Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Einsatz kooperativer Lernformen im Unterricht an deutschen Schulen. Betrachtet wird, wie Lehrerinnen und Lehrer diese beurteilen und wie deren Sicht auf diese Form des schülerzentrierten Unterrichts ist. In Zeiten, in denen durch Inklusion und Immigration die Lerngruppen zunehmend heterogener werden, stellt sich die Frage, ob Lehrkräfte kooperative Lernformen als geeignetes didaktisches Mittel sehen und diese in der Praxis nutzen.
In leitfaden-gestützten Interviews wurden Lehrkräfte an einer Gemeinschaftsschule mit hohem Migrations- und Inklusionsanteil nach deren Urteil zu verschiedenen Aspekten kooperativer Lernformen wie u.a. der Häufigkeit des Einsatzes, der im Unterricht erzielbaren Effekte, den notwendigen Voraussetzungen und möglichen Hemmnissen befragt. Mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse des Interviewmaterials wurde ein Kategoriensystem erarbeitet, welches die Aussagen der Lehrkräfte in 16 Ober- und 65 Unterkategorien strukturiert. Diese wurden mit den Erkenntnissen früherer Forschungsarbeiten abgeglichen und dienten als Grundlage für die Formulierung explorativer Hypothesen, die Anstöße für die Unterrichtsforschung und –praxis geben können. Weiterhin wurden im Hinblick auf die Lehrersicht zu kooperativen Lernformen drei unterscheidbare Lehrertypen identifiziert.
Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass kooperative Lernformen einen geeigneten didaktischen Ansatz für den Unterricht in heterogenen Klassen darstellen. Mehrere der Befragten bezeichneten diese sogar als einzigen gangbaren Weg. Diese Aussagen stammen von erfahrenen Lehrkräften, wohingegen Lehrende mit geringerer Lehrerfahrung insbesondere in der notwendigen Planungs- und Vorbereitungszeit ein Hemmnis sehen. Ein effektiver Einsatz scheint möglich, wenn mit den Lernenden das Arbeiten in kooperativen Lernphasen zunächst eingeübt wird und zusätzliche Ressourcen wie Räume oder Unterstützungskräfte in inklusiven Klassen bereitgestellt werden.
Die Erkenntnisse der vorliegenden Untersuchung können als Appell an die Bildungspolitik verstanden werden, die notwendigen Ressourcen bereitzustellen, wenn kooperativer und inklusiver Unterricht an deutschen Schulen erfolgreich sein soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung
- Forschungsdesign
- Aufbau der Arbeit
- Theoretische Grundlagen
- Kooperative Lernformen und kooperatives Lernen
- Heterogenität in Lerngruppen
- Forschungsstand
- Einsatz kooperativer Lernformen in deutschen Schulen
- Positive und negative Wirkungen des kooperativen Lernens
- Voraussetzungen und Hemmnisse des kooperativen Lernens
- Gestaltung kooperativer Unterrichtseinheiten
- Die Rolle der Lehrkräfte in kooperativen Lernsettings
- Lehrersicht auf kooperatives Lernen
- Kooperatives Lernen in heterogenen Lerngruppen
- Auswertung und Interpretation der Interviews
- Datenerhebung
- Kategoriensystem
- Heterogenität: Herausforderungen und Umgang
- Kooperatives Lernen: Bekanntheit und Einsatz im Unterricht
- Kooperatives Lernen: Wirkungen – positiv und negativ
- Kooperatives Lernen: Voraussetzungen und Hemmnisse
- Kooperatives Lernen: Übergreifende Sicht der Lehrkräfte
- Formulierung explorativer Hypothesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einsatz kooperativer Lernformen im Unterricht an deutschen Schulen, wobei der Fokus auf der Sichtweise von Lehrkräften liegt. Insbesondere wird erforscht, wie Lehrkräfte kooperative Lernformen bewerten und welche Rolle sie diesen im Kontext zunehmender Heterogenität in Lerngruppen zuschreiben.
- Bewertung kooperativer Lernformen durch Lehrkräfte
- Einsatz von kooperativen Lernformen in heterogenen Lerngruppen
- Voraussetzungen und Hemmnisse für den erfolgreichen Einsatz kooperativer Lernformen
- Identifikation von Lehrertypen in Bezug auf ihre Sichtweise auf kooperatives Lernen
- Zusammenhang zwischen Erfahrungslevel der Lehrkräfte und ihrem Einsatz von kooperativen Lernformen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik des Einsatzes kooperativer Lernformen im Kontext von Heterogenität in deutschen Schulen ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Das Kapitel über die theoretischen Grundlagen beleuchtet die Konzepte von kooperativen Lernformen und Heterogenität in Lerngruppen. Der Forschungsstand behandelt die bisherige Forschung zum Einsatz kooperativer Lernformen in deutschen Schulen, deren Wirkungen, Voraussetzungen und Hemmnisse sowie die Rolle der Lehrkräfte. Die Auswertung und Interpretation der Interviews stellt die Methodik der Untersuchung, die Ergebnisse der Interviews und die daraus gewonnenen Erkenntnisse dar.
Schlüsselwörter
Kooperative Lernformen, Heterogenität, Inklusion, Lehrkräfte, Lehrerperspektive, Unterrichtsforschung, Unterrichtsqualität, Didaktik, qualitative Inhaltsanalyse, explorative Hypothesen, Gemeinschaftsschule, Migrationsanteil.
- Arbeit zitieren
- Carmen Kurz (Autor:in), 2018, Kooperative Lernformen im Urteil von Lehrerinnen und Lehrern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1014249