Hitler, Adolf - Die Person


Facharbeit (Schule), 2001

19 Seiten


Leseprobe


Vorwort

Meine SVA-Arbeit habe ich über die Persönlichkeit Hitler verfasst, weil ich bisher nur mit den geschichtlichen Ereignissen in der Zwischenkriegszeit und dem 2. Weltkrieg vertraut war. Ich will seine Handlungen nicht blo ß auflisten, sondern versuchen diese zu erklären. Dies ist bei einer zwiegespaltenen Pers önlichkeit wie Hitler eine etwas komplexe Angelegenheit. Biographen weltweit mussten lange diese Fragen unbeantwortet lassen, erst mit Hilfe der Psychoanalyse wurde es ihnen ermöglicht seine Handlungen auch verstehen zu können. Ich hoffe dies ist mir gelungen und das sie lieber Leser viel Spaß am lesen meiner Arbeit haben.

1 Einleitung

Hitler ist heute ein Symbol des Grauens. Die Massenvernichtung an Juden und seine Weltanschauung sind den meisten unbegreiflich. Was bewegte Ihn zu so zu handeln?

Seine Fähigkeit durch seine Reden die Zuschauer zu fesseln und ihm seine Ideologie aufzuzwingen ist einzigartig. Man muss seine Kindheit kennen um das wanken zwischen Genie und Größenwahnsinn aber auch seine Schwachpunkte zu erkennen.

2 Jugend

2.1 Vorfahren / Eltern

Unter den Hitler-Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits, herrschte die reine Inzucht in Form häufiger Verwandtenehen. Sie waren im 17. und 18. Jahrhundert nicht ungewöhnlich. Auch Hitler entstammt einer dichten Inzucht - Vater Alois Hitler benötigte für die Heirat seiner Kusine zweiten Grades (Tochter einer Tochter des Bruders seines vermutlichen Großvaters), Klara Pölzl, eine Ehedispens des Vatikans. Inzucht an sich ist aber nicht grundsätzlich schädlich. Verwandtenehen pflegen oft gute und schlechte Extreme bei den Kindern zu fördern - was Hitler auf seine Weise demonstrierte.

Hitlers Vater Alois (1837-1903) war ein unehelicher Sohn der 42jährigen Bauerntochter Maria Anna Schicklgruber (1795-1847). Der Großvater Hitlers bleibt unbekannt. Hitler bedrücken (seit 1931) Gerüchte über einen jüdischen Großvater und damit halbjüdischen Vater. (Hitler könnte im dritten Reich den ,,kleinen arischen Nachweis" nicht erbringen.) Hitler ist aber, wie er bekennt, nicht sonderlich an Vorfahren und Verwandte interessiert. Alois erlernte in Wien das Schumacher-Handwerk. In ihm wühlte aber der Ehrgeiz, zum pensionsberechtigten Staatsbeamten. Dadurch startete er eine rasche Karriere bis zum sozial gehobenen Zollbeamten in Braunau am Inn. Er bot seinen Kindern und seiner Umwelt den Anblick eines ,,patriarchalischen Hausvaters", der kaum Zweifel an der Richtigkeit seiner Lebensmaximen aufkommen ließ. Obwohl der junge Adolf großen Respekt vor seinem Vater hatte, hat er ihn wahrscheinlich abgelehnt.

Mutter Klara (1860-1907) ist ein einfaches, bescheidenes, stilles Mädchen vom Lande. Ihr ernstes, sympathisches Gesicht scheint von Schwermut oder von stillem Leid überschattet. Sie war für die Erziehung der Kinder verantwortlich, da ihr Mann wegen des unplanmässigen Dienstes ziemlich selten zu Hause war. Vor Adolf hat Klara drei früh verstorbene Kinder: Gustav (1885), Ida (1886) und Otto (1887) geboren - also: mit ihm vier Kinder in fünf Jahren. Folgen drei Schwangerschaften im Jahresabstand aufeinander, ist eine Ersch öpfung der Mutter zu befürchten, die sich ungünstig auf die Entwicklung des vierten Kindes auswirken kann. Hier liegt für Hitler ein unaufhellbarer erbbiologischer Gefahrenpunkt.

Die Ehe Alois / Klara wird als ,,durchaus glücklich geschildert, was wohl auf das fügsame und anpassungsfähige Wesen der Frau zurückzuführen ist". Das Dorfmädchen Klara verdankt Alois ihren gesellschaftlichen Aufstieg und blickt zu ihm auf. Von einem gestörten Familienleben, das möglicherweise auf die Persönlichkeitsbildung Hitlers hätte wirken können, kann keine Rede sein.

Die ersten drei bis vier Lebensjahre sind, wie wir heute wissen, entscheidend für die zukünftige emotionale Stabilität, für die wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale, für die intellektuelle Entwicklung. Leider lassen sich aber keine schlüssige Aussagen über seine ersten vier Lebensjahre treffen.

Im Jahre 1903 verstirbt Hitlers Vater Alois. Vier Jahre danach (18. Januar 1907) wird seine Mutter Klara an einem krebsartigen Brust -Sarkom operiert und beginnt vermehrt zu kränkeln. Sie äußert sich vor ihrem Tode (21. Dezember 1907) an Sarcoma pectoris. Adolf werde rücksichtslos und unbelehrbar ,,seinen Weg weitergehen, als wäre er allein auf der Welt".

2.2 Geschwister

Gustav (1885), Ida (1886) und Otto (1887) waren die erstgeborenen, sie alle starben an Diphtherie. Als Adolf etwa fünf Jahre alt war, wurde sein Bruder Edmund (1894) geboren, welcher im Alter von ca. 6 Jahren an den Masern verstarb. Im Jahre 1896 kam seine Schwester Paula auf die Welt. Paula war danach das einzige Geschwister Adolfs. Diese behandelte er in der Jugend auffallend geringschätzig und kümmert sich kaum um sie. Paula hält Distanz zu Hitler, er mag sie nicht und sie ihn nicht. Aus der zweiten Ehe seines Vaters, gab es noch zwei Halbgeschwister:

Den sieben Jahre älteren Alois jun. (1882-1956), den Hitler links liegen lässt und ihn verleugnet.

Die sechs Jahre ältere Angela (1883-1949), die eine art mütterliche Schwester war, wird ihm (bis 1936) seinen Haushalt führen, bis sie als Hausherrin des ,,Berghofs" auf dem Obersalzberg von Eva Braun abgelöst wird.

2.3 Kindheit und Jugend

Am Karsamstag, 20.April 1889,18.30Uhr, bringt Klara einen schwächlich wirkenden dunkelhaarigen, auffallend blauäugigen Knaben zur Welt. Zwei Tage später wird das Baby nach römisch-katholischem Ritus auf den Namen Adolfus getauft und kurz ,,Adi" genannt. Der Vorname Adolf entwickelte sich aus ,,Adalwolf" = edler Wolf; Hitler nennt sich später gern ,,Wolf".

Adolf wird von der sanftmütigen Klara verwöhnt und verhätschelt - man könnte ihn als ,,Muttersöhnchen" bezeichnen. Das übermäßige Bemuttern ist ebenso Gift für das Kind wie Mangel an Mutterliebe. Denn jedes übertriebene Verwöhnen des Kindes durch die Mutter, erschwert die Selbstwertung und Durchsetzungsfähigkeit des Kindes - wie Hitler später erfahren wird. Bsp : Man soll Kinder fallen lassen, damit sie lernen, wieder aufzustehen.

Adolf gibt sich weder kontaktarm noch gehemmt; er zeigt keine Bosheit. Geben Kinder sich stets nat ürlich und unverstellt? Das ist ein sentimentaler Irrtum; Kinder können zu raffinierten Schauspielern und Lügnern werden. Es ist also nicht anzunehmen, dass die Eltern (Alois und Klara) merken, wenn ihr Spr össling Naivität und Kindlichkeit nur spielt. Klein-Adolf findet sich bald in dieser ,,Herrscher-Rolle" hinein. Er lernt früh, die Schwächen seiner Umgebung auszunutzen und damit ein Gef ühl seiner Macht - besonders bei seiner allzu nachgiebigen Mutter.

Hitler wächst nicht in der kinderfremden oder kinderunfreundlichen Gro ßstadt auf. Er kann sich in der dörflichen Umwelt, mit Wiesen und Wald als ,,Fechtboden" frei entfalten. Er ist ein zu Lausbubenstreichen aufgelegter Spielkamerad. Daher ist er als ,,kleiner Rudelf ührer" bei Streichen beliebt. Hitler hört nicht Worte wie ,,Schlappschwanz" oder ,,Feigling"; er braucht nicht angefeuert zu werden, mit Waghalsigkeiten den Spielkameraden seinen Mut zu Beweisen: Er hat Mut.

Hitler tobt sich gerne in Kriegsspielen aus, für den Knaben ist aller Kampf lebenssteigernd, verbunden mit der instinkthaften Sympathie mit dem St ärkeren.

2.4 Schule / Ausbildung

Das sechsjährige Schulkind Hitler (seit 2. Mai 1895) in der einklassigen Dorfschule ist fleißig und folgsam, fasst rasch auf und lernt spielend. Er erhält in allen Fächern eine Eins - ohne sich besonders anzustrengen zu müssen.

1896 wechselte er die Schule, als der Vater nach Lambach zog. Auch hier blieben seine Schulleistungen auf Einser. Zwei Jahre später (1898), als sein Vater in den Ruhestand versetzt wurde, zog die Familie nach Leonding bei Linz um.

In der Linzer Realschule (seit 17. September 1900) wird er im ersten Schuljahr mit ,,nicht gen ügend" nicht versetzt. Auch die nächsten drei Klassen II bis IV schafft er nur unter Schwierigkeiten - was ihn aber nicht sonderlich bewegt. Hitler hätte die Klasse IV wiederholen müssen, verlässt aber die Oberschule mit einem ,,elementaren Hass" und lehnt auch das Abitur ab; mit seinen bisherigen Leistungen h ätte er es auch nicht bestanden.

Tatsächlich deutet sich im Schulversager Hitler schon auch seine bohemehafte Künstlernatur an: Schnelligkeit der Auffassung und Unlust zur stetigen geregelten Arbeit. Gerade dass er in der Schule versagt hat, d ürfte für diesen Künstlertypus im Embryonalzustand ein Grund mehr zu Selbsterh öhung sein. Hatte nicht auch sein Abgott Richard Wagner, nachdem er sitzen geblieben war, mit vierzehn Jahren ohne Abitur die Schule verlassen?

Der Adoleszent Hitler rückt die für ihn verletzend nüchterne Außenwelt gern in weite Ferne. Dafür gewinnen in ihm phantastische Tr äume und heimliche Größenwünsche immer mehr Raum. Hitler wird seine pubert äre Phantasiewelt, halb Traum, halb Zukunftsahnung, lebenslang in sich weiter tragen. Dieser pubert äre Schwärmer dichtet die Welt um, ehe er sie Entdeckt; er lebt von seinen Illusionen, die für ihn eine höhere Wirklichkeit sind. In oder kurz nach der Pubert ätszeitentwicklung beginnt in Hitler der leichte Knick in der Persönlichkeitsentwicklung. Man könnte sogar von einer ,,Pubertätsverschleppung" ausgehen.

