Griechische Baukunst: FAQs
Was ist der Fokus dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die griechische Baukunst, insbesondere die drei Säulenordnungen (dorisch, ionisch, korinthisch) und deren Merkmale. Er beschreibt die Entwicklung der Tempelarchitektur, von einfachen Antentempeln bis zu komplexen Dipteroi, und beleuchtet die Bedeutung der Proportionen und Verzierungen.
Welche Tempeltypen werden beschrieben?
Der Text beschreibt verschiedene Tempeltypen, darunter den Antentempel (einfachste Form), den Dipteros (größter und gewaltigster Tempel mit zwei Säulenreihen), und den Tholos (Rundtempel). Die Unterschiede in der Größe und Komplexität der Tempel spiegeln die Bedeutung des verehrten Gottes wider.
Was sind die drei Säulenordnungen und wie unterscheiden sie sich?
Die drei Säulenordnungen sind die dorische, ionische und korinthische Ordnung. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch die Gestaltung der Säule (Höhe, Basis, Kapitell, Kanneluren), des Gebälks (Architrav, Fries, Kranzgesims) und der Verzierungen. Die dorische Ordnung ist die älteste und zeichnet sich durch ihre Einfachheit und Robustheit aus, während die ionische Ordnung schlanker und verzierter ist und die korinthische Ordnung durch ihr aufwendig verziertes Kapitell mit Akanthusblättern besticht.
Wie ist die dorische Ordnung charakterisiert?
Die dorische Säule steht ohne Basis direkt auf dem Stylobat. Das Verhältnis Höhe:Durchmesser beträgt 6:1. Sie ist leicht verjüngt und mit Kanneluren versehen. Das Kapitell besteht aus Echinus und Abakus. Der Fries enthält mythologische Szenen auf Metopen, getrennt durch Triglyphen. Das Kranzgesims ist schlicht. Beispiele: Parthenon, Apollontempel in Delphi.
Wie ist die ionische Ordnung charakterisiert?
Die ionische Säule steht auf einer Basis (Plinthe) mit variablen Elementen (Spira, Trochilus, Torus). Das Verhältnis Höhe:Durchmesser beträgt 8:1. Sie hat 24 Kanneluren mit halbkreisförmigem Ende. Das Kapitell enthält Voluten und einen Eierstab. Der Architrav ist dreigetreppt, und der Fries zeigt durchgängig mythologische Szenen. Das Kranzgesims ist stärker verziert. Beispiele: Nike-Tempel, Artemision in Ephesus.
Wie ist die korinthische Ordnung charakterisiert?
Die korinthische Ordnung ähnelt der ionischen, hat aber ein aufwendig verziertes Kapitell mit Akanthusblättern und diagonal herausgedrehten Voluten. Der Abakus ist konkav geschwungen. Beispiele: Epidauros, Olympiaion in Athen, Lykrates-Denkmal.
Wie werden die dorische und ionische Ordnung verglichen?
Ionische Säulen sind im Verhältnis zu ihrem Durchmesser höher als dorische. Die größere Anzahl an Kanneluren verstärkt den Eindruck von Rundheit. Das ionische Gebälk ist leichter und verzierter. Die ionische Ordnung ist insgesamt vielfältiger als die dorische.
Welche Bedeutung hat die griechische Tempelarchitektur heute?
Das griechische Proportionsempfinden, das sich in den Tempeln widerspiegelt, beeinflusst bis heute unser ästhetisches Empfinden (durch die Renaissance). Die zeitlosen Ideale der Tempelarchitektur, insbesondere der Säulenordnungen, behalten ihre Gültigkeit.
Griechische Baukunst: (dorisch/ionisch/korinthisch)
Da die alten Griechen sehr gottesfürchtig waren, haben sich deren Architekten besonders den Sakralbauten gewidmet, um ihren Göttern angemessene Tempel zu errichten. Abgeleitet wurden diese ursprünglich von dem Wohnhaus der griechischen Herrscher, dem Megaron. Die einfachste Tempelform ist der Antentempel, ein rechteckiges Gebäude mit dem Eingang auf der kurzen Seite, einem Hauptraum (Domos) und zwei Säulen, die vor dem Eingang „in antes“ stehen. Mit der Zeit wurden die Tempel immer komplexer, bekamen mehrere Räume, erhielten mehr Säulen und wurden immer aufwendiger verziert. Der größte und gewaltigste Tempel war der „Dipteros“, der von zwei Säulenreihen umgeben war. Ein weiterer, nicht so populärer Tempel, war der Rundtempel (Tholos). Allgemein galt: je größer der Tempel, desto bedeutender war der/die verehrte(r) Schutzgott /-Göttin für die Region, in der er stand.
Doch nicht nur die Größe, sondern auch die Struktur der Tempel veränderten sich. Ein sehr bemerkenswertes Merkmal ist die Säule, die seit dem Antentempel an jedem altgriechischen Gotteshaus zu finden war und mit unter anderem deren Hilfe sich die verschiedenen Tempeltypen in drei Epochen (dorischer, ionischer und korinthischer Ordnung) einteilen lassen, die das Erscheinungsbild der Tempel prägten:
Die Dorische Ordnung (seit ca. 620 v. Chr.):
Die dorische Säule steigt ohne Basis (Unterlage) direkt aus dem Stylobat (Grundfläche, stellt die oberste Stufe der Krepis (Unterbau) dar) des Tempels auf. Das Verhältnis Höhe:Durchmesser beträgt 6:1, welches dem Verhältnis Körpergröße:Fuß des Mannes nachempfunden ist. Sie ist nach oben hin leicht verjüngt. Neben den selten aus einem einzigen Steinblock gehauenen Säulen (Monolithen) die meisten Säulen aus zylindrisch geformten Trommeln, die durch Holzzapfen in der Trommelmitte miteinander verbunden wurden und mit einem Bindemittel aus zermahlenem Marmor verklebt. Die Säulen sind in der Längsrichtung mit Kanneluren versehen und am oberen Ende leiten Querrillen (Anuli) in die Horizontalebene über.
