Inhaltsverzeichnis
Titelblatt
Inhaltsverzeichnis
Einführung: Was ist der Euro?
Chancen des Euros
Risiken des Euros
Umstellung der einzelnen Unternehmensbereiche
Auswertung einer Umfrage des Tagesspiegel/imu vom Frühjahr 1999
Bocholt: Der Euro aus der Sicht der Bocholter Unternehmen
Auswertung der befragten Bocholter Industrieunternehmen zum Euro
Literaturverzeichnis
Schlusserklärung
Was ist der Euro?
[1] Der Euro ist ein Resultat aus den Maastrichter Beschlüssen, die am 7.2.1992 vertraglich festgelegt worden sind. In diesem Vertrag geht es betreffend des Euros, um die Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) mit der Einführung der gemeinsamen Währung, dem Euro.
Der Euro ist eine Währungsumstellung keine Währungsreform, dies lässt sich anhand einfach zu erkennenden Indikatoren feststellen [5]: Die Währungsumstellung beinhaltet, dass eine Währung zu einem fixen Kurs in eine andere Währung umgerechnet wird, ohne dass ein Kaufkraftverlust des Geldes entsteht.
[2] ,,Die elf teilnehmenden Länder, mit einer Gesamtbevölkerung von 290 Millionen Menschen, sind vorerst Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien." Noch nicht entschieden haben sich Dänemark, Griechenland, Großbritannien, Schweden. Sie werden im Laufe der Entwicklung des Euros entweder beitreten oder absagen.
Am 1.1.1999 ist die europäische Währungsunion in Kraft gesetzt worden und somit gilt der Euro zunächst als Buchgeld, also zum Beispiel bei Schecks und Überweisungen. Des weiteren wird der Euro seit dem 4.1.1999 auch beim Börsenhandel benutz. Die amtlichen Umrechnungskurse werden für alle teilnehmenden Länder unwiderruflich festgelegt. Die zuständige Institution ist die Europäische Zentralbank, deren Sitz in Frankfurt am Main ist. Vorrangige Aufgabe ist die Sicherung der Preisstabilität.
Ab dem 1.1.2002 wird der Euro dann alleiniges offizielles gesetzliches Zahlungsmittel. Verbraucher können ab diesem Datum erstmals mit dem baren Euro überall bezahlen. Alle Spar- und Bankkonten werden dann nur noch mit der neuen Währung ausgezeichnet sein.
Bis zum 1.3.2002 ist der DM - Bargeldumlauf noch gestattet. In den beiden vorherigen Monaten sollte der Umtausch erfolgt sein, da der Einzelhandel und das Bankwesen die DM nur bis Ende Februar akzeptieren.
[3] Der Umtausch von DM in Euro ist dann nur noch bei den Landeszentralbanken und ihren Zweigstellen zeitlich unbegrenzt möglich.
[2] Der amtliche Umrechnungskurs für Deutschland lautet: 1 Euro = 1,95583 DM
1 DM = 0,51129 Euro
Chancen des Euros
Durch den Euro entfallen die anderen 11 verschiedenen Währungen und somit auch die untereinander herrschenden Wechselkursschwankungen. Folglich steigt die Wettbewerbsfähigkeit untereinander da alle an der Währungsunion teilnehmenden Länder die gleiche Währung und auch gleiche Chancen haben. Durch die gleiche Währung im ,,Euro - Land" wird auch der ohnehin schon offene Markt transparenter, das heißt leicht durchschaubarer und die Preise sind einfacher zu vergleichen.
Hinzu kommt, dass man die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Amerika und dem amerikanischen Dollar steigern will.
[4] ,,Vor der Währungsunion hing jeder dritte Arbeitsplatz in der EU vom Export ab und war somit den Wechselkursschwankungen ausgesetzt. Durch die Wirtschafts- und Währungsunion hängt heute nur noch jeder zehnte vom Export in den Nicht - Euro - Raum ab", was bedeutet, dass jetzt mehr Sicherheit am Arbeitsmarkt gegeben ist.
[8] Zum Vergleich:
,,In Deutschland hängt etwa jeder vierte Arbeitsplatz vom Export ab. Fast zwei Drittel seines Außenhandels treibt die deutsche Wirtschaft mit EU- Partnern. Zur Festigung des Wirtschaftsstandorts Deutschland und zur Verteidigung der Position als Export - Europameister sind wir Deutschen besonders stark auf offene Märkte und Währungsrelation angewiesen."
