Beschreibung der Lerntypen nach Vester


Hausarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.) Einleitung

2.) Begriffserläuterung - Lernen

3.) Historie der Lerntypentheorie

4.) Einteilung der Lerntypen
4.1.) visueller Lerntyp
4.2.) kinästhetischer Lerntyp
4.3.) auditiver Lerntyp

5.) Der Lerntypentest nach Frederic Veste r

6.) Kritische Würdigung der Lerntypentheorie nach Vester

7.) Fazit

Literaturverzeichnis

1.) Einleitung

Alvin Toffler zitierte 1970 den Psychologen Herbert Gerjuoy in einem Interview: „Tomorrow's illiterate will not be the man who can't read; he will be the man who has not learned how to learn.“ (Toffler, 1970, S. 414) Diese Aussage verdeutlicht, wie wesentlich der Vorgang des Wissenserwerbs und dem damit verbundenen Lernen ist. Nicht ohne Grund beschäftigt sich die Wissenschaft seit Jahrzehnten mit der Fragestellung „Wie kann man den Lernprozess optimieren und nachhaltiger gestalten?“ Der heutige Tech- nikfortschritt und die daraus resultierenden komplexeren Arbeitsabläufe setzen eine den aktuellen Bedingungen angepasste Ausbildung voraus. In Zeiten, in denen der Verlauf der Karriere oftmals in Abhängigkeit zur Bildung steht, ist es der Menschheit ein großes Ansinnen, soviel Informationen wie möglich auf effektive Art und Weise aufzunehmen und zu festigen. Die Gelehrten sind sich einig, dass der Lernprozess sehr individuell und autonom ist. Doch gibt es eine Möglichkeit, Lernende in Kategorien einzuteilen und jeder Gruppe einen geeigneten, erfolgsversprechenden Weg des Lernens aufzuzeigen? Einhergehend mit dieser Fragestellung beschäftigt sich die Lerntypentheorie, welche in dieser Hausarbeit näher erläutert wird. Im Fokus steht die Aussage „Jeder lernt anders“. Neben der Begriffserläuterng des Wortes Lernen folgt ein Blick auf die Historie der Lerntypentheorie. Den Hauptteil bildet eine detaillierte Beschreibung des visuellen, kinästhetischen und auditiven Lerntyps. Im Anschluss wird ein Einblick in den Aufbau des Lerntypentest nach Frederic Vester sowie in die Kritik an der Lerntypentheorie gegeben. Abschließen wird diese Erarbeitung mit einem Fazit in Bezug auf die Auf- gabenstellung.

Bei diesem Assignment handelt es sich um eine literaturbasierte Analyse. Als Haupt- quelle dient das Buch „Denken, Lernen, Vergessen“ von Frederic Vester, welches 1975 in der Deutschen Verlags-Anstalt GmbH in Stuttgart veröffentlicht wurde. Die Erörterung der verschiedenen Lerntypen wird vorwiegend auf dem Inhalt des Buches „Mehr Erfolg bei Prüfungen und Klausuren“ von Sabine Walther-Dumschat, 2006 im PD-Verlag Heidenau, basieren.

2.) Begriffserläuterung - Lernen

Um die Aussage „Jeder lernt anders“ zu erläutern, ist es zunächst notwendig, den Be- griff des Lernens zu definieren. Im Alltag wird „Lernen“ in vielfältiger Weise genutzt. Neben der Aneignung von Wissen versteht man unter Lernen ebenso das Aneignen be- stimmter motorischer Fertigkeiten. (Vgl. Schermer, 2006, S. 9) In der Psychologie definiert man Lernen als eine dauerhafte Änderung des Verhaltens eines Lebewesens in Abhängigkeit von seiner Erfahrung. Informationen werden aufgenommen, gespeichert und zum Zweck der Verhaltenssteuerung abgerufen und eingesetzt. Lernen entsteht aus der Interaktion zwischen dem Individuum und seiner Umgebung. (Vgl. Möller/Köller/ Riecke-Baulecke, 2016, S. 106) Der Lernprozess findet im Gehirn statt. Dort werden alle Informationen und Ergebnisse verarbeitet und zum Abruf gespeichert. Im Wesentlichen unterteilt sich das Gehirn in Stammhirn, Großhirn und Zwischenhirn. Der älteste Bereich unseres Gehirns ist das Stammhirn. Hier werden alle elementaren Funk- tionen wie Atmen, Verdauung und Stoffwechsel gesteuert. Im Zwischenhirn werden Bedürfnisse wie Durst, Hunger und Müdigkeit aufbereitet. Für das Lernen ist das Großhirn von Bedeutung, welches sich in zwei Hemisphären unterteilt. Hier sind Eigen- schaften wie Informationsverarbeitung, Logik, Verstand, Gefühle und Gedächtnis ange- siedelt. Beiden Gehirnhälften kann man bestimmte kognitive Fähigkeiten zuordnen. Die linke Gehirnhälfte ist für das logisch-analytische Denken zuständig. Sie analysiert und verwertet Informationen und ist ferner für das Zeitgefühl verantwortlich. Die rechte Gehirnhälfte steht für Intuition und verschafft einen Überblick über die Gedächtnisin- halte. Sie kann viele Informationen gleichzeitig verarbeiten, steuert das Denken in Bildern, die räumliche Wahrnehmung, das Gefühl, das Vorstellungsvermögen, die Fan- tasie, die Spiritualität und die Sexualität. Nervenstränge verbinden die beiden Hemis- phären miteinander. Je mehr Verbindungen zwischen den beiden Gehirnhälften beste- hen, desto besser kann ein Mensch lernen und Gelerntes behalten. (Vgl. Walther- Dumschat, 2006, S. 11-12)