Diese Entwicklungsanomalie bedeutet: Pubert ätsschwierigkeiten dehnen sich über die Grenze des Adoleszenz hinaus. Ein erstes Indiz: in der Hochpubertät steht - normalerweise - im Vordergrund höchste Steigerung des Antriebs mit impulsiver, überstürzter Befriedigung von Zärtlichkeits-, Aggressions- und Sexualbedürfnissen - nicht so bei Hitler. Ein zweites Indiz: In der Regel geht der gewonnenen Ich -Identität parallel die Bereitschaft, von der Eigenliebe des Narziss zur Liebe zu einem anderen (weiblich oder männlich) Menschen zu gelangen - bei Hitler nicht, oder nur spärlich. Ein drittes Indiz: Der Jüngling stellt sich, nach der Entdeckung seines Ichs, zunehmend auf zielbewusstes Wollen ein und gibt Illusionen auf - nicht so Hitler.

Nach der Pubertätskrise ist Hitler geprägt einerseits von höchstem Anspruchsniveau und unabhängigem Geltungsbedürfnis, anderseits von Verwundbarkeit und Überempfindlichkeit (Hypersensitivit ät).

Nachdem er von der Schule (Juli 1905) abgegangen ist, lässt sich Hitler bei der Mutter in Linz wie ein Privatier verwöhnen. Er treibt nicht ziel- und planlos dahin, sondern liest viel, grübelt, bildet sich autodidaktisch weiter (Die Tendenz zur Selbstausbildung gehört zum ästhetisch gerichteten Menschen und zum Künstlertypus). In seinen Tagträumerei entwirft er als ,,Luftbaumeister" (Immanuel Kant) Prachtbauten, bei h äufigen Opernbesuchen berauscht er sich an Richard Wagner.

Man darf den bohemehaften* Hitler als ,,infantil" bezeichnen. Infantilit ät ist, übergreifend, jene Haltung, die diese verantwortliche Antwort auf die Verantwortlichkeit im Leben scheut oder gar verweigert. Diese Verweigerung kennzeichnet Hitler; dafür baut er sich ein Luftschloss nach dem anderen. Mit Sicherheit ist schon damals Hitlers Wirklichkeitssinn gest ört gewesen; dies ist aber nicht belegt.

*Die Subkultur oder Kontergesellschaft ,,Boheme" vor 1914 ist, am Rande der b ürgerlichen Gesellschaft, die bunte Welt der Literaten und Künstler, der Studenten und Pseudo- Intellektuellen, der ,,verkannten Genies" und verkrachten Existenzen, der Scharlatane und Schnorrer, der Bummler und Sonderlinge. Hier ist Hitler einzuordnen.

Sein Interesse an der Kunst (Malerei, Architektur und Opern) führte Hitler 1907 nach Wien, wo er sich an der Malerschule und der Kunstakademie bewirbt. Sein Akademiestudium wurde zweimal abgelehnt, zun ächst (September 1907) für Maler, dann (September 1908) für Architektur. Damit ist sein Künstlertraum des raschen Ruhmes an der rauen Lebenswirklichkeit zusammengebrochen.

Hitler zählt zu den ,,verkannten Künstlern", die es zu nichts bringen. Er gehört zu jenen Menschen, deren Beruf es wäre berufslos zu sein. Das ist eine Abneigung gegen jede geregelte Erwerbst ätigkeit überhaupt, die als eintöniges, ödes Gebundensein an tägliche Pflicht empfunden wird. Für solche genießerische Menschen ist jeder Beruf nur eine überaus peinliche St örung ihres Ästhetizismus. Sie suchen daher nach einem Beruf, der möglichst wenig Beruf ist, oder drücken ihren Beruf auf dieses Niveau herab. Hitler hat - bis 1939 - eine Beschäftigung, keinen Beruf. Erst der von ihm entfesselte Krieg zwingt ihm den Beruf des Feldherrn mit geregelter Tagesarbeit auf.

Wie schon in Linz, führte Hitler auch in Wien ein bohemienhaftes Leben mit häufigen Opernbesuchen. Von 1908 bis 1913 wohnte er in Obdachlosen- und Männerheimen. Aber anders als er es später in ,,Mein Kampf" darstellte, musste er sich nach dem Tod seiner Mutter nicht als Hilfsarbeiter durchschlagen. Dies dank Erbteil seines Vaters, Vollwaisenrente (bis Mai 1911) und Zuwendungen einer gut gestellten Tante und Schwägerin. Als freiberuflicher ,,Kunstmaler" und ,,Architekturzeichner" muss er sich selbstredend mit unregelm äßigem Einkommen durchschlagen.

Mit 21 Jahren (1910) wird Hitler militärpflichtig. Seitdem drückt sich dieser Künstler-Pazifist mit verschiedenen Täuschungen vor der gesetzlichen Musterung - was er später niemals zugeben wird. Sieht er auch hier in Wagner sein Vorbild, der sich der Milit ärdienstpflicht entzog?

Der junge Hitler schwärmte nie fürs Militär. Hitler hingegen lässt wissen, er habe seit Kindheit für Krieg und Soldatentum geschwärmt und sei nie Pazifist gewesen. August Kubizek (Biograph) bezeugt, dass Hitler, auch hierin ganz Künstlertypus, alles Militärische ablehnte; schon die Vorstellung milit ärischen Zwanges empörte ihn. ,,Niemals würde er sich zwingen lassen, Soldat zu werden. Wenn er es würde, dann aus freiem Entschluss und niemals im österreichischen Heer (Wegen den Juden und den Slawen).

Im Mai 1913 zieht Hitler von Wien nach München - wahrscheinlich nicht zuletzt deswegen, weil er, nun gerade 24 Jahre alt geworden, normalerweise zwar nicht mehr stellungspflichtig ist, aber polizeiliche Überprüfung befürchtet. Bei der Anmeldung in München bezeichnet sich Hitler, wahrheitswidrig, als ,,staatenlos" - vermutlich im Blick auf die umgangene österreichische Militärdienstpflicht...

Nachdem der ,,Stellungsflüchtling" oder ,,Refraktär" endlich, nach fünfmonatigen Nachforschungen von der österreichischen Polizei aufgespürt, in Salzburg zur Musterung (05.02.1914) erscheinen muss, wird er vom Wehrdienst befreit: ,,Zum Waffen- und Hilfsdienst untauglich, zu schwach. Waffenunfähig". Hat der geschworene Wehrdienstverweigerer Hitler jenem - bald widerlegten - kuriosen Befund durch kränkliches Auftreten oder sogar durch Simulieren nachgeholfen?

Der erfolglose Künstler Hitler bis 1914, von der Verwandtschaft teils für verschollen gehalten, kennt noch nicht seinen ,,inneren Beruf" des Künstlerpolitikers; ihm fehlt noch das Berufserlebnis, das seinem Leben den Inhalt und das Ziel weist.

Kunst verführt zu Hochmut. Die Welt des Künstlertums steht der exklusiven und ästhetischen Welt des gebildeten Geburtsadels nahe. So will auch der Künstlertypus Hitler nichts mit der arbeitenden Masse, gar mit dem Proletariat, gemein haben: ,,Ich weiß nicht, was mich nun zu dieser Zeit am meisten entsetzte: das wirtschaftliche Elend meiner damaligen Mitgef ährten (im Männerheim), die sittliche und moralische Rohheit oder der Tiefstand ihrer geistigen Kultur". Trotz bem ühter Verschleierung dringt in ,,Mein Kampf" durch: Hitler kann die Proletarier in ,,Schmutz und Unrat" nicht ausstehen; er spricht über sie ,,angewidert"; er findet jenen ,,Auswurf" abscheulich, der alles (Religion, Staat, Gesellschaft) unfl ätig in den ,,Schmutz einer niedrigen Gesinnung" zerre. Der ,,Künstler-Aristokrat" Hitler wird das ,,aristokratische Prinzip" zum Eckpfeiler seiner Weltanschauung erheben.

2.5 Idole

Der Charakter und Lebensweg Richard Wagners (1813-1883) sind tatsächlich ein Schlüssel zum Seelenleben Hitlers. Der junge Hitler übernimmt seinen fanatischen Judenhass - auch - von Wagner. Fünfzehn Monate vor seinem Tod schreibt Wagner (22. Nov. 1881, an König Ludwig II), er halte die jüdische Rasse für den geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen in ihr. Hitler wird danach praktisch handeln. Wagner hat aber nie die deutsche Elite, nie die deutschen Massen gewonnen; bezeichnend, dass - damals - nur die dekadenten Literaten Frankreichs für ihn schwärmten.

Hitler scheint früh alles von Wagner, dieser gr ößten Prophetengestalt der Deutschen, gelesen zu haben - es muss seiner noch schlummernden Anschauung entsprochen haben.

2.6 Kriegsfreiwilliger und Frontsoldat (I WK)

Der Kriegsausbruch ist der erste große Einschnitt im Leben Hitlers, aus dem eine neue Figuration Hitlers hervorzugehen scheint.

Die Selbstwertkrise Hitlers hat (1914) nicht eine echte Lösung erfahren, sondern lediglich einen Gestaltwandel durchgemacht, um die sich immer wieder hemmend bemerkbar machenden Unsicherheit und Unerfülltheit durch aggressiv-expansives Verhalten zu verdecken und zu übertönen.

Der Einschnitt im konkreten Lebensvollzug zwischen dem labilen ( österreichischen) Bohemien und dem patriotischen (deutschen) Kriegsfreiwilligen Hitler vom 3. August 1914 ist tief. Er lässt sich, als Künstler- Aristokrat, in diese neue Situation nicht hineinzwingen; er trifft seine Entscheidung selber, aus freien St ücken sozusagen.

Hitler der Künstler-Narziss hat sich, fast zwanghaft, menschlichen Bindungen entzogen, um ungehindert seinen Künstlertraum zu leben. Er berauschte sich am seligen Tagtraum, nur der einsame Mensch könne kraft selbstgewählter Einsamkeit Überdurchschnittliches schaffen und sei zum Höchsten geboren. Diese illusionistische Ausflucht lässt das Leben auf die Dauer nicht gelten. Plötzlich, nach jahrelanger Vereinsamung, bricht die ganze Trostlosigkeit einer solchen Lebensführung hervor. Plötzlich wird offenbar, dass ein Leben ohne Gemeinschaft ein sinnloses Leben sein muss.

Es sieht so aus, als ob Hitler bei Kriegsausbruch sich der Tatsache bewusst wird, dass Vereinsamung Leiden bedeutet. Flüchtet er auch deshalb in den Krieg und in die Gemeinschaft der Krieger?

