Es gibt wohl niemand anderen gegeben, der mehr zu unserem heutigen Wissen beigetragen hat, wie Kinder denken, wie sie schlussfolgern und Probleme lösen, als Jean Piaget (1896-1980). Er war ein herausragender Kopf, der zu Lebzeiten schon durch eine enorme Wissensbreite bestochen hat (was sehr schön durch seinen flexiblen Einsatz an Lehrstühlen und Forschungsprojekten hervorgeht). So war er nach seinem Doktor in Biologie auch in den Bereichen der Geschichte, Soziologie und der Psychologie tätig mit der Professur jeweiliger Fachgebiete. Er hat maßgeblich die Sichtweise der heutigen Psychologie geprägt. Heutzutage kommt man um den Namen PIAGET in der Psychologie nicht mehr herum, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
1. Inhaltsverzeichnis
2. EINLEITUNG
2.1. BIOGRAPHISCHE SKIZZE
2.2. KOMPONENTEN DER PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG
2.3. GRUNDGEDANKEN DER ENTWICKLUNGSPSYCHOLOGIE
3. HAUPTTEIL:
3.1. WAS VERÄNDERT SICH IN DER ENTWICKLUNG?
3.2. IN WELCHER WEISE WIRD DER BEGRIFF DER STRUKTUR VON PIAGET GEBRAUCHT?
3.3. IST DIE VERÄNDERUNG DER STRUKTUREN GERICHTET?
3.3.1. Piagets Gleichgewichtsbegriff
3.3.2. Die Begriffe: Assimilation, Akkommodation und Äquilibration
3.3.3. Handlungsfeld, Mobilität, Permanenz und Stabilität
3.4. WODURCH WIRD DIE VERÄNDERUNG DER STRUKTUREN AUSGELÖST?
3.4.1. Piagets Kritik der Reifungstheorien
3.4.2. Piagets Kritik empirischer Lerntheorien
3.4.3. Die Kritik Piagets an der S-R-Theorie
3.4.4. Zusammenfassend: Piaget versus Thorndike
3.4.5. Piagets Kritik des Sensualismus.
4. SCHLUSS
4.1. ABSCHLUSSGEDANKEN
4.2. AUSBLICK
5. LITERATURVERZEICHNIS:
2. Einleitung
2.1. Biographische Skizze
Jean Piaget wurde 1896 in Neuchatel in der romanischen Schweiz geboren und starb 1980 im nur hundert Kilometer entfernten Genf. Bereits früh zeigte er ein ausgeprägtes Interesse für Biologie, das er schon bald mit der vom Vater übernommenen wissenschaftlichen Gründlichkeit betrieb. Das führte dazu, dass er sich bereits als Gymnasiast durch Aufsätze über Weichtiere bei Spezialisten einen Namen machte. Sein Biologiestudium und die Promotion 1918 zum Doktor der Biologie erwarb er in Neuchatel. Danach führten ihn Forschungsaufenthalte nach Zürich, wo er bei dem Freud-Schüler C. G. Jung hörte, zu Claparède nach Genf und zu Binet, dem Entwickler des ersten IQ-Tests, nach Paris. Dort bereits fand er zu seiner empirischen psychologischen Untersuchungsmethode, als er Studien zum Urteilsvermögen Pariser Kinder durchführte.
Im Jahr 1925 übernahm er eine Dozentur in Neuchatel, bereits 1929 wurde er zum Professor für Geschichte des naturwissenschaftlichen Denkens nach Genf berufen. Wenn sich schon an dieser Tatsache die ungeheure Breite seines Wissens ermessen lässt, so zeigt sie sich erneut darin, dass der Biologe Piaget im Jahre 1939 die Professur für Soziologie in Genf übernimmt, bevor er nach dem überraschenden Tod Claparèdes im Jahr 1940 dessen Professur für experimentelle Psychologie in Genf annimmt, wo er bis zum Ende seines Lebens wirkte.
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2.2. Komponenten der Persönlichkeitsentwicklung
Die kognitive Persönlichkeitsentwicklung ist laut Piaget gekennzeichnet durch veränderliche und unveränderliche Komponenten (sich ständig ändernde Inhalte, sich entwicklungsgesetzmäßig verändernde Strukturen und unveränderliche Funktionen). Als Grundlage der Entwicklung bestehen zunächst beim Menschen angeborene Reflexe (saugen, schauen, hören, greifen). Eine bestimmte Art von Handlungen dient ihm als Schema. Diese Schemata werden durch ständige Wiederholungen und Übungen, die in immer neuen Lernsituationen stattfinden ausgebildet. So werden die einzelnen Schemata durch Auseinandersetzung mit der Umwelt miteinander verknüpft und es entstehen immer komplexere Strukturen (Schema und Struktur werden zunächst als Abstraktion und als kategorisierende Zusammenfassung von Handlungsweisen gebraucht).
2.3. Grundgedanken der Entwicklungspsychologie
Da die Entwicklungspsychologie davon ausgeht, dass Entwicklung eine Veränderung sei, stellen sich im Folgenden typische Fragen, die die Entwicklungspsychologie zu beantworten sucht, als da wären: „Was verändert sich? Was ist das spezifische an dieser Veränderung? Enthält die Veränderung eine Richtung? Wodurch wird sie ausgelöst?“1
Die Textgrundlage liefert das zweite Kapitel: „Piagets Entwicklungsprozess“ aus dem Buch von Leo Montada: „Die Lernpsychologie Jean Piagets“ auf den Seiten 17 bis 34.
