Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.1. Definition
2.2. Einzelarbeit
2.3. Partnerarbeit
2.4. Kleingruppenarbeit
2.5. Großgruppenunterricht (Kreisunterricht)
2.6. Frontalunterricht (Klassenunterricht)
2.7. Team Teaching
3. Richtige Auswahl der Sozialformen
4. Zusammenfassung
Literaturhinweise
1. Einleitung
In meiner Schulpraxis habe ich gemerkt, dass man viele Schwierigkeiten durch eine bessere Planung des Unterrichts verhindern hätte können. Disziplinschwierigkeiten treten oft nur dadurch auf, weil der Unterricht für die Schüler einfach zu langweilig ist. Lehrer und Studenten (insbesonders ich selbst) sind oft zu inflexibel im Gestalten des Unterrichts und begegnen Schwierigkeit in der Durchführung des Unterrichts mit der traditionellen autoritären Unterrichtsweise, die wir selbst alle in unserer Schulzeit in genügendem Maße miterlebt haben und sich über viele Jahrzehnte profiliert hat. Zugegeben funktioniert diese Methode, doch ist sie für die Schüler nicht sehr motivierend. Eine vermehrte schülerzentrierte Unterrichtsform (bzw. Sozialform) legt wichtige Kompetenzen in die Hände der Schüler, aktiviert diese und hat somit auch den Nebeneffekt, das viele Disziplinschwierigkeiten gar nicht auftreten. Meine Seminararbeit hat das Ziel, verschiedene Möglichkeiten des Durchführens des Unterrichts anzuführen und diese mit Beispielen zu belegen. Dadurch soll der Leser bzw. ich als Verfasser für die verschiedenen Sozialformen und deren Einsatz sensibilisiert werden.
2.1. Definition
„ Unter Sozialform wird die Art und Weise verstanden, in der der Lehrer die Schüler zum Lernen organisiert oder die Schüler sich selbst organisieren. Deshalb kann auch von „ Organisationsformen “ gesprochen werden, die durch bestimmte interaktionale Konstellationen gekennzeichnet sind. “ (Becker, 1984, S. 104)
Der Einsatz von Sozialformen im Unterricht können im gesamten in 2 Richtungen tendenzieren: komplementär oder symmetrisch.
Komplementär bedeutet, dass der Lehrer im Unterricht dominant wirkt und dadurch den Handlungsspielraum der Schüler einschränkt.
Interaktionsformen, bei denen es relativen Ausgleich zwischen der Stellung der Schüler und der des Lehrers herrscht, bezeichnet man als symmetrisch.
Die wichtigsten in der Literatur angeführten Sozialformen des Unterrichts sind: · Einzelarbeit (Alleinarbeit)
- Partnerarbeit
- Kleingruppenarbeit
- Großgruppenunterricht
- Klassenunterricht
- Team Teaching
2.2. Einzelarbeit
Unter Einzelarbeit (Alleinarbeit) versteht man eine von Lehrer vorbereitete Individualphase, in der der Schüler die gestellte Aufgabe allein erledigen sollte, bzw. eine von Lehrer gestellte Aufgabe, die außerhalb des Unterrichts zu erledigen ist. Dadurch, dass es bei dieser Sozialform keine Interaktion gibt, kann man die berechtigte Frage stellen, ob dies überhaupt eine Sozialform sei.
Die Einzelarbeit kann in verschiedenen Weisen verlaufen. Versucht der Lehrer z.B. bei einer Schularbeit, jegliche Interaktion zwischen den Schülern zu verhindern, so wird beim Zeichenunterricht es oft auch gewünscht, dass sich Schüler hin und wieder sich bei den Klassenkameraden Anleitungen und Inspirationen zu holen, um dann wieder in Alleinarbeit sein Werkstück zu vollenden1.
