Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Esoterik
2.1. Esoterik als Religionswissenschaft und Denkform
2.2. Reiki und mentale Praktiken
2.3. Individuationsprozess
2.4. Seele
2.5. Lotman, Räume
3. Romananalyse: Persönlichkeitskonzept
3.1. Individuation
3.1.1. Steppenwolf
3.1.2. Andere Werke
3.2. Spiegel welten
3.2.1. Spiegelungen von Harry Haller
3.2.2. Hallers Seele als Landschaft
3.3. Parallelen zu Mentalen Praktiken
3.3.1. Hallers Individuationsprozess nach Eckhart Tolle
3.3.2. Warum Spiegelungen
4. Konklusion
5. Literaturverzeichnis
1. Einführung
In der heutigen Zeit lenken immer mehr Menschen ihre Aufmerksamkeit auf das eigene Wohlergehen. Dies führt dazu, dass sie die Antworten zu ihrer Heilung in Religion, Trends und Weltanschauungslehren suchen. Spirituelle Lehrer nennen das 21. Jahrhundert: Das Zeitalter des Erwachens, denn nicht umsonst dringen, zum Beispiel, ostasiatische spirituelle und mentale Lehren in Wissenschaften, wie Theologie, Psychologie und Management ein.
Östliche Praktiken, genauso wie auch Magie und Schamanismus gehören zu einer Sammeldenkform der Esoterik. Obwohl es dieses Pantheon schon sehr lange gibt, hat den Auftakt der Auseinandersetzung mit dem eigenen Seelenfrieden das 20. Jahrhundert geliefert, in dem Künstler und Wissenschaftler das Seelenheil im Zusammenhang mit der Identitätsfrage erforscht haben. Der Schwerpunkt dabei wird auf die Bewusstmachung vom Leben und eigene Bewusstwer- dung gelegt.
Bei der Romananalyse von Hermann Hesses Steppenwolf bietet sich nicht nur Jungsche Herangehensweise als Instrument an. Ein sogenannter Erleuchteter, Eckhart Tolle beschreibt philosophisch und auch ausgehend von seiner Erfahrung mit dem Thema der Individuation, buddhistisch angehauchten Heilungs- und Individuationsprozess und fällt somit mit Hesse zusammen in die Domäne der Esoterik.
Der Gedanke, der zur Analyse in dieser Arbeit geführt hat, besteht aus der Erkenntnis, dass es zwischen Tiefenpsychologie und einer spirituellen Anschauung starke Parallelen gibt. In dieser Arbeit soll der Individuationsprozess von Harry Haller untersucht werden, indem die Individuationstheorie von C.G. Jung angewendet und E. Tolles Werke zur spirituellen Entwicklung herangezogen werden. Im Laufe der Untersuchung werden Esoterik, mentale und spirituelle Praxis Reiki, Konzept der Seele und Lotmans Raumstruktur vorgestellt. Im Rahmen des Persönlichkeitskonzept werden Hallers Spiegelwelten und sein Seelenraum im strukturalistischen Ansatz untersucht.
Von dieser Arbeit wird erwartet, die parallelen Analyseansätze gleichwertig zu stellen. Die Frage, die beantwortet werden soll, ist ob Harry Hallers Individuationsprozess erfolgreich war und, ob er das notwendige Grad an Bewusstwer- dung erreicht hat um Seelenheil und Unsterblichkeit zu erfahren.
