E-Commerce als Herausforderung für den Einzelhandel. Reaktion des stationären Handels


Hausarbeit, 2019

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. E-Commerce
2.1 Begriffserklärung
2.2 Umsatzentwicklung des Online-Handels
2.3 Vor- und Nachteile gegenüber dem stationären Einzelhandel

3. Auswirkungen E-Commerce auf den Einzelhandel
3.1 Entwicklung des Marktes für Einzelhandelsimmobilien
3.1.1 VeränderungdesAngebots
3.1.2 Veränderung der Nachfrage
3.2 Umsatzentwicklung des stationären Einzelhandels
3.3 Entwicklung der Mietpreise und Leerstandsquoten
3.4 VeränderungderRenditen
3.5 Umsatzverlagerung bei den Sortimenten

4. Reaktion des Einzelhandels
4.1 Verknüpfung verschiedener Vertriebskanäle
4.2 Einsatz digitaler Serviceleistungen: Smart Retail
4.3 FörderungErlebniseinkauf

5. Chancenund Risiken

6. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

B2B: Business-to-Business

B2C: Business-to-Consumer

B2G: Business-to-Government

C2C: Consumer-to-Consumer

E-Commerce: Electronic Commerce

M-Commerce: Mobile Commerce

HDE: Handelsverband Deutschland

BBSR: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Umsatzentwicklung Online-Handel in Milliarden 2

1. Einleitung

Die Digitalisierung prägt den Einzelhandelsmarkt stärker als die meisten anderen Einfluss­faktoren. Durch die zunehmende Nutzung des Internets sind die Umsätze im Online­Handel innerhalb der letzten Jahre enorm gestiegen. Auch für die Zukunft wurde ein Wachstum prognostiziert. Zudem ist die Weiterentwicklung von mobilen Endgeräten un­aufhaltsam und trägt zusätzlich zur positiven Umsatzentwicklung und vermehrten Nutzung des Intemethandels bei. Durch den Online-Handel und das mobile Shoppingangebot sind die Konsumenten bei ihren Kaufprozessen nicht mehr von bestimmten Orten oder Ge­schäftsöffnungszeiten abhängig. Das Internet bietet somit die Möglichkeit des ständigen Zugriffs aufProdukt- und Preisinformationen.

Der E-Commerce stellt für den stationären Einzelhandel eine Herausforderung dar, die es zu bewältigen gilt. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und mit dem Online-Handel mithalten zu können, müssen bisherige Geschäftsmodelle und Strukturen stationärer Ein­zelhändler an das moderne Zeitalter der Digitalisierung angepasst werden. Da Online­Händler keine Verkaufsflächen benötigen, werden auch Veränderungen auf dem Einzel­handelsimmobilienmarkt nicht ausbleiben.

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Eigenschaften den E­Commerce zu einer Herausforderung für den stationären Einzelhandel machen und inwie­weit sich der Online-Handel auf den stationären Einzelhandel auswirkt. Außerdem soll untersucht werden, wie der Einzelhandel diese Herausforderung erfolgreich bewältigen oder sogar als Chance nutzen kann.

Zur Einführung in die Thematik wird zunächst der Begriff E-Commerce abgegrenzt. Folg­lich wird die Umsatzentwicklung des Online-Handels dargestellt, um dem Leser den rapi­den Anstieg der letzten Jahre zu verdeutlichen. Im Anschluss wird analysiert, welche Vor- und Nachteile der Online-Handel gegenüber dem Einzelhandel aufweist. Hierbei werden die positiven und negativen Aspekte getrennt aus Kunden- und Anbietersicht aufgezeigt. In Kapitel drei wird zunächst die Entwicklung des Einzelhandelsimmobilienmarktes hinsicht­lich Angebot und Nachfrage thematisiert. Anschließend wird untersucht, ob der Online­Handel bereits Einfluss auf die Umsatzentwicklung des Einzelhandels genommen hat. Desweiteren wird die Entwicklung der Mietpreise und der Leerstandsquoten unterschiedli­cher Standortgruppen analysiert. Ferner wird ein kurzer Überblick über die Höhe der Transaktionsvolumen sowie der sinkenden Renditen gegeben. Das dritte Kapitel endet mit einer kurzen Darstellung der Umsatzverlagerungen bei den Sortimenten.