Jeder Lernende nimmt Informationen über seine Sinnesorgane auf. Hierzu zählen Au- gen, Ohren, Nase, Tast- und Geschmackssinn. Die einzelnen Sinne sind bei den Men- schen unterschiedlich stark ausgeprägt. Da jeder beim Lernen seine eigenen Gewohn- heiten und Vorlieben hat, lernt jeder Mensch anders und auf seine eigene, unverwech- selbare Art. Hinzu kommen verschiedene innere und äußere Faktoren, die das Lernen beeinflussen, wie z.B. Alter, Vorwissen, unterschiedliche Interessen, die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses, die Leistungsmotivation, die Lernumgebung sowie Lernvoraus- setzungen. (Vgl. Quast, 2007)

Grundsätzlich lässt sich sagen, das Informationen besser aufgenommen und länger be- halten werden, wenn sie den Menschen über mehrere Wahrnehmungskanäle erreichen. 90 Prozent des Gelernten lässt sich aus dem Gedächtnis abrufen, wenn man Lesen, Hören, Sprechen und Schreiben kombiniert. Mehrkanaliges Lernen ist also eine sehr effektive Variante des Lernens. (Vgl. Walther-Dumschat, 2006, S. 20)

3.) Historie der Lerntypentheorie

In der Geschichte gab es verschiedene Theorien und Herangehensweisen um den Vor- gang des Lernens zu erklären. Eine davon ist die Lerntypentheorie. Sie behauptet eine Abhängigkeit des individuellen Lernerfolgs von der Berücksichtigung unterschiedlicher Wahrnehmungskanäle. Der Ansatz, Lernende in Lerntypen zu unterteilen, geht haupt- sächlich auf Frederic Vester zurück. In seinem Buch „Denken, Lernen, Vergessen“ von 1975 beschreibt er vier Lerntypen, welche den besten Lernerfolg erzielen sollen, wenn sie nach Ihren Präferenzen lernen:

- Auditiver Lerntyp, der durch das Sprechen und Hören lernt
- Visueller Lerntyp, der durch das Sehen und Beobachten lernt
- Haptischer Lerntyp, der durch das Fühlen und Anfassen lernt
- der durch den Intellekt Lernende, der durch verbal-abstraktes Denken lernt.

(Vgl. Vester, 1975, S. 122)

Diese Theorie hat sich inzwischen weitgehend von ihrem Urheber verselbstständigt. In der Ratgeberliteratur sind mittlerweile unterschiedlichste Kategorisierungen von Ler- nenden zu finden. Die Anzahl der Differenzierungen der Lerntypen schwankt gegenwär- tig zwischen drei bis acht Lerntypen. Eine Einteilung des Instituts für integratives Lernen und Weiterbildung Berlin (IFLW) sieht wie folgt aus: auditiver, visueller, motorischer, kommunikativer, personenorientierter und medienorientierter Lerntyp. Regula Schräder- Naef unterscheidet fünf Lerntypen: den visuellen, haptischen, auditiven, verbal-abstrak- ten Lerntyp und den Gesprächstyp. Die Regel seien allerdings Mischtypen. (Vgl. Walther-Dumschat, 2006, S. 18) Bis heute sind diese Lerntypentheorien weit verbreitet

und genießen eine beachtliche Popularität. Diesbezügliche Vorstellungen vom Lernen wie handlungsorientiertes und ganzheitliches Lernen und Lernen mit allen Sinnen fin- den sich in pädagogischen Zeitschriften, Schulbüchern und Ratgeberliteratur für Schüler und Lehrer wieder.

In der folgenden Tabelle wird dargestellt, wieviel Informationen pro Sekunde von den Sinnesorganen aufgenommen werden können. Ein Bit stellt die kleinstmögliche Infor- mationseinheit dar. Die Gegenüberstellung von der sensorischen Bandbreite und der Bandbreite der bewussten Wahrnehmung zeigt auf, dass nur ein sehr geringer Bruchteil an Informationen, die auf unser Gehirn einströmen, in unser Bewusstsein gelangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Bandbreiten der Wahrnehmung.

