Zur Biografie von Franz Kafka und seiner Erzählung "Das Urteil"


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

3 Seiten, Note: 1


Leseprobe


FRANZ KAFKA

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Sein Vater war ein wohlhabender jüdi- scher Kaufmann, der die schriftstellerische Tätigkeit seines Sohnes nie anerkannte. Von 1901 bis 1906 studierte Franz Kafka Germanistik und Jura an der Universität Prag. 1906 promo- vierte er zum Dr. jur. Nach einer kurzen Praktikantenzeit am Landesgericht Prag wurde er Angestellter einer Versicherungsgesellschaft. Ab 1917 war er bei einer Arbeiter-Unfall- Versicherung beschäftigt.

Im Beruf ist er erfolgreich, aber sehr unglücklich. Sein Leben lang leidet er unter dem Zwiespalt zwischen Beruf - den er zum Lebensunterhalt braucht - und dem Schreiben. („Mein Posten ist mir unerträglich, weil er meinem einzigen Verlangen und meinem einzigen Beruf, das ist die Literatur, widerspricht.“)

1917 erkrankte er an Tbc, was ihn 1922 zur Aufgabe seines Berufes zwang. Franz Kafka starb am 3. März 1924 an Kehlkopftuberkulose in Kierling bei Wien.

Kafka war ein Einzelgänger, der sich selbst einsam und unverstanden fühlte. Zu seinen wenigen Freunden zählten Franz Werfel und Max Brod. Max Brod veröffentlichte nach dem Tod Kafkas dessen Werke posthum und gegen den Willen des Schriftstellers, der alle seine Werke testamentarisch zur Verbrennung bestimmt hatte.

Außerdem beeinflusste das gestörte Verhältnis Kafkas zu seinem Vater sein ganzes Leben. Der Vater - vital, selbstbewusst und tyrannisch - brachte für seinen kränklichen Sohn wenig Verständnis auf. Die Hassliebe zu seinem Vater spiegelt sich in vielen von Kafkas Werken wider, in denen er seinen Vater in unterschiedlichen Gestalten (als Türhüter, Wächter, Polizist oder grausamen Vater) auftreten lässt.

Auch Kafkas Beziehung zu Frauen war schwierig. Er war zweimal mit Felice Bauer verlobt. löste aber beide Male das Verlöbnis wieder. 1920-1922 quälte ihn eine unerfüllbare Liebe zu Milena Jesenska, was zahlreiche Briefe dokumentieren. Von 1923 bis zu seinem Tod lebte er mit Dora Dymant in Wien und Berlin zusammen.

Warum Kafkas wahre Größe erst nach 1945 bekannt wurde, liegt wahrscheinlich an den poli- tischen Ereignissen in Europa. Schließlich war Kafka ein Prager Jude, der so wie viele andere zur „Unperson“ erklärt worden war. Aber auch die Tatsache, dass er seiner Zeit voraus war, spielt hier ein Rolle, schließlich griffen nach dem 2. Weltkrieg viele Surrealisten auf ihn zu- rück.

Obwohl Kafka als deutschsprechender Jude in Prag immer ein Außenseiter war, liebte er seine Heimatstadt und kehrte nach seinen langen Reisen nach Italien, Frankreich, Deutschland, Ungarn und die Schweiz immer wieder dorthin zurück.

Kafka wurde vor allem durch seine Dichtung nach Dienstschluss, das sogenannte „nächtliche Geschreibsel“ bekannt. Sein Tagesablauf sah folgend aus: von acht bis 14:00 Uhr nachmittags saß er im Büro, von 15:00 bis etwa 19:30 Uhr schlief er, dann folgte ein Spaziergang, schließ- lich - wie es in Prag damals Sitte war - nahm er ein spätes Abendessen zu sich. Ab etwa 11:00 Uhr nachts schrieb Franz Kafka bis zwei, drei Uhr früh. So geschah es, dass der große Schriftsteller sein Lieblingsstück „Das Urteil“ in einer Nacht (22. zum 23. September 1912) niederschrieb.

