Fangruppen im Fußball. Gewaltpotential, Sicherheitslage in Deutschland, gewaltpräventive Maßnahmen


Hausarbeit, 2019

14 Seiten


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung:

2 Kategorisierung der Fans:
2.1 Der konsumorientierte Fan:
2.2 Der fußballzentrierte Fan:
2.3 Der erlebnisorientierte Fan:
2.4 Die Ultras:
2.5 Hooligans:

3 Polizeiliche Bewertung der Fangruppen:

4 Gewaltpotential:

5 Sicherheitslage in Deutschland:

6 Gewaltpräventive Maßnahmen:
6.1 Fanprojekte:
6.2 Strategie der Polizei:
6.2.1 Stadionverbote:
6.2.2 „Datei Gewalttäter Sport“:

7 Fazit:

1 Einleitung:

Fußball vereint Spannung, Leidenschaft, Teamgeist und Emotionen wie kaum eine andere Sportart und zählt genau aus diesen Aspekten zur beliebtesten in Deutschland. An jedem Wochenende fiebern tausende Fans in den Stadien mit ihrer Mannschaft mit und Millionen Zuhause an den Fernsehbildschirmen. Besonders die Atmosphäre in den Deutschen Stadien wird immer als sehr außergewöhnlich beschrieben und ist auch medial immer wieder Thema.

„Gänsehautstimmung: So lief Schalkes Abschied vom Bergbau“ (Winkel 2018) oder „Eintracht-Fans feiern ihre Mannschaft mit riesiger Choreografie“ (Pfaffenbach 2018) titeln große deutsche Zeitschriften und auch international bewundert man die Stimmung beim Fußball in Deutschland. Jedoch gehört mittlerweile auch die Kehrseite zum üblichen Bild in den Stadien. „Fan-Ärger bei BVB-Spiel: Hertha Fans prügeln sich mit der Polizei“ (Sportbuzzer 2018) oder „Was hat das noch mit Fußball zu tun? – Pyro-Schande, Kriegs-Spruchband, 36 Verletzte“ (BILD 2017) so oder so ähnlich lauten häufig die Schlagzeilen in den Medien. Es sind Schlagzeilen, die polarisieren!

In dieser Hausarbeit soll analysiert werden, welche Fans sowohl für die außergewöhnliche Stimmung zuständig sind, als auch für die Gewalt rund um den Fußball und das Stadion. Dafür ist es wichtig, dass man einen Blick auf die Zuschauer wirft und sich generell das Gewaltpotential in Deutschlands Profiligen anzuschauen. Zudem soll herausgefunden werden, welche Maßnahmen Vereine, Verbände und die Polizei unternehmen, um diese Gewalt präventiv zu vermeiden.

2 Kategorisierung der Fans:

Um die Deutsche Fankultur besser nachvollziehen zu können und Abgrenzungen zwischen den einzelnen Gruppierungen zu treffen, ist es wichtig zu analysieren, was die Fankultur ausmacht und mit welcher Intention ein Besucher ins Stadion geht. Die Kategorisierungen haben für Statistiken, die Einordnung des Gewaltpotentials und die Möglichkeiten einer Gewaltprävention eine hohe Relevanz, da eine soziologische Entwicklung des Zuschauerverhaltens absehbar ist (vgl. Böttger 2014: S.6).

2.1 Der konsumorientierte Fan:

Der konsumorientierte Fan ist die Art Fan, die zumeist im Sitzplatzbereich der deutschen Stadien, anzutreffen ist. Der Stadionbesuch gilt dabei als reine Freizeitbeschäftigung. Leistung und Erfolg des Teams spielen eine übergeordnete Rolle, sowie auch der Unterhaltungswert, der dem Zuschauer geboten wird. Der konsumorientierte Fan entscheidet nach persönlichen Präferenzen, ob es sich für ihn persönlich lohnt ein Spiel zu besuchen oder nicht.

