Inhalt
1. Was versteht man unter Kannibalismus?
1.1. Allgemein
1.2. beim Menschen
2. Warum werden Tiere zu Kannibalen? (Situationsbedingter Kannibalismus)
2.1. natürliche Gründe
2.1.1. Überbevölkerung
2.1.2. Schutzgrenze
2.1.3. Krankheit
2.1.4. Paarung
2.2. unnatürliche Gründe
2.2.1. Käfighaltung (am Beispiel Legehenne)
2.2.2. Masthaltung (am Beispiel Schwein)
2.2.2.1. Klimafaktoren
2.2.2.2. Belegungsdichte und Gruppierung
2.2.2.3. Fütterung
2.2.2.4. Biorhythmus
2.2.2.5. Fehlende Ablenkung
2.2.3. Terrarienhaltung (am Beispiel Skorpione)
3. Nutzen des Kannibalismus
3.1. Regulierung der Population
3.2. Schutz vor Feinden
3.3. Nahrungsangebot
3.4. Rivalenbeseitigung
1.Was versteht man unter Kannibalismus?
1.1. Allgemein
Kannibalismus ist das Töten und Verzehren von Tieren der eigenen Art. Er tritt bei einigen Raubtieren, Nagern, Reptilien, Insekten und Spinnen auf.
1.2. Beim Menschen
Bei Menschen wird dieser Vorgang Anthropophagie(Menschenfresserei) genannt und kam früher bei Naturvölkern aller Erdteile vor. Dies ging auf die magische Vorstellung zurück, dass das Fleisch die geistigen oder körperlichen Kräfte vermehrt.
Heute kommt der Kannibalismus nur noch sehr selten vor, meist als krankhafte Erscheinung oder bei unzivilisierten Naturvölkern.
2. Warum werden Tiere zu Kannibalen? (Situationsbedingter Kannibalismus
Keine Tierart betreibt gewohnheitsmäßig Kannibalismus! Dies würde zur vorzeitigen Ausrottung der Art führen, die Tiere sind jedoch immer bestrebt,ihre Art zu erhalten.
2.1. natürliche Gründe
2.1.1. Überbevölkerung:
Hier ist in Folge zu großer Vermehrung die Populationsdichte zu hoch geworden und die Tiere fressen ihre Eier, die Jungtiere oder sogar die erwachsenen Tiere auf. Z.b. verlässt das Weibchen einer Wanderratte bei Überbevölkerung ihre Jungen, anstatt für sie ein Nest zu bauen und sie zu versorgen. Diese werden dann von ihren Artgenossen aufgefressen. Das kommt auch bei einigen Vogelarten vor, wie z. B. Seeschwalben, Reihern, Falken oder Bachstelzen. Die Silbermöwen greifen sogar gewohnheitsmäßig die Nester der Brutkolonien an und fressen deren Jungen . Die Überbevölkerung ist das häufigste Motiv für Kannibalismus ,das weitere Gründe nach sich zieht.
2.1.2. Schutzgrenze:
Wie der Mensch so besitzen auch Tiere eine gewisse Schutzgrenze für ihren Körper. Wenn ein Unbekannter diesen Abstand nicht einhält, gibt es entweder ein Ausweichen der Tiere oder der Eindringling wird angegriffen.
Vor allem auf engem Raum, wo viele Tiere genötigt werden miteinander zu leben,kann es zu Kannibalismus kommen. So z. B. bei den Skorpionen. Dies geschieht dadurch, dass die Tiere sich bedrängt fühlen und keine Rückzugsmöglichkeit mehr haben. Die Tiere greifen einander an und tragen den Kampf bis zum Tod des Widersachers aus. Danach frisst der Sieger seinen Gegner auf.
Damit wird wiederum die Population gemindert. Es ist eine Folge der Überbevölkerung und wird nur solange praktiziert, bis sich die Tiere wieder geborgen und wohlfühlen.