In der Erzählung „Das Urteil“ geht es um einen jungen Kaufmann - Georg Bendemann - der seinem Freund in Petersburg einen Brief schreibt, um ihm seine Verlobung mitzuteilen. Nach langen Überlegungen hatte er sich zum Schreiben dieses Briefes durchgerungen, denn aus Rücksicht auf seinen - nicht so glücklichen - Freund, hatte er Angst, ihn mit der freudigen Botschaft eifersüchtig und traurig zu machen.

Als er seinem Vater von dem Vorhaben erzählt, kommt es zum Eklat. Der Vater behauptet, in komplottartiger Verbindung mit dem Freund Georgs zu stehen. Georg, der in liebevoller, fürsorglicher Haltung zu seinem Vater gekommen war, ist nun völlig irritiert. Der Leser versteht ebenso wie Georg die Reaktion des Vaters nicht. Ist der Vater senil, boshaft, hasserfüllt oder überhaupt unzurechnungsfähig?

Eine andere Erklärung für die Reaktion des Vaters wäre, dass er sich von seinem Sohn „abge- löst“ fühlt. Schließlich übernimmt Georg mehr und mehr das Geschäft und somit die Arbeit seines Vaters. Um sich vom Vater loszulösen, müsste Georg aber selber Familienoberhaupt werden. Dies kann er nur durch die Heirat mit Frieda Brandenfeld erreichen, die von seinem Vater abgelehnt wird. Ja, dieser bezeichnet sogar Georgs Verhältnis zu Frieda als Verrat am Freund, an seiner toten Mutter und an ihm, dem Vater. Er verurteilt seinen Sohn zum Tode durch ertränken.

Georg stürzt aus dem Zimmer, jagt aus dem Haus zum Fluss hinab und ertränkt sich. (Leseprobe: Seite 50 - 52)

In diesem Stück kann man natürlich Kafkas Beziehung zu seinem Vater herauslesen. Es scheint als könnte sich Kafka selbst mit Georg Bendemann identifizieren. Interessant ist auch, dass die Initialen der Verlobten Kafkas (Felice Bauer) mit denen von Georg Bendemanns Verlobten übereinstimmen (Frieda Brandenfeld). Übrigens widmete Kafka Felice Bauer diese Erzählung.

Neben dem Urteil hat Franz Kafka aber auch noch viele andere bekannte Stücke verfaßt, die Bekanntesten sind:

- 1913 Betrachtung
- 1915 Blumfeld, ein älterer Junggeselle
- 1916 Die Verwandlung
- 1916 Das Urteil
- 1919 In der Strafkolonie
- 1919 Ein Landarzt
- 1919 Brief an den Vater
- 1924 Ein Hungerkünstler
- 1925 Der Prozess
- 1926 Das Schloss
- 1927 Amerika (Romanfragment)

Weiters hat Kafka noch viele Aphorismen (zum Beispiel „Die Betrachtungen über Sünde Leid, Hoffnung und den wahren Weg“) und Fabeln (zum Beispiel die „Kleine Fabel“) ge- schrieben.

Abschließend kann man sagen, dass Kafka trotz seines frühen Todes zu Recht zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der Deutschen Literatur gehört.

Kleine Fabel

(Franz Kafka)

„Ach“, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.“ - „Du musst nur die Laufrichtung ändern“, sagte die Katze und fraß sie.

Aphorismen von Franz Kafka

aus

Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg

- Vom wahren Gegner fährt grenzenloser Mut in dich.
- Das Wort „sein“ bedeutet im Deutschen beides: Dasein und Ihmgehören.
- Theoretisch gibt es eine vollkommene Glücksmöglichkeit: An das Unzerstörbare in sich glauben und nicht zu ihm streben.
- Verkehr mit Menschen verführt zur Selbstbeobachtung.
- Prüfe dich and der Menschheit. Den Zweifelnden macht sie zweifeln, den Glaubenden glauben.

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Zur Biografie von Franz Kafka und seiner Erzählung "Das Urteil"
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
3
Katalognummer
V101617
ISBN (eBook)
9783640000302
Dateigröße
344 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kafka, Franz
Arbeit zitieren
Martin Allmayer (Autor:in), 2001, Zur Biografie von Franz Kafka und seiner Erzählung "Das Urteil", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101617

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