Bei dem konsumorientierten Fan gibt es keinerlei Anzeichen von Gewaltpotential und indes geht auch keinerlei Gewalt von ihm aus (vgl. Böttger 2014: S.7 ff.).

2.2 Der fußballzentrierte Fan:

Für den fußballzentrieten Fan hat der Fußball an sich einen sehr hohen Stellenwert und eine hohe soziale Relevanz, denn auch bei Misserfolgen, ganz unabhängig vom Tabellenplatz, wird dem Verein die Treue gehalten. Bei dem fußballzentrierten Fan ist eine hohe Gruppenorientierung innerhalb der Fanszene des Vereins sichtbar. Bei diesen Gruppen ist die Verbundenheit zum Verein sehr ausgeprägt. Sie unterstützen die Mannschaft frenetisch und bedingungslos, wobei die Gegner der Mannschaft und deren Fans automatisch zu Gegnern des fußballzentrierten Fans werden. Diese Emotionalität birgt ein gewisses Gewaltpotential.

Bei dem fußballzentrierten Fan gilt der Fußball, der Verein und die Fangruppierung der der Fan angehört, als wesentlicher Lebensinhalt und Fixpunkt, um den sich sein Leben dreht. Ein Gewaltpotential besteht, deshalb lässt sich die Ausübung von gewalttätigen Handlungen nicht ausschließen (vgl. Böttger 2014: S.7 ff.).

2.3 Der erlebnisorientierte Fan:

Der erlebnisorientierte Fan ist immer auf der Suche nach „spannenden“ Situationen und könnte auch immer Erzeuger dieser werden. Oftmals sind diese Situationen auch von körperlicher Gewalt geprägt. Der Fußball dient ihm hierbei nur als Mittel zum Zweck. Das Stadion ist für ihn hierbei ein wichtiges Präsentationsfeld oder auch eine Art Bühne, wo immer was los ist und wöchentlich wechselnde Standorte bietet, aber die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ständig drauf gerichtet ist.

Für den erlebnisorientieren Fan ist der Verein austauschbar und es zählt nur die Aufregung und die Erlebnisse, die mit diesem einhergehen. Es besteht ein hohes Gewaltpotential und eine hohe Gewaltbereitschaft in dieser Fankategorie (vgl. Böttger 2014: S.7 ff.).

2.4 Die Ultras:

Bei dem Begriff „Ultra“ geht es meistens nicht nur um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fangruppe, sondern wird es auch als eine Art Lebenseinstellung gesehen, wobei es um die absolut bedingungslose und fanatische Unterstützung seines Vereins geht. Dieser Einstellung wird im Leben des Einzelnen vieles untergeordnet. Die Ultras sehen sich als Taktgeber im Stadion an. Sie organisieren gemeinsame Aktionen über die gesamte Fangemeinschaft des Vereins. Die tiefe Verbundenheit zum Verein wird in der Inszenierung von Choreografien, Bannern, Fahnen, Konfettiaktionen und sogar mit Einsatz von pyrotechnischem Material geäußert. Für die Planung solcher Aktionen und die Realisierung, wird von den Ultras viel Zeit und viel Geld investiert. Neben der aktiven Unterstützung der Mannschaft im Stadion durch Fangesange, nutzen die Ultras diese Bühne auch zur Meinungsäußerung. Grundsätzlich stehen sie der Vereinsführung kritisch gegenüber und sprechen sich gegen Repressionen aus. Sie sehen sich als Gegenpol zur Kommerzialisierung und sind für den Erhalt von Traditionen, der Fankultur und ihrer Freiheiten als Fans.

Im Stadion entsteht oftmals ein Wettbewerb zwischen den beiden Fanszenen. Man will selbst der Akteur im Stadion sein, seine Mannschaft unterstützen durch die Fangesänge und dabei noch lauter sein als die Fans der gegnerischen Mannschaft. Besonders für jüngere Stadiongänger sind die Ultras eine Faszination. Für diese ist es ein Mittel zur erlebnisorientierten Persönlichkeitsentfaltung, in der sie ihre eigene Identität entwickeln und sich ausleben können (vgl. Böttger 2014: S.10 ff.).