Im Fokus des vierten Kapitels stehen die Reaktionsmöglichkeiten des Einzelhandels auf die neuen Herausforderungen. Diese setzen sich aus der Verknüpfung verschiedener Ver­triebskanäle, dem Einsatz digitaler Serviceleistungen und der Förderung des Einkaufserleb­nisses zusammen. Im Folgenden werden exemplarisch einige Chancen und Risken, die sich durch den E-Commerce ergeben, erläutert. Letztlich wird die Hausarbeit durch eine Zu­sammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse in Form eines Fazits abgeschlossen.

2. E-Commerce

Nachfolgend wird der Begriff E-Commerce definiert. Hierbei wird auch auf die Marktteil­nehmer des E-Commerce eingegangen. Um die rasante Entwicklung des Online-Handels mit Zahlen zu belegen, wird anschließend die Umsatzentwicklung thematisiert. Letztlich werden die Vor- und Nachteile des E-Commerce gegenüber dem Einzelhandel aufgezeigt.

2.1 Begriffserklärung

Der Terminus „Elektronic Commerce“ bedeutet wörtlich übersetzt „elektronischer Han­del“, auch unter dem Begriff Online-Handel bekannt. Hierbei werden Transaktionen zwi­schen Wirtschaftssubjekten über ein interaktives elektronisches Medium, wie z. B. das In­ternet, durchgeführt, die den Tausch von Gütern gegen Entgelt begründen. Durch die Möglichkeit der Partizipation unterschiedlicher Marktteilnehmer am elektronischen Handel ergeben sich verschiedene Vernetzungen bzw. Geschäftsbeziehungen. Hauptsächlich findet der Online-Handel zwischen Unternehmen (B2B) oder Unternehmen und Haushalten (B2C) statt. Aber auch der Handel zwischen Unternehmen und der öffentlichen Hand (B2G) sowie zwischen Privatpersonen (C2C) ist möglich. Des Weiteren kann nach der Art der genutzten Medien unterschieden werden. In diesem Kontext ist der verwandte Begriff M-Commerce abzugrenzen. Dieser bezeichnet den elektronischen Handel mit Hilfe von Mobilfunkgeräten oder anderen mobilen Endgeräten, welcher ebenfalls ortsunabhängig über computergestützte, interaktive Netzwerke vollzogen wird.1

2.2 Umsatzentwicklung des Online-Handels

Die Voraussetzung, um als Kunde am Online-Handel teilzunehmen, ist der Zugang zum Internet, welches einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft einnimmt. Die Zu­gangsmöglichkeiten sind durch die Entwicklung von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets gestiegen.2 Allein in Deutschland nutzen ca. 66,5 Mio. Menschen das Internet.3 Infolgedessen weisen auch die Umsätze des Online-Handels ein stetiges Wachstum auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Abbildung 1 stellt die Umsatzentwicklung des Online-Handels der letzten Dekade dar. Es fallt auf, dass der Umsatz seit Anfang des Betrachtungszeitraumes kontinuierlich steigt. Während im Jahr 2008 noch ca. 12,6 Mrd. Euro erwirtschaftet wurden, verzeichnete das Jahr 2012 bereits einen Umsatz von ca. 28,0 Mrd. Euro. Dies entspricht einer Steigerung von 122,22 %. Gemäß dem HDE lag der Umsatz des E-Commerce im Jahr 2013 bei ca. 32,0 Mrd. Euro. Bereits 5 Jahre später konnte ein Umsatz von ca. 53,4 Mrd. Euro generiert werden. Innerhalb der letzten 10 Jahre ist der Umsatz also von ca. 12,6 auf 53,4 Mrd. Euro gestiegen. Es wurde demnach eine Steigerung von 323,81 % erreicht.1

2.3 Vor- und Nachteile gegenüber dem stationären Einzelhandel

Die emorme Umsatzsteigerung der letzten Jahre ist unter anderem auf die vielen Vorzüge zurückzuführen, die der Online-Handel bietet. Doch weist der Internethandel auch Defizi­te auf? Nachfolgend werden die Vor- und Nachteile des E-Commerce auf der Nachfrager­und Anbieterseite thematisiert.