Um offene Märkte und Währungsrelation besser durchzusetzen ist der Euro nötig.
Ein weiterer Vorteil des Wegfalls der Wechselkursschwankungen ist die gestiegene Sicherheit für Geschäfte und Investitionen innerhalb der Währungsunion.
[4],,Einsparungen von ca. 45 Milliarden DM, ca. 0,5% der Gesamtwirtschaftsleistung in Europa, werden allein durch den Wegfall der Wechselkurse erwartet." Des weiteren fallen weitere finanzielle wie zeitliche Faktoren positiv auf.
Zum einen entfällt der Währungsumtausch, somit können die Banken schneller reagieren, da sie nicht weiter umrechnen müssen und keine besonderen ausländischen Scheine wie Münzen anschaffen brauchen. Zum andern fallen keine Umtauschgebühren auf der Unternehmerseite an und die Investitionen sind sicherer und planbarer, da der Finanzmarkt überschaubarer ist.
Hinzu kommt, dass für die privaten Aktionäre innerhalb der Währungsunion keine Kurssicherungskosten mehr anfallen.
Speziell für Deutschland ist die Wirtschafts- und Währungsreform eine Chance sich in Organisation und Disziplin zu üben und zu beweisen. Nicht nur weil die Europäisches Zentralbank in Franfurt am Main ist sondern, weil sie ihre erfolgreiche Stabilitätspolitik gegen inflationäre Gefahren einbringen kann. Anzumerken ist auch, dass das System der Europäischen Zentralbank dem der Deutschen Bundesbank sehr ähnlich in ihrer Struktur ist.
Das Ziel der Zentralbankpolitik ist ein von Währungsunruhen geschützter Markt.
Die immer noch bestehenden Konvergenzkriterien sollen ein stabile Lage in allen teilnehmenden Länder bewirken. Durch die enorme finanzielle und wirtschaftliche Zusammengehörigkeit - im negativen Sinne ausgelegt: Abhängigkeit - soll ein Beitrag zur Sicherung des Friedens in Europa erreicht werden.
[8] Wie auch schon bei der DM soll der Euro ,,ein Höchstmaß an Fälschungssicherheit" haben, was durch ,,eine technische Ausstattung, welche die am weitesten entwickelten Sicherheitsmerkmale enthält, gewährleistet sein soll."
[3] Aber auch ein positiver außenpolitischer Aspekt soll erzielt werden. Man will eine ,,höhere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den U.S.A. und Japan" erzielen.
[8] Aber dies gilt nicht nur gegenüber U.S.A. und Japan, denn ,,Mit der neuen Währung verschaffen wir der europäischen Wirtschaft eine stärkere Stellung im internationalen Handel mit anderen Industrienationen. Europäische Unternehmen werden künftig weitaus häufiger ihre internationalen Geschäfte in Euro tätigen können. Langfristige Perspektive über das Jahr 2000 hinaus:
Der Standort Europa wird zu einer Zone der politischen und wirtschaftlichen Stabilität und gewinnt internationale Attraktivität."
Risiken des Euros
Die bis zum 1.1.1999 streng einzuhaltenden Konvergenzkriterien [7] bestehen zwar heute noch, doch lässt sich feststellen dass viele Regierungen ihre Stabilitätsbemühungen nachlassen, da sie jetzt der Einstieg geschafft haben. Doch diesen Staaten werden mit Strafen, meist finanzielle Abgaben, belegt bestimmt durch das Europäische Parlament. Dies scheint nicht einleuchtend zu sein, da die Staaten, die schon in Verzug geraten sind sich mit noch mehr Belastung auseinander setzten müssen und demzufolge noch mehr Probleme bekommen die Konvergenzkriterien einzuhalten.
Es gibt weiterhin keine absolute Sicherheit, dass der Euro so stabil, wie die DM war bleibt, was man an den Euro-Turbulenzen des Jahresende 1999 gesehen hat.
Ein ganz großer finanzieller Nachteil zeigt sich bei den Automaten für Zigaretten, Bargeld, Parkscheine u.s.w..
[3] ,,Im Euroland gibt es ca. 10 Millionen Automaten davon zwei bis drei Millionen in Deutschland, welche alle bis zum Januar 2002 auf die neue Währung umgestellt werden müssen." Eine kleine Ausweichmöglichkeit gibt es jedoch. Es ist damit zu rechnen, dass viele Münzautomaten durch Kreditkartenautomaten einfach ersetzt werden.
