Buchbesprechung
Dieser Roman handelt von der Tatsache wie ein Umfeld, in dass man geboren wurde, das eigene Leben auch noch nach fünfzig Jahren, wenn man längst erwachsen zu sein glaubt, verändern kann. Vollgespickt mit Informationen über den Kongo hat man in der ersten Hälfte keine Ahnung, wie ein solch langweiliger Herr noch in die Situation kommen kann, selbst in das tiefste Afrika zu reisen. Die Geschichte beginnt kurz vor dem zweiten Weltkrieg und erstreckt sich über die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Der 1938 in Basel geborene Urs Widmer bekam 1992 für sein Buch ,,Der blaue Syphon" den Preis des SWF Literaturmagazins. Der endgültige Durchbruch zum Schweizer Weltautor gelang ihm jedoch erst mit ,,Im Kongo", welches von der internationalen Fachpresse mit besten Kritiken ausgezeichnet wurde.
In diesem Roman erfährt man das Leben des seit Jahr und Tag in Zürich wohnhaften Kuno. Die Geschichte beginnt in seiner Kindheit. Einer seiner Nachbarn, Anselm Schmidhan gehört eine erfolgreiche Brauerei. Willi, der beste Freund von Kuno ist eigentlich genau das Gegenteil von ihm. Aus diesem Grund profitiert Kuno sehr von dessen starkem Selbstbewusstsein und seiner Schlagfertigkeit. Eines Tages tritt Sophie in Kunos leben und er macht mit ihr die Erfahrung einer ersten grossen Liebe. Doch wenn die beiden etwas unternehmen, ist meistens auch Willi mit von der Partie. Willi, mittlerweile Mitarbeiter der Brauerei Schmidhan, bekommt von Anselm den Auftrag seine Filiale im Kongo zu unterhalten und noch bevor Kuno eigentlich merkt was sich abspielt, verreisst sein bester Freund mit seiner Sophie für immer in das Herz Afrikas 29. Juli 1994. Kuno der mittlerweile über fünfzig ist, arbeitet in einem Altersheim als Pfleger. Er ist total in Schwester Anna verliebt, doch sie zeigt keinerlei Interesse an seiner Person. Zu diesem Zeitpunkt wird sein Vater ins Altersheim eingeliefert. Da er sein langweiliges Leben damit entschuldigt, dass sein Vater es auch nicht besser gemacht hat, ist er sehr verwundert, als er erfuhr, dass dieser während dem Zweiten Weltkrieg beim helvetischen Geheimdienst arbeitete.
Am nächsten Tag wird Kuno von Anselm Schmidhan besucht. Da er seit Wochen nichts mehr von Willi und Sophie gehört hat, beauftragt ihn Kuno um in den Kongo zu fahren und nachzuschauen was der Grund dafür sei. Kuno, der mit seinem Leben sowieso nicht mehr zufrieden ist, willigt ein. Er sieht darin die Möglichkeit an seinem langweiligen Leben etwas zu ändern.
Angekommen in Kinshasa besteigt er noch am selben Abend ein Schiff, welches ihn in das 1500 Kilometer entfernte Kisangani fährt. Kurz vor dem Ziel wechselt er noch ein paar Worte mit dem Kapitän. Als er dann erfährt, dass kein einziger Weisser zum Personalbestand der Brauerei gehört, wird es ihm unwohl. Auf dem Fabrikareal angekommen, wird er von einer jungen schwarzen Frau empfangen. Sie erklärt ihm, dass sie die Tochter der Direktorenfamilie sei. Als er das Wohnhaus betritt, sieht er lauter Fotographien aus Willis und Sophies Kindheit herumstehen, gefolgt von diversen Bildern einer schwarzen Familie die allesamt die Kleider von Willi und Sophie tragen. Nachdem eine schwarze Frau ihn begrüsst hatte tritt ein ebenfalls Schwarzer Mann in das Zimmer. ,,Hallo Kuno, erkennst du deinen Willi nicht mehr?".
Nach einem kurzen Willkommensgespräch, welches Kuno nicht über die Identität der beiden überzeugen konnte, wird er von Willi gefragt ob er nicht am nächsten Häuptlingstreffen seinen verhinderten Gross-Wesir ersetzen könnte. Kuno willigt ein . Eingerusst und feierlich geschmückt besucht er das Ritual am nächsten Tag. Auf dem Rückweg fragt er Willi, warum er sich nicht mehr bei Anselm melde. Dieser gibt ihm den Auftrag einen Brief von Anselm unterschreiben zu lassen und in den Kongo zurückzukehren.