Die Einzelarbeit ist vom Lehrer angeleitet und tendenziell komplementär. Diese Sozialform wird in erster Linie angewendet, wenn der Lehrer an den Schüler die Anforderung stellt, eine Aufgabe alleine ohne Mithilfe der Kollegen zu meistern (z.B. Arbeiten mit einer Lern CD- ROM). Hierbei wird die Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer gefordert und das Vertrauen des Schülers in seine eigene Leistungsfähigkeit gestärkt und entwickelt sowie ermöglicht, dass er sein Lerntempo selbst wählt (vlg. LEHRPLAN DER VOLKSSCHULE, 1993, S. 31). Dadurch und durch spezielle Förderung des Lehrers lässt sich eine innerklassliche
Differenzierung leichter durchsetzen. Die Durchführung der Einzelarbeit ist außerdem sehr einfach und raum- und zeitökonomisch. Der Lehrer stellt den Arbeitsauftrag, betreut diesen und am Ende werden die Ergebnisse gesichtet. Mit Schwierigkeiten ist aufgrund des Fehlens des Interaktionsmöglichkeiten kaum zu rechnen. Der Nachteil der Einzelarbeit ist, dass sich Schüler oft wegen der genauen Zielsetzungen des Lehrers nicht in ihrer Aufgabe kreativ entfalten können.
.Schulpraktische Beispiele:
1. Fehlerfreies Lösen der Mathematikschularbeit.
2. Sorgfältiges eigenständiges Konstruieren einer Brücke aus 3-Stern Papier auf Basis der Erklärung des Lehrers
2.3. Partnerarbeit
Bei der Partnerarbeit wird eine Aufgabenstellung gemeinsam mit einem zweiten Partner erarbeitet. Hierbei läuft die Interaktion zwischen den beiden Partnern ab. Diese Sozialform findet in der Schule verschiedene Anwendungsbereiche. Einerseits bietet diese Sozialform sich an, um gemeinsam mit dem Partner (sehr oft ist dies der Sitznachbar) Versuche durchzuführen, und andererseits wird dadurch die Möglichkeit geboten, über diverse Themen gemeinsam zu reflektieren und diese anschließend in der Großgruppe zu präsentieren. Der Lernprozess ist lehrerangeleitet, jedoch in weiterer Phase wird dieser von den Schülern weitgehend selber gesteuert und ist daher tendenziell symmetrisch. Die Interaktion läuft zwischen den beiden Partnern ab und das fördert die soziale Handlungsfähigkeit der Schüler. Die Partnerarbeit gilt als relativ konfliktarme Sozialform. Bei „Nicht-Vertragen“ der beiden Partner kann individuell zur Einzelarbeit bzw. zur Kleingruppenarbeit gewechselt werden. Die Partnerarbeit gilt wie die Einzelarbeit als relativ raumökonomisch und in fast jeden Unterricht einplanbar, sofern sich der Lernstoff dafür eignet.
Schulpraktische Beispiele:
1. Brainstorming mit dem Sitznachbar zum Thema Frühlingserwachen.
2. Gemeinsames Säen von Kresse mit dem Sitznachbar und anschließend laufendes Beobachten des Wachstumsprozesses.
2.4. Kleingruppenarbeit
Die Kleingruppenarbeit ist eine Sozialform, bei der dieSachverhalte und Aufgaben von einer Schülergruppe gemeinsam erarbeitet bzw. gelöst werden. Durch die Bildung von Gruppen, die normalerweise zwischen 3 und 6 Schüler umfasst, wird der Lehrprozess dezentralisiert und zunehmend symmetrisch. Diese Sozialform stell jedoch hohe Erwartungen an die Klassengemeinschaft und gilt als relativ konfliktreich. Man benötigt daher spezielle Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, die ein Funktionieren ermöglichen. Das wohl größte Problem ist die kommunikative Kompetenz der Schüler. Schüler müssen bei dieser Sozialform lernen, andere Ideen, Meinungen und Gedanken zu akzeptieren und auch in das Ergebnis einzuplanen. Dadurch kommt es zu Spannungen, bei der der Lehrer eingreifen und ausgleichend wirken soll. Es gilt das Prinzip, Außenseiter zu integrieren. Die Lösung sozialer Konflikte hat einen hohen Lerncharakter und es wird dadurch die soziale Handlungsfähigkeit ausgebaut und erweitert2.