Hitler hat bisher nichts so sehr abgelehnt, als sich in irgendwelche Abhängigkeitsverhältnisse einzuordnen. Nun, zum ersten- und letzten Mal in seinem Leben, st ürzt er sich freiwillig in die gr ößtmögliche Ein- und Unterordnung. Er nimmt den Zwang des Soldatentums geradezu freudig auf sich. F ür diese Umstellung Hitlers gibt es Gründe.

Der Soldat steht kaum jemals vor Entscheidungen: ,,man" entscheidet kraft Befehl über und für ihn.

In der Armee sind die Unterschiede der sozialen Stellung weitgehend aufgehoben. Auch das ist, wie Hitler andeutet, für den sozialen Niemand Hitler nicht unwichtig. Im Krieg macht der Tod keine Klassen- und Rangunterschiede, unterscheidet nicht nach Vermögen und Konfession. Dafür verleiht die oft gerühmte Kameradschaft ein Gefühl der Geborgenheit. Wir können nachfühlen, dass für den seelisch heimatlosen Hitler die Armee zur Heimstatt, zur Heimat, exakt: zum Heimatlosen -Asyl wird. Im Soldatenleben findet er sogar, paradoxerweise, etwas von seiner Bohemezeit wieder: der Krieg entwurzelt und macht aus Sesshaften Nomaden. Der Soldat lebt, im Kriege, in den Tag hinein und hat keine Sorgen, weil er genau weiß, dass schon die nächste Minute oder Stunde nicht voraussehbar sind.

Seit 16. August 1914 ist Hitler Rekrut im Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16 in München. Seine Truppe gehört zu jenen neu aufgestellten Regimentern, die halb improvisiert in die Schlacht im Westen geworfen werden und hohe Verluste erleiden. Nach nur zweimonatiger Ausbildung wird Hitler ins Feuer geschickt.

Hitler nimmt an 48 teilweise mörderischen Einbruchs- und Materialschlachten in Belgien und Nordfrankreich teil. Er zählt zu jenen, die ,,jeden Schrecken bis zur Verzweiflung durchgekostet und dann verachten gelernt ,, haben. Hitler meldete sich stets, wenn ein besonders gef ährlicher Auftrag zu erfüllen ist: er nimmt Familienvätern solche Meldegänge ab. So erringt er bald die Achtung seiner Vorgesetzten und seiner Kameraden. Ist dies womöglich sein Motiv? Oder möchte Hitler, als Spielernatur, das Schicksal im Spiel um sein Leben immer wieder auf die Probe stellen? Warum bewähren sich sogar willensschwache und haltlose Menschen als Soldaten im Krieg?

Beförderungen und Auszeichnungen im ersten Weltkrieg:

1. November 1914; Beförderung zum Gefreiter.

2. Dezember 1914; Auszeichnung mit dem preu ßischen eisen Kreuz (EK) II. Klasse.

5. Oktober 1915; Schwere Beinverletzung (an der Westfront).

17. September 1917; Auszeichnung mit dem für außergewöhnliche Verdienste verliehenen Bayerischen Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern.

15. Oktober 1918; Schwere Vergiftung durch Gasangriff.

9. Mai 1918; ein Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit vor dem Feind.

18. Mai 1918; das Verwundetenabzeichen in Schwarz.

4. August 1918; die Dienstauszeichnung III Klasse.

Besonders das EK I wird Hitler später unter Frontsoldaten viel Respekt verschaffen.

Seine Vorgesetzten, können an Hitler keine entsprechende Führereigenschaften entdecken, zumal er einen gehemmten Eindruck macht. Hitler erfüllt nur einen Teil der Voraussetzungen eines milit ärischen Führers. Daher bringt er es auch nicht über den Gefreiten hinaus; er hat auch keinen Ehrgeiz, befördert zu werden und sich damit einen Namen zu machen.

Ihm mag der Gedanke gekommen sein, sich nach Kriegsende politisch zu bet ätigen und nebenberuflich als Redner zu wirken. Aber als Prophet erleidet er bei seinen Kameraden und Vorgesetzten mehr oder weniger Schiffbruch. Wegen seinen Reden über die Kriegsführung an der Front und besonders in der Heimat gilt er bei seinen Vorgesetzten als oft völlig unerträglicher Kritikaster, Besserwisser und Nörgler. Seine Kameraden halten ihn für einen Spinner.

,,Oft wurde ihm aus Trotz widersprochen, damit er in Erregung geriet. Seine Zuh örer wollen ihn demnach ,,auf die Palme bringen" und sich dann an der wütenden Redeflut Hitlers zu belustigen.

Hitler ist damals wie später äußerlich Kamerad und mitteilsam, innerlich hochmütig und menschenscheu.

3 Politiker

3.1 Einstieg

Zur Jahreswende 1918/19 lebt der Gefreite Hitler in der Kaserne der 7. Ersatzkompanie des 2. Bayerischen Infanterie-Regimentes in München. Es ist nachzufühlen, wie hilflos er den nun unehrbitterlich näher rückenden Forderungen des zivilen Lebens gegenübersteht. Der Krieg ist vorbei, jetzt fängt der Ernst des Lebens wieder an!

Tatsächlich sieht sich Hitler (1918/19), verwirrt, ratlos und unschlüssig, durchaus noch nicht als künftigen Berufspolitiker.

Seit Mai 1919 ist die Reichswehr-Generalität in München der faktische Machthaber in Bayern. Hitler wird Vertrauensmann (V-Mann) der Nachrichten- und Propaganda-Abteilung des Reichwehr-Gruppenkommandos 4 in München. Der neu V-Mann hält patriotische, disziplinfördernde Vorträge vor der sich neu formierenden Reichswehr-Truppe. Das rednerische Naturtalent Hitler wird danach rasch von Offizieren entdeckt: dies ist der eigentliche Beginn seiner politischen Karriere. Er wird zum Bildungsoffizier ernannt. Das Offizierskorps, die einzige von ihm anerkannte Autorit ät, attestiert ihm lobend, dass seine politische Rhetorik eine nützliche nationale Tätigkeit sei.

3.2 Aufstieg NSDAP

Hitler beantragt am 19. Oktober 1919 die Aufnahme in die DAP, wird Mitglied Nr. 55 und damit, ohne dass es ihm zunächst bewusst wird, Berufspolitiker. Die ,,deutsche Arbeiterpartei" wurde am 5. Januar 1919 von Anton Drexler (1884-1942) und Karl Harrer (1890-1926) gegründet. Sie kennen bis dahin weder Parteiausweis, Satzung, Pflichtbeiträge, Parteiabzeichen, Fahne noch Heilgruss. Aber die lächerlich kleine DAP dient Hitler als politische Plattform; sie bietet ihm, im Unterschied zu großen Parteien, breite Entfaltung.

Ende 1919 wird Hitler Werbeobmann und siebtes Mitglied des DAP -Arbeitsauschusses. Das Echo, das seine aufpeitschenden Reden finden, wird in Hitler zum Fundament einer bis dahin nie erlebten Selbstsicherheit.

Vielmehr wählte Hitler in seiner bedrückenden zivilen Berufnot statt einer ungewissen bürgerlichen Zukunft das noch ungewissere politische Abenteuer. Es ist nun seine einzige Chance des Erfolges: allein in der Politik braucht er nicht die ihm fehlenden Zeugnisse vorzulegen...

Bis zum Herbst 1923 schwoll die NSDAP auf über 50 000 Mitglieder an, die vor allem von Hitlers radikaler Agitation gegen den Versailler Vertrag, die jüdisch-marxistischen "Novemberverbrecher", das jüdische Großkapital und das liberal-demokratische System der Weimarer Republik angezogen wurden.

Der frühe Hitler strahlt zu dieser Zeit noch nicht jenes herrschende Überlegene aus, dem man sich unterordnet, um das eigene Ich zu erhöhen. Erst in Ansätzen hat er das zwingend Mitreißende, das in den Bann schlägt. Ihn umgibt noch nicht das Fluidum des Charismas. Das kommt erst später, als Hitler die Führerrolle innerlich erfüllt und lebt. Dann erst hat er die Charisma-Mischung des Überlegenen und Bezwingenden mit dem Fremdartigen und Unheimlichen.

Hitler beginnt (1919/20) seine politische Karriere als Säle füllender Rednerstar und ,,Trommler". Da er Propaganda weitgehend mit Politik gleichsetzt, keimt aus seiner wachsenden Selbstsicherheit als Demagoge (Volksaufwiegler) allmählich das Gefühl der Überlegenheit als Politiker. Wenn er (27. April 1920, Rede München) emphatisch ausruft: ,,Wir brauchen einen Diktator, der ein Genie ist, wenn wir wieder emporkommen wollen", so bezieht er beides - offensichtlich - noch nicht auf sich selbst. Er spottet (3. Januar 1921, Völkischer Beobachter, München): ,,Scharlatane und Hanswurste treten auf, bezeichnen sich als die kommenden Erlöser der Welt, als Weltheilande und Messiasse" - und vergleicht sich nicht mit ihnen. Wer von uns ist Herr seines Lebens?

Für die innere Entwicklung Hitlers trifft eine von Thomas Mann (1937) beschriebene Vergleich im k ünstlerischen Schaffen zu: ,,Wie wenig (weiß) ein Künstler ursprünglich von seinem Werk; wie schlecht (kennt) er zunächst den Eigenwillen dessen, worauf er sich einlässt - ohne Ahnung davon, was das Werk eigentlich werden will, was es, eben als sein Werk, werden muss..."

Zu Hermann Rauschning (1926 Mitglied der NSDAP-Danzig, 1933 Präsident des Danziger Senats) soll Hitler (1933) sich ähnlich geäußert haben: ,,Sie können sich auf den Kopf stellen - wenn eine Sache nicht reif ist, bringen Sie sie nicht zustande. Das weiß ich als Künstler." Wenn Künstler behaupten, ihr Werk von Anfang an genauso vor sich gesehen zu haben, wie es später wurde, so ist es ein begreiflicher Irrtum. Oft dauert es lange, ehe eine Idee reift und Gestalt annimmt; diese ursprüngliche Idee kann sich ändern, manchmal sogar in ihr Gegenteil umschlagen. Dem Künstlertypus Hitler geht es mit seinem politischen Kunstwerk NSDAP ähnlich.

Am 29. Juli 1921 wird Hitler nicht bloß faktisch, sondern auch formell Erster (diktatorischer) Vorsitzender der NSDAP); seitdem nennen ihn seine Anhänger vermehrt ,,unser Führer".

