imperialismus vorempfunden und die fascistische Epoche des Abendlandes […] als zitternde Nadel angekündigt“ (Vgl. Mann 1948: Kapitel Nietzsche und der Faschismus). Wolfgang Gesemann interpretiert Dostoevskijs Roman Дядюшкин сон [ Onkelchens Traum ] zum Beispiel als Versuch Dostoevskijs, mit dem Idealismus schillerscher Prägung abzurechnen (Vgl. Gesemann 1961: 148).

Wenn also die geistige Grundlage der Verbindung zwischen Dostoevskij und Nietzsche die Kritik an der Aufklärung, die Spannung zwischen Materialismus und Idealismus sei, gibt es dann einen geistigen Urvater, einen Wegbereiter der beiden? Die Einflüsse Nietzsches wurden umfangreich dargestellt, doch welche Autoren prägten Dostoevskij?

Dostoevskij nennt Friedrich Schiller als eine der wichtigsten Inspirationen seines Schaffens:

Als ich 10 Jahre alt war, habe ich in Moskau eine Aufführung der Räuber von Schiller mit Motschalow gesehen, und ich kann Ihnen versichern, es war der allerstärkste Eindruck, den ich damals mit nach Hause nahm, der auf meine weitere geistige Entwicklung sehr fruchtbar einwirkte. 14

An seinen Bruder Michail schrieb er 1840:

„Ich habe ihn [Schiller] auswendig gelernt, habe in seiner Sprache gesprochen und in seinen Bildern geträumt. […]

Der Name Schiller ist mir ein liebes vertrautes Zauberwort, das in mir zahllose Erinnerungen und Träume weckt. […]

Schon wenn ich den Namen Schiller höre, tut mir das Herz weh.“15

Dostoevskij übersetzte außerdem Schillers Die Räuber ins Russische und beschäftigte sich intensiv mit Schillers Disseration Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen von 1780 (Vgl. Gerigk 2016: 2).

Friedrich Schiller, eine der Galionsfiguren des Sturm und Drang, verkörpert nicht nur Aspekte der Vorstellungen Nietzsches und Dostoevskijs (man Vergleiche etwa die Idee des „Originalgenies“ mit der des „Übermenschen“), er beeinflusste Dostoevskijs Werke wesentlich. Etwa die Analyse des Verbrechertypus in Dostoevskijs Записки из Мёртвого дома und Schillers Der Verbrecher aus verlorener Ehre, die Parallelen von Schillers Gebrüder Moor in Die Räuber zu Dostoevskijs Die Brüder Karamasow, im Sinne der Verkörperung von philosophischen Strömungen durch die einzelnen Brüder und des Konflikts zwischen Verstand und Gefühl als Motiv der Werke. Auch die Theorie des Verbrechens von Raskol’nikov mit ihrer Aufteilung der Menschen in „gewöhnlich“ und „außergewöhnlich“ „modifiziert den schillerschen Antagonismus“ (Schulz 1992: 177) seiner Ausarbeitungen zum Verhältnis von „Idealisten“ und „Realisten“ (Schulz 1992: 177-182).

Schillers Schaffen fußt maßgeblich auf der Kritik an der Aufklärung und artikuliert sich im Sturm und Drang. Nietzsche versucht die Gedanken der Aufklärung auszubauen, Dostoevskij steht ihnen pessimistisch gegenüber. Sein Raskol’nikov sagt in Verbrechen und Strafe:

[…] daß man, wenn man abwarten will, bis alle klug werden, viel zu lange warten muß … Und dann habe ich begriffen, daß es überhaupt niemals dahin kommen wird, daß der Mensch sich nicht ändert, und daß es niemand gibt, der ihn ändern kann, und daß es verlorene Mühe ist, einen solchen Versuch zu unternehmen! Ja, so ist es! Ja, das ist ein Gesetz, […]. […] daß jeder, der an Geist und Verstand stark und mächtig ist, die Herrschaft über die Menschen hat! Wer wagt, der hat in ihren Augen auch das Recht. Wer sich über die höchste Schranke hinwegsetzt, der ist für sie der Gesetzgeber, und wer das meiste wagt, der hat das größte Recht! So war es, und so bleibt es“ Man muss blind sein, um das nicht zu sehen! (Dostojewskij VuS: 564-565)

Der „bleiche Verbrecher“, der dem Bild seiner Tat nicht standhält (Vgl. Gerigk 2016:5), zweifelt an Kants Grundsatz „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Kant 2008: 25). Raskol’nikov glaubt nicht, dass die Menschen aus dieser Unmündigkeit heraustreten.

