Interpretation zu Wallmayers KG „Nase“
Beim Menschen empfangen Organe die Informationen über den Zustand der Außenwelt zur weiteren Verarbeitung. Eines dieser Organe, nämlich die Nase wird in diesem Text als notwendigstes aller Organe dargestellt.
In Peter Wallmayers Kurzgeschichte „Nase“ wird der psychologische Zustand einer Person durch Sinneswahrnehmung gedeutet .
Die Geschichte handelt von einem Mann namens Nase. Nase hält sich zusammen mit einem, Taxifahrer in einer Telefonzelle auf. Als dieser die Zelle schließlich wegen des Gestanks verläßt, sagt sich Nase „Es ist aus“. Damit endet auch die Geschichte.
Zum Formalen Aufbau der, in auktorialer Erzählperspektive geschriebenen Kurzgeschichte ist zu sagen, daß man diese inhaltlich in mehrere Abschnitte unterteilen kann. In den Zeilen 1-3 wird dem Leser ein Überblick über Nases einseitig, monotones Leben gegeben. In den Zeilen 4 - 12 steht das Gespräch im Vordergrund. Der letzte Satz gibt Aufschluß darüber, inwiefern eine Belästigung als Bedrohung empfunden werden kann. Der Text ist durch seine Oberflächlichkeit in der Wortwahl, bzw. der Syntax geprägt, was auf die multikulturelle Gesellschaft unserer Zeit zurückzuführen. In den letzten Sätzen wird allgemein deutlich , dass es sich mit der multikulturellen Gesellschaft hauptsächlich um die russlanddeutsche Bevölkerungsschicht („russische Reinemachefrau“) handelt, welche die deutschen Zeitformen nur selten auseinanderhalten kann. Wallmayer macht diese Phänomen im Zeitsprung von Präsens zu Präteritum im letzen Satz deutlich.
Müßte es nicht eigentlich heißen, „er wird gefunden“? Nein dieses Stilmittel des Zeitensprungs hat der Erzähler geschickt an der richtigen Stelle eingeordnet, denn erst am Schluß soll es deutlich werden, daß es dem Autor selbst egal ist, in welcher Zeit ein Text geschrieben steht und besonders zeigt er hier seine Toleranz gegenüber Russlanddeutschen, denen es auch gleich ist, welche Tempora in der Deutschen Sprache gelten. Der letzte Satz zeigt somit die Diskrepanz zwischen Ausländern und Deutschen, die von letzteren als relativ unbedeutend abgestempelt wird. Symbole spielen in der Kurzgeschichte eine wichtige Rolle, allein der Name „Nase“ der Hauptperson gibt Aufschluß darüber, in welchem Sachgebiet der Psychologie wir uns hier befinden. Die Sinneswahrnehmung des Riechens nimmt besonders im zweiten Abschnitt einen hohen Stellenwert ein, was man an den Wörtern „atmen“, „Knoblauch“ und „Nase“ deutlich machen kann. Aber auch das „Hören“ wird in dieser Kurzgeschichte nicht vernachlässigt. Besonders am Anfang, als Nase den Satz „Ruhe, seid still“ spricht gilt es als Hinweis der Ohrenärzte auf die steigende Anzahl der Nicht- Hörgeschädigten. Gehen wir nun dem Symbolgehalt der Telefonzelle nach .Auch hier nimmt die akustische Wahrnehmung aufgrund des Telefons und dessen Hörers einen hohen Stellenwert ein.
