Synonymie. Definition, Abgrenzung und Formen


Hausarbeit, 2001

15 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Synonymie?

3 Abgrenzung der Synonymie
3.1 Referenzidentität
3.2 Ambiguität

4 Synonymie als Teilungsprozess

5 Synonymie oder nicht Synonymie, das ist hier die Frage
5.1 Konnotation und Denotation

6 Gibt es überhaupt Synonymie?
6.1 Das Ökonomieprinzip

7 Andere Formen der Synonymie
7.1 Dialekte und Synonymie
7.2 Stil und Synonymie
7.3 Emotion/Bewertung und Synonymie
7.4 Kollokation und Synonymie
7.5 Ähnlichkeit und Synonymie
7.6 Begriffliche Synonymie
7.7 Syntaktische Synonymie

8 Synonymie in der deutschen Standartsprache

9 Das Problem der Bedeutungsgleichheit

10 Schlusswort

Bibliographie

1 Einleitung

Synonymie

Wie die Leute aus dem Leben scheiden:

Der Gelehrte - gibt den Geist auf Der Färber - ist verblichen

Der Maurer - kratzt ab

Der Romanschriftsteller - endet

Der Matrose - läuft in den letzten Hafen ein Der Pfarrer - segnet das Zeitliche

Der Schauspieler - tritt von der Bühne ab Der Vegetarier - beisst ins Grass

Der Musiker - geht flöten

Der Schaffner - liegt in den letzten Zügen Der Strassenfeger - kehrt nie wieder[1]

Am Anfang stand die Frage, was Synonymie ist. Ich bin bei meiner Arbeit auf viele verschiedene Definitionen und Beschreibungen gestossen und trotzdem bleiben eine Reihe Fragen ungeklärt. Oft wird die Gleichheit der Bedeutung als Kriterium angegeben, aber wie kann man messen, ob sich die Bedeutung des Wortes oder des Satzes ändert? Und was ist damit gemeint, wenn der Wahrheitsgehalt eines Satzes bestehen bleiben soll? Was versteht man unter vollkommener Synonymie und welche andere Formen sind auch noch möglich? Auf welche Arten könnte diese Wortrelation beschrieben werden? Warum ist es so schwer absolute Synonyme zu finden? Und ist der Abendstern auch wirklich der Morgenstern?

Im 2.Kapitel trage ich zusammen, wie die verschiedenen Autoren Synonymie beschreiben. Dann grenze ich den Begriff im nächsten Teil gegenüber leicht zu verwechselnden Formen ab (Kap.3). Das Kapitel 4 zeigt, dass Synonymie als ein Teilungsprozess verstanden werden kann. Des Weiteren gehe ich im Kapitel 5 auf die Begriffe der Konnotation und Denotation ein.

2 Was ist Synonymie?

Da ich in meiner Arbeit den Begriff der Synonymie nicht sprachphilosophisch untersuche, sondern mich aus linguistischer Sicht dem Begriff nähern möchte, habe ich mich als Erstes auf die Suche nach verschiedenen linguistischen Definitionen des Begriffs Synonymie gemacht. Das Studienbuch Linguistik bezeichnet Synonymie als eine paradigmatische Bedeutungsrelation und zwar die der Bedeutungsgleichheit.

Bei SCHWARZ (1993) wird der Begriff der Synonymie noch etwas differenzierter ausgeführt. Sie versteht darunter Bedeutungsgleichheit zwischen Wörtern, wobei verschiedene Wortformen dem gleichen Inhalt zugeordnet werden. Sie nennt zugleich ein Verfahren: „Wir können im Satz die Synonyme vertauschen, ohne dass sich am Sinn oder dem Wahrheitsgehalt des Satzes etwas ändert.“ (SCHWARZ 1993: 54) Dieser Test wird auch Substitution genannt, d.h. man ersetzt ein Wort durch ein anderes. Erst wenn die Wörter in all ihren Umgebungen austauschbar sind, herrscht vollkommene Synonymie.