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3. Hauptteil:
3.1.Was verändert sich in der Entwicklung?
Betrachtet man die erste Frage: „Was verändert sich in der Entwicklung?“ 2, interessiert sich Piaget in erster Linie für die Verhaltensstrukturen als für die Inhalte.
Nach Piaget werden nicht alle relevanten Elemente beachtet. Genau wie man als strukturelle Besonderheit des Verhaltens ein eingeschränktes Handlungsfeld annehmen kann.
Als erstes Beispiel dient Piaget eine Plastilinkugel, die zu einer Wurst verformt wird. Die Frage an das Kind, die sich daran anknüpft, lautet, was denn nun schwerer sei, die Wurst oder die Kugel?
Es werden zwei Fälle über die Struktur des Verhaltens unterschieden:
Im ersten Fall bei dem das Kind meint, dass die Wurst schwerer sei als die Kugel, da sie schließlich auch länger sei, kann das Kind nicht rechtzeitig auf andere Größen „umschalten“, da es von einer anschaulichen Größe so beeindruckt ist. Es reagiert nur auf die Länge, nicht auf den Umfang.
Im zweiten Fall – das Kind hat richtig geantwortet und gesagt, dass Kugel und Wurst gleichschwer seien, da die Wurst zwar länger, aber auch dünner sei - sind verschiedene Elemente (Länge, Umfang) in Beziehung gesetzt und zwar in eine Beziehung der logischen Multiplikation, genauer: Kompensation.
Als zweites Beispiel bedient sich Piaget dreier unterschiedlich langer Pendelschnüre, einem Stativ und dreier unterschiedlicher Gewichte.
Ein jüngeres Kind wird wohl zufälligerweise eine kurze Pendelschnur mit schwerem Gewicht mit einer langen Pendelschnur und leichtem
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Gewicht vergleichen, „es wird also zwei Faktoren zur gleichen Zeit variieren: Gewicht und Länge.“3 Die unterschiedliche Pendelgeschwindigkeit wird es also nur auf eine Art begründen können (ebenfalls ist das Handlungsfeld eingeschränkt, was die strukturell Besonderheit ausmacht).
Ein anderes Kind vermag vielleicht schon in der Lage sein, die Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten zu erkennen und diese systematisch durchzuprobieren (das Handlungsfeld wäre in diesem Fall größer).
Diese Beispiele bringen sehr deutlich die unterschiedlichen Verhaltensstrukturen zum Ausdruck. Gekoppelt sind diese Strukturen an das Entwicklungsalter und dem damit verbundenen Reifegrad einer Person.
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3.2. In welcher Weise wird der Begriff der Struktur von Piaget gebraucht?
Piaget verwendet den Begriff der Struktur nicht – wie man meinen könnte – lediglich zur Kategorisierung verschiedener Verhaltensweisen, sondern er glaubt an eine „physiologische Repräsentation der Strukturen“.4Somit scheinen bei ihm Strukturen den Status von hypothetischen Konstrukten zu haben (wenn verschiedene Verhaltensweisen, die die gleichen strukturellen Merkmale haben, zur gleichen Zeit der Entwicklung auftauchen, d.h. wer dieses Pendelproblem zu lösen im Stande ist, müsste auch andere Probleme dieser Art lösen können, Bsp.: Biegsamkeit von Metallstäben). [Hier führt Piaget zusätzlich den Begriff der horizontalen Verschiebung ein, der den Fall kennzeichnet, dass strukturell gleiches Verhalten je nach Verhaltensinhalt früher oder später auftauchen kann. Allerdings fehlt eine Theorie der Verschiebung, was einen Mangel in Piagets System darstellt.]
Als Zwischenfazit bleibt festzuhalten, dass „eine Strukturanalyse, wie sie Piaget betreibt, in vielen Situationen außerordentlich viel leistungsfähiger ist als psychologische Systeme, die ohne eine Strukturanalyse auszukommen versuchen“ (Bsp.: S-R-Theorien), weil sie „Prognosen über noch nicht beobachtete Verhaltensinhalte außerordentlich viel treffsicherer“ macht5.
Laut Piaget betreffen die wesentlichen Entwicklungsveränderungen die Strukturen, wie sie auf einer der nächsten Seiten beschrieben werden (vgl. hierzu die Strukturanalyse Piagets mit der Funktionsanalyse traditioneller Lernpsychologie). Des weiteren wird noch aufgezeigt, wie Piagets genetische Betrachtungsweise den Nachweis zu führen sucht, dass eine gegebene Struktur aus Ausgangsstrukturen deriviert (=abgeleitet) ist, was das Erklärungsmodell des Konstruktivismus darstellt (Ableitung des genetisch Höheren aus dem genetisch Tieferen). Denn: „Jede Weiterentwicklung führt
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[...] nicht nur zu neueren Strukturen, sondern zu Strukturen, die den Ausgangsstrukturen überlegen sind.“6
[...]
1 Montada, L., Die Lernpsychologie Jean Piagets, 1976, S. 17
2 Montada, L., S.17
3 Montada, L., S.18
4 Montada, L., S.18
5 Montada, L., S.19
6 Montada, L., S.20
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