Der Anspruch an einen aktuellen Mathematikunterricht in der Grundschule ist in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewachsen. Diagnostische Kompetenz, prozessorientierte Lernangebote, individuelle Förderung sind nur einige Schlagworte, die in diesem Zusammenhang an Bedeutung gewonnen haben. Im Rahmen von Studium, Ausbildung und Weiterbildung wird häufig gefragt, wie ein entsprechend auf unterschiedliche Lernausgangslagen ausgerichteter Unterricht gestaltet werden kann. Eine Möglichkeit, sich informell einen Überblick über das Vorwissen und die Lernstände von Schüler*innen in der Grundschule zu verschaffen, bietet – so simpel es auch klingen mag – ein leeres Blatt. Die in den Leere-Blatt-Sammlungen immer wieder bestätigte große Bandbreite der Lernvoraussetzungen kann als Chance für einen vielfältigen, an den Kindern ausgerichteten Mathematikunterricht verstanden werden. Auf vielfache Nachfrage hin, ist nun dieses Buch entstanden…
Band 1 befasst sich mit der Erhebung von Lernausgangslagen zum Zeitpunkt des Schulstarts. Das Augenmerk liegt hierbei auf den Kenntnissen und Fertigkeiten, die Kinder bereits vor der Einschulung erworben haben und in den Mathematikunterricht mitbringen. Die Erfahrung zeigt, dass Kinder oft viel mehr wissen und können, als Ihnen Erwachsene - in diesem Fall die Lehrer*innen - zutrauen. Insofern eignet sich der Einsatz des Leeren Blattes gerade zum Schulbeginn, um sich einen Überblick über das individuelle mathematische Vorwissen zu erleichtern und Unvermutetes zu entdecken.
Die Autorin ist seit 2005 in der Lehrerausbildung tätig am Studienseminar GHRF Frankfurt am Main. Seit 2009 bestehen Abordnungen und Lehraufträge an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main. Am Institut für Didaktik der Mathematik und Informatik (IDMI) ergab sich, aus einem Forschungsprojekt heraus, die Promotion im Bereich der Erziehungswissenschaften. Die Vernetzung aller drei Phasen der Lehrerbildung
wird als großer Gewinn empfunden, die von der weiterhin bestehenden unterrichtlichen Praxis an einer Grundschule im Bereich der mathematischen Diagnostik und Förderung profitiert. Die in diesem Rahmen entstandene Sammlung an "Leeren Blättern", bietet die praxisorientierte Grundlage einer Buchreihe zum Leeren Blatt im Mathematikunterricht der Grundschule zu den folgenden Schwerpunkten: Band 1: Anfangsunterricht, Band 2: Größen und Messen, Band 3: Raum und Form sowie Band 4: Daten, Häufigkeiten und Wahrscheinlichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung
- 1.1 Woher kommt das Leere Blatt?
- 1.2 Das Leere Blatt im mathematischen Anfangsunterricht
- 1.3 Einsatzbereiche: Das Leere Blatt im
- 2 Hinweise zum Lernumfeld
- 2.1 Das konstruktive Lernverständnis
- 2.1.1 Die Lernkultur
- 2.1.2 Die Gesprächskultur
- 2.1.3 Die Fehlerkultur
- 3 Die Leeren Blätter von Schulanfänger*innen
- 3.1 Die Leeren Blätter von Haja und Cora
- 3.1.1 Fachdidaktischer Exkurs: Zahlworte lernen
- 3.2 Die Leeren Blätter von Rojan, John und Karina
- 3.2.1 Rojan
- 3.2.2 John
- 3.2.3 Karina
- 3.3 Das Leere Blatt von Fabian
- 3.4 Das Leere Blatt von Volkan und Olaf
- 4 Chancen, Hürden und Grenzen
- 4.1 Leitfragen zur Leeren-Blatt-Analyse
- 4.1.1 Die Schreibrichtung (von links nach rechts)
- 4.1.2 Die Ziffernschreibweise
- 4.1.4 Der Materialeinsatz
- 4.1.5 Die Zahlbeziehungen
- 4.2 Der Alltagsbezug
- 4.3 Wenn es nicht gelingt... Voraussetzungen und Alternativen
- 5 Mutmacher
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Buch untersucht den Einsatz des "leeren Blattes" als informelles Instrument zur Einschätzung heterogener Lernausgangslagen im Mathematikunterricht der Grundschule. Ziel ist es, Lehrkräften ein Werkzeug an die Hand zu geben, um das Vorwissen ihrer Schüler*innen besser zu erfassen und den Unterricht individueller zu gestalten.