2. Esoterik
2.1. Esoterik als Religionswissenschaft und Denkform
Laut dem aktuellen Forschungsstand gibt es keinen wissenschaftlichen Consensus darüber, was Esoterik in ihrer Ganzheit bedeutet. Um zu erklären, wie Esoterik zu analysieren und anzuwenden ist, muss man zunächst sowohl historisch als auch theologisch vorgehen. Historisch gesehen, gab es immer innerhalb und außerhalb der europäischen religiösen Weltanschauung Traditionslinien, die sich von traditionellen Vorstellungen abwichen oder ganz gegensätzlich waren. Um die Konzepte einzugliedern, sprach man von „Gnossis“, „Mystik“ u. ä.1 Der Begriff Esoterik „wird vom spätgriechischen Adjektiv esoterikos, innerlich, gebildet“ und ist in seiner ursprünglichen Begriffsbedeutung eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten Personenkreis zugänglich ist, was auf ihre Entstehung zurückzuführen ist. Andere Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, oder auf ein „höheres“, „absolutes“ Wissen, das bei der spirituellen Entwicklung eines Menschen eine wichtige Rolle spielt.2
Esoterik als Subkultur und religiöser Gegenentwurf zu den etablierten Religionen wurde bis in die 1950er wissenschaftlich betrieben.3 Da es hierbei um spirituelle Entwicklung eines Menschen geht, schlug Antoine Faivre 1992 vor, die Esoterik als eine Art Denkform zu bezeichnen4, die Wirklichkeit konzipiert5 A. Faivre hat mehrere Traditionslinien und Disziplinen, wie Okkultismus, Astrologie, Alchemie, und Magie zusammengefasst und erarbeitete daraus einen systematischen Entwurf der esoterischen Denkform.6 Ein gemeinsames Auftreten der folgenden Kriterien beschreibt diese Systematik: (1) Denken in Entsprechungen: In einfachen Worten - die Welt symbolisch, wie ein Spiegeltheater zu betrachten. In spirituellen Lehren heißt das, dass es zwischen allen Existenzebenen im Universum sichtbare und unsichtbare Bezüge aufeinander gibt, Veränderungen auf allen Ebenen der Wirklichkeit parallel passieren und sich das Innere im Äußeren abbildet. Zum Beispiel: Ein negatives oder positives Erlebnis referiert auf unser Wohlbefinden und den inneren Zustand und gibt uns somit ein Signal, damit wir unsere Lebensweise, Benehmen und Einstellung entsprechend anpassen können.7 (2) Die Auffassung der Natur als lebendiges Wesen, „fasst den Kosmos als komplexes, beseeltes System auf, das [durch] eine[] lebendige[] Energie“8 verbunden wird. (3) Die esoterische Praxis benötigt eine hohe symbolische Vorstellungskraft9:
Die Anwendung von Techniken der Imagination und Mediation zum Zwecke des Aufstieges der Seele durch verschiedene Realitätsebenen. [...] Ziel dieser Praktiken [ist die Vermittlung und Erlangung des Wissens darüber], was [unsere] Welt im Innersten zusammenhält‘10.
(4) Die Erfahrung der Umwandlung, beschreibt eine parallele zwischen den äußeren Geschehnissen und dem inneren Erleben. Eins der Ziele der Esoterik ist es die Menschen währen der spirituellen Entwicklung von charakterlichen Schwächen und Fehlern zu befreien, um durch Erkenntnis und Vernunft eine Metamorphose oder auch Erleuchtung zu ermöglichen.11
Ein soziologisches Phänomen der Esoterik, das auch für die nachstehend beschriebenen Mentalen Praktiken wichtig ist, ist die Notwendigkeit einer Initiation, die von einer dazu spirituell autorisierten Person geleitet werden muss.12 Die Aufgabe eines Menschen, die die höchste Priorität hat, sei dabei die Individuation - die Vervollkommnung im Einklang mit den kosmischen Dimensionen.13
Insgesamt wird in der Esoterik von einem ganzheitlichen Weltbild ausgegangen, in dem Welt, Kosmos und Mensch in wechselseitigen Beziehungen stehen und eine [...]
Einheit bilden. Alles [sei] in einem Zustand ständiger Evolution und Transformation, wobei der Mensch [...] die Fähigkeit [und] die Aufgabe hat, sich fortzuentwickeln, um einen „höheren Zustand“ zu erreichen.14
Die bislang verschiedenen Herangehensweisen an die Esoterik basieren auf Generalisierungen des zeitgenössischen Selbstverständnisses, die sich schwer in historische Fragestellungen übersetzen lassen.