Die Kleingruppenarbeit stellt an den Lehrer daher die Forderung, diesen Prozess gründlich zu planen. Die Themen und Zielstellungen sind genau zu formulieren und Gruppen zu formieren. Um Konflikten vorzubeugen, wird empfohlen, Gruppenarbeiten nach bestimmten Methoden einzuleiten und durchzuführen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(vgl. http://www.hi.shuttle.de/hi/seminarhi2/uvb/gruppena.htm, 31.3.2001)
Durch diesen großen Aufwand ist die Gruppenarbeit sehr zeitaufwendig und oft sind auch die Ergebnisse sehr unterschiedlich. Der Lehrer muss bei der Betreuung des Arbeitsprozesses auch darauf achten, dass sich alle solidarisch in den Gruppenprozess einbringen. Weiters wird empfohlen, dass man nach dieser Kleingruppenarbeit die Schüler nach deren Eindrücke und Erfahrungen fragt, um dadurch weitere derartige Gruppenprozesse besser zu planen. Teilweise ungeeignet ist die Kleingruppenarbeit im Fremdsprachenunterricht, weil durch die Bildung von Gruppen das Prinzip der Einsprachigkeit kaum aufrechtzuerhalten ist.
Schulpraktische Beispiele:
1. Gestalten eines Plakats zum Thema „Schulen der Welt“ anhand von Prospekten und diversen Homepages in Form von Kleingruppen von jeweils 5 Schülern, wobei jede Gruppe sich auf einen anderen Kontinent bezieht. Anschließendes Präsentieren der Ergebnisse vor der Klasse und Aufhängen der Plakate in der Schuleingangshalle. Der Zeitrahmen beträgt 3 Schulstunden.
2. Ausarbeiten von Vorschlägen zur Gestaltung des Schulhofes anhand eines Plakates in Form von Kleingruppen zu jeweils 4 Schülern innerhalb von 45 Minuten.
2.5. Großgruppenunterricht (Kreisunterricht)
Beim Großgruppenunterricht, spielt sich der Interaktionsprozess nicht nur zwischen Lehrer und Schüler sondern auch zwischen den Schülern ab. Der Lehrstoff wird durch Fragen des Lehrers und durch Antworten der Schüler gemeinsam erarbeitet. Dies hat den Effekt, das Teilnehmer ständig zur Mitarbeit gefordert sind. Die Fragen bezwecken, dass die Schüler permanent an bisher gelerntes, Allgemeinwissen und logisches Denken anknüpfen muß. Der Unterricht im Gegenzug wird viel lebendiger, die Lernbefriedigung der Schüler ist gesättigter und sie erleben aktiv, wie ihr Wissen mit Hilfe des Lehrers vom Unbekannten zum Bekannten fortschreitet.
Der zentrale Punkt beim Großgruppenunterricht ist die wohlüberlegten, zielgerichteten Fragen der Lehrperson. Je besser die Frage formuliert ist, mit desto besseren Antworten von Seiten der Schüler kann man dann rechnen, bzw. desto größer kann der Interaktionsprozess zwischen den Schülern sein. Hierbei gibt es verschiedene Fragetypen:
Die Informationsfrage: Es wird eine konkrete Frage zum Sachverhalt, bzw. zu Begriffen gestellt. Die Frage wird von Anfang an eindeutig von den Schülern richtig und eindeutig verstanden.
Bsp.: ”Welche Frühlingsblumen kennst Du?”
Die Alternativfrage: Hier stehen den Befragten nur wenige Antwortmöglichkeiten offen. Sehr oft werden Entscheidungsfragen als Alternativfragen verwendet.
Bsp.: ”Hält das Murmeltier Winterschlaf?”
Die Suggestivfrage: Diese Frage hat einen leicht manipulierenden Charakter. Man will damit bestimmte Antworten von Seiten der Studenten erreichen, nämlich die, die die Lehrperson in der Fragestellung schon inkludiert hat.
Bsp.: ”Seid ihr auch der Meinung, dass sich Pumuckl in dieser Situation sehr unfair verhalten hat?“
Die geschlossene Frage: Unter geschlossenen Fragen, versteht man jene, in der die Möglichkeiten zur Antwortgebung sehr stark eingegrenzt ist.
Bsp.: „Welche Kommunalsteuern gibt es?“
Die offene Frage: Offene Fragen sind jene Fragen, die ein breites Spektrum der Antwortgebung offenlässt.
