Das Verhältnis von Bild und Schrift in Hildegards von Bingen "Liber Scivias". Die Miniatur "Die Synagoge"


Hausarbeit, 2017

28 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hildegard von Bingen
2.1. Kodex „Liber Scivias“
2.2. Der Kodex „Liber Scivias“ im Kontext der Zeitgeschichte

3. „Die Synagoge“
3.1. Bildanalyse „Die Synagoge“
3.1.1. Bildbeschreibung
3.1.2. Deutung und Ikonographie des Bildes
3.2. Textanalyse „Die Synagoge“

4. Diskussion der Ergebnisse der Bild- und Textanalyse

5. Fazit

6. Literatur

Anhang 1: Miniatur „Die Synagoge“

Anhang 2: Text „Die Synagoge“

1. Einleitung

In der vorliegenden Hausarbeit soll an einem Beispiel das Verhältnis zwischen Bild und Schrift in dem Kodex Liber Scivias untersucht werden. Waren die Miniaturen eine Wiedergabe des Textes oder eine Ergänzung? Als Beispiel wurden die Miniatur und der Visionstext mit dem Namen „Die Synagoge“ ausgewählt. Diese Miniatur entstammt dem ersten Teil der Scivias und ist die fünfte Vision in diesem Buch, die achte Miniatur.

Hildegard von Bingen ist durch die Wiederveröffentlichung ihrer Schriften in den Jahren vor ihrer Heiligsprechung und ihre Heiligsprechung im Jahr 2012 sehr präsent. Der Kodex Liber Scivias übt durch seine imposanten Miniaturen eine eigene Faszination aus.

Um einen Vergleich zwischen Bild und Text vorzunehmen, müssen eine Bild- und eine Textanalyse durchgeführt werden. Da sich gewisse Elemente überschneiden, wie zum Beispiel die Autorenschaft und die äußeren Rahmenbedingungen für das Werk, wird zunächst mit einem einleitenden Kapitel über die Autorin und den Kodex Liber Scivias begonnen.

Gefolgt wird dieses von der geschichtlichen Ereignissen welcher zu der Entstehungszeit und den Lebzeiten Hildegards Einfluss gehabt haben.

Anschließend wird sich auf die Vision „Die Synagoge“ bezogen. Zunächst erfolgt eine Bildanalyse, die im ersten Teil beschreibt, anschließend deutet und einordnet, es wird die ikonographische Analyse nach Panofsky verwendet werden. Nach der Bildanalyse folgt die Textanalyse, wobei diese Teile der Textanalyse, welche bereits in anderen Kapiteln Bestandteil sind, hier außen vor gelassen werden.

Als Viertes Kapitel folgt die Zusammenführung beider Analysen, es wird verglichen werden, wo Bild und Text identisch sind und wo beide unterschiedlich gearbeitet sind. Besonders wird auf die Stellen eingegangen, die eine unterschiedliche Interpretation nahelegen.

Abschließend werden die Fragestellung sowie das Ergebnis noch einmal deutlich herausgestellt und vor dem Kontext des Werkes dargelegt.

2. Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen ist als Prophetin und Klosterschwester bzw. Äbtissin bekannt. Sie wurde um 1098 in Bermersheim geboren, einem Ort zwischen Worms und Alzey.1 Als zehntes Kind von Edelfreien, wurde sich nach dem damals üblichen Prinzip des Kirchenzehnten an die Kirche übergeben.2 Als Hildegard 14 Jahre alt war, wurde sie an Jutta von Spornheim zur Erziehung und Bildung übergeben. Jutta von Spornheim führte eine Klause neben der Benediktinerabtei am Disibodenberg.3

Nach dem Tode von Jutta von Spornheim wurde Hildegard zur Magistra gewählt. Unter der Wirkung Hildegards gelangte das Kloster Größe und Bedeutung, sie gründete ein neues Kloster auf dem Rupertsberg.4