Danach bilden ein kreisrunder Wulst (Echinus) und eine Deckplatte (Abakus) das Kapitell, welches das Bindeglied zwischen Säule und Architrav, einem mächtigen, schmucklosen Steinbalken, darstellt. Über dem Architrav befand sich der geschmückte Fries, in dem mythologische Szenen auf Relieffeldern (Metopen) dargestellt sind und durch dreifach vertikal gerillte Platten (Triglyphen) abgegrenzt werden. Den obersten Teil des Gebälks nennt man Geison. Er ist das über den Fries vorstehende Kranzgesims, das an den Frontecken zum Dachfirst aufsteigt (Schräggeison) und das dreieckige Giebelfeld (Tympanon) umrahmt. Eine eingearbeitete Regenrinne (Sima) führt schließlich das Wasser durch die an den Ecken angebrachten (Tier-)Verzierungen (Akrotere) zur Erde. Das Dach war mit Ziegeln bedeckt, meist mit Marmor, aber auch mit Ton. Alle nichttragenden Teile waren bemalt (blau oder rot).
Dorische Bauwerke:
Parthenon (Athen), Apollon (Delphi), Hera (Olympia), Zeus (Olympia)
Die Ionische Ordnung (seit ca. 570 v. Chr.):
Im Unterschied zur dorischen Säule steht die ionische auf einer Basis, meist ein quadratischer Sockel (Plinthe). Auf die Plinthe folgten mit Spira, Trochilus und Torus variable Elemente, deren Formen landschaftlichen oder zeitbedingten Entwicklungen Ausdruck gaben. Man unterscheidet zwischen kleinasiatisch-ionischer (dreiwulstig) und attisch-ionischer (zweiwulstig) Basis, welche vom Stylobat zum Säulenschaft überleitet und gleichzeitig die Säule vom Unterbau abhebt. Das Verhältnis Höhe:Durchmesser beträgt 8:1 und entspricht dem Verhältnis Körpergröße:Fuß der Frau. Die ionische Säule war mit 24 Kanneluren versehen, die durch Stege getrennt waren und deren Ende halbkreisförmig abgerundet war. Der Echinus wird von einem sogenannten „Eierstab“ umringt, der aus eiförmigen (Astragal) und pfeilspitzartigen (Kymation) Gebilden besteht. Zwischen Echinus und Abakus befinden sich die Voluten, die wie ein aufgerollter Teppich aus Stein aussehen. Der Architrav, die Auflagefläche auf die Säulen, war dreigetreppt. Im klassischen ionischen Stil liegt zwischen Fries und Architrav ein Ornamentband, wobei auf dem Fries durchgängig mythologische Szenen dargestellt werden. Das Kranzgesims ragte zum Wetterschutz noch weiter heraus, als das der dorischen Tempel und wurde mit mehreren Blattleisten geziert. Ansonsten war der ionische Tempel dem dorischen sehr ähnlich.
Ionische Bauwerke:
Nike-Tempel (Akropolis), Artemision (Ephesus)
Die Korinthische Ordnung (seit ca. 360 v. Chr.):
Die Gliederung und Form der korinthischen Säule war dem der ionischen Ordnung ähnlich, aber das Kapitell hebt sich sehr von ihr ab. Ringsherum sind Akanthusblätter (Bärenklau) angebracht, Voluten sind diagonal herausgedreht und allgemein war das Kapitell viel reicher verziert und der Schaft noch etwas länger als der ihrer Vorgänger. Außerdem war der Abakus konkav geschwungen. Dank ihrer wundervollen Ornamentik war die korinthische Säule auch später bei den Römern sehr beliebt, beispielsweise für das sogenannte „Kompositkapitell“.
Korinthische Bauwerke: Epidauros (Peloponnes), Olympiaion (Athen), Lykrates-Denkmal.
Vergleich der Säulenordnungen (dorisch und ionisch):
Die ionischen Säulen sind in Relation zu ihrem Durchmesser viel höher als die dorischen. Dies wird durch die größere Zahl von Kanneluren und damit verbundenen Licht- und Schattenkontrasten betont, was die Säule runder erscheinen lässt. Auch das ionische Gebälk ist insgesamt leichter und wird durch viele Verzierungen aufgelockert. Zuletzt ist die ionische Ordnung vielfältiger als die dorische, es existieren verschiedene Varianten.
Die Tempelarchitektur der Griechen ist jedoch nicht nur vom archäologischen Standpunkt aus interessant, denn ihre Bedeutung ist auch heute noch ungebrochen. Das griechische Proportionsempfinden, welches sich besonders in den griechischen Tempeln spiegelt, bestimmt, bedingt durch die Renaissance, noch heute unser ästhetisches Empfinden. Die zeitlosen Ideale der Tempelarchitektur, verwirklicht in den Säulenordnungen, sind in unserer heutigen Zeit noch gültig.
- Arbeit zitieren
- Nikolaus Hamann (Autor:in), 2001, Griechische Baukunst (dorisch, ionisch, korinthisch), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101435