Nicht zuletzt sind da auch noch die Kosten für die Herstellung und Verbreitung des Bargeldes. Enorme Kosten entstehen für den Transport und das Drucken der Scheine, die anfangs sogar falsch bedruckt wurden und daraufhin eine neue Druckreihe erfolgen musste.
[8] Für die in Deutschland eingeführten ,,4,3 Milliarden Euro Banknoten und die 48 Milliarden Münzen werden Kosten von Rund 1,9 Milliarden D - Mark erforderlich sein." Zudem erwarten viele Unternehmen einen großen Kostenfaktor für ihre neuen währungsgemäßen Einrichtungen, wie z.B. Computer und zugehörige Programme.
[6],,Allein für die Volksbanken und Raiffeisenbanken werden die Umstellungskosten auf mehr als 2 Milliarden D - Mark beziffert. Der deutsche Einzelhandel rechnet [...] mit Aufwendungen von 10 bis 30 Milliarden D - Mark."
[9] Private Vertreter des Einzelhandels und der Kreditwirtschaft hofften Ende 2000, wegen den enormen Umstellungskosten noch auf eine ,,finanzielle Unterstützung der Bundesregierung, die aber eine klare Absage erteilte.
[10] Neben dem finanziellen Faktor ergibt sich auch noch ein zeitliches Problem, denn ,,[...] über die Hälfte der Unternehmen unterschätzen den notwendigen Zeitaufwand zur Vorbereitung und Umstellung" nach einer Studie der Unternehmensberatung ,,Cap Gemini Ernst & Young" und ,,Association for the Monatary Union of Europe" (AMUE). Grund hierfür seien ,,Unklarheit und Verwirrung [...] Mangelndes Wissen und fehlende Informationen". Falls aber diese Unternehmen nicht bis zum 1. Januar 2002 komplett umgestellt sind, drohen denen ,,hohe Geldstrafen". [11] Derweil fordert Hilmar Kopper, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank und Vorstandsmitglied der AMUE, mehr Aufklärungsarbeit von der Bundesregierung über die Währungsunion und den Ablauf der Bargeldeinführung.
[8] Problematische Anwendung besteht in der ,,Festsetzung von Blickfangpreisen".
[...] Bei der Umstellung auf Euro ergeben sich Preise, die optisch weniger attraktiv sind. Ein Beispiel: Ein DM - Preis von 0,99 ergibt einen Europreis von 0,51. Blickfangpreise entstehen daraus entweder durch Preissenkung auf 0,49 oder eine Erhöhung auf 0,59. Der Konkurrenzdruck wird [...] eher zur Preissenkung als zur Erhöhung führen." Der Konkurrenzdruck wächst also, das heißt, dass viele kleinere Unternehmen mit den großen Gesellschaften und Konzernen nicht mithalten können da sie ihr niedriges Angebot zu kleinen Preisen verkaufen müssen. Somit werden viele Kleinunternehmen unter dem Wettbewerb leiden und schließlich ausfallen, doch der Endverbraucher sieht nur die attraktiveren Preise.
Ein großes Risiko besteht letztendlich bei den wirtschaftlichen Verhältnissen unter den EU - Staaten, da viele Kritiker meinen sie wären zu unterschiedlich, geht man davon aus, dass eine gemeinsame Währung dies nicht verbessern kann, sondern dass gerade diese neue Währung darunter leiden wird. Man befürchtet, dass schwächere Länder wie Portugal oder Irland, die gesamtwirtschaftliche Lage Europas verschlechtern und somit auch die Stabilität der neuen Währung Euro negativ beeinflusst und gefährdet.
Umstellung der einzelnen Unternehmensbereiche
[16]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anhand dieser Grafik kann man die vier grundlegenden Bereiche sehen, in denen aufgrund der Euro - Umstellung Änderungen vorgenommen werden müssen.
Unternehmen haben sich spätestens bis zum 01.02.2002 vollständig im Rechnungswesen, in der Technik, in der Organisation und im Zahlungswesen umzustellen.
Für die Umsetzung solcher Strukturumstellung werden besondere Fachkräfte sogenannte ,,Organizer" eingestellt, die einerseits dafür sorgen, dass alles sachgerecht durchgesetzt wird und andererseits das eigentliche Personal weitergebildet wird.