Die Konsequenz dieses Ansatzes ist also, dass Esoterik als Forschungsgegenstand vorausgesetzt wird und selbst nicht hinterfragt werden kann und damit sogar die Gefahr besteht, dass sich bereits in der Gegenstandsbestimmung eine esoterische Agenda fortsetzt.15
Daher schlägt Kocku von Stuckrad vor, Esoterik als ein „Diskurselement“ zu betrachten, das durch (1) den „Anspruch auf höheres Wissen“ und (2) „das Vorhandensein eines Weges, um dieses [...] Wissen zu erlangen“ charakterisiert wird.16 Esoterik „ist keine Religion. [Sie] ist ein Korpus von Techniken zur Bewusstseinsveränderung, eine Bewusstseinstechnologie“.17
2.2. Reiki und mentale Praktiken
Esoterischer Diskurs wird also entweder zeitlich und räumlich - im theologischen Kontext oder philosophisch analysiert. Wenn es aber um bestimmte esoterische Praktiken geht, gibt es kein „entweder oder“, sondern stößt man einfach auf gruppenkulturelle Interpretationsmöglichkeiten, die oft eins gemeinsam haben - Zeit- losigkeit. Spirituelle Praktiken werden oft als Identitätsmarkierungen angesehen, weil es bei solchen im Kern darum geht sich selbst als Identität zu kennen. Um Identität und geistiges Heilen geht es auch bei mentalen Praktiken des Reiki. Reiki, von Japanischen rei Seele und ki Lebensenergie, ist ein esoterisches Konzept von Usui Mikao, in dem es in erster Linie darum geht, Menschen physisch und auch als Individuum zu heilen. Als eine von vielen Formen der sogenannten Arbeit mit Energie, ermöglicht Reiki hierbei physische und seelische Heilungsprozesse sowohl durch direkten Kontakt, durch Händeauflegen, als auch auf Distanz. Die für eine Heilung erforderlichen Praktiken basieren auf Vorstellungskraft und Glauben. Der Glaube soll uneingeschränkt sein und das, was während der Meditation praktiziert werden soll, wird visualisiert. Z.B., wenn man einen Schmerz hat, stellt man diesen bildhaft und anatomisch vor und visualisiert das Entfernen des Schmerzes und die Heilung der verletzen Stelle. Eine Befreiung von störenden Gedanken funktioniert ähnlich.
Grundlegend für solche Praktiken ist die Kenntnis darüber, dass jegliches Sein auf grobstofflichen wie auch feinstofflichen Ebenen existiert, also neben der materiellen Manifestation auch immer eine geistige Ebene vorhanden ist.18
Das seelische Heil ist jedoch nicht der zentrale Punkt der Reikipraktiken, sondern eine unabdingbare Zwischenstation. In diesem Konzept der Esoterik geht es im Endeffekt nämlich um Satori - Erleuchtung und Aszendenz. Das Hauptkapitel auf dem Weg zum Ziel ist die Individuation. Die spirituelle Individuation basiert unter anderem auf der Erkenntnis der Spiegelmotive im realen Leben, die nicht nur Menschen oder Situationen, sondern auch Landschaften sein können, und auch auf der Bewusstwerdung des „Moments“. Dabei wird eine deutliche Parallele zu Jung ersichtlich. Wenn man mit den Gedanken im „Hier und Jetzt“ lebt, macht man das das unbewusste bewusst.
Ein spiritueller Lehrer, Eckart Tolle, führt diese Thematik in seinen Werken, wie Leben im Jetzt (2002) und Stille spricht. Wahres Sein berühren (2003), mit der Wichtigkeit des Lebens in der Gegenwart ein. Zu viele Gedanken an die Vergangenheit und die Zukunft verursachen psychisches Leiden und sollten vermieden werden.
2.3. Individuationsprozess
Carl Gustav Jung beschreibt den Individuationsprozess als Selbstverwirklichung und Verwirklichung von Möglichkeiten.