2.1.3. Krankheit:
Wenn die eigenen Artgenossen fremde Nester überfallen und die Jungen verschlingen bezeichnet man dies als pathologisch oder krankhaft. Z. B. muss ein maulbrütendender Fisch genau unterscheiden können, wann es sich um eines der Jungtiere handelt und wann um Beute. Ist dieser Erkennungsvorgang, mit dem Beutetiere ausgemacht werden gestört, kann es zu ungewolltem Kannibalismus kommen.
2.1.4. Paarung:
Manche Spinnenweibchen fressen die Männchen, die ihnen den Hof machen nach der Kopulation auf, z.B. die Schwarze Witwe. Die Gottesanbeterin ist berüchtigt für ihr rabiate Weise, sich mit einem Männchen zu paaren. Sie enthauptet ihren Partner, der allerdings mit der Paarung fortfährt, indem er die Kopulationsbewegungen weiterführt. Ein Grund für diese Tat könnte sein, dass die Gehirntätigkeit die Kopulation hemmen würde und der Geschlechtsakt nicht ausführbar wäre.
2.2. unnatürliche Gründe
Menschen sollten nur bedingt in die Natur eingreifen, da jeder Eingriff schwere Folgen haben könnte, die man vorher nicht einzuschätzen weiß.
2.2.1. Käfighaltung:
Tiere die in Käfigen gehalten werden, neigen häufig zu Kannibalismus oder Federpicken. Dies tritt bei Küken im Alter von 3 bis 8 Wochen und bei Legehennen zum Legebeginn und zur Legespitze auf.
Ursachen dafür können unter anderem ein Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten sein , aber auch Krankheiten(Parasitenbefall), Stress, zu helles Licht, schlechte Raumluft, zu hohe Besatzdichte, Nachahmung bei jungen Küken, hormonelle Umstellung, Nährstoffunterversorgung bei Legehennen, ungenügende Futterstruktur.
2.2.2. Masthaltung:
Z. B. bei Schweinen und hier insbesondere in der Ferkelzucht.
2.2.2.1. Klimafaktoren
Das Klima spielt in der Mastanlage für die Schweine eine wichtige Rolle. Bei schlechter Durchlüftung beißen sich die Schweine gegenseitig in die Ohren. Bei Zugluft legen sich die Schweine auf den Bauch, wodurch die Körperfläche verkleinert und der Bauch und die Beine vor Unterkühlung geschützt werden. Durch Zugluft wird die Aktivität und damit auch die Aggressivität gesteigert.
Ein hoher Schadgasgehalt kann zum Anknabbern der Schwänze führen. Durch eine laufende Durchlüftung der Ställe kann dies vermindert beziehungsweise vermieden werden.
2.2.2.2. Belegungsdichte und Gruppierung
Laut Gesetz sind 0,7 m² für jedes Mastschwein erlaubt. Die Schweineställe sollten allerdings nicht so dicht belegt werden, damit die Schweine in ihrer Jungphase ihren Spieltrieb noch ausleben können.
Häufig beginnt das kleinste Schwein einer Gruppe mit dem Kannibalismus. Von daher muss auf eine ordentlich Gruppierung nach Gewicht und Größe besonders geachtet werden.
2.2.2.3. F ü tterung
bei der Fütterung sollte auf eine ausgewogene Ernährung der Schweine geachtet werden, damit kein Kannibalismus durch diverse Mangelerscheinungen auftritt. So führen zum Beispiel Mykotoxine (Pilzgifte) zu Unruhe und länger anhaltende Kämpfe, die in Kannibalismus enden können. Mangelhafte Wasser- und Vitaminversorgung kann ebenfalls zu Kannibalismus führen.
2.2.2.4. Biorhythmus
In den frühen Morgen- und Nachmittagsstunden sind Schweine sehr aktiv. Sie sollten deshalb in diesen Zeiten möglichst nicht mit fremden Schweinen in Kontakt treten.
2.2.2.5. Hauterkrankungen
Hauterkrankungen können zu starkem Juckreiz und Unruhe führen. Die betroffenen Schweine empfinden es dann sogar noch als angenehm ,,angeknabbert" zu werden. Die häufigsten Hauterkrankungen sind Streptokokkenerkrankungen, Nässendes Ekzem, Hautpilzerkrankungen, Räude und Läusebefall.