Eines der bedeutendsten Vorteile des Online-Handels aus Kundensicht stellt das von Ort und Zeit unabhängige Einkäufen dar. Der Kunde muss sich bei seinem Online-Einkauf nicht nach Öffnungszeiten richten, da das Internet jederzeit zugänglich ist; kann von über­all aus online einkaufen und seine Bestellung an jede beliebige Adresse senden lassen. Alle Aufwendungen, die für den Weg zum Geschäft anfallen würden, bleiben erspart. Vor allem Bewohner ländlicher Gebiete mit geringen Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe profitieren hiervon. Außerdem bietet das Internet die Möglichkeit auf die globale und da­mit massenhafte Auswahl von Angeboten verschiedener Anbieter zuzugreifen. Ein weiterer Vorteil ist die hierbei herrschende hohe Preistransparenz. Der Nachfrager hat auch die Möglichkeit Produkte qualitativ und preislich mit Hilfe von Preisvergleichsportalen schnell zu vergleichen und somit Geld zu sparen. Diese zahlreiche Auswahl an Angeboten und einfache Vergleichbarkeit gibt der stationäre Einzelhandel nicht her. Allerdings birgt der Online-Handel auch Defizite. Einen erheblichen Nachteil stellt der fehlende physische Kontakt mit dem Produkt dar. Der Kunde hat beim Online-Handel nicht die Möglichkeit das Produkt vor dem Kauf zu überprüfen, die Bestellung des Artikels birgt somit ein ge­wisses Risiko. Entspricht der Artikel nicht den gewünschten Anforderungen, kann dies dazu führen, dass der Kunde die Ware retournieren muss, was zusätzliche Kosten verursa­chen kann. Auch die fehlende Beratung durch einen Verkäufer verkörpert für einige Kun­den ein enormes Problem. Eine persönliche Beratung kann gerade bei Unsicherheiten über eine Kaufentscheidung helfen. Das Gespräch mit anderen Kunden und die dadurch ent­stehende soziale Interaktion kann der Online-Handel ebenfalls nicht bieten.2

Online-Shopping hat nicht für den Käufer deutliche Vorteile. Auch die Verkäufer können sich die Vorzüge des E-Commerce zu Nutze machen. Zunächst ist festzuhalten, dass die Erstellung eines Online-Shops im Vergleich zur Einrichtung eines Ladenlokals mit weniger Kosten und Risiken verbunden ist. Zudem ist der Anbieter durch einen Online-Shop orts­unabhängig, was einen erheblichen Vorteil mit sich bringt. Es muss keine Verkaufsfläche angemietet werden, dies spart zusätzlich Kosten ein. Durch das „World Wide Web“ erlangt der Anbieter globale Präsenz. Ein stationärer Einzelhändler bedient in der Regel nur die Nachfrager im Umkreis seines Ladens. Dies führt dazu, dass dieser deutlich geringere Chancen auf den Verkauf seiner Ware hat. Darüber hinaus gewinnt der Händler durch jede Such- und Bestellaktivität Kundendaten. Diese können dazu verwendet werden, um auf den Kunden abgestimmte Angebote zu offerieren und weitere passende Produkte anzubie­ten, was den Kunden zu zusätzlichen Käufen motivieren kann. Doch neben den genannten Vorteilen gibt es auch aus Anbietersicht Nachteile. Durch die räumliche und zeitliche Un­begrenztheit des Internets ergibt sich ein starker Wettbewerb. Besonders die „Big Player“ wie Amazon und Co. beherrschen den Markt. Vor allem für kleine Anbieter ist es dadurch schwierig, sich online zu etablieren und sich gegen die Marktgiganten durchzusetzen. Die hohe Preistransparenz und der Wettbewerbsdruck wirken sich negativ auf die Marge des Verkäufers aus. Möchten Verkäufer auf ihre angestrebte Gewinnmarge nicht verzichten, müssen sich diese durch die Qualität ihrer Produkte, ihren Ruf und besondere Services von den anderen Anbietern absetzen. Der Verkauf über das Internet ist zudem mit einem ho­hen technischen Aufwand verbunden. Websites bzw. Online-Shops müssen ständig aktua­lisiert werden. Hierzu ist technisches Wissen notwendig. Hat der Betreiber des Online­Shops dieses Wissen nicht, muss er externe Unterstützung anfordem, die sehr kosteninten­siv sein kann. Da Online-Kunden ohnehin vor dem Kauf nicht die Möglichkeit haben, das Produkt zu testen, können ungenaue Produktdarstellungen- und beschreibungen die Re­tourenquoten zusätzlich erhöhen. Die Personal- und Prozesskosten sind hierbei nicht zu unterschätzen.3