Individuation bedeutet: zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere [...] Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden. Man könnte „Individuation“ darum auch als „Verselbstung“ oder als „Selbstverwirklichung“ übersetzen.19
Bei der Individuation geht es also um Bewusstwerdung der Ganzheit eigener Persönlichkeit und der umgebenden Geschehnisse.18 19 20 Der Prozess der Individuation besteht also darin, unbewusste Vorstellungs- und Handlungsmuster bewusst zu machen, indem sich ein Individuum von Archetypen löst. Eins solcher Urbilder wird Schatten genannt und beinhaltet psychische und physische Inhalte, wie Reaktionen und einige Tätigkeiten, die verdrängt werden, weil sie mit der bewussten Lebensform augenscheinlich nicht vereinbar sind. So werden beispielsweise bestimmte Abläufe im Alltag automatisiert und nicht wahrgenommen, selbst wenn diese eine Quelle der „Selbsterfahrung“ darstellen.21 Ein weiteres Bild heißt Anima. Es ist nach Jung die Äußerung der Weiblichkeit in der Seele eines Mannes, die eine direkte Verbindung zum Unbewussten darstellt.22 Solche Abläufe und unbewusstes Empfinden zeigen sich uns ganz offen als unsere Spiegelbilder in anderen Personen.23
Unbewusstes sei hierbei das Vergessen von Inhalten, die durch Traum, Hypnose oder Assoziationen rückgängig gemacht werden können. Bei Freuds Phänomen der Verdrängung, werden bewusste Inhalte mit Absicht vergessen. Diese beeinflussen das aktive Bewusstsein bei aktiven Gedankenabläufen und im aktiven Handeln. Ebenfalls ging Jung davon aus, dass es „unbewusste psychische Zusammenhänge gibt, die z. B. Mythologische Bilder, welche niemals Gegenstand des Bewusstseins waren, die also ganz aus unbewusster Tätigkeit hervorgehen.“24 Archetypen sind allgemeine Strukturdominanten der Psyche, die als unbewusste Wirkungsfaktoren das menschliche Verhalten und das Bewusstsein beeinflussen25
2.4. Seele
Die Untersuchungen des Seelenverständnisses als „wahren Kern“ und höheren Existenzebene rühren nicht nur aus dem historischen oder philosophisch-religiösen Hintergrund, sondern auch aus der Psychologie. In diesem Abschnitt wird die Seele als Teil der menschlichen Existenz erklärt. Ferner, um Reflexionen des seelischen Zustandes in die Realität besser analysieren zu können, wird die Seele als Raumkonzept untersucht.
Im Neo-Schamanismus, der mit der Esoterik einhergeht, existiert eine Formulierung der Seele. Sie sei „einfach die Essenz des Menschen, der lebendige Teil von uns selbst.“26 Demnach sei der Körper unbelebt. Nach dieser Definition deckt sich die Seele also nicht mit unserem Ich, sondern ist ein Teil von Uns.27 Diese Definition steht in einem leichten Widerspruch zudem, was in östlichen spirituellen Praktiken angenommen wird, denn da wird angenommen, dass die Seele die Essenz des Daseins ist, somit sei das Ich sowohl die existentiell-spirituelle Energie als auch der Raum, in dem man seine Erfahrungen, Wissen und Gefühle speichert. Sandra Ingermann nähert die westliche Anschauung dieser Annahme an die Östliche an, indem sie Uccusics Definition erweitert: „Hier wird die Seele [...] als eigene Entität ontologisiert [und] als ,Sitz‘ der [Emotionen oder Empfindungen] charakterisiert.“28
Diese Räume, die von der Esoterik und dem Neo-Schamanismus benannt werden, sind sehr nah an dem tiefenpsychologischen Versuch das unbewusste bewusst zu machen. In anderen Worten, in unseren Seelen können wir Teile des eigenen Daseins sowohl „lagern“ als auch verlieren.29 Beispielsweise Seelen oder Teile davon, gehen im Schamanismus und in Theologischen Kontexten in sogenannten Ober- und Unterwelten verloren. Diese werden überwiegend, als Landschaften dargestellt.30 Da diese Denkweise sich bereits gut etabliert hat, arbeitet man in Meditationssessions ebenfalls mit Landschaftsvisualisierungen als Spiegelungen der eigenen Seele. Durch die Seele als Landschaft zu reisen und sich zu entdecken erlaubt einem Individuum mehr Kenntnis über den eigenen aktuellen Zustand und Verständnis des umgebenden Geschehens.
Egal, wie wir uns unsere Seele in diesem Diskurs vorstellen: ob als Landschaft oder Räumlichkeit, in Hallers Fall ist es wichtig die Raumstruktur auch der Immateriellen Räume zu untersuchen.