2.2.2.6. Fehlende Ablenkung
Eine weitere Ursache für Kannibalismus ist Langeweile. Damit die Schweine auch vorübergehende Stresssituationen überstehen, sollten sie schon früh Ablenkungsmöglichkeiten haben. Z.B. freihängende Kette, diverses Spielzeug (Bälle, Reifen, Holzklötze) und Tränkennippel.
2.2.3.Terrarienhaltung ( z.B. Skorpione)
Wenn viele Skorpione in einem Terrarium sind, treten gehäuft Kämpfe mit Todesfolge auf. Die Tiere fühlen sich in ihrer Schutzgrenze verletzt und greifen sich gegenseitig an. Zum Schluss verspeist der Sieger seinen Rivalen. Dies geht solange weiter, bis für den Skorpion eine angenehme Atmosphäre mit nur noch wenigen Rivalen herrscht und er genügend Platz für sich in Anspruch nehmen kann. In einer natürlichen Umgebung haben Skorpione genügend Platz, um sich von anderen Artgenossen fern zu halten. Außerdem können sie dann unter verschiedenen Dingen z.B. Steinen, Blättern oder Sand Schutz suchen. In der freien Natur kommt es daher selten zu Kannibalismus unter diesen Tieren.
Tiere sollten so natürlich, wie möglich gehalten werden, damit sie sich wohl fühlen. Damit erst gar kein Kannibalismus auftritt, muss nicht nur daran gedacht werden, wie viel Fleisch aus einem Schwein zu gewinnen ist, sondern auch daran, wie es dem Tier ergeht, wie es sich fühlt. Dabei sollte der Mensch von seinem Grundempfinden und der Moral ausgehen.
3.Nutzen des Kannibalismus
3.1. Regulierung der Population
Bei natürlichem Kannibalismus ist der Vorteil die Regulierung der Population und somit auch die Sicherung und Erhaltung der Art. Würde die Vermehrung ohne Kannibalismus oder sonstige natürliche Vorgänge voranschreiten, hätten die Tiere bald keine Nahrung mehr und würden ständig ihre Schutzgrenzen verletzen.
3.2. Schutz vor Feinden
Hätten die Tiere keine Unterkünfte, so hätten sie auch keinen Schutz vor Kälte oder vor ihren Feinden. Bevor die Tiere sich freiwillig als Futter zur Verfügung stellen, fressen sie lieber die schwächsten Mitglieder ihrer Art, die Jungen, um ihr eigenes Leben zu erhalten.
3.3. Nahrungsangebot
Bei Nahrungsknappheit wird ebenfalls auf die Schwächeren zurückgegriffen, diese haben noch keinen so starken Körper, um eine Hungerperiode zu überstehen.
3.4.Rivalenbeseitigung
Zur Sicherung und Stärkung der Position wird bei einigen Arten ein Kampf auf Leben und Tod ausgetragen, meist unter den männlichen Arten, die um ein Weibchen buhlen. Hierbei kann es auch sein, dass der Sieger den getöteten Verlierer verspeist.
Quellenverzeichnis:
Internet: www.Saustark.de/Kannibal.htm
www.ufa.ch/Tiere/Gefluegel/GeflügelUntugend.htm
Bücher: Grosses Lexikon der Tiere
Verlag Martin Greil GmbH
1989 erschienen
Band3 S. 732-733
Kleine Enzyklopädie NATUR
VEB Bibliografisches Institut Leipzig
1979 erschienen
S. 223
Meyers Lexikon
VEB Bibliografisches Institut leipzig
1975 erschienen
Abiturwissen Biologie
Weltbild Kolleg Weltbild Verlag GmbH
1995 erschienen
S.90 und 105
Brehms Tierleben
VEB Bibliografisches Institut Leipzig
1952 erschienen
2. Auflage S.206 und216
Das neue, große, farbige Lexikon
Bassermann'sche Verlagsbuchhandlung
1990 erschienen
Häufig gestellte Fragen
Was versteht man unter Kannibalismus laut diesem Text?