- Erfassung des mathematischen Vorwissens von Schulanfängern
- Individuelle Förderung im Mathematikunterricht
- Analyse von Schülerarbeiten anhand des "leeren Blattes"
- Konstruktives Lernverständnis und Fehlerkultur
- Vielfalt der Lernausgangslagen als Chance
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses einführende Kapitel erläutert den Ursprung und die Bedeutung des "leeren Blattes" als Methode zur informellen Diagnose im Mathematikunterricht der Grundschule. Es wird der steigende Anspruch an einen aktuellen Mathematikunterricht hervorgehoben, der eine individuelle Förderung und die Berücksichtigung unterschiedlicher Lernausgangslagen erfordert. Das leere Blatt wird als einfache, aber effektive Methode vorgestellt, um einen Überblick über das Vorwissen der Schüler*innen zu erhalten und unerwartete Erkenntnisse zu gewinnen. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit, das Vorwissen der Kinder vor der Einschulung zu erfassen, um den Unterricht bestmöglich daran anzupassen.
2 Hinweise zum Lernumfeld: Dieses Kapitel betont die Bedeutung eines konstruktiven Lernverständnisses, das die Lernkultur, Gesprächskultur und Fehlerkultur umfasst. Es wird argumentiert, dass ein positives und unterstützendes Lernumfeld unerlässlich ist, um das Potenzial jedes Kindes zu fördern und die Ergebnisse der "leeren Blatt"-Analyse sinnvoll interpretieren zu können. Die Kapitelteile betonen die Bedeutung von offener Kommunikation, der Wertschätzung von Fehlern als Lernchancen und der Schaffung eines sicheren Raumes für den Austausch und die Zusammenarbeit. Dies bildet die Grundlage für die erfolgreiche Anwendung der "leeren Blatt"-Methode.
3 Die Leeren Blätter von Schulanfänger*innen: Dieses Kapitel präsentiert detaillierte Analysen von "leeren Blättern" verschiedener Schulanfänger*innen (Haja, Cora, Rojan, John, Karina, Fabian, Volkan und Olaf). Anhand dieser Beispiele wird die große Bandbreite der mathematischen Vorkenntnisse und -fähigkeiten verdeutlicht. Die detaillierten Beschreibungen der Schülerarbeiten illustrieren, wie vielfältig die individuellen Lösungsansätze und Strategien sein können und wie wertvolle Informationen über den Lernstand der Kinder gewonnen werden können. Der fachdidaktische Exkurs zum Zahlwortlernen erweitert das Verständnis der dargestellten Beispiele und veranschaulicht die Komplexität des Lernprozesses.
4 Chancen, Hürden und Grenzen: Dieses Kapitel analysiert die Chancen, Hürden und Grenzen der "leeren Blatt"-Methode. Es werden Leitfragen zur Analyse der Schülerarbeiten vorgestellt, die Aspekte wie Schreibrichtung, Ziffernschreibweise, Materialeinsatz und Zahlbeziehungen berücksichtigen. Die Bedeutung des Alltagsbezugs wird betont, und es werden Strategien und Alternativen für Situationen diskutiert, in denen die Methode nicht sofort erfolgreich zum Einsatz kommt. Die kritische Auseinandersetzung mit den Grenzen der Methode trägt zu einem umfassenden Verständnis ihrer Anwendung bei.
5 Mutmacher: Dieses Kapitel dient als ermutigender Abschluss und hebt die positiven Aspekte und Möglichkeiten der "leeren Blatt"-Methode hervor. Es unterstreicht, wie die Methode Lehrkräfte befähigt, die individuellen Lernbedürfnisse der Schüler*innen zu erkennen und den Unterricht differenziert zu gestalten. Es wird ein positives Bild der Methode gezeichnet und Lehrkräfte werden motiviert, sie auszuprobieren.