2.5. Lotman, Räume
Die Wirklichkeitsmodelliereung erfolgt in einem „künstlerischen Raum“. Dieser ist, laut Lotman, ein Raum innerhalb eines literarischen Textes, der abgegrenzt ist, jedoch unbegrenzt viel Platz für die Abbildung der Wirklichkeit bietet. Der literarische Raum unterteilt sich in Unterräume.26
Lotman definiert Räume nicht nur topografisch und topologisch, sondern auch über ihren Inhalt, wie zum Beispiel Figuren, Zustände oder Funktionen. Demnach seien Gedanken- und Traumwelten auch Räume. Räume haben semantische Eigenschaften und drücken damit auch nicht-räumliche Sachverhalte aus. Zwischen den Teilräumen befinden sich Grenzen, die für beinahe alle Figuren fast undurchdringlich seien.27 Er folgt Kants Theorie, nach welcher „Raum“ und „Zeit“ Grundbedingungen der menschlichen Anschauung seien. Sie entstammen also nicht den „Dingen an sich“, sondern der Wahrnehmung.
Ebenfalls orientiert sich Yuri Lotman an einer strukturalistischen Logik, die Bedeutungen grundsätzlich auf Gegensatzpaare zurückverfolgt. Während man in der Theorie grundsätzlich von zwei voneinander getrennten Räumen oder auch von mehreren binär entgegengesetzten Bereichen ausgeht, zeigt das Beispiel von Heesses Steppenwolf, dass Solche Kontraste nicht zwangsläufig in Paaren auftreten müssen. Wenn zwei tatsächliche Räume kontrastieren, kann einer davon einer Traum- oder Visionswelt gegenüberstehen.
Infolgedessen wird die Struktur eines Textes zum Modell der Struktur des Raumes der ganzen Welt, und die interne Syntagmatik der Elemente innerhalb des Textes - [...] zur Sprache der räumlichen Modellierung.28
Figuren können „als Funktionen der ihnen zugeteilten semantischen Raume betrachtet werden“29 Bei der Struktur literarischer Texte geht Lotman von der Weltanschauung und der visuellen Wahrnehmung aus.30 In imaginären Räumen können auch optische Darstellungen als Funktionen fungieren. Nach Forschungsergebnissen der Kognitionspsychologie fungieren Raumvorstellungen als Gedächtnisstützen und abstrakte Probleme werden als Raummodelle gedacht.31
Der symbolische Raum [...] wird bei Lotman jedoch nicht ausgehend von einem reflexiven Erfahrungsobjekt gefasst. [...]der Raum weist bei Lotman über sich hinaus, selbst nicht-räumliche semantische Relationen werden verräumlicht dargestellt.32 33
Hier tritt der Raum als Erzeugnis kulturell bestimmter Zeichenverwendungen ein.
Cassierer und Ingarden dagegen untersuchten die Räume als „Externalisie- rungen psychischer Vorgänge“ und „Implikationen“ auf ein Geschehnis.34 Eine gute Mischung aus beiden Herangehensweisen: Raum als Struktur des Geschehens und Raum als das Spiegelbild psychischer Vorgänge sind in dieser Hausarbeit notwendig, denn es ist hier nachteihaft nur strukturalistisch vorzugehen und nur ein geschlossenes Raummodell zu untersuchen.
3. Romananalyse: Persönlichkeitskonzept
3.1. Individuationsprozess
3.1.1 Steppenwolf
Harry Hallers Identitätsproblematik ist sowohl im Inhalt des Romans, als auch an dem Aufbau dessen zu erkennen. Die drei Romanteile beschreiben ihn aus unterschiedlichen Perspektiven und mit drei Menschenkonzepten, die Hallers Person bilden: der Bürger, der Wolf und der Unsterbliche, zu dem er werden möchte, und gleichzeitig nicht realisiert, dass die Möglichkeit besteht, dass er ebenfalls einer der „unsterblichen“ bereits geworden ist.
[...]