Auswertung einer Umfrage des Tagesspiegel/imu vom Frühjahr 1999
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Umfrage des Tagesspiegel vom Frühjahr 1999 zeigt wie die 700 deutschen Unternehmen zur Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) stehen, was natürlich die Umstellung auf den Euro beinhaltet.
Auffälligstes Merkmal dieser Statistik ist, dass doppelt so viele Unternehmen eher die positiven (43 %) als die negativen (20%) Auswirkungen der EWWU sehen. Ebenfalls auffällig ist auch, dass es mehr Vorteile gibt, an dessen oberste Stelle der Wegfall des Wechselkursrisikos (siehe Chancen des Euros) steht. Weitere Vorteile die im Vorfeld schon erläutert wurden sind die geringen Transaktionskosten, durchschaubare Märkte, vereinfachte Kalkulationsbasis, schnellerer Zahlungsverkehr, Bereitschaft zur Kooperation, und der ,,heilsame Zwang zur Produktionsverbesserung". Dem gegenüber stehen der Konkurrenz- und Preisdruck Konkursgefahr, schnellerer Konzentrationsprozess und der ,,Zwang zur Rationalisierung".
Aus der Grafik lässt sich ableiten, dass viele Unternehmen (21%) nicht über die Vor und Nachteile informiert sind, dies lässt sich aber darauf zurückführen, dass diese Umfrage im Jahr 1999 erstellt wurde und die Aufklärungsarbeit der Bundesregierung noch nicht gewirkt hat.
Die übrigen 16 %, die keine Angaben gemacht haben könnten erstens Unternehmen sein die gar nicht von der EWWU beeinflusst werden oder Unternehmen, die sich noch gar nicht mit der Umstellung auseinander gesetzt haben und dem zufolge noch unsicher sind was die EWWU für ihr Unternehmen bedeuten kann.
Zur Bewertung dieser Quelle ist zu sagen, dass sie für diese Facharbeit in so fern von Bedeutung ist, da sie eine umfangreiche Anzahl (700) von Unternehmen herangezogen hat. Somit kann man sagen, dass diese Umfrage repräsentativ ist.
Allerdings ist diese auch schon verjährt, und deswegen ist sie nur repräsentativ für das Jahr 1999. Doch es ist anzunehmen, dass die Vor- und Nachteile sich nicht verändert haben, und somit weitgehend die Aussagekraft bestehen bleibt.
Es ist anzunehmen, dass die unentschlossenen befragten Konzerne (21% + 16%) bei einer aktuellen Studie sich gleichmäßig auf Pro und Contra Seite verteilen werden.
Ein Kritikpunkt ist aber, dass eindeutig zu wenig Vor- bzw. Nachteile erkannt wurden, was sich auf die Faktoren: [10] ,,Unklarheit und Verwirrung [...] Mangelndes Wissen und fehlende Informationen" zurückführen lässt.
Insgesamt gesehen lässt sich aber ein klarer Trend zur positiven Sicht der Unternehmen ablesen, da von der Prozentzahl her ein Verhältnis von ca. 2 zu 1 (43% zu 20%) vorliegt.
Das lässt darauf schließen, dass die EWWU unternehmerfreundlich ist.
Der Euro aus der Sicht der Bocholter Unternehmen
Nachdem die Vor- und Nachteile allgemein erörtert wurden, wird jetzt eine Betrachtung des Euros aus der Bocholter Sicht mit Hilfe von Zeitungsartikeln im Zeitraum von 1999 bis 2001 im Ressort ,,Bocholt" vorgenommen, in denen verschiedene Urteile und Bewertung über den Euro gefällt werden.
[12] Die Unsicherheit der Hersteller wird im Zeitungsartikel ,,Unsicherheit bei Herstellern" vom 14.01.1999 des Bocholt Borkener Volksblatts mit ,,[...] wachsendem Preisdruck, unsichere Rahmenbedingung und der Euro, der wie ein Damoklesschwert über allem hängt [...]" begründet. (Damoklesschwert: Sinnbild für Bedrohung / Gefahr, Wahrig Fremdwörterlexikon, Orbis Verlag)
Hier wird eine negative Haltung eingenommen, was sich aber dadurch erklären lässt, dass der Artikel schon Anfang 1999 geschrieben wurde, wo man skeptisch dem Euro gegenüber stand. Rainer Herding, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens unterstützte die Kritik indem er meinte: ,,Wir brauchen einen Kraftschub." Dass sich die Situation bei der Herding - Textilfabrik nicht gebessert hat, lässt sich anhand eines Auszugs des dritten Artikels feststellen:
[14] ,,Während sich viele im zurückliegenden Jahr über den schwachen Euro und damit über die verbesserten Exportchancen freuten, brachte der starke Dollar der Herding - Textilfabrik nur Nachteile. Grund: Ausgeführt werden die Waren der Bocholter einzig in den europäischen Raum. Und dort gibt es nun mal keine Währungsschwankungen mehr. Gleichzeitig verteuerten sich die auf Dollar - Basis eingeführten Rohstoffe enorm."