3. Auswirkungen E-Commerce auf den Einzelhandel

Sowohl die steigenden Umsatzzahlen als auch die im vorigen Kapitel beschriebenen Vor­teile verdeutlichen, dass der Online-Handel als Vertriebsweg nicht zu unterschätzen ist. Nachfolgend wird erläutert, inwieweit sich die Entwicklung des E-Commerce bereits auf den stationären Einzelhandel auswirken konnte bzw. in Zukunft auswirken wird.

3.1 Entwicklung des Marktes für Einzelhandelsimmobilien

Die Entwicklung des Marktes für Einzelhandelsimmobilien hängt neben der gesamtwirt­schaftlichen Entwicklung vor allem von der Entwicklung des Einzelhandels ab. Verände­rungen von Angebot und Nachfrage spielen dabei eine entscheidene Rolle.

3.1.1 Veränderung des Angebots

Anhand der Entwicklung der Verkaufsflächenanzahl lässt sich die Veränderung des Flä­chenangebots feststellen. Seit dem Jahr 2000 steigt die Verkaufsfläche in Deutschland an. Einzig im Jahr 2012 ist ein Rückgang zu verzeichnen, welcher aber infolge der Insolvenz der Schlecker-Drogeriemärkte entstanden ist. Die Wachstumsrate hat in den vergangenen Jahren allerdings abgenommen.

Dies ist dadurch bedingt, dass der Neubau von Einkaufszentren und Fachmärkten zurück­gegangen ist. Diese haben die Wachstumsrate in den letzten zwei Jahrzehnten durch die Größe der Objektflächen immens beeinflusst.4

Durch den sich stetig weiter entwickelnden Online-Handel wird sich auch die Wettbe­werbsintensität zunehmend verstärken. Um mit dem Online-Handel mithalten zu können, besteht auf Seiten des stationären Einzelhandels Handlungsbedarf. Dieser hat zwar einige Vorteile gegenüber dem Online-Handel zu bieten wie z. B. die Möglichkeit des physischen Kontakts mit der Ware oder die Beratung durch Verkaufspersonal, jedoch sollte nicht al­lein darauf verlassen werden. Denn wie in Kapitel 2.3 aufgeführt wurde, bietet auch der Online-Handel Vorteile, mit denen der stationäre Einzelhandel nicht dienen kann.5