Quelle: (Tabelle in Anlehnung an Birkenbihl, 2009 und Reinhardt, 2015)

4.) Einteilung der Lerntypen

Wie in Kapitel drei beschrieben, lässt sich laut der Lerntypentheorie jedem Sinnesorgan ein bestimmter Lerntyp zuordnen. Frederic Vester veranschaulicht in seinem Buch an- hand eines Lerninhaltes vier verschiedene Lerntypen. Lerninhalt, welcher den Schülern vermittelt werden soll, ist das physikalische Gesetz „Druck gleich Kraft durch Fläche“. Dazu schreibt er: „Der eine lernt anhand abstrakter Formeln, also rein durch den In- tellekt: p = F/A (Druck gleich Kraft durch gedrückte Fläche).“ (Vester, 1975, S. 52) Der visuelle Lerntyp begreift das Gesetz laut Vester optisch also durch die Beobachtung eines Experimentes. „Jeder weiß aus Erfahrung, daß ein spitzer Nagel schneller in die Wand eindringt als ein stumpfer. Doch warum? Weil der Druck durch die minimale Auf- satzfläche der Nagelspitze ungemein erhöht wird.“ (Vester, 1975, S. 52) Der haptische Lerntyp erfährt das Gesetz durch seine eigene Handlung. Der Lernende erprobt das Gesetz mit Hilfe von zwei Bleistiften. Dabei hält er einen mit der Spitze nach oben, den anderen umgekehrt. Nun übt er jeweils Druck auf die flache Schnittfläche sowie auf die Spitze des Bleistifts aus und erkennt, das sich der Druck bei der Spitze aufgrund ihrer sehr kleinen Fläche spürbar erhöht. Damit lernt dieser Typus durch Anfassen und Fühlen. Der vierte Typ lernt laut Vester auditiv durch Sprechen, Hören und mithilfe der Kommunikation mit anderen. Demnach wird dem Schüler die Gesetzmäßigkeit von an- deren Mitschülern umgangssprachlich erklärt. Durch Zeichnungen und einfache Beispiele können Missverständnisse ausgeräumt und Lerninhalte einfacher vermittelt werden. (Vgl. Vester, 1975, S. 52-54)

Frederic Vester erläutert in seinem Buch, dass darüber hinaus viele andere Faktoren wie der Lernstoff, individuelle Gefühle und Gewohnheiten sowie die Umgebung in Wechselwirkung mit dem jeweiligen Lerntypen stehen. (Vgl. Vester, 1975, S. 123-125) Deshalb gäbe es in der Praxis weitaus mehr als seine vier genannten Lerntypen. Im Folgenden wird der visuelle, auditive und kinästhetische Lerntyp näher erläutert.

4.1.) visueller Lerntyp

Bei dem visuellen Lerntypen spielen die Augen eine bedeutende Rolle. Er nimmt Infor- mationen besser auf, wenn er sich ein Bild machen kann und erinnert sich besonders gut an Details. Dieser Lerntyp ist rechtshirnig gesteuert. Mit einem visualisierten Lern- stoff kommt er am Besten zurecht. Er braucht konkrete Bilder und wünscht sich Infor- mationen anhand von Darstellungen, Texten und Karten. Wichtig ist dabei, dass die In- formationen übersichtlich sind und optisch ansprechend aufbereitet wurden. Beispiels- weise sollte Wesentliches mit einem Textmarker hervorgehoben werden. Das Gelernte kann er jederzeit in Form von „inneren Bildern“ abrufen. Er sieht die Merksätze, Formeln und Buchseiten förmlich vor sich. Elementar für den visuellen Lerntypen ist also eine gut strukturierte Gliederung von Texten. Geeignet dafür ist z.B. das Erstellen einer Mind Map oder das Anfertigen von Lernpostern, auf denen Merksätze, Begriffe und Formeln festgehalten werden können. Oft arbeitet dieser Lerntyp mit Hilfe von Notizen und Skizzen. Eigenständiges Mitschreiben des Lernstoffes ist ebenfalls förderlich. Die Sprache und Träume dieser Personen sind meistens besonders bilderreich, farbig und voller Details. Eine ansprechende Lernumgebung ist besonders ratsam. Dazu zählt z.B. ein aufgeräumter Schreibtisch sowie eine Umgebung, die dem jeweiligen ästhetischen Empfinden entspricht. (Vgl. Walther-Dumschat, 2006, S. 18-19)

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Beschreibung der Lerntypen nach Vester
Hochschule
AKAD University, ehem. AKAD Fachhochschule Stuttgart
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V1020871
ISBN (eBook)
9783346413970
ISBN (Buch)
9783346413987
Sprache
Deutsch
Schlagworte
beschreibung, lerntypen, vester
Arbeit zitieren
Sophie Fittkau (Autor:in), 2017, Beschreibung der Lerntypen nach Vester, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1020871

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