[13] Der zweite Zeitungsartikel ,,Umsatzsteigerung gab es nur in Übersee" vom 10.01.2001 des Bocholt Borkener Volksblatt, wird der starke Dollar, somit der schwache Euro, gelobt, da dieser ,, [...] die Ibena - Produkte vor allem in den U.S.A. lukrativ machte." Der Artikel beschreibt weiterhin eine Prognose für das Jahr 2001:
,,Vorsichtiger Optimismus prägt den Ausblick. Wenn die Euro - Schwäche anhält, dürfte auch in 2001 das Auslandsgeschäft boomen." Der hier genannte ,,vorsichtige Optimismus lässt sich durch den Gegensatz von Export und Import erklären.
Man geht davon aus, dass das Exportgeschäft gut läuft, da die Ware für das Ausland billiger ist, aufgrund des schwachen Euros, doch dadurch sind automatisch die Importe billiger, also ist hier Vorsicht geboten bei der Bewertung des Euros.
[15] Der vierte Zeitungsartikel ,,Ein zartes Hoffnungspflänzchen ..." vom 13.01.2001 des Bocholt Borkener Volksblatt, bekräftigt die zuvor aufgestellte These, dass ein schwacher Euro den Export fördert, aber den Import verteuert und ihn somit hemmt.
,,Die Unternehmen profitieren beim Export nicht nur vom starken Dollar, der Ausfuhren nach Übersee besonders attraktiv machte, sondern auch von der innereuropäischen Währungsstabilität." Hier ist nur die Rede vom Export in Nicht - Euro - Länder, somit kann man nicht ausschließen, dass Exporte in Euro - Länder letztendlich rückläufig sind, da die Preise hier konstant bleiben und schließlich Firmen ihre Abnehmer nur noch außerhalb der Währungsunion suchen.
Der Präsident von Gesamttextil, Josef Albert Beckmann bilanziert: ,,Für die deutschen Firmen war die Einführung des Euros sehr positiv."
Bocholter Industrieunternehmen sehen aber auch die Chance oder Gefahr der neuen Preisbildung (siehe Risiken des Euros):
,,Viele Manager fürchten, dass die in der Branche üblichen Eckpreise (49,90 DM, 79,90 DM, oder 119,90DM), die bei Umrechnung auf den Euro zu meist über den magischen Marken liegenden krummen Werten führen (25,51,40,58 beziehungsweise 61,30 Euro), den Handel dazu veranlassen, die Preise erneut zu drücken. Ebenso so gut kann es aber auch sein, dass der Handel die Chance nutzt und seinerseits etwas draufschlägt, um die auch ihm immer enger gewordenen Gewinnmargen zu verbessern."
Man erkennt wieder deutlich, dass es an den Unternehmen selbst liegt, ob sie die Chance nutzen, um ihr Unternehmen auf eine Gewinnmaximierung hinaus zu steuern.
Auswertung der Befragung der Bocholter Industrieunternehmen zum Euro
[17] Angeschriebene Unternehmen:
1) Herding GmbH & Co. KG Carl - Textilunternehmen
2) Wolbo GmbH & Co. KG - Textilunternehmen
3) BTG Feldberg & Sohn GmbH & Co. KG - Spedition
4) WM - Spedition GmbH - Spedition
5) Siemens AG - Werk für Fernsprechendgeräte - Technology
6) Alfred Friedrich Flender AG - Technology
7) Spaleck GmbH & Co. KG - Maschinenbau
8) Olbrich GmbH & Co. KG Herbert - Maschinenfabrik
9) Johann Borgers GmbH & Co. KG - Automobilzulieferer
10) Dammeyer & Hoves GmbH & Co. KG ( D. u. H. ) - Bauunternehmen
Um mögliche Vergleichsmöglichkeiten zu haben sind jeweils zwei verschiedene Firmen aus einem Industriezweig gewählt worden, bis auf Borgers (Automobilzulieferer) und Dammeyer & Hoves (Bauunternehmen).