Die Telefonzelle steht stellvertretend für alle Telefonzellen dieser Welt, was man daraus schließen kann, daß nirgendwo im Text der Ort der Handlung verdeutlicht wird. Die Telefonzelle steht für die Verschlossenheit, hier muß allerdings berücksichtigt werden , daß durch das betätigen des Telefons eine Öffnung zur Außenwelt bestehen kann. Diese Möglichkeit erkannte der Taxifahrer allerdings nicht und erlangte allein durch die Tür zu all seinen Rechten auf Freiheit. Nase jedoch bleibt in der Zelle. Der Gestank stört ihn also nicht, was auch ganz normal ist.(Wenn man Knoblauch ißt, kann man diesen nicht als stinkend empfinden.) Der Taxifahrer bricht aus, ihm stinkt es im wahrsten Sinne des Wortes. Die Mauer wird durch ihn zerbrochen, doch Nase folgt ihm nicht. Finden wir hier nicht eine Anspielung auf Christoph Heins Novelle „Drachenblut“, in welcher die Diskrepanz zwischen Schein und Wirklichkeit durch erlebendes- und erzählendes-Ich ausgedrückt wird. Wallmayer nutzt dasselbe Prinzip, nur mit dem Unterschied der Trennung beider gegensätzlich gesinnten Verhaltensweisen. Nase fehlt alle Intelligenz, zu begreifen, was gespielt wird, der Taxifahrer hat die Grenze überschritten, hat erst in der engen Zelle gemerkt, wie er vom eigenen Freund
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Interpretation zu Wallmayers KG „Nase“?
Die Interpretation behandelt Peter Wallmayers Kurzgeschichte "Nase". Sie analysiert, wie der psychologische Zustand einer Person durch ihre Sinneswahrnehmung dargestellt wird.
Was ist die Handlung der Kurzgeschichte "Nase"?
Die Geschichte handelt von einer Person namens Nase, die sich mit einem Taxifahrer in einer Telefonzelle befindet. Der Taxifahrer verlässt die Zelle wegen des Gestanks, woraufhin Nase sagt: „Es ist aus.“
Wie ist die Kurzgeschichte formal aufgebaut?
Die Kurzgeschichte ist in auktorialer Erzählperspektive geschrieben und kann in mehrere Abschnitte unterteilt werden. Der erste Abschnitt (Zeilen 1-3) gibt einen Überblick über Nases monotones Leben. Der zweite Abschnitt (Zeilen 4-12) konzentriert sich auf das Gespräch. Der letzte Satz thematisiert, wie eine Belästigung als Bedrohung empfunden werden kann.
Welche sprachlichen Besonderheiten weist der Text auf?
Der Text ist durch eine oberflächliche Wortwahl und Syntax geprägt, was auf die multikulturelle Gesellschaft der Zeit zurückgeführt wird. Der Zeitsprung von Präsens zu Präteritum im letzten Satz wird als Hinweis auf die Toleranz des Autors gegenüber Russlanddeutschen interpretiert.
Welche Symbole spielen eine Rolle in der Kurzgeschichte?
Der Name "Nase" selbst ist ein Symbol, das auf den Bereich der Psychologie hinweist, der hier behandelt wird. Die Sinneswahrnehmung des Riechens (Geruch von Knoblauch) und das Hören (Aufforderung zur Ruhe) spielen eine wichtige Rolle. Auch die Telefonzelle selbst ist ein Symbol.
Was symbolisiert die Telefonzelle?
Die Telefonzelle steht stellvertretend für alle Telefonzellen der Welt und symbolisiert Verschlossenheit. Allerdings besteht durch die Nutzung des Telefons die Möglichkeit einer Öffnung zur Außenwelt. Der Taxifahrer nutzt die Tür zur Freiheit, während Nase in der Zelle bleibt.
Welche mögliche Interpretationsebene wird bezüglich der Maueröffnung und der Staatssicherheit angedeutet?
Es wird eine mögliche Anspielung auf die Diskrepanz zwischen Schein und Wirklichkeit sowie auf die Rolle informeller Mitarbeiter der Staatssicherheit angedeutet, bei denen eine Einengung oder Belästigung durch eigene Freunde, die selbst Opfer des Systems waren, stattgefunden haben könnte.
- Arbeit zitieren
- Heinz Trott (Autor:in), 2001, Wallmayer, Peter - Nase - Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101609