Neben Friedrich Schiller beeinflusste aber auch E.T.A. Hoffmann Dostoevskijs Werke wesentlich. Das lässt sich vorallem an Dostoevskijs Umgang mit Motiven der dunklen Phantastik feststellen (Vgl. Riskin 2019: Erschütterung der Welt, wie man sie kennt). Dostoevskijs Двойник [ Der Doppelgänger ] weißt durch die „Nutzung der Motive des Doppelgängers, der Persönlichkeitsspaltung und des Wahnsinns deutliche Parallelen zu Hoffmanns Die Elixiere des Teufels, Lebens-Ansichten des Katers Murr und Der Sandmann auf“ (Riskin 2019: Der Doppelgänger). Darüber hinaus weisen mit Elementen der „Hypnotisierung, zwielichtiger dunkler Magie, […] und Doppelgängern“ (Ebd.: Dostojewskis Arbeitsweise) Dostoevskijs Werke Хозяйка [ Die Wirtin] und Неточка Незванова [ Njetotschka Neswanowa ] eindeutige Parallen auf. (Vgl. Ebd.)

5. Fazit

Wenn Hoffmann und insbesondere Schiller also Einfluss und geistige Grundlage für Dostoevskij waren, und Dostoevskij eben jenes für Nietzsche, fungiert Schiller hier als geistiger Wegbereiter für beide. Dostoevskijs Werke sind, wie aufgezählt, maßgeblich von Schiller beeinflusst, auch wenn Dostoevskij einigen Konzepten Schillers konträr gegenüber steht (Vgl. Schulz 1992: 177). Friedrich Nietzsche jedoch hat ein ambivalentes Verhältnis zu Schiller, wird er in Frühwerken als Inspiration genannt, überschatten abwertende Bezeichnungen die späte Schiller Rezeption. Bezeichnungen wie „Moraltrompeter von Säckingen“ oder „Theatermaestro“ (Nietzsche kG-Ecce homo: Der Fall Wagner, § 1. 02/01/1889.) sprechen für sich (Vgl. Steinbach 2009). Vielleicht aber muss man die Tatsache betonen, dass Nietzsche sich überhaupt in seinen Spätwerken Schiller widmet. Ins rhetorische Fadenkreuz des geistig Umnachteten Nietzsches zu geraten gleicht doch einem Ritterschlag, schließlich werden hier nur die „Großen“ klein geredet. Von Martin Luther über Immanuel Kant bis hin zu Johann Wolfgang von Goethe und selbst der ursprünglich von Nietzsche vergötterte und persönlich bekannte Richard Wagner kommen in seinen Spätwerken nicht gut weg (Vgl. Steinbach 2009). Möglicherweise sind, um die Verbindung zwischen Nietzsche und Dostoevskij zu analysieren, weniger ihre Werke, sondern eher die anhaltende Faszination an ihren Persönlichkeiten entscheidend.

6. Literaturverzeichnis

a.) Primärliteratur:

Dostojewski, Fjodor M. (2011): „Die Legende vom Großinquisitor. Легенда о Великом Инквизиторе“. Aufl. 1. Bremen: Europäischer Literaturverlag. Zweisprachige Ausgabe. Übersetzung von J. Deutschländer. (Im Text als Dostojewski LvG)

Dostojewskij, Fjodor M. (2019): „Verbrechen und Strafe“. Aufl. 18. Frankfurt am Main: Fischer. Übersetzung von Swetlana Geier. (Im Text als Dostojewskij VuS)

Dostojewskij, Fjodor M. (2020): „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“. Aufl. 7. Frankfurt am Main: Fischer. Übersetzung von Swetlana Geier. (Im Text als Dostojewskij AK)

Kant, Immanuel (2008): „Zum ewigen Frieden und andere Schriften“. Aufl. 2. Frankfurt am Main: Fischer, Seite 25.