3.3 Putschversuch in München

Am 1./2. September 1923 gr ündete Hitler, der in völkerischen Kreisen in Bayern über großen Einfluss verfügte, zusammen mit Erich Ludendorff (1865-1937) aus verschiedenen rechtsradikalen Gruppierungen in Nürenberg den Deutschen Kampfbund. Hitler erklärte am 8. November 1923 in einer öffentlichen Versammlung in München die Absetzung der Reichsregierung. Durch einen "Marsch auf Berlin" sollte die Demokratie hinweggefegt werden. (Er proklamierte für die provisorische Deutsche Nationalregierung mit Erich Ludendorff als Reichsverwalter und sich als Reichskanzler - beide mit diktatorischen Vollmachten.) Während der Versammlung Kahrs anlässlich des 5. Jahrestages der Revolution st ürmte Hitlers SA den Saal im Münchner Bürgerbräuhaus. In einem Nebenraum zwang Hitler die Regierenden, Ritter von Kahr und General Lossow, mit Waffengewalt sich seiner Revolution anzuschließen. Noch in der selben Nacht riefen diese jedoch die bayerische Reichswehr und die Landespolizei und stellten sich gegen Hitler.

Um die bayerischen Machthaber doch noch mitzureißen, ordnete Hitler am nächsten Tag einen Demonstrationszug durch München an. "Marsch auf Berlin" An der Spitze marschierten Hitler und Ludendorff. Vor der Feldherrnhalle eröffnete die Landespolizei das Feuer und beendete somit den Putschversuch blutig. (16 Hitler - Anhänger wurden getötet)

Während des Münchner Putschs enthüllte sich die Labilität Hitlers. Er flüchtet (als einer der Ersten oder als Erster) vom Schauplatz und rast in einem bereitgestellten Auto davon, ohne sich um das Schicksal seiner Kameraden auch nur im geringsten zu kümmern. So gibt er das Zeichen für die allgemeine Flucht. Er weiß nur zu gut, dass es für den Chef eines Putsches eine Schande ist, mit dem Leben davonzukommen, während seine Anhänger ihre Treue zu ihm mit dem Leben bezahlen. Einige Putsch -Mitglieder werden diese Flucht Hitlers noch jahrelang schwer verkraften. Auch später als Führer in Krisenlagen stimmt es nicht, dass er in allen kritischen Situationen eisern ruhig und seelisch ausgeglichen war. Er hat das leicht st örbare seelische Gleichgewicht des bohemehaften Künstlertypus.

3.4 Prozess und Gefängnis

Am 1. April 1924 werden die Urteile im Hochverratsprozess gegen die Putschisten gesprochen: Hitler und einige Mittäter werden zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg am Lech, sowie Geldstrafen verurteilt. General Ludendorff wird frei gesprochen. Die NSDAP und ihr Presseorgan, der Völkerische Beobachter, werden verboten. Der Prozessverlauf und das Strafmaß belegen die großen Sympathien konservativer Kreise. Die Angeklagten werden sehr gut behandelt und Hitler kann den Prozess für seine Propaganda-Reden missbrauchen. Da der Prozess in ganz Deutschland von großen Interesse ist, erlangt Hitler sehr schnell gro ßen Bekanntheitsgrad.

,,Landsberg" ist für Hitler und 29 Mitverurteilte politische Ehrenhaft, nicht krimineller Freiheitsentzug, mit der ausdrücklichen Aussicht aus frühzeitige Begnadigung. Diese schicksalhafte Bedeutung von Erleuchtung, Berufung, Erwähltsein hat für Hitler der jämmerlich gescheiterte Putsch, der Prozess, der Erwartungsdruck der Anhänger und - vor allem - die eindringliche Selbstbesinnung in Landsberg. Jetzt erkennt Hitler die Führungsschwächen der alten Elite; nun begegnet er sich selbst und fühlt sich auserwählt. Der tyrannisch existente Teil in ihm treibt ihn in die Führer- und Messiasrolle.

Hitler vergleicht sich (bis 1923) mit Johannes dem Täufer. Dieser ist nach jüdischem und christlichem Verst ändnis der Verkünder, Verbote und Wegbereiter des sehnlichst erwarteten Messias. Hitler muss sich allein schon durch seine eigene packende Rhetorik dem Täufer verbunden fühlen. Johannes verstand sich - wie Hitler bis 1923 - als der Vorläufer des nahen Messias und Gottesreiches: ,,Einer, der gr ößer sei als er, werde kommen, das Richteramt ausüben und die Spreu vom Weizen scheiden."

In der Haft verfasste Hitler - unter der Mithilfe von Rudolf Hess - den ersten Band seiner richtungweisenden Schrift "Mein Kampf" (erschienen am 18. Juli 1925). Bereits hier sowie im Ende 1926 konzipierten zweiten Band formulierte Hitler seine zentralen Ziele und Auffassungen: Radikaler Antisemitismus und Antibolschewismus sowie die Schaffung von Lebensraum im Osten. Mein Kampf erreichte bereits vor 1933 sehr hohe Auflagen; die darin enthaltenen Zielvorstellungen Hitlers wurden jedoch von der Öffentlichkeit stark unterschätzt.

Während der Inhaftierung, formte sich in ihm das Bewusstsein, er sei ein einzigartiges Genie, denn in seiner Person vereinigten sich, wie es selten in der Geschichte der Menschheit vorkomme, der vision äre Programmatiker und der realistische Politiker - als künftiger Führer und Erlöser der leidenden Deutschen und der leidenden Menschheit

Bereits am 20. Dezember 1924 wird Hitler aus der Festung Landsberg wieder entlassen und erreichte die Aufhebung des Verbots der Partei und begann im Februar 1925 mit ihrem Wiederaufbau, jetzt von vornherein reichsweit.

In Folge der vorübergehenden Konsolidierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland und auch wegen des Redeverbots, das zwischen 1925 und 1928 in den meisten Reichsl ändern gegen ihn verhängt wurde, gewann die Partei nur allmählich an Boden.

3.5 Ideologie / Weltanschauung

Der seiner Anlage nach weiche, bohemehafte Künstlertypus Hitler wählt sich, als Ausgleich, eine von Härte und Kampf, Zorn und Hass, Sieg und Untergang bestimmte Weltanschauung. Den Kernbestand des Nationalsozialismus bilden nationalische und alldeutsche, antisemitische und rassistische, antimarxistische und antikapitalistische, antiparlamentarische und antiliberale Ideen. Es sind die Vorstellungen und Leitbilder, Sentiments und Ressentiments des nationalen Bürgertums in Deutschland und Österreich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eckpfeiler der Weltanschauung Hitlers sind: extremer gro ßdeutscher Nationalismus mit dem Ziel der Weltmacht und extremer rassenideologischer Antisemitismus mit dem Ziel der Judenvernichtung.

Seit seinem Jordan-Erlebnis empfindet sich Hitler als heilbringender (politischer) Messias: Ich bin der arische Moses des 20. Jahrhunderts, der (meinem) Gott das deutsche Volk zuf ührt, um die neue Weltordnung aufzurichten und ein Gottesgericht über die Völker zu exekutieren!

Er fühlt sich auch als Chirurg und Weltarzt, der eine jahrhunderte- und jahrtausend alte Weltkrankheit heilen müsse: ,,Wer diese Zeit, die innerlich krank und faul ist, heilen will, muss zun ächst den Mut aufbringen, die Ursachen dieses Leidens klarzulegen." Hitler will diesem ihm abscheulichen, ekelhaften dreifachen Krankheitserreger Judentum/Bolschewismus/Demokratismus ausrotten. Die Weltkrankheit personifiziert sich f ür Hitler im ewigen Juden, dem (1. Mai 1923, Rede M ünchen) ,,Dämonen der Völkerzersetzung", der ,,nicht Mensch im Sinne des Ebenbildes Gottes" sei, sondern ,,das Ebenbild des Teufels" - und damit des ewig Bösen in der Welt. Das Judentum sei ,,naturwidrig und der göttlichen Ordnung feindlich". Das Judentum arbeite am Untergang des Ariers, des Prometheus (Kulturbringers) der Menschheit, und greife nach der Weltherrschaft. In dieser Lebensfrage der gesamten Menschheit bleibe als letzte Rettung einzig der Kampf mit allen Mitt eln ... , ganz gleich, wem das Schicksal dann seinen Segen in die Waagschale senkt.

An dem entscheidenden Punkt der Entwicklung von Hitlers Ideologie steht vor allem ein Apostat: Adolf Josef Lanz von Liebenfels. Er verhilft ihm zu jener rationalen Konstruktion der Rassenideologie, die es ihm erm öglicht, ein perverses Affektsystem zu rationalisieren*.

Die Broschüren des Lanz (Ostara-Heft) als hemmungslose Rassenideologie und Rassenreligion zweifellos eine Sonderstellung bieten sie doch die geschlossenste Rassenlehre mit gerade zu eisernen Konsequenzen. W ährend aber Lanz durch Umdeutung von Christusworten aus ihm den eigentlichen Rassenerl öser macht, will Hitler ja selbst dieser Rassenerlöser sein.

*Rationalisierung: Tiefenpsychologisch bedeutet Rationalisierung das verstandesm äßige

Rechtfertigen eines Verhaltens (Innere Ausrede).

3.6 Seine Helfer

Während seiner politischen Kariere sammelte sich ein verlässlicher Kader von Unterführern und Gefolgsleuten, die Hitler nahezu ergeben waren. In seiner ,,Führerpartei" sollte sich die Meinungsbildung nach Befehl und unter Gehorsam nach derjenigen des Führers richten. Innerhalb der Partei wurde Hitler zum Objekt eines bald auch propagandistisch genutzten Führerkults.

4 Führer

Am 26. Februar 1925 übernahm Hitler die Führung der nach ihrem Verbot wieder gegründeten NSDAP und baute sukzessive seine Führungsposition in der Partei aus. Die Partei wurde landesweit neu aufgebaut und strikte hierarchisch organisiert. 1929, in Verbindung mit dem Volksbegehren gegen den Youngplan, intensivierte er die Zusammenarbeit mit anderen rechten Kräften, u. a. mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) Alfred Hugenbergs; durch diese Verbindung gewannen Hitler und die NSDAP im Parlament deutlich an Einfluss und Entscheidungsfreiheit.

Die Reichstagswahlen vom 14. September 1930 bedeuteten einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Machtergreifung: Die NSDAP gewann 18,2 Prozent der Stimmen und 107 der 577 Reichstagssitze. Einen Tag nach der Wahl erklärte Hitler, dass ihm eines Tages die Macht von selbst zufallen werde, und zwar auf legalem Weg. Am 11. Oktober 1931 schlossen sich NSDAP, DNVP und andere rechtsgerichtete Gruppen zur Harzburger Front zusammen, um die Opposition gegen die Regierung Brüning zu koordinieren; das Bündnis war zwar aufgrund der Differenzen zwischen den Parteiführern politisch wenig wirksam, machte aber Hitler durch seine neuerliche Verbindung mit Hugenberg für die Industrie interessant.

Im März 1932 kandidierte Hitler bei den Reichspräsidentenwahlen, nachdem er zuvor durch seine Ernennung zum Regierungsrat in Braunschweig die deutsche Staatsbürgerschaft erworben hatte. Nach zwei Wahlgängen verlor Hitler gegen den Amtsinhaber Paul von Hindenburg deutlich.