2.5 Hooligans:

Die Hooligans stellen die radikale Seite der erlebnisorientierten Fans dar. Ihr Ziel ist es gewalttätige Auseinandersetzungen im Bezug mit Fußball zu suchen. Innerhalb der Hooligans sind Personen aller Sozialschichten und Bildungsschichten vorhanden. Für diese Personen ist der „Kick“ der wesentliche Beweggrund warum sie daran teilnehmen. Im Vergleich zur Hooligan Hochzeit in den 80er Jahren sind die Mitgliederzahlen der Gruppen innerhalb von Deutschland auf Grund der gut greifenden Präventionsmaßnahmen stark zurückgegangen. Der ursprüngliche Hooliganismus gilt daher als Auslaufmodell. Die Gewalt hat sich in der heutigen Zeit außerhalb des Stadions verlagert, oftmals auf sogenannte Drittaustragungsorte. Dabei geht es um Auseinandersetzungen komplett ohne Fußballbezug (vgl. Böttger 2014: S.13).

3 Polizeiliche Bewertung der Fangruppen:

Die Polizei sowie die weiteren beteiligten Ordnungsinstanzen greifen auf eine nicht soziologische Kategorisierung der Fangruppen in die Stufen von „A“ bis „C“ zurück, um das Störerpotential festzuhalten. Dabei sind die Kategorien jedoch annähernd deckungsgleich. Primär geht es darum einen nationalen und auch international einheitlichen Maßstab für die Einordnung zu finden. Die Kategorie A beschreibt in der polizeilichen Bewertung den friedlichen Fan, der sich ähnlich zum konsumorientierten Fan verhalten würde, wobei die gewaltbereite bzw. gewaltgeneigte Fanszene sich in der Kategorie B wiederfinden würde, welche parallelen zum sportzentrierten bzw. fußballzentrierten Fan aufweist. Der erlebnisorientierte Fan findet sich in der Kategorie C wieder, wo die Polizei einen gewaltsuchenden Fan einordnen würde. Ein spezielles Augenmerk wird besonders auf die sogenannten „Störer“ der Kategorien B und C gelegt, von denen Gewalt ausgehen könnte.

In der Fankultur gibt es jedoch eine große Vielfalt, wodurch eine eindeutige Einordnung in Kategorien nicht möglich ist. Die Motive eines Stadionbesuchs sind teilweise auch nicht abzusehen und ändern sich während eines Stadionbesuchs aus der Emotion heraus (vgl. S.15 Böttger, 2014).

4 Gewaltpotential:

Seit der Jahrtausendwende ist festzustellen, dass sich die Ultraszene innerhalb der Deutschenfanszene zunehmend etabliert, sowie organisiert hat und das gewaltbereite Potential auch mitgewachsen ist. Diese Feststellung drückt sich vor allem beim Ausnutzen von Gruppendynamiken, bei den Einlasskontrollen im Stadionbereich aus. Die Kontrollen werden regelrecht gestürmt und der Ordnungsdienst überrannt, um pyrotechnisches Material durch die Kontrollen zu bringen.

Ferner wird durch das Aufziehen von teilweise blocküberspannenden Bannern, die Möglichkeit gegeben, dass sich die Beteiligten darunter vermummen oder umziehen können. Es ist die Vorbereitung, um dann auf ein Kommando zeitgleich und abgestimmt Pyrotechnik in großen Mengen abzubrennen, um den richtigen optischen Effekt zu erzielen. Nach dem Abbrennen wird dann wieder zum Wechseln der Kleidung das Banner hochgezogen, um weiterhin unerkannt zu bleiben. Ein Eingriff der Ordnungskräfte sowie der Polizei, ist extrem gefährlich und wird enorm erschwert, da sich oftmals die gesamte Gruppe mit dem Einzelnen solidarisiert, was zu unkontrollierbaren Szenen führen könnte. Teilweise wird nach solchen Pyroaktionen der Block im Stadion nur verlassen, wenn alle Mitglieder der Fangruppierung zusammen sind und sich gegenseitig eingehakt haben, um wiederum einen Eingriff zu erschweren und zu verhindern (vgl. ZIS – Jahresbericht Fußball 2017/2018: S. 10).