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Nietzsche, Friedrich Wilhelm (1988): „Zur Genealogie der Moral. Eine Streitschrift“. Stuttgart: Reclam. (Im Text als Nietzsche GdM)

Nietzsche, Friedrich Wilhelm (2020): „Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen“. Aufl. 9. Hamburg: Nikol. (Im Text als Nietzsche AsZ)

b.) Sekundärliteratur:

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Schütte, Heinz (1965): „Der Atheismus Friedrich Nietzsches als indirekte Frage nach der paternalen Funktion der Kirche“ In: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften, Bd. 6, Münster: Aschendorff. Seite 76.

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Vaj, Daniela (2010): "Stendhal", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).Übersetzt aus dem Italienischen. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/041439/2010-02-15/, letzter Zugriff 13.03.2021.

Wissemann, Heinz (1962): „Die Idee des Übermenschen in Dostojevskijs Legende vom Großinquisitor“. In: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft. Bd. 31. Gießen. S. 61-75.

[...]


1 Wortlaut: „Ihrer verehrten Freundin“.

2 Im Text ist die Schreibweise „Dostoevskij“ resultierend aus der wissenschaftlichen Transliteration. Andere Schreibweisen sind zurückzuführen auf Zitate.

3 Etwas, was jemanden erfrischt

4 Es ist der erste Text, den Nietzsche von Dostoevskij liest. Die Erzählung unter dem Titel „Lisa“ wurde vom französischen Übersetzer stark verändert und verkürzt (Vgl. Sasse 2013: 216).

5 Menschliche Existenz im Mittelpunkt. „[…] dass die Existenz der Essenz vorausgeht? Es bedeutet, dass der Mensch zuerst existiert, sich begegnet, in der Welt auftaucht und sich danach definiert.“ (Satre 1989: 11)

6 Neben Friedrich Nietzsche rezipierten unter anderem auch Albert Einstein, Max Weber, Albert Camus, Martin Heidegger und Peter Sloterdijk im deutschsprachigen Raum das Werk.

7 Heilung eines Blinden und Erweckung eines toten Kindes. (Vgl. Dostojewski LvG: 11)

8 Da Iwan Karamasow die Geschichte erzählt (im Sinne einer Intertextualität), ist natürlich alles was der Großinquisitor sagt, wörtliche Rede von Iwan Karamasow.

9 Pia fraus (lat., frommer Betrug), Betrug in vermeintlich guter Absicht, bes. Täuschung für religiöse Zwecke. (Pierer 1861: 114)

10 Verbrechen und Strafe nach der Übersetzung von Swetlana Geier. „Der russische Titel des Romans […] ist zentriert im Strafgesetz. Auf Deutsch: „Verbrechen und Strafe“. Die im Deutschen am meisten verbreitete Titelform: „Schuld und Sühne“ ist zentriert im Gewissen Raskolnikows. Beide Titel: „Verbrechen und Strafe“ wie auch „Schuld und Sühne“ haben ihre sachliche Berechtigung (Gerigk 2016: 6).

11 „Habe ich Dir von H. Taine geschrieben? Und daß er mich „infiniment suggestif“ findet? Und von Dostoiewsky?“ (kG BVN-1887, 798. Brief an Franz Overbeck vom 12. Februar 1887).

12 Schlussfolgerungen aus dem Briefwechsel mit Nietzsches Freund, dem Theologen Franz Overbeck.

13 Gemeint ist der französische Schriftsteller Marie-Henri Beyle (1783-1842), der unter dem Pseudonym „Stendhal“ veröffentlichte (Vgl. Vaj 2010: Stendhal).

14 Dostojewski; Gesammelte Briefe 1833 - 1881 Piper auf: https://www.dostojewski.eu/schiller-dostojewski.html, zuletzt abgerufen am 11.03.2021

15 Ebd.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Dostoevskij Rezeption bei Friedrich Nietzsche. Wird Dostoevskijs Einfluss überbewertet?
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1012720
ISBN (eBook)
9783346409218
ISBN (Buch)
9783346409225
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dostoevskij Nietzsche Rezeption
Arbeit zitieren
Marius Szöbb (Autor:in), 2021, Dostoevskij Rezeption bei Friedrich Nietzsche. Wird Dostoevskijs Einfluss überbewertet?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1012720

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