Bei GREWENDORF/HAMM/STERNFELD (1987) wird Synonymie folgendermassen definiert:

„Zwei Ausdrücke sind synonym, falls sie sich nur in ihrer Laut- oder Schriftform, nicht dagegen in ihrer Bedeutung unterscheiden.“ GREWENDORF/HAMM/STERNEFELD(1987: 300) Bei PHILIPP (1998) finden wir Synonymie als Bedeutungsgleichheit bzw. bedeutungsähnliche Wörter beschrieben: „Wenn Synonyme in einer Aussage ausgetauscht werden, so ist das keine Kommutation, denn es entsteht dadurch keine Veränderung der Bedeutung. Signifiant (Signifié) und Referenz bleiben gleich, ausgetauscht wird nur der Signifikant (Signifiant). In ein und demselben Kontext werden beide Lexeme erwartet.“ PHILIPP (1998: 60)

Und schliesslich habe ich bei ALLAN (1986) folgende Beschreibung entdeckt:

„Synonymie is a special case of semantic implication, namely symmetrical implication.“ ALLAN (1986: 174) Unter symmetrischer Implikation versteht Allan, dass E1 E2 impliziert. Durch Pfeile lässt sich das so darstellen: E1 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] E2 und E1 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] E2. Allan zeigt diese Relation durch einen Doppelpfeil E1 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] E2. „Synonymie is a relation holding between propositions.“ Unter Propositionen versteht man der den Wahrheitswert bestimmende Kern der Bedeutung eines Satzes, wobei die spezifische syntaktische Form unberücksichtigt bleibt. ALLAN (1986:

176) Die Verneinung des Teils eines Synonympaares ist äquivalent zu der Verneinung des anderen Gliedes dieses Pärchens.

Komponentialsemantisch ist Synonymie eine Sem–Identität, d. h. Gleichheit der semantischen Merkmale. Für die Wortfeldtheorie heisst das, die Wortbedeutungen im Wortfeld müssten sich völlig überdecken, oftmals gibt es aber nur eine partielle Überlappung.

Um den Begriff genauer einzugrenzen müssen wir zuerst klären was nicht zur Synonymie gezählt werden kann.

3 Abgrenzung der Synonymie

Zwei leicht mit der Synonymie zu verwechselnde Bedeutungseigenschaften von Wörtern sind die Referenzidentität und die Ambiguität. Unterscheiden sich aber klar von der Synonymie.

3.1 Referenzidentität

Die Referenzidentität ist keinesfalls dasselbe wie Synonymie. Man muss hier klar unterscheiden. Synonymie ist als Bedeutungsrelation im mentalen Lexikon gespeichert, die Referenzidentität nicht. Z.B. Goethe und der Verfasser von Faust beziehen sich zwar auf die gleiche Person, haben aber verschiedene Bedeutungen. Ich kann auf ein und denselben Gegenstand oder Menschen mit ganz vielen verschiedenen Ausdrücken bezug nehmen. Z.B. kann ich Nachbars Hund, Waldi, Köter, Flohhaufen usw. sagen und ich beziehe mich immer auf das gleiche Tier. Die Wörter sind somit referenzidentisch nicht aber synonym. Frege hat mit seinem berühmten Beispiel Der Abendstern ist der Morgenstern auf diese Referenzidentität aufmerksam gemacht. Sowohl der Abendstern als auch der Morgenstern beziehen sich auf den gleichen Referenten nämlich die Venus. Trotzdem sind es keine Synonyme. Diese Propositionen sind genau aus diesem Grund keine Synonyme, da irgendein Objekt Morgenstern bzw. Abendstern heissen kann. Ich kann auch den Hund meiner Grossmutter Flohhaufen oder Köter nennen.

[...]


[1] MONIKA SCHWARZ/ JEANNETTE CHUR (1993:54)

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Details

Titel
Synonymie. Definition, Abgrenzung und Formen
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V102055
ISBN (eBook)
9783640004485
Dateigröße
366 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Synonymie
Arbeit zitieren
Sibylle Jüttner (Autor:in), 2001, Synonymie. Definition, Abgrenzung und Formen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102055

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