Hildegard hatte schon seit Kindesjahren Visionen, welche sie anfangs nicht zu deuten wusste. Die Übergabe an die Kirche im Kindesalter erfolgte ohne das Wissen um die Gabe des Kindes. Im Jahr 1141 hatte Hildegard eine eindrucksvolle Lichtvision, durch welche ihr aufgetragen wurde, ihre Visionen niederzuschreiben. Die Arbeit an der Schrift Scivias wurde im Jahr 1151 abgeschlossen.5 Zuspruch und Bestätigung erhielt Hildegard durch Papst Eugen III., welcher während einer Synode in Trier von Hildegards Prophetie erfuhr. Nachdem Hildegard geprüft wurde, wurde sie durch Eugens Anerkennung gestützt und ermuntert ihre Visionen weiter aufzuschreiben.6

Hildegard von Bingen verstarb 1179 im Kloster Rupertsberg.7 Es sind zahlreiche Briefe Hildegards überliefert, welche Rückschlüsse auf einen regen Briefwechsel mit zahlreichen hochgestellten Persönlichkeiten zulassen, hierzu zählen Päpste, Bischöfe, Kaiser, Könige und Fürsten.8 Die kompletten Briefwechsel lassen sich schwer nachvollziehen, da meist nur die Antwortbriefe Hildegards erhalten sind.

Um als Prophetin tätig sein zu können, war es notwendig als reines unverdorbenes reines Wesen zu gelten, eine zu hohe Bildung wurde als Widerspruch zum Prophetentum gesehen.9 Hildegard bestand darauf die unverfälschte Botschaft Gottes wiederzugeben.10 Ihre Unwissenheit wurde durch Hildegard selbst in der Einleitung der Scivias mehrmals bestätigt.11

Dies steht nicht im Einklang mit der Wahrnehmung Hildegards als Universalgelehrte. Von Hildegard existieren Schriften zu vielfältigen Themen wie die Musik, die Heilkunde und der Naturkunde. Inwieweit diese Positionen sich widersprechen, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Man sollte sich dieser zwei Positionen bei der Beschäftigung mit der Person Hildegard von Bingen jedoch bewusst sein.

2.1. Kodex „Liber Scivias“

Der Kodex, welcher auch als Rupertsberger Kodex bezeichnet wird, ist als Abschrift aus dem Zeitraum 1927-1933 erhalten, das Original ist im Zweiten Weltkrieg verschwunden. Für die Genauigkeit sprechen nach der Analyse von Saurma-Jeltsch verschiedene Punkte, zum Beispiel übernommene Fehler wie das Übermalen des Randes. Dies wurde durch Vergleiche mit Fotografien des Original-Kodex festgestellt.12

Die Tatsache, dass der Kodex während der Lebzeiten bzw. wenige Jahre nach Hildegards Tod gefertigt wurde, macht diesen Kodex zu einen einzigartigen Objekt, selbst wenn heute nur noch eine Abschrift erhalten ist. Dies wirft jedoch die Fragestellung auf, inwieweit Hildegard selbst an der Entstehung der Miniaturen mitgewirkt hat. Eine genaue Festlegung der Entstehungszeit des Kodex ist schwer, er soll jedoch im Zeitraum von 1170-1195 entstanden sein.13

Der Scivias war, bevor der mit Miniaturen geschmückte Kodex entstand, eine Textsammlung. Nachdem Hildegard weitere Werke vollendet hatte, wurde die geschmückte Ausgabe in Auftrag gegeben. Es entstand eine Reihe von Werken, welche Hildegard in einem Gesamtkontext eingebunden wissen wollte.14

Der Kodex „Liber Scivias“ ist in drei Teile aufgeteilt. Der erste Teil der Scivias beschreibt die Vorgeschichte des Heils und die Bedürftigkeit der Menschen erlöst zu werden, hier stehen die Erschaffung des Kosmos, der Menschen und der Engel im Fokus. Im zweiten Teil steht das Werk der Erlösung im Mittelpunkt, die Sakramente, welche durch Jesus Christus als menschgewordenen Gott eingesetzt werden, sind hier das Thema der Visionen. Der dritte Teil der Scivias handelt von den Tugenden, welche den Menschen helfen sollen, Gottes Heilsplan bis zum jüngsten Tag zu verwirklichen.15