3.1.2 Veränderung der Nachfrage

Durch den E-Commerce wurde ein Handelsformat geschaffen, welches den Verkauf von Waren und Dienstleistungen ohne eine Verkaufsfläche in einer Einzelhandelsimmobilie möglich macht. Die einzig für die Online-Händler attraktiven Immobilien stellen Lo­gistikimmobilien dar, die möglichst verkehrsgünstig liegen sollten. Nachfrager von Einzel­handelsflächen legen vorwiegend Wert auf eine hohe Kundenfrequenz, Erreichbarkeit über das OPNV und genügend Parkmöglichkeiten. All diese Kriterien sind jedoch für Online­Händler uninteressant. Die Folge könnte die Abnahme der Nachfrage nach Verkaufsflä­chen sein. Es ist hingegen auch möglich, dass stationäre Einzelhändler die Möglichkeit des Online-Handels in ihr Konzept integrieren und so versuchen, die Kunden in die Ladenlo­kale zu ziehen. Um dies zu erreichen, sind eine interessante Warenpräsentation und das Einkaufserlebnis entscheidende Faktoren. Um die Ware vorteilhaft präsentieren zu können, werden größere Flächen benötigt. Lagerflächen im Ladenlokal selbst werden somit unwich­tig. Um eine geeignete Atmosphäre schaffen zu können, ist es wichtig, dass die Immobilie als auch das Umfeld einen gepflegten Eindruck machen. Besonders für Online-Händler, die sich dafür entscheiden, ein Ladenlokal zur Präsentation ihrer Ware zwecks Erhöhung ihres Bekanntheitsgrades zu eröffnen, spielen diese Faktoren eine wichtige Rolle. Der Wettbewerb um die la-Lagen wird sich deshalb zwangsläufig weiter verstärken. Der Onli­ne-Handel ist jedoch nicht der einzige Grund für den Wandel des Einzelhandelsimmobili­enmarktes, sondern intensiviert lediglich die Veränderungen.6

Die Betriebsformen des Einzelhandels haben sich in den letzten Jahren ebenfalls deutlich verändert und werden es nach einer Prognose des BBSR auch zukünftig tun. Hervorzuhe­ben ist hierbei, dass die Anzahl traditioneller Fachgeschäfte und Warenhäuser sinken und lediglich der Versandhandel, welcher hauptsächlich nur noch aus dem Online-Handel be­steht, ansteigen wird. Die Branchenstruktur wird durch den E-Commerce demnach durch­aus nachhaltig verändert werden und Einfluss auf die Nachfrage nach Einzelhandelsimmo­bilien nehmen.7

3.2 Umsatzentwicklung des stationären Einzelhandels

Wie bereits in Kapitel 2.2 dargelegt wurde, ist der Umsatz des Online-Handels innerhalb des letzten Jahrzehnts stetig gestiegen. Im Jahr 2018 konnte ein Umsatz von ca. 53,6 Mrd. Euro erwirtschaftet werden. Dies machte einen Gesamtanteil am Einzelhandelsumsatz von ca. 10,2 % aus. Für dasjahr 2019 prognostiziert der HDE einen Anteil von ca. 10,9 %. Der Anteil des Online-Handels am gesamten Einzelhandelsumsatz wird gemäß dem HDE so­mit auch zukünftig ansteigen.8

Doch trotz des vorbezeichneten Wachstumes erlangt der E-Commerce bei weitem nicht das Umsatzvolumen des stationären Einzelhandels. Im Jahr 2018 setzte dieser ca. 471,4 Mrd. Euro um. Laut des HDE soll der Umsatz im Jahr 2019 erneut um ca. 1,2 Prozent­punkte auf ca. 477,0 Mrd. Euro steigen. Obwohl der stationäre Einzelhandel im Jahr 2018 insgesamt ca. 89,8 % des Einzelhandel-Umsatzes ausmachte, was für den Online-Handel wie erwähnt einen Anteil von ca. 10,2 % bedeutete, stieg letzterer in den vergangenen Jah­ren deutlich stärker an. Der HDE prognostizierte für das Jahr 2019 einen weiteren Zu­wachs von ca 9,1 Prozentpunkten.9