1 Vgl. Von Stuckrad, Kocku: Was ist Esoterik, Kleine Geschichte des geheimen Wissens. München 2004, S. 10
2 Vgl. Bernecker, Helene: Alpenschamanismus - des, he, des bin i! Strategien zur Legitimierung eines neoschamanischen Begriffs. Diplomarbeit an der Universität Wien, 2011, S. 8
3 Vgl. Von Stuckrad, Kocku: Was ist Esoterik. München 2004, S. 11
4 Vgl. Kippenberg, Hans G. und Von Stuckrad, Kocku: Einführung in die Religionswissenschaft. München, Verlag C.H.Beck, 2003, S. 27 und 47. (kein Sammelband)
5 Vgl. Von Stuckrad, Kocku: Was ist Esoterik. München 2004, S. 27
6 Vgl. Von Stuckrad, Kocku: Was ist Esoterik. München 2004, S. 12-15
7 Vgl. Von Stuckrad, Kocku: Was ist Esoterik. München 2004, S.12-15
8 Ibid
9 Ibid
10 Bernecker, Helene: Alpenschamanismus - des, he, des bin i! Wien 2011, S. 9
11 Vgl. Von Stuckrad, Kocku: Was ist Esoterik. München 2004, S. 12-15
12 Vgl. Handbuch der Religionswissenschaften, 2003, S. 489f
13 Vgl. Von Stuckrad, Kocku: Was ist Esoterik. München 2004, S. 222
14 REMID e.V.: Esoterik. www.remid.de/info_esoterik/ Copyright 2011. Last access 24.02.2019
15 Bergunder, Michael: Was ist Esoterik? Religionswissenschaftliche Überlegungen zum Gegenstand der Esoterikforschung. In: Monika Neugebauer-Wölk, Andre Rudolph (Hgg.): Aufklärung und Esoterik. Rezeption - Integration - Konfrontation. Tübingen 2008, S 485
16 Ibid
17 Rätsch, Christian: Schamanismus, Techno und Cyber Space. In: Christian Scharfetter, Christian Rätsch (Hg.): Welten des Bewusstseins. Bd.9: Religion - Mystik - Schamanismus. Berlin 1998, S. 220
18 Vgl. REMID e.V.: Esoterik. www.remid.de/info_esoterik/ Copyright 2011. Last access 24.02.2019
19 Jung, Carl Gustav: Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten, Zürich 1933, S. 91
20 Vgl. Jung, Carl Gustav: Die Archetypen und das kollektive Unbewusste. Bewusstsein, Unbewusstes und Individuation, in: Carl Gustav Jung, Gesammelte Werke, Band 9, Freiburg im Breisgau 1976, S. 293-302
21 Jung, Carl Gustav. Freiburg im Breisgau 1976, S. 293-302
22 Vgl. Jung, Carl Gustav: Gesammelte Werke. Bd. 6, Psychologische Typen. Sonderausgabe Auflage 3, Ostfildern 1995, S. 437-520
23 Vgl. Jung, Carl Gustav. Zürich 1933, S. 117ff
24 Vgl. Jung, Carl Gustav: Gesammelte Werke. Bd. 6 Psychologische Typen, Zürich 1960, S. 526
25 Vgl. Jung, Carl Gustav: Gesammelte Werke. Bd. 11. Zur Psychologie westlicher und östlicher Religionen, Zürich 1963, S. 162f.
26 Vgl. Lotman, Juri M.: Die Struktur des künstlerischen Textes. Frankfurt a. M. 1973, S. 327-329
27 Lotman, Juri M.: Die Struktur des künstlerischen Textes. Frankfurt a. M. 1973, S. 327-329
28 Lotman, Juri M.: Die Struktur literarischer Texte. München 1972, S. 312
29 Warning, Rainer: Chaos und Kosmos. Kontingenzbewältigung in der Comedie humaine, in: Hans Ulrich Gumbrecht, Karlheinz Stierle, Rainer Warning (Hg.), Honoré de Balzac. München 1980, S 11.
30 Vgl. Lüdeke, Roger: Einleitung zu Teil VI. Ästhetische Räume, in: Jörg Dünne, Stephan Günzel (Hg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt a. Main 2006, S. 459
31 Vgl. Lotman, Juri M.: Die Struktur literarischer Texte. München 1972, S. 312
32 Lilla Bálint: Auf der Suche nach dem verlorenen Raum. Das Relativistische Raumkonzept und die Erzähltheorie, in: Klára Berzeviczy, Zsuzsa Bognár, Péter Lökös (Hgg.): Gelebte Milieus und virtuelle Räume: Der Raum in der Literatur- und Kulturwissenschaft s 38-39
33 Vgl. Lüdeke, Roger: Ästhetische Räume. Frankfurt a. Main 2006, S. 459
34 Vgl. Taubenböck, Andrea: Die binäre Raumstruktur in der Gothik novel: 18-20. Jahrhundert. München 2002, S. 12-25
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- Anton Schmidt (Autor:in), 2019, Harry Hallers innere Welten und sein Individuationsprozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1019615
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