Bsp.: „Was gefällt euch im Frühling am besten?
Weitere Fragearten mit Beispielen:
Die rhetorische Frage: ”Angenommen ihr seid die Putzfrau; würdet ihr euch über so viel Schmutz im Schulhof freuen?”
Die Gegenfrage: ”Warum denkst Du, dass die Schularbeit zu schwer war?” Die motivierende Frage: ”Wie denkt ihr Saurierexperten darüber?”
Die Angriffsfrage: ”Bist Du sicher, dass meine Themenauswahl für die Schularbeit zu schwer war und nicht Du zuwenig gelernt hast?”
Die Bestätigungsfrage/Verunsicherungsfrage: ”Bist Du sicher, dass der Sommer am 21. Juni beginnt?“
Die Sokratischen Fragen:”Wisst ihr, dass Kühe Gras fressen?“ - „Ja“ - „Und wisst ihr, dass Kühe normalerweise am Bauernhof leben?“ „Ja“ - „Könnt ihr euch nachher vorstellen, wie die Weiden des Gailtales ohne Kühe und deren Bauern aussehen würde?“
Schulpraktische Beispiele:
1. Besprechen der gruppendynamischen Entwicklungen und der einzelnen Gefühle der Schüler nach Beendigung einer Gruppenarbeit.
2. Ausarbeiten von Vorschlägen zur gesteigerten Sicherheit am Schulweg der Kinder.
2.6. Frontalunterricht (Klassenunterricht)
Der Frontalunterricht ist jene Sozialform, bei der der Lehrinhalt einseitig vom Lehrer zum Schüler vermittelt wird. Der Lehrprozess wird vom Lehrer gesteuert. Er nimmt eine dominante Stellung innerhalb der Klasse ein und der Handlungs- und Entfaltungsspielraum der Schüler ist dadurch sehr eingeschränkt (komplementärer Unterricht). Die Schüler sind gefordert zuzuhören (bzw. mitzuschreiben), dem Lehrinhalt zu folgen und die vom Lehrer geplanten Erkenntnisschritte theoretisch nachzuvollziehen.
Der Frontalunterricht war über die Jahrzehnte und Jahrhunderte der Schulgeschichte die dominierende Sozialform. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Durch diesen lehrergeleiteten Unterricht besteht die Möglichkeit, den Unterrichtsprozess relativ exakt zu planen, den Stoff zeitökonomisch zu vermitteln und die Schüler gleichzeitig zu kontrollieren. In den letzten 30 Jahren wurde daher der Frontalunterricht als zu konservative Sozialform abgelehnt. Kritiker lasten dieser Sozialform die mangelnde Interaktion zwischen den Schülern und die Vernachlässigung sozialer Lernziele an. Weiters regt der Frontalunterricht nicht die Selbständigkeit der Schüler an. Geschult wird laut Kritiker dadurch nur das Faktenwissen und nicht das sozial- intelligente Handeln. Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Differenzierungsmöglichkeit des Lehrers. Der Lehrer orientiert sich zumeist an dem Klassend urchschnitt und kann nicht individuell auf spezielle Schüler eingehen. In den letzen 30 Jahren hat sich ein Mentalitätswechsel bei Lehrern eingestellt und viele distanzieren sich von diesen „altmodischen“ Unterricht. Trotz dieses negativen Images hat sich diese Sozialform noch immer gehalten, wird jedoch als nur eine der Sozialformen angesehen. Unentbehrlich zum Beispiel ist diese Sozialform für die Einleitung von Kleingruppenarbeit oder anderen Lernprozessen, bei denen die Lernziele vorher definiert werden müssen.