3.3 Entwicklung der Mietpreise und Leerstandsquoten

Das überproportional starke Wachstum des E-Commerce beeinflusst die Mieten mehr oder weniger stark. Die Mietpreise haben sich je nach Lage unterschiedlich stark verändert. Am wenigsten spürbar sind die Auswirkungen des E-Commerce in den A-Städten und Groß­städten, die die höchste Frequentierung und die höchsten Umsätze erzielen. Das Miet­preisniveau in den Top-Lagen befindet sich zurzeit auf einem sehr hohen Niveau. Unge­achtet dessen konnten viele dieser Standorte die hohen Mietpreise im Jahr 2018 weiterhin erzielen. Nach Angaben von BNP Paribas konnten von den 64 regelmäßig analysierten Städten 38 eine unveränderte Spitzenmiete aufweisen. In 24 Städten sind die Mietpreise hingegen zwischen 2,0 % und 11,0 % gefallen. Ausschließlich Düsseldorf und Saarbrücken erreichten leicht erhöhte Mieten. München ist im vergangenen Jahr nach wie vor die Stadt mit den höchsten Einzelhandelsmieten, dicht gefolgt von Berlin und Frankfurt am Main.10 Grund dafür, dass diese Spitzenmieten in den la-Lagen weiterhin erzielt werden können, ist unter anderem der wachsende Wettbewerbsdruck durch den Online-Handel. Dieser sorgt dafür, dass nur noch die Top-Standorte nachgefragt werden, da hierbei das Risiko geringer ist, wirtschaftlich erfolglos zu sein. Das Angebot an Immobilien in den la-Lagen kann die Nachfrage zudem nicht bedienen. Zusätzlich gibt es viele Einzelhändler, die diese Lagen unbedingt besetzen wollen. Außerdem wollen immer mehr internationale Marken den Markteintritt in Deutschland realisieren und stellen hohe Anforderungen an die Stand­orte, die Randgebiete nicht erfüllen können.11 Insgesamt ist weiterhin mit einer Stagnation bzw. einem leichten Rückgang der Mieten in la-Lagen und Großstädten zu rechnen, denn eine weitere Steigerung der Mieten ist wie auch die Analyse des BNP Paribas belegt, eher unrealistisch. Durch die anhaltende Flächennachfrage bleiben die Mieten jedoch vorerst auf dem hohen Niveau.12

Auch für die Einzelhandelslagen in Groß- und Mittelstädten, die eine gute wirtschaftliche und sozio-demografische Entwicklung aufweisen, werden sich die negativen Auswirkungen in Grenzen halten. Voraussetzung ist jedoch dem Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten.13 Für Mittelstädte mit schwächeren Rahmenbedingungen, die sich im Umkreis von Groß­städten befinden, ist eine größere Gefährdung hinsichtlich wachsender Leerstände und sinkender Mieten zu erwarten.14

Hauptsächlich werden Geschäfte in Randgebieten oder in kleineren Städten die positive Entwicklung des Online-Handels verspüren. Umso kleiner die Stadt und umso geringer ihre Handelsbedeutung, desto stärker wird sie betroffen sein.15 Die Nachfrage und die Mietpreise werden weiter abnehmen, es werden höhere Leerstandsquoten erwartet. Dies wird unter anderem durch ungünstige sozio-demografische und wirtschaftliche Aspekte, geringe Einkaufserlebnisse und einem Mangel an bekannten Ankermietem verstärkt.16

3.4 Veränderung der Renditen

Die positive Entwicklung der Vermietungsmärkte machen Einzelhandelsimmobilien für Investoren zu einer attraktiven Anlageform. Nicht nur nationale, sondern auch internatio­nale Investoren sehen in deutschen Einzelhandelsimmobilien großes Potential. Im Jahr 2017 wurde in Deutschland ein Transaktionsvolumen von 14,1 Mrd. Euro umgesetzt. Da­mit wurde das zweitbeste Ergebnis seit 2010 erzielt. Außerdem bedeutete dies eine Um­satzsteigerung für den Investmentmarkt von Einzelhandelsimmobilien in Höhe von 11,0 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz des Investmentmarktes für Einzelhandelsimmobi­lien stieg demnach in den vergangenen Jahren an. Bedingt durch die hohe Nachfrage sind die Nettoanfangsrenditen gesunken. Besonders in den sieben A-Standorten wird dies deut­lich. Die Nettoanfangsrendite der sieben Standorte lag im Jahr 2017 im Mittel bei 3,16 %. Imjahr 2016 betrug der Mittelwert noch 3,47 %.17 Allerdings werden für die zweite Hälfte des Jahres 2019 konstante Werte für die Spitzenrenditen erwartet.18

[...]


