Lessing, G. E. - Nathan der Weise


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

3 Seiten


Leseprobe


Nathan der Weise

„Humanität (hat) vor allem drei Züge (...) einmal die Loslösung von ihrer geschichtlichen Existenz, zweitens die Erhebung zu geistigen Personen, drittens den Optimismus der Welt- und Lebensanschauung.“ Benno von Weise Analyse der Beziehungen zwischen der Hauptfigur und den anderen im Drama vorkommenden Figuren.

Zur Zeit der Aufklärung schrieb Gotthold Ephraim Lessing sein „dramatisches Gedicht“ „Nathan der Weise“ (1778/79). Es geht um die Konfliktsituation der drei Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum. Lessing will zeigen, dass keine der Religionen den Anspruch erheben darf, die einzig Wahre zu sein. Dies zeigt er auch durch die Ringparabel, die als eigene Geschichte ihren Platz in dem Drama findet. In der Schlussszene des Drama wird die Verwandtschaft zwischen Saladin, Sittah, Recha, der angenommene Tochter Nathans, und dem Tempelherrn offenbart und somit zwischen Muslimen, einer Christin mit einem jüdischen Adoptivvater und einem Christen.

Schon in seiner Theatralischen Bibliothek (1. Stück, 1754) erkannte Lessing, dass die strenge Trennung von Tragödie und Komödie weder der dramatischen Gattung wesentlich noch dem zeitgenössischen Theater angemessen sei so trieb er in „Nathan“ die Mischung des ernsten und komischen Dramas weiter. „Wer den Nathan recht versteht, kennt Lessing“, so meinte einst Friedrich Schlegel zu Gotthold Ephraim Lessings „dramatischem Gedicht“ „Nathan der Weise“. Und in der Tat scheiden sich sowohl bei Nathan als auch bei Lessing die Geister: Während der Autor bei seinen Freunden und Bewunderern als religiös tolerant anerkannt wurde- sein Verhältnis zur Religionsfrage zeigte er bereits zu Beginn seiner Autorenkarriere 1749 im Lustspiel „Die Juden“ -, wird er von seinen Gegnern aufgrund seiner religiösen Schriften stark kritisiert und schliesslich auch mit Schreibverbot zu religiösen Themen belegt.

Lessing will die Menschheit zur Toleranz erziehen. Jeder soll tolerieren können, auch andere Religionen zu akzeptieren. Für Lessing war auch wichtig einmal ein Bild bzw. einen Gedanken eines „Allgemeinen Menschen“ einzubringen. Dieser Gedanke spielt in der Zeit der Aufklärung eine sehr grosse Rolle. Es heisst in dieser Zeit, dass jeder Mensch gleich ist und jeder die gleiche Bedeutung besitzt wie der andere; man sollte keine Unterschiede machen. Man müsse auch humanitär handeln, wie es der Richter sagt. Er meint, dass jeder einzelne so handeln solle, wie er denke, wie man die Echtheit seiner Religion beweisen könne. Die wahre oder beste Religion können nur die Gläubigen durch ihr Handeln dazu machen. So wie man am Handeln dessen, der den echten Ring trägt, den Ring erkennen kann, so soll man auch die echte Religion am Handeln ihrer Anhänger erkennen. Gotthold Ephraim Lessing will uns veranschaulichen, dass man Gott oder die Religion nicht für alles verantwortlich machen kann (z.b. Katastrophen), aber genauso wenig kann man Gott für etwas danken, welches man eigentlich durch die Menschheit errichtet hat. Man kann nur die Menschheit, seine Mitmenschen oder sich selbst für etwas gutes oder Böses verantwortlich machen.

Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise, Reclam, 1964, 152 Seiten Der Hauptcharakter im Drama ist Nathan, ein sehr aufgeklärter, „weiser“ Jude, was sich durch seine enge Freundschaft zu Al Hafi, obwohl dieser Muslime ist, zeigt. Er ist auch der einzige Jude im Stück (wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht) denn, wie sich am Ende herausstellt, ist seine angenommene Tochter Recha in Wirklichkeit eine Christin. Ihm gegenüber stehen zahlreiche Nebencharaktere der beiden anderen Religionen Islam und Christentum. Nathan als einziger Jude ist zugleich ein ruhiger Pool zwischen den Religionen, der die Menschen toleranter machen möchte, obwohl auch er selbst zu seiner eigenen Religion steht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nathan, der seine sieben Söhne und seine Frau durch die Verfolgung der Christen verlor nimmt sich Recha an, die ihm vom Klosterbruder Bonafides überbracht wurde, da ihr richtiger Vater Wolf von Filneck der in Wirklichkeit Saladins Bruder Assad ist, im Krieg gefallen war. Nathan zieht Recha zwar als Jüdin auf, jedoch sehr tolerant und lässt sie sich selbst nach ihrem eigenen Willen frei entwickeln (z. 2960-3000). Recha hat grossen Respekt und grosse Ehrfurcht vor Ihrem „Vater“ und seiner allen gegenüber väterlich-autoritären, aufgeklärten und „weisen“ Art.

