In der Arbeit wird die Gestaltung des Strukturkonzepts des Unheimlichen im „Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann betrachtet. Dieses Konzept ist in Anbetracht des historischen Kontextes bemerkenswert: Obwohl der Sandmann nach der Aufklärung und im Zeitalter von wissenschaftlichen Fortschritten entstand, blieb das Unheimliche als unerklärliches Phänomen bestehen.
Es soll untersucht werden, welche psychologischen und literarischen Strukturen das Gefühl des Unheimlichen bei der Lektüre des Sandmanns erzeugen bzw. wie das Unheimliche im Sandmann sprachlich konstruiert wird. Da sich die Erzählung thematisch an der Schnittstelle zwischen Literatur und Psychologie befindet, wird das Unheimliche in dieser Arbeit aus literaturpsychologischer Perspektive beleuchtet.
Es wird analysiert, wie sich texttheoretische und psychologische Deutungsansätze voneinander abgrenzen oder auch verbinden lassen. Um die zentrale Fragestellung nach der sprachlichen Konstruktion des Unheimlichen im Sandmann zu beantworten, wird zunächst das Konzept des Unheimlichen auf Basis von Freuds Konzept durch eine Untersuchung der Verwendung des Adjektivs „unheimlich“ im Sandmann erarbeitet. Anhand dieser Ergebnisse werden verschiedene Erklärungsmodelle für das Unheimliche im Sandmann vorgestellt. Die Strukturen des Unheimlichen werden hauptsächlich durch psychologische Deutungsansätze herausgestellt und es wird analysiert, wie Hoffmann durch seine Erzählweise ebendiese Strukturen sprachlich konstruierte, um das Unheimliche zu evozieren. Im letzten Teil der Arbeit werden die Ausführungen zusammengefasst und die zentrale Fragestellung beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Annäherung an ein Strukturkonzept des Unheimlichen
- Das Konzept des Unheimlichen nach Freud
- Mehrdeutigkeit des Adjektivs „unheimlich“ im Sandmann
- Erklärungsmodelle für das Unheimliche im Sandmann
- Der Sandmann als Verkörperung des Unheimlichen
- Der Sandmann als innerpsychisches Phänomen Nathanaels
- Entstehung des Unheimlichen durch die perspektivistische Wahrnehmung einer mehrdeutigen Wirklichkeit
- Die sprachliche Konstruktion des Unheimlichen im Sandmann durch die ,,Verrätselungstechnik“ Hoffmanns
- Fazit - Konstruktion von Strukturen des Unheimlichen im Sandmann
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Konstruktion des Unheimlichen in E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Der Sandmann" aus literaturpsychologischer Perspektive. Das Ziel ist es, die Entstehung des Unheimlichen im Kontext der Erzählung zu untersuchen, indem sowohl texttheoretische als auch psychologische Deutungsansätze betrachtet werden.
- Das Konzept des Unheimlichen nach Sigmund Freud
- Die Rolle des Adjektivs „unheimlich“ in der Erzählung
- Der Sandmann als Verkörperung des Unheimlichen
- Die Entstehung des Unheimlichen durch die Perspektiven des Protagonisten
- Die sprachliche Konstruktion des Unheimlichen in Hoffmanns Erzählweise
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor, nämlich die Gestaltung des Strukturkonzepts des Unheimlichen in "Der Sandmann". Im Kontext des historischen Hintergrundes wird betont, dass das Unheimliche trotz der Aufklärung und wissenschaftlicher Fortschritte ein unerklärliches Phänomen blieb. Die Arbeit zielt darauf ab, die psychologischen und literarischen Strukturen zu untersuchen, die das Unheimliche erzeugen, und analysiert, wie das Unheimliche sprachlich konstruiert wird.
2. Annäherung an ein Strukturkonzept des Unheimlichen
2.1. Das Konzept des Unheimlichen nach Freud
Dieser Abschnitt erläutert Freuds Konzept des Unheimlichen als Grundlage für die Analyse des Unheimlichen in "Der Sandmann". Freuds etymologische Untersuchung des Adjektivs "unheimlich" zeigt, dass es auf das Vertraute zurückgeht, das durch Verdrängung entfremdet wurde. Das Gefühl des Unheimlichen entsteht durch die Wiederkehr des Verdrängten und führt zu einer Art Angst, die sich als bereits Bekanntes präsentiert.
2.2. Mehrdeutigkeit des Adjektivs „unheimlich“ im Sandmann
Dieser Abschnitt analysiert die unterschiedlichen Verwendungen des Adjektivs "unheimlich" in "Der Sandmann", die entweder das wahrnehmende Subjekt, das Wahrnehmungsobjekt oder beides simultan beschreiben können. Die Mehrdeutigkeit des Adjektivs zeigt, wie das Unheimliche durch Sprache greifbarer gemacht und durch Rubrizierung in seiner Bedrohlichkeit reduziert werden kann.
3. Erklärungsmodelle für das Unheimliche im Sandmann
3.1. Der Sandmann als Verkörperung des Unheimlichen
Dieser Abschnitt untersucht die Figur des Sandmanns als Verkörperung des Unheimlichen und analysiert, wie diese Figur mit der Angst vor dem Verlust der Augen und der Verdrängung von unbewussten Ängsten verbunden ist. Der Sandmann wird als Symbol für das Unheimliche interpretiert, das in der Erzählung die Grenzen zwischen Realität und Irrealem verschmilzt.
3.2. Der Sandmann als innerpsychisches Phänomen Nathanaels
Dieser Abschnitt betrachtet die Figur des Sandmanns als innerpsychisches Phänomen Nathanaels, indem er die Wiederkehr der Angst vor dem Sandmann und seine Auswirkungen auf Nathanaels Psyche analysiert. Nathanael erlebt das Unheimliche als eine verdrängte Angst, die in verschiedenen Situationen immer stärker auftritt und ihn letztendlich vollständig bestimmt.
3.3. Entstehung des Unheimlichen durch die perspektivistische Wahrnehmung einer mehrdeutigen Wirklichkeit
Dieser Abschnitt untersucht, wie die Entstehung des Unheimlichen durch die Perspektiven des Protagonisten und die mehrdeutige Wirklichkeit der Erzählung entsteht. Die Erzählung spielt mit der Wahrnehmung der Figuren und führt zu einer Unsicherheit darüber, was real ist und was nicht. Diese Unsicherheit erzeugt ein Gefühl des Unheimlichen.
3.4. Die sprachliche Konstruktion des Unheimlichen im Sandmann durch die ,,Verrätselungstechnik“ Hoffmanns
Dieser Abschnitt analysiert die sprachliche Konstruktion des Unheimlichen in "Der Sandmann" und untersucht, wie Hoffmanns Erzählweise durch die "Verrätselungstechnik" das Unheimliche hervorruft. Die Sprache wird als Werkzeug verwendet, um die Grenzen zwischen Realität und Irrealem zu verschwimmen und die Wahrnehmung des Lesers zu manipulieren.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit umfassen das Unheimliche, "Der Sandmann", E.T.A. Hoffmann, Sigmund Freud, Literaturpsychologie, Textanalyse, Wahrnehmung, Realität, Irrealität, Verdrängung, Angst, Mehrdeutigkeit, Sprache, Verrätselungstechnik.
- Quote paper
- Mirca Schmithausen (Author), 2019, Das Unheimliche in der Erzählung "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1014603