Diese Art von Werken war nicht untypisch für diese Zeit. Moralische Schriften, Heiligenverehrungen sowie Tieranalogien sowie Enzyklopädien waren in jener Zeit geläufig.16

2.2. Der Kodex „Liber Scivias“ im Kontext der Zeitgeschichte

Zu den Lebzeiten Hildegard von Bingen gab es mehrere Ereignisse, welche wahrscheinlich auf das Leben und die Ansichten im Text Einfluss hatten. Hildegard von Bingen lebte nicht zurückgezogen im Kloster, sie unternahm viele Reisen und pflegte einen regen Briefverkehr. Somit kann davon ausgegangen werden, dass sie über das Zeitgeschehen informiert war.17

Der Investiturstreit, ein nicht zu vernachlässigender Aspekt im Zeitgeschehen, ging es hier doch um die Einsetzung von Bischöfen durch weltliche Fürsten findet in der Art des Textes Widerhall. Eine Trennung von weltlicher und kirchlicher Macht sollte von der Kirche durchgesetzt werden. Höhepunkt des Investiturstreites war der Gang nach Canossa.18

Ebenso waren die Kreuzzüge zu jener Zeit ein Höhepunkt in der Anfeindung alles Fremden. Die Verteidigung des Abendlandes gegen die Ungläubigen fand nicht nur in der Einnahme Jerusalems und dessen Verteidigung statt. Die Anfeindung von Andersartigen und die Abgrenzung des Christentums wurden ebenso in Europa vollzogen.19 Während des Vierten Laterankonzils im Jahre 1215 wurden Kleidervorschriften erlassen, welche Juden verpflichteten bestimmte Merkmale zu tragen, dadurch sollte eine Vermischung von Christen mit anderen Glaubensrichtungen unterbunden werden.20

Ein Beispiel für die Anfeindung von Juden ist die Legende von Werner von Bacharach, dessen Tod als Ritualmord durch Juden dargestellt wurde.21

In Hildegards Schriften tauchen Juden mehrmals auf. Es wird beschrieben wie Menschen zu ihr kommen, um Hildegard um Rat zu fragen, unter diesen Menschen sind ebenso Juden. Es wird dargelegt, dass Hildegard mit Auslegung der jüdischen Gesetze die Glaubensrichtung des Judentums widerlegt und so die Juden ermuntert dem Christlichen Glauben näherzukommen.22

Es scheint, als wenn Hildegard die immer wieder aufflammende Anfeindung der Juden nicht mitgetragen hat. Der jüdische Glauben wird in ihren Schriften nicht positiv dargestellt, es wird im Scivias zunächst auf die jüdische Sichtweise verwiesen, anschließend folgt die vermeintliche Richtigstellung bzw. bessere Darstellung des christlichen Glaubens. Hildegard feindet den jüdischen Glauben nicht offen an, sie stellt die Zuwendung und somit die Erlösung der Juden in Aussicht.

Für die Art der Darstellung und der Konzeption war die zu der damaligen Zeit populäre Scholastik von großer Bedeutung sein.23 Der Visionstext als direkte Worte des Himmels mögen somit über den Zweifel der Fehlbarkeit erhaben gewesen sein, eine Auslegung und Interpretation des Textes ist dennoch möglich.

3. „Die Synagoge“

Die Synagoge ist die fünfte Vision im ersten Teil der Scivias. Es folgen Bild, sowie Textanalyse. Um den Umfang dieser Hausarbeit nicht um ein vielfaches zu überschreiten, wird sich auf die für den Kontext wesentlichen Züge beschränkt. Andere Sichtweisen der Interpretation des Bildes bzw. des Textes werden im Kapitel 4 berücksichtigt und diskutiert.