Bei den Reichstagswahlen am 31. Juli 1932 wurde die NSDAP mit 37,4 Prozent der Stimmen st ärkste Fraktion; ihren Erfolg verdankte sie nicht zuletzt der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise (1932: Über 6 Millionen Arbeitslose) und dem allmählichen Zusammenbruch der Weimarer Republik; beides hatte die NSDAP propagandistisch verwertet. Eine Regierungsbeteiligung lehnte Hitler ab; er wollte selbst die Regierung übernehmen. Bei den Reichstagswahlen vom 6. November 1932 verlor die NSDAP zwar über vier Prozent, blieb aber weiterhin stärkste Kraft.

4.1 Machtantritt

Da Hindenburg als Führer der stärksten Partei, seinen Anspruch zum Reichskanzler ernannt zu werden zurückzog, nutzte Hitler die Gelegenheit unter Mithilfe von Franz von Papen und wurde am 30. Januar 1933 durch Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.

In der Koalitionsregierung überspielten Hitler und die beiden nationalsozialistischen Minister Frick und Göring sehr schnell ihre acht deutschnationalen bzw. parteilosen Kollegen. Der 18monatige Prozess der "Machtergreifung" verlief zwar unsystematisch, festigte aber die Stellung der NSDAP auf allen Ebenen. Nach Hindenburs Tod übernahm Hitler das Amt des Reichspräsidenten und regiere ab nun Legislative (gesetzgebende Gewalt) und Exekutive (ausführende Gewalt). Diese Handlung verst ößt gegen die Gewaltentrennung, Deutschland kann ab diesem Moment als Diktatur bezeichnet werden.

Bei der Benutzung des politischen, bürokratischen, milit ärischen und wirtschaftlichen Instrumenten war Hitler fortan nicht mehr an rechtliche Normen gebunden. Seine Entscheidungen konnten sich in Gesetzes - oder Verordnungsform niederschlagen oder gar gegen sie verstoßen. Bis in die ersten Kriegsjahre hinein besa ß Hitler aufgrund der tatsächlichen oder auch nur behaupteten Erfolge des Regimes eine beträchtliche Popularität, die weit größer war, als die seiner Partei.

Während dieser Zeit, möchte Hitler der Künstler ,,Erzieher" (Mentor, Präzeptor) der Nation sein - ebenso denkt der Politiker. Das ist eine selten bedachte Brücke zwischen Künstler und Politiker. Der innerste Drang des Künstlers und des Politikers ist es, seine Vision der Menschheit aufzuzwingen. Daher sieht Hitler noch eine letzte Verklärung seines Wirkens als Künstlerpolitiker: das Prophetentum. Wie Richard Wagner in der Kunst des 19. Jahrhunderts, so glaubt sich Hitler in der Politik des 20. Jahrhunderts zum Propheten auserwählt - mit dem Nationalsozialismus als Gesamtkunstwerk. Hier haben wir den Künstlerpolitiker als Erlöser vor uns.

Der Idealtypus des Ästheten ist schauend, der des Politikers begehrend. Der künstlerische Mensch ist beschaulich und will die Welt genießen; der politische Mensch ist kämpferisch und will die Welt beherrschen. In Hitler sind beide Lebensformen integriert. Somit leben in Hitler miteinander verwurzelt k ünstlerisch-politische Sentimentalität und Brutalit ät. Aber: Hinter der betonten Brutalit ät Hitlers liegt nicht die naturhafte Amoralit ät des Raubtiers, sondern eine ideologisch geforderte Unmenschlichkeit.

Trotz aller seiner Raffinessen und Theaterk ünste reift der Künstlerpolitiker Hitler, im Grunde, nie zum Erwachsenen. Wie ein spielendes Kind baut sich dieser Künstlerpolitiker eine nichtreale, jedoch an das Reale angelehnte Welt auf - anfänglich eine Voraussetzung seines Sieges, dann Ausgangspunkt eines Absturzes. Statt kindlich-einfach ist Hitler - oft genug - kindisch-eruptiv. Der Künstler in Hitler ist - sozusagen - das ewig träumende Kind; der Politiker in Hitler ist - sozusagen - das nie ganz erwachsen gewordene ewig wache Kind.

Der deutsche Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich (1908-1982) bemerkt, Hitler sei trotz seiner Besessenheit zu zerst ören nicht durch und durch ein Scheusal gewesen. Luftwaffen -Adjutant Nicolaus von Below (1907-1983) empfindet rückblickend Hitler nie als einen unangenehmen Menschen: Seine Gro ßzügigkeit, seine Duldsamkeit und seine chevalereske Art waren der Grund dafür, dass alle Menschen, die näher mit ihm in Berührung kamen, ihn menschlich und sympathisch fanden. Roger Manvell/Heinrich Fraenkel lehnen es ab, Hitler trotz seiner Untaten als Monstrum zu bezeichnen. Auch Albert Speer rät, davon auszugehen, dass Hitler kein Vampir, kein Monstrum, sondern ein Mensch war, der, wie wir alle, verschiedene Seiten hatte, die sich in seinem Falle in extremer Weise widersprachen und ineinander verschränkten. Im Menschen geht viel zusammen, was in der Logik einander beißt.

4.2 Der Rhetoriker (Redekünstler)

Jahrhunderttausende gab es nur das gesprochene Wort. Seit den ersten Hochkulturen bis zur Neuzeit hatte das geschriebene Wort den Vorrang. Es gab nur wenige Redner gr ößerer Bedeutung. Meister der Redekunst waren, so Joseph Goebbels (1928), Jesus Christus, Buddha, Robespierre und Danton.

Hitler hat die Stimme eines versierten Schmierenkomödianten: theatralisch, röchelnd, mit einer zitternden Bewegung von echter oder gespielter Erschütterung und Ehrlichkeit. Seine schreiende, sich oft überschlagende Stakkato-Sprechweise fasziniert und st ößt ab. Für viele Frauen hat die Stimme und Tongebung Hitlers eine erotisierende Wirkung. Diese rhetorische Synthese von Wut und Hass, Flehen und Triumph, Beschw örung und Besessenheit wirkt erschreckend und packend zugleich.

Hitler das rednerische Naturtalent verfügt über eine anfänglich klangschöne, tragfähige, belastbare Stimme. Erst durch Werner Maser kam heraus: der Stimmapparat Hitlers ist in den Resonanzh öhlen gehemmt, weil seine Nasenhöhle anatomisch verengt ist.

Die politische Rede möchte nicht belehren, erbauen oder erfreuen, sondern sie will Meinungen formen. Hitler perfektioniert die Technik der politischen Rhetorik. Er bescheinigt sich indirekt ,,demagogische Geschicklichkeit". Mitleid ist ihm die tränenzitternde Stimme, Liebe die zärtlich flötende, Zorn die gewaltig grollende. In jahrelangem Training verfeinert er die stilistische Kunstmittel, um die Suggestionskraft seiner Demagogie zu erh öhen.

Was für die - wertfrei gemeinte - glänzende Rhetorik der Scharlatane aller Zeiten gilt, trifft in besonderem - nahezu einmalig - Ausmaß auf den Rhetoriker Hitler zu. Der höchste Triumph des Scharlatans besteht darin, dass er seine Zuhörer soweit bringt, Widersprüche nicht mehr als Widersprüche zu empfinden und zwei einander ausschließende Behauptungen gleichzeitig zu glauben. Das schafft Hitler.

Er bedient sich raffiniert des Schlagworts. Das Schlagwort soll aufrufen und mitreißen; es muss daher kurz, sinnfällig, leicht eingängig, leicht nachsprechbar sein. Mit Schlagworten wird blind gefoltert - in Politik, Massenmedien, Werbung. Hitler formuliert seine Erkenntnis über das Schlagwort so: ,,Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verst ändnis klein, dafür die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschr änken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis auch bestimmt der letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag.

Hitler überträgt auch die Gesetze des Theaters raffiniert auf seine Politik. Deswegen versucht er auch seine bühnenwirksame Kunst in der Politik, Verwicklung und Spannung zu erzeugen, seine Auftritte und Abgänge zu inszenieren, den Knoten zu straffen und seine Auflösung zu verzögern, die große Konfliktszene sorgfältig vorzubereiten und die Zuschauer dennoch mit ihnen zu überraschen, die ,,coups de Théatre" richtig zu verteilen und zu tempieren - endend mit den Pointen und starken Aktschlüsse.

Hitler kennt nicht die interessante tiefenpsychologischen Erkenntnisse über publikumswirksame Reize der erst zwanzig Jahre nach seinem Tode ausgereiften Motivationsforschung (urspr ünglich eine Sparte der Werbung) - er handelt instinktiv danach. Dadurch ist er in Deutschland der erste moderne Praktiker der Massenpsychologie. Als Künstler-Aristokrat hat er die Masse verachtet und sie sich vom Leib gehalten, denn:

Die Persönlichkeit wird von der Masse erschlagen. Als Parteienführer muss er die Masse suchen und verachtet die Masse der Einfältigen und Leichtgläubigen mit ihrer graniten Dummheit noch mehr: ,,Das Volk ist in seiner überwiegenden Mehrheit so feminin veranlagt und eingestellt, dass weniger n üchterne Überlegung als vielmehr gefühlsmäßige Empfindung sein Denken und Handeln bestimmt. Im Krieg bekennt Hitler zynisch: ,,Was für ein Glück für die Regierenden, dass die Menschen nicht denken! Denken gibt es nur in der Erteilung oder im Vollzug eines Befehls, wäre es anders, so könnte die menschliche Gesellschaft nicht bestehen." Unter dem Einfluss einer im Unterbewusstsein akzeptierten NS-Parole kann auch ein kluger, kritischer Mensch vor einer packenden Rede Hitlers zur Masse werden, weil ihn die Parole, so dumm sie sein mag, mit Abertausenden verbindet. In der Masse sind wir imstande, Dinge zu glauben, deren Gegenteil wir wissen, nur weil die L üge uns mit Menschen innig verbindet, die Wahrheit von uns zu trennen.

Schon zu Beginn der Landsberger Haft Hitlers schreibt Obermedizinalrat Dr. Karl Brinsteiner seinem Sonderhäftling ,,teilweise auf suggestivem und autosuggestivem Wege hervorgerufenes Denken und Handeln" zu. Das ist eine bemerkenswert frühe Erkenntnis jenes Amtarztes. Hitler kennt ,,die gewaltige Wirkung des suggestiven Rausches" und den ,,zauberhaften Einfluss dessen, was wir mit dem Wort Massensuggestion verzeichnen". Auto- und Massensuggestion begleiten Hitler integriert, bis an sein Ende.