Kannibalismus wird allgemein als das Töten und Verzehren von Tieren der eigenen Art definiert. Bei Menschen wird dieser Vorgang Anthropophagie (Menschenfresserei) genannt. Früher kam dies bei Naturvölkern vor, aufgrund magischer Vorstellungen von Kraftübertragung durch Fleischkonsum.
Warum betreiben Tiere Kannibalismus, wie in diesem Text beschrieben?
Tiere betreiben Kannibalismus nicht gewohnheitsmäßig. Gründe dafür sind meist situationsbedingt. Zu den natürlichen Gründen zählen Überbevölkerung, Überschreitung der Schutzgrenze, Krankheit oder im Zusammenhang mit der Paarung. Unnatürliche Gründe umfassen Bedingungen in der Käfighaltung (z.B. bei Legehennen), Masthaltung (z.B. bei Schweinen) und Terrarienhaltung (z.B. bei Skorpionen), wobei Klimafaktoren, Belegungsdichte, Gruppierung, Fütterung, Biorhythmus und fehlende Ablenkung eine Rolle spielen.
Welche natürlichen Gründe für Kannibalismus werden im Text genannt?
Der Text nennt Überbevölkerung (führt zum Fressen von Eiern und Jungtieren), Überschreitung der Schutzgrenze (führt zu Angriffen bei Bedrängnis), Krankheit (gestörter Erkennungsvorgang bei der Beutejagd) und Paarung (z.B. Fressen des Männchens nach der Kopulation) als natürliche Gründe.
Welchen Nutzen hat Kannibalismus laut diesem Text?
Der Nutzen des Kannibalismus liegt in der Regulierung der Population, im Schutz vor Feinden, im Nahrungsangebot bei Knappheit und in der Rivalenbeseitigung.
Welche unnatürlichen Gründe für Kannibalismus werden im Text aufgeführt?
Der Text führt Käfighaltung, Masthaltung und Terrarienhaltung als unnatürliche Gründe an, wobei schlechte Haltungsbedingungen wie Überbelegung, falsche Fütterung oder fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten zu Kannibalismus führen können.
Was sind einige Beispiele für Kannibalismus in der Tierwelt, die in diesem Text erwähnt werden?
Der Text erwähnt Wanderratten, Seeschwalben, Silbermöwen, Reiher, Falken, Bachstelzen, Skorpione, Spinnen (Schwarze Witwe) und Gottesanbeterinnen als Beispiele für Tiere, bei denen Kannibalismus vorkommt.
Wie kann man Kannibalismus in der Masthaltung verhindern?
Zur Vorbeugung von Kannibalismus in der Masthaltung sollten folgende Punkte beachtet werden: Optimale Klimabedingungen im Stall (gute Durchlüftung, Vermeidung von Zugluft), angemessene Belegungsdichte und Gruppierung (nach Gewicht und Größe), ausgewogene Fütterung (Vermeidung von Mangelerscheinungen und Pilzgiften), Berücksichtigung des Biorhythmus und Vermeidung von Kontakt mit fremden Schweinen zu Aktivitätszeiten, Behandlung von Hauterkrankungen und Bereitstellung von Ablenkungsmöglichkeiten (z.B. Ketten, Spielzeug).
Welche Quellen werden in diesem Text genannt?
Der Text nennt folgende Quellen: www.Saustark.de/Kannibal.htm, www.ufa.ch/Tiere/Gefluegel/GeflügelUntugend.htm, "Grosses Lexikon der Tiere" (Verlag Martin Greil GmbH, 1989), "Kleine Enzyklopädie NATUR" (VEB Bibliografisches Institut Leipzig, 1979), "Meyers Lexikon" (VEB Bibliografisches Institut Leipzig, 1975), "Abiturwissen Biologie" (Weltbild Kolleg Weltbild Verlag GmbH, 1995), "Brehms Tierleben" (VEB Bibliografisches Institut Leipzig, 1952) und "Das neue, große, farbige Lexikon" (Bassermann'sche Verlagsbuchhandlung, 1990).
- Arbeit zitieren
- Cathrin Koschnitzke (Autor:in), 1999, Ursachen und Nutzen von Kannibalismus im Tierreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/101923