Medial versucht sich die Ultraszene immer sehr zielgerichtet in der Öffentlichkeit zu präsentieren und zu positionieren. Besonders wird bei ihrer Meinung nach überzogenem Handeln der Polizei oder der Ordnungskräfte schnell reagiert in Form von Stellungnahmen oder es werden Amateuraufnahmen der Geschehnisse präsentiert.

Für die Polizei ist es von großer Wichtigkeit die Einsatzkonzepte fortlaufend weiter zu entwickeln und sich an die neue Situation anzupassen. Die Fanszenen verändern sich ständig in der Gewaltbereitschaft und im Gewaltpotential und gehen neue Wege um sich den polizeilichen Maßnahmen zu entziehen (vgl. ZIS – Jahresbericht Fußball 2017/2018: S. 10).

Durch das Hochziehen von blocküberspannenden Bannern, das Nutzen von einheitlicher Kleidung oder sogar von Vermummungsgegenständen ist es für die Polizei nur sehr schwer Täter eindeutig zu ermitteln und zu identifizieren, besonders wenn jene noch die Kleidung wechseln. Dennoch führen die Polizeibehörden mit Stand der Saison 2017/2018 13.633 Personen aus den unterschiedlichsten Gründen in der Kategorie „B“ – gewaltsuchend bzw. gewaltgeneigt und Kategorie „C“ – gewaltsuchend in den ersten drei Ligen (vgl. ZIS – Jahresbericht Fußball 2017/2018: S.11).

Jedoch resümiert die Polizei: „Eine Trendwende, die einen Rückgang des gewaltbereiten Potentials in den Anhängerschaften der Vereine der Bundes- bis Regionalligen indizieren würde, ist weiterhin nicht erkennbar“. (ZIS – Jahresbericht Fußball 2017/2018: S. 13)

5 Sicherheitslage in Deutschland:

Generell lässt sich feststellen, dass das Sicherheitsniveau seit der Fußball Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland sehr hoch ist, da in diesem Zusammenhang moderne Mulitfunktionsstadien mit höchsten Standards errichtet wurden bzw. auf diesen Standard modernisiert wurden. Es liegt eine gute Infrastruktur vor und das Personal ist auf viele Arten geschult und professionell. Seit Gewaltausbrüchen im Zusammenhang mit Sportereignissen und besonders Fußballspielen in den 70er Jahren, greifen in Deutschland Präventionsmaßnahmen und die polizeiliche Präsenz rund um das Ereignis wurde deutlich verstärkt und in den Fokus gerückt. Doch die Spannung, sowie die Dynamik, die der Fußball hergibt gelten als Katalysator und erhöhen die Gefahr von Eskalationen und Gewaltausbrüchen (vgl. Böttger 2014: S.25).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Fangruppen im Fußball. Gewaltpotential, Sicherheitslage in Deutschland, gewaltpräventive Maßnahmen
Autor
Jahr
2019
Seiten
14
Katalognummer
V1014110
ISBN (eBook)
9783346406439
ISBN (Buch)
9783346406446
Sprache
Deutsch
Schlagworte
fangruppen, fußball, gewaltpotential, sicherheitslage, deutschland, maßnahmen
Arbeit zitieren
Jonas Klöpping (Autor:in), 2019, Fangruppen im Fußball. Gewaltpotential, Sicherheitslage in Deutschland, gewaltpräventive Maßnahmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1014110

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