Was ist ,,Suggestion"? der Suggestor erzeugt und überträgt - bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt - Bewusstseinsinhalte (Empfindungen, Vorstellungen, Willensantrieb) durch Bilder, Worte, Handlungen auf andere - ohne Kontrolle des urteilenden Denkens beim Empfänger der Suggestion, dem Suggerendus. Jede Suggestion scheint auf Autosuggestion zu beruhen, zumal durch den Suggerendus jede Suggestion zur Autosuggestion wird. Eng mit der Autosuggestion verknüpft ist der Glaube des Suggestors an sich selbst und an seine Fähigkeiten; Störungen diese Glaubens beeinträchtigen seine Suggestivit ät.

Hitler lernt früh: Neben Überredung, Erziehung und Belohnung gehört Suggestion zu den wirksamsten positiven Mitteln, die Menschen in Richtung auf erwünschte Verhaltensweisen und innere Einstellungen zu beeinflussen. Die Massen werden in Politik und Religion im wesentlichen durch Suggestion gelenkt. Gegen über Suggestion mit ihren Instinkten und Trieben nach Erhaltung und Gr öße, Macht und Ansehen kann ein ganzes Volk kritik - und widerstandslos werden. Die riesige Aggression, die durch Hitler zum Ausdruck kommt, war im Unbewussten der Deutschen vorhanden; diese latente Aggressionslust freizusetzen, ist die ,,erl ösende" Tat Hitlers durch seine Massensuggestion.

Ein wichtiger Punkt in der Rhetorik Hitlers ist das Charisma. Er hat im Verlauf der Jahre das Charisma erlangt; er ist charismatischer Führer. Ohne den Charismatiker Hitler ist der Erfolg der NSDAP undenkbar. Unter ,,Charisma" (griechisch: Gnadengabe) versteht die Theologie eine vom Menschen weder erzwingbare noch durch Amt und Sakrament vermittelbare besondere Einwirkung des göttlichen Geistes. Einer charismatischen Herrschaft - ob religiös oder weltlich - wird Gehorsam geleistet, da Menschen ein Bed ürfnis nach Hingabe an das Ungewöhnliche haben. Im Charisma steckt das rational nicht greifbare Geheimnis der bedeutenden Pers önlichkeit - was nichts über deren Größe aussagt.

4.3 Zwischenkriegszeit

Hitler konzentrierte sein Interesse von 1933 an in erster Linie auf Au ßen-, Militär- und Rüstungspolitik (seit Februar 1938 war er auch formal Oberbefehlshaber der Wehrmacht). Daneben investierte Hitler in die Infrastruktur Deutschlands (Autobahnen), und in Repräsentationsbauten welche das nationalsozialistische Deutschland als Weltmacht darstellen sollten.

Zunächst betrieb er mit Nachdruck den Ausbau des milit ärischen und rüstungswirtschaftlichen Potentials bei gleichzeitiger außenpolitischer Abschirmung durch Friedenspropaganda. Infolge innerer Schwierigkeiten erduldeten die geschwächten Westmächte Hitlers Verhalten. Von 1936 an war seine Politik dann beschleunigt auf den Übergang zur kriegerischen Expansion ausgerichtet.

Phantasie und Tatkraft, Kunst und Politik verschmelzen im Künstlerpolitiker Hitler. Er hat eine ungewöhnliche Phantasie für Möglichkeiten und eine enorme Tatkraft, Mögliches wahrscheinlich zu machen und zu verwirklichen. Bis 1938 pendelt er zwischen schweifender und realit ätsgebundener Phantasie.

In der Politik kommt es oft nicht so sehr darauf an, wie die Dinge wirklich sind, sondern wie sie scheinen. Politik ist, wenigstens zum Teil, Kunst des Scheins - also Theater. Hitler wird das lernen und, in seiner Weise, meisterlich produzieren. Er vergleicht die Weltpolitik mit dem Drama und der Grossen Oper; er ist gewillt, seine grandiose Rolle zu spielen - für ihn die grandioseste Rolle überhaupt in der Politik seit Menschengedenken.

Die militärischen Erfolge der ersten Feldzüge, deren Strategie Hitler mitbestimmt hatte, führten dazu, dass er sich auch als Feldherr für unfehlbar zu halten begann (Propagandaslogan: "Größter Feldherr aller Zeiten!"). Im Dezember 1941 übernahm er selbst den Oberbefehl über das Heer. Er bezog seine milit ärischen Berater immer weniger in die Kriegsstrategie ein, auch als die Kriegslage immer aussichtsloser wurde. Ein Waffenstillstand kam für ihn zu keinem Zeitpunkt des Krieges in Frage ("Deutschland muss siegen oder untergehen!"). Die Unterdrückungsmaßnahmen in den eroberten Gebieten, vor allem die Verfolgung und Vernichtung der Juden im deutschen Machtbereich, fanden in den meisten Fällen auf Hitlers ausdrückliche Weisung, jedenfalls aber mit seinem Wissen und seiner Billigung statt.

4.4 Der 2. Weltkrieg

Mit den erfolgreichen ,,Blitzkriegen" gegen Polen (1.9.1939), Dänemark und Norwegen (9.4.1940) sowie die Niederlande, Belgien und Frankreich (10.5.1940) zog Hitler die deutschen Milit ärs auf seine Seite. Im Zuge der Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion erlie ß er am 13.3.1941 eine OKW-Weisung zur Aufstellung von Einsatzgruppen und am 6.6.1941 den so genannten ,,Kommissar-Befehl" zur Behandlung der politischen Kommissare der Roten Armee. Mit beiden Befehlen wurden die Ziele Hitlers offen gelegt: Die F ührung eines rassischen und ideologischen Vernichtungskrieges. Ohne Widerspruch seitens der Milit ärs erfolgte am 22.6.1941 der Angriff auf die Sowjetunion. Der SS unterstellte Einsatzgruppen begannen in den besetzten Gebieten sogleich mit der systematischen Vernichtung der Juden, Sinti und Roma und anderer rassisch und politisch Unerw ünschter. Als der deutsche Vormarsch im Spätherbst sich verlangsamte, übernahm Hitler am 19.12.1941 selbst den Oberbefehl über das Heer und bestimmte nun immer mehr auch die einzelnen milit ärischen Operationen.

Nach dem Überfall auf Pearl Harbor hatten inzwischen die USA am 8.12.1941 Japan den Krieg erklärt, woraufhin Deutschland, seit 1940 mit Japan im Dreimächtepakt verbündet, wiederum am 11.12.1941 den USA den Krieg erklärte. Hitler versuchte mit diesem Schritt eine Niederlage Japans und eine Konzentration der US- amerikanischen Kriegsführung auf Deutschland zu verhindern, um die Sowjetunion doch noch zu schlagen. Nach einigen Erfolgen an der Ostfront im Frühjahr/Sommer 1942 begann sich ab Ende 1942/Anfang 1943 eine deutsche Niederlage immer deutlicher abzuzeichnen. Die Niederlage bei Stalingrad im Februar 1943 markierte den Wendepunkt des Ostkrieges. Dennoch ließ er den Krieg und seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Juden fanatisch weiterführen. Im Zuge des gescheiterten Attentats vom 20.7.1944 lie ß Hitler die Widerständler mit Hilfe des Volksgerichtshofes brutal ermorden.

Der innenpolitische Terror intensivierte sich nochmals. Noch am 19.3.1945 ordnete er mit dem so genannten ,,Nero-Befehl" die Zerst örung aller lebenswichtigen Produktionsanlagen an, da nach seiner Auffassung das deutsche Volk gescheitert war und damit sein Existenzrecht verloren hatte. Am 29.4.1945 ernannte Hitler Admiral Karl Dönitz als Nachfolger und verfasste sein politisches Testament. Er betonte darin die Notwendigkeit der Vernichtung der europäischen Juden. Am 30.4. nahm er sich zusammen mit seiner Frau Eva Braun im Führerbunker der Reichskanzlei in Berlin das Leben.

4.5 Familienmensch

Hitler teilt sein Leben nicht in Beruf und Privatleben auf, er führt seine Dienstgeschäfte inmitten seines Privatlebens und sein Privatleben inmitten seiner Dienstgeschäfte. Hitler kennt keinen Sonntag, weil er keinen Alltag kennt.

4.6 Attentate

42Attentate auf Hitler sind zur Zeit nachgewiesen worden. Diese Zahl macht deutlich, daß der Widerstand sich nicht nur auf die bekannten Persönlichkeiten wie die Geschwister Scholl und Georg Elser oder die spektakulärsten Anschläge wie das Attentat am 20. Juli 1944 beschränkte. Viele Einzelt äter versuchten in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft (und davor), Deutschland und die Welt von Hitler und seinem Unrechtsregime zu befreien.

Diese Sektion möchte sich diesen Menschen widmen. Die Attentate sind dabei nach Jahreszahl geordnet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vor dem Dämonischen in ihm, schrecken sogar seine Feinde zurück: Die wenigen ernsthaften Attentäter nehmen Zuflucht zur anonymen Bombe. Es ist eine fast zu peinliche Tatsache, dass eine Handvoll Verschw örer, die Hitler den Tod wünschten, ihn auch hätte umbringen können, wenn sie dazu psychisch fähig gewesen wären. Der Dämon Hitler ist die meistgeliebte und meistgehasste Gestalt seiner Zeit. Wie einst Napoleon ist Hitler davon durchdrungen, bei seinem Überleben nicht bloß vom Glück begünstigt gewesen zu sein, sondern einen Auftrag der Vorsehung zu erfüllen.

Und das bekräftigt Hitler (7. September 1932, Rede München): "Ich habe auch die Überzeugung und das sichere Gefühl, dass mir nichts zustoßen kann, weil ich weiß, dass ich von der Vorsehung zur Erfüllung meiner Aufgabe bestimmt bin.

4.7 Beziehungen zu Frauen

Wie der Mensch liebt, so lebt er. Das psychosexuelle System kann aufbauend und zerst örerisch wirken. Hitler ist ein überaus lehrreiches Beispiel dafür, dass sich im psychosexuellen System Eigenarten der Persönlichkeit wie in einem Vergrößerungsglas widerspiegeln.

Der Ganzheit des Menschen von Körper, Seele und Geist entspricht die Sexualit ät, die Erotik und die Liebe. Hitler kennt Befriedigungen des sexuellen Triebs, spielerischen Flirts, die Erotik des Verliebseins. Dem menschlichen Urphänomen Liebe begegnet er nie. Liebe ist in der narzisstischen Verliebtheit Hitlers im Grunde: Eigenliebe.

Seit 1920 gilt Hitler als Frauenheld; er soll zahlreiche Liebschaften haben. Sein aufgesetzter, fast herzlich wirkender Wiener Charme und vor allem seine Ausstrahlungskraft als politischer Lokalmatador machen es ihm nicht allzu schwer, Frauenbekanntschaften zu machen. Die Frauen himmelten den Führer wie einen Popstar an. - Bis 1923 prahlt Hitler mit seinen vielen Eroberungen - seit er sich 1924 als Führer sieht, nicht mehr. Zwar mag Hitler nun, bei wachsendem Selbstvertrauen, seinen sexuellen Nachholbedarf ausleben, doch ist generell Sexualprotzerei durchaus nicht immer Ausdruck für starke Sexualität. Hitler entschlüpft im anderen - politischen - Zusammenhang das ihn enthüllende Wort, lieben könne er nur, was er achte - Frauen gehören nicht dazu.