Schulpraktische Beispiele:
1. Verlesen der Schulordnung durch den Direktor.
2. Erklärung der Zielsetzung der Gruppenarbeit zum Thema „Schulen der Welt“
2.7. Team Teaching
Team Teaching ist ein von 2 oder mehreren Lehrern vorbereiteter und ausgewerteter Unterricht. Diese Unterrichtsform ist durch das zweisprachige Schulwesen in Kärnten eine hier oft angewendete Unterrichtsform. Durch diese gemeinsame Durchführung des Unterrichts eignet sich das Team Teaching sehr zum Behandeln spezieller und tiefergehender Themen bzw. von Projekten. Dies wird möglich, weil die Lehrer bzw. Lehrpersonen sich speziell auf bestimmte Themenbereiche vorbereiten und spezialisieren können. Durch diese zusätzliche Präsenz der Lehrer und die damit verbundene Dominanz ist der Unterricht tendenziell komplementär. Diese Unterrichtsform gilt als relativ konfliktarm, jedoch stellt sie an die Lehrpersonen bestimmte Aufgaben. So wird vom Lehrer Teamfähigkeit abverlangt. Viele Lehrer sind es gewöhnt, alleine eine Klasse zu leiten, und haben dadurch auch deren besonderen Stil entwickelt. Durch das Zusammentreffen verschiedener Unterrichtsstile kann dieses Team Teaching zu Konflikten zwischen den Lehrpersonen führen. Ein weiteres Problem stellt oft die mangelhafte räumliche, bzw. sachliche Ausstattung dar, die ein effektives Team Teaching benötigt.
Schulpraktische Beispiele:
1. Zweisprachiger Unterricht an den Schulen Unterkärntens: Zweisprachiges Erarbeiten eines Liedes und anschließendes Singen.
2. Projekt Wasserschutz: Gemeinsamer Unterricht eines Umweltexperten mit dem Klassenlehrer zum Thema: „Was kann ich für den Wasserschutz machen?“
3. Richtige Auswahl der Sozialformen
Jede Sozialform hat deren Vorzüge, nur hängt es auf den Lehrer ab wie und wann welche Sozialform einsetzt. Ein gezielter Einsatz verschiedener Sozialformen im Unterricht geben dem Lernprozess eine Struktur. Durch den Wechsel der Sozialformen und den damit verbundenen Wechsel der Interaktionsformen erreicht man eine höhere Aufmerksamkeit der Schüler und damit eine Verbesserung der Lernergebnisse. Außerdem werden die Schüler damit vertraut, richtige Sozialformen zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Dies fördert nicht nur das Kommunikationsvermögen, sondern auch die Sozialfähigkeit der Schüler. Auf den Lehrer kommt daher bei der Auswahl der Sozialformen zentrale Bedeutung zu und muss sich bei der Planung mit folgenden Fragen konfrontieren (nach WINKEL):
1. Ist die Methode inhaltsbezogen?
2. Trägt sie der Individuallage des/der Schüler/s Rechnung?
3. Vermögen Lehrer und Schüler sie zu handhaben?
4. Ist sie pädagogisch-didaktisch legitimiert?
5. Kann sie unter den jeweiligen schulisch-unterrichtlichen Gegebenheiten realisiert werden?
(WINKEL, in GUDJONS u.a., 1987, S. 20)
ad 1.: Hierbei hängt der Entscheid davon ab, welche stofflichen Zielformulierungen gesetzt werden; z.B. eignet sich der Gruppenunterricht für das Erkenntnis des Vorgangs eines Erdbeben schwerer als der Frontalunterricht. Man muss daher inhalts- und lernzielbezogen die richtige Sozialform wählen.
ad 2.: Der Lehrer muss das soziale und kommunikative Vermögen einer Klasse einschätzen und in richtiger Weise nützen können. Dabei muss der Lehrer bei der Planung des Unterrichts schon abschätzen können, ob Schüler miteinander können oder nicht. Er muss sich danach orientieren, ob er der Klassengemeinschaft durch den Einsatz z.B. von Gruppenarbeit etwas Gutes tut, oder ob z.B. Gesprächsdominanz dadurch wieder nur gefördert wird. In erster Linie geht es dabei um die Einbindung schwächerer, schüchterner oder sonstiger benachteiligter Schüler.
ad 3.: Die Wahl der richtigen Sozialformen ist immer eine Gradwanderung zwischen sozialen und inhaltlichen Zielen. Der Lehrer muss seine Zielformulierungen so setzen, dass diese in der gewählten Sozialform durchsetzbar ist. So kann man nicht von Schülern, die nie Kooperationsbereitschaft im Unterricht gelernt haben, erwarten, dass diese z.B. einen Gruppenprozess ohne Schwierigkeiten meistern. In so einer Situation ist der Lehrer gefordert, vorher die soziale Kompetenz der Schüler zu fördern und sie zu einem sozialen Verhalten hinzuführen.
