Interpretation des Gedichts „Das Leben der Menschen“ von Georg Phillip Harsdörfer
Das Gedicht „Das Leben Der Menschen“ von Georg Phillip Harsdörfer handelt von der Vergänglichkeit sämtlichen Lebens auf der Erde Alles, was wächst, alle Dinge in der Natur, sowie zum Beispiel auch der Ruhm halten nicht ewig, sondern verändern sich oder verschwinden sogar ganz.
Der Ton des Gedichts ist eintönig und sachlich. Dies trifft auch für Metrum und Reimstellung zu. Das Gedicht ist in regelmäßigen 4-hebigen Jamben verfasst und enthält durchgehend Paarreime. Den 1. Vers kann man aber nicht zuordnen, da er sich mit keinem anderen Vers reimt. Auch die Kadenzen sind fasst immer regelmäßig. Sie wechseln ab V2 alle
2 Verse zwischen männlich und weiblich. Allerdings wird diese Regelmäßigkeit am Schluss unterbrochen. Die Kadenzen ab Vers 13 sind nur noch männlich. Bei den syntaktischen Mitteln wird diese unterbrochene Regelmäßigkeit auch deutlich. Durch die Inversion in V3 bildet V2 mit V3 einen Chiasmus. Bei den restlichen Versen kann man Parallelismus erkennen, da die Satzstellung durchgehend gleich ist.
Die Verse 2-19 sind jeweils die Fortsetzung des 1. Verses. Alle 2 Verse muss V1 eigentlich nochmals eingesetzt werden, um vollständige Sätze zu bilden. So würden dann immer HS und NS entstehen. Gleichzeitig stellen die Verse 2-19 Metaphern dar, die sich auf den 1. Vers beziehen. Diese Bilder, die das Leben genauer beschreiben und größtenteils zur belebten und unbelebten Natur gehören, reimen sich in je 2 aufeinanderfolgenden Versen ( z.B.: V2/3 „Laub“ ----- „Staub“), außer den Bildern von Vers 16 und 17 ( „Wasserstrom“ und „Wasserblas“). Dies zeigt wieder die Eintönigkeit, die dann aber unterbrochen wird.
Die Metapher, die von dem unnötigen Kauf spricht ( V14 ) erscheint dem Leser relativ ungewöhnlich, da man das Leben nicht erkaufen kann. Sie spielt darauf an, dass Menschen immer alles kaufen und beherrschen wollen. Dies ist aber eigentlich unmöglich, da Dinge wie das Leben irgendwann ein Ende haben und niemand daran etwas ändern kann. Bei einem Vergleich der sich reimenden Bilder miteinander lassen sich oft Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen: Das „Laub“ ( V.2) und der Staub (V.3) werden beide vom Wind weggeblasen und verweht.
Allerdings verändert sich das Laub ( in seiner Farbe), während der Staub immer gleich bleibt.
„Schnee“ (V4) und der „See“ bestehen beide aus Wasser. Der See bleibt aber an gleicher Stelle und ist in jeder Jahreszeit vorhanden, wohingegen der Schnee nur im Winter auftaucht und dann wieder schmilzt. Außerdem bleibt der See niemals ganz still, der Schnee aber ist meist in Ruhe. Für „Gras“ (V8) und „Glas“ (V9) lassen sich eigentlich keine Gemeinsamkeiten finden, da die Begriffe eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Sie unterscheiden sich aber z.B. darin, dass Gras, das zerdrückt wird immer noch weiterwächst und grün bleibt. Im Unterschied dazu ist Glas, das zerschmettert wird nicht wieder zu gebrauchen. Für die übrigen Bilder lassen sich eigentlich keine sinnvollen Gemeinsamkeiten oder Unterschiede mehr feststellen. Doch dieser Vergleich zeigt, dass alles Leben auf der Welt irgendwie zusammenhängt, aber jeder einzelne Teil auf seine Weise langsam aber sicher vergeht.
V18 und V19 bilden eine weitere Auffälligkeit und Unterbrechung der vorherigen Regelmäßigkeit. Die Relativsätze werden durch die Wörter „ uns“ (V18) und „ unser“ (19) direkt auf die Menschen bezogen. Die vorherigen Relativsätze bezogen sich auf das am Anfang des Verses genannte Bild. V19 spricht dann auch direkt auf den Tod der Menschen an, indem er von der Wiese als Grab des Menschen spricht.
Das Gedicht, das auf den 1. Blick vollkommen regelmäßig und eintönig erscheint, wird ständig von Unregelmäßigkeiten in Reim und syntaktischen Mitteln durchzogen. Dies zeigt, dass das Leben aus einer Reihe von Änderungen besteht, die das Zuendegehen des Lebens aber nicht verhindern können.
Das Thema der Vergänglichkeit ist typisch für die Zeit des Barock. Viele Dichter drückten in ihren Gedichten damals den Gedanken an den Tod aus, in dem Wissen, dass alles Leben irgendwann einmal ein Ende hat. Auch das bildliche Sprechen, die Allegorie taucht in Barocken Gedichten oft auf.
In seiner Unregelmäßigkeit passt das Gedicht genau in die Zeit des Barock. Das Wort Barock lässt sich nämlich aus dem Portugiesischen Wort „barocco“ , das soviel wie Unregelmäßigkeit bedeutet.
- Arbeit zitieren
- Katharina Hahn (Autor:in), 2001, Harsdörfer, Georg Phillip - Das Leben der Menschen - Gedichtinterpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101676