Er wird am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren und tritt nach dem frühen Tod seines Vaters im Alter von 15 Jahren mehr aus der Familientradition als aus Begeisterung für den Soldatenberuf in das Potsdamer Garderegiment ein. Er scheidet aber bereits im Jahre 1799 wieder aus. Von da an ist sein Leben ein qualvolles, ruheloses Wandern, da ihm jede berufliche Eingliederung in die Gesellschaft mißlingt. Schon in seiner frühen Jugend wird er von dem Gedanken verfolgt, daß die Welt ein blindes Ungefähr, ein blindes Walten des Zufalls und der Mensch ein bloßer Spielball irrationaler Kräfte sei. Auf Vorschlag der Familie studiert er in seiner Geburtsstadt Jura und Philosophie und verlobt sich mit der Generalstochter Wilhelmine von Zenge, die er mit seinen pedantischen Erziehungsversuchen quält. Kleist möchte gerne nach seinem Studium in der Schweiz ein Bauerngut übernehmen, jedoch weigert sich seine Braut Bäuerin zu werden und löst die Verlobung. Allmählich setzt sich in ihm der Glaube an sein dichterisches Vermögen durch, obwohl er ursprünglich die Wissenschaft als seine Lebensaufgabe angesehen hat. Er schreibt sein erstes Drama und versucht, literarische Anerkennung zu finden, was ihm jedoch zunächst nicht gelingt.
1807 gerät Kleist unter den Verdacht der Spionage in französische Gefangenschaft, wird in Frankreich interniert und läßt sich nach seiner Freigabe in Dresden (1807-1809) nieder.
Sein Drama „Die Hermannsschlacht“ ist für eine Aufführung in Wien gedacht und soll zu einer allgemeinen Erhebung gegen Napoleon die Gemüter aufrufen.
Der Rückschlag nach der Schlacht von Wagram und die Besetzung Wiens durch die Franzosen machen eine Aufführung des patriotischen Stückes jedoch unmöglich. Verbittert über die Wendung im Kampf gegen Napoleon, flieht er über Prag nach Berlin.
Die neu auftretenden körperlichen Leiden, die ihm auch schon früher wiederholt zu schaffen gemacht haben, seine Enttäuschung über den Zusammenbruch Österreichs und die seiner Dichtungen dauernd versagte Anerkennung treiben ihn schließlich zum Selbstmord. Gemeinsam mit Henriette Vogel, einer nervösen, überreizten und unheilbar kranken Frau, erschießt er sich am 21. November 1811 am Ufer des Wannsees bei Potsdam.
Heinrich von Kleist gehört zu den großen deutschen Dramatikern. Er bedeutet das Bindeglied zwischen Gotthold Ephraim Lessing, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang Goethe einerseits und Franz Grillparzer, Friedrich Hebbel, Gerhard Hauptmann andererseits.
Sein Leben und sein Werk sind vor allem durch sein Streben nach unbedingter Wahrheit, nach sicheren Grundlagen für ein sinnvolles Leben, durch glühende Vaterlandsliebe und seinen leidenschaftlichen dichterischen Ehrgeiz gekennzeichnet.
Trotz aller Berührungen mit der Romantik ist er durch sein vor nichts zurückschreckendes Wahrheitsstreben, seine psychologischen Realismus, der ähnlich der späteren Psychoanalyse eines Sigmund Freud in die unterbewußten seelischen Gebieten vorstößt, ein Vorläufer der modernen Dramatik des 19. Und 20. Jahrhunderts. Innerhalb der Romantik nimmt er auch dadurch eine Sonderstellung ein, daß er nicht wie diese von der Klassik, sondern von der in seiner Zeit im allgemeinen bereits überwundenen Aufklärung ausgeht.
Heinrich von Kleist vereint in seinem Werk Realistisches und Romantisch- Märchenhaftes, Tragik und Humor, klassische Harmonie und maßlose Leidenschaftlichkeit, die mitunter an das Pathologische grenzt. Er erlebt keine Aufführung seiner Dramen. Nach langer Verkennung wird er erst nach dem Ersten Weltkrieg als einer der genialsten Dichter der Weltliteratur und als größte Dichter Preußens erkannt.
Das erste Drama ist „Die Familie Schroffenstein“. Ein Trauerspiel in 5 Aufzügen (1802).
Eine Lebensweisheit von Kleist lautet:
Frage dich immer in jeder Lage deines Lebens, ehe du handelst: wie könntest du hier am edelsten, am schönsten, am vortrefflichsten handeln? Und was dein erstes Gefühl dir antwortet, daßtue!