Schlüsselwörter
Leeres Blatt, Mathematikunterricht, Grundschule, Lernausgangslagen, individuelle Förderung, diagnostische Kompetenz, prozessorientiertes Lernen, Vorwissen, Schüler*innenprodukte, mathematische Diagnostik.
Häufig gestellte Fragen zum Buch "Das Leere Blatt"
Was ist das Thema des Buches "Das Leere Blatt"?
Das Buch untersucht den Einsatz des "leeren Blattes" als informelles Instrument zur Einschätzung heterogener Lernausgangslagen im Mathematikunterricht der Grundschule. Es zeigt Lehrkräften, wie sie das Vorwissen ihrer Schüler*innen besser erfassen und den Unterricht individueller gestalten können.
Welche Zielsetzung verfolgt das Buch?
Das Hauptziel ist es, Lehrkräften ein Werkzeug an die Hand zu geben, um das mathematische Vorwissen von Schulanfängern besser zu erfassen und so eine individuelle Förderung im Mathematikunterricht zu ermöglichen. Es geht darum, Schülerarbeiten anhand des "leeren Blattes" zu analysieren und die Vielfalt der Lernausgangslagen als Chance zu nutzen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die wichtigsten Themen sind die Erfassung des mathematischen Vorwissens von Schulanfängern, die individuelle Förderung im Mathematikunterricht, die Analyse von Schülerarbeiten mittels des "leeren Blattes", das konstruktive Lernverständnis und die Fehlerkultur.
Wie ist das Buch strukturiert?
Das Buch umfasst fünf Kapitel: Eine Einleitung, die den Kontext und die Methode des "leeren Blattes" erklärt; ein Kapitel zu Hinweisen zum Lernumfeld, das ein konstruktives Lernverständnis betont; ein Kapitel mit Analysen von "leeren Blättern" verschiedener Schulanfänger; ein Kapitel zu Chancen, Hürden und Grenzen der Methode; und abschließend ein Kapitel mit Mutmachern und positiven Aspekten.
Welche konkreten Beispiele werden im Buch vorgestellt?
Das Buch präsentiert detaillierte Analysen von "leeren Blättern" von mehreren Schulanfängern (Haja, Cora, Rojan, John, Karina, Fabian, Volkan und Olaf). Diese Beispiele veranschaulichen die Vielfalt der individuellen Lösungsansätze und Strategien und zeigen, wie wertvolle Informationen über den Lernstand der Kinder gewonnen werden können.
Welche Leitfragen werden zur Analyse der "leeren Blätter" vorgeschlagen?
Zur Analyse der Schülerarbeiten werden Leitfragen zu Aspekten wie Schreibrichtung, Ziffernschreibweise, Materialeinsatz und Zahlbeziehungen vorgestellt. Dies hilft Lehrkräften, die Schülerarbeiten systematisch zu untersuchen.
Welche Chancen und Grenzen der Methode werden diskutiert?
Das Buch beleuchtet sowohl die Chancen der Methode (z.B. individuelle Förderung, Erfassung des Vorwissens) als auch die Grenzen (z.B. Situationen, in denen die Methode nicht sofort erfolgreich ist). Es bietet Strategien und Alternativen für solche Fälle.
Für wen ist dieses Buch gedacht?
Das Buch richtet sich in erster Linie an Lehrkräfte der Grundschule, die ihr Wissen über die individuelle Förderung im Mathematikunterricht erweitern und neue diagnostische Methoden kennenlernen möchten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Buches?
Schlüsselwörter sind: Leeres Blatt, Mathematikunterricht, Grundschule, Lernausgangslagen, individuelle Förderung, diagnostische Kompetenz, prozessorientiertes Lernen, Vorwissen, Schüler*innenprodukte, mathematische Diagnostik.
Wo finde ich weitere Informationen?
Das Inhaltsverzeichnis und die Kapitelzusammenfassungen im Buch bieten einen detaillierten Überblick über den Inhalt. Zusätzliche Informationen könnten auf der Website des Verlags verfügbar sein.
- Arbeit zitieren
- Gyde Höck (Autor:in), 2021, Das Leere Blatt im Mathematikunterricht der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1014373