Die Befragung startete am 10.02.2001, um die verschickten Fragebögen inklusive eines frankierten Rückumschlags rechtzeitig zurück zu bekommen.
Nachdem ich mich bei allen Firmen telefonisch versichert hatte, dass der Vorgang bearbeitet wird, wurden mir alle Fragebogen zugeschickt, bis auf die der Firmen Carl Herding und Olbrich. Auf eine weitere telefonische Nachfrage reagierte man entweder nicht oder man sagte mir, dass die Beantwortung per Post unterwegs wäre.
Obwohl die Anzahl der befragten Unternehmen somit kleiner ist, ist es doch möglich einen Vergleich unter allen Befragten zu ziehen und einen groben Überblick über die bekanntesten Unternehmen Bocholts zu erlangen.
Der Fragebogen, dessen Muster ebenfalls bei den Anlagen beigefügt ist, soll Aufschluss über die Vorteile und Nachteile geben, die Bocholter Unternehmen in Betracht ziehen. Im Vergleich hierzu stehen die vorher erörterten Risiken und Chancen des Euros.
Des weiteren weißt die Beantwortung auf, ob die Firma den Euro bevorzugt, ob sie wegen der Währungsumstellung mehr Konkurrenz befürchten, welche und ob weitere speziellen Veränderung vorgenommen werden, um bis zum Stichtag (01.10.2001) bereit zu sein.
Vorteile:
Über die Vorteile sind sich alle Unternehmen eindeutig bewusst und haben infolge dessen ziemlich gleich geantwortet.
Am auffälligsten war, dass bei 5 Befragten der Vorteil besteht, dass die Wechselkursschwankungen durch die einheitliche Währung wegfallen.
Die Beantwortung der Firmen ist dadurch zu erklären, dass dieser Faktor bei den Firmen vor der Währungsunion den höchsten Kostenfaktor ausmachte. Ein weiterer erkannter finanzieller Vorteil ist der Wegfall der Transaktionskosten. Da die meisten der befragten Unternehmen entweder starke Export- bzw. Importunternehmen sind oder im Ausland Tochter- bzw. Partnerfirmen haben wissen diese um die anfallenden hohen Transaktionskosten.
Wie schon bei den Chancen des Euros erläutert, erkennt und bevorzugt die Bocholter Industrie den transparenten Markt, d.h. die klaren Vergleichsmöglichkeiten zu anderen ausländischen Firmen, die als Anbieter (z.B. von Rohstoffen) fungieren.
Nachteile:
BTG und Siemens haben keine Nachteile genannt, da sie die schon von mir aufgeführten Nachteile (Risiken des Euros) anscheinend aufgrund ihrer industriellen Ausrichtung, vernachlässigen können.
Die hier am häufigsten auftretenden Kritikpunkte sind die finanziellen Aufwände für die Umstellungsphase (Flender: 200.000 - 300.000 DM; Borgers: 150.000 - 200.000 DM) und die Transparenz des Marktes, da jetzt auch ihre Kunden sie besser mit der Konkurrenz vergleichen können und zu diesen wechseln könnten.
Ein negativer Effekt des schwachen Euros zeigt sich bei den hohen Benzinpreisen, die sich bei den Speditionen negativ auf die Transportkosten auswirken, und bei dem daraus folgendem verteuerten Rohstoffeinkauf aus Nicht - Euro - Ländern.
Schließlich lässt sich feststellen, dass weniger Nach- als Vorteile festgestellt werden.
Umstellung:
Siemens, D. u. H. und BTG sind nach ihren Angaben zu 100 % umgestellt, Spaleck zu 70 % und Borgers, folgernd aus ihrer Beschreibung, ungefähr zu 50 %. Die Umstellung der EDV (Elektronische DatenVerarbeitung) sowie im Rechnungs- Finanzwesen wurde bereits von allen acht Unternehmen bereits absolviert.
vorzunehmende Veränderungen:
Flender wird nicht nur neue Software sondern auch neue Euro - gemäße Hardware anschaffen (sog. SAPR/3 Module), welche die Umstellung erleichtern. Borgers wird in Kürze den Euro als ausschließlich hausinterne Währungseinheit in der Finanzbuchhaltung annehmen, im Gegensatz zur jetzigen Doppelwährungsfunktion. Die Spedition WM wird als einzige der acht befragten Firmen Euro - Fachkräfte einstellen und die Textilfirma Wolbo wird die Europreise angleichen. Die anderen Unternehmen sind sich sicher alle nötigen Vorraussetzungen geschaffen zu haben.