Als Gegenpol zu Rechas jüdischer Erziehung steht Daja, eine fanatische Christin, die für Nathan als Haushälterin arbeitet und zugleich eine gute Freundin von Recha ist. Daja dient Recha häufig mit gutem Rat und versucht sie von den Vorzügen des Christentums zu überzeugen, was auch häufig zu hitzigen Debatten zwischen dem toleranten Nathan und der dem Christentum völlig ergebenen Daja führt. Bis sie ihm später durch ihren Fanatismus sogar zum Verhängnis wird, als sie erfährt, dass Recha eine Christin ist. Eine weitere, sehr wichtige Figur für die Entwicklung des Stückes ist Sultan Saladin, der um 1138-93 wirklich lebte, sowie seine ihm sehr verbundene Schwester Sittah. Saladin Herrscher zur Zeit der Aufklärung als allgemein der Absolutismus vorherrschte, ist ein konservativer, jedoch sehr humaner und aufgeklärter Gebieter mit einer Friedenspolitik zugunsten des Volkes; aber auch ein sehr unbesonnener in Bezug auf seine Geldprobleme „..sein Schatz ist jeden Tag mit Sonnenuntergang viel leerer noch als leer“(z.400), und seine grosse Beinflussbarkeit gegenüber seiner Schwester Sittah. Doch trotz dieser politischen Fähigkeiten muss die Persönlichkeit des Saladin aufgeklärt werden. Die Bekehrung erfolgt durch Nathan und dessen Ringparabel (z. 1900). Er erzählt in derart geschickter Weise, dass Saladin die Meinung Nathans akzeptiert, förmlich begeistert ist und schliesslich sogar Nathans Freund wird. Des weiteren Lässt sich Saladin von seiner Schwester Sittah beeinflussen obwohl er anderer Meinung ist, denn der Wille seiner Schwester ist stärker (z. 1740). Die Rolle des Antihelden fällt auf den Patriarchen von Jerusalem, dem fanatischsten Anhänger des Christentums, welcher zwar nicht Nathan als Menschen verurteilt, wohl aber dessen Religion und Nathans jüdische Erziehung einer Christin. Nicht die religiöse Einstellung des Patriarchen ist schlecht, sondern vielmehr sein Charakter an sich. Der Patriarch ist jedoch nicht der einzige Christ, er hat noch einige Glaubensgenossen. Dadurch wird natürlich die Bedeutung, die der Patriarch als Christ hat, eingeschränkt. Klar wird dies vor allem bei Beachtung des Klosterbruders und des Tempelherrn. Der Klosterbruder ist zwar streng christlich, er hat jedoch keine grösseren Abneigungen gegen andere Religionen und freundet sich gegen Ende sogar mit Nathan an. Der Tempelherr ist anfangs noch etwas fanatisch, kommt jedoch durch Nachdenken bald zum Schluss, dass Toleranz unter den Religionen herrschen sollte. Der Christ an sich wird also nicht von vornherein mit der Rolle des Antihelden verschweist. Der Tempelherr Curt von Stauffe n und später richtig Leu von Filneck ist anfangs Nathans Dank für die Rettung von Recha sehr überdrüssig, verliebt sich später jedoch in sie, ist erst Freund und dann wieder Gegner von Nathan, als dieser ihm eine Heirat mit Recha verbietet, bis es schliesslich zur Katastrophe kommt und Nathan vom Tempelherrn an den Patriarchen verraten wird. Bald darauf sieht der Tempelherr sein Fehlverhalten ein und entwickelt sich auch zu einem toleranten, aufgeklärten Menschen als schliesslich auch aufgedeckt wird, dass es sich bei Recha um Blanda von Filneck handelt, die Schwester des Tempelherrn und, dass beider Vater zugleich Assad, Saladins Bruder ist.

Am Ende der Geschichte sind sich alle drei Religionen und deren Vertreter im Klaren, dass sie alle einer Familie angehören. Diese Schlussszene ist ein Wunsch Lessings. Er möchte, dass die Menschen aufgeschlossen und tolerant gegenüber neuen Gedanken sind, anderen auch verzeihen können. Der Gedanke Lessings ist ein sehr aufgeklärter; er möchte, dass alle Menschen sich als Menschen sehen, nicht als Juden oder Christen und wissen, dass alle miteinander verbunden sind.

Manuel Wohlgemuth, 08.04.01

Quellenangabe:

I. Primärliteratur

1.Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise, Reclam II. Sekundärliteratur

1.Arendt, Dieter: Grundlagen und Gedanken zu Gotthold Ephraim Lessings Nathan der Weise, Verlag Moritz Diesterweg GmbH 6. Auflage

2.Sedding, Gerhard: Lektürenhilfen „Nathan der Weise“, Ernst Klett Verlag 10. Auflage

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Lessing, G. E. - Nathan der Weise
Autor
Jahr
2001
Seiten
3
Katalognummer
V102095
ISBN (eBook)
9783640004843
Dateigröße
333 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lessing, Nathan, Weise
Arbeit zitieren
Manuel Wohlgemuth (Autor:in), 2001, Lessing, G. E. - Nathan der Weise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/102095

Kommentare

  • Gast am 23.9.2002

    Spitze.

    Kann mich nur anschliessen. ne menge infos, alles bestens

  • Gast am 13.6.2002

    supi.

    Net schlecht...meine lehrerin wird augen machen...hast vielleicht mit diesem aufsatz meine versetzung gerettet...danke :))

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Titel: Lessing, G. E. - Nathan der Weise



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