3.1. Bildanalyse „Die Synagoge“

Im Rahmen der Bildanalyse wird die Methode der ikonographischen Analyse nach Panofsky angewandt. Hierzu gliedert sie sich in die drei Bereiche Bildbeschreibung, gefolgt von dem Deuten und Benennen der Vorlage, bevor im dritten Schritt die ikonographische Deutung der Quelle erfolgt.24

3.1.1. Bildbeschreibung

Beim Anblick der Miniatur „Die Synagoge“ fällt dem Betrachter zunächst die Darstellung einer übergroßen aufrecht stehenden Frauenfigur ins Auge. Diese Frau hat kurzes Haar, welches durch einen goldenen Haarreif gehalten wird. Das Haar ist hellbraun und endet im Nacken, auf Höhe des Hales wird kein Haar dargestellt. Die Augen der Frau sind geschlossen, der Mund ist ebenso geschlossen, die Mundwinkel sind in der Darstellung leicht nach unten gezogen. Die Arme der Frau sind vor dem Oberkörper verschränkt und die Hände sind unter die Achseln geschoben. Die Frau trägt ein Kleid ähnliches Gewand, welches im oberen Teil einen blassrosa, beziehungsweise leicht rötlichen Farbton besitzt. Der untere Teil des Gewandes ist schwarz, der Farbwechsel von Rot zu Schwarz ist in Höhe der Mitte der Oberschenkel. Die Füße der Frau sind leicht vergrößert dargestellt. Die Füße sind nackt und von roter Farbe. Um die Füße herum ist eine breite weiße Umrandung gezogen. Die Frau ist vor einem goldenen Hintergrund gezeichnet mit einem Rahmen, welcher in der Horizontalen weiße und in der Vertikalen rote Linien zeigt. Die Füße stehen aus dem unteren Rahmen über den Rand heraus und verdecken diesen zum Teil. Der Rahmen ist vor einem gelben Hintergrund.

Auf den verschränkten Armen der Frau, in Brusthöhe, ist eine männliche Person abgebildet. Die Person ist leicht nach links25 eingedreht, hat helles Haar und einen hellen Bart, welcher bis zum Beginn der Brust reicht. In der linken Hand hält er eine aufgeklappte Tafel, wobei jede der zwei Seiten in drei verschiedenen Rottönen gefärbt ist. Der Blick des Mannes geht zu diesen roten Tafeln. Der Mann trägt ein weißes Obergewand, sowie einen roten Umhang, welcher über die rechte Schulter sowie den Unterkörper und die Knie geht. Die Person trägt einen grauen Spitzhut, dieser hat ein schwarzes Band mit drei goldenen bzw. gelben Punkten. Der Hut ist etwas zu groß dargestellt. Zwischen der rosa Darstellung des Obergewandes der Frau und der eingedrehten Darstellung des Mannes, seines Armes und des Buches ist eine goldene Glorie gemalt.

Im Bereich des Unterleibes der Frau sind zwölf Männer dargestellt. Eine Person auf der rechten Seite ist leicht erhöht, hält in der linken Hand eine Schriftrolle, diese Person ist ebenso leicht nach links eingedreht. Der Mann hat helles Haar, einen Bart, der bis zur Brust reicht. Sein Obergewand ist rot und er hat einen schwarzen Umhang über der linken Schulter. Sein Blick ist leicht abwärts zu den anderen elf Männern geneigt. Sein Kopf ragt in den rechten Ärmel der Frau hinein.

Die anderen elf Männer sind in drei Reihen dargestellt, in der oberen Reihe zwei Männer, welche zu der Person mit der Schriftrolle leicht aufblicken. Beide Männer mit hellem Haar und Bärten, der im Vordergrund trägt einen Hut mit einem goldenen Reif sowie ein rotes Gewand, die Person im Hintergrund ein schwarzes Gewand. Die linke Person trägt einen hellen Hut, welcher ein goldenes Band bzw. Ring oder Reif hat.

In der zweiten Reihe ist eine Person links mit einer Lücke zu fünf weiteren Personen dargestellt. Der einzeln stehende Mann scheint etwas jünger, er hat braunes Haar und trägt keinen Bart und hat ein weißes Gewand um. Die fünf weiteren Personen in der zweiten Reihe sind weißhaarige Männer mit Bärten, die Gewänder werden meist von den Personen in der dritten Reihe verdeckt, wobei hier die Farben Rot, Schwarz und Weiß zu erkennen sind. Der Blick der Männer in der zweiten Reihe ist meist nach rechts gewendet, der Mann in der Mitte der Fünfer-Gruppe betrachtet die Person links neben ihm, blickt somit gegen die Blickrichtung der anderen, der Mann an seiner rechten Seite blickt nach vorn.