Auf dem Rückflug merkt Kuno, dass er nun auch schwarz ist. Danach fährt er zu Anselm und übergibt den Brief. Erst nachdem Anselm den Brief unterschrieben hatte, merkt er, dass er soeben die ganze Firma an Willi übergeben hat und stirbt noch im gleichen Moment. Kuno bricht sofort ins Altersheim auf. Dort trifft er Schwester Anne, die von ihrer plötzlichen Liebe überwältigt, alles stehen und liegen lässt um ihn in den Kongo zu begleiten. Die beiden übernehmen die Brauerei und Willi kehrt mit Sophie in die Schweiz zurück.
Dass dieses Buch einen literarischen Leckerbissen darstellt, steht ausser Frage. Dieses moderne Märchen ist wegen seiner genial vernetzten Kurzgeschichten, die alle in gleichem Masse zur Handlung beitragen, relativ anspruchsvoll zu lesen. Da sich die Geschichte über einen langen Zeitraum erstreckt, wird man dazu aufgefordert, schon während dem Lesen die einzelnen Zusammenhänge zu erkennen. Dies erfordert für ungeübte Leser ein hohes Mass an Konzentration. Auf die Schweiz bezogen kann man sagen, dass es eine stille Kritik an die Lebenseinstellung gewisser Leute beinhaltet; Kuno der sein langweiliges Leben damit entschuldigt, dass sein Vater auch kein Aufregenderes hatte. Bis er erfährt dass sein Vorbild Agent war. Als er dann aus dem Kongo zurückkehrt wirft sich ihm Anne plötzlich an den Hals, weil er durch seine Dunkelhäutigkeit viel interessanter auf sie wirkt. Gemeint ist die gewisse Oberflächlichkeit der Menschen, die sie dazu veranlasst, Leute nur nach ihrem Äusseren zu beurteilen und keinem eine Chance zu geben, auch wenn ihnen der erste Eindruck als langweilig erscheint.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Roman, der in der Buchbesprechung behandelt wird?
Der Roman handelt davon, wie die Umstände der eigenen Geburt das Leben auch noch nach fünfzig Jahren beeinflussen können. Er ist reich an Informationen über den Kongo und erzählt die Geschichte von Kuno, der von Zürich aus in das Herz Afrikas reist.
Wer ist Kuno, die Hauptfigur der Geschichte?
Kuno ist ein Mann, der sein Leben in Zürich verbringt. Er ist ein eher unauffälliger Mensch, dessen bester Freund Willi das genaue Gegenteil ist. Kuno verliebt sich in Sophie, aber Willi reist mit ihr in den Kongo.
Was geschieht mit Willi und Sophie im Kongo?
Willi und Sophie verschwinden im Kongo, woraufhin Kuno von Anselm Schmidhan beauftragt wird, nach ihnen zu suchen.
Was findet Kuno im Kongo heraus?
Kuno findet heraus, dass Willi und Sophie sich in Schwarze verwandelt haben und ein neues Leben im Kongo führen. Willi ist nun Häuptling und Direktor der Brauerei.
Wie verändert sich Kuno im Laufe der Geschichte?
Kuno reist in den Kongo, um Willi zu suchen. Am Ende des Besuchs wird auch er schwarz. Er kehrt nach Zürich zurück und übergibt Anselm Schmidhan unbewusst die Kontrolle über dessen Firma an Willi. Danach findet er im Altersheim, in dem er arbeitet, überraschend die Liebe in Schwester Anne und kehrt mit ihr in den Kongo zurück, um die Brauerei zu leiten.
Was ist die Kernaussage des Romans laut der Buchbesprechung?
Die Buchbesprechung deutet an, dass der Roman eine Kritik an der Oberflächlichkeit der Menschen enthält, die andere nach ihrem Äußeren beurteilen und ihnen keine Chance geben.
Wie beurteilt der Autor der Buchbesprechung den Roman?
Der Autor der Buchbesprechung empfiehlt den Roman und hebt seine komplexe, aber logische Struktur und die damit verbundene Spannung hervor.
Welche Themen werden in der Buchbesprechung hervorgehoben?
Die Buchbesprechung thematisiert die Einflüsse der Herkunft, die Suche nach dem eigenen Selbst, die Kritik an gesellschaftlichen Normen und die Möglichkeit der Veränderung und des Neubeginns.
- Citation du texte
- Matthias Sturzenegger (Auteur), 2000, Widmer, Urs - Im Kongo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101831