Euro = Katalysator zum Investieren:
Hier sind sich alle Firmen der Meinung, dass dies nicht gilt, da ,,der ganze Markt offen und transparent ist, so argumentiert die Siemens AG. Doch Flender beschränkt die Aussage dahin, dass dies ,,nicht für Exportunternehmen gilt". Allgemein lässt sich sagen, dass aufgrund des schwachen Euros gegenüber dem Dollar, keiner bereit ist ein Risiko einzugehen.
Mehr Konkurrenz:
Die eine Hälfte der Firmen sind sich sicher, dass die Konkurrenzsituation sich nicht verändern wird, da jetzt alle Teilnehmerländer mit den gleichen währungsspezifischen Bedingungen unterlegen sind. Die andere Hälfte begründet den wachsenden Konkurrenzdruck mit der hohen Preistransparenz, die jetzt auch ausländische Kunden nutzen können. Flender sieht jedoch noch den ,,hervortretenden nichtmonetären Aspekt", das heißt zum Beispiel Lieferpünktlichkeit- und Qualität oder Serviceleistungen, wodurch auch noch Konkurrenzdruck ausgeübt werden kann.
Euro oder DM:
5 der 8 Befragten befürworten den Euro, wegen der Marktransparenz und größerer Abnehmerschaft, und aufgrund des Umsatzes mit europäischen Kunden (Flender: ca. 80%). Borgers bevorzugt keine der beiden, da es, so antwortete Herr Pleines mir , ,,letztendlich egal sei mit welcher Währung man bezahle". Die DM ist momentan Favorit von WM und D. u. H., da sie einerseits das Wachstum des Euros in Frage stellen und andererseits die, aus der Transparenz resultierende, Konkurrenz nicht so groß wäre wie mit DM. Abschließend ist zu sagen, dass die Bocholter Unternehmen schon sehr gut vorbereitet sind und den Euro auch als ,,unternehmerfreundlich" (S.10), angesichts der vielen erkannten Vorteile (S.14) empfinden.
Literaturverzeichnis
[1] Unterrichtsmaterial Jahrgang 10, 23.04.1999 - siehe Anlagen
[2] ,, Der Euro gilt. " - Informationsbroschüre der Bundesregierung - siehe Anlagen
[3] ,,Die neue Währung für die Jugend Europas - Euro - Das Buch zum Geld" Informationsbuch der Dresdner Bank - Herausgeber: Bundesverband dt. Banken
[4] Ruhr - Universität Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaften, Sektion für Sozialpolitik und Sozialökonomik , Wintersemester 1999/2000, Hauptseminar Sozialökonomik, Dozent: Prof. Dr. Lothar F. Neumann, Thema: Der Euro - siehe Anlagen
[5] http://www.ibhs-perch.ac.at/euro/der.htm - siehe Anlagen
[6] Unterrichtsmaterial Jahrgang 10, 27.04.1999 - siehe Anlagen
[7] http://www.ibhs-perch.ac.at/euro/der.htm - siehe Anlagen
[8] Ratgeber Euro - Herausgeber: Aktionsgemeinschaft Euro & Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
[9] Zeitungsartikel von cbs, Die Welt: 02.01.2001, ,,Keine Hilfen für die Euro - Bargeldumstellung" - siehe Anlagen
[10] Zeitungsartikel von AA, Die Welt: 23.11.2000, ,,Deutsche Unternehmen verschlafen Euro - Umstellung" - siehe Anlagen
[11] Zeitungsartikel von Anja Struve, Die Welt: 30.01.2001, ,,Müller mahnt Firmen zur raschen Euro - Umstellung" - siehe Anlagen
[12] Zeitungsartikel von Berthold Blesenkemper, Bocholt Borkener Volksblatt: 14.01.1999, ,,Unsicherheit bei Herstellern" - siehe Anlagen
[13] Zeitungsartikel von Berthold Blesenkemper, Bocholt Borkener Volksblatt: 10.01.2001, ,,Umsatzsteigerung gab es nur in Übersee" - siehe Anlagen
[14] Zeitungsartikel von Berthold Blesenkemper, Bocholt Borkener Volksblatt: 11.01.2001, ,,Das Geschäft wird immer unberechenbarer" - siehe Anlagen
[15] Zeitungsartikel von Berthold Blesenkemper, Bocholt Borkener Volksblatt: 13.01.2001, ,,Ein zartes Hoffnungspflänzchen ..." - siehe Anlagen
[16] ,,Der Euro kommt... Was nun?" Informationsbroschüre Kreissparkasse Borken - siehe Anlagen
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Euro laut diesem Text?