Die angeblich große Liebe Hitlers seit 1929 wird seine neunzehn Jahre jüngere Nichte Angela (Geli) Maria Raubal (1908-1931). Sie ist das zweite Kind aus der Ehe seiner sechs Jahre älteren, mit siebenundzwanzig Jahren verwitweten Halbschwester Angela mit dem Steueramtsadjunkten Leo Raubal (1879 -1910). - Geli ist brünett, hübsch, fesch und dank Sex-Appeal ständig von Verehrern umgeben. Geli himmelt ihren berühmten Onkel Alf an; ob sie ihn liebt, wissen wir nicht. Es schmeichelt ihr, dass der sonst so unnahbare Onkel ihr z ärtlich zugetan ist. Er schwärmt für sie, verleugnet nicht seine Verliebtheit und vergleicht ihr Gesicht mit dem Sphinxen des Oberen Belvedere, dem berühmten Wiener Lustschloss. - Gewinnt die erotische Einstellung des verliebten Hitler bei Geli die Tiefendimension der Liebe? Das ist zu verneinen. Trotz seiner angeblich gro ßen Liebe ist Hitler seit Oktober 1929 mit der 17 jährigen attraktiven Fotolaborantin Eva Braun bekannt. Sie vergöttert ihn und will ihn erobern; Hitler verabredet sich seit Ende 1930 immer häufiger mit ihr.

Die Gegenwart Gelis entkrampft Hitler könnte Hitler durch eine lange dauernden Beziehung zu Geli sein destruktives Verhalten grundlegend ändern?

Am 18. September 1931 erschießt sich Geli, 23 Jahre alt, bis dahin ohne erkennbare hysterische Reaktion, aus nie geklärten Gründen (Unfall? Selbstmord?) mit der Pistole Hitlers. Es heißt der niedergebrochene Hitler habe in der größten Lebenskrise gestanden, die Politik aufgeben wollen und 48 Stunden lang sogar Selbstmord -Gedanken gehegt. Hat er nicht vor einem Jahr (14.September 1930) seinen sensationellen politischen Durchbruch errungen? Kann er sein Lebenswerk, der Erlöser für Deutschland zu sein, wegen eines Mädchens hinwegwerfen?

Hitler empfindet es als Glück, dass er nicht geheiratet habe. Zum einen schaffe eine Ehe Rechtsanspr üche; zum anderen sei eine Familie für ihn wegen seiner historischen Mission untragbar, weil sie ihn zum Verzetteln seiner geistigen, seelischen und körperlichen Kräfte zwänge. Er sagt häufig und dies - in seiner Sicht - mit einiger Berechtigung: ,,Meine Braut ist Deutschland!" Mit diesen Worten kopiert er - wenig erkannt - Napoleon, der oft sagte: ,,Ich habe nur eine Geliebte, das ist Frankreich!"

Was Hitler ungesagt lässt, ist viel wichtiger. Liebe und Ehe setzen ein seelisches Mitschwingen beider Partner voraus. Seiner Sekretärin Christa Schröder fällt auf, Hitler habe keinen Sinn dafür, dass in einer Ehe beide Partner auch seelisch zusammenstimmen müssen. Hier blicken wir in das erschreckende seelische Vakuum des liebesunfähigen Hitler.

Der vielleicht wichtigste Hemmungsgrund Hitlers gegen die Ehe sei angedeutet. Nicht die st ändige Begleiterin, sondern die eheliche Nähe ist die Gegenposition zur Lüge, zur Heuchelei, zum Schein. Durch die Ehe wird, unvermeidlich, aller Betrug und Selbstbetrug entlarvt. Dies muss Hitler zutiefst scheuen und verabscheuen. F ürchtet er gar, dass seine Ehefrau sich von ihm erschreckt abwenden würde?

4.8 Eva Braun

Anfang 1932, nur vier Monate nach dem tödlichen Unfall oder Selbstmord der - angeblich - großen Liebe Geli Raubal, wird Eva Braun (1912-1945) die intime Freundin Hitlers. Damit hat sie ihr Ziel endlich erreicht.

Sie ist die Tochter des Gewerbelehrers (Gewerbestudienrats) Friedrich Braun (1879-1964) und seiner Gattin Franziska (1885-1945). Eva hat blondes Haar, blaugraue Augen, ovales Gesicht, blasse Haut, sportliche Figur. Sie wird als freundlich und fröhlich, bescheiden und unauffällig, zurückhaltend und verschlossen geschildert. Alan Bullock nennt Eva eine hübsche, dümmliche Blondine, aber ein Dummian wie die Österreicher sagen, ist sie ganz gewiss nicht. Hitler wiederholt im kleinen Kreis, wirklich geliebt habe er nur Geli, und davon mag er auch überzeugt sein. Da Hitler die Tiefendimension Liebe fehlt, reicht es bei ihm nur zur Verliebtheit. Liebe ist das vollendet Irrationale; für den stark irrational geprägten Hitler ist diese Schranke unübersteigbar hoch.

Mit der 22 Jahre jüngeren Gefährtin Eva verbindet Hitler eine sexuell bestimmte, erotisch anget önte, ziemlich wechselhafte Freundschaft. Für Hitler bleibt Eva nur eine anhängliche Gefährtin für die Wochenenden. Eva weiß das nur zu gut und vertraut (11.März 1935) traurig ihrem Tagebuch an: ,,Er braucht mich nur zu bestimmten (sexuellen) Zwecken... Wenn er sagt, er hat mich lieb, so meint er es nur in diesem Augenblick."

Für Eva ist Hitler der Mann ihres Lebens und die große Liebe. Ist Eva - unbewusst - leidenssüchtig? Das wäre zumindest unterschwellig, Masochismus. Eva möchte Hitler nicht nur ganz und gar besitzen, sondern ihm auch etwas - nämlich: alles - bedeuten. Sie will genommen werden, sie will ernst genommen werden als geliebter Mensch - das bleibt ihr dreizehn Jahre lang mit Hitler versagt.

4.9 Heirat

Für Eva ist diese Eheschließung der Höhepunkt ihres tragischen Lebens. Für sie ist, gerade angesichts des nahen Todes, Trauungsakt und Namensänderung voll tiefer Symbolik. Für Eva ist nun (29. April 1945, 0.35 Uhr) urkundlich besiegelt, dass ihr Leben unter dem Namen des einzig geliebten Hitler enden wird. Der von Hitler gewollte verzicht auf Kinder fällt Eva gar nicht leicht. Offenbar befürchtet Hitler, dass seine Kinder infolge Inzucht-Abstammung anomal sein könnten, auch wenn diese Möglichkeit objektiv gering erscheint. - Als zweiten Grund für Kinderlosigkeit nennt Hitler: ,,Verglichen mit mir, wären sie (meine Kinder) höchstens mittelmäßig... (Mein Sohn) würde nur eine Belastung sein und damit ein unglücklicher Mensch oder eine Gefahr... Die Nachkommen eines Genies werden alle Schwachköpfe."

5 Körperlicher Zerfall und Tod

Kurz vor seinem Selbstmord ist der erst 56jährige Hitler schon seit längerer Zeit nur noch eine Ruine. Körperlich ein Greis, wirkt er geistesabwesend, total erschöpft und unkonzentriert. Sein Gesicht ist aschgrau. Unter den blutunterlaufenen und glanzlosen Augen hat er starke Tränensäcke. Aus den Mundwinkeln, die Lippenhaut ist gerissen, tropft Speichel. Seine Hände sind blass, die Fingernägel blutleer. Seit Monaten zittern nicht nur - wie nach 1923 und seit 1943 wieder - seine linke Hand und sein linkes Bein, sondern die ganze linke Körperhälfte. Nur noch schleppend, von starken Gleichgewichtsst örungen geplagt, kann er, den Oberkörper vorwärtswerfend, alle 20 bis 30 Meter eine Sitzgelegenheit oder eine st ützende Hand suchend.. Er bietet ein Bild des Grauens und hat mit dem Hitler von 1933 äußerlich nichts mehr zu tun.

Der Verantwortung für den Ruin des Deutschen Reiches entzog sich Hitler dann am 30. April 1945 im Bunker der Reichskanzlei in Berlin, das bereits von Sowjetischen Truppen eingeschlossen war. Er begeht mit seiner Frau Eva Braun Selbstmord. Nach des Führers letztem Befehl, begießen SS-Leute die beiden mit Benzin und verbrennen sie, da Hitler nicht wünschte, nach seinem Tode "in einem russischen Panoptikum ausgestellt zu werden."

Zum Schluss war Hitler wie sein Reich: total am Ende!

6 Testament

Hitler hatte am 29. April ein persönliches und ein politisches Testament aufgesetzt:

Mein politisches Testament.

Seit ich 1914 als Freiwilliger meine bescheidene Kraft im ersten, dem Reich aufgezwungenen Weltkrieg einsetzte, sind nunmehr über dreißig Jahre vergangen. In diesen drei Jahrzehnten haben mich bei all meinem Denken, Handeln und Leben nur die Liebe und Treue zu meinem Volk bewegt. Sie gaben mir die Kraft, schwerste Entschlüsse zu fassen, wie sie bisher noch keinem Sterblichen gestellt worden sind. Ich habe meine Zeit, mein ne Arbeitskraft und meine Gesundheit in diesen drei Jahrzehnten verbraucht. Es ist unwahr, dass ich oder irgend- jemand anderer in Deutschland den Krieg im Jahre 1939 gewollt haben. Er wurde gewollt und angestiftet ausschließlich von jenen internationalen Staatsmännern, die entweder jüdischer Herkunft waren oder für jüdische Interessen arbeiteten. Ich habe zu viele Angebote zur Rüstungsbeschränkung und Rüstungsbegrenzung gemacht, die die Nachwelt nicht auf alle Feigheiten wegzuleugnen vermag, als dass die Verantwortung für den Ausbruch dieses Krieges auf mir lasten könnte. Ich habe weiter nie gewollt, dass nach dem ersten unseligen Weltkrieg ein zweiter gegen England oder gar gegen Amerika entsteht. Es werden Jahr - hunderte vergehen, aber aus den Ruinen unserer St ädte und Kunstdenkmäler wird sich der Hass gegen das letzten Endes verantwortliche Volk immer wieder erneuern, dem wir das alles zu verdanken haben: dem internationalen Judentum und seinen Helfern.

Ich habe noch drei Tage vor Ausbruch des deutsch -polnischen Krieges dem britischen Botschafter in Berlin eine Lösung der deutsch-polnischen Probleme vorgeschlagen - ähnlich der im Falle des Saargebietes unter internationaler Kontrolle. Auch dieses Angebot kann nicht weg- geleugnet werden. Es wurde nur verworfen, weil die maßgebenden Kreise der englischen Politik den Krieg wünschten, teils der erhofften Geschäfte wegen, teils getrieben durch eine, vom internationalen Judentum veranstaltete Propaganda.

