Saroyan, William - Es gab keinen Ausgang


Presentation / Essay (Pre-University), 2001

2 Pages, Grade: gut


Excerpt


William Saroyan - Es gab keinen Ausgang

Autor: Ellen Kleemann Hausarbeit

Datum: 1/2001

Benotung: 2

Kategorie: Aufsatz

Notiz der Autorin: Interpretation

Interpretation der im Unterricht besprochenen Kurzgeschichte:

„Es gab keinen Ausgang“ von William Soroyan

In der Kurzgeschichte des amerikanischen Autors William Soroyan (1908 - 1981) „Es gab keinen Ausgang“, die in deutscher Übersetzung vorliegt und deren Handlung wohl kurz nach dem zweiten Weltkrieg anzusiedeln ist, schreibt Soroyan über einen rassistischen Amerikaner, der auf einem Schiff einen Filipino verbal und schließlich tätlich attackiert. Im Laufe des Kampfes ersticht der Filipino den Amerikaner mit einem Messer. Der Filipino rechtfertigt sich gegenüber den übrigen Passagieren, da er sich einerseits schlecht und schuldig fühlt, anderseits sie wegen ihrer Passivität befragt und wegen der unterlassenen Hilfestellung anklagt.

Bei dem Titel „Es gab keinen Ausgang“ fällt mir auf, dass in dem Roman mehrere Situationen geschildert werden, in denen es keinen Ausgang gibt, z. B. steht der Filipino im Wartesaal vor einer verschlossenen Tür. Hier erhält er, von den übrigen Passagieren keine Hilfe (Z. 6), da diese ihnen vermutlich zu anstrengend erscheint. Auch im Waschraum (Z. 15), wohin sich der Filipino verkriecht, um einen Zufluchtsort zu finden, gibt es keinen Ausgang, lediglich ein Schlupfloch in Form der Toilette im Waschraum. Selbst an diesem intimen Ort wird er vom Angreifer gestört und bedrängt. Schließlich ist das Schiff eine schwimmende Insel, die keinen Ausgang hat, es sei denn, man verließe es über das Wasser.

Soroyan lässt die Handlung im Wartesaal beginnen, in dem der Filipino von dem Amerikaner angepöbelt wird. Der Filipino sucht einen Ausgang, er wartet vergebens auf die Hilfe, die ihm aus seiner Sicht zusteht. Er flüchtet vor dem Amerikaner und so auch vor sich selbst, da er sich schämt und sich selbst verraten hat. Er erwartet Hilfe, aber keiner der Mitreisenden gewährt sie ihm, da er ein Farbiger und Ausländer bzw. Gastarbeiter ist und ihnen die Hilfeleistung zu anstrengend erscheint. Obgleich alle übrigen Passagiere „auf der Seite des Filipinos“ (Z. 6) waren, hatte ihm keiner Beistand erwiesen. Ergo hätte es doch einen Ausgang gegeben, aber Soroyan drückt damit aus, dass für manch einen die Hilfe für andere Menschen zu viel Mühe macht und man dadurch gegen den Strom schwimmen müsste. Für einen mittelständischen Amerikaner der Nachkriegszeit in der Mitte des vorherigen Jahrhunderts scheint es nur schwer oder nicht möglich, für einen Einwanderer oder gar Farbigen Partei zu ergreifen.

Im Waschraum (ab Z. 26) erreicht die in Gang gesetzte Handlung mit großer Eigendynamik ihren Höhepunkt und leider auch ihre „vorläufige“ Lösung in der Konfrontation der beiden Handlungsträger: Es kommt zum entscheidenden Kampf. Der Filipino hat sich in die hinterste bzw. letzte Ecke verkrochen. In seiner intimen Privatsphäre wird er gestört und bedroht. Er fühlt sich seiner (Bewegungs- ) Freiheit beraubt Wie ein gejagtes Tier ist er in die Enge getrieben. So fällt hier auch die folgenschwere Entscheidung für ihn: er wird kämpfen, „auch wenn er töten musste “(Z. 38 f). Der Gejagte, in die Enge Getriebene, setzt sich zur Wehr.

Saroyan gibt eine detaillierte Darstellung der Eskalation der Gewalt und der Aggression des Unterdrückten, die im Tötungsakt ihren traurigen Abschluss findet. Soroyan versucht durch das Stilmittel der wörtlichen Rede die sich steigernde Situation darzustellen. Den aufgewühlten inneren Zustand des Jungen verdeutlichen die Aussagen, nachdem der Betrunkene zu Boden gefallen war (Z. 46 - 50); am Ende steht die Aussage des Titels: „Es gab keinen Ausgang“ (Z. 50).

Nach dem tödlichen Ausgang der Auseinandersetzung, die einerseits Notwehr, letztlich aber Mord ist, spricht Soroyan durch die Figur des Filipinos die imaginären Zuhörer an: „Die Zuhörer wussten um sein Verbrechen“. Hier weiß man nicht so recht, ob man Partei für den Unterdrückten ergreifen soll, der ja als Sieger dasteht. Der Filipino spricht: „Ich wollte ihn nicht verletzen“, und fragt: „Warum habt ihr ihn nicht aufgehalten?“ Damit wird der Kreis der Mitwisser erweitert, zumal Saroyan als auktorialer Erzähler das Geschehen vermittelt hat. Der Leser soll sich verantwortlich fühlen; er soll nicht die Fehler derjenigen machen, die dem Filipino nicht beigestanden haben; der Leser soll erkennen, dass die Minderheit Solidarität braucht.

Soroyan lässt geschickt offen, wer in der Anklage „alle“ sind: „Alle wussten um sein Verbrechen.“ (Z. 53 ff). Nach der Tat, die im Affekt passierte, schreibt Soroyan Gedanken in der fragenden Formulierung nieder, die eine Eskalation hätten verhindern können. Die letzte Frage ist zugleich Anklage.

Der Dichter, der armenischer Abstammung ist und vielleicht selbst Fremdenhass kennenlernte, zeigt sich als sensibler Kenner eines Zuwanderers. Ihm scheint die Ausländerproblematik vertraut, er kann mit seinem Text an den Leser appellieren. Er fordert auf zum Widerstand gegen den Fremden- und Rassenhass. Sein Text vermittelt unterlassene Hilfestellung und appelliert zum Eintreten für die unterdrückte Minderheit zur rechten Zeit. Saroyan öffnet dem Leser das Denken und Fühlen von jemandem, der schuldig wird, weil andere Hilfestellung unterlassen haben: Schweigen und Wegsehen unterstützt den Aggressor.

Excerpt out of 2 pages

Details

Title
Saroyan, William - Es gab keinen Ausgang
Grade
gut
Author
Year
2001
Pages
2
Catalog Number
V101605
ISBN (eBook)
9783640000180
File size
324 KB
Language
German
Notes
Interpretation einer im Unterricht besprochenen Kurzgeschichte
Keywords
Saroyan, William, Ausgang
Quote paper
Ellen Kleemann (Author), 2001, Saroyan, William - Es gab keinen Ausgang, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101605

Comments

  • No comments yet.
Look inside the ebook
Title: Saroyan, William - Es gab keinen Ausgang



Upload papers

Your term paper / thesis:

- Publication as eBook and book
- High royalties for the sales
- Completely free - with ISBN
- It only takes five minutes
- Every paper finds readers

Publish now - it's free