In der dritten Reihe sind drei Männer dargestellt, die Männer links und rechts haben weißes Haar und Bärte, der Mann in der Mitte braunes Haar und keinen Bart. Die linke Person hat ein rosa Gewand an, die Person in der Mitte ein rotes Obergewand mit schwarzem Umhang auf der rechten Schulter. Der rechte Mann hat ein weißes Gewand an.

Diese zwölf Männer vor dem Unterleib der Frau sind ebenso vor einem goldenen Hintergrund dargestellt.

3.1.2. Deutung und Ikonographie des Bildes

Die Frauendarstellung sowie die männlichen Personen sind sämtlich vor goldenem Hintergrund gemalt, diese goldene Aura soll auf die Göttlichkeit im Zusammenhang mit den dargestellten Personen verweisen. Somit kann eine Darstellung von einfachen Figuren bzw. Persönlichkeiten auf diesen Miniaturen ausgeschlossen werden.26

Die Person in Brusthöhe fällt durch die zwei Tafeln und den spitzen Hut auf und wird mit einem Bart dargestellt. Die Darstellung mit Bart sowie Schläfenlocken sind allgemeine Kennzeichen für die Darstellung von Juden. Der spitze Hut, als Judenhut bezeichnet27, sowie die gelben Punkte auf dem Band des Hutes sind ebenso Kennzeichen für Menschen jüdischen Glaubens.28 Als Attribut in der ikonographischen Darstellung ist der Judenhut der Darstellung Abrahams zuzuordnen, gekleidet ist Abraham in antike Tunika und Mantel.29 Des Weiteren hat die Person in Brusthöhe, welche den Judenhut trägt, zwei Tafeln in ihrer rechten Hand. Steintafeln sind in der Ikonographie das Attribut für die Darstellung Moses.30 Somit lässt sich die Person auf der Brust nicht eindeutig identifizieren, da diese Attribute von zwei Personen trägt, zum einen Abrahams Judenhut, zum anderen Moses Steintafeln. Weitere Attribute der einzelnen Figuren lassen sich an der abgebildeten Person nicht finden.

Die Personengruppe auf dem Unterleib der Frau setzt sich aus zwölf Personen zusammen, die Anzahl zwölf ist die Anzahl der Propheten oder Apostel, abhängig von den weiteren Attributen. Der erhaben darstellte Mann hat in seiner Hand eine Schriftrolle, was ab dem sechsten Jahrhundert als Attribut für Propheten genutzt wurde.31 Attribute für die Apostel sind die Schriftrolle, das Buch sowie das Kreuz.32 Durch das Fehlen des Buches und des Kreuzes wird hier auf die Deutung als Propheten verwiesen. Es sind zwei jüngere Personen dargestellt, diese haben braunes, Haar und besitzen keinen Bart.

Die übergroße Frauendarstellung trägt ein antikes, einfaches Gewand, sowie kurzes Haar, welches mit einem goldenen Haarreif gehalten wird. Die geschlossenen Augen der Frau, sind als Zeichen von „nicht-sehend“ zu deuten. Wobei die geschlossenen Augen nicht nur nicht sehend, sondern ebenso blind bedeuten können. Blind im ikonographischen Kontext bedeutet mehr als nicht sehend, „B[lindheit] wird bes[onders] v[on] Stolz u[nd] Bosheit verursacht u[nd] bedeutet, v[on] Wirken der göttlichen Gnade u[nd] der Anschauung Gottes ausgeschlossen zu sein, im Dunkel der Unwissenheit zu bleiben.“33

Die Figur hat rote Füße, diese rote Farbe kann viele Bedeutungen haben. Eine Deutung ist das Rot als Zeichen des Blutvergießen Jesu bzw. der Passion sowie der Eucharistie.34

Um die Füße der Frauendarstellung herum ist eine weiße Umrandung, welche viele kleine Ausbuchtungen hat, diese erinnern stark an die Darstellung einer Wolke. Eine Wolke ist die Darstellung der Anwesenheit von himmlischen bzw. höheren Personen.35 Diese Darstellung im Zusammenhang mit der Darstellung der blutigen Füße stellt gleichzeitig die Sünde und die Vergebung dar. Die Hände der Figur sind vor der Brust verschränkt und unter den Achseln eingeklemmt. Dies spricht für eine verschlossene, nicht handelnde Haltung der Figur.