Der Euro ist das Ergebnis der Maastrichter Beschlüsse vom 7. Februar 1992 und dient der Schaffung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU). Es handelt sich um eine Währungsumstellung und nicht um eine Währungsreform.
Welche Länder nahmen anfänglich am Euro teil?
Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien nahmen anfänglich teil.
Wann wurde der Euro als Buchgeld und Börsenwährung eingeführt?
Der Euro wurde am 1. Januar 1999 als Buchgeld und am 4. Januar 1999 im Börsenhandel eingeführt.
Wann wurde der Euro zum offiziellen Zahlungsmittel?
Ab dem 1. Januar 2002 wurde der Euro zum alleinigen offiziellen gesetzlichen Zahlungsmittel.
Wie lange war die DM noch im Umlauf?
Der DM-Bargeldumlauf war bis zum 1. März 2002 gestattet.
Wie lautet der Umrechnungskurs von DM in Euro?
Der offizielle Umrechnungskurs für Deutschland lautet: 1 Euro = 1,95583 DM und 1 DM = 0,51129 Euro.
Welche Chancen bietet der Euro?
Der Euro beseitigt Wechselkursschwankungen, steigert die Wettbewerbsfähigkeit, macht den Markt transparenter und vereinfacht Preisvergleiche. Er soll auch die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Amerika stärken und die Sicherheit für Geschäfte und Investitionen erhöhen.
Welche Risiken birgt der Euro?
Risiken sind die Nachlassung der Stabilitätsbemühungen der Regierungen nach der Einführung, die Unsicherheit bezüglich der Stabilität des Euros, hohe Kosten für die Umstellung von Automaten, die Herstellung und Verbreitung des Bargeldes und die Umstellungskosten für Unternehmen.
Wie müssen sich Unternehmen auf den Euro umstellen?
Unternehmen müssen sich im Rechnungswesen, in der Technik, in der Organisation und im Zahlungswesen vollständig auf den Euro umstellen.
Was ergab eine Umfrage des Tagesspiegel/imu vom Frühjahr 1999?
Die Umfrage zeigte, dass mehr Unternehmen die positiven Auswirkungen der EWWU sahen (43 %) als die negativen (20 %). Vorteile waren der Wegfall des Wechselkursrisikos und geringere Transaktionskosten. Allerdings waren viele Unternehmen noch nicht ausreichend informiert.
Wie wurde der Euro von Bocholter Unternehmen beurteilt?
Einige Bocholter Unternehmen äußerten Unsicherheit aufgrund von wachsendem Preisdruck und unsicheren Rahmenbedingungen. Andere profitierten vom schwachen Euro durch verbesserte Exportchancen. Die neue Preisbildung wurde sowohl als Chance als auch als Gefahr gesehen.
Welche Bocholter Unternehmen wurden befragt?
Unter anderem wurden Herding GmbH & Co. KG Carl, Wolbo GmbH & Co. KG, BTG Feldberg & Sohn GmbH & Co. KG, WM - Spedition GmbH, Siemens AG, Alfred Friedrich Flender AG, Spaleck GmbH & Co. KG, Olbrich GmbH & Co. KG Herbert, Johann Borgers GmbH & Co. KG und Dammeyer & Hoves GmbH & Co. KG befragt.
Welche Vor- und Nachteile sahen die befragten Bocholter Unternehmen?
Vorteile waren der Wegfall von Wechselkursschwankungen und Transaktionskosten sowie ein transparenter Markt. Nachteile waren die finanziellen Aufwände für die Umstellung und die Transparenz des Marktes, die zu mehr Konkurrenz führen konnte. Der schwache Euro führte zu höheren Benzinpreisen und teureren Rohstoffen.
Haben die befragten Bocholter Unternehmen den Euro als Katalysator für Investitionen gesehen?
Die meisten Firmen waren der Meinung, dass der Euro kein Katalysator für Investitionen sei, da der Markt offen und transparent ist und aufgrund des schwachen Euros gegenüber dem Dollar kein Risiko eingegangen werden soll.
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- Anonym (Autor:in), 2001, Der Euro und die Industrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101788