Ich habe aber auch keinen Zweifel darüber gelassen, dass, wenn die Völker Europas wieder nur als Aktienpakete dieser internationalen Geld - und Finanzverschwörer angesehen werden, dann auch jenes Volk mit zur Verantwortung gezogen werden wird, das der eigentlich Schuldige an diesem mörderischen Ringen ist: Das Judentum! Ich habe weiter keinen darüber im Unklaren gelassen, dass dieses Mal nicht nur Millionen Kinder von Europäern der arischen Völker verhungern werden, nicht nur Millionen erwachsener Männer den Tod erleiden und nicht nur Hunderttausende an Frauen und Kindern in den St ädten verbrannt und zu Tode bombardiert werden dürften, ohne dass der eigentlich Schuldige, wenn auch durch humanere Mittel, seine Schuld zu büssen hat. Nach einem sechsjährigen Kampf, der einst in die Geschichte trotz aller R ückschläge als ruhmvollste und tapferste Bekundung des Lebenswillens eines Volkes eingehen wird, kann ich mich nicht von der Stadt trennen, die die Hauptstadt dieses Reiches ist. Da die Kräfte zu gering sind, um dem feindlichen Ansturm gerade an dieser Stelle noch länger standzuhalten, der eigene Widerstand aber durch ebenso verblendete wie charakterlose Subjekte allmählich entwertet wird, möchte ich mein Schicksal mit jenem teilen, das Millionen anderer auch auf sich genommen haben, indem ich in dieser Stadt bleibe. Au ßerdem will ich nicht Feinden in die Hände fallen, die zur Erlustigung ihrer verhetzten Massen ein neues, von Juden arrangiertes Schau- spiel benötigen.

Ich hatte mich daher entschlossen, in Berlin zu bleiben und dort aus freien St ücken in dem Augenblick den Tod zu wählen, in dem ich glaube, dass der Sitz des Führers und Kanzlers selbst nicht mehr gehalten werden kann. Ich sterbe mit freudigem Herzen angesichts der mir bewussten un- ermesslichen Taten und Leistungen unserer Soldaten an der Front, unserer Frauen zuhause, den Leistun- gen unserer Bauern und Arbeiter und der in der Ge - schichte einmaligen Einsatz unserer Jugend, die meinen Namen trägt.

Dass ich ihnen allen meinen aus tiefstem Herzen kommenden Dank ausspreche, ist ebenso selbstverständlich wie mein Wunsch, dass sie deshalb den Kampf unter keinen Umst änden aufgeben mögen, sondern, ganz gleich wo immer, ihn gegen die Feinde des Vaterlandes weiterführen, getreu den Bekenntnissen eines großen Clausewitz. Aus dem Opfer unserer Soldaten und aus meiner eigenen Verbundenheit mit ihnen bis in den Tod, wird in der deutschen Geschichte so oder so einmal wieder der Samen aufgehen zur strahlenden Wiedergeburt der nationalsozialistischen Bewegung und damit zur Verwirklichung einer wahren Volksgemeinschaft.

Viele tapferste Männer und Frauen haben sich entschlossen, ihr Leben bis zuletzt an das meine zu binden. Ich habe sie gebeten und ihnen endlich befohlen, dies nicht zu tun, sondern am weiteren Kampf der Nation teilzunehmen. Die Führer der Armeen, der Marine und der Luftwaffe bitte ich, mit äußersten Mitteln den Widerstandsgeist unserer Soldaten im nationalsozialistischen Sinne zu verstärken unter dem besonderen Hinweis darauf, dass auch ich selbst, als der Gr ünder und Schöpfer dieser Bewegung, den Tod dem feigen Absetzen oder gar einer Kapitulation vorgezogen habe.

Möge es dereinst zum Ehrbegriff des deutschen Offiziers gehören - so wie dies in unserer Marine schon der Fall ist - dass die Übergabe einer Landschaft oder einer Stadt unmöglich ist und dass vor allem die Führer hier mit leuchtendem Beispiel voranzugehen haben in treuester Pflichterfüllung bis in den Tod.

Zweiter Teil des politischen Testaments.

Ich stoße vor meinem Tode den früheren Reichsmarschall Hermann G ö r i n g aus der Partei aus und entziehe ihm alle Rechte, die sich aus dem Erlass vom 29. Juni 1941 sowie aus meiner Reichstagserklärung vom 1. September 1939 ergeben könnten. Ich ernenne an Stelle dessen den Großadmiral D ö n i t z zum Reichspräsiden- ten und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht. Ich stoße vor meinem Tode den früheren Reichsführer-SS und Reichsminister des Innern, Heinrich H i m m l e r aus der Partei sowie aus allen Staatsämtern aus. Ich ernenne an seiner Stelle den Gauleiter Karl H a n k e zum Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei und den Gauleiter Paul G i e s l e r zum Reichsinister des Innern. Göring und Himmler haben durch geheime Verhandlungen mit dem Feinde, die sie ohne mein Wissen und gegen meinen Willen abhielten, sowie durch den Versuch, entgegen dem Gesetz, die Macht im

Staate an sich zu reißen, dem Lande und dem gesamten Volk unabsehbaren Schaden zugef ügt, gänzlich abgesehen von der Treulosigkeit gegen über meiner Person. Um dem deutschen Volk eine aus ehrenhaften Männern zusammengesetzte Regierung zu geben, die die Verpflichtung erfüllt, den Krieg mit allen Mitteln weiter fortzusetzen, ernenne ich als Führer der Nation folgende Mitglieder des neuen Kabinetts:

- Reichspräsident: D ö n i t z

Reichskanzler: Dr. G o e b b e l s

- Parteiminister: B o r m a n n

- Außenminister: S e y ß - I n q u a r t

- Innenminister: Gauleiter G i e s l e r

- Kriegsminister: D ö n i t z

- Oberbefehlshaber des Heeres: S c h ö r n e r

- Oberbefehlshaber der Kriegsmarine: D ö n i t z

- Oberbefehlshaber der Luftwaffe: G r e i m

- Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei: Gauleiter H a n k e

- Wirtschaft: F u n k

- Landwirtschaft: B a c k e

- Justiz: T h i e r a c k

- Kultus: Dr. S c h e e l

- Propaganda: Dr. N a u m a n n

- Finanzen: S c h w e r i n - C r o s s i g k

- Arbeit: Dr. H u p f a u e r

- Rüstung: S a u r

- Leiter der Deutschen Arbeitsfront und Mitglied des Reichskabinetts: Reichsminister Dr. L e y .

Obwohl sich eine Anzahl dieser Männer, wie Martin Bormann, Dr. Goebbels usw. einschlie ßlich ihrer Frauen, aus freiem Willen zu mir gefunden haben und unter keinen Umst änden die Hauptstadt des Reiches verlassen wollten, sondern bereit waren, mit mir hier unterzugehen, muss ich sie doch bitten, meiner Aufforderung zu gehorchen und in diesem Falle das Interesse der Nation über ihr eigenes Gefühl zu stellen. Sie werden mir durch ihre Arbeit und ihre Treue als Gef ährten nach dem Tode ebenso nahe stehen, wie ich hoffe, dass mein Geist unter ihnen wellen und sie stets begleiten wird. Mögen sie hart sein, aber niemals ungerecht, mögen de vor allem nie die Furcht zum Ratgeber ihres Handelns erheben und die Ehre der Nation über alles stellen, was es auf Erden gibt. Mögen sie sich endlich dessen bewusst sein, dass unsere Aufgabe, des Ausbaus eines nationalsozialistischen Staates die Arbeit kommender Jahrhunderte darstellt, die jeden einzelnen verpflichtet, immer dem gemeinsamen Interesse zu dienen und seine eigenen Vorteile dem- gegenüber zurückzustellen. Von allen Deutschen, allen Nationalsozialisten, M ännern und Frauen und allen Soldaten der Wehrmacht verlange ich, daß sie der neuen Regierung und ihren Präsidenten treu und gehorsam sein werden bis in den Tod.

Vor allem verpflichte ich die Führung der Nation und die Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassegesetze und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den Weltvergifter aller Völker, das internationale Judentum.

Gegeben zu Berlin, den 29. April 1945, 4.00 Uhr.

Adolf Hitler

Als Zeuge:

Dr. Joseph Goebbels

Wilhelm Burgdorf

Martin Bormann

Hans Krebs

7 Schlusswort

Hitler ist unstreitig ein Talent hohen Grades. Muss man ihn sogar als ,,Genie" ansehen?

Definition:

Als Genie gilt ein Mensch, der dank einer Bündelung von Begabungen eine außerordentliche, einzigartige Leistung vollbringt, die bahnbrechend und richtungweisend wirkt. In Hitler bündeln sich eine spezifische Begabung (Architektur) mit fünf komplexen Begabungen (Politik, Militärwesen, Psychologie, Rhetorik, Suggestion). Diese Begabungs-Konstellation befähigt ihn, eine neue politische Epoche zu begründen.

Für ein Genie weist er aber gewaltige Schwächen auf. Er war nicht in der Lage die Kapazit ät seiner Armee einzuschätzen. Er führte nicht einen Expansionskrieg, sondern den ,,Totalen Krieg", ein aussichtsloses Unternehmen. Hitler ist ein Künstler, welcher in seiner eigenen Traumwelt lebt. Er ist nicht Realist, daher auch nicht als Führer geeignet.

Hitler besitzt jedoch eine Eigenschaften-Kombination, wenn nicht die eines Genies, so die eines genialen Talents oder eines Halbgenies.

Leider ist es mir nicht gelungen alle meine gesteckten Ziele zu erreichen. Ich wollte die Bedeutung von Hitlers Helfern aufzeigen, welches mir aus zeitlichen Gründen leider nicht gelang. Zudem müsste ich auf die verschiedenen Helfer näher eingehen, um ihre Bedeutung zu erklären. Dies hätte vor allem mehr Zeit benötigt als ich zur Verfügung hatte und die jetzige Größe der Arbeit wäre weit übertroffen worden.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Hitler, Adolf - Die Person
Autor
Jahr
2001
Seiten
19
Katalognummer
V101791
ISBN (eBook)
9783640002047
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wenn jemand eine Biographie über Hitler sucht, die seine Persönlichkeit, seinen Charakter sowie seine Weltanschauung psychologisch erläutert, der ist hier genau richtig. Viel Spass beim lesen
Schlagworte
Hitler, Adolf, Person
Arbeit zitieren
Alain Oswald (Autor:in), 2001, Hitler, Adolf - Die Person, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101791

Kommentare

  • Gast am 14.10.2007

    afa.

    Wo sind die quellenangaben dazu?

Blick ins Buch
Titel: Hitler, Adolf - Die Person



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