Der Begriff „Soziales Lernen“ enthält eine Doppeldeutigkeit. Einerseits ist das Soziale das Objekt des Lernens: es wird soziales Verhalten gelernt. Andererseits bezieht es sich auf das Subjekt des Lernens und damit auf die Art des Lernens. Die Lernenden arbeiten zusammen, in einer Gruppe, und nicht jeder einzeln für sich. Beide Dimensionen des Sozialen Lernens hängen zusammen, aber sie sind nicht einfach gleichzusetzen. Wer von sozialem Lernen spricht, benötigt ein klares Kriterium dafür, was als sozial zu gelten hat. Wer ohne ein solches Kriterium von sozialem Lernen spricht, müsste auch die Lernprozesse als Beispiele sozialen Lernens anerkennen. Mit anderen Worten: Wenn man stillschweigend nur die „sinnvollen“ Formen sozialen Lernens zum Umfang des Begriffs hinzunehmen will, dann setzt man voraus, es sei klar und sicher zu bestimmen, was sinnvoll ist und was nicht. Es ist aber gerade das Problem, dass diese Sicherheit verloren gegangen ist. Weil es nicht leicht zu bestimmen ist, was Schüler denn in der Schule und Jugendliche allgemein von den Erwachsenen lernen sollen, denken heute viele neu über das Lernen, über Bildung und Erziehung nach. Soziales Lernen kann davon nicht unberührt bleiben. Von sozialem Lernen kann man also nur sprechen, wenn man sich zu einer ethischen Theorie und zu einer bestimmten moralischen Haltung entscheidet und bekennt. Denn nur scheinbar ist selbstverständlich, was unter dem Begriff „sozial“ zu verstehen sei. Sozial ist als Wort zunächst positiv besetzt; jeder will sozial sein und nicht unsozial. Aber sobald man näher bestimmen will, worüber man redet, entdeckt man Schwierigkeiten.(1)
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(1) Aus „Thesen zum Sozialen Lernen – Tilman Bechthold-Hengelhaupt – August 1997
Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet soziales Lernen allgemein?
- Soziales Lernen im Sportunterricht
- Grundsätze und Bestimmungen für den Schulsport (Niedersachsen)
- Sport als Medium schulischer Sozialerziehung
- Unterschiedliche theoretische Ansätze des sozialen Lernens im Sportunterricht
- Sport als positives Modell sozialen Lebens
- Soziales Lernen als kritisches Regellernen
- Soziales Lernen als Erwerb der Grundqualifikationen des Rollenhandelns
- Soziales Lernen als Kultivierung des „Sozialleibs“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Konzept des Sozialen Lernens im Kontext des Sportunterrichts. Ziel ist es, die Bedeutung des Sozialen Lernens im Sport zu verdeutlichen und verschiedene theoretische Ansätze zu beleuchten.
- Soziale Dimensionen des Lernens im Sport
- Theoretische Ansätze des Sozialen Lernens im Sportunterricht
- Bedeutung des Sportunterrichts für die Entwicklung von Sozialkompetenz
- Zusammenhang zwischen Sport und sozialem Verhalten
- Grundsätze und Bestimmungen des Schulsportes in Bezug auf Soziales Lernen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert den Begriff "Soziales Lernen" und beleuchtet dessen Mehrdeutigkeit. Es wird die Notwendigkeit eines klaren Kriteriums für das soziale Lernen hervorgehoben. Das zweite Kapitel betrachtet den Sportunterricht als wichtigen Kontext für soziales Lernen und betont die Bedeutung von Kooperation, Kommunikation und gemeinschaftlichem Handeln. Das dritte Kapitel untersucht die Grundsätze und Bestimmungen des Schulsportes in Niedersachsen, wobei insbesondere die Förderung von Sozialkompetenz im Vordergrund steht. Kapitel 4 befasst sich mit der Bedeutung des Sportes als Medium schulischer Sozialerziehung.
Schlüsselwörter
Soziales Lernen, Sportunterricht, Sozialkompetenz, Kooperation, Kommunikation, Schulsport, Sozialerziehung, theoretische Ansätze, Grundqualifikationen, „Sozialleib“.
- Arbeit zitieren
- Okan Cagpar (Autor:in), 2002, Soziales Lernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10189