[...]


1 Vgl. Beuys, Krank vor Liebe, S. 27f.

2 Vgl. ebd. S. 29.

3 Vgl. ebd. S. 34f. sowie, Führkötter, Hildegard von Bingen, S. 31.

4 Vgl. Führkötter, Hildegard von Bingen, S. 37f.

5 Vgl. Zátonyi, Einführung, S. 6 - 8.

6 Vgl. Führkötter, Hildegard von Bingen, S. 33.

7 Vgl. Zátonyi, Einführung, S. 6.

8 Vgl. Führkötter, Hildegard von Bingen, S. 40 - 42.

9 Vgl. Dinzelbacher, Das politische Wirken der Mystikerinnen, S. 257f.

10 Vgl. Kleine, Visionäre, Exegeten und göttliche Orakel, S. 73.

11 Vgl. Saurma-Jeltsch, Die Miniaturen im „Liber Scivias“, S. 17f.

12 Vgl. ebd., S. 3f.

13 Vgl. ebd., S. 5 - 9.

14 Vgl. Meier, Eriugena im Nonnenkloster, S. 487 - 494.

15 Vgl. Zátonyi, Einführung, S. 9, sowie Zöller, Gott weist seinem Volk seine Wege, S.49 - 57.

16 Vgl. Grimme, abendländische Buchmalerei, S. 107f.

17 Meier, Privatoffenbarung, S. 115f. Sowie Führkötter, Hildegard von Bingen, S. 48 -50.

18 Vgl. Schieffer, Investiturstreit, S. 570 -573.

19 Vgl. Carlevaris, Hildegard und die Juden, S. 119.

20 Vgl. Osiander, Gelber Fleck, S. 27.

21 Vgl. Embach, Die Schriften Hildegards von Bingen, S. 432.

22 Vgl. Carlevaris, Hildegard und die Juden, S. 117f.

23 Vgl. Honnefelder, Scholastik, S. 199.

24 Vgl. Poeschel, Handbuch der Ikonographie, S. 17 - 20.

25 Richtungsangaben wie links und rechts sind im Folgenden aus der Perspektive der beschreibenden Person, des Betrachters, heraus benannt.

26 Vgl. Holl, Farbensymbolik, S. 10.

27 Vgl. Eckert, Juden, Seite 450. Eine zeitgenössische Darstellung der abgebildeten Hutform findet sind sich bei Osiander, Gelber Fleck, S. 29.

28 Vgl. Osiander, Gelber Fleck, S. 26.

29 Vgl. Poeschel, Handbuch der Ikonographie, S. 45.

30 Vgl. ebd. S. 413.

31 Vgl. Holl, Propheten, S. 461; sowie: Sciurie, Propheten Ikonographie, S. 635f.

32 Vgl. Myslivec, Apostel, S. 153.

33 Vgl. Feldbusch, Blindheit, S. 307.

34 Vgl. Holl, Farbensymbolik, S. 10.

35 Vgl. Holländer, Himmel, S. 263.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Das Verhältnis von Bild und Schrift in Hildegards von Bingen "Liber Scivias". Die Miniatur "Die Synagoge"
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
2,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
28
Katalognummer
V1014673
ISBN (eBook)
9783346411983
ISBN (Buch)
9783346411990
Sprache
Deutsch
Schlagworte
verhältnis, bild, schrift, hildegards, bingen, liber, scivias, miniatur, synagoge
Arbeit zitieren
Sven Mentel (Autor:in), 2017, Das Verhältnis von Bild und Schrift in Hildegards von Bingen "Liber Scivias". Die Miniatur "Die Synagoge", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1014673

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