1 Vgl. Handelsverband Deutschland: E-Commerce Umsätze, Berlin, Stand: o.J., https://einzelhandel.de/ ?option=com_content&view=article&id=1889, Letzter Zugriff 22.08.2019.

2 Vgl. Heinemann, G. (2018): Der neue Online-Handel, 9., vollständig überarbeitete Auflage, Wiesbaden, S. 332-336.

3 Vgl. ebd. S. 332-336.

4 Vgl. Deutsche Hypothekenbank: Perspektiven der Einzelhandelsimmobilienmärkte in Deutschland, S. 6—7.

5 Vgl. Deutsche Hypothekenbank: Einzelhandelsimmobilienmärkte in Deutschland, Hannover, Stand: 2015, https://www.deutsche-hypo.de/content/uploads/2015/09/Deutsche-Hypo_Global-Markets_Einzelhandels immobilien-2015.pdf, Letzter Zugriff 09.09.2019, S. 17—18.

6 Vgl. ebd. S. 19.

7 Vgl. Deutsche Hypothekenbank: Perspektiven der Einzelhandelsimmobilienmärkte in Deutschland, S. 7.

8 Vgl. Handelsverband Deutschland: Wachstumsdifferenz im Handel, Berlin, Stand: o.J., https://einzelhandel.de/?option=com_content&view=article&id=11865, Letzter Zugriff 22.08.2019.

9 Vgl. ebd.

10 Vgl. BNP Paribas Real Estate GmbH: Retailmarkt Deutschland, Köln, Stand: 2019, https:// www.realestate.bnpparibas.de/upload/docs/application/pdf/2019-04/bnppre-einzelhandelsimmobilien markt-deutschland-property-report-2019.pdf?id=p_1712901&hreflang=de, Letzter Zugriff 05.09.2019, S. 10.

11 Vgl. Deutsche Hypothekenbank:Perspektiven der Einzelhandelsimmobilienmärkte in Deutschland,S.10—ll.

12 Vgl. ebd.

13 Vgl. Vomholz, G. (2017): Entwicklungen und Megatrends der Immobilienwirtschaft, 3. Auflage, Ber- lin/Boston, S. 211.

14 Vgl. Vomholz, G. (2019): Digitalisierung der Immobilienwirtschaft, 1 Auflage, Berlin/Boston, S. 194—196.

15 Vgl. ebd. S. 196.

16 Vgl. Vomholz (2017): Entwicklungen und Megatrends der Immobilienwirtschaft, S. 211.

17 Vgl. Feld, L. P. u.a.: Frühjahrsgutachten Immobilienwirtschaft 2018, Berlin, Stand: o.J., https://www.zia- deutschland.de/fileadmin/Redaktion/Pressemitteilungen/Downloads/Fruehjahrsgutachten_2018 _Zusammenfassung.pdf, Letzter Zugriff 01.09.2019, S. 9.

18 Vgl. Jones Lang LaSalle SE: Einzelhandelsmarktüberblick, o.O., Stand: 2019, https://www.jll.de/content/dam/jll-com/documents/pdf/research/emea/germany/de/Einzelhandels marktueberblick-JLL-Deutschland.pdf, Letzter Zugriff 26.08.2019, S. 5.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
E-Commerce als Herausforderung für den Einzelhandel. Reaktion des stationären Handels
Hochschule
EBZ Business School (ehem. Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
18
Katalognummer
V1021101
ISBN (eBook)
9783346435583
Sprache
Deutsch
Schlagworte
e-commerce, herausforderung, einzelhandel, reaktion, handels
Arbeit zitieren
Elena Leppen (Autor:in), 2019, E-Commerce als Herausforderung für den Einzelhandel. Reaktion des stationären Handels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1021101

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