ad 4.: Jeder Lernprozess stellt bestimmt Aufgaben an die Schüler. Wird einerseits die Kooperationsfähigkeit gefordert, so sind andererseits Schüler gefordert konzentriert Aufgaben zu lösen. Dadurch hat jeder Stoff eine eingegrenzte Umsetzungsmöglichkeit, z.B. kann man richtige Rechtschreibung kaum in Gruppenarbeit lösen oder in der Großgruppe diskutieren. Sie erfordert konzentriertes ruhiges Arbeiten.
ad 5.: Oft scheitern Sozialformen an den Gegebenheiten, die es nicht möglich machen, den Lernprozess in geeignetem Maße durchzuführen. Der Lehrer muss in seiner Planung sachliche und räumliche Voraussetzungen berücksichtigen. Schüler können z.B. deren Ergebnisse von Gruppenarbeiten nicht auf Overheadfolien präsentieren, wenn kein Overheadprojektor in der Klasse steht.
Sofern man diese Punkte berücksichtigt und sie in die Planung des Unterrichts einfließen lässt, kann dem zielgerichteten Gestalten des Unterrichts nichts mehr im Wege stehen.
4. Zusammenfassung
Der Wechsel der Sozialformen ist eine Herausforderung an die Kompetenz des Lehrers. Der Unterricht bekommt dadurch eine Gestalt und dies wird von den Schülern positiv angenommen. Probleme treten in erster Linie dann auf, wenn der Lehrer diese Sozialformen nicht richtig einsetze n kann. Jede Sozialform hat deren Vorzüge und Nachteile und nicht jede Sozialform eignet sich für die Durchsetzung des Lerninhalts. Daher ist ein theoretisches Know-how über Sozialformen, der Einsatz, Planung und Durchführung ein wichtiger Aspekt der Handlungskompetenz des Lehrers.
Literaturhinweise
BECKER, Georg E.: Planung von Unterricht, Handlungsorientierte Didaktik, Teil I, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1984
BECKER, Georg E.: Durchführung von Unterricht, Handlungsorientierte Didaktik, Teil II, Beltz Verlag, Weinheim und Basel, 1991
BIRKHOLZ, Waldemar, Günter Dobler: Der Weg zum erfolgreichen Ausbildner, Verlagsgesellschaft Stumpf & Kossendey mbH, Edewecht, 1995, 5. Aufl.
GRELL, Jochen, Monika Grell: Unterrichtskonzepte, Beltz Verlag, Weinheim, Basel 1994, 10. Aufl.
GUDJONS, Herbert, Rita Teske, Rainer Winkel (Hg.): Unterrichtsmethoden, Grundlegung und Beispiele, Bergmann + Helbig Verlag, Hamburg, 1987
KÖSEL, Edmund: Sozialformen des Unterrichts, Otto Maier Verlag, Ravensburg, 1976, 5. Aufl.
LEHRPLAN DER VOLKSSCHULE, ÖBV Pädagogischer Verlag, Wien, 1993, 6. Aufl.
http://www.hi.shuttle.de/hi/seminarhi2/uvb/einzela.htm 31.3.2001
http://www.hi.shuttle.de/hi/seminarhi2/uvb/frontalu.htm 31.3.2001
http://www.hi.shuttle.de/hi/seminarhi2/uvb/gruppena.htm 31.3.2001
http://www.hi.shuttle.de/hi/seminarhi2/uvb/partnera.htm 31.3.2001
[...]
1 Hierbei verfließt die begriffliche Unterscheidung zur Partnerarbeit.
2 Dies ist außerdem eine zentrale Lehrplanforderung (vgl. u.a. didaktischer Grundsatz Soziales Lernen bzw. allgemeines Bildungsziel: „Erweiterung bzw. Ausbau einer sozialen Handlungsfähigkeit“ (LEHRPLAN DER VOLKSSCHULE, 1993, S. 31))
- Arbeit zitieren
- Martin Angermann (Autor:in), 2